ForscherInnenwerkstatt Physik Aufgabe 2 Graz, 04-2016 Lösung Thermospannung 1. Das Thermometer zeigt eine kleine Spannung an (im Bereich einiger mV). Die Spannung nimmt mit der Temperaturdifferenz zu. Die Spannung hängt auch von den verwendeten Metallen ab. 2. Erklärung: Siehe auch Aufgabe 1 Die auftretende Spannung lässt sich durch den SeebeckEffekt erklären. Beim Seebeck-Effekt entsteht zwischen zwei Punkten eines elektrischen Leiters, die unterschiedliche Temperaturen aufweisen, eine elektrische Spannung. Dieser Effekt wird bei Thermoelementen und thermoelektrischen Generatoren genutzt. Die Spannung entsteht durch Thermodiffusionsströme: Ein elektrischer Leiter besteht aus freien Elektronen und positiv geladenen Atomrümpfen. Eine bestimmte Temperatur bedeutet, dass sich die im Material gespeicherte thermische Energie auf die Bewegungsenergie der Elektronen (elektronische Wärmekapazität, elektronische Wärmeleitung) und die Schwingungsenergie der Atomrümpfe (phononische Wärmekapazität, phononische Wärmeleitung) aufteilt. Das Verhältnis ist hierbei eine für das jeweilige Material typische Konstante. Folglich besitzen die Elektronen am heißen Ende eine höhere Bewegungsenergie als die Elektronen am kalten Ende des Leiters. Die größere Bewegungsenergie bewirkt nun, dass sich die „heißen“ Elektronen im Leiter stärker verteilen als die „kalten“, was zu einem Ungleichgewicht führt, da die Elektronendichte am kalten Ende zunimmt. Dies geschieht genau so lange, bis die durch dieses Ungleichgewicht aufgebaute elektrische Spannung dafür sorgt, dass ein gleich großer Strom „kalter“ Elektronen auf die heiße Seite fließt. Die entstehende Spannung ist bestimmt durch: mit ΔT Temperaturdifferenz α - Seebeck-Koeffizient oder so genannte „Thermokraft“ zwischen den Leiterenden Der Seebeck-Koeffizient hat die Dimension einer elektrischen Spannung pro Temperaturdifferenz (V/K). Die Temperaturabhängigkeit dieser Konstante ist relativ gering. Für die Größe dieses Koeffizienten siehe Thermoelektrische Spannungsreihe. Technisch lässt sich dieser Effekt so zunächst nicht anwenden, da die Abgriffpunkte für die Spannung i. A. auf gleicher Temperatur sind und somit zwei Temperaturgradienten existieren, die sich in Ihrer Wirkung gegenseitig aufheben. Zur technischen Anwendung sind zwei verschiedene elektrische Leiter(materialien) nötig, die sich in ihrer elektronischen Wärmekapazität bzw. ihrem Seebeck-Koeffizienten unterscheiden, d.h. bei gleicher Temperatur haben die Elektronen in beiden Leitern unterschiedliche Bewegungsenergien. Bringt man diese verschiedenen Leiter miteinander in Kontakt, entsteht ein Thermoelement. 1 Nur für SpezialistInnen: Es wird ein Diffusionsstrom höherenergetischer Elektronen in Richtung des Leiters mit den niederenergetischen Elektronen entstehen, bis wiederum ein Gleichgewicht entsteht. Auch hierbei wird man bei Fehlen eines Temperaturgradienten noch keine Spannung messen. Wenn man jedoch zwei Leitermaterialien, hier bezeichnet mit A und B, in der Reihenfolge A-B-A in Kontakt bringt, deren Anschlüsse am Anfang und am Ende von A die Temperatur TU (in der Regel die Umgebungstemperatur) haben, der Übergang A-B auf der Temperatur TH und der Übergang B-A auf der Temperatur TC ist, so tritt an den Anschlüssen eine Spannung (die Thermospannung) auf. Die Thermospannung U beträgt: mit αA Seebeck-Koeffizient αB - Seebeck-Koeffizient des Leiters B des Leiters A Wie man sieht, ist die entstehende Spannung unabhängig von der Umgebungstemperatur und lediglich von der Temperaturdifferenz (TH − TC) der Kontaktstellen abhängig. Die Thermokräfte der Werkstoffe werden als sogenannter k-Wert relativ zu Platin für eine Temperaturdifferenz von 100 Kelvin angegeben. Diese k-Werte der Materialien lassen sich in eine sogenannte Thermoelektrische Spannungsreihe einreihen: Material k / (mV/100K) Konstantan −3,2 Nickel −1,9 Platin 0,0 per Def. Wolfram 0,7 Kupfer 0,7 Eisen 1,9 Nickelchrom 2,2 Silizium 45 Die Thermospannung eines Thermoelementes ist weitgehend linear von der Temperatur abhängig. Sie ergibt sich zu: 2