biomed_Heft_0506 16.11.2006 11:25 Uhr Seite 23 wissenschaft & praxis zündungsvermittler entstehen können. Man nennt das auch kompetetive Hemmung. Betrachten wir zunächst einmal die entzündungsfördernde Arachidonsäure: Die rheumatoide Arthritis ist eine Erkrankung, bei der andauernSie wird in jedem de Entzündungsprozesse die Gelenke angreifen, woraus Schmertierischen und – in gezen und Bewegungseinschränkungen sowie Gelenksdeformierunringen Mengen – menschlichen Organisgen resultieren, und die in jedem Alter auftreten kann. mus gebildet und zwar aus der pflanzlichen esMehr als die Hälfte aller an rheumatoider Ar- senziellen ω-6-Fettsäure – der Linolsäure. Zum größten Teil thritis erkrankten PatientInnen weist eine er- nimmt man die AAS durch die Nahrung auf. AAS befindet sich nur in Fleisch und deren Erzeugnisse wie bliche Vorbelastung auf. Frauen erkranken etwissenschaft & praxis Wurst und dergleichen. wa drei Mal häufiger als Männer. Diese Fettsäure wird in die Zellwände aller Körperzellen Aber nicht nur Gelenke können davon betroffen sein, sondern auch innere Organe wie Nieren, Lunge eingebaut und findet sich damit auch in den Zellen des Immunsystems. und sogar Blutgefäße. Der Name „Arachidonsäure“ leitet sich von der Erdnuss Ursache bzw. auslösend können körperlicher Stress, Witterungseinflüsse, Traumen, hormonelle Belastungen (z.B. bei (Arachis hypogaea) her, aus der die Arachidonsäure zuerst isoliert wurde. Geburten) und psychische Verfassung sein. Wie schon erwähnt, gibt es einen sehr wirkungsvollen Zuerst ist einmal klar zu stellen, dass man Rheumatismus (und all seine Formen) nicht mit einer veränderten Gegenspieler der Arachidonsäure, nämlich die EicosapentaErnährungsweise heilen kann. Man kann die Symptome lin- ensäure (EPA). Sie ist eine mehrfach ungesättigte ω-3-Fettsäudern und den Entzündungsprozess stark einschränken. Das re. Auch diese wird – nur in geringen Mengen – im Körper aus aber bedeutet schon eine große Steigerung der Lebensqualität der essenziellen α-Linolensäure gebildet. Diese α-Linolensäure und daher wird leider der Ernährung viel zu wenig Beachtung ist vor allem in Pflanzenölen wie Leinöl (55%), Walnussöl (14%), Rapsöl (11%), Sojaöl (8%), Distelöl und Weizengeschenkt. keimöl enthalten. Aber vor allem ist sie reich in bestimmten Fischarten vorhanden. Bedeutung der Fettsäuren – Eikosanoide Ernährungstherapeutische Maßnahmen, z.B. Fasten mit (Entzündungsmediator) einer sich anschließend vorwiegend vegetarischen Ernährung, Es ist sehr wichtig für die Diät, die Wirkungsweisen der können zu einer deutlichen Besserung der Symptome beibeiden Fettsäuren zu verstehen. tragen. Auch die Verabreichung von Fischölen (Hering, MakSo wie die ω-6-Fettsäure – die Arachidonsäure (AAS) – ei- rele, Lachs, Thunfisch) hat sich als symptomlindernd ernen Entzündungsprozess fördert, hemmt die ω-3-Fettsäure – wiesen. die Eicosapentaensäure (EPA) – die Entstehung einer EntAusreichend versorgt sollte man mit den Antioxidantien zündung. EPA besitzt eine ähnliche chemische Struktur wie die sein, besonders mit Vitamin E und C sowie Selen. Arachidonsäure. Sie bindet an den gleichen Rezeptoren in n vorwiegend vegetarische Kost der Zellwand an, löst aber dabei nicht die Bildung entzün- n Beschränkung des Fleisch- und Wurstverzehrs auf zwei dungsfördernder Substanzen aus. Aus diesem Grund konMal pro Woche kurrieren EPA und AAS um die gleichen Enzyme. Weil aber n Bevorzugen von hochwertigen Pflanzenölen, besonders diese Enzyme zur Bildung entzündungsvermittelnder Subvon solchen mit einem hohen Gehalt an Linolensäure stanzen notwendig sind, verhindert EPA, dass vermehrt Ènt(z.B. Soja-, Raps-, Walnuss- oder Leinöl) Rheumatismus und Ernährung – ein Zusammenhang? 23 biomed_Heft_0506 24 16.11.2006 11:25 Uhr Seite 24 wissenschaft & praxis n tierische Fette stark reduzieren (fette Milch und Milchprodukte, Wurst, Eier) n regelmäßiger Verzehr von Seefischen, eventuell Supplementierung von Fischöl n ausreichende Zufuhr der antioxidativ wirkenden Vitamine C und E sowie von Selen und Zink, eventuell als Supplemente n Vermeiden von Lebensmitteln, die sich als schubauslösend erwiesen haben n Borretschöl, Kernöl, Nachtkerzenöl, schwarze Johannisbeere, Primelöl sind besonders positiv wirksam (entzündungshemmend) (gibt es in Kapselform) n Calciummangel könnte den Rheumatismus verstärken Vitamin E: Weizenkeimöl, Leinsamen, Sonnenblumenöl, Maiskeimöl, Haselnüsse, Hering, Makrele, Olivenöl, Keime, Erdnüsse Vitamin C: Acerolakirsche, Hagebutte, Sanddorn, Schwarze Johannisbeere, Paprika, Rosenkohl, Brokkoli, Fenchel, Grünkohl, Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Spinat, Mangold, Lauch, Feldsalat, Chinakohl, Kiwi, Kartoffeln. Spurenelement Selen: Fische, Sonnenblumenkerne, Sojabohnen, Leinsamen, Naturreis, Getreide (USA), Fleisch, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Eier, selenangereichertes Brot, Gemüse, Hefe, Pilze, Nüsse, Käse, Milch, Topfen (Quark), Joghurt, Beerenfrüchte. Die Fastenkur (sehr zu empfehlen) 7-10 Tage totales Fasten: d. h. Morgen, Mittag und Abend je ca. 300ml Gemüse- oder Obstsäfte (am besten frisch gepresst); dazwischen trinken: Kräutertee, Wasser; anschließend 3-5 Monate vegane Ernährung: nur Getreideprodukte, Obst und Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte. Danach am besten vegetarische Ernährung, d. h. erweitern mit Milch und Milchprodukten (fettarm!) und Fisch; wenig Eier. Es gibt eine Kur, die sehr positiv auf diese Erkrankungen wirkt: › Wacholderbeeren: Am 1. Tag isst man 4 Stück; am 2. Tag 5 Stück; am 3. Tag 6 Stück › bis zum 12. Tag je um 1 Stück steigern. So kaut man am 12. Tag 15 Stück Beeren. Am 13. Tag isst man 14 Stück; am 14. Tag 13 Stück und reduziert, bis man wieder bei 4 Stück angelangt ist. Wirkt sehr gut blutreinigend, hilft auch gegen Gicht, Gelenksschmerzen und eventuell bei Migräne. Empfehlenswerte Lebensmittel Nun gibt es auch einige Lebensmittel bzw. Kräuter, die bei Rheuma zu empfehlen sind: n Algen erleichtern die Symptomatik bei Rheuma n Brennesselblätter (Tee) n Vogelmiere (Tee) n Sellerie bringt Linderung n 2-3 Gläser/Tag Preiselbeersaft oder Tee aus den Blättern des Preiselbeerstrauches n Himbeeren n Spargel und Zitrone wirken lindernd n Kren! n Senfumschläge n Grüntee (stark antioxydative Wirkung) n Petersilie n Ysoptee Henrike Markula Diätologin Pensionsversicherungsanstalt, Sonderkrankenanstalten SKA-RZ Bad Ischl Bereich Medizin [email protected]