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Angewandte Nanopartikelforschung
Nanomaterialien in der Mikrowelle
A. Härter
N
anopartikel besitzen größenabhängige Materialeigenschaften. Je nach
Anwendungsgebiet ist deshalb eine
genaue Größenverteilung erforderlich, um
Nanopartikel mit definierten Eigenschaften zu erhalten. Größenverteilung und
Materialeigenschaften können durch das
Herstellungsverfahren gezielt beeinflusst
werden. Die Mikrowellen-unterstützte
Synthese hat sich dabei als sehr vorteilhaft erwiesen.
Unter Mikrowellenbestrahlung können Nanopartikel mit genauester Parameterkontrolle synthetisiert und die gewünschten
Partikeleigenschaften und Partikelgrößen
gezielt eingestellt und verändert werden.
Im Vergleich zu konventionellen Verfahren können Synthesen in wenigen Minuten
statt Stunden durchgeführt werden. Dieser
Artikel stellt einige Anwendungsbeispiele
zusammen.
Synthese von ZnS-Nanokristallen
ZnS-Nanokristalle sind Halbleitermaterialien mit größenabhängigen optischen und
elektrooptischen Eigenschaften. In diesem
Beispiel wurden ZnS-Nanokristalle aus
Zink­acetat mit Thioacetamid in Gegenwart
von Pyridin und Triphenylphosphit unter
Mikrowellen- und konventioneller Heizung
synthetisiert [1]. Die wesentlichen Reaktionsparameter (Temperatur, Zeit) wurden
konstant gehalten.
Im Vergleich konnten deutliche Unterschiede zwischen den erzeugten Kristallen
beobachtet werden. Die in der Mikrowelle
hergestellten Kristalle zeigten größere, gut
definierte, sphärische Agglomerate, die eine
kompakte Masse bildeten, während die konventionell hergestellten Kristalle zusätzliche
gewinkelte Objekte bildeten und lockerer
gepackt waren (siehe Abb. 1). Die homogenere und schnellere Erwärmung der Reakti-
onsmischung im Mikrowellenfeld führte zu
einer morphologisch einheitlicheren Kristallstruktur.
Synthese von CdSe-Quantenpunkten
Quantenpunkte sind halbleitende Nano­
partikel mit größenabhängig veränderlichen
photophysikalischen Eigenschaften. Traditionell werden diese durch konventionelle
Techniken synthetisiert. Zwischenzeitlich
erfreut sich auch hier die Mikrowellenbestrahlung wegen der kurzen Synthesezeiten
zunehmender Beliebtheit.
Die Synthese von CdSe-Quantenpunkten
erfolgte aus Selendioxid und verschiedenen Cadmiumquellen. Oktadekan wurde als
Lösungsmittel und Reduktionsmittel verwendet. Während der Synthese bei 240 °C für 5
Minuten wurde der Zeitpunkt der Zugabe
von Ölsäure moduliert. Die Größenverteilung
Die durch Mikrowellenstrahlung erreichten
kurzen Reaktionszeiten vereinfachen die
Herstellung von Nanomaterialen.
der Partikel wurde durch Röntgenkleinwinkelstreuung mit dem
System für Röntgenkleinwinkelstreung Saxspace untersucht [2].
Die Größenverteilung der
Partikel konnte durch die Cadmiumquelle, den Zeitpunkt und
die Menge der Ölsäurezugabe
maßgeblich beeinflusst werden. Die Größenverteilung der
CdSe-Quantenpunkte lag je nach
Methode in einem Bereich von
0,5 nm bis ­4 nm mit einer engen
Größenverteilung.
Durch den Einsatz von Mikrowellenstrahlung konnten die
Syntheseparameter schnell verändert und optimiert werden.
Weiterführend konnten durch
den Einsatz von Siliziumkarbidgefäßen und einer dualen Temperaturmessung nicht-thermale
Effekte durch Mikrowellenstrahlung ausgeschlossen und der
Weg für die Herstellung größerer Mengen geebnet werden.
Nanokomposit-Kathoden
für Lithium-Ionen-Akkus
Leistungsstarke Lithium-Ionen-Akkus haben den Markt
tragbarer Elektronikgeräte revolutioniert. Die hohen Herstellungskosten und Sicherheitsrisiken der häufig verwendeten LiCoO 2 -Kathoden
sind immer noch ein Problem.
In den letzten Jahren stellen
Carbon-beschichtete LiFePO4Kathoden eine Erfolg versprechende Alternative dar.
Ihre Synthese ist jedo­ch mit
langen Reaktionszeiten ­
(5 h bis 25 h) im Autoklaven
bei 140 °C bis 200 °C verbunden. Durch Erhitzen der Reaktionsmischung (LiOH/H3PO4 und
wässriges FeSO4) unter Mikrowellenstrahlung für 5 bis 15
Minuten konnten hochkristalline LiFePO4-Stäbchen einfach
und bequem bei Temperaturen
zwischen 230 °C und 300 °C
im Solvothermal- und Hydrothermalverfahren synthetisiert
werden [3]. Die hergestellten
vergrößerten Nanoröhren zeigten eine geringere initiale Entladungskapazität.
Weiterhin wurde der Effekt
von Ex-situ- und In-situ-Carbonbeschichtungen untersucht.
Während die Ex-situ-Beschichtung nachträglich durch Erhitzen der gewonnenen LiFePO4Partikel mit Saccharose auf
700 °C erfolgte, wurden In-situBeschichtungen direkt während
der Synthese in Gegenwart von
Glukose als Eintopfsynthese,
gefolgt von 1 h bei 700 °C unter
einer reduzierenden Gasatmosphäre (H2/Ar), durchgeführt
[3,4].
In beiden Fällen wurden
LiFePO4/C-Nanokomposite mit
einem typischen LiFePO4-Kern
und einer Kohlenstoffhülle synthetisiert, die hervorragende
elektrochemische Eigenschaften
in Bezug auf Lithium-Speicherkapazität, Ladezyklen sowie Performance und Übertragungsvermögen zeigen.
Synthese von Eu3+-dotierten
Metalloxid-Nanopartikeln
Auch Seltenerdmetalloxid-Nanopartikel können durch Mikrowellen-unterstützte Hydrothermalverfahren schnell und effektiv
synthetisiert werden. Herkömmliche Verfahren erfordern hingegen lange Laufzeiten bei hohen
Temperaturen in schwer bedienund kontrollierbaren Autoklavensystemen. Die Synthese von
nanostrukturierten Europiumdotierten Seltenerdmetalloxiden
(La2O3 und Y2O3) erfolgte mit
Hilfe des Mikrowellenreaktionssystems Multiwave Pro von
Anton Paar als Parallelsyntheseansatz. Innerhalb eines einzigen
Laufs konnten verschiedene Setup-Varianten
(Konzentration, Molverhältnis) getestet und
unterschiedliche Partikel hergestellt werden.
In einer Reaktionszeit von 6 Minuten
konnten dotierte Y2O3-Nanostäbchen mit
einer Länge von 100 nm bis 300 nm und La2O3
Nanowhisker mit einer Länge von 0,1 µm bis
2 µm synthetisiert werden. Zudem zeigten die
Partikel deutlich höhere PhotolumineszenzIntensitäten im Vergleich zu konventionell
hergestellten Lanthan-Oxid Partikeln [5,6].
Umweltfreundliche Synthese
von AlPO-18 Nanomaterialien
Aluminium-basierte nanostrukturierte Molekularsiebe sind bei der Herstellung von Membranen, optischen Beschichtungen und in
der medizinischen Diagnostik weit verbreitet. Der übermäßige Einsatz von organischen
Additiven (z. B. Aminen oder Ammoniumsalzen), organischen Vorläuferverbindungen
und Lösungsmitteln bei ihrer Herstellung ist
jedoch mit Umweltproblemen und erhöhten
Produktionskosten verbundenen.
Durch die Anwendung Mikrowellen-unterstützter Hydrothermalsynthese wurde eine
mehrstufige, umweltfreundliche Syntheseroute unter Rückgewinnung der nicht umgesetzten Substrate etabliert. Das Produkt wurde
nach jedem Zyklus abzentrifugiert und der
Überstand in den nachfolgenden Zyklen wiederverwendet. Das verbrauchte Al2O3, wurde
ebenso wie P2O5 und die organischen Additive ergänzt [7].
Die Kristallisationsrate der AlPO-18 Nanokristalle konnte durch die Anwendung von
Mikrowellen erhöht und über die Zyklen konstant gehalten werden. Die gewonnenen Partikel zeigten einen gleichen Grad an Kristallinität und eine gleichmäßige Partikelgröße.
Zudem wurde der Prozess von üblicherweise 50 h bei ca. 100 °C extrem beschleunigt.
Die Reaktionen wurden bei 150 °C in 10 Minuten durchgeführt, was neben der Zeitersparnis zu einer immensen Energieersparnis führt.
Alles in allem konnten mit dem entwickelten
Verfahren die Produktionskosten und Entsorgungskosten von Abfällen deutlich reduziert
werden.
TiO2-Nano-Katalysatoren
Die Umwandlung von Biomasse in Kraftstoff
bietet eine vielversprechende Alternative
zur Verwendung von Erdöl. Dabei wird die
Biomasse durch säurekatalysierte Dehydratisierung von Xylose mit einer 50%-igen
Ausbeute in Furfural umgewandelt. Auf der
Suche nach verbesserten und umweltfreundlicheren Katalysatoren wurden Nanokata-
Abb. 1: SEM-Aufnahmen von ZnS-Nanokristallen: (A) Mikrowelle, (B) konventionelle Reaktionsführung. Adaptiert mit Genehmigung von Inorg. Chem. 2008, 47 (8), 3014-3022, Copyright
2014, American Chemical Society
lysatoren unter Mikrowellenstrahlung aus
TiO2/Kohlenstoff synthetisiert und bewertet.
Für die Synthese wurden der Kohlenstoff
zusammen mit Benzylalkohol und Titan(IV)Isopropoxid unter Inertgas für 10 Minuten
auf 240 °C erhitzt. Der resultierende Feststoff
wurde durch Zentrifugation abgetrennt, in
Ethanol gewaschen und getrocknet [8]. TEMAufnahmen der synthetisierten TiO2-Nanopartikel zeigten eine vollständig und selektiv
mit Metalloxid überzogene Kohlenstoffoberfläche. Diese Resultate können auf selektive
Kopplungseigenschaften (hot spots) der Ausgangsmaterialien im Mikrowellenfeld zurückgeführt werden.
Für die katalytischen Tests wurde
D-Xylose mit Katalysator in H2O/Toluol
unter Stickstoff-Atmosphäre auf 170 °C im
Mikrowellenreaktor erhitzt. Der Katalysator
wurde nach jedem Lauf durch Zentrifugation
zurückgewonnen. Die Ausbeute an Furfural
konnte auf 67 % gesteigert werden.
Zusammenfassung
Die durch Mikrowellenstrahlung erreichten kurzen Reaktionszeiten vereinfachen
die Herstellung von Nanomaterialen beträchtlich. Mikrowellenreaktoren ermöglichen einen einfachen Zugang zu hohen
Temperaturen und Drücken, die sonst nur
zeitaufwändig in speziellen Autoklaven erreicht werden können. Speziell Solvothermal- und Hydrothermalsynthesen können
in einem Bruchteil der Zeit durchgeführt
werden.
Weitere Beiträge zum Thema:
http://bit.ly/Materialforschung
Größe und Morphologie der Nanopartikel können durch leichte Veränderungen der
Reaktionsbedingungen erheblich variieren.
Deshalb sind eine exakte Temperaturmessung
und Druckkontrolle wesentliche Eigenschaften eines modernen Mikrowellenreaktors,
um einen dauerhaften Reaktionserfolg zu
gewährleisten. Weiterhin ist die exakte Reaktionstemperatur ein entscheidender Parameter, um ein optimiertes Reaktionsprotokoll in
einen größeren Maßstab zu übertragen.
Referenzen
[1] Rath T. et al.: Inorg. Chem, 47, 3014, (2008)
[2] Moghaddam M. M. et al.: Nanoscale 4, 7435
(2012)
[3] Murugan A. V. et al.: J. Phys. Chem. 112,
14665, (2008)
[4] Muraliganth T. et al.: J. Mater. Chem. 18,
5661, (2008)
[5] Murugan A. V. et al.: J. Phys. D: Appl. Phys.
3974, (2006)
[6] Murugan A. V. et al.: Appl. Phys. Lett.
123120, (2006)
[7] Ng E.-P. et al.: Green Chem. 10, 1043, (2008)
[8] Russo P. A. et al.: RSC Advances, 3, 2595,
(2013)
KONTAKT |
Dr. Andrea Härter
Anton Paar Germany GmbH
Ostfildern
Tel.: 0711/720910
Fax: 0711/7209130
[email protected]
www.anton-paar.com
Mehr Informationen:
http://bit.ly/Nanopartikel
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