Minitrampolin GERÄTTURNEN Mit Leichtigkeit zu Höhenflügen Das Kinder- und Jugendturnen muss die zunehmenden Einschränkungen von Frei-, Spielund Bewegungsräumen unserer Lebenswelten, die gleichzeitig auch eine Verarmung der unersetzlichen sinnlichen Erfahrungen bedeuten, durch den Zugang zu attraktiven, wertvollen Bewegungs- und Sinneserfahrungen auszugleichen suchen. Das Minitrampolin (MT) – eines der beliebtesten Turngeräte bei Kindern und Jugendlichen – bietet sich dabei in besonderem Maße an. Es verhilft durch seine Wurfkraft auch den Anfängern und durchschnittlich Begabten mit Leichtigkeit zu Höhenflügen und damit zu spannenden Bewegungserlebnissen und seltenen Grenzerfahrungen. Darüber hinaus ist das Gerät als pädagogisch wertvoll einzustufen. Seine vielfältigen und mehrperspektivischen Einsatzmöglichkeiten unter unterschiedlichen Sinnperspektiven (z. B. Wagnis, Eindruck, Ausdruck) können das Turnen in besonderer Weise bereichern. Faszination „Salto“ und Voraussetzung zur sicheren Verwirklichung 32 Insbesondere die Körperdrehung in der Luft, der freie Überschlag (Salto) also, übt eine ungeheure Faszination auf die Menschen aus, sodass selbst Anfänger (meist viel zu früh!) den Salto als Übung einfordern. Zunächst müssen jedoch die entsprechenden Voraussetzungen sowohl im Umgang mit dem Gerät durch Fußsprünge als Grundsprünge erarbeitet werden als auch vielfältige Kopfunter-, Roll-, Drehund Überschlagserfahrungen gesammelt werden, nicht zu vergessen: das Training der Helfermaßnahmen (Drehgriff an den Oberarmen (Abb. 1a) bzw. Helfergriff am Rumpf (Bauch-Rücken, Abb. 1b u. c). Voraussetzung: Sprungtechnik a) Anlauf Die Qualität des Anlaufs entscheidet über die Qualität der Sprünge. Zur Einführung wird ein kurzer Anlaufweg gewählt. Erst mit zunehmender Sicherheit und Technik – Anlauf, Einsprung, Absprung, Sprungausführung und Landung betreffend – wird die Länge und Geschwindigkeit des Anlaufs erhöht. Dann kann auch der Neigungswinkel des Trampolins verstärkt werden, sodass trotz des stärkeren und schnelleren Vortriebs durch die schrägere Absprungfläche mit der höheren Seite zur Landematte eine hohe Flugkurve erreicht werden kann. b) Einsprung Aus dem Anlauf erfolgt der einbeinige, hohe Absprung vom Boden mit dem Sprungbein und der hüftbreite, beidbeinige Einsprung in die Mitte des Tuchs. Die Arme werden dabei gleichzeitig nach hinten geführt. Der Körper ist beim Einsprung in leichter Rücklage und bleibt trotz der kurzfristigen Beugung der Kniegelenke gespannt. c) Absprung Die aktive Streckung der Gelenke beim Absprung (von der ganzen Sohle abdrückend, wobei die Fußballen das Tuch zuletzt verlassen) sowie das schleudernde elastische Tuch ergeben gemeinsam mit dem Doppelarmschwung – von unten hinten nach vorne oben bis kurz vor die Senkrechte – die gewünschte steile Flugkurve. d) Flug Mit nahezu gestreckter Körperhaltung (kein Hohlkreuz) be- Abb. 1a-c: Die Helfer stehen mit einem Fuß auf dem Rahmen nah an der Turnerin, um möglichst nah am eigenen Körperschwerpunkt (KSP) zuerst mit Drehgriff vorwärts an den Oberarmen, später, bei größerer Geübtheit, mit Unterstützung am Bauch und Drehhilfe am Rücken die Turnerin bis zum sicheren Stand unterstützen zu können. e) Landung Bei optimaler Landung sind Körper und Arme bei Bodenberührung schon in Vorspannung gestreckt. Die Rumpfmuskulatur ist stabilisiert, wenn die Beine hüftbreit aufsetzen. Der Schwung wird durch eine leichte Beugung der Kniegelenke aufgefangen. Salto mit der Gummikuh Die „Gummikuh“ (Mattenbarriere) besteht aus einem quer gestellten 4-6-teiligen Kasten, um den eine alte(!), sonst nicht mehr als Landungsmatte genutzte Weichbodenmatte (WBM) herumgebogen und festgeschnallt wird (Spanngurt aus dem Baumarkt). Ein quer gestellter Kasten (auch drei kleine Kästen möglich) zwischen Trampolin und Gummikuh ergibt einen guten Abstand und eine erhöhte Standfläche für den (die) Helfer. Als Landefläche hinter der Gummikuh liegt mindestens eine WBM (siehe Abb. 2). Bewegungsaktionen Die Turner beginnen mit einer gestützten Sprungrolle vorwärts über die Mattenbarriere. Das frühzeitige Öffnen nach dem Abstützen (das Öffnen und das Abb. 3: Unterstützende Hilfe am Bauch und Drehhilfe am Rücken Strecken der Beine nach vorn unten) bereitet die Landung für den späteren freien Salto vor. Mit zunehmender Sprungsicherheit erfolgt der Arm- und Handabdruck immer kurzfristiger, das Öffnen immer früher. Jetzt wird bereits über die Gerätehilfe die richtige technische Ausführung im Kopf eingepflanzt: Mit nahezu gestreckter Körperhaltung (kein Hohlkreuz) beginnt der Flug wie beim Strecksprung nach oben. Die Körperdrehung wird erst kurz vor dem höchsten Punkt der Flugkurve durch Herunterziehen der Arme an die Schienbeine und Beugen des Kopfs und Krümmung des Rückens und Anhocken der Beine eingeleitet. Der freie Salto kann über die Mattenbarriere gesprungen werden. Je enger übrigens die Körperhaltung, desto höher ist die Drehgeschwindigkeit. Bei großer Sprunghöhe und schneller Rotation muss zur Landung früh wieder geöffnet werden. Bei geübten, guten Springern geschieht das Herausstrecken der Abb. 2: Gesichert und gepolstert. Drei nebeneinander gestellte Bänke mit darüber liegenden Turnmatten ergeben eine erhöhte Anlaufbahn (günstig für Kinder und wenig Geübte). Beine nach oben, bei Anfängern meist nach vorne oder unten. Im Gegensatz zum Salto rückwärts ist die Landefläche erst spät sichtbar, sodass es eher zur zu frühen (Landung auf dem Po) oder zur zu späten Landungsöffnung des Körpers kommt (gefährliches Überdrehen; hierzu ein Tipp: Das Überdrehen wird durch sofortiges Abrollen vorwärts nach der Landung aufgefangen. Das Abstützen beim Vorwärtsfallen kann zu Finger-, Hand- und Ellbogenverletzungen führen.). Bei optimaler Landung sind Körper und Arme bei Bodenberührung schon in Vorspannung gestreckt. Die Beine setzen hüftbreit auf und fangen den Schwung durch eine halbe Beugung der Kniegelenke auf. Jürgen Schmidt-Sinns GERÄTTURNEN ginnt der Flug bei sämtlichen Fußsprüngen. Die Arme werden zur Stabilisation eingesetzt. Literatur- und Bildnachweis: Schmidt-Sinns, J.: „Minitrampolin“, Frühjahr 2005, Pohlverlag „An die Geräte mit Spannung und Spaß“. Meyer & Meyer Abb. 4: Und nun guten Flug! 33