Analytische Geometrie Geraden Teil 2 Schnittwinkel von Geraden Innenwinkel im Dreieck Länge von Strecken, Abstände Lotgeraden Dreiecksinhalt November 2005 Datei Nr. 20015 Friedrich Buckel INTERNETBIBLIOTHEK FÜR SCHULMATHEMATIK 20015 Analytische Geometrie 1 Winkel und Abstände 1 Schnittwinkel von Geraden y Grundwissen: Eine Geradengleichung der Form y = mx + n enthält die Steigungszahl m. Ihre Bedeutung liegt darin, dass sie an gibt, wie groß der Tangens des Steigungswinkels ist: m = tan α = 1. Fall: ∆y α ∆x ∆y ∆x x Winkel zwischen einer Geraden und einer Horizontalen. Beispiele: a) g: y = 2x − 1 hat m = 2 d.h. tan α = 2 führt zu α = arctan2 = 63,4o b) y α g: y = −x + 2 hat m = - 1 d.h. tan α = −1. Mit dem Taschenrechner erhält man zu einem negativen Tangenswert meist einen negativen Winkel, d.h. hier α = −45o , was eine Drehrichtung im Urzeigersinn (nach unten) bedeutet. Dazu gehört aber auch ein Winkel zwischen 90o und 180o . Wir rechnen also in diesem Fall: α = 180o − 45o = 135o Merke: Der Schnittwinkel zwischen einer horizontalen Geraden und einer schrägen Geraden wird mit der Formel m = tan α berechnet. x 20015 Analytische Geometrie 2. Fall: Winkel und Abstände 2 Winkel zwischen einer Geraden und einer Vertikalen. g Hinweis: Man berechnet zuerst den Winkel gegen die x-Richtung: x Beispiele: a) g: y = 32 x + 1 und h: x = 3 y h α Aus tan α ' = 32 folgt α ' = 33,7o In diesem Falle subtrahieren wir α ' von 90o : α = 90o − 33,7o = 56,3o g α' x b) g: y = - 2x + 5 und h: x = 2 Wir bestimmen zuerst den Steigungswinkel von g: tan α ' = 2 ( das Minus ist unnötig) also α ' = 180o − 63,4o = 116,6o Davon subtrahiert man 900 : α = 116,6o − 90o = 26,6o y h α α' g 20015 Analytische Geometrie Winkel und Abstände 3 3. Fall: Winkel zwischen beliebigen Geraden. Aufgabe: y g1 Gegeben sind zwei Geraden g2 γ1 g1 : y = m1 x + n1 und g2 : y = m2 x + n2.. γ2 Welche Winkel schließen sie ein ? α1 α2 x Überlegung: Aus den Steigungen kann man die Steigungswinkel α1 und α 2 berechnen. Ihre Differenz ist der erste Schnittwinkel: γ1 = α1 −α 2 . Nun sollte man nicht hergehen, und dies genau so rechnen! Die Trigonometrie liefert uns eine Formel, die es gestattet, den Tangens eines Differenzwinkels γ1 = α1 − α 2 direkt aus den Einzelwinkeln zu berechnen: tan α1 − tan α 2 1+ tan α1 ⋅ tan α 2 und ferner m1 = tan α1 bzw. m2 = tan α 2 , dann folgt_ tan (α1 −α 2 ) = Sie lautet Ersetzt man γ1 = α1 −α 2 tan γ = m1 − m2 1+ m1m2 Die Verwendung des Betrages sichert uns, dass der Tangens einen positiven Wert bekommt, was zu einem Winkel unter 90o gehört. Mit anderen Worten: Diese Formel liefert stets den kleineren der beiden Schnittwinkel. Da dieser Winkel und sein Nebenwinkel zusammen 180o ergeben, berechnet man den zweiten Schnittwinkel durch Subtraktion von 180o . Beispiele: (1) g: y = 2x + 3 h: Schnittwinkelberechnung: 7−2 5 1 = = tan γ1 = 1+ 7 ⋅ 2 15 3 (2) g: g: also γ1 = 18,4o ; y = - 2x + 1 y= h: −2 − 41 − 94 9 9 = = − = 2 1− 2 ⋅ 41 2 2 4 tan γ1 = (3) y = 7x - 5. y = − 34 x + 1 tan γ1 = und h: 11 − 34 + 72 4 = = 3 7 1+ (− 4 ) ⋅ (− 2 ) 1+ 21 8 γ 2 = 180o − 18,4o = 161,6o 1 x+4 4 γ1 = 77,5o und γ 2 = 102,5o y = − 72 x − 1 22 8 29 8 = 22 29 γ1 = 37,2o ; γ 2 = 142,8o 20015 Analytische Geometrie Winkel und Abstände 2 (1) 4 Orthogonale Geraden Eine harmlose Überlegung: Der rechte Winkel besitzt keinen Tangenswert. Je näher sich ein Winkel der 90o Marke nähert, desto größer wird der Tangens, er geht dort nach Unendlich. Dies zeigt sich auch mit der Tangensformel: Wird der Nenner 0, erhalten wir keinen Tangenswert, und dies genau die 90o - Situation, daraus folgt: g1 ⊥ g2 ⇔ m1 ⋅ m2 = −1 ⇔ m2 = − 1 m1 Dies setzt natürlich voraus, dass keine der Steigungen 0 ist, also keine der Geraden horizontal verläuft (die andere wäre dann vertikal). Dies kann man auch problemlos über eine Zeichnung beweisen. Wir setzen wieder voraus, dass keine der Geraden horizontal verläuft, also dass beide Steigungen ≠ 0 sind. g2 Für g1 gilt dann m1 = ∆x 2 = ∆ y 1 ∆y1 ∆x1 g1 ∆y 2 = ∆ x 1 Und für g2 gilt dann m2 = ∆y 2 ∆x 2 ∆y1 Wenn uns vorstellen, dass ∆x1 g2 durch Drehung um den Punkt S um 90O entsteht, dann gilt dasselbe für das Steigungsdreieck von g2. Dann erkennt man, dass ∆x 2 = ∆y1 ist und ∆y 2 = ∆x1 . Und weil bei einer solchen Drehung aus der steigenden Geraden eine fallende wird bzw. umgekehrt, müssen wir noch einen Vorzeichenwechsel durch ein Minuszeichen einplanen. Dann gilt: ∆y 2 ∆x m2 = =− 1 . ∆x 2 ∆y1 Nun berechnen wir das Produkt der beiden Steigungen und erhalten: m1 ⋅ m2 = ∆y1 ∆y1 ∆y 2 ⋅ = ∆x1 ∆x 2 ∆x1 ∆x 1 ⋅ − = −1 !!! ∆y1 20015 Analytische Geometrie Winkel und Abstände 5 Bemerkungen 1. Zwei Geraden „stehen aufeinander senkrecht“ kann man auch so formulieren: Zwei Geraden sind (zueinander) orthogonal. 2. Für die Grundaufgabe: Prüfe nach, ob zwei Geraden orthogonal sind, kann man die Orthogonalitätsbeziehung 1 g1 ⊥ g2 ⇔ m1 ⋅ m2 = −1 ⇔ m2 = − m1 kann man auf zwei Arten anwenden: (1) Man verwendet die mittlere Gleichung m1 ⋅ m2 = −1, setzt also beide Steigungen ein und prüft nach, ob – 1 heraus kommt. 1 m1 und schaut nach, ob die Steigung der einen Geraden der negative Kehrwert der anderen ist. (2) (2) Man verwendet die rechte Gleichung: m2 = − Beispiele zur Grundaufgabe 1: Überprüfung der Orthogonalität: a) g1 : y = 3x + 5 denn es gilt g2 : y = − 31 x + 1 und sind orthogonal, m1 ⋅ m2 = 3 ⋅ (− 31 ) = −1 , oder weil m2 = − 31 der negative Kehrwert von m1 = 3 ist. b) g: : y = − 34 x denn es gilt und sind orthogonal. m1 ⋅ m2 = (− 34 ) ⋅ 34 = −1 , oder weil m2 = (2) y = 34 x + 1 h: 3 3 der negative Kehrwert von m1 = − 34 ist. Grundaufgabe 2: Gleichung einer Lotgeraden aufstellen c) Gesucht ist die Lotgerade von A ( 3 I 1 ) auf g: y = 2x − 5 . Lösung 1 1 =− . mg 2 Mit Hilfe der Punkt-Steigungs-Form erstellt man die Gleichung von L: Aus mg = 2 folgt für die Lotgerade L: 1 y − 1 = − (x − 3) 2 also mL = − 1 5 y =− x+ 2 2 20015 Analytische Geometrie d) Winkel und Abstände 6 Fälle das Lot vom Punkt Z ( - 3 I 3 ) auf g: y = −3x + 1. Zusatzaufgabe: Berechne den Schnittpunkt Lösung Steigung der Lotgeraden mL = − 1 1 1 =− = mg −3 3 Punkt-Steigungs-Form für L: y −3 = 1 (x + 3) 3 d.h. y= 1 x+4 3 Zusatzaufgabe: 1 x + 4 = −3x + 1 3 9 ergibt xF = − 10 37 und durch Einsetzen in g: yF = . 10 Schnittpunkt F von g und Z : Ergebnis: Lotfußpunkt F ( − 9 37 I ) 10 10 20015 Analytische Geometrie Winkel und Abstände 3 Winkel im Dreieck Rest auf der Mathe-CD 7