LIFE+-Projekt ‚Rheinauen bei Rastatt‘ LIFE 09 NAT/DE/000004 Der Schlamm ist sein Element – bessere Lebensbedingungen für den Schlammpeitzger durch LIFE+ - Projekt ‚Rheinauen bei Rastatt‘! Am 19. Juli Führung zu den Jägern der Nacht und an die Murg zur Elektrobefischung! „Einen Nachweis auf ein Vorkommen des Schlammpeitzgers zu erbringen, das ist sehr schwierig“, sagt der Fischexperte Dietmar Bernauer. Das liegt an den Verhaltensweisen des Fisches, der europaweit geschützt ist. Das LIFE+ - Natur-Projekt ‚Rheinauen bei Rastatt‘ hat es sich zum Ziel gesetzt, diesem aalähnlichen, 15 – 20 cm langen Fisch vor allem in der Altmurg bei Steinmauern das Überleben zu sichern. Der Schlammpeitzger vergräbt sich tagsüber bis zu einem Meter tief in stark verschlammten Bereichen in Gewässern, die kaum durchströmt und von Wasserpflanzen bewachsen sind. Seine Haut produziert ein Sekret, das ihm das Eingraben erleichtert. Da bei einer Elektrobefischung im Schlamm das Elektrofeld zusammenbricht, kann man den Fisch damit kaum aufspüren und auch mit Reußen nicht einfangen. „Die einzige Chance“, so Dietmar Bernauer, „hat man, bei einem sehr flachen, ja extrem niedrigen Wasserstand, bei dem der Schlammpeitzger gezwungen ist, die schützende Schilfzone zu verlassen und sich am Gewässerrand und nicht im Schlamm aufzuhalten“. Dann kann man ihn durch das Anlegen eines Elektrofeldes doch anlocken und mit einem Kescher fangen. An der Wasseroberfläche erscheint er auch bei schwül-warmem Wetter oder bei einem drohenden Gewitter. Daher erhielt er auch seinen Spitznamen ‚Wetterfisch‘, dessen Zeichen die Fischer zu deuten wussten. Sein weiterer Spitzname ‚Quitsch-Aal“ deutet auf eine biologische Besonderheit hin, wenn dies auch biologisch falsch ist, da der Schlammpeitzger kein Aal ist. Der Schlammpeitzger kann Trockenphasen gut überstehen, da ihn die Natur mit einer ‚Darmatmung‘ ausgestattet hat. Dazu muss der Fisch an die Wasseroberfläche kommen, um im wahrsten Sinne ‚Luft‘ zu holen, der die Darmschleimhaut dann den über-lebensnotwendigen Sauerstoff entzieht. Die über den Darm entweichende Luft erzeugt ein Geräusch, das ihm diesen Spitznamen eintrug. Ansonsten lebt der nachtaktive Fisch in sumpfigen Gewässern und spürt mit seinen zehn Barteln am schlammigen Boden Würmer und Insektenlarven auf. Das Weibchen legt nachts am Boden seine jährlich bis zu 150.000 Eier ab – manchmal kleben diese auch an den Wasserpflanzen. Die geschlüpften Larven besitzen Kiemen, die dann wieder zurückgebildet werden. Im ersten Jahr wachsen die kleinen Schlammpeitzger bis zu beachtlichen zehn Zentimeter, um dann mit zwei Jahren geschlechtsreif zu werden. Der Schlammpeitzger ist an seinen markanten Barteln, seiner braunen Grundfarbe und einem dunkelbraunen Längsstreifen mit zwei parallelen durchbrochenen Streifen zu erkennen, wenn man ihn denn zu Gesicht bekommt. Die ehemaligen Entwässerungsgräben in den Auen bieten dem Schlammpeitzger ideale Bedingungen, da sie größtenteils nicht mehr unterhalten werden, verschlammen und von Wasserstauden und Röhricht gesäumt werden. Im LIFE+-Projekt wird man die Grabensysteme naturnah umgestalten und strukturreicher gestalten. Spezielle Vertiefungen werden gegraben, in denen der Schlammpeitzger auch bei größter Trockenheit überleben kann. Zudem werden die ehemaligen Entwässerungsgraben wieder mit Wasserläufen verbunden, die den Schlammpeitzger einladen, sich auch dort anzusiedeln. Besonders das Gebiet der Altmurg bei Steinmauern wird durch die Anlage einer dauerhaft wasserführenden Uferbucht mit Hochstaudenfluren und auentypische Wasserpflanzen so umgestaltet, dass sich der seltene Schlammpeitzger dort richtig wohl fühlen kann. Hinweis: Am 19. Juli stehen zwei Exkursionen auf dem Veranstaltungsprogramm: Fischexperte Dietmar Bernauer demonstriert mit einer Elektrobefischung in der Murg das Vorkommen der Kieslaicher, wie Neunaugen, Lachsen, Nasen usw. und Beate Link von der Umweltstiftung Rastatt führt zu den Jägern der Nacht – den Fledermäusen. Weitere Informationen zu den Veranstaltungen unter www.rheinauen-rastatt.de. 3.798 Zeichen