bei erstbeschreibung

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Chikungunya, Dengue, Zika
Doz. Dr. Ursula Hollenstein
Traveldoc, Wien
Chikungunya
• Togavirus (Familie: Togaviridae, Genus: Alphaviren)
nahe Verwandte O‘nyong nyong, Ross River Virus
• Vektoren: Aedes aegypti und Aedes albopictus
• Reservoir wahrscheinlich Primaten
• Erstbeschreibung 1952 in Tansania
• Wiederaufflackern 2004 mit großen Epidemien auf
den Maskarenen, den Ländern um den Indischen
Ozean und in SO-Asien
La Reunion
• 770 000 Einwohner
• Zwischen März 2005 und Juli 2006: 266 000 Fälle
• = Prävalenz 34%
2013 erster autochthoner Fall in der Karibik,
seither 1.7 Mio. Verdachtsfälle in dieser Region
Stand April 2016
Chikungunya
Übertragung
• Mücken der Gattung Aedes
• Blutkonserven
• Einzelfälle von intrauteriner Übertragung
beschrieben, v.a. im 2. Trimester
• Peripartale Übertragung möglich
Chikungunya
Klinik
• Inkubationszeit 3-7 Tage
• Akuter Beginn mit hohem Fieber und Polyarthralgien
(nur wenige asymptomatische Verläufe!)
• Fieber kann biphasisch sein, Gelenksschmerzen meist
symmetrisch (v.a. Hände/Füße), Kopfschmerzen,
Muskelschmerzen, Arthritiden, Konjunktivitis,
Übelkeit/Erbrechen, makulopapulöses Exanthem
• Laborbefunde: Lymphopenie, Thrombopenie,
erhöhtes Kreatinin, erhöhte Transaminasen
Chikungunya
Seltene Komplikationen:
• Uveitis, Retinitis, Myocarditis, hämorrhagische
Meningoencephalitis, Myelitis, Guillain-BarréSynrome und Hirnnervenlähmungen.
• Relaps der rheumatologischen Symptome möglich,
Berichte über persistierende Gelenksschmerzen über
Monate und Jahre.
• Mortalität gering (schwere Verläufe vor allem beim
intrapartal infizierten Neugeborenen, älteren und
multimorbiden Patienten)
Chikungunya
Diagnostik:
• Viruskultur innerhalb der ersten 3 Tage (BSL 3!),
Virus-RNA-Nachweis in der ersten Woche.
ab 2. Woche werden AK positiv (ev. 2 Proben nötig)
• am höchsten sind die IgM Titer 3-5 Wochen nach
Krankheitsbeginn, persistieren für etwa 2 Monate
• Inst. für Virologie macht RNA-Nachweis und
Serologie
Dengue Fieber
• Endemisch in über 100 Ländern
• 40% der Weltbevölkerung leben in
Endemiegebieten
• 390 Mio. Infektionen
50-100 Mio. Erkrankungen
3,2 Mio. schwere Verläufe mit DHF
9000 Todesfälle
pro Jahr
Dengue
Geschichte
• Wahrscheinlich irgendwann vor 800 bis 1000 Jahren
erstmals vom Affen auf den Menschen übertragen
• Erste größere Ausbrüche Mitte des 20. Jahrhunderts
• In den 80er Jahren dann Karibik und Lateinamerika
(bis 1970 hatten viele dieser Länder sehr effektive
Aedes-Kontrollprogramme)
Dengue
• RNA-Virus aus der Flavivirusfamilie
• 4 Virustypen (Serotypen)
• Infektion resultiert in lebenslanger Immunität – aber
nur gegen den jeweiligen Serotyp
• Antikörper einer eventuelle Vorinfektion sind kreuzreaktiv aber nicht neutralisierend (= nicht protektiv)
Dengue
Übertragung
• Mücken
– hauptsächlich Aedes aegypti, aber auch Aedes
albopictus
• Blutkonserven
• Intrauterine und peripartale Übertragung möglich,
Größenordnung dieses Problems nicht klar
Dengue
Symptome - Febrile Phase
• Abrupter Beginn, hohes Fieber, Kopfschmerzen,
Retroorbitalschmerz, Myalgien, Arthralgien,
makulärer/makulopapulärer Ausschlag, geringgradige
Hämorrhagien (Petechien, Nasenbluten, blutendes
Zahnfleisch, Tourniquet-Test +), Gesichtsrötung,
injizierter Oropharynx, Anorexie
Labor: Leukopenie, moderate Thrombopenie, AST und
ALT erhöht, Hyponatriämie
• Komplikationen: Hyponatriämie, Dehydratation,
Fieberkrampf beim Kleinkind, Enzephalitis, Meningitis
Dengue
Symptome - Kritische Phase
• Abfall der Thrombozyten, ↑Hämatokrit, Leukopenie
• Komplikationen der Kritischen Phase: hypovolämischer
Schock, Organbeeinträchtigung durch prolongierten
Schock, Blutungen, Encephalopathie
• Frühe Anzeichen von Schock: Blutdruckamplitute
verringert sich, Tachykardie in Abwesenheit von
Fieber, Verlängerung der kapillären Refill-Zeit.
Bei Dengue entwickelt sich ein irreversibler Schock
SEHR schnell, wenn der Blutdruck einmal zu fallen
begonnen hat
Dengue
Warnzeichen
• starke Bauchschmerzen oder Druckschmerz
• persistierendes Erbrechen (mind. 3x in 24 Stunden)
• klinische Zeichen von Flüssigkeitsansammlung
(Aszites, Pleuraerguss)
• Schleimhautblutungen
• Lethargie oder Unruhe
• Leber mehr als 2 cm vergrößert
• Labor: Hämatokrit ↑ mit raschem Thombo-Abfall
Dengue
Symptome - Erholungsphase:
• Reabsorption der extravasalen Flüssigkeit, gesteigerte
Diurese,
• Hämodynamische Stabilisierung
• Intermittierende Bradykardie möglich (ohne
hämodynamische Instabilität)
• Eventuell zweites Exanthem (makulär oder
erythematös), mit dazwischenliegenden unbetroffenen
Arealen (Islands of white in a sea of red), kann jucken
und schuppen
• ausgeprägte Müdigkeit
• Labor: Anstieg der Leukos, dann auch der Thrombos
Dengue
Diagnostik
Direktnachweis
• In der ersten Krankheitstagen nur direkter
Virusnachweis möglich (RT-PCR)
• RS1 Antigen-Nachweis in der ersten Krankheitswoche
(Schnelltests)
Serologie
• Ab ≥4 Tagen auch Antikörper positiv (IgM)
• Cave: hohe Kreuzreaktivität mit anderen Flaviviren
Dengue-Fieber
Impfstoff
Dengvaxia®
• Attenuierter quadrivalenter Lebendimpfstoff
• 3 Dosen, Abstand jeweils 6 Monate
• Effizienz 50-60% (78% bei vorbestehender
Immunität, 38% ohne)
• Zugelassen für Personen ab 9 Jahren, die in
Endemiegebieten leben. Empfohlen bei
Seroprävalenz von >70%
Zika
• RNA-Einzelstrangvirus aus der Flavivirus Familie
• Übertragung
– Aedes Moskitos
– perinatale und in utero Übertragung
– Blutkonserven
– sexuelle Übertragung
– ? Direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ?
Zika
Derzeitige Epidemiologie
• Übertragung in 65 Ländern
• 47 haben erstmals einen Ausbruch
• In 10 Ländern werden deutliche Hinweise auf
sexuelle Übertragung berichtet
• In 13 Ländern fielen Mikrozephalie oder andere ZNSAbnormalitäten auf
• 14 Länder sehen eine Zunahme von GBS
Zika
Klinik
• Ca. 1/5 aller Infektionen verlaufen symptomatisch
• Inkubationszeit 3-12 Tage
• Akuter Fieberbeginn, makulopapuläres Exanthem,
Juckreiz, Konjunktivitis, Arthralgien, Myalgien,
Kopfschmerzen
• Erkrankung dauert einige Tage bis 1 Woche
• Schwere Verläufe (Hospitalisierung) und letaler
Ausgang SEHR selten
Zika
Komplikationen
• Kongenitales Zika-Syndrom
Mikrozephalus
andere congenitale Missbildungen: Augen (Retina
und N. opticus), Hydrops fetalis, Hörverlust;
verzögertes Wachstum, Fruchttod
Zika
Risiko Mikrozephalus
Häufigkeit „normalerweise“:
2-12/10 000 Lebendgeburten
Häufigkeit bei Zika
0.88 – 13.2 %
1. Trimester
hohes Risiko
2/3. Trimester
kaum Risiko
Zika
• Widersprüchliche Daten aus den letzten Monaten:
Auch Infektion im späteren Verlauf der
Schwangerschaft kann zu Missbildungen führen,
häufiger normaler Schädelumfang aber
Gehirnveränderungen
Zika
Sexuelle Übertragung
• Seit Beginn der Epidemie in Brasilien mehr als 30
Fälle in nicht epidemischen Ländern
• M M
• MF
• F  M (bisher nur 1 Fall)
• 1 Bericht einer Übertragung durch eine
asyptomatische Person 21-36 Tage NACH Verlassen
des Infektionsgebiets
Zika
Diagnose
Laborbestimmungen in der akuten Phase
• In den ersten 7 Krankheitstagen: Virus-RNA meist
nachweisbar – RT PCR
(Dengue NS1 Antigentest kann in DD helfen)
• Ab Tag 3 der Erkrankung IgM nachweisbar, innerhalb
der ersten Woche aber nicht verlässlich, daher bei
ausreichendem klinischen Verdacht und negativen
IgM  nach 10-14 Tagen wiederholen.
IgM Antikörper gegen ZIKA reagieren heftig kreuz mit
allen anderen Flavivirus-Antikörpern
Zika
Diagnose
Laborbestimmungen in der konvaleszenten Phase
• IgM persistieren über Monate
Bei Symptomen seit >8 Tagen: IgM ELISA,
positive Resultate mit Neutralisationstest (PRNT)
nachtesten
• Rezente Flavivirusinfektion wahrscheinlich, wenn es
innerhalb von 2-3 Wochen zu einem 4-fachen
Titeranstieg im Neutralisationstest kommt.
(Allerdings selbst im Neutralisationstest
Kreuzreaktionen häufig)
Zika
Offene Fragen
• Falls tatsächlich möglich – wie häufig ist Mensch-zuMensch Übertragung
• Kann sich ein enzootischer Zyklus in der neuen Welt
etablieren
• Wie effizient ist Aedes albopictus bei der
Übertragung, können auch nicht-Aedes Mücken bei
der Transmission eine Rolle spielen
• Sind die Menschen in Afrika und Asien immun
• Auswirkungen einer früheren Dengue-Infektion
Differentialdiagnosen
Chikungunya, Dengue, Zika
Leptospirose, Rickettsien, A-Streptokokken
Malaria
Röteln, Masern, Parvovirus, Enteroviren, Adenovirus,
andere Alphavirus Infektionen (zB. Ross River,
Barmah Forest, O’nyong-nyong, Sindbis Virus)
post-infektiöse Arthritis
rheumatologische Erkrankungen.
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