Projektnummer 09OE043 Weiterentwicklung einer Strategie zur Reduzierung bzw. Substitution des Kupfereinsatzes bei der Apfelschorfbekämpfung im ökologischen Obstbau Zwischenbericht Laufzeit: Januar 2011 bis Dezember 2013 Berichtszeitraum: Januar 2012 bis Dezember 2012 Zuwendungsempfänger: Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz Kompetenzzentrum Gartenbau Meckenheimer Str. 40 53359 Rheinbach Projektkoordination: Jürgen Zimmer, David Kreuzberg Kooperationspartner: Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) und Ökoobstbau Norddeutschland Versuchs- und Beratungsring e.V. (ÖON) am Obstbau Versuchs- und Beratungszentrum (OVB) Bastian Benduhn Moorende 53 21635 Jork Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) Dr. Ulrich Mayr Schumacherhof 6 88213 Ravensburg - Bavendorf bio-ferm Research GmbH Dr. Stefan Kunz Lohnerhofstrasse 7 78467 Konstanz Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) Fachbereich Gartenbau und Landespflege Dresden-Pillnitz Harald Rank Söbrigener Str. 3a 01326 Dresden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ............................................................................................................... 4 1.1 Ziele und Aufgabenstellung des Projekts .......................................................... 4 1.2 Wissenschaftlicher und technischer Stand........................................................ 4 2 Material und Methoden.......................................................................................... 6 2.1 Gewächshausversuche..................................................................................... 6 2.2 Freilandversuche............................................................................................... 7 2.3 Applikationstechnik ........................................................................................... 8 3 Ergebnisse ............................................................................................................. 9 3.1 Ergebnisse der Gewächshausversuche............................................................ 9 3.1.1 Standort Konstanz ...................................................................................... 9 3.2 Exaktversuche Primärschorfphase.................................................................. 14 3.2.1 Standort Klein-Altendorf, DLR Rheinpfalz ................................................ 14 3.2.2 Standort Jork, ÖON .................................................................................. 26 3.2.3 Standort Ravensburg, KOB ...................................................................... 36 3.2.4 Standort Dresden-Pillnitz, LfULG ............................................................. 48 3.3 Applikationstechnik, Standort Klein-Altendorf ................................................. 60 4 Fazit 2012 ............................................................................................................. 62 4.1 Gewächshausversuche................................................................................... 62 4.2 Exaktversuche Primärschorfphase.................................................................. 62 4.2.1 Standort Klein Altendorf............................................................................ 62 4.2.2 Standort Jork ............................................................................................ 63 4.2.3 Standort Ravensburg................................................................................ 64 4.2.4 Standort Dresden-Pillnitz.......................................................................... 65 5 Literaturverzeichnis ............................................................................................ 67 3 1 Einleitung 1.1 Ziele und Aufgabenstellung des Projekts Ziel des Projektes ist die Weiterentwicklung der erarbeiteten Grundlagen aus dem BÖLN-Projekt 06OE324 “Erarbeitung einer Strategie zur Reduzierung des Kupfereinsatzes bei der Apfelschorfbekämpfung im ökologischen Obstbau“. Die vom Bundesministerium für Umwelt (BMU) geforderte Substitution von Kupfer oder die Absenkung des Kupfereintrages durch die Landwirtschaft auf den Entzugwert der Kulturpflanzen ist nach dem heutigen Wissensstand nicht möglich. Jedoch sind einige Ansätze aus dem abgeschlossenen Projekt (BÖLN-Projekt 06OE324) erkennbar, die tendenziell zu diesem geforderten Ziel führen können. Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen wird eine nahtlose Weiterentwicklung der bis jetzt erreichten Ziele verfolgt. Die Entwicklung einer sicheren Schorfbekämpfungsstrategie, die im Laufe der Schorfsaison auf kupferfreie oder kupferminimierte Präparate zurückgreift, ist wünschenswert. Hierzu ist es notwendig die Parameter der einzelnen Alternativen und deren Kombinationen genau zu erarbeiten. Unter Berücksichtigung des Ascosporenpotenzials, des Entwicklungszustandes der Wirtspflanze und der Potenz der Pflanzenschutzmittel soll in jeder Situation eine kupferfreie oder kupferminimierte Beratungsempfehlung entwickelt werden. Bei einer zukunftsfähigen Schorfbekämpfung soll maximal soviel Kupfer verwendet werden, wie der Obstanlage durch die Ernte entzogen wird. 1.2 Wissenschaftlicher und technischer Stand Die Bekämpfung des Apfelschorfes (Venturia inaequalis) stellt in den Obstbaubetrieben, die nach ökologischen Richtlinien wirtschaften, ein großes Problem dar. Daher wäre ein Anbau von krankheits- und schädlingsresistenten Apfelsorten für den biologischen Obstbau wünschenswert. Zurzeit verlangt der Markt jedoch schorfanfällige Sorten wie ‘Elstar‘ und ‘Jonagold’. Mit der angepflanzten Sorte wird bereits die erforderliche Intensität und das Risiko der Produktion festgelegt. Momentan sind nur wenig robuste Apfelsorten auf dem Markt, die gleichzeitig die Anforderungen der Produzenten, des Handels und der Verbraucher erfüllen. Daher ist eine konsequente Schorfbekämpfung in den Betrieben unerlässlich. Derzeit gibt es noch keine gleichwertige Alternative zu Kupfer- und Schwefelpräparaten bei der Regulierung des Apfelschorfes. Ziel der Beratung und der Obstproduzenten ist es, die bestehenden Verfahren zu optimieren, um mit möglichst geringem Einsatz von Kupfer eine effektive Schorfregulierung zu erreichen. Durch Versuche konnte bereits bewiesen werden, dass auch im ökologischen Anbau durch gezielte Schorfbekämpfung nach Prognosemodellen mit Schwefelkalk die Anzahl der Applikationen reduziert werden kann (Zimmer 2000, Klopp et al. 2004). Auch wurden in Versuchen mit niedrigen Kupferdosierungen gute Bekämpfungserfolge ermittelt (Kelderer et al. 1997). 4 Neue Ansätze zur Reduzierung der Kupferaufwandmenge bestehen durch eine neue Generation von Kupferpräparaten auf Basis von Kupferhydroxid (geringerer Kupfergehalt), mit denen im abgeschlossenen Projekt (BÖLN-Projekt 06OE324) bereits erste Versuche durchgeführt worden sind. Jedoch ist mit Steigerung der Wirksamkeit auch gleichzeitig eine erhöhte Phytotoxizität zu beobachten. Daher ist es erforderlich, die optimalen Applikationsbedingungen zu erarbeiten, um den höchsten Wirkungsgrad bei geringer Phytotoxizität zu erhalten. Des Weiteren werden kupferfreie Alternativprodukte auf ihre Einsatzmöglichkeit bei der Schorfbekämpfung untersucht. Neben der Kupferreduzierung könnten diese Alternativprodukte auch einen interessanten Ersatz in der Sekundärschorfperiode für Schwefelpräparate darstellen. Alternativprodukte wie z.B. VitiSan oder Armicarb, welche zu den Kaliumbicarbonaten zählen und unter Labor- sowie Freilandbedingungen im abgeschlossenen Projekt (06OE324) gute Wirkungsgrade erzielten, sollen in Kombination mit anderen Präparaten getestet werden (Kelderer et al. 2006, Zimmer et al. 2009). Weiterhin muss die Berostungsgefahr sowie mögliche Phytotoxizität, die von den Kaliumbicarbonaten ausgeht, abgeklärt werden, um möglichst effiziente Applikationstermine zu bestimmen. Schwefelkalk zeigte in allen Versuchen eine hohe Wirksamkeit bei der Apfelschorfbekämpfung. Hierbei wurden die Applikationen auf das nasse Blatt gezielt in das Keimungsfenster appliziert. Während und nach den Applikationen traten verschiedene Witterungsbedingungen auf, die Einfluss auf den verbleibenden Spritzbelag hatten. Hierbei bedarf es der Abklärung, unter welchen Voraussetzungen der verbleibende Spritzbelag noch wirksam ist und ab wann eine Erneuerung des Belages erfolgen muss. Bevor ein Freilandversuch erfolgt, werden die Alternativprodukte und deren Kombinationen auf ihre Effizienz bei der Bekämpfung des Schorfpilzes hin untersucht. Hierzu dient das bei der Firma bio-ferm Research GmbH in Konstanz etablierte invivo Testsystem zum Nachweis der Fungizidresistenz des Apfelschorfs. Das in-vivo Testsystem soll in diesem Projekt zur Überprüfung der Wirksamkeit von Ökopräparaten eingesetzt werden. Durch dieses Verfahren besteht die Möglichkeit, vorab die Wirksamkeit von Erfolg versprechenden, für den biologischen Anbau tauglichen Präparaten zu testen (Hinze et. Al, 2010). Die für eine gute Wirkung erforderliche Aufwandmenge und der optimale Einsatzzeitpunkt im Laufe einer Infektionsperiode werden erarbeitet. Erfolg versprechende Präparate werden dann im nächsten Schritt unter Freilandbedingungen an mehreren Standorten auf ihre Wirksamkeit getestet. In den Freilandversuchen wird untersucht, inwieweit mit Alternativpräparaten eine verlässliche Wirkung zu Beginn einer auflaufenden Schorfinfektion erzielt werden kann. Hieraus werden Praxisvarianten entwickelt, die aus der Kombination mehrerer Präparate bestehen. Diese werden dann in der jeweiligen Witterungssituation zum optimalen Applikationszeitpunkt eingesetzt. Hierbei werden die Applikationen unter besonderer Berücksichtigung von Schorfprognosemodellen erfolgen. 5 2 Material und Methoden 2.1 Gewächshausversuche Während des dreijährigen Zeitraums des Projekts wurde bei der bio-ferm Research GmbH die Wirksamkeit von viel versprechenden, für den biologischen Anbau tauglichen Präparaten gegenüber dem Apfelschorf in einem in vivo Testsystem untersucht. Die in diesem Testsystem wirksamen Präparate wurden dann unter Freilandbedingungen an den Versuchsstandorten auf ihre Wirksamkeit überprüft. Testsystem In Zusammenarbeit mit der Universität Konstanz wurde ein in vivo Testsystem etabliert, mit dem die Wirksamkeit von Fungiziden gegen Apfelschorf (Venturia inaequalis) untersucht werden kann. Dabei wurden Apfelpflanzen der Sorte ’Jonagold’ auf M9 im Gewächshaus mit dem Erreger inokuliert. Inokulum Konidien wurden von schorfbefallenen Blättern abgewaschen und auf die Testpflanzen aufgesprüht. Die Schorfpopulation stammte von nicht mit Fungizid behandelten Bäumen und wurde im Rahmen der Wirksamkeitstests im Gewächshaus vermehrt (unbehandelte Kontrollpflanzen). Test Mit dem Inokulum wurden handveredelte Apfelpflanzen inokuliert. Die Pflanzen wurden zur Infektion mit V. inaequalis 20 h bei 18°C bis 23°C feucht gehalten. Die Fungizidbehandlung erfolgte je nach Fragestellung protektiv (ca. 18 h vor der Inokulation), als Stoppspritzung (4-5 h nach der Inokulation auf das nasse Blatt oder unter Beregnung), 24 h kurativ (nasses oder trockenes Blatt) oder 48 h nach der Inokulation auf das trockene Blatt. Im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrolle wurde die empfohlene Anwendungskonzentration des Präparates aufgesprüht. Bei protektiv wirksamen Präparaten wurde zusätzlich die Regenfestigkeit geprüft, in dem die behandelten Pflanzen nach dem Antrocknen des Spritzbelags für 18 Stunden mit 30 mm beregnet wurden. Nach der Beregnung erfolgte die künstliche Inokulation. Bei Bedarf wurden für die jeweiligen Applikationsmethoden DosisWirkungskurven mit der gewünschten Anzahl von Konzentrationen erstellt. Etwa 20 Tage nach der Inokulation wurden die Schorfsymptome auf den zum Zeitpunkt der Inokulation drei jüngsten Blättern bonitiert. Für jede Konzentration wurden 2 x 5 Triebe ausgewertet. 6 2.2 Freilandversuche Freilandversuche zur Schorfbekämpfung in der Primärschorfphase wurden an vier Versuchstandorten (DLR, ÖON, KOB, LfULG) im Jahr 2012 durchgeführt. Hierfür standen folgende Versuchsparzellen zur Verfügung: DLR: Exaktversuche an den Sorten ’Gala’, und ’Jonagold’ (Primärschorfphase) ÖON: Exaktversuch an der Sorte ’Elstar’ (Primärschorfphase) KOB: Exaktversuche an den Sorten ’Jonagored’ und ’Jonagold’ (Primärschorfphase) LfULG: Exaktversuch an der Sorte ’Gala’ (Primärschorfphase) Zur Ermittlung der Wirksamkeit und Nebenwirkungen der eingesetzten Präparate werden folgende Bonituren nach der EPPO-Richtlinie PP 1/5(3) Venturia inaequalis durchgeführt: - Schorfbefall an Rosettenblättern (Prozent befallenen Blätter) - Schorfbefall an Langtrieben zum Ende Ascosporenflug - Schorfbefall an Früchten (am Baum (Prozent) und zur Ernte (Boniturstufen 1-4 und Prozent)) - Phytotoxizität des eingesetzten Produkts an der Pflanze - Blattflecken - Blattfall - Fruchtschäden - Berostungsbonitur Die Berostungsbonitur erfolgte nach den Boniturstufen eins bis neun (Abb. 2.2.1). Abb. 2.2.1: Berostungsstufen 1-9 bei ’Golden Delicious’ Die Versuche wurden mit vierfacher Wiederholung randomisiert angelegt. Details zu den Versuchsvarianten sind im Kapitel Ergebnisse mit aufgeführt. 7 2.3 Applikationstechnik Am DLR Rheinpfalz Standort Klein-Altendorf wurde in einem Versuch das Reduktionspotential beim Einsatz von Kupfer durch die Sensortechnik im Vergleich zum Standardverfahren überprüft. Hierzu wurde der Anhängesprayer SZA32/1500-140 der Firma Wanner mit ECO-Reflex sensorgesteuerter Regeleinrichtung (Abb. 2.3.1) eingesetzt. Abb. 2.3.1: Wanner Anhängesprayer SZA32/1500-140 Die 12 Hektar große Versuchsanlage ist jeweils zur Hälfte mit den Sorten ’Elstar’ und ’Gala’ aufgepflanzt (Abb. 2.3.2 und 2.3.3). Abb. 2.3.2 u. 2.3.3: Versuchsanlage Für den Applikationstechnikversuch wurde die Anlage 2009 in drei gleich große Parzellen von jeweils vier Hektar aufgeteilt (Abb. 2.3.4). In 2010 wurden die Parzellen verkleinert, um eine zeitnahe Applikation in den einzelnen Varianten zu gewährleisten (Abb. 2.3.5). Die Applikationen erfolgten in allen drei Parzellen mit dem Anhängesprayer SZA32/1500-140 der Firma Wanner. In den einzelnen Varianten wurde für jedes Verfahren die Geschwindigkeit, Wasseraufwandmenge/ha, Düsentyp sowie das Zu- und Abschalten der Sensoren angepasst. So wurden in den Varianten Standard und Sensortechnik mit einer Basiswassermenge von 350 Liter pro Hektar und einer Geschwindigkeit von 7,0 km/h und in der Variante System Triloff mit einer Basiswassermenge von 220 Liter pro Hektar bei einer Geschwindigkeit von 8,2 km/h behandelt. In der Sensortechnikvariante variierte die tatsächlich ausgebrachte Wassermenge mit der Intensität der vorhandenen Laubwand. Abb. 2.3.4: Versuchsaufbau 2009 8 Abb. 2.3.5: Versuchsaufbau ab 2010 3 Ergebnisse 3.1 Ergebnisse der Gewächshausversuche 3.1.1 Standort Konstanz Mit dem in vivo Testsystem im Gewächshaus, können die Präparate auf ihre Wirksamkeit gegenüber Apfelschorf geprüft werden. Der Vorteil gegenüber Freilandversuchen liegt darin, dass mit der künstlichen Inokulation der Zeitpunkt der Infektion bekannt ist und die Präparate somit auch auf Ihre Wirkung zu verschiedenen Zeitpunkten im Infektionsprozess geprüft werden können. Die Information wann ein Präparat eingesetzt werden muss, um den höchsten Wirkungsgrad zu erreichen ist für eine spätere gezielte Anwendung im Feld notwendig. Im Projektverlauf wurden bisher 41 Präparate zu verschiedenen Zeitpunkten (protektiv, ins Keimungsfenster, kurativ) getestet (Tab. 3.1.1). Protektiv wirksame Präparate wurden auch auf Regenfestigkeit getestet. Schwefelpräparate zeigten dabei wie erwartet eine gute protektive Wirkung, waren wirksam im Keimungsfenster (Stoppspritzung im Regen 5 h nach der Inokulation), jedoch weniger gut wirksam bei kurativer Applikation. Es konnten keine deutlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Netzschwefelpräparaten gefunden werden. Schwefelkalk war regenfester als Netzschwefel. Von den neuen Präparaten zeigte Algonit eine sehr gute Wirkung protektiv und kurativ. Es stellte sich aber heraus, dass es nicht ökotauglich ist und wird deshalb nicht weiter verfolgt. Gute protektive Wirkung zeigten auch das Süßholzextrakt P1-Extrakt in hohen Dosierungen, Phytocare, Phyto-Vital, SAP-EX, Saponin und Ventex. Das P1-Extrat ist jedoch noch nicht fertig entwickelt und die anderen genannten Präparate hatten eine schlechte Regenfestigkeit. Hier könnten Zusatzstoffe oder Formulierungsänderungen weiter helfen. Bei Behandlungen ins Keimungsfenster unter Beregnung zeigte neben den Schwefelpräparaten Kaliumhypochlorit eine gute Wirkung. Für den kurativen Einsatz haben sich die carbonathaltigen Produkte Armicarb, OmniProtect und Steinhauers Mehltauschreck empfohlen. Zusätzlich wurden 10 Kupferformulierungen auf ihre protektive Wirkung geprüft und Dosis-Wirkungskurven erstellt, um die Möglichkeit der Kupferreduzierung mit neuen Formulierungen zu überprüfen. Teilweise wurde auch die Regenfestigkeit geprüft und die Wirksamkeit von Kupferpräparaten bei Applikation ins Keimungsfenster (Tab. 3.1.4). Es zeigte sich, dass im Gewächshaustest bei z. B. Cuprozin progress oder Sergomil die umgerechnete Kupfermenge auf unter 33 g/ha reduziert werden kann. Sergomil war dabei aber nicht regenfest. Keimungsfensterspritzungen mit Kupfer waren weniger wirksam als diese mit Schwefelpräparaten. Es wurden auch 23 Mischungen zu verschiedenen Zeitpunkten getestet. Dabei ergab die Zugabe von z. B. Nu-Film-P oder T/S-forte zu Netzschwefel eine Verbesserung der Regenfestigkeit. Der Zusatz von Netzschwefel zu den Carbonaten verbesserte deren Kurativwirkung tendenziell (3.1.5). 9 Tab. 3.1.1: Wirkung (Mittel) einzelner Präparate gegen Apfelschorf im Gewächshaus zu verschiedenen Applikationszeitpunkten. Die Ergebnisse der einzelnen Versuche (mind. eine Wiederholung) wurden gemittelt und die Standardabweichung (St.) berechnet. Rot markiert sind die Wirkungsgrade, die über 90 % liegen und somit hoffen ließen, dass sie für die Praxis, also im Freiland, tauglich sein könnten. 10 Um die Belagsbildung von Schwefelkalk zu testen, wurden Apfeltriebe wie oben beschrieben zunächst behandelt und die Triebe anschließend bis zur Inokulation (18 h nach Behandlung) trocken oder in einer Nebelkammer inkubiert. Zwei Varianten wurden zusätzlich direkt nach der Behandlung mit Schwefelkalk mit 5 mm, bzw. 30 mm Wasser beregnet, bevor die Bäume bis zur Inokulation inkubiert worden sind (Tab. 3.1.2). Tab. 3.1.2: Wirksamkeit (Mittel) gegen Apfelschorf im Gewächshaus nach protektiver Behandlung mit Schwefelkalk und anschließender trocken/nass-Inkubation, bzw. Beregnung direkt nach der Behandlung. Die Ergebnisse der einzelnen Versuche (mind. eine Wiederholung) wurden gemittelt und die Standardabweichung (St.) berechnet. Rot markiert sind die Wirkungsgrade, die über 90 % lagen. Behandlung Regenmenge [mm] Inkubation vor Inokulation Mittel St. Schwefelkalk (1,5%) 0 0 5 5 30 30 trocken nass trocken nass trocken nass 99,0 98,6 36,7 53,2 36,8 19,7 0 0 3 7 11 10 Die Belagsbildung von Carbonaten wurde untersucht, indem die Apfeltriebe nach der kurativen Behandlung zu verschiedenen Zeitpunkten nach Antrocknung mit 10 mm Wasser beregnet wurden (Tab. 3.1.3). Tab. 3.1.3: Einfluss einer Beregnung auf die Wirksamkeit (Mittel) von Carbonaten nach kurativer Applikation gegen Apfelschorf im Gewächshaus. Die Ergebnisse der einzelnen Versuche (mind. eine Wiederholung) wurden gemittelt und die Standardabweichung (St.) berechnet. Rot markiert sind die Wirkungsgrade, die über 90 % lagen. Behandlung Kaliumhydrogencarbonat (0,5%) Pottasche 0,5% Regenmenge [mm] 0 10 10 10 0 10 10 10 Zeit Regen nach Behandlung 1h 16h 40h 1h 16h 40h Mittel St. 79,6 47,8 43,8 74,8 91,1 69,2 77,0 69,7 12,3 24,0 28,2 11,2 6,2 8,8 1,2 1,7 11 Tab. 3.1.4: Wirkung (Mittel) von Kupferpräparaten gegen V. inaequalis im Gewächshaus nach protektiver Applikation – 18 Stunden vor Inokulation – oder nach Behandlung ins Keimungsfenster (Stoppspritzung, fünf Std. nach Inokulation) bei gleichzeitiger Beregnung. Zudem wurde die Regenbeständigkeit der Präparate bei 15 mm und 30 mm Regen untersucht. Die Ergebnisse der einzelnen Versuche (mind. eine Wiederholung) wurden gemittelt und die Standardabweichung (St.) berechnet. Rot markiert sind die Wirkungsgrade, die über 90 % liegen und somit hoffen ließen, dass sie für die Praxis, also im Freiland, tauglich sein könnten. Kupferpräparate Cuprozin Cuprozin progress protektiv -18h Mittel St. Mittel St. Mittel St. 300 0,1 83,0 0 80,4 1 79,9 3 100 0,033 84,0 2 33,3 0,011 68,4 3 600 0,24 99,5 1 300 0,12 98,2 1 100 0,04 99,5 0 33,3 0,013 95,0 0 600 0,134 92,7 0 300 0,067 88,2 0 0,022 85,2 0 33,3 0,007 86,8 0 600 0,172 99,8 0 300 0,086 98,7 2 100 0,029 97,3 3 33,3 0,01 95,3 6 Sergomil L60 83 0,15 97,3 1 SPU-02700 Praxis 200 96,4 0 Funguran progress SPU-02700 600 0,24 95,7 0 200 0,08 91,3 0 66,7 0,027 0,476 +0,05+ 0,159 98,6 0 96,9 3 93,7 3 90,1 4 300 0,05 + 0,053 0,05 0,24 91,3 1 100 0,08 86,9 0 33,3 0,027 75,1 3 300 0,086 93,5 5 100 0,029 83,2 10 33,3 0,01 79,0 6 300 SPU-01010-F + SPU-02610-Z 100 33,3 SPU-02980 SPU-02720 12 prot. -18h danach 30 mm Regen Konz. [% ] 100 Funguran 600g prot. -18h danach 15 mm Regen g Rein-Cu pro ha 97,7 2 99,3 1 Stopp 5h im Regen Mittel St. 34,4 24 81,0 9 78,4 15 99,8 0 99,1 1 95,3 5 75,0 14 62,1 35 82,2 9 91,6 6 88,5 5 70,9 9 75,4 2 52,2 8 84,5 93,1 0 4 88,4 89,0 1 9 Tab. 3.1.5: Wirksamkeit (Mittel) von Präparat-Mischungen gegen Apfelschorf im Gewächshaus zu verschiedenen Applikationszeitpunkten. Die Ergebnisse der einzelnen Versuche (mind. eine Wiederholung) wurden gemittelt und die Standardabweichung (St.) berechnet. Rot markiert sind die Wirkungsgrade, die über 90 % liegen und somit hoffen ließen, dass sie für die Praxis, also im Freiland, tauglich sein könnten. Mischungen Konz. [% ] Biofa Cocana + OmniProtect 1 + 0,5 Biofa Cocana + Vitisan 1,0+0,5 Netzschwefel Stulln + Algo Vital Plus 0,25 + 0,5 Netzschwefel + Algonit 0,25 + 0,3 Netzschwefel + BlossomProtect 0,25 + 1,2 Netzschwefel + Goemar fruton sp. 0,25 + 0,25 Netzschwefel + Mycosin 0,25 + 1,0 Netzschwefel Stulln + Nu-Film P 0,25 + 0,03 Netzschwefel Stulln + OmniProtect 0,25 + 0,5 Netzschwefel + OmniProtect + Nu-Film P 0,25 + 0,5 + 0,03 Netzschwefel Stulln + Saponin 0,25 + 1 Netzschwefel Stulln + T/S-forte 0,25 + 0,25 Netzschwefel Stulln + Ventex 0,25 + 0,6 Netzschwefel Stulln + Vitisan 0,25 + 0,5 Oikomp (HF-Pilzvorsorge + Kaliwasserglas) 0,4 + 0,5 Omni Protect + Cuprozin progress 0,5 + 0,12 Omni Protect + Funguran progress 0,5 + 0,086 OmniProtect + Nu-Film P 0,5 + 0,03 Omni Protect + Sergomil L60 0,5 + 0,15 VitiSan + Cuprozin progress 0,5 + 0,12 VitiSan + Funguran progress 0,5 + 0,086 Vitisan + Nu-Film P 0,5 + 0,03 Vitisan + Sergomil L60 0,5 + 0,15 protektiv -18h prot. -18h danach 15 mm Regen prot. -18h danach 30 mm Regen Mittel St. Mittel St. Mittel St. 99,3 100,0 98,6 100,0 96,1 99,2 96,9 99,4 99,4 100,0 99,9 90,8 57,5 94,7 88,1 72,0 98,1 91,9 94,1 45,6 92,7 1 0 1 0 1 1 1 0 0 0 0 7 26 0 0 22 1 0 0 41 0 100,0 0 96,4 3 99,3 97,1 73,8 96,0 93,9 97,0 79,9 99,5 98,9 98,9 1 1 16 4 5 3 16 0 1 1 92,7 7 36,2 37 61,1 0 27,2 protektiv -2h Mittel 56,4 66,9 St. 15 0 Stopp 5h Mittel St. 99,6 1 99,9 99,9 0 0 Stopp 5h im Regen Mittel 74,7 -2,4 St. 1 46 93,1 2 98,1 0 99,7 98,5 -6,1 0 1 35,1 kurativ 24h nass Mittel St. 53,4 36 91,1 89,4 17,5 3 6 11,45 kurativ 24h trocken Mittel 96,5 85,6 95,2 98,3 St. 2 9 3 2 89,7 91,7 69,5 71,1 80,3 0 2 25 3 15 89,4 32,8 61,0 10 12 8 44,3 12 kurativ 48h trocken Mittel St. 44,1 0 88,0 0 69,0 0 87,2 3 3 13 3.2 Exaktversuche Primärschorfphase Im Versuchsjahr 2012 wurde in den Freilandversuchen an den vier Versuchsstationen (DLR, ÖON, KOB, LfULG) der Versuchsschwerpunkt auf die Möglichkeiten der Kupferreduzierung durch die neue Generation von Kupferpräparaten in der Form von Kupferhydroxid (Cuprozin progress und Funguran progress) sowie einer Substitution präventiver Kupferbelagsbehandlungen gelegt. Hierzu wurden alleinige Applikationen mit Schwefelkalk zum Zeitpunkt einer beginnenden Schorfinfektion in das Keimungsfenster verglichen mit zusätzlichen präventiven Belagsbehandlungen mit Kupfer oder Schwefelpräparaten. Weiterhin wurden verschiedene Pflanzenschutzmittelstrategien mit und ohne Kupfer sowie unterschiedlich hohe Kupferdosierungen miteinander verglichen. Hierbei wurde die Anpassung der eingesetzten Kupferdosierung an das vorhandene Ascosporenpotential zum Zeitpunkt der Behandlung im Vorblütenbereich geprüft. Die Möglichkeit der Wirkungssteigerung durch die Zugabe von Additiven wurde in einer weiteren Fragestellung bearbeitet. Auch wurden die erfolgversprechendsten Varianten aus der Labortestung sowie kupferreduzierte Prüfmittel unter Freilandbedingungen getestet. In einem weiteren Versuch wurden protektive Behandlungen mit Schwefelpräparaten, VitiSan und ProAlexin PNS001 (Pflanzenstärkungsmittel auf Basis von Palmkernöl, Glycerin, Zitronensäure und Bitterorangenextrakt) auf ihre Schorf- und Mehltauwirkung überprüft. 3.2.1 Standort Klein-Altendorf, DLR Rheinpfalz Schorfprognose Zur Schorfprognose wurde das Prognosemodell RIMpro verwendet. Für die Bestimmung der Behandlungstermine wurde auf die Wetterstation in der Versuchsanlage des DLR Rheinpfalz Standort Klein-Altendorf (150 m ü. NN) zurückgegriffen. Schorfsituation 2012 Die Primärsaison in 2012 zeichnete sich durch zwei leichte, drei mittelstarke und zwei sehr starke Infektionen aus (Abb. 3.2.1). Zwischen den in der Abbildung aufgeführten RIM-Terminen kam es immer wieder zu Regenereignissen, die entweder keine Infektion auslösten oder zu einer Verlängerung der laufenden Infektion führten. Die Hauptinfektionen erfolgten Anfang und Mitte April sowie Anfang Mai. Abb. 3.2.1: Schorfsituation am Versuchsstandort Klein-Altendorf 2012 nach dem Prognosemodel RIMpro 14 Übersicht Versuche In der Primärschorfphase wurden am Standort Klein-Altendorf in den folgenden Sorten Versuche angelegt: Primärschorfphase: - ’Gala’ Versuchstation Klein-Altendorf (KAD) - ’Jonagold’ Versuchsstation Klein-Altendorf (KAD) Applikationstechnik Die Applikation der Versuchspräparate erfolgt am Standort Klein-Altendorf mit einem Parzellensprühgerät der Firma Schachtner (Abb. 3.2.2). Düsen: Wasseraufwand: Druck: Geschwindigkeit: AVI 8003 300 l/ha u. mKh 4 bar 5 km/h Abb. 3.2.2: Parzellensprühgerät 15 Versuch 1: Gala, KAD Versuchsvarianten und Applikationstermine In diesem Versuch wurden verschiedene Kupferpräparate mit unterschiedlich hohen Kupferaufwandmengen, beginnend ab der ersten Austriebspritzung (Konzentration 1) bis zur Blüte (Konzentration 3), miteinander verglichen. Hierbei wurde die Anpassung der eingesetzten Kupferdosierung an das vorhandene Ascosporenpotential zum Zeitpunkt der Behandlung im Vorblütenbereich geprüft (Tab. 3.2.1). Als Vergleichskonzentration diente die zugelassene Aufwandmenge von Cuprozin progress (Var. 3) bei 2 m Kronenhöhe pro Hektar. Weiterhin wurden zwei Kupferblattdünger auf ihre Wirksamkeit geprüft. Ab der Blüte erfolgten über alle Varianten die gleichen Behandlungen mit Schwefelkalk bzw. Netzschwefel und VitiSan. Es wurden insgesamt sechs Behandlungen im Vorblütenbereich durchgeführt (Tab. 3.2.2). Tab. 3.2.1: Versuchsvarianten ’Gala’, Klein-Altendorf, 2012 Variante 1 2 Kontrolle Cuprozin progress 3 Cuprozin progress Zulassung 4 Cuprozin progress 5 Funguran progress 6 Funguran progress 7 Funguran 8 Funguran 9 10 Sergomil L60 Lebosol Kupfer kg (l) / ha u. mKh Kupfergehalte pro Hektar (2 mKh) --0,165 Konz. 1: 0,500 Konz. 2: 0,350 Konz. 3: 0,250 Konz. 1: 0,300 Konz. 2: 0,400 Konz. 3: 0,500 Konz. 1: 0,357 Konz. 2: 0,250 Konz. 3: 0,179 Konz. 1: 0,214 Konz. 2: 0,286 Konz. 3: 0,357 Konz. 1: 0,278 Konz. 2: 0,195 Konz. 3: 0,139 Konz. 1: 0,167 Konz. 2: 0,222 Konz. 3: 0,278 0,750 0,171 --82,5 250 175 125 150 200 250 250 175 125 150 200 250 250 175 125 150 200 250 82,5 82,5 Anzahl der Kupferbeh. Tab. 3.2.2: Behandlungstermine ’Gala’, Klein-Altendorf, 2012 Variante 2-10 Behandlungstermine 30.03.* / 05.04.* / 12.04.** / 18.04.** / 24.04.*** / 30.04.*** * Konzentration 1, ** Konzentration 2, *** Konzentration 3 16 --6 6 6 6 6 6 6 6 6 Ergebnisse Schorfbefall an Rosettenblättern 100 100 90 80 87,8 89,7 91,8 90 94,0 85,4 90,4 70 78,8 % Befall Wirkungsgrad 60 50 70 60 50 40 40 20,2 0 4,3 4,0 1,9 3,0 1,2 20 2,1 10 30 1,7 20 2,1 30 2,5 % Befall 80 80,2 Wirkungsgrad [%] 89,6 10 0 (1) ) ) 7) 8) (5) (6) (2) (4) l (9 (3) e n( (10 n( ra mi ra ss ss oll ss ss er ng r u u o e e f e e t r r r u r g p g g n r s n u n og og og og Ko Se las Fu Fu lK pr pr pr pr Zu so in an an o z in z s r r b o o u u pr res pr Le ng ng og Cu Cu Fu Fu pr n i oz pr Cu Abb. 3.2.3: Schorfbefall an den Rosettenblättern am 04.06.2012, ’Gala’, Klein-Altendorf Bei der Rosettenblattbonitur wies die Kontrolle einen Befall von 20,2 % auf (Abb. 3.2.3). Die durchgeführten Behandlungen konnten den Schorfbefall in allen Varianten deutlich reduzieren. Das beste Ergebnis erzielte mit einem Befall von 1,2 % die Variante Funguran progress (Var. 6). Aber auch die übrigen Varianten befanden sich hinsichtlich der Befallswerte auf einem niedrigem Niveau (1,7 % bis 4,3 %). Die Varianten mit den Blattdüngern Lebosol Kupfer (Var. 10) und Sergomil (Var. 9) mit einer reduzierten Kupfermenge von 82,5 g rein Cu/ha erzielten mit 4,3 % und 4,0 % das schlechteste Ergebnis. Im Vergleich hierzu wurde bei der ebenfalls reduzierten Kupfermenge von 82,5 g rein Cu/ha mit Cuprozin progress (Var. 2) nur ein Befall von 2,1 % ermittelt. Generell zeigte sich ein etwas geringerer Befall in den Varianten mit einer Anpassung der eingesetzten Kupferdosierung an das vorhandene Ascosporenpotential, d. h. Steigerung der Kupferdosierungen zur Blüte. Bei Cuprozin progress reduzierte sich der Befall von 2,5 % (Var. 3) auf 2,1 % Befall (Var. 4), bei Funguran progress von 1,7 % (Var. 5) auf 1,2 % Befall (Var. 6), und bei Funguran von 3,0 % (Var. 7) auf 1,9 % Befall (Var. 8). 17 Ergebnisse Schorfbefall an Langtrieben 100 120 80 Wirkungsgrad 100 % Befall 70 60 60,2 66,6 61,9 62,1 68,0 80 62,3 50 60 41,7 40 38,4 30 40 34,7 20 Wirkungsgrad [%] 90 % Befall 40,3 23,3 19,8 23,4 20,6 35,9 23,5 24,5 0 38,0 61,7 20 10 0 (1) ) ) 7) 8) (5) (6) (2) (4) l (9 (3) e n( (10 n( ra mi ra ss ss oll ss ss er ng r u u o e e f e e t r r r u r g p g g n r s n u n og og og og Ko Se las Fu Fu lK pr pr pr pr Zu so in an an o z in z s r r b o o u u pr res pr Le ng ng og Cu Cu Fu Fu pr n i oz pr Cu Abb. 3.2.4: Schorfbefall an den Langtrieben am 18.07.2012, ’Gala’, Klein-Altendorf Bei der Bonitur der Blätter der Langtriebe wurden nur die ersten 10 Blätter, beginnend an der Triebbasis, die in der Zeit der Primärschorfphase bis Ende Mai gewachsen waren bonitiert. Hierdurch kann der Schorfbefall der in der Primärschorfphase entsteht den einzelnen Varianten exakt zugeordnet werden. Die unbehandelte Kontrolle erreichte an den Blättern der Langtriebe einen Schorfbefall von 61,7 % (Abb. 3.2.4). Mit einem Anteil befallener Blätter von 40,3 % erzielte die reduzierte Kupfervariante Lebosol Kupfer (Var. 10) das schlechteste und die Variante Funguran (Var. 8) mit 19,8 % Befall das beste Ergebnis. Auch bei dieser Bonitur zeigte sich ein etwas geringerer Befall in den Varianten mit einer Anpassung der eingesetzten Kupferdosierung an das vorhandene Ascosporenpotential. Bei Cuprozin progress reduzierte sich der Befall von 24,5 % (Var. 3) auf 23,5 % Befall (Var. 4), bei Funguran progress von 35,9 % (Var. 5) auf 20,6 % Befall (Var. 6), und bei Funguran von 23,4 % (Var. 7) auf 19,8 % Befall (Var. 8). 18 Ergebnisse Schorfbefall an der Frucht 100 100 90 87,5 85,0 78,4 60 80 77,9 54,4 70 % Befall Wirkungsgrad 50 70 62,9 40 60 50 40 12,0 5,2 6,8 3,6 8,1 10 6,0 8,3 20 11,7 30 0 20,2 % Befall 89,0 84,7 90,4 30 20 Wirkungsgrad [%] 80 90 93,5 10 0 (1) ) ) 7) 8) (2) (4) l (9 (3) e (10 n( n( ra mi ra ss ss oll ss ss er ng r u u o e e f e e t r r r u r p g g g n r s u n n og og og og Ko Se las Fu Fu lK pr pr pr pr Zu so in an an o z in z s r r b o o u u pr res pr Le ng ng og Cu Cu Fu Fu pr n i oz pr Cu (5) (6) Abb. 3.2.5: Anteil Früchte am Baum mit Schorfbefall am 10.07.2012, ’Gala’, Klein-Altendorf Zum Zeitpunkt der Fruchtbonitur waren in der Kontrolle bereits mehr als die Hälfte der Früchte mit Schorf befallen (54,4 %). Die Variante Funguran progress (Var. 6) erzielte hier das beste Ergebnis (Befall 3,6 %). Mit einem Anteil befallener Früchte von 20,2 % wurde in der Variante Lebosol Kupfer (Var. 10) wie bei der Rosettenblattund Fruchtbonitur wieder das schlechteste Ergebnis ermittelt (Abb. 3.2.5). In den Varianten mit einer reduzierten Kupfermenge von 82,5 g rein Cu/ha erzielte Cuprozin progress (Var. 2) mit 8,3 % Befall ein deutlich besseres Ergebnis als die Blattdünger Sergomil (Var. 9) mit 12,0 % Befall und Lebosol Kupfer (Var. 10) mit 20,2 % Befall. Bei dem Vergleich der Varianten mit der zulassungsbedingten Reduzierung der Kupferaufwandmenge zur Blüte hin und denen mit angepassten Kupferdosierung an das vorhandene Ascosporenpotential zeigte sich die gleiche Tendenz, wie in den beiden vorhergegangenen Bonituren. In den angepassten Varianten konnte immer ein geringerer Schorfbefall ermittelt werden. Bei Cuprozin progress reduzierte sich der Befall von 11,7 % (Var. 3) auf 6,0 % (Var. 4), bei Funguran progress von 8,1 % (Var. 5) auf 3,6 % Befall (Var. 6), und bei Funguran von 6,8 % (Var. 7) auf 5,2 % Befall (Var. 8). 19 Ergebnisse Fruchtberostung zur Ernte Berostung 9 Berostungsstufe (1-9) 8 7 6 5 4 3 2,4 2,0 2,1 3,0 2,8 2,9 2,6 2,2 2,1 2,1 2 1 0 ) ) 3) 0) 9) (6) (5) (4 (2 (7) (8) (1 g( n n il ( ss ss ss ss r n a a e e e e m e r r u f r r r r o s gu gu n up og og og og rg as un un pr pr pr pr ul Ko Se lK F F Z o n n n n i i s a a z ss oz ur ur bo ro re pr ng ng Le up og u u r C Cu F F p in oz r p Cu ll t ro 1) e( Abb. 3.2.6: Berostung von ’Gala’ zur Ernte, Berostungsstufen 1-9, Klein-Altendorf Bei der Berostungsbonitur zur Ernte wies die Kontrolle eine Berostungsstärke von 2,0 auf (Abb. 3.2.6). In fünf Varianten konnte im Vergleich zur Kontrolle eine leicht erhöhte Berostung festgestellt werden. So wiesen die Varianten 3 (Cuprozin progress Zulassung) bis 7 (Funguran) Werte zwischen 2,4 und 3,0 auf. Die reduzierte Cuprozin progress Variante (Var. 2) und die Blattdüngervariante Sergomil (Var. 9) und Lebosol Kupfer (Var. 10) erzielten mit einem Boniturwert von 2,1 exakt das gleiche Ergebnis. 20 Versuch 2: Jonagold, KAD Versuchsvarianten und Applikationstermine In diesem Versuch sollte die Schorf- und gleichzeitig die Mehltauwirkung verschiedener Schwefel- sowie Alternativpräparate bei protektiver Applikation unter Freilandbedingungen überprüft werden (Tab. 3.2.3). Die Behandlungen erfolgten in der Zeit vom 30.03.2012 bis zum Triebabschluss am 20.07.2012 je nach Witterungsbedingungen in einem Zeitabstand von fünf bis 14 Tagen. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 15 Behandlungen durchgeführt (Tab. 3.2.4). Tab. 3.2.3: Versuchsvarianten ’Jonagold’, Klein-Altendorf, 2012 Aufwandmenge Variante Behandlungen kg (l) / ha u. mKh 1 Kontrolle --- 2 Schwefelkalk Wöchentlich ab 14 KW 3 Netzschwefel Stulln Wöchentlich ab 14 KW 4 Thiopron Cera-SCHWEFAL 700 Pro Alexin SD (nur erste Beh.) danach Pro Alexin PNS001 Wöchentlich ab 14 KW --10,0 (bis Blüte) 7,5 (ab Blüte 0,5 bis 2,5 (je nach Witterung) 1,5 bis 2,0 Wöchentlich ab 14 KW 1,5 bis 2,0 5 6 7 VitiSan + PrevAM 5% Wöchentlich ab 14 KW 0,375 Wöchentlich ab 14 KW 2,5 + 2,5 Tab. 3.2.4: Behandlungstermine ’Jonagold’, Klein-Altendorf, 2012 Variante Behandlungstermine 30.03. / 05.04. / 12.04. / 18.04. / 24.04. / 30.04. / 07.05. / 14.05. / 28.05. / 11.06. 2-7 18.06 / 26.06. / 05.07. / 12.07. / 20.07. 21 Ergebnisse Schorfbefall an Rosettenblättern 90 70 67,5 61,7 57,2 51,2 50 50 45,0 30 4,3 11,6 6,2 3,7 5,5 10 4,9 11,3 30 -2,3 -10 n Ko ll t ro l lk ef e ka hw f el c e tzs hw Sc Ne e T n p ro hio ra Ce hw Sc i lex oA r P D nS 00 l7 efa +P r in lex oA 01 S0 N P is Vit + an Wirkungsgrad [%] 70 % Befall 90 % Befall Wirkungsgrad 10 -10 M vA Pre Abb. 3.2.7: Schorfbefall an den Rosettenblättern am 04.06.2012, ’Jonagold’, Klein-Altendorf Bei der Bonitur der Rosettenblätter wies die Kontrolle einen Befall von lediglich 11,3 % auf (Abb. 3.2.7). Abgesehen von der Variante ProAlexin SD + ProAlexin PNS001 mit einem Befall von 11,6 % lagen die Befallswerte der behandelten Varianten mit Werten von 3,7 % (Thiopron) bis 6,2 % (Cera Schwefal 700) nahe beieinander. Ergebnisse Schorfbefall an Langtrieben 100 120 80 47,6 50 47,3 60 42,4 49,3 10 0 n Ko 3,3 -1,8 20 60 40 20 7,2 13,8 30 -14,1 40 3,9 % Befall 70 100 50,1 Wirkungsgrad 45,7 80 56,2 % Befall 0 Wirkungsgrad [%] 90 -20 -40 t ro lle lk ka w f el ch e tzs hw c e S N l ef e 0 M ron 01 70 vA S0 iop al re f N h P e P T hw in n+ Sc lex is a a t A i r V ro Ce +P D S in lex A o Pr Abb. 3.2.8: Schorfbefall an den Langtrieben am 18.07.2012, ’Jonagold’, Klein-Altendorf Bei der Bonitur der Blätter der Langtriebe wurden nur die ersten 10 Blätter, beginnend an der Triebbasis, die in der Zeit der Primärschorfphase bis Ende Mai gewach22 sen waren bonitiert. Hierdurch kann der Schorfbefall der in der Primärschorfphase entsteht den einzelnen Varianten exakt zugeordnet werden. Bei der Betrachtung der gewonnenen Ergebnisse muss jedoch berücksichtigt werden, dass primär die Mehltauwirkung bewertet werden sollte und daher die Behandlungen immer protektiv auf das trockene Blatt und nicht gezielt ins Keimungsfenster appliziert worden sind. Daher konnte von einer reduzierten Schorfwirkung ausgegangen werden, jedoch sind die ermittelten Ergebnisse bei dem Schorfbefall der Langtriebe aufgrund der hohen Befallswerte in den behandelten Varianten nicht nachvollziehbar. Bei der Langtriebbonitur waren zwischen der unbehandelten Kontrolle mit einem Befall von 49,3 % und den behandelten Varianten mit Befallswerten von 42,4 % (Schwefelkalk) bis 56,2 % (Thiopron) keine nennenswerten Unterschiede hinsichtlich des Befalls festzustellen (Abb. 3.2.8). Keine der Varianten konnte den Schorfbefall deutlich reduzieren. Teilweise stiegen die Befallswerte sogar über den der Kontrolle an. Ergebnisse Schorfbefall an der Frucht 100 100 90 76,2 70 60 11,6 30 20 10 26,6 0 n Ko 50 44,3 27,2 25,5 35,8 47,7 40 7,7 50 80 68,5 15,4 60 90 Wirkungsgrad 48,8 % Befall 70 % Befall 40 30 20 Wirkungsgrad [%] 84,2 80 10 0 lle t ro lk ka w f el ch e tzs hw c e S N l ef e P n 0 1 M 70 00 vA re fal NS P e P hw in n+ Sc lex is a a t A i r V ro Ce +P D S in lex A ro ro iop h T Abb. 3.2.9: Anteil Früchte am Baum mit Schorfbefall am 11.07.2012, ’Jonagold’, Klein-Altendorf Zum Zeitpunkt der Fruchtbonitur ist der Schorfbefall in der Kontrolle auf 48,8 % angestiegen (Abb. 3.2.9). Cera Schwefal 700 konnte den Befall mit einem Anteil befallener Früchte von 7,7 %, gefolgt von Schwefelkalk mit 11,6 % Befall, am deutlichsten reduzieren. Den höchsten Befall wies auch hier wieder die Variante ProAlexin SD + ProAlexin PNS001 mit einem Befall von 35,8 % auf. 23 Ergebnisse Fruchtberostung zur Ernte Berostungsstufe (1-9) Berostung 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 4,1 Ko r nt le ol 3,4 lk ka el f e hw c S 4,3 4,0 Ne el ef hw sc tz T n ro op i h r Ce a Pr 4,6 4,3 hw Sc 00 l7 a ef n xi le A o SD + Pr o 3,8 1 00 S PN in ex Al V n sa it i + AM ev r P Abb. 3.2.10: Berostung von ’Jonagold’ zur Ernte, Berostungsstufen 1-9, Klein-Altendorf Nach der Ernte wurde bei der Berostungsbonitur in der Kontrolle ein Wert von 4,1 ermittelt (Abb. 3.2.10). Lediglich die Variante ProAlexin SD + ProAlexin PNS001 führte mit 4,6 im Vergleich zur Kontrolle zu einer leichten Mehrberostung. Die Varianten Schwefelkalk, VitiSan + PREV-AM hingegen waren tendenziell weniger berostet als die übrigen Varianten einschließlich der Kontrolle. Ergebnisse der Mehltaubonitur Für die Mehltaubonitur wurden die gleichen Triebe verwendet wie bei der Langtriebbonitur des Schorfbefalls. Allerdings wurden hierbei nur die relevanten Blätter ab der Triebmitte bis zur Triebspitze bonitiert. Um den Mehltaudruck in der Versuchsparzelle zu erhöhen, wurden während des Winterschnitts keine befallenen Triebe entfernt. 120 100 %-Befall 110 100 87,1 86,4 80 82,3 70 81,8 78,5 75,3 80 % Befall 90 60 61,2 50 60 50 40 29,1 40 30 30 12,8 20 20 9,1 4,8 5,3 -0,9 10 10 0 0 Pr ev AM ex in Vi tis an + Pr o Al al hw ef Sc er a C N et z sc hw ef ka lk Sc hw ef el Th io pr on -10 el -10 Ko nt ro lle 70 Wirkungsgrad [%] 90 Wirkungsgrad Abb. 3.2.11: Mehltaubefall an den Langtrieben am 18.07.2012, ’Jonagold’, Klein-Altendorf 24 Bei der Langtriebbonitur Mehltau erzielten die Schwefelkalkbehandlungen mit einem Befall von 61,2 % das beste Ergebnis. Allerdings entspricht dies auch nur einem Wirkungsgrad von 29,1 %. In den übrigen Varianten sind mit Befallswerten von 75,3 % (Cera Schwefal) bis 87,1 % (Netzschwefel) im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle mit einem Befall von 86,4 % keine nennenswerten Unterschiede festzustellen (Abb. 3.2.11). 4 3 2,3 2,3 2,3 2 2,1 2,0 1,8 2,1 1 Pr ev AM ex in Al + an Vi tis er a Pr o Sc hw ef al ro n C et zs c N Th io p hw ef lk ka Sc hw ef el nt ro Ko el 0 lle Durchschnittliche Befallsklasse Dies wird auch bei Betrachtung der durchschnittlichen Befallsklasse deutlich. Schwefelkalk erzielte mit einem Wert von 1,8 das beste Ergebnis. Die übrigen Varianten, einschließlich der Kontrolle, wiesen Befallswerte von 2,0 bis 2,3 auf (Abb. 3.2.12). Abb. 3.2.12: Durchschnittliche Befallsklasse Mehltau, ’Jonagold’, Klein-Altendorf 25 3.2.2 Standort Jork, ÖON Exaktversuche Primärschorfphase Die Versuchsfläche befand sich in einer ökologisch bewirtschafteten, 18-jährigen Elstaranlage im Betrieb Peter Riemann, Jork-Moorende. Ziel des Versuchs war, bei minimalem Kupfereinsatz eine ausreichende Schorfwirkung zu erreichen. Abb. 3.2.13: Versuchsanlage Standort Jork 2012, Betrieb Riemann Versuchsaufbau Betrieb: Riemann, P. / Moorende (Altes Land) Sorte: `Elstar´ Versuchsaufbau: 7 Varianten x 4 Wiederholungen á 10 Bäume Applikationstechnik: Handspritzung (Spritzjeep) Im Praxisbetrieb in Jork-Moorende wurden die Versuchsvarianten (siehe Tabelle 3.2.5) in vierfacher Wiederholung randomisiert angelegt. Die Parzellen umfassten 10 Bäume, ausgewertet wurden jeweils die mittleren 8 Bäume. Ab Beginn des Ascosporenfluges wurden die Kupfermittel Cuprozin progress und Funguran progress jeweils in unterschiedlichen Anwendungshäufigkeiten appliziert. Netzschwefel wurde in allen Varianten präventiv eingesetzt. Neben der Anwendung von Schwefelkalk in die Infektionen wurde das Präparat Trifolio S-forte (T/S-forte) eingesetzt. T/S-forte ist ein Tensid und optimiert nicht nur die Blattbenetzung, sondern u. a. auch die Wirkung von Fungiziden. In Variante 2 und 3 kam neben Netzschwefel, T/S-forte und Schwefelkalk das Kupfermittel Cuprozin progress zum Einsatz, wobei in der reduzierten Variante 3 ausschließlich zu Beginn des Ascosporenfluges zwei Kupferapplikationen erfolgten. In Variante 4 und 5 wurden Netzschwefel, T/S-forte und Schwefelkalk sowie das Präparat Funguran progress eingesetzt. In der kupferreduzierten Variante 5, wurden wie in Variante 3 ausschließlich zu Beginn der Primärsaison zwei Kupferapplikationen durchgeführt. Die Kupferreduzierung kommt in den Reduzierungsvarianten nicht durch Gabe von reduzierten Kupfermengen zustande, sondern durch das Ersetzen der Kupferapplikationen durch Schwefelkalkeinsätze. In den Varianten 3 und 5 ist neben den Schwefelkalkeinsätzen in Keimungsfenster Schwefelkalk auch präventiv eingesetzt worden, aus den unterschiedlichen Präparaten ergaben sich dabei abweichende Spritzfolgen, die Einsatztermine der Präparate sind in Tabelle 3.2.6 dargestellt. In Variante 6 erfolgten die Applikationen wie in Variante 2, jedoch 26 ohne den Einsatz von T/S-forte. Die Applikationen erfolgten händisch mit dem Spritzjeep. Die Wasseraufwandmengemenge betrug 1300 l/ha. Bonitiert wurde das Auftreten von Schorfbefall am Rosettenblatt, am Langtrieb und an der Frucht. Pro Variante wurden am 19.09.2012 im Zuge der Ernte 320 Früchte auf Fruchtberostung bonitiert. Tab. 3.2.5: Darstellung der Varianten am Standort Jork, 2012 Variante P flanz ens c hutzs trateg ie 1 K ontrolle 2 C uprozin prog res s + N etzs chwefel + TS -forte; in die Infektion: S chwefelka lk 3 C uprozin prog res s + N etzs chwefel + TS -forte; in die Infektion: S chwefelka lk 4 F ung uran prog res s + N etzs chwefel + TS -forte; in die Infektion: S chwefelka lk 5 F ung uran prog res s + N etzs chwefel + TS -forte; in die Infektion: S chwefelka lk 6 C uprozin prog res s + N etzs chwefel; in die Infektion: S chwefelka lk 7 P ra xis varia nte C u-reduziert C u-reduziert Im Folgenden ist die Lage der Versuchsparzelle im Betrieb Riemann, Jork Moorende dargestellt (Abb. 3.2.14). Anlage Peter Riemann, Moorende (Jork) Versuchsparzelle Abb. 3.2.14: Versuchsparzelle in der ’Elstar’ - Anlage von P. Riemann, Moorende (Jork) Tabelle 3.2.6 gibt die Termine und Aufwandmengen der Pflanzenschutzapplikationen aller Varianten wieder. Überprüft wurde der unterschiedliche Einfluss verschiedener Pflanzenschutzstrategien auf die Höhe der Schorfinfektion. Als Kontrolle diente eine unbehandelte Variante. In einer weiteren, siebten Variante wurden die Pflanzenschutzmittel praxisüblich vom Betriebsleiter eingesetzt. 27 Tab. 3.2.6: Übersicht über die Applikationstermine Standort Altes Land, 2012 Anzahl der Behandlungen 1 Behandlungstermin 27. Mrz 12 2 03. Apr 12 3 Aufwandmengen/ ha behandelte Varianten Präparate 2, 3, 4, 5, 6 (6 kein TS-Forte) alle Varianten Cu TS-Forte SK 400 g 4l 05. Apr 12 2, 3, 4, 5 + 6 (6 kein TS-forte) NS Cu TS-Forte 3 kg 100 g 4l 4 10. Apr 12 alle Varianten SK 16l 5 13. Apr 12 20l 3+5 SK 16l 2, 4, 6 (6 kein TS-Forte) Cu NS TS-Forte NS Cu TS-F 80 g 3 kg 4l 3 kg 80 g 4l 6 18. Apr 12 2, 4, 6 (6 kein TS-Forte) 7 22. Apr 12 3, 5 SK 16l 8 24. Apr 12 2, 4, 6 SK 16l 9 28. Apr 12 alle Varianten SK 16l 10 02. Mai 12 3+5 NS 3 kg 2, 4, 6 (6 kein TS-Forte) Cu TS-Forte NS 25 g 4l 3 kg SK 16l 11 04. Mai 12 3, 5 12 05. Mai 12 3+5 NS 3 kg 2, 4, 6 (6 kein TS-Forte) Cu TS-Forte NS 25 g 4l 3 kg 13 07. Mai 12 3, 5 SK 12l 14 09. Mai 12 2, 4 + 6 (6 kein TS-forte) NS Cu TS-F 2 kg 25 g 4l 15 10. Mai 12 16 14. Mai 12 2, 3, 4, 5, 6 2, 4 + 6 (6 kein TS-forte) SK NS Cu TS-F 12 l 1 kg 25 g 4l 17 15. Mai 12 3, 5 SK 12l 18 18. Mai 12 3+5 NS 1 kg 2, 4, 6 (6 kein TS-Forte) Cu TS-Forte NS 20 g 4l 1 kg Von Ende März bis Mitte Mai erfolgten während der Primärschorfphase je nach Schorfinfektion in der Versuchsparzelle insgesamt 18 Pflanzenschutzbehandlungen. Im Behandlungszeitraum wurden in den Kupfervarianten (2, 4 und 6) 780 g und in den kupferreduzierten Varianten (3 und 5) 500 g Reinkupfer je Hektar eingesetzt. Nach dem 18. Mai erfolgten weitere Pflanzenschutzbehandlungen durch den Betriebsleiter praxisüblich. 28 Schorfsituation 2012 Im Zeitraum vom 9. bis 13. April wurde am Versuchsstandort der erste bedeutsame Sporenausstoß festgestellt. Mit einem Schorfstundenquotient (Scqu) von 450 führte er zu Schorfinfektionen am Rosettenblatt. Der Schorfstundenquotient wird durch Division der Zahl 100 durch die Blattfeuchte in Stunden errechnet, wobei sich die Blattfeuchte aus der für die Infektion mindestens erforderlichen Dauer der Blattfeuchte in Abhängigkeit von der Temperatur ergibt (MILLS). Der Scqu-Wert berücksichtigt nicht das vorhandene Ascosporenpotential, sondern beschreibt die Infektionsbedingungen. Die einzelnen Werte werden über dem jeweiligen Infektionszeitraum aufsummiert und ergeben den Scqu in %. Bei einem Scqu-Wert 100 sind leichte, bei 130 mittlere und bei 150 und höher schwere Infektionsbedingungen gegeben. Bis Ende April erfolgten vier weitere Schorfinfektionsperioden, optimale Infektionsbedingungen wurden durch ausreichende Niederschläge und günstige Temperaturen hervorgerufen. Der Schorfbefall am 1. bis 6. Langtrieb-Blatt ist auf den Infektionszeitraum vom 21. 23. April (Scqu 120) zurückzuführen. Anfang Mai (3. bis 5. Mai und 9. bis 11. Mai) kam es durch lang anhaltende Blattfeuchteperioden zu weiteren schweren Infektionen. Auf diese Infektionsereignisse ist der Schorfbefall auf den Langtrieben, 7. bis 10. Blatt (Scqu 265) beziehungsweise ab dem 10. Blatt (Scqu 392) zurück zu führen. In der Abbildung 3.2.15 sind die Temperatur [°C], d er Niederschlag [mm] und der Schorfstundenquotient [Scqu in %] für die Monate März bis Juni angegeben. Schorf- und Wettersituation 2012 Esteburg (RIMPro) 500 25 Befall Rosettenblätter Befall > 10. LT-Blatt 400 20 Scqu [%] 350 300 15 Befall 7.-10. LT-Blatt 250 Befall 1.-6. LT-Blatt 200 10 150 100 5 50 0 Temperatur in [°C] - Niederschlag in [mm] 450 0 M ärz April Scqu [%] Mai Temperatur in [°C] Juni Niederschlag in [mm] Abb. 3.2.15: Niederschlag, Temperaturverlauf und Schorfinfektionsperioden für den Standort, Jork – Esteburg 2012 29 Im Jahr 2012 wurde für den Standort Esteburg ein Gesamtniederschlag von 688 mm (langjährig 740 mm) verzeichnet. Aufgrund des sehr niederschlagarmen Monats März, der mit nur 10,8 mm um fast 80 % weniger Niederschlag hatte als das langjährige Monatsmittel (51 mm), belief sich der Niederschlag in den Monaten März bis Juli 2012 in Summe auf 255,3 mm. In den Monaten März bis Juli wurden im Mittel 12,0°C gemessen. Das langjährige Mittel (März bis Juli) liegt bei 11,52°C (siehe Tabelle 3.2.7). Tab. 3.2.7: Niederschlags- und Temperaturwerte 2012, Standort Jork Niederschlag [mm] Jahressumme 2012 März bis Juli 688 langjährige Summe (März-Juli) 255,3 304 Temperatur [°C] Jahresmittelwert 2012 Monatsmittel: März bis Juli 9,15 langjähriges Mittel (März-Juli) 12,0 11,52 Die Anzahl der Regentage mit mehr als 0,1 mm Niederschlag lag in den Monaten März bis Juli mit 79 Regentagen um 6 Tage höher als im langjährigen Mittel (Tabelle 3.2.8). In der Jahressumme 2012 wurden mit 185 Regentagen sechs Regentage weniger verzeichnet als im langjährigen Mittel (191). Tab. 3.2.8: Anzahl der Regentage ( >0,1 mm) 2012, Jork Regentage [> 0,1 mm] Monat März April Mai Juni Juli März bis Juli 2012 Jahressumme 30 2012 langjähriges Mittel 9 18 14 18 20 79 185 15 13 14 15 16 73 191 Ergebnisse Abb. 3.2.16: Vegetationsstand am 01. Mai 2012, Riemann (Jork, Moorende) Ergebnisse der Rosettenblattbonitur Am 12. Juni erfolgte die Rosettenblattbonitur in der Anlage Riemann, ausgewertet wurden 50 Blattrosetten je Wiederholung. Vergleicht man die Ergebnisse zum Zeitpunkt der Rosettenblattbonitur, sind zwischen den einzelnen Behandlungsstrategien nur geringfügige Unterschiede festzustellen. Bei einem geringen Schorfniveau im Rosettenblattstadium, bewegten sich die Wirkungsgrade (nach ABBOTT, 1925) in den einzelnen Varianten alle über 95 % gegenüber der unbehandelten Kontrolle. In der Kontrolle wurde ein Schorfbefall von rund 58 % erfasst (siehe Abbildung 3.2.17). Die Schorfinfektion am Rosettenblatt ist auf den Zeitraum vom 9. bis 13. April zurückzuführen, als bei anhaltender Blattfeuchte und Temperaturen bis 10°C ein Schorfinfektionsquotient von 450 erreicht wurde (siehe Abbildung 3.2.15). Rosettenblattschorf in [ %] - Elstar 2012, Riemann Moorende 97,1 97,9 96,9 99,3 95,4 97,1 100 90 90 80 80 70 60 70 58,4 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 1,7 0 1,8 1,2 2,7 0,4 1,7 Wirkungsgrad [%] Rosettenblattschorf [%] 100 10 0 1 Kontrolle 6 Cupr. Praxisvariante 2 Cupr. progr. 3 Cupr. progr. 4 Fung. progr. 5 Fung. progr. + NS + TS-f, (reduziert) + + NS + TS-f, (reduziert) + progr. + NS, SK in Infektion NS + TS-f, SK SK in Infektion NS + TS-f, SK SK in Infekt. Wirkungsgrad in Infektion in Infektion Abb. 3.2.17: Schorfbefall an den Rosettenblättern, 12.06.2012, ’Elstar’; Standort Jork 31 Ergebnisse der Langtriebbonitur Die Bonitur am Langtrieb erfolgte am 6. August, erfasst wurden 25 Langtriebe je Wiederholung. Das Ergebnis der Bonitur ist in Abbildung 3.2.18 graphisch dargestellt. Variante 2 und die Betriebsvariante erreichten den höchsten Wirkungsgrad, mit jeweils 56,3 % und 58,5 % gegenüber der unbehandelten Kontrolle. Eine Wirkungssteigerung konnte durch die Verwendung von TS-forte erreicht werden. Variante 6 erreichte ohne Zugabe von TS-forte einen Wirkungsgrad von 46,6 %, in Variante 2 war mit Zugabe von TS-forte der Wirkungsgrad um rund 10 % höher, diese beiden Varianten unterscheiden sich nur in der Zugabe von TS-forte. Aus der Reduzierung der ausgebrachten Kupfermenge resultierte ein sichtbarer Wirkungsverlust, sowohl in den Cuprozin progress-Varianten (2 u. 3) als auch in den Funguran progress-Varianten (4 u. 5). Der Anteil an Blättern mit Schorf an den Langtrieben erhöhte sich in der Cuprozin progress-Strategie von ca. 40 % (Variante 2) auf ca. 50 % (Variante 3) und in der Funguran progress-Strategie von ca. 47 % auf ca. 50 %. Das Kupferpräparat Cuprozin progress zeigte eine Wirkungssteigerung auf den Anteil schorfbefallener Blätter zum Zeitpunkt der Langtriebbonitur im Vergleich zu Funguran progress. Vergleicht man Variante 2 und 4 miteinander, so führte bei gleicher Aufwandmenge an Kupfer, die Strategie mit Cuprozin progress zu einem geringeren Langtriebschorfbefall als die Funguran progress-Strategie. Langtriebschorf in [% ] - Elstar 2012, Riemann Moorende 100 90 Langtriebschorf in % 80 70 58,5 56,3 60 50 43,5 48,0 44,7 46,6 51,2 47,1 50,2 48,4 40 30 20 10 90,6 39,6 37,6 0 1 Kontrolle 2 Cupr. progr. 3 Cupr. progr. 4 Fung. progr. 5 Fung. progr. 6 Cupr. progr. Praxisvariante + NS + TS-f, (reduziert) + + NS + TS-f, (reduziert) + + NS, SK in SK in Infektion NS + TS-f, SK SK in Infektion NS + TS-f, SK Infekt. in Infektion in Infektion Wirkungsgrad Abb.3.2.18: Schorfbefall an den Blättern der Langtriebe, 2012, ’Elstar’; Standort Jork 32 Um die Wirkung der Strategien und Produkte besser dem zeitlichen Verlauf und den einzelnen Infektionsereignissen zuordnen zu können, wurden die Blätter der Langtriebe in drei Klassen (Blatt 1-6, Blatt 7-10 und Blatt 11 und Folgende) zusammengefasst. Der Schorfbefall an den ersten sechs Blättern der Langtriebe konnte im Vergleich zur Kontrolle in allen Varianten deutlich reduziert werden, die Wirkungsgrade bewegten sich in den Varianten zwischen ca. 87 % und 96 %. An den Blättern sieben bis zehn war der Anteil an Blättern mit Schorf auch in den behandelten Varianten sichtbar höher, diese Schorläsionen sind auf die Infektionsperioden Anfang Mai zurückzuführen. In Abbildung 3.2.19 ist zu erkennen, dass der vergleichsweise gute Wirkungsgrad der Variante 2 (Cuprozin progress mit höherer Anwendungshäufigkeit) aus dieser Infektionsperiode stammt. Hier konnte diese Variante einen Wirkungsgrad von 76,3 % erreichen, dieser lag deutlich über den Wirkungsgraden der anderen Varianten. Der Schorfbefall ab dem 10. Blatt am Langtrieb nahm in den behandelten Varianten stark zu, woraus sich geringere Wirkungsgrade im Vergleich mit der Kontrolle ergaben. E rgebnis s e der L angtriebbonitur - B onitur vom 06.08.2012 100 96,3 100 95,4 90 92,8 90,3 87,6 80 Wirkungs grad 93 90 80 76,3 70 70 60,7 60 50 60 58,3 52,6 50 51,7 50 40 40 30 28,830 20 20 13,5 4,6 3,9 C uproz in progres s + Cuproz in progres s + Funguran progres s Funguran progres s Cuproz in progres s + NS + TS -forte; in NS + TS -forte; CU + NS + TS -forte; In + NS + TS -forte; CU NS ; In Infekt.: S K Infekt.: S K red. - in Infekt.: S K Infekt.: S K red. - in Infekt.: S K Befall > 10. B latt Befall Blatt 7.-10. Befall Blatt 1.-6. 0 Befall > 10. B latt Befall > 10. B latt Befall Blatt 7.-10. Befall Blatt 1.-6. Befall > 10. B latt Befall Blatt 7.-10. Befall Blatt 1.-6. Befall > 10. B latt Befall Blatt 7.-10. Befall Blatt 1.-6. Befall > 10. B latt Befall Blatt 7.-10. Befall Blatt 1.-6. Befall > 10. B latt Befall Blatt 7.-10. Befall Blatt 1.-6. 0 K ontrolle 10 8,9 Befall Blatt 7.-10. 8,4 Befall Blatt 1.-6. 10 Prax is var. Abb. 3.2.19: Schorfbefall an den Langtrieben, Blätter 1 bis 6, Befall Blatt 7. – 10.; Befall ab Blatt 11; 2012, ’Elstar’; Standort Jork 33 Ergebnisse der Fruchtbonitur - Ernte Die Ergebnisse der Fruchtschorfbonitur spiegeln die Ergebnisse der Langtrieb- und Rosettenblattbonitur weitestgehend wieder. Bei einem Schorfbefall von 94,0 % in der Kontrolle konnte in allen Behandlungsstrategien eine deutliche Schorfwirkung erreicht werden. Die Kupferreduzierung in den Varianten 3 (Cuprozin progress) und 5 (Funguran progress) fand sich im direkten Vergleich mit den jeweiligen Varianten 2 und 4 im erhöhten Schorfbefall wieder. In den reduzierten Varianten konnte der Vorteil von Cuprozin progress (Variante 3) gegenüber Funguran progress (Variante 5) nicht mehr festgestellt werden. TS-forte erhöht den Wirkungsgrad von Cuprozin progress, der Fruchtschorfbefall reduzierte sich von 12,0 % (Variante 6 - ohne TS-forte) auf 7,3 % (Variante 2 - mit TSforte), bei einem Wirkungsgrad von 87,2 % bzw. 92,2 % gegenüber der unbehandelten Kontrolle. Bei einer reduzierten Anwendung von Cuprozin progress verdoppelte sich der Fruchtschorf von 7,3 % auf 14,1 %. Siehe hierzu die Abbildung 3.2.20. Fruchtschorf in [ %] - Elstar 2012, Riemann Moorende 100 94,0 96,8 92,2 90 85,0 89,7 85,5 90 87,2 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 14,1 7,3 10 9,7 13,6 20 12,0 0 3,0 10 0 1 Kontrolle 2 Cupr. progr. 3 Cupr. progr. 4 Fung. progr. 5 Fung. progr. 6 Cupr. progr. Praxisvariante + NS + TS-f, (reduziert) + + NS + TS-f, (reduziert) + + NS, SK in SK in Infektion NS + TS-f, SK SK in Infektion NS + TS-f, SK Infekt. Wirkungsgrad in Infektion in Infektion Abb. 3.2.20: Schorfbefall an den Früchten, 2012, ’Elstar’; Standort Jork 34 100 Fruchtberostung Kupfer in die Blüte und die Applikation von hohen Schwefelkalkmengen bei starken Temperaturschwankungen kann die Fruchtberostung fördern. Am 19. September wurden im Zuge der Ernte je Variante 320 Früchte auf Berostung bonitiert. Die Einteilung der Berostungsstufen erfolgte nach dem in Abbildung 3.2.21 dargestellten Schema. Abb. 3.2.21: Einteilung der Boniturstufen für die Fruchtberostung Die Ergebnisse der Berostungsbonitur unterschieden sich innerhalb der behandelten Varianten nur gering. Unterschiede wurden im Vergleich mit der unbehandelten Kontrolle sichtbar, die verstärkt berostete Früchte aufwies. Da in der Kontrolle in der Ascosporensaison kein Netzschwefel eingesetzt wurde, ist diese verstärkte Berostung plausibel nur auf Mehltauinfektionen zurück zu führen. Eine mögliche Berostungsförderung durch die Kupferpräparate wird somit in der Darstellung überlagert und ist nicht mehr festzustellen, siehe Abbildung 3.2.22. Fruchtberostungsbonitur Standort ÖON, 2012 100 4,406 90 8,5 80 12,0 10,6 15,5 70 Berostung in % 0 3,8 6,8 0,462 2,4 7,2 10,8 14,4 0 6,1 5,9 0,41 3,5 6,2 3,4 2,072 6,4 0,658 6,4 7,3 8,8 15,8 8,4 8,0 7 9,6 9,7 6 9,5 14,3 20,5 60 50 14,5 25,8 25,6 22,1 24,9 4 3 40 30 20,5 20,6 8 5 21,3 24,6 9 23,3 22,0 23,2 16,8 15,6 2 3 2 22,8 22,6 1 20 10 14,6 0 3,6 1 19,1 23,4 22,1 4 Varianten 5 6 18,7 7 Abb. 3.2.22: Kumulierte prozentuale Werte der Fruchtberostungsbonitur, 2012 35 3.2.3 Standort Ravensburg, KOB Versuch 1: Behandlungszeitpunkt und Aufwandmengen Versuchsbeschreibung Im zurückliegenden Projektjahr 2012 wurde am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee ein Versuch durchgeführt, der unterschiedliche Fragestellungen beinhaltete. Zum Einen sollte das Reduktionspotential von Kupferbehandlungen im Vorblütezeitraum untersucht werden. Dazu wurde die seitens des Beratungsdienstes Ökologischer Obstbau empfohlene Aufwandmenge des Präparates „Cuprozin progress“ mit einer Reduktionsvariante mit jeweils 20 % reduzierter Aufwandmenge verglichen. Zum Anderen erfolgte ein Vergleich der Wirkung einer gezielten Behandlung in die Infektion mit einer Behandlung im Bereich bis 24 Stunden nach Regenbeginn. Darüber hinaus sollte erneut die Wirkungssicherheit einer kupferfreien Strategie überprüft werden. Für die jeweiligen Applikationszeiträume – präventiv (Belag) - Keimungsfenster (Infektion) – 24 Stunden nach Regenbeginn (Nachbehandlung) – wurden diejenigen Mittel ausgewählt, welche in den Vorversuchen in den jeweiligen Zeiträumen am besten abgeschnitten hatten. Die Behandlungen erfolgten ausschließlich während der Primärschorfsaison, anschließend wurden alle Varianten betriebsüblich weiterbehandelt. Eine Übersicht über die Varianten und die jeweilige Aufwandmengen zeigt nachfolgende Tabelle 3.2.9. Tab. 3.2.9: Varianten, Behandlungszeitpunkte und Aufwandmengen am Standort Bavendorf 2012 Variante 1 Kontrolle Behandlungen Aufwandmengen je ha - - Anzahl Kupfermenge Behandlungen - - 2 Strategie mit Kupfer Präventiv: Bis Blüte Cuprozin progress, ab Blüte Schwefel Infektion (nur Hauptinfektionen): Schwefelkalk 3 Strategie mit Kupfer reduziert (80 % Aufwandmenge) Präventiv: Bis Blüte Cuprozin progress, ab Blüte Schwefel Infektion (nur Hauptinfektionen): Schwefelkalk Cuprozin progress: 0,64l / 0,48l 0,48l / 0,28l Netzschwefel: 5,0 kg Schwefelkalk: 15 l bis Blüte, 12 l ab Blühbeginn 12 472g Strategie mit Kupfer Präventiv: Bis Blüte Cuprozin progress, ab Blüte Schwefel Infektion (regelmäßig): Schwefelkalk Cuprozin progress: 0,8l / 0,6l / 0,6l / 0,36l Netzschwefel: 5,0 kg Schwefelkalk: 15 l bis Blüte, 12 l ab Blühbeginn 16 590g Strategie mit Kupfer Präventiv: Bis Blüte Cuprozin progress, ab Blüte Schwefel Nachbehandlung: Schwefel + VitiSan bis 24 h nach Regenbeginn Cuprozin progress: 0,8l / 0,6l / 0,6l / 0,36l Netzschwefel: 5,0 kg + VitiSan 6,0 kg 12 590g Strategie ohne Kupfer Infektion (regelmäßig): Schwefelkalk Nachbehandlung: Schwefel + VitiSan bis 24 h nach Regenbeginn Schwefelkalk 15 l bis Blüte, 12 l ab Blühbeginn Netzschwefel 5,0 kg + VitiSan 6,0 kg 8 - 4 5 6 36 Cuprozin progress: 0,8l / 0,6l / 0,6l / 0,36l Netzschwefel: 5,0 kg Schwefelkalk: 15 l bis Blüte, 12 l ab Blühbeginn 12 590g Versuchsaufbau Der Versuch wurde in einer ökologisch bewirtschafteten Versuchsparzelle des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee an der Sorte ’Jonagored’ auf der Unterlage M9 durchgeführt. Die im Abstand von 3,20 m x 0,80 m gepflanzte Anlage wurde 2009 erstellt. Je Wiederholung standen 20 Versuchsbäume zur Verfügung. Die Behandlungen erfolgten ausschließlich mit der Tunnelspritze und einer Wasseraufwandmenge von 250 l/ha/m Kronenhöhe. Die Terminierung der Behandlungen erfolgte auf Grundlage des Schorfprognosemodells RIMpro. Abb. 3.2.23: Schorfinfektionsbedingungen simuliert im RIMpro-Prognosemodell für den Standort Bavendorf 2012 Ausgebrachte Spritzungen Für die präventiven Behandlungen in den Varianten 2 bis 5 wurde das Kupferpräparat „Cuprozin progress“ nur bis zum Stadium „Rote Knospe“ eingesetzt. Anschließend erfolgten die präventiven Behandlungen aufgrund der Berostungsneigung von Kupferpräparaten ausschließlich mit Netzschwefel. Im Versuchsjahr 2012 erfolgten damit in den Varianten 2 bis 5 insgesamt vier Behandlungen mit dem Kupferpräparat. Dabei wurden mit der normalen Aufwandmenge insgesamt 590 g Reinkupfer ausgebracht (Varianten 2, 4, 5). In der Reduktionsvariante 3 mit jeweils um 20 % reduzierter Aufwandmenge wurden insgesamt nur 472 g Reinkupfer ausgebracht. In den Varianten 2 und 3 erfolgte bei hoher Infektionsgefahr zusätzlich zu den präventiven Belagsbehandlungen eine gezielte Behandlung mit Schwefelkalk in die Infektion. Im Gegensatz dazu wurde die zusätzliche Behandlung in die Infektion in Variante 4 regelmäßig bei Zustandekommen von Infektionsbedingungen ausgebracht. In Variante 5 wurde die gezielte Behandlung in die Infektion bei hoher Infektionsgefahr durch eine Nachbehandlung mit Netzschwefel und VitiSan im Bereich bis 24 Stunden nach Regenbeginn ersetzt. Diese Behandlung wurde i.d.R. auf das trockene Blatt appliziert. In Variante 6 erfolgte keine präventive Behandlung vor erwarteten Niederschlägen. Erst nach tatsächlichem Zustandekommen von Infektionsbedingungen erfolgte eine gezielte Behandlung mit Schwefelkalk in die Infektion. Bei hoher Infektionsgefahr erfolgte analog zu Variante 4 eine zusätzliche Nachbehandlung. Durch die ausschließlich gezielte Behandlung nach Notwendigkeit wurde die Variante 6 insgesamt 37 nur achtmal behandelt. In den Varianten 2, 3 und 5 wurden insgesamt 12 Behandlungen ausgebracht, in Variante 4 insgesamt 16 Behandlungen. Die jeweiligen Behandlungstermine sind in Tabelle 3.2.10 aufgeführt. Tab. 3.2.10: Behandlungstermine der jeweiligen Varianten am Standort Bavendorf 2012 Variante Behandlungstermine 2 29.03. / 03.04. / 06.04. / 13.04. / 17.04. / 23.04. / 27.04. / 04.05. / 05.05. / 08.05. / 11.05. / 15.05. 3 29.03. / 03.04. / 06.04. / 13.04. / 17.04. / 23.04. / 27.04. / 04.05. / 05.05. / 08.05. / 11.05. / 15.05. 4 29.03. / 03.04. / 05.04. / 06.04. / 11.04. / 13.04. / 16.04. / 17.04. / 23.04. / 27.04. / 04.05. / 05.05. / 08.05. / 11.05. / 12.05. / 15.05. 5 29.03. / 03.04. / 06.04. / 13.04. / 17.04. / 23.04. / 27.04. / 04.05. / 06.05. / 08.05. / 11.05. / 15.05. 6 29.03. / 05.04. / 11.04. / 16.04. / 23.04. / 05.05. / 06.05. / 12.05. Durchgeführte Bonituren Zur Überprüfung der Wirksamkeit der einzelnen Versuchsvarianten wurden folgende Bonituren durchgeführt: • Schorfbonitur an den Rosettenblättern Ende Mai • Schorfbonitur an den Langtrieben Anfang Juli • Fruchtschorf- und Berostungsbonitur Anfang August Ergebnisse der Schorfbonitur an Rosettenblättern Die Bonitur der Blattrosetten erfolgte am 21. Mai 2012. Pro Wiederholung wurden dabei 50 Blattrosetten verteilt auf je 20 Versuchsbäume bonitiert und dabei die Anzahl befallener Blätter je Rosette erfasst. Dies entspricht einer Anzahl von etwa 1000 Blättern je Variante. Es wurde das Schema Blattbefall „ja/nein“ angewandt. Abb. 3.2.24: Anteil befallene Blattrosettenblätter und Wirkungsgrade der einzelnen Versuchsvarianten am Standort Bavendorf 2012 38 In der unbehandelten Kontrolle waren zum Zeitpunkt der Bonitur bereits 62 % der Blätter an den Blattrosetten befallen. Alle Versuchsvarianten zeigten mit Wirkungsgraden zwischen 97,9 % und 100,0 % eine sehr gute und insgesamt vergleichbare Wirkung. Ergebnisse der Schorfbonitur an Langtrieben Die Langtriebbonitur wurde Anfang Juli nach Ende der Ascosporensaison durchgeführt. Dabei wurden an 25 Langtrieben pro Wiederholung alle Blätter auf Schorfbefall bonitiert. Es wurden die Befallsklassen 0 = ohne Befall, 1 = 1 Fleck, 2 = 2 Flecken und 3 = 3 und mehr Flecken unterschieden. Abbildung 3.2.25 zeigt den prozentualen Anteil schorfbefallener Blätter sowie die Wirkungsgrade der einzelnen Varianten. Die Kontrolle wies zur diesem Zeitpunkt einen Anteil von 69,4 % befallener Blätter auf. Mit einem Wirkungsgrad von 96,5 % zeigte die am häufigsten behandelte Variante 4 die höchste Wirkung. Der Wirkungsgrad der kupferreduzierten Variante 3 lag mit 79,4 % leicht unterhalb des Wirkungsgrades der Variante 2 mit praxisüblicher Kupferaufwandmenge (85,7 %). Die kupferfreie Variante 6 wies mit 91,5 % einen höheren Wirkungsgrad auf als die praxisübliche Kupfervariante 2. Der mit 92,1 % ebenfalls sehr gute Wirkungsgrad in Variante 5 mit einer Nachbehandlung anstelle der gezielten Behandlung in die Infektion aus Variante 2, ist überraschend. In den Vorjahren schnitt die Nachbehandlung gegenüber der Behandlung in die Infektion deutlich schlechter ab. Abb. 3.2.25: Schorfbefall an den Langtrieben (%) und Wirkungsgrade der einzelnen Versuchsvarianten am Standort Bavendorf 2012 39 Ergebnisse der Fruchtschorfbonitur Die Fruchtschorfbonitur wurde Anfang August durchgeführt. Pro Wiederholung wurden etwa 150 Früchte nach dem Schema 0 = ohne Befall, 1 = 1-3 Flecken, 2 = >3 Flecken bonitiert. Der Anteil von 96,3 % befallener Früchte in der unbehandelten Kontrolle verdeutlicht den insgesamt sehr hohen Befallsdruck am Standort Bavendorf im Versuchsjahr 2012. Die am häufigsten behandelte Variante 4 zeigte mit einem Wirkungsgrad von 90,0 % erneut eine sehr gute Wirkung. 9,6 % der Früchte wiesen in dieser Variante Fruchtschorfsymptome auf. Die vergleichbare Variante 2, in der die zusätzlichen Behandlungen in die Infektion im Gegensatz zur Variante 4 nur bei hoher Infektionsgefahr ausgebracht wurden, wies mit 81,3 % einen leicht geringeren Wirkungsgrad auf. Mit 18,0 % lag der Anteil befallener Früchte in dieser Variante ungefährt doppelt so hoch wie in Variante 4. Die kupferreduzierte Variante 3 zeigte den insgesamt geringsten Wirkungsgrad mit lediglich 64,8 %. Der Anteil befallener Früchte stieg in dieser Variante auf 33,9 %. Ein mit der praxisüblichen Variante 2 vergleichbarer Wirkungsgrad von 83,6 % konnte in der kupferfreien Variante 6 erreicht werden. Dies ist in sofern bemerkenswert, da in Variante 6 insgeamt vier Behandlungen weniger ausgebracht wurden als in Variante 2. Die beste Wirkung zeigte wiederum Variante 5 mit einem Wirkungsgrad von 92,6 %. Abb. 3.2.26: Ergebnisse der Fruchtschorfbonitur sowie Wirkungsgrade der einzelnen Versuchsvarianten vom August 2012 am Standort Bavendorf 40 Ergebnisse Berostungsbonitur Gemeinsam mit der Fruchtschorfbonitur wurde Anfang August auch die Berostungsbonitur durchgeführt. Pro Wiederholung wurden etwa 150 Früchte nach dem Schema 0 = ohne, 1 = bis 10 %, 2 = 10-30 %, 3 = > 30 % Berostung bonitiert. Auf Basis der Einzelwerte wurde der Berostungsindex anhand folgender Formel berechnet: P = Σ (n*v)/(v-1)N*100 P = Berostungsindex (%), N = Gesamtanzahl Früchte, v = Zahlenwert der Kategorie 0,1,2,3, n = Anzahl Früchte je Kategorie Wie aus Abbildung 3.2.27 ersichtlich wird, konnte in allen mit dem Kupferpräparat „Cuprozin progress“ behandelten Varianten mit Werten zwischen 21,0 % und 25,5 % ein erhöhter Berostungsindex festgestellt werden. Ein mit 16 % geringerer Anteil berosteter Früchte konnte in der kupferfreien Variante 6 festgestellt werden. Den mit 11 % geringsten Berostungsindex wiesen die Früchte der unbehandelten Kontrolle auf. Abb. 3.2.27: Berostungsindex (%) vom August 2012 am Standort Bavendorf 41 Versuch 2: Vergleich der Wirkung von Kupfer und Netzschwefel bei präventiven Behandlungen im Vorblütezeitraum Versuchsbeschreibung In einem weiteren Versuch sollte die Wirkung von Kupfer bzw. Netzschwefel als präventive Belagsmittel im Vorblütebereich überprüft werden. Ab dem Vorblütezeitraum wird Netzschwefel praxisüblich als präventives Belagsmittel eingesetzt. Aufgrund der temperaturabhängigen Wirkungsweise des Netzschwefels, ist laut Literatur jedoch vor allem im zeitigen Frühjahr bei kühleren Temperaturen mit einer eingeschränkten Wirkung zu rechnen. Im Rahmen dieses Projektes konnte die Wirkung von Netzschwefel durch die Zugabe von Netzmitteln gesteigert werden. Im vorgestellten Versuch sollte die Wirkung von präventiven Kupferbehandlungen mit analogen Behandlungen mit Netzschwefel + Haft-/Netzmittel im Vorblütezeitraum verglichen werden. Als Haftmittel wurden die Präparate T/S-forte und PREV-B2 eingesetzt. Damit sollte die Bewertung einer möglichen Substitution von Kupfer in diesem Behandlungszeitraum ermöglicht werden. In allen Varianten erfolgten im Falle hoher Infektionsgefahr zusätzliche Behandlungen in die Infektion mit Schwefelkalk. Versuchsaufbau Der Versuch wurde in der schorfanfälligen Sorte ’Jonagold’ auf M9 mit 4-fach wiederholtem, randomisierten Versuchsdesign durchgeführt. Je Wiederholung standen 20 Bäume zur Verfügung. Die im Abstand von 3,20 m x 0,80 m gepflanzte, ökologisch bewirtschaftete Anlage wurde 2010 erstellt. Die Behandlungen erfolgten ausschließlich mit der Tunnelspritze und einer Wasseraufwandmenge von 250 l/ha/mKronenhöhe. Die Terminierung der Behandlungen erfolgte auf Grundlage des Schorfprognosemodells RIMpro. Ausgebrachte Spritzungen Tabelle 3.2.11 gibt einen Überblich über die in den einzelnen Varianten ausgebrachten Präparate sowie deren Aufwandmengen. Als Kontrollvariante diente die praxisübliche Variante 1, in welcher insgesamt vier präventive Behandlungen mit dem Präparat „Cuprozin progress“ erfolgten. Mit diesen Behandlungen wurde insgesamt eine Reinkupfermenge von 590 g/ha ausgebracht. Ab dem Stadium „Rote Knospe“ erfolgten in Variante 1 dieselben Behandlungen wie in Variante 2. Tab. 3.2.11: Übersicht über die Versuchsvarianten und die jeweiligen Aufwandmengen bei den Behandlungen in die Infektion Variante Behandlungen Aufwandmengen je ha 1 Belag mit Kupfer Präventiv: Bis Blüte Cuprozin progress, ab Blüte Netzschwefel + T/S-forte Infektion: Schwefelkalk Cuprozin progress: 0,8 l / 0,6 l / 0,6 l / 0,36 l Netzschwefel: 4-6 kg, T/S-forte: 2,5 l Schwefelkalk: 15 l bis Blüte,12 l ab Blühbeginn Netzschwefel Präventiv: Netzschwefel + T/S-forte Infektion: Schwefelkalk 2 Belag mit + T/S-forte 3 Belag mit Netzschwefel Präventiv: Netzschwefel + PREV-B2 Infektion: Schwefelkalk + PREV-B2 42 Netzschwefel: 4,0 – 6,0 kg T/S-forte: 2,5l Schwefelkalk: 15 l bis Blüte,12 l ab Blühbeginn Netzschwefel: 4,0 – 6,0 kg PREV-B2: 1,0 l Schwefelkalk: 15 l bis Blüte,12 l ab Blühbeginn Ergebnisse Auch in diesem Versuch wurde der Schorfbefall anhand von Rosettenblatt-, Langtrieb- und Fruchtschorfbonituren erfasst. Ergebnisse der Schorfbonitur an Rosettenblättern Die Bonitur der Blattrosetten erfolgte am 21. Mai 2012. Pro Wiederholung wurden 50 Blattrosetten verteilt auf je 20 Versuchsbäume bonitiert und dabei die Anzahl befallener Blätter je Rosette erfasst. Dies entspricht einer Anzahl von etwa 1000 Blättern je Variante. Es wurde das Schema Blattbefall „ja/nein“ angewandt. Mit einem Anteil von 0,5 % bis 5,0 % befallener Rosettenblätter in den Versuchsvarianten, lag zum Boniturzeitpunkt Ende Mai ein noch insgesamt geringes Befallsniveau vor. Die Variante 1, in der insgesamt 4 Behandlungen mit dem Kupferpräparat „Cuprozin progress“ ausgebracht wurden, zeigte mit 0,5 % befallener Blätter den geringsten Befall. Die Netzschwefelvarianten wiesen mit 2,0 % (Schwefel + T/S-forte) bzw. 5,0 % (Schwefel + PREV-B2) einen höheren Anteil befallener Blätter auf. Abb. 3.2.28: Anteil befallener Rosettenblätter (%) der einzelnen Versuchsvarianten am Standort Bavendorf 2012 43 Ergebnisse der Schorfbonitur an Langtrieben Die Langtriebbonitur wurde am 19.06. nach Ende der Ascosporensaison, durchgeführt. Dabei wurden an 25 Langtrieben pro Wiederholung alle Blätter auf Schorfbefall bonitiert. Es wurden die Befallsklassen 0 = ohne Befall, 1 = 1 Fleck, 2 = 2 Flecken und 3 = 3 und mehr Flecken unterschieden. Bis zum Zeitpunkt der Langtriebbonitur am 19.06. hatte sich der Befall insbesondere in den Netzschwefelvarianten weiter aufgebaut. Lediglich in der Kupfervariante konnte mit 0,8 % befallener Blätter ein weiterhin sehr geringer Befall festgestellt werden. Die Netzschwefelvarianten wiesen mit 7,4 % (Schwefel + T/S-forte) bzw. 10,6 % (Schwefel + PREV-B2) einen deutlich höheren Anteil befallener Blätter auf. Abb. 3.2.29: Anteil befallener Langtriebblätter (%) der einzelnen Versuchsvarianten am Standort Bavendorf 2012 44 Wie Abbildung 3.2.30 verdeutlicht, lag in den Netzschwefelvarianten auch der Anteil stark befallener Blätter deutlich höher als in der Kupfervariante. Abb. 3.2.30: Anteil Befallsklassen der befallenen Langtriebblätter (%) der einzelnen Versuchsvarianten am Standort Bavendorf 2012 Ergebnisse der Fruchtschorfbonitur Die Fruchtschorfbonitur wurde Anfang August durchgeführt. Pro Wiederholung wurden etwa 150 Früchte nach dem Schema 0 = ohne Befall, 1 = 1-3 Flecken, 2 = >3 Flecken bonitiert. Die Unterschiede zwischen den Netzschwefelvarianten und der mit Kupfer behandelten Variante traten beim Fruchtbefall noch ausgeprägter in Erscheinung. Mit einem Anteil von 31,9 % (Schwefel + T/S-forte) und 54,5 % (Schwefel + PREV-B2) wiesen die Netzschwefelvarianten einen deutlich höheren Anteil befallener Früchte auf als die mit Kupfer behandelte Variante. Beim Vergleich der beiden in Kombination mit Netzschwefel ausgebrachten Haftmittel, wies die mit T/S-forte behandelte Variante einen um >20 % geringeren Fruchtbefall auf als die mit PREVB2 behandelte Variante. Abb. 3.2.31: Ergebnisse der Fruchtschorfbonitur der unterschiedlichen Belagsvarianten am Standort Bavendorf 2012 45 Versuch 3: Fensterversuch Um die Bedeutung der einzelnen, im RIMpro-Prognosemodell prognostizierten Infektionen auf den resultierenden Schorfbefall bewerten zu können, wurde in 2012 ein sogenannter Fensterversuch durchgeführt. Dabei wurde an jeweils 5 Bäumen der Sorte ’Jonagold’ pro Behandlungstermin eine der praxisüblich durchgeführten Behandlungen ausgesetzt. Durch das Auslassen jeweils einer Behandlung konnte anhand des resultierenden Befalls die Bedeutung der einzelnen Behandlungen abgeleitet werden. Ergebnisse der Schorfbonitur an Rosettenblättern und Langtrieben Bei der Betrachtung des resultierenden Befalls fallen im frühen Bereich der Rosettenblattbonitur die Zeitpunkte 03.04. und 13.04. durch einen erhöhten Befall auf. Diese Zeiträume wiesen auch bei der Langtriebbonitur im Juni einen erhöhten Anteil befallener Blätter auf. Bei der Langtriebbonitur vielen darüber hinaus die im Zeitraum zwischen dem 04.05. und 11.05. ausgelassenen Behandlungszeiträume durch einen erhöhten Befall auf. Abb. 3.2.32: Anteil befallener Rosettenblätter (%) im Fensterversuch am Standort Bavendorf 2012. Prozentanteil befallene Blätter sowie Zeitpunkt der ausgelassenen Behandlungen Abb. 3.2.33: Anteil befallener Blätter an den Langtrieben (%) im Fensterversuch am Standort Bavendorf 2012. Prozentanteil befallene Blätter sowie Zeitpunkt der ausgelassenen Behandlungen 46 Monitoring Sporenreife Um Aussagen über die realen Infektionsbedingungen am Versuchsstandort zu generieren und diese mit den prognostizierten Bedingungen im Prognosemodell abgleichen zu können, wird am Standort Bavendorf jährlich der Sporenflug über die gesamte Primärschorfsaison erfasst. Die Sporen werden dabei mit einer Mycrotrap Sporenfalle gefangen, welche über einem stark durchseuchten Laubdepot installiert wird. Die Auszählung der in einem definierten Zeitintervall gefangenen Ascosporen erfolgt unter dem Binokular. Parallel zur Sporenfalle wurden 2012 regelmäßig vor erwarteten Niederschlägen Blätter aus dem Laubdepot entnommen und die darauf herangereiften, zur Ausstoß bereiten Sporen mittels Wasserbadmethode quantitativ erfasst. Die Ergebnisse beider Verfahren sind in Abbildung 3.2.34 dargestellt. Abb. 3.2.34: Anzahl Ascosporen im jeweiligen Infektionszeitraum ermittelt durch Auszählung der Mycotrap-Sporenfalle (Sporen/cm2) bzw. mittels Wasserbadmethode (Sporen/ml) Wie die Ergebnisse in Abbildung 3.2.34 zeigen, war die Anzahl an ausgezählten Ascosporen zu den jeweilgen Infektionsterminen zwischen beiden Verfahren vergleichbar. Allerdings konnte mit beiden Verfahren sowohl zu dem im Fensterversuch wie auch dem Prognosemodell als bedeutend aufgefallenen Zeitpunkt 03. April keine erhöhten Ascosporenzahlen ermittelt werden. Eine erhöhte Anzahl an reifen Ascosporen konnte zu diesen Zeitpunkten mittels Wasserbadmethode nicht ermittelt werden. Auch ein erhöhter Sporenflug konnte mittels Sporenfalle nicht nachgewiesen werden. Die Bedeutung und die Schwere dieser Infektionen muss daher in günstigen klimatischen Bedingungen zu diesen Zeitpunkten begründet sein. Hingegen konnte ein erhöhtes Angebot an Ascosporen im Hauptinfektionszeitraum Ende April - Anfang Mai mit beiden Verfahren belegt werden. 47 3.2.4 Standort Dresden-Pillnitz, LfULG Versuchsjahr 2012 Der Versuch 2012 erfolgte im Versuchsfeld der Abteilung Gartenbau des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) in DresdenPillnitz. Der Standort befindet sich im Südosten Deutschlands und liegt 120 m über NN. Der Boden besteht überwiegend aus Parabraunerde bzw. sandigem Lehm. Die Bodenwertzahl beträgt durchschnittlich 65. Das Klima ist überwiegend kontinental geprägt. Das langjährige Mittel (1961-2012) beträgt bei der Jahresdurchschnittstemperatur 9,6°C und bei der durchschnittlichen Jahres niederschlagsmenge 619 mm. Versuchsanlage und Versuchsaufbau Der Versuch wurde in einer praxisüblich angelegten und ökologisch bewirtschafteten Apfelintensivanlage mit der Standardsorte ’Gala’ durchgeführt. Das Pflanzjahr ist 2003. Die Bäume stehen auf der Unterlage M9. Der Pflanzabstand beträgt 3,20 m x 1,00 m (Abb. 3.2.35). Abb. 3.2.35: Versuchsanlage am Standort Dresden-Pillnitz 48 Die Anordnung der Versuchsvarianten erfolgte randomisiert mit jeweils 4 Wiederholungen. Pro Wiederholung standen jeweils 18 Bäume zur Verfügung, wovon an den 6 mittleren die Datenerhebungen durchgeführt wurden. Die Versuchsvarianten 2012 sind Tabelle 3.2.12 zusammengefasst. Tab. 3.2.12: Versuchsvarianten am Standort Dresden-Pillnitz, 2012 Aufwand pro ha (berechnet auf 2 m Kronenhöhe) Variante / Mitteleinsatz Austrieb vor Blüte zur Blüte nach Blüte A Schwefelkalk zur Infektion, nach Genehmigung 2012 16 l 16 l 12 l 12 l B Schwefelkalk zur Infektion 20 l 20 l 16 - 20 l 16 - 20 l C Schwefelkalk reduziert zur Infektion; NS+VitiSan nach Infektion, wenn abgetrocknet 12 l 5 kg + 6 kg 12 l; 5 kg + 6 kg 12 l; 5 kg + 6 kg 12 l; 4 kg + 6 kg D Belag bis Blüte Kupfer/danach Netzschwefel; Schwefelkalk zur Inf., nach Genehmigung 2012 250 g Cu; 16 l 150/125 g Cu 16 l bis 5 kg; 12 l 3 - 4 kg; 12 l E Belag bis Blüte Kupfer/danach Netzschwefel; Schwefelkalk zur Infektion 250 g Cu; 20 l 150/125 g Cu 20 l bis 5 kg; 16 - 20 l 3 - 4 kg; 20 l F Belag bis Blüte Kupfer/danach Netzschwefel; NS+VitiSan nach Infektion, wenn abgetrocknet 250 g Cu; 5 kg + 6 kg 150/125 g Cu 5 kg + 6 kg bis 5 kg; 5 kg + 6 kg 3 - 4 kg; 4 kg + 6 kg G Belag Netzschwefel; NS+VitiSan nach Infektion, wenn abgetrocknet bis 5 kg; 5 kg + 6 kg bis 5 kg; 5 kg + 6 kg bis 5 kg; 5 kg + 6 kg 3 - 4 kg; 4 kg + 6 kg H Belag Netzschwefel; Schwefelkalk zur Inf., nach Genehmigung 2012 bis 5 kg; 16 l bis 5 kg; 16 l bis 5 kg; 12 l 3 - 4 kg; 12 l I unbehandelte Kontrolle - - - - Die Applikation der Versuchsmittel erfolgte mit einem LIPCO-Parzellentunnelsprühgerät. Zum Einsatz kam der Düsentyp Albuz ATR gelb. Der Spritzdruck betrug ca. 14 bar. Die Fahrgeschwindigkeit wurde für einen Brüheausstoß von 600 l pro ha bei Einsatz von je 7 Düsen pro Seite angepasst. Nach dem Ende der Primärsaison (Ende Ascosporenflug) erfolgten die weiteren Pflanzenschutzbehandlungen einheitlich über die gesamte Versuchsanlage mit Netzschwefel / VitiSan bzw. Schwefelkalk. Abb. 3.2.36: LIPCO-Tunnelsprühgerät beim Einfahren in eine Versuchsparzelle 49 Versuchsablauf Der Witterungsverlauf im Frühjahr 2012 war insgesamt etwas trockener im Vergleich zu 2011 (Abb. 3.2.37). Die Primärschorfphase lief von Ende März/Anfang April bis in die erste Junihälfte (ca. 78 Tage). In diesem Zeitraum gab es 22 Regentage (> 1 mm). In den Monaten April bis Juni fielen insgesamt 134 mm Niederschlag. Das waren 41 mm weniger im Vergleich zum langjährigen Mittel (1961 – 2012: ∅ = 175 mm). Nach dem Schorfsimulationsprogramm kam es im Verlauf des Aprils nur zu zwei leichten Infektionen (12./13. bzw. 16.04.). Günstigere Befallsbedingungen ergaben sich dann nach der Simulationsberechnung in der ersten Maihälfte mit einer schweren und drei mittleren Infektionen sowie gegen Ende Mai/Anfang Juni mit zwei schweren Infektionen (Abb. 3.2.38). Unter Berücksichtigung der Ausschleuderungsergebnisse an der Sporenfalle (Abb.3.2.39) ist anzunehmen, dass vor allem die mittleren Infektionsperioden am 03. und 10.-12. Mai von Bedeutung waren. Bei den als “schwere Infektion“ angezeigten Terminen um den 06./07. Mai bzw. am 01. und 04. Juni war der tatsächliche Ascosporenaustoß vergleichsweise nur gering (Abb. 3.2.39). Allerdings musste hierbei unter Berücksichtigung eines bereits schon vorhandenen Befalls (u. a. von den unbehandelten Kontrollparzellen ausgehend) mit Konidieninfektionen gerechnet werden. Anhand der ermittelten Werte bei der Ascosporenausschleuderung ist davon auszugehen, dass 2012 das Ende der Primärschorfphase am Standort Dresden-Pillnitz im Zeitraum vom 11. bis 15. Juni lag (Abb. 3.2.39). Abb. 3.2.37: Tagesmitteltemperaturen und Niederschläge von April bis Juni 2012 (Primärschorfzeitraum), Versuchsfeld Dresden-Pillnitz Abb. 3.2.38: Berechnete Schorfinfektionsperioden 2012, Versuchsfeld Dresden-Pillnitz 50 Abb. 3.2.39: Ascosporenausschleuderung 2012, Versuchsfeld Dresden-Pillnitz Die Applikationstermine orientierten sich nach der Wettervorhersage und den Berechnungen des Schorfprogramms (Welte-Schorfmodul in UK-TOSS). Die Spritztermine sind in Tabelle 3.2.13 zusammengefasst. Die Mittelaufwandmengen entsprechen den Angaben in Tab. 3.2.12. Im Gegensatz zu 2011 konnten 2012 die Applikationstermine für die Termine “Spritzung zur Infektion“ (Schwefelkalk) bzw. “Spritzung nach Infektionsbeginn“ (Netzschwefel + VitiSan) nahezu optimal eingehalten werden. Tab. 3.2.13: Applikationstermine 2012 am Standort Dresden-Pillnitz Spritzterm in Varianten und eingesetzte Mittel A B C D E F Bemerkungen G H I 28.03. - - - Cu pro Cu pro Cu pro - - - 05.04. - - - Cu pro Cu pro Cu pro NS NS - 12.04. SK SK SK SK SK NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. 13.04. 16.04. NS+Vit. SK SK 17.04. SK NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. 02.05. 03.05. SK SK 04.05. 06.05. SK SK SK SK SK SK 11.05. - Cu pro Cu pro Cu pro NS NS NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. - NS NS NS NS NS - SK SK NS+Vit. NS+Vit. SK NS+Vit. 07.05. 10.05. SK - NS+Vit. 20.04. 25.04. SK SK - - SK SK NS+Vit. NS+Vit. SK SK SK SK NS+Vit. NS+Vit. SK - NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. - NS+Vit. NS+Vit. SK NS+Vit. - 12.05. SK SK SK SK SK NS+Vit. NS+Vit. SK 16.05. NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. - NS NS NS NS NS - 23.05. 30.05. - NS NS NS NS NS 01.06. SK SK SK SK SK SK SK SK - 04.06. SK SK NS+Vit. NS+Vit. SK NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. - NS NS NS NS NS - NS+Vit. NS+Vit. NS+Vit. 8 8 7 7 8 1 1 7 - Schw efelkalk - - - 3 3 3 - - - Cuprozin progress 08.06. 12.06. - Anzahl Spritzungen bis Ende Ascosporenflug (ca. 12.06.2012) Σ pro Mittel Σ - - - 4 4 4 6 6 - Netzschw efel 3 3 9 4 2 10 10 4 - Kombination Netzschw efel + Vitisan 11 11 16 18 17 18 17 17 0 Spritzungen gesamt Erläuterung zu den Abkürzungen in Tabelle 3.2.13 (Aufwandmengen siehe Tab. 3.2.12): SK - Schwefelkalk NS+Vit. - Netzschwefel + VitiSan NS - Netzschwefel Cu pro - Cuprozin progress 51 Ergebnisse Schorfbefall an den Rosettenblättern Im Vergleich zum Vorjahr war 2012 am Standort Dresden-Pillnitz der Befallsdruck während des Zeitraums der Rosettenblattentwicklung offensichtlich deutlich geringer. Zur Bonitur Anfang Juni (06./07.06.) wies die unbehandelte Kontrolle einen mittleren Befall von 18,9 % auf (Abb. 3.2.40). Demgegenüber konnte in allen Behandlungsvarianten eine sehr deutliche Befallsreduzierung erzielt werden. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Varianten waren dabei nur sehr gering, so dass eigentlich keine differenzierten Aussagen möglich sind. Tendenziell noch am auffälligsten war der etwas höhere Befall von 2,4 % (87 % Wirkungsgrad) in der Variante G (Netzschwefel als Belag / Netzschwefel + VitiSan kurz nach Infektion). Auch in Variante A (keine Belagsspritzung / Schwefelkalk reduziert zur Infektion) zeigte sich mit 1,3 % Befall (93 % Wirkungsgrad) ein geringfügig schwächerer Effekt. In den übrigen Varianten lag der Befall unter 1 %, woraus sich Wirkungsgrade von 95 % bis 99 % ergaben (Abb. 3.2.40). Abb. 3.2.40: Schorfbefall an den Rosettenblättern, 2012 52 Blattbefall an den Langtrieben nach Ende Primärschorfbefall Im Vergleich zu den Ergebnissen bei den Rosettenblättern zeichnete sich bei der Bonitur der Langtriebe nach Ende des Ascosporenfluges am 22.06.2012 doch wieder ein recht deutlicher Blattbefall ab. In der unbehandelten Kontrolle waren rund 81 % der Blätter mit Schorf infiziert. Das waren nur 7 % weniger im Vergleich zum Vorjahr (siehe Zwischenbericht 2011). Allerdings war die Ausprägung des Befalls auf den einzelnen Blättern bei weitem nicht so stark wie 2011 (insgesamt weniger Schorfflecken bzw. noch deutlich abgegrenzt vom gesunden Gewebe) und der vorzeitig beginnende Blattfall ab Juli fiel deutlich geringer aus. Auch hier zeigten die Spritzfolgen in allen Behandlungsvarianten eine sehr deutliche Befallsreduzierung (Abb. 3.2.41). Die Unterschiede zwischen den einzelnen Behandlungsstrategien waren dabei nur gering. Nahezu 100 % Wirkungsgrad ergaben sich in Variante D (als Belag Cuprozin progress vor Blüte / Netzschwefel ab Blüte + Schwefelkalk zur Infektion, Aufwand entsprechend Genehmigung 2012), Variante E (als Belag Cuprozin progress vor Blüte / Netzschwefel ab Blüte + Schwefelkalk zur Infektion, 10 l/ha u.mKh) und Variante H (als Belag Netzschwefel + Schwefelkalk zur Infektion, Aufwand entsprechend Genehmigung 2012). Tendenziell noch am schwächsten waren mit einem Wirkungsgrad von 95 % bzw. 96 % die Variante G (als Belag Netzschwefel + Netzschwefel / VitiSan kurz nach Infektion) und Variante A (ohne Belag, nur Schwefelkalk zur Infektion, Aufwand entsprechend Genehmigung 2012). Bei den übrigen Varianten lag der Wirkungsgrad zwischen 98 % und 99 %. Ein mögliches Indiz für die insgesamt erstaunlich guten Ergebnisse dürfte die relativ gute Einhaltung der optimalen Applikationstermine entsprechend der Schorfprognose gewesen sein. Dies war 2011 auf Grund der Witterungs- und Bodenverhältnisse nicht immer möglich (siehe Zwischenbericht 2011). Allerdings ergab sich insgesamt auch ein recht hoher Behandlungsaufwand (siehe Tabelle 3.2.13). Abb. 3.2.41: Schorfbefall an den Langtrieben nach Ende Primärschorfsaison, 2012 53 Schorfbefall an den Früchten nach Ende Primärschorfbefall Die Ausprägung von Fruchtschorf war nach dem Ende der Primärschorfsaison 2012 deutlich niedriger im Vergleich zu 2011. In der unbehandelten Kontrolle ergab sich zum Boniturzeitpunkt Mitte Juli ein Befallsgrad von ca. 51 % (Abb. 3.2.42). Die Auswertung der behandelten Versuchsparzellen spiegelt relativ gut die Ergebnisse aus den Blattschorfbonituren wieder (Abb. 3.2.42). In allen Varianten konnte der Anteil schorfbefallener Früchte im Vergleich zur Kontrolle deutlich reduziert werden. Es ergaben sich dabei keine wesentlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Behandlungsstrategien. Tendenziell waren die Varianten mit Cuprozin progress als Belagsbehandlung vor der Blüte minimal besser (Var. D, E und F, Abb. 3.2.42). Abb. 3.2.42: Fruchtschorfbefall Ende Juni 2012 54 Berostung, Spritzschäden an Blättern und Fruchtschäden durch Sonnenbrand Die Sorte ’Gala’ neigt normalerweise nicht zu auffälliger Berostung. So war diese im Versuchsjahr 2012 auch nur relativ gering ausgeprägt (Abb. 3.2.43). Im Lager erfolgte eine entsprechende Befallsbonitur. Dabei wurde in fünf Berostungsstufen untergliedert: Stufe 1: Stufe 2: Stufe 3: Stufe 4: Stufe 5: ohne Berostung 1 – 10 % Berostung 11 – 30 % Berostung 31 – 50 % Berostung > 51 % Berostung Die prozentualen Anteile bei den Berostungsstufen waren in allen Behandlungsstrategien sowie der unbehandelten Kontrolle annähernd vergleichbar (Abb. 3.2.45). Abb. 3.2.43: Verteilung der Fruchtberostung 2012, nach Berostungsstufe 1 bis 5 55 Unter den Bedingungen im Versuchsjahr 2012 wurden in allen Behandlungsvarianten keine Spritzschäden an den Blättern festgestellt. Durch Sonnenbrand bedingte Schädigungen an den Früchten traten ebenfalls nur in geringem Maße auf. Tendenziell war dabei in den Behandlungsvarianten eine leichte Erhöhung im Vergleich zur Kontrolle zu verzeichnen (Abb. 3.2.44), vor allem in Variante C (ohne Belag, Schwefelkalk reduziert zur Infektion + Netzschwefel / VitiSan kurz nach Infektion) und in Variante E (als Belag Cuprozin progress + Schwefelkalk zur Infektion, 10 l/ha u. mKh). Abb. 3.2.44: Anteile durch Sonnenbrand geschädigter Früchte Entwicklung des Fruchtschorfbefalls bis zur Ernte Nach Ende der Primärschorfsaison wurde die gesamte Versuchsanlage bis zur Ernte einheitlich weiterbehandelt (Netzschwefel / VitiSan bzw. Schwefelkalk). Im Lager erfolgte anschließend eine Bonitur des Erntegutes auf Fruchtschorfbefall. In der Kontrolle war der Befall auf knapp 80 % gestiegen. In den Behandlungsvarianten ergab sich durchweg ein sehr niedriger Anteil befallener Früchte. Abb. 3.2.45: Fruchtschorfbefall 2012 nach der Ernte (im Lager bonitiert) 56 Die Wirkungsgrade lagen zwischen 94 % und 99 %. Am geringsten waren die Fruchtschäden mit weniger als 1 % in Variante E (als Belag Kupfer bis Blüte / Netzschwefel ab Blüte; Schwefelkalk zur Infektion, bis 10 l/ha u. mKh) und Variante F (als Belag Kupfer bis Blüte/Netzschwefel ab Blüte; Netzschwefel / VitiSan kurz nach Infektion). Am höchsten lagen sie mit 4,6 % bzw. 4,0 % in Variante A (ohne Belag; Schwefelkalk zur Infektion, Aufwand entsprechend Genehmigung 2012) und Variante G (als Belag Netzschwefel; Netzschwefel / VitiSan kurz nach Infektion). Abb. 3.2.46: Variante D (als Belag Kupfer bis Blüte/Netzschwefel ab Blüte; Schwefelkalk zur Infektion, Aufwand entspr. Genehmigung 2012), Blätter Ende August Abb. 3.2.47: Variante F (als Belag Kupfer bis Blüte/Netzschwefel ab Blüte; Netzschwefel + VitiSan kurz nach Infektion), Blätter und Früchte kurz vor der Ernte 57 Abb. 3.2.48 und 3.2.49: Variante I (unbehandelte Kontrolle), Schorfbefall an Früchten und Blättern, August 2012 Abb. 3.2.50: Variante I (unbehandelte Kontrolle), Fruchtqualität zur Ernte, unsortiert 58 Abb. 3.2.51: Variante B (ohne Belag, Schwefelkalk zur Infektion, 10 kg/mKh), Fruchtqualität zur Ernte, unsortiert Abb. 3.2.52: Variante D (als Belag Cuprozin progress bis Blüte/Netzschwefel ab Blüte; Schwefelkalk zur Infektion, Aufwand entsprechend Genehmigung 2012), Fruchtqualität zur Ernte, unsortiert 59 3.3 Applikationstechnik, Standort Klein-Altendorf In 2012 wurde der Versuch Applikationstechnik weitergeführt. Alle drei Versuchsparzellen hatten eine identische Größe von 8150 m². In dem Standardverfahren wurden die Applikationen mit einer Basismenge von 380 Liter Wasser pro Hektar ausgebracht, dies ergab für die Versuchsparzelle eine Wassermenge pro Applikation von 310 Liter. Bei der Sensortechnik schwankten die Wasseraufwandmengen je nach Belaubung der Bäume im Jahr 2012 in der Versuchsparzelle zwischen 175 und 280 Liter. In 2012 fanden zwei Applikationen mit Kupfer in der Vorblüte statt. Insgesamt wurde in der Standardvariante 2,0 kg Funguran pro Hektar ausgebracht und zwar am 22. März und 3. April mit jeweils 0,450 kg Reinkupfer (Tab. 3.3.1). Im Vergleich zur Standardvariante konnte die ausgebrachte Reinkupfermenge in der Sensortechnikvariante um 0,379 kg und somit um 42,1 % reduziert werden. In dem System Triloff betrug die ausgebrachte Kupfermenge 0,584 kg, dies entspricht einer Einsparung von 35,1 % entspricht. Tab.: 3.3.1: Durchgeführte Kupferbehandlungen, Aufwandmenge und Einsparung an rein Cu Variante Cu-Applikationen Ausgebrachte rein Kupfermenge kg/ha Var. 1 Standard Var. 2 Sensor Var. 3 Triloff 2 2 2 0,900 0,521 0,584 Einsparung rein Cu % --0,379 0,316 --42,1 35,1 Ergebnisse Schorfbefall an den Rosettenblättern Bei der Sorte ’Elstar’ wurde im Mai an den Rosettenblättern ein Schorfbefall von 3,70 % in der Variante Triloff und von 6,63 % in der Sensortechnikvariante bonitiert. Der höchste Befall wurde mit 7,07 % in der Standartvariante ermittelt (Tab. 3.3.2). Bei der Sorte ’Gala’ wies die Standardvariante mit 7,86 % ebenfalls den höchsten Befall auf. In der Sensortechnikvariante wurde ein Befall von 7,27 % und in der Variante Triloff mit 6,43 % der niedrigste Befall bonitiert. Tab. 3.3.2: Blattschorf am Rosettenblatt Mai 2012 Sorte Variante Var. 1 Standard Var. 2 Sensor Var. 3 System Triloff Elstar % Befall 7,07 6,31 3,70 Gala % Befall 7,86 7,27 6,43 Schorfbefall an den Langtrieben Bei der Schorfbonitur an den Blättern der Langtriebe wurde bei der Sorte ’Elstar’ der geringste Befall in der Sensorvariante mit 12,19 %, gefolgt von der Triloffvariante mit 19,06 % und der Standardvariante mit 24,34 % ermittelt (Tab. 3.3.3). Bei der Sorte ’Gala’ konnte hingegen der geringste Befall mit 20,24 % in der Standardvariante bonitiert werden, gefolgt von der Sensortechnikvariante mit 29,64 und der Variante Triloff mit 31,39 % (Tab. 3.3.3). 60 Tab. 3.3.3: Blattschorfbefall am Langtrieb Juni 2012 Sorte Variante Var. 1 Standard Var. 2 Sensor Var. 3 System Triloff Elstar % Befall 24,34 12,19 19,06 Gala % Befall 20,24 29,64 31,39 Schorfbefall an der Frucht Zur gleichen Zeit der Schorfbonitur an den Blättern der Langtriebe wurde auch die Fruchtschorfbonitur durchgeführt. In der Sorte ’Elstar’ wurde mit 16,48 % in der Standardvariante der höchste Befall bonitiert. Das beste Ergebnis erzielte die Sensorvariante mit einem Befall von 11,95 %. In der Variante Triloff wurde ein Anteil befallener Blätter von 15,60 % ermittelt. Der Fruchtschorfbefall in der Sorte ’Gala’ lag in allen Varianten auf einem ähnlich hohen Niveau zwischen 25,06 % und 26,29 %, so dass hier keine Unterschiede zwischen den Behandlungen festgestellt werden können. Tab. 3.3.4: Fruchtschorfbefall Juni 2012 Sorte Variante Var. 1 Standard Var. 2 Sensor Var. 3 System Triloff Elstar % Befall 16,48 11,95 15,60 Gala % Befall 26,29 25,29 25,06 61 4 Fazit 2012 4.1 Gewächshausversuche Für die im Ökoanbau verwendeten Präparate basierend auf Kupfer oder Schwefel konnte der optimale Anwendungszeitpunkt gezeigt werden. Für Kupferpräparate ergaben die Gewächshausversuche gute Ansätze auf eine deutliche Reduzierung der Kupferaufwandmenge beim Einsatz von neuen Formulierungen. Neue Präparate mit einer vielversprechenden Wirksamkeit (z. B. P1-Extrakt), konnten identifiziert werden. Hier muss noch Arbeit in eine regenfeste Formulierung investiert werden. Es liegen aber auch schon Informationen über Zusatzstoffe (Nu-film-P, T/S-forte) vor, die die Regenfestigkeit von Netzschwefel verbesserten. Der Nachweis der kurative Wirkung von carbonathaltigen Präparaten könnte ein wichtiger Baustein für Schorfbekämpfungsstrategien im Freiland sein. Insgesamt wurden interessante Ansätze zur Verbesserung der Schorfbekämpfung identifiziert, die nun von den Projektpartnern im Freilandversuchen überprüft werden. 4.2 Exaktversuche Primärschorfphase 4.2.1 Standort Klein Altendorf Versuch 1 Gala, KAD Der Applikationsversuch zur Optimierung der eingesetzten Kupferaufwandmengen an das vorhandene Ascosporenpotential erbrachte bei allen drei eingesetzten Kupferpräparaten (Cuprozin progress, Funguran progress, Funguran) das gleiche Ergebnis. Die Basisaufwandmenge war für alle drei Präparate die zugelassene Aufwandmenge von Cuprozin progress (vor der Blüte beginnend mit 0,5 l/ha u. mKh dann abfallend auf 0,35 l/ha u. mKh und 0,25 l/ha u. mKh) bei zwei Meter Kronenhöhe. Hierbei wurden vor der Blüte je zweimal 250 g, 175 g und 125 g rein Kupfer ausgebracht, sodass eine Gesamtkupfermenge von 1,1 kg appliziert wurde. In den Varianten mit der an das Ascosporenpotential angepassten Aufwandmenge wurden vor der Blüte je zweimal 150 g, 200 g und 250 g rein Kupfer ausgebracht, sodass eine Gesamtkupfermenge von 1,2 kg appliziert wurde. Bei allen drei Boniturterminen und eingesetzten Präparaten, war ein geringerer Schorfbefall in den angepassten Aufwandmenge vorhanden. Bei der Rosettenblattbonitur war Funguran progress mit einem Schorfbefall von 1,2 % die effektivste Variante gefolgt von Funguran mit 1,9 % und Cuprozin progress mit 2,1 %. Bei der Bonitur der Blätter der Langtriebe war Funguran mit einem Schorfbefall von 19,8 % die beste Variante gefolgt von Funguran progress mit 20,6 % und Cuprozin progress mit 23,5 %. Bei der Bonitur des Schorfbefalls der Früchte wurde bei Funguran progress mit einem Schorfbefall von 3,6 % der niedrigste Befall ermittelt, gefolgt von Funguran mit 5,2 % und Cuprozin progress mit 6,0 %. Die Ergebnisse, in denen die Blattdünger Sergomil und Lebosol Kupfer im Vergleich zu Cuprozin progress mit einer den Blattdüngern angepassten reduzierten Kupfermenge von 82,5 g rein Cu/ha eingesetzt wurde, sind eindeutig. Hier konnte Cuprozin progress bis auf die Schorfbonitur der Blätter der Langtriebe immer ein deutlich besseres Ergebnis erreichen. Bei der Rosettenblattbonitur wurden bei Cuprozin progress 2,1 % Schorfbefall ermittelt, bei Sergomil 4,0 % und bei Lebosol Kupfer 4,3 %. Bei den Blättern der Langtriebe wurde der geringste Befall von 23,3 % bei der Sergomilvariante bonitiert. Bei Cuprozin progress lag der Befall bei 38,0 % sowie bei Lebosol 62 Kupfer bei 40,3 %. Bei der Fruchtbonitur wurde bei Cuprozin progress 8,3 % Schorfbefall ermittelt, bei Sergomil 12,0 % und bei Lebosol Kupfer 20,2 %. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die eingesetzte Kupfermenge von Sergomil nicht die bei einer Aufwandmenge von 1,5 l/ha angegeben 82,5 g rein Kupfer entspricht, sondern aufgrund des spezifischen Gewichts 110 g rein Kupfer ergeben. Mit dem Hintergrund, dass pro Behandlung eine um 27,5 g höhere Kupferdosierung ausgebracht wurde (bei 6 Behandlungen 165 g), ist ersichtlich, dass die eingesetzten Blattdünger nicht das Wirkungspotential des zugelassenen Pflanzenschutzmittels Cuprozin progress besitzen. Bei der Berostungbonitur wurden zwischen den drei Varianten keine Unterschiede festgestellt. Versuch 2: Jonagold KAD Beim Einsatz verschiedener Schwefel- sowie Alternativpräparate bei protektiver Applikation sollte neben der Schorfwirkung auch die Mehltauwirkung der eingesetzten Präparate getestet werden. Während bei der Rosettenblattbonitur bei den eingesetzten Schwefelpräparaten und VitiSan + PREV-AM noch Wirkungsgrade von 51 % bis 68 % ermittelt wurden, konnte bei der Bonitur der Blätter der Langtriebe kaum noch ein Unterschied zur unbehandelten Kontrolle festgestellt werden. Jedoch muss bei der Betrachtung der gewonnenen Ergebnisse berücksichtigt werden, dass primär die Mehltauwirkung bewertet werden sollte und daher die Behandlungen immer protektiv auf das trockene Blatt und nicht gezielt ins Keimungsfenster appliziert worden sind. Bei der Fruchtschorfbonitur erzielten alle eingesetzten Präparate wieder positive Wirkungsgrade, Cera Schwefal 700 und Schwefelkalk besaßen die beste Schorfwirkung. Enttäuschend geringe Wirkungsgrade wurden bei den Mehltaubonituren ermittelt. Lediglich die Schwefelkalkvariante konnte den Mehltaubefall etwas reduzieren. Jedoch muss berücksichtigt werden, dass keine Mehltauspitzen durch Winterschnitt entfernt wurden, um den Mehltaudruck in der Versuchsparzelle zu erhöhen. Versuch 3: Applikationstechnik Durch den Einsatz der Sensortechnik konnte die eingesetzte Kupfermenge im Vorblütenbereich um ca. 40 % reduziert werden. Die Zuverlässigkeit der Sensortechnik in Bezug auf Sensoren, Magnetventile usw. ist bei einem kontinuierlichen Einsatz mit denen im biologischen Obstbau eingesetzten Präparaten nicht immer gegeben. Ansonsten kann der Einsatz der teuren und nicht immer zuverlässigen Technik im Vorblütenbereich zu einer Kupferreduzierung führen. 4.2.2 Standort Jork Im Versuch wurde die Wirkung der beiden Kupferpräparate Funguran progress und Cuprozin progress zur Schorfbehandlung im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle untersucht. Des Weiteren wurde das Netzmittel Trifolio S-forte geprüft. Die Kupfermittel wurden in jeweils zwei verschiedenen Anwendungshäufigkeiten und somit mit unterschiedlichen Gesamtaufwandmengen im Laufe der Ascosporensaison geprüft. Durch den Einsatz der beiden Kupferpräparate konnten gegenüber der Kontrolle in allen Varianten Reduzierungen des Schorfbefalls erzielt werden. Zwischen den beiden eingesetzten Kupferpräparaten konnten bei gleicher Aufwandmenge an Reinkupfer Unterschiede in den Varianten nachgewiesen werden. Das Produkt Cuprozin progress zeigte sich dabei dem Produkt Funguran progress leicht überlegen. Diese 63 Überlegenheit war bei der Fruchtschorfbonitur in den reduzierten Varianten nicht mehr festzustellen. In Abhängigkeit von den Kupfer-Aufwandmengen wurden in den Varianten unterschiedliche Ergebnisse erzielt. Geringere Aufwandmengen an Cuprozin progress und Funguran progress erreichten, zum Zeitpunkt der einzelnen Bonituren, tendenziell ein höheres Schorfniveau. Durch den Einsatz von T/S-forte wurde der Wirkungsgrad der Pflanzenbehandlungsmittel erhöht. Dieser Effekt war bei der Langtrieb- als auch bei der Fruchtbonitur erkennbar. Im Zuge der Rosettenblattbonitur konnte bei extrem geringem Schorfniveau in allen Varianten der Effekt nicht erkannt werden. Die Berostungsbonitur ergab nur geringe Unterschiede zwischen den behandelten Varianten. In der unbehandelten Kontrolle trat verstärkt durch Mehltau verursachte Berostung auf, dadurch konnte eine eventuell vorhandene Berostungsförderung durch die Kupferpräparate nicht nachgewiesen werden. 4.2.3 Standort Ravensburg Versuch 1: Kupferreduktionspotential Den Ergebnissen dieses einjährigen Versuches nach zu urteilen, scheint eine Reduzierung der Kupferaufwandmenge nicht ohne Wirkungsverluste möglich zu sein. Um diese Aussage abschließend treffen zu können, sind allerdings weitere Versuchsjahre notwendig. Herauszustellen sind darüber hinaus die guten Ergebnisse der nur nach Notwendigkeit behandelten, kupferfreien Variante 6 (Infektion + Nachbehandlung), in welcher mit nur 8 Behandlungen vergleichbare Wirkungsgrade erreicht werden konnten, wie in der praxisüblichen, auf Kupfer basierenden Variante 2 (präventiv Kupfer + Infektion) mit insgesamt 12 Behandlungen. Diese alternative Behandlungsstrategie erfordert allerdings eine entsprechende maschinelle Ausstattung, um im Falle eintretender Infektionsbedingungen die Anlagen in einem engen Zeitfenster behandeln zu können. Die ebenfalls guten Wirkungsgrade der Variante 5 (präventiv Kupfer + Nachbehandlung) können nicht erklärt werden. In den Vorjahren zeigte diese Variante regelmäßig schlechtere Ergebnisse als die Vergleichsvarianten mit präventivem Kupferbelag + gezielter Behandlung in die Infektion. Versuch 2: Vergleich der Wirkung von Kupfer und Netzschwefel bei präventiven Behandlungen im Vorblütezeitraum Die Ergebnisse stellen erneut die Bedeutung von Kupfer zur Bekämpfung von Apfelschorf insbesondere im zeitigen Frühjahr heraus. Mit lediglich vier Behandlungen in praxisüblicher Aufwandmenge und der damit entsprechenden Gesamtkupfermenge von 590 g/ha, konnte insbesondere der Fruchtschorfbefall gegenüber den Vergleichsvarianten deutlich reduziert werden. Die Wirkung von Netzschwefel in Kombination mit dem Haftmittel T/S-forte war in diesem Versuch höher als die entsprechende Wirkung nach Zugabe des Haftmittels PREV-B2. Versuch 3: Fensterversuch Der erhöhte Befall infolge des Aussetzens der Behandlungen am 03.04. bzw. am 13.04. belegt, dass die entsprechenden Infektionen von besonderer Bedeutung waren und bereits zu diesem sehr frühen Zeitpunkt die Grundlagen für einen erhöhten Befall gegeben waren. Darüber hinaus stellt der erhöhte Befall durch die jeweils im Zeitraum zwischen 04.05. und 11.05. ausgesetzten Behandlungen die Bedeutung dieser Hauptinfektionsperiode heraus. Das Aussetzen der beiden zusätzlich zur Belagsbehandlung ausgebrachten Behandlungen in die Infektion mit 64 Schwefelkalk am 05. und 07. Mai resultierte in einem stark erhöhten Befall, womit die besondere Bedeutung dieser Zusatzbehandlungen unterstrichen wird. Vergleicht man die Befallszahlen mit den im Rimpro–Prognosemodell prognostizierten Infektionsbedingungen (siehe Abb. 3.2.23), so zeigt sich eine weitestgehende Übereinstimmung. 4.2.4 Standort Dresden-Pillnitz Bei der im Versuch verwendeten schorfanfälligen Standardsorte ‘Gala‘ war 2012 der Schorfdruck am Standort Dresden-Pillnitz während der Primärschorfphase deutlich niedriger gegenüber 2011. Dies zeigte sich in der unbehandelten Kontrolle vor allem beim Befall an den Rosettenblättern und den Früchten. Der prozentuale Blattbefall an den Langtrieben war Ende Juni zwar vergleichbar hoch wie 2011, allerdings mit deutlich geringerer Intensität (weniger und kleinere Schorfflecken pro Blatt, kein so ausgeprägter vorzeitiger Blattfall ab Juli wie 2011). Es wurden drei Bekämpfungsstrategien mit vorbeugenden Kupferbehandlungen (bis zur Blüte, danach Netzschwefel), zwei mit vorbeugenden Netzschwefelbehandlungen und drei ohne vorbeugenden Belag durchgeführt. Als gezielte Maßnahmen bei Schorfperioden kam in sechs Varianten Schwefelkalk zur Infektion zum Einsatz, in einer Variante dazu noch die Kombination Netzschwefel / VitiSan nach Infektion (auf das abgetrocknete Blatt). In zwei Varianten (mit Kupfer bzw. Netzschwefel als vorbeugenden Belag) wurde nur die Kombination Netzschwefel / VitiSan nach Infektion eingesetzt. In allen Behandlungsvarianten konnte 2012 im Verlauf der Primärschorfphase eine sehr deutliche Reduzierung beim Blatt- und Fruchtschorfbefall erzielt werden. Es ergaben sich dabei nur geringe Unterschiede zwischen den einzelnen Strategien. Die Varianten mit Kupfer als vorbeugende Belagsbehandlung vor der Blüte ließen tendenziell noch einen leicht höheren Effekt erkennen, was im Prinzip den Trend aus 2011 bestätigt. Beim Blattbefall (Rosettenblätter und Langtriebe) wurden hier Wirkungsgrade zwischen 97 % und 100 % erreicht, beim Fruchtbefall 99 %. Die Varianten ohne Kupfer, mit Netzschwefel als Belag bzw. auch ohne Belagsbehandlung, waren beim Blattbefall geringfügig schlechter (Wirkungsgrade von 87 % bis 98 %). Beim Fruchtbefall waren im Prinzip keine Unterschiede vorhanden. Durch den Einsatz der neuen Formulierung von Kupferhydroxid (Cuprozin progress) konnte 2012 der Aufwand an Reinkupfer mit 675 g/ha weiter herabgesetzt werden (2011: 950 g/ha). Allerdings war der gesamte Behandlungsaufwand (alle Mittel) während der Primärschorfphase mit 17 bis 18 Spritzungen recht hoch. 2012 waren auch die Bekämpfungsergebnisse in den Varianten mit vorbeugend Netzschwefel anstelle von Kupfer recht gut. Unter Standortbedingungen wie in Sachsen könnten solche Strategien in Situationen mit geringerem Befallsdruck bzw. bei weniger anfälligen Sorten einen guten Ansatz darstellen, der durchaus weiter verfolgt werden sollte. Bei diesen Varianten lag allerdings der Gesamtaufwand mit 17 Spritzungen bis Ende des Ascosporenfluges (Anfang/Mitte Juni) ebenfalls recht hoch. Mit deutlich geringerem Applikationsaufwand (11 Behandlungen) konnte auch in den Varianten mit ausschließlich gezieltem Schwefelkalkeinsatz zu Terminen, wo nach dem Schorfsimulationsprogramm eine Infektion angezeigt wurde, ein sehr guter Wirkungsgrad erreicht werden. Es ergaben sich dabei keine signifikanten Unterschiede zwischen der bisher üblichen Aufwandmenge (bis 10 l/ha u. mKh) und dem reduzierten Aufwand entsprechend der vorläufigen Genehmigung (8 l/ha u. mKh bis Blüte, 6 l/ha u. mKh nach Blüte). Eine solche Strategie mit reduziertem Spritzaufwand könnte vor allem bei wenig anfälligen Sorten (z. B. ‘Pinova‘) oder bei resistenten Sorten zur Vorbeugung gegen Resistenzdurchbruch eine Option sein. 65 Die Kombination Netzschwefel / VitiSan erwies sich unter den Bedingungen in 2012 als ausreichend wirkungsvoll bei einer Behandlung kurz nach Infektion (wenn abgetrocknet). Nur der Blattbefall war geringfügig höher im Vergleich zu den anderen Varianten. Dies spricht durchaus für eine Option zum alleinigen Einsatz bei mäßigem Befallsdruck (z. B. leichte / mittlere Infektion) bzw. als Ergänzung zu einem vorhergehenden Schwefelkalkeinsatz bei schweren Infektionen. Die sinnvolle Kombination beider Mittelvarianten (je nach Infektionsdruck) wäre auch interessant im Rahmen einer möglichen Reduzierung des Schwefelkalkaufwandes auf das unbedingt notwendige Maß. Die Berostung der Äpfel war im Versuchsjahr 2012 bei der Sorte ’Gala’ relativ gering. Die Unterschiede zwischen den Varianten sind unbedeutend. Spritzschäden an den Blättern konnten in diesem Jahr nicht beobachtet werden. Fruchtschäden durch Sonnenbrand traten nur geringfügig auf. Es gab keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Varianten. 66 5 Literaturverzeichnis Hinze M. & Kunz S. (2010) Screening of biocontrol agents for their efficacy against apple scab. 14th International Conference on cultivation technique and phytopathological problems in organic fruit-growing, ed FÖKOe.V. (FÖKOe.V., Weinsberg), pp 38-44. Kelderer, M.; Casera, C.; Lardschneider, E. (1997): Schorfregulierung: Verschiedene Kupferformulierungen – Alternativen zum Kupfer – gezielte Behandlungen. Tagungsband zum 8. Internationalen Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau. Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau e.V. 9-14. Kelderer, M.; Casera, C.; Lardschneider, E. (2006): Erste Ergebnisse mit dem Einsatz von K-hydrogencarbonat in Südtirol. Tagungsband zum 12. Internationalen Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau. Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau e.V. 9-14. Klopp K., Kruse P., Maxin P., Palm G. (2004): Results in research on lime sulphur and other products to control apple scab under northern German climate conditions Tagungsband 11th International Conference on Cultivation Technique and Phytopathological Problems in Organic Fruit-Growing 96-98. Zimmer, J. (2000): Gezielte Schorfbekämpfung mit Schwefelkalk. Obstbau 25, 293-296. Zimmer, J. et al (2009): Zwischenbericht BÖL-Projekt 06OE324 67