Mähen tun sie beide und doch gibt es Unterschiede!

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Mähen tun sie beide und doch gibt es Unterschiede!
Beim Kauf eines gezogenen Mähwerkes stellt sich die Frage: Soll die
Schwenkdeichsel seitlich oder mittig angelenkt sein? Die Antwort gibt mit Sicherheit ein Praxiseinsatz. Die weiteren Unterschiede sind eine Frage der Gewichtung und des Preises.
Die Kandidaten im Praxiseinsatz
Kuhn FC 303 GC
Das Mähwerk mit mittig angelenkter
Zugdeichsel hat eine Arbeits- und
Transportbreite von 3.00 Meter. Die
sechs Mähscheiben sind mit je zwei
geschraubten Mähklingen bestückt.
Kuhn setzt also auf Sicherheit. Der Aufbereiter ist mit pendelndem Stahlfinger
ausgerüstet. Die Schwadbreite wird
durch zwei einstellbare Leitbleche begrenzt.
Stolze 2350 kg bringt die Maschine auf
die Waage und ebenso stolz ist der
Listenpreis, er liegt bei 33'030.- Franken.
Das sind pro Meter Arbeitsbreite immerhin 11'000.- Franken! Kuhn beziffert
den Kraftbedarf mit 59 kW, das heisst,
dass pro Meter Arbeitsbreite rund 20
kW Zapfwellenleistung notwendig sind.
Claas Disco 3000 TC Plus
Claas baut die Zugdeichsel seitlich an.
Die Arbeits- und Transportbreite beträgt ebenfalls 3.00 Meter. Für diese
Transportbreite müssen allerdings beidseitig
Schutzbleche
hochgeklappt
werden. Das Disco 3000 hat wahlweise
geschraubte oder mit Schnellwechselverschluss versehene Mähklingen. 14
Klingen sind paarweise auf sieben
Scheiben montiert. Der Aufbereiter hat
starre V-Stahlzinken. Mit 1650 kg weist
das Mähwerk ein moderates Eigengewicht auf. Der Listenpreis beläuft sich
auf Fr. 29'600.-. Pro Meter Arbeitsbreite
sind dies 9'866.- Franken. Den Kraftbedarf beziffert Claas mit 51 kW. Das sind
pro Meter Arbeitsbreite folglich 17 kW.
Beides sind gezogene Mähwerke mit
3.0 Meter Arbeitsbreite und doch sind
sie von Grund auf unterschiedlich konstruiert. Die beiden Mähwerke unterscheiden sich nicht nur durch die Zugdeichselanlenkung.
Unterschiedlich
sind auch das Eigengewicht und der
Kaufpreis. Und natürlich kommen die
Mähwerke von unterschiedlichen Herstellern mit unterschiedlicher Philosophie.
Die Unterschiede
Unterschiede sind zu finden, wo man
auch sucht! Wenn sich die UnterlenkerAnbaupunkte auch gleichen, so stellt
man doch fest, dass diese bei Claas
weiter vom Boden entfernt sind. In dieser Unterlenkerhöhe ist es möglich,
dass ein Vorgewendemanagement
eines Traktors bereits auf Vorgewende
umschaltet.
Beide Maschinen sind mit einem
Schwenkgetriebe ausgerüstet. Dies
ermöglicht theoretisch eine 360°
Schwenkung. Praktisch ist dies nicht
möglich, weil die Traktorhinterräder mit
der Zugdeichsel in Konflikt kommen.
Bei beiden Mähwerken ist das eigentliche Mähelement schwimmend in den
Tragrahmen gehängt. Eine Aufhängung wie sie nur bei gezogenen Mähwerken möglich ist. Die Mähtiefeneinstellung ist bei beiden Maschinen einfach vorzunehmen. Ein gewaltiger Unterschied zeigt sich bei der Mähwerksentlastung. Während das bei Kuhn bequem und mit kleinem Zeitaufwand an
einer Handkurbel zu erledigen ist, benötigt man bei Claas einen Schlüssel
und muss immerhin zwei Schrauben
entsprechen gleichmässig drehen um
damit die Spiralfedervorspannung zu
verändern. Ein Vorgang der wohl in
der Praxis selten vorgenommen wird.
Auf bewährte Elemente setzt Kuhn
beim Stahlfinger Aufbereiter. Diese sind
pendelnd angebaut. Die Intensität
kann in fünf Stufen gewählt werden.
Die zwei unterschiedlichen Aufbereitergeschwindigkeiten sind bequem
über eine Getriebevorwahl zu schalten.
Claas baut V-förmige Stahlzinken im
Aufbereiter ein. Über eine einfache
Einstellung kann die Distanz zwischen
den Finger und einem Reibblech stufenlos verändert werden. Ungünstig
gelöst ist die Drehzahländerung der
Aufbereiterwelle. Dazu muss der Keilriemen bzw. die Keilriemenräder umgelegt werden. Fraglich ob der dazu
notwendige Zeitaufwand erbracht
wird!
Die Fahrwerksbereifung ist wählbar.
Das Claas-Mähwerk war beim Praxiseinsatz mit einem Super Rib von Goodyear ausgerüstet. Diese Bereifung hat
bei engen 90° Kurven beachtliche
Grasnarbenschäden hinterlassen. Systembedingt können diese bei jedem
gezogenen Mähwerk auftreten. Sie
sind aber eindeutig vom jeweiligen
Profil der Reifen abhängig.
Seiten- oder Mitteldeichsel?
Die Mitteldeichsel bietet den Vorteil,
dass beidseitig des Traktors gemäht
werden kann. Wer diesen Vorteil einmal genutzt hat, will kaum mehr zurück
zur Seitendeichsel. Mit der Seitendeichsel ist nur ein Rundmähen im Uhrzeigersinn (rechts) möglich.
Bedingt
durch
das
beidseitige
Schwenken ist die Zugdeichsel des mittig angelenkten Mähwerkes (Kuhn)
länger. Dies wiederum ergibt eine längere Distanz zwischen der Traktorhinterachse und dem Fahrwerk des Mähwerkes. Was seinerseits die Bodenanpassung in der Fahrrichtung beeinflusst.
Beim Anmähen eines Futterbestandes
bestehen keine Unterschiede zwischen
den Deichseltypen. Während bei grösseren Parzellen mit dem seitlich angelenkten Mähwerk weitere „Mähbeete“
angemäht werden müssen, kann ab
der sechsten Umfahrt mit dem mittig
angelenkten Mähwerk (Kuhn) von einer Seite her gemäht werden. Dabei
deckt sich der Zeitaufwand für das
Schwenken von links nach rechts und
umgekehrt mit der Wendezeit.
Die Vorteile der Mitteldeichsel kommen mit zunehmender Parzellengrösse
zum tragen. Der Verschnitt durch RestDreiecke in unförmigen Parzellen und
der damit verbundene Zeitverlust ist mit
der Mitteldeichsel kleiner. Zudem wird
dem Wild eine grössere Fluchtchance
gegeben, da es sich weniger eingekreist fühlt.
Facts
Bild und Text:
Ruedi Hunger
Die beiden Mähwerke mähen in unterschiedlichen Ligen! Für den gemeinschaftlichen und folgedessen, überbetrieblichen Einsatz konzipiert ist sicher
das gezogene Mähwerk, FC 303 GC,
von Kuhn. Seine robuste Bauart schlägt
sich zwar im Eigengewicht und dem
Kraftbedarf nieder, macht die Maschine aber gemeinschaftstauglich.
Claas bietet mit dem Disco 3000 TC Plus
ein leichteres, seitlich angelenktes
Mähwerk an, das eher für grössere Betriebe oder Lohnarbeit mit immer dem
gleichen Fahrer konzipiert ist. Der Aufwand für Unterhalt und Einstellung ist
höher. Als Gegenleistung ist das Mähwerk rund 1'100.- Franken je Meter Arbeitsbreite billiger.
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