Ringelblumen schützen Die Ringelblumen sind als natürliche Schutzpflanzen bekannt. Werden sie um das Erdbeeroder Möhrenbeet in einer Breite von einem Meter ausgesät, sorgen sie dafür, dass gefräßige Fadenwürmer die Erdbeeren und Möhren verschonen. Ursache dieses Schutzschildes sind ihre aromatischen Öle. Das Ringelblumenbeet selbst liefert die Ringelblume als enorm wirksame Heilpflanze, die in der Volksmedizin eine lange Geschichte hat, die bis in die Antike zurückreicht. Seit dieser Zeit wurde sie für viele Beschwerden eingesetzt. Sie sollte Ungeziefer vertreiben, Wirkung ist ihr sogenanntes Chemoprofil. Darunter versteht man die Betrachtung ihrer Inhaltsstoffe. Zunächst zeigt die Ringelblume, auf Lateinisch Calendula genannt, durch ihr schnelles Wachstum, dass sie einen sehr leistungsfähigen Stoffwechsel hat. Dieser ist um so höher einzuschätzen, da er vor verschiedenen Schädlingen schützt. Die Ringelblume steht insgesamt für Leistung und Widerstandskraft. Diese Eigenschaften gibt sie an die Tiere, die sie verzehren, weiter. Dabei ist wie so oft nicht dieser oder jener Inhaltsstoff das entscheiRingelblumen blühen in der Spannbreite von Gelb bis satt Orange. Verfüttern kann man von der Ringelblume Blüten, Blätter und Samen Samen der Ringelblume werden normalerweise für die Wiederaussaat gesammelt. Wer zahlreiche Ringelblumen angebaut hat, kann die Samen auch als Kleinsämerei verfüttern Bereits seit der Antike genießt die Ringelblume bei Kräuterkundigen Hochachtung Wunden heilen helfen, Verdauungsstörungen beseitigen und sogar bei Vergiftungen wirken. Beim Biss von Tieren durfte die Ringelblume nicht fehlen, ebenso wenig bei Beschwerden von Leber und Milz. Im 19. Jahrhundert wurde sie wegen ihrer Krebs hemmenden Wirkstoffe zu einer Modedroge bei entsprechenden Erkrankungen. Zudem wirkt sie regulierend auf die Monatsblutung und ist antibiotisch. Auch als Bestandteil von Liebestränken war sie hoch begehrt. Noch etliche weitere gesundheitsfördernde Wirkungsweisen soll sie sicherstellen. Eine Pflanze, die so universell über zwei Jahrtausende eingesetzt wurde, ist es wert, auch in der Geflügelfütterung verwendet zu werden. Um sicher zu sein, dass sie auch ein gutes Wirkungsgefüge hat, bedarf es jedoch mehr als dem Glauben an die überlieferten Effekte. Eine wichtige Grundlage für ihre gesundheitliche 10 Geflügel-Börse 9/2011 dende Kriterium für ihren gesundheitlichen Effekt, sondern die Kombination aus all ihren wertvollen Inhaltsstoffen. Die Kombination dieser Stoffe ist um ein Vielfaches höher als die Summe ihrer Einzelstoffe. Dabei enthält die Ringelblume einen ganzen Komplex an Stoffen, die sowohl wasserlöslich als auch fettlöslich sind. Dadurch gibt die Ringelblume Gewähr, rundum in der Zelle wirken zu können. Die Gesundheit wird vornehmlich durch nachfolgende Inhaltsstoffe gefördert: • Triterpendiole • ätherische Öle • Saponine • Flavonoide • Karotinoide Die Triterpendiole sind hauptverantwortlich für eine entzündungshemmende Wirkung. Sie wirken sowohl im Haut- als auch im gesamten Schleimhautbereich. Damit hat Ringelblume schützende Wirkung vom Schnabel bis in den Magen und darüber hinaus im Darm. Nicht zuletzt ist eine stabile Schleimhaut der beste Schutzschild gegen Krankheitskeime, die meistens über diese Pforte in den Körper eindringen. Ist die Schleimhaut gesund, haben viele Krankheitskeime beim Geflügel erst gar nicht die Chance einer Infektion. In der Erhaltungszucht werden in letzter Zeit gerne Präparate eingesetzt, die eine mentholund/oder eukalyptusartige Wirkung besitzen. Auch sie stärken die Schleimhaut, denn die ätherischen Öle haben einen gesundheitlichen Effekt. Die ätherischen Öle der Ringelblume gehen noch einen Schritt weiter. Sie haben eine antibiotische Wirkung. Sie hemmen dadurch das Wachstum verschiedener Bakterien. Sollten diese Krankheitserreger das Schleimhautschutzschild durchbrochen haben, kommen sie dank der ätherischen Ringelblumenöle nicht allzu weit. Ihr wachstumshemmender Effekt wirkt sogar bei einigen Pilzen. Nebenbei haben die Öle auch eine beruhigende Wirkung, was bei der einen oder anderen Geflügelrasse durchaus positiv sein kann. Unterstützt wird die antibiotische Kraft der ätherischen Öle durch verschiedene Saponine und Flavonoide. Im Gegensatz zu den künstlichen Antibiotika sind die Ringelblumenantibiotika nebenwirkungsfrei und es entstehen keine Resistenzen bei den Bakterien. Saponine können als Fettstaubsauger wirken. Im Darm binden sie problematische Fette. Wie die ätherischen Öle können auch Saponine das Wachstum von verschiedenen Pilzen hemmen. Sie binden dabei die Fettverbindungen 132. Jahrgang das Geflügel Die Ringelblume ist in der Volksmedizin und Heilkunde vornehmlich durch ihre Blütenblätter bekannt geworden. Diese werden zu Tee zubereitet, können aber auch wie beim Geflügel verfüttert werden. Beim Trocknen der Blütenblätter fallen zahlreiche Blütenböden an. Die sollten in der Hühnerfütterung stets Verwendung finden. Fotos: von Lüttwitz Ringelblumenblütenblätter in frischem (oben) und getrocknetem Zustand (links) der Pilzaußenhaut, wodurch sie ihre Stabilität verliert. Dieser Effekt kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, weil es gegen Pilze kaum Medikamente gibt. Hier ist der Geflügelkörper ganz auf sich alleine gestellt. Die richtige Ernährung mit entsprechenden Kräutern ist die beste Medizin. Was die Vorbeugung nicht schafft, können bei Pilzerkrankungen Medikamente meistens nicht richten. Hier muss man dem Körper alles zur Selbsthilfe zur Verfügung stellen. Ringelblumen sind ein wichtiger Bestandteil dafür. Damit die Durchschlagskraft der Triterpendiole bei der Entzündungshemmung vollendet wird, tragen die Saponine ihren Anteil bei. Flavonoide haben eine enorme gesundheitsfördernde Breitenwirkung. Vor allem wirken sie mit Vitamin K1 blutregulierend. Sie sorgen dafür, dass das Blut im Bedarfsfall gut gerinnt, jedoch keine Blutgerinnsel entstehen. Es gibt nichts 132. Jahrgang Besseres, als den natürliche Blutregulierungskreislauf durch entsprechende Stoffe zu stärken. Zusammen mit anderen antibiotisch wirken Stoffen gehen die Flavonide massiv gegen verschiedene Bakterien vor. Sogar gegen Herpesviren, von denen auch einige das Geflügel befallen, zeigen die Flavonide der Ringelblume Wirkung. Dafür ist aber eine hohe Dosierung erforderlich. Insgesamt unterstützen die Flavonoide die Arbeit des Immunsystems. Die Blüten der Ringelblume gibt es vom kräftigen Gelb bis zum satten Orange. Ursache für diese prachtvolle Farbintensitäten sind die Karotinoide, die auch im Grünteil der Pflanze vorhanden sind, dort aber vom Blattgrün überdeckt werden. Die Karotinoide sind ein wahre Tausendsassas. Nicht zuletzt wird aus Beta-Karotin nach Bedarf das wichtige Vitamin A im Geflügelkörper hergestellt. Dieses schützt massiv mit den bereits erwähnten Ringelblumenbestandteilen die Schleimhäute und fördert die Abwehrkraft. Sie haben auch zellschützende Wirkung und im Bereich gelbhäutiger Rassen fördern sie die Fuß- und Schnabelfarbe. In der Gesamtwirkung unterstützt die Ringelblume die Fresszellen des Abwehrsystems. Dadurch werden unter anderem nach erfolgreich bekämpften Entzündungen die geschädigten Gewebebestandteile von ihnen schnell verdaut und abtransportiert. Das ist wichtig, damit sich das geschädigte Gewebe neu aufbauen kann. Die heilwirksamen Bestandteile der Ringelblume befinden sich in der Blüte in der höchsten Konzentration. In der menschlichen Heilkunde erntet man die Blüten von Juli bis August, zuweilen auch im September. Sie sollten an trockenen Tagen gepflückt werden. Wer den Mondrhythmus beachtet, sollte sie bei zunehmendem Mond ernten. In dieser Zeitphase gilt der Wirkstoffgehalt als besonders hoch. Zum Trocknen werden die Blütenblätter abgezupft. Die Trocknung kann man auch fürs Geflügel vornehmen. Die Blütenblätter lassen sich leicht unters Weichfutter mixen. Wer einen Gesundheitsmix für Hühner (Hühner-Kropf-Mix) oder anderes Geflügel herstellt, sollte immer wieder auch Ringelblumen einsetzen. In der Saison können Ringelblumenblüten, aber auch Stängel und Blätter im Mixer oder Muser als Bestandteil des Weichfutters verwendet werden. Natürlich kann man alles auch mit dem Messer klein schneiden. Ringelblumenblätter gelten in der modernen Küche zusammen mit Löwenzahnblättern als klassischer Salat. Obwohl die Ringelblume eine regelrechte Gesundheitspflanze ist, wird sie trotzdem oder vielleicht gerade deshalb von Blattläusen verstärkt heimgesucht. Diese können natürlich mitverarbeitet werden und bilden so noch eine kleine extra Eiweißration mit wertvollen Körpersäften. Natürlich kann man auch die Samen der Ringelblume dem Geflügel verfüttern. Allerdings wird sich deren Ernte in Grenzen halten. Sie können Bestandteil einer Kleinsämereienmischung sein oder ins Weichfutter integriert werden. Wer seinen Hühnern immer wieder einmal einen Tee zubereitet, der sollte an die Heilwirkung der Ringelblume denken. Michael von Lüttwitz Geflügel-Börse 9/2011 11