Ramularia collo-cygni: Biologie eines ungewöhnlichen Krankheitserregers H.Huss, Institut für Pflanzenwissenschaften, UNI Graz 57. Österreichische Pflanzenschutztage in Wels 28.-29. 11. 2016 R. collo-cygni wurde 1893 durch CAVARA in Oberitalien entdeckt und als Ophiocladium hordei beschrieben Bis in die 1980-er Jahre war R. collo-cygni unbedeutender Pilz. In Europa gab es nur vereinzelte Nachweise. 1986 wurde an der Versuchsstation Lambach/Stadl-Paura erstmals der Nachweis wirtschaftlicher relevanter Einbußen (-10%) durch diesen Pilz geführt Ab 1997 kam es zu einer Zunahme der Befallsintensität und auch Ausbreitung in trockenere Gebiete nach Osten 1998 sorgte das plötzliches Auftreten der Sprenkelkrankheit in Schottland für großes Aufsehen, da die für die Whisky-Produktion wichtige Sorte Chariot stark befallen wurde 1998 starkes Auftreten auch in Irland 2002 in Dänemark….. 2000 in Uruguay, 2001 epidemieartiges Auftreten in Argentinien Ursache für die rasche Ausbreitung der Krankheit (und der SDHI-Resistenz) sind die mit dem Wind verbreiteten enormen Sporenmengen, die der Pilz nach Absterben der Blätter produziert (ca. 30 Billionen Sporen/ha) R. collo-cygni ist ein pertotropher Parasit, der durch Rubelline das Gewebe zum Absterben bringt. In saurem Mileu sind Rubelline rot Rubellin D wird durch Licht aktiviert und führt zur Bildung Reaktiver Sauerstoffspezies. Diese schädigen die Zellmembran und führen letztendlich zum Absterben des Pflanzengewebes Heiser et al. (2003) Starker Ramularia – Druck auch auf das übrige Getreide R a m u la ria - Sp o re n 18000 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 14.17.6. 17.19. 19.22. 22.23. 23.26. 26.27. Sommergerste in isolierte Lage Sommergerste neben Wintergerste SG (Felicitas) neben WG in Lambach (Milchreife) SG (Felicitas) in isolierter Lage in Stadl-Paura (Milchreife) Ramularia-Befall des Weizens Ramularia-Befall des Roggens Ramularia-Befall des Hafers Ramularia-Befall von Mais Ramularia-Flecken sind auf Mais selten Symptomlos tritt R.c-c. auf abgestorbenen Maisblättern hingegen häufig auf Inokulum für die Infektion der Herbstsaat findet sich vor allem auf Mais und der Quecke Wintergerste im Dezember mit sporulierneder R. c-c. Im Frühjahr reichlich Ramularia - Inoculum auf den untersten Blättern. Während der Schossphase erweist sich die Gerste als weitgehend Ramularia - resistent Deutliche Sprenkelsymptome treten erst um die Milchreife auf. Binnen zwei Wochen kann der gesamten Blattapparat nekrotisch sein. Betroffen sind neben den Blättern auch die Grannen, Blattscheiden und Halme. Selten ist R. c.-c. auch auf den Körnern zu beobachten Ramularia – Symptome bei der Gerste Winterblätter mit runden Ramularia-Flecken Ramularia – Symptome der milch- bis teigreifen Gerste Die charakteristischen Ramularia – Flecken sind 1-2mm lang, 0,5mm breit und von den Blattadern begrenzt. Bei hohem Infektionsdruck sind daneben, oder auch ausschließlich, kleine punktförmige Ramularia-Flecken zu beobachten, die ineinanderfließen können und das Blatt im Extremfall einheitlich dunkelbraun erscheinen lassen. Das Ramularia - Blattfleckenmuster ist besonders deutlich in Bereichen mit längerer Taubenetzung Ramularia – Blattfleckenmuster auf dem Fahnenblatt Ramularia – Blattfleckenmuster auf F-1 Im Nördlichen Alpenvorland dominiert die Ramularia-Sprenkelkrankheit seit Jahren das Krankheitsgeschehen bei der Wintergerste Anteil der Wintergerste an der gesamten Ackerlandfläche ø 2008 - 2010 nach 2500m Raster Krankheiten mit ähnlichen Symptomen MT-Resistenzflecken Nur sehr vzt., Sorte Nicoletta Netzflecken Größer als Ramularia-Flecken Braunfleckigkeit Rel. bedeutungslos bei der W-Gerste In der AGES – Sortenliste werden nichtparasitäre Blattflecken und Ramularia – Blattflecken zu einem Krankheitskomplex vereint Physiologische Blattflecken = PLS-Flecken = Nichtparasitäre Blattverbräunungen Weigand 2016 Bei dieser Art von Flecken handelt es sich um nicht parasitäre, genetisch bedingte Blattflecken, die bei bestimmten Sorten (Anoa, Bombay, Sarah) bei Stressbelastung auftreten können. Sie treten im Gegensatz zu Ramularia vor dem Ährenschieben in Erscheinung. Die Flecken sind rundlicher und nicht so deutlich von den Blattadern begrenzt. PLS-Flecken spielen im österreichischen Wintergerstenbau keine Rolle: • PLS Flecken traten im österr. Alpenvorland bisher nicht in Erscheinung • Die Carboxamid-Resistenz von Ramularia collo-cygni unterstreicht die Pilznatur der Sprenkelkrankheit • Wintergersten, bei denen die Taubildung unterbunden wurde, zeigten keinerlei Sprenkelsymptome (da Ramularia-Sporen nicht keimen konnten). Tau – benetzte Pflanzen zeigten die Ramularia – Flecken, während Tau – freie Pflanzen gesund blieben Endophytisches Myzel von Ramularia collo-cygni Durch PCR-Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass ausgehend von den Körnern, Myzel von Ramularia collo – cygni die Gerstenpflanze bis in die Blätter hinein durchwächst. Diese endophytische Komponente von R. c.-c. hat jedoch keinen Einfluss auf das Krankeitsgeschehen: Zamani-Noor, N. (2011): Studies on Ramularia Leaf Spots on Barley Resistance Phenotyping, Epidemiology and Pathogenicity. Diss. Göttingen. pp. 139 Danke für die Aufmerksamkeit.