WINTERGERSTE: Netzfleckenkrankheiten sind in Oberösterreich

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TIPPS AUS DER PRAXIS: FUNGIZIDEINSATZ BEI GETREIDE IN EC 32-49
veröffentlicht am 14.04.2016
WINTERGERSTE:
Netzfleckenkrankheiten sind in Oberösterreich noch wenig
vorhanden, in Niederösterreich ist der Druck deutlich höher. Aufgrund
der rasch fortschreitenden
Entwicklung der Pflanzen und
dem bisher jährlichen Befall, ist
auch dieses Jahr mit
Netzflecken zu rechnen.
Insbesondere im
Zusammenhang mit Ramularia,
die auch wieder auftreten wird,
auch wenn die Bestände zu EC
39 – 49 gesund aussehen. Ohne Fungizid in der Wintergerste
beginnen beim Auftreten von Ramularia ca. 10 – 12 Tage nach dem
Ährenschieben zuerst die Blätter abzusterben, später breitet sich der
Befall auf Halm, Granne und Spelze aus und es kommt zu
erheblichen Ertrags- und Qualitätsverlusten (TKG, Kornsortierung)
bei der Ernte. Wenn zum Halmverkürzer (in EC 31 – 37) in der
Wintergerste ein günstiges Fungizid beigemischt wurde, das die
Hauptwirkung gegen Netzflecken hat, dann kann mit dem
Abreifeschutz in der Wintergerste auch etwas länger zugewartet
werden (Grannenspitzen). Damit wird die Wirkung nach hinten
entsprechend verlängert.
2015 wurden leider erste Resistenzerscheinungen bei den bislang
recht erfolgreich eingesetzten Wirkstoffen festgestellt, sodass 2016
ein Umdenken in diesem Bereich angesagt ist: die Produkte Adexar,
Aviator Xpro, Bontima, Seguris, Input Xpro, Variano Xpro, Zantara,
Champion alleine haben keine ausreichende Wirkung mehr gegen
Ramularia. Sie sollen unbedingt kombiniert werden mit dem
Kontaktwirkstoff Chlortalonil, der im Produkt Balear 720 SC enthalten
ist und der einzige Wirkstoff ist, der keine Resistenzerscheinungen
gegen Ramularia zeigt, für sich allein aber auch keine 100 %Wirkung zeigt. In Fruchtfolgen mit Wintergerste nach Winterweizen
sollte beachtet werden, dass Balear 720 SC nur 1 x innerhalb von 3
Jahren auf derselben Fläche eingesetzt werden darf. Im
Winterweizen gibt es zurzeit keine Notwendigkeit, Balear 720 SC
einzusetzen, sodass diese Auflage leicht einzuhalten ist. Um weiterer
Resistenzbildung vorzubeugen, sollten nur bei 2-maligem
Fungizideinsatz in der Wintergerste reduzierte Aufwandmengen in
Betracht kommen. Wird nur einmal in EC 39 – 49 ein Fungizid
gegeben, dann ist unbedingt die volle Aufwandmenge nötig.
Wenn
Bestände in
ihrer
Entwicklung
aus dem Ruder
laufen (zu hohe
Düngermengen, starke N-Nachlieferung aus dem Boden,
Vorfruchtwirkung), besteht bis EC 49 (Grannenspitzen dürfen noch
nicht sichtbar sein) noch die Möglichkeit eines
Halmverkürzereinsatzes mit reinen Etephonpräparaten (0,2 – 0,4
l/ha). Wenn man hier allerdings das erste Mal an einen
Halmfestigereinsatz denkt, weil die Gerste zu üppig geworden ist,
wird man nicht mehr viel erwarten können – und höhere
Aufwandmengen können in diesem Stadium auch
Ertragsdepressionen verursachen.
WINTERWEIZEN:
Bei Winterweizen ist der allgemeine Krankheitsdruck zurzeit
ebenfalls recht gering. Allerdings gibt es besonders in
Niederösterreich ein zunehmendes Auftreten von Gelbrost an
Winterweizen, Wintertriticale, Winterdurum, Dinkel und Emmer. Es
scheint, dass
auch heuer
wieder mit
einem
stärkeren
Auftreten dieser
Krankheit zu
rechnen ist.
Fest steht aber,
dass der Befall
im Vorjahr um
diese Zeit bereits deutlich höher war. Jeder Landwirt ist daher
aufgerufen, seine Felder entsprechend zu beobachten. Das Auftreten
von Gelbrost an den verschiedenen Sorten ist unterschiedlich stark
ausgeprägt. Allerdings zeigen die letzten Jahre, dass sich diese
Anfälligkeiten verändern können – nach geringerer genauso wie
nach höherer Anfälligkeit. Die Kenntnis der spezifischen Anfälligkeit
der angebauten Sorte hilft, ist aber kein 100%iger Schutz vor
Gelbrost. Es scheint, dass das Wetter keine große Rolle in der
Verbreitung der Krankheit spielt, wenn der Bestand infiziert ist. Ein
„Aussterben“ dieser Krankheit auf einem befallenen Weizenschlag,
ist deswegen eher unwahrscheinlich. Es gilt daher, eine festgestellte
Infektion ständig zu beobachten (im aktuellen Stadium sind noch
keine von weitem sichtbare Flecken vorhanden) und sollte sie mehr
und größer werden, auch die entsprechenden Gegenmaßnahmen zu
treffen. Gelbrost ist mit vielen zugelassen Fungiziden gut und günstig
zu bekämpfen.
Auf den unteren Blättern ist auch ein nicht zu unterschätzendes
Potenzial an Septoria tritici-Infektionen vorhanden, die zurzeit noch
nicht zu beachten sind. Sollten allerdings ab Ende April bis Anfang
Mai Witterungsphasen mit mehrtägiger, durchgehender Blattfeuchte
und Temperaturen von 14 – 18 °C auftreten, kann eine Neuinfektion
erfolgen. Davon betroffen sind auch jene Blätter, die bis dorthin
gebildet wurden und für die weitere Ertragsbildung wichtig sind.
Kontrollieren Sie daher bitte Ihre Bestände auf den angesprochenen
Gelbrostbefall bzw. auf vorhande Septoria tritici-Infektionen.
Besonders gefährdet sind Frühsaaten (vor dem 30. September) und
Schläge, die pfluglos bestellt wurden. Sollte eine gemeinsame
Bekämpfung von Gelbrost und Septoria tritici erfolgen, ist darauf zu
achten, dass die Wirkung bei den gewählten Produkt gegen beide
Krankheiten gleich gut ist.
WINTERROGGEN UND WINTERTRITICALE:
Bei Winterroggen kommt es zu einem relativ frühen Auftreten von
Braunrost – aus
der
Vergangenheit
wissen wir,
dass Roggen
ertraglich sehr
stark auf
Braunrostbefall
reagiert und
dementsprechend auch auf eine Fungizidbehandlung. Befallene
Stellen auf den Blättern werden nicht mehr grün, auch wenn in 2
Wochen eine erfolgreiche Behandlung gesetzt wird. Daher ist hier bei
vorhandenem Befall rasch zu reagieren. Auch hier gibt es eine Reihe
von preisgünstigen Produkten mit sehr guter Wirkung, sowohl
vorbeugend als auch heilend. In starken Befallsjahren hat sich
gezeigt, dass Roggen ertraglich sehr positiv auf eine erfolgreiche
Krankheitsbekämpfung reagiert.
Einkürzungsmaßnahmen bei Wintertriticale und Winterroggen sollten
bereits abgeschlossen sein (Spätbehandlungen mit
Etephonpräparaten sind noch bis zum Erscheinen des letzten Blattes
möglich). Bei Winterweizen sind diese noch möglich, sowohl mit
Stabilan, als auch Kombinationen von Stabilan + TrinexapacProdukten (Moddus, Calma, Countdown, Moda, Modan) und Medax
Top + Turbo. Zu beachten ist: je höher die Temperaturen, umso
stärker der Einkürzungseffekt. Medax Top wirkt hingegen auch bei
kühleren Temperaturen recht gut.
Beratung Pflanzenbau
Franz BLUMENSCHEIN
Tel. +43 (0)7723/44 77 8-23
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