Koinfektion von Chlamydia pneumoniae und Haemophilus influenzae im humanen Lungengewebsmodell Rohmann K.1, Rupp J.2, Drö Drömann D.1, Goldmann T.3, Dalhoff K.1 [email protected], 1 Medizinische Klinik III, Universität zu Lübeck, 2Institut für Med. Mikrobiologie und Hygiene, Universität zu Lübeck, 3Klinische und experimentelle Pathologie, Forschungszentrum Borstel Einleitung Chlamydophila pneumoniae (Cpn) und nontypeable Haemophilus influenzae (NTHI) sind häufig vorkommende respiratorische Erreger, die Lungenentzündungen oder chronische Bronchitiden verursachen. Cpn ist ein obligat intrazellulärer Erreger, der sich nur innerhalb einer Zelle vermehren kann1). NTHI ist ein Erreger, der zwar in den Stoffwechsel der infizierten Zelle eingreift, im Gegensatz zu Cpn aber ein fakultativ intrazellulärer Erreger ist.2) Die Lungenentzündung durch Cpn und NTHI kann man zum einen im Lungengewebe untersuchen, andererseits ist es möglich, unterschiedliche Zelltypen, die in der Lunge vorkommen, einzeln zu kultivieren. Dabei handelt es sich unter anderem um Alveolarepithelzellen (A549-Zellen), die die Luftwege von innen auskleiden, und ortsansässige Fresszellen (Alveolarmakrophagen). Beide Zellpopulationen haben Kontakt zu eindringenden Mikroorganismen und reagieren unterschiedlich auf den Schaden, den die Bakterien ihnen zufügen. Schematische Darstellung des in vitro Infektionsmodells humaner Lungenschnitte. Fragestellung und Ziele A B In situ Hybridisierung auf NTHI DNA in in vitro infizierter humaner Lunge (Anti-DIG-AP-Neufuchsin; 400x). Die Anfärbung von Alveolarmakrophagen (A, schwarzer Pfeil) und Typ II Epithelzellen (B, roter Pfeil) ist dargestellt. Respiratorische Infektionen durch Cpn und NTHI sind schon lange Gegenstand der Forschung. In unserem Projekt wurde die Hypothese untersucht, ob eine Koinfektion von Cpn und NTHI eine Steigerung der Cpn-Infektion und der Entzündungsreaktion bewirkt. In unserem Modell werden die Zellen zunächst mit Cpn infiziert, da diese in der Zelle persistieren. Außerdem beeinflussen sie die Zelle so, dass es für den zweiten Erreger (NTHI) leichter ist, die Zelle zu infizieren. Auf welchem Weg diese Hilfestellung durch die Chlamydien geschieht, ist ebenfalls Gegenstand des Projektes. Material und Methoden 1.) Zellkultur und Life-Death-Färbung A549-Zellen teilen sich unter Zellkulturbedingungen permanent. Für die Versuche werden die Zellen gezählt und mit einer bestimmten Konzentration von Cpn und NTHI infiziert. Dass die Zellen die Infektion überleben, zeigt die Life-Death-Färbung mit zwei verschiedenen Farbstoffen. Die grünen Zellen sind lebendig und werden mit dem Farbstoff SYTO 16 angefärbt. An die toten Zellen lagert sich der Farbstoff Ethidium-Homodimer-2 an und färbt sie rot. Aus Monocyten, die aus menschlichem Blut isoliert werden, entwickeln sich durch Zugabe der Wachstumsfaktoren IL-4 und GM-CSF die Makrophagen für unseren Versuch. 2.) Western Blot Im Western Blot werden Proteine (=Eiweiße) nachgewiesen, die für die Signaltransduktion (=Nachrichtenübermittlung) innerhalb der Zellen zuständig sind. 3.) Elisa Der Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA) kann Proteine nachweisen, die von den Zellen produziert und in das Medium abgegeben werden. Untersucht wurden die Chemokine IL-8 und MCP-1 und der Entzündungsmediator IL-6. Ergebnisse Life-Death-Färbung Western Blot Elisa Auf dem Bild sieht man A549-Zellen aus einer 24h-Zellkultur in RPMI-Medium mit 10% Serumzusatz. Im oberen Bild sieht man β-Actin, ein Protein, das als Versuchskontrolle dient, weil es von allen Zellen produziert wird. Die Ergebnisse sind beispielhaft dargestellt als Mittelwerte der IL-8-Sekretion mit positiver Standardabweichung (* p=0,005 vs. Einzelinfektion mit Cpn, ** p=0,09 vs. Einzelinfektion mit Cpn). Das untere Bild zeigt die Produktion von phospho p44/42, einem Botenstoff für den IL-8-Signalweg. IL-8-Sekretion von A549-Zell en 175kDa 83kDa 62kDa 47,5kDa pg/ml Im Durchschnitt überleben über 99% der Zellen bis zu vier Tage Stimulation. Die Infektion mit Cpn alleine senkt die Überlebensrate nur auf 98%, während sie bei der Koinfektion bis auf 93% absinken kann. 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 16,5kDa 32,5kDa 120000 105000 90000 75000 60000 45000 30000 15000 0 16,5kDa NTHI 24h ** IL-8 Med 72h 25kDa Cpn 72h + NTHI 24h IL-8-Sekreti on von Makrophagen (MDM) pg/ml 175kDa 83kDa 62kDa 47,5kDa Cpn 72h Stimulation der Zellen (n=13) 25kDa 5= Med (2h), 6= Cp (2h), 7= Cp+HAIN 107Keime/ml (2h), 8= Cp+HAIN 106Keime/ml (2h) IL-8 Med 72h 32,5kDa 1= Med (30min), 2= Cp (30min), 3= Cp+HAIN 107Keime/ml (30min), 4= Cp+HAIN 106Keime/ml (30min) * Cpn 72h Cpn 72h + NTHI 24h NTHI 24h Stimulation der Zellen (n=5) Diskussion und Ausblick Auf den ersten Blick mag es logisch erscheinen, dass eine Lungenentzündung, die durch zwei Erreger hervorgerufen wird, eine stärkere Entzündungsreaktion hervorruft als jeweils eine Einzelinfektion. Die Koinfektion könnte allerdings auch zur gegenseitigen Hemmung der Erreger führen. Somit ist die Untersuchung des Verlaufs der Koinfektion von entscheidender Bedeutung. Zu den Vorversuchen gehörte die Life-Death-Färbung, die zeigt, dass ausreichend Zellen die Stimulation überleben. Weiterhin wurde mittels Western Blot- und Elisa-Technik der veränderte Stoffwechsel der Zellen untersucht. Im Western Blot zeigte sich eine vermehrte Expression von phospho p44/42. Dies ist ein Signalprotein, welches durch Aktivierung eines Signalweges letztlich zur Produktion von Botenstoffen führt (z.B. IL-8), die der Zelle bei der Abwehr von Krankheitserregern helfen oder andere Zellen anlocken. Die Verstärkung der Entzündungsreaktion durch die Koinfektion könnte sich durch eine veränderte Expression von Bakterienrezeptoren erklären, die in der Lage sind, NTHI zu erkennen. Zu prüfen bleibt, ob eben diese NTHIRezeptoren durch die Cpn-Infektion reguliert werden. Literatur 1) Yang, J. et al. "Induction of proinflammatory cytokines in human lung epithelial cells during Chlamydia pneumoniae infection." Infect.Immun. 71.2 (2003): 614-20. 2) Wang, B. et al. "Up-regulation of interleukin-8 by novel small cytoplasmic molecules of nontypeable Haemophilus influenzae via p38 and extracellular signal-regulated kinase pathways." Infect.Immun. 71.10 (2003): 5523-30. PDF created with pdfFactory trial version www.pdffactory.com