Tilman Kappe - Arzt für Hals-, Nasenund Ohrenheilkunde - Roßbachstr. 12 44369 Dortmund (0231) 31 9 77 Sehr geehrte Eltern, auf diesem Wege möchte ich Ihnen Informationen zu dem Krankheitsbild "vergrößerte Polypen" geben, das in der Kindheit weit verbreitet ist. 1. Was sind "Polypen" ? Die "Polypen" werden auch genannt: § Adenoide oder adenoide Vegetationen (medizinische Bezeichnung) § Rachenmandel oder dritte Mandel (im Gegensatz zu den Gaumenmandeln/Tonsillen) Sie sitzen am Ende der Nase im Nasenrachenraum. 2. Woraus bestehen "Polypen" ? "Polypen" bestehen aus Lymphgewebe. Das ist Gewebe, das der Abwehr dient und genauso in den Mandeln, an der Rachenhinterwand und in den Lymphknoten vorkommt. 3. Was machen die "Polypen" ? Die Polypen dienen der Abwehr im Nasenrachen. Da Kinder eine immunologische Prägungsphase durchmachen, in der sie sich mit allen Keimen ihrer Umgebung auseinandersetzen, ist gerade im Kindesalter die Aktivität des Abwehrgewebes besonders groß. Dabei vergrößert sich auch das adenoide Gewebe im Nasenrachen. 4. Warum können "Polypen" krank machen? Der Nasenrachenraum der Kinder ist im Vergleich zum dem eines Erwachsenen noch recht klein. Durch häufige Infekte vergrößern sich die "Polypen" (Lymphgewebe) im Nasenrachen. Dies kann zu einem Mißverhältnis von zu kleinem Nasenrachenraum und zu großen "Polypen" führen. Die "Polypen" behindern die Atmung im Nasenrachen und führen zum Sekretstau, der wiederum guter Nährboden für Krankheitskeime ist. Tilman Kappe - Arzt für Hals-, Nasenund Ohrenheilkunde - Roßbachstr. 12 44369 Dortmund (0231) 31 9 77 5. Was passiert, wenn die "Polypen" zu groß sind ? A. Behinderte Nasenatmung Die "Polypen" wirken wie ein Stopfen im Nasenrachen. Dadurch atmen die Kinder vermehrt durch den Mund und schnarchen während des Schlafes. Auch können die Kinder nicht mehr richtig schneutzen und bekommen so eine "Schnoddernase". B. Gehäufte Infektneigung Die "Schnoddernase" ist ständig mit Schleim gefüllt, der für Bakterien und Viren einen optimalen Nährboden bietet. Dadurch werden wieder die "Polypen" infiziert, die ihrerseits mit bleibender Vergrößerung reagieren. Der Bakterienschleim wird mit dem Atemstrom auch in die tieferen Luftwege gerissen (Bronchien). C. Mittelohrentzündungen Die Keime im Nasenrachen gelangen durch die Eustachische Röhre in das Mittelohr, wo sie ebenfalls Infekte (Mittelohrentzündungen) auslösen können. D. Paukenergüsse Als Folge einer akuten Mittelohrentzündung können in der Pauke (Mittelohr) Schleim oder Gewebswasser zurückbleiben. Während dieser im Normalfall wieder schnell abfließt, können bei Kindern mit großen "Polypen" diese Paukenergüsse über sehr lange Zeiträume bleiben. Dadurch hören die Kinder schlecht. E. Gestörter Schlaf Durch das Schnarchen werden die Kinder in ihrem Schlaf gestört, weil sie sich durch das Schnarchgeräusch immer wieder selbst wecken und so nicht in den erholsamen Tiefschlaf (REM- Schlaf-Phase) gelangen. Die Kinder sind tagsüber müde und nicht leistungsfähig. F. Gedeihstörung Gehäufte Infekte und gestörter Schlaf können im Extremfall auch zu Appetitmangel und Gedeihstörung führen. G. Sprachfehler Längerandauernde Hörminderung durch Paukenergüsse kann zu schlechterem Spracherwerb führen. 6. Wie behandelt man Erkrankungen der "Polypen" ? A. Konservative Maßnahmen Das sind medikamentöse (Nasentropfen, Schleimlöser, Antibiotika), physikalische (Inhalation) und allgemeine (Immunstimulation) Therapieansätze. Das Ziel ist die Durchbrechung des Kreislaufes Infektion - Polypvergrößerung - Schnoddernase. B. Operative Maßnahmen Wenn über einen längeren Zeitraum durch konservative Maßnahmen keine Besserung zu erzielen ist, muß man den Erkrankungskreislauf durch Entfernung der "Polypen" durchbrechen. Nur so kann dann das Mißverhältnis von zu kleinem Nasenrachenraum und zu großen "Polypen" aufgelöst werden. Die Indikationen hierzu sind: § Anhaltende Behinderung der Nasenatmung § Ständiges lautes Schnarchen und Mundatmung § Häufige Mittelohrentzündungen § Langandauernde Paukenergüsse sowie Hörminderung § Ständig wiederauftretende Bronchitiden