pseudotuberkulose

Werbung
PSEUDOTUBERKULOSE
Tiergesundheitsdienst
Pseudotuberkulose – eine weitverbreitete und oftmals
unterschätzte Krankheit bei Schafen und Ziegen
Was verursacht die Erkankung?
Häufige Infektionswege
➡ Die Pseudotuberkulose ist eine bakterielle Erkrankung, die durch
den Erreger Corynebacterium pseudotuberculosis (C. pseudotuber culosis) verursacht wird.
➡ Es handelt sich um eine chronisch verlaufende und anste ckende Infektionskrankheit, die sich in den betroffenen
Beständen über Monate oder Jahre hinweg kontinuierlich
ausbreitet und somit einen Großteil der Herde betreffen kann.
➡ C. pseudotuberculosis kann eventuell auch auf andere Tierarten
sowie unter Umständen auf den Menschen übertragen werden,
obwohl diese Fälle äußerst selten auftreten.
Schafe:
➡ Infektionen erfolgen meist durch kleine Hautverletzungen
(Schur, Stacheldraht, Ohrmarkenkennzeichnung)
➡ bei Jungtieren auch über Nabelstumpf
Klinische Symptome
Die Pseudotuberkulose führt zu einer Abszessbildung am Körper infizierter Tiere. Meist findet man diese Abszesse im Bereich der Lymphknoten, es können aber auch innere Organe wie Lunge oder Leber
betroffen sein. Sind oberflächliche Lymphknoten infiziert, kommt es zunächst zu einer meist deutlich sichtbaren Umfangsvermehrung. Wenn
diese vergrößerten Lymphknoten aufbrechen, entleert sich ein dickflüssiger gelblicher oder grünlicher Eiter. Häufige Lokalisationen für diese
Umfangsvermehrungen sind im Bereich des Kopfes oder des Euters.
Wenn der Krankheitsprozess die Lunge oder Leber betrifft kommt es
zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Gesundheitszustandes. Eine
Infektion verläuft über Monate oder Jahre, viele Tiere bleiben meist
lebenslang mit C. pseudotuberculosis infiziert.
Wie wird die Pseudotuberkulose übertragen?
Der überwiegende Anteil an Neuausbrüchen in Beständen erfolgt über
den Zukauf infizierter Tiere. Dies können zum einen Tiere sein, die sich
in einem frühen Infektionsstadium befinden und noch keine auffälligen
Veränderungen zeigen oder aber Tiere, die an einer Lungeninfektion
leiden und den Erreger über die Atemluft ausscheiden. Erfahrungen
aus anderen Ländern haben gezeigt, dass auch über Schafscherer und
deren Instrumentarium eine Übertragung möglich ist, wenn allgemeine
Grundsätze der Hygiene und Desinfektion nicht beachtet werden.
Ziegen:
➡ Infektionen auch über Halsbänder oder durch Hornstöße
Auswirkungen
Die chronische Infektion führt zu einer Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes der Tiere und hat folglich auch erheblichen Einfluss auf die
Leistung der Tiere bzw. der Herde. Infizierte Tiere sind für den Handel
nicht mehr geeignet. Bei Schlachttieren kommt es zu Beanstandungen
im Rahmen der Schlachttier- und Fleischuntersuchung.
Einschränkungen im Tierverkehr
Betriebe mit infizierten Tieren oder klinischen Anzeichen der Erkrankung dürfen keine Tiere in Verkehr bringen, ausgenommen ist der
Transport zur Schlachtung. Die Verbreitung eines für den Tierbestand
gefährlichen Krankheitserregers ist verboten!
Das oberösterreichische TGD Programm Pseudotuberkulose
Für Gesamt-Österreich gibt es derzeit noch keine gelenkten Maßnahmen in der Pseudotuberkulosebekämpfung. Aus diesem Grund wurde bereits in
den Jahren 2010 und 2011 in Oberösterreich mit Untersuchungen im Rahmen eines Pilotprojektes begonnen. Im Jahr 2012 erfolgte vom OÖ. TGD
gemeinsam mit der Landwirtschafskammer OÖ und der AGES Linz die Etablierung eines Programmes zur Bekämpfung und Überwachung der Pseudotuberkulose. Ziel des OÖ. TGD Programms ist es, die Ausbreitung der Pseudotuberkulose innerhalb der Herde sowie zwischen verschiedenen Betrieben
zu reduzieren bzw. zu überwachen. Das Programm soll dazu beitragen, Pseudotuberkulose unverdächtige Bestände aufzubauen und es den betroffenen
Betrieben ermöglichen, nachhaltig frei von Pseudotuberkulose zu bleiben.
Welche Untersuchungen sind im Pseudotuberkuloseprogramm vorgesehen?
Sanierungsvereinbarung bei positiven Untersuchungsergebnissen
So wie auch beim ÖTGD Programm Maedi/Visna/CAE/Bruc.ovis sind
regelmäßige Blutuntersuchungen im Abstand von 12 bis 24 Monaten
durchzuführen. Bei der erstmaligen Untersuchung sowie bei TGD Betrieben mit ausschließlich negativen Ergebnissen der Blutuntersuchungen erfolgt grundsätzlich nur eine Stichprobenuntersuchung (Standarduntersuchung) gemäß nebenstehender Tabelle.
Wichtig dabei ist, dass bei den Stichproben stets die ältesten Tiere der
Herde zur Untersuchung gelangen.
Blutentnahmen der gesamten Herde sind nur bei positiven Untersuchungsergebnissen vorgesehen (Betriebsstatus „positiv“).
Bei Vorliegen von positiven Untersuchungsergebnissen im Betrieb ist
eine verpflichtende Sanierungsvereinbarung mit der TGD Geschäftsstelle abzuschließen (Betriebsstatus „Sanierung“). In dieser wird festgehalten, dass am Betrieb ein Sanierungskonzept zur Verbesserung
der Tiergesundheit angestrebt wird. Hierbei müssen alle Tierhalter
mitteilen, ob die Sanierung der Herde mittels Ausmerzung aller Tiere
mit positiven Untersuchungsergebnissen oder mittels Trennung erfolgt.
Bei der Trennung sind alle positiven Tiere von den negativen Tieren
getrennt zu halten. Eine jährliche Untersuchung der negativen bzw. unverdächtigen Herde ist durchzuführen. Ziel bei der Trennung ist es, eine
negative Herde aufzubauen und die positiven Tiere erst bei Vorhandensein einer entsprechend großen, unverdächtigen Herde zu merzen.
Aktueller Teilnehmerstand der TGD Betriebe mit
Programmteilnahme
Die aktuelle Anzahl der TGD Betriebe mit Programmteilnahme beträgt
176 Schaf- und Ziegenbetriebe. Diese wurden aufgrund der Untersuchungsergebnisse eingestuft. Aus den Ergebnissen ist ersichtlich, dass
aktuell 156 TGD Betrieben ein Gesundheitszertifikat für Pseudotuberkulose ausgestellt werden konnte: 105 Betrieben mit Betriebsstatus
unverdächtig und 51 Betrieben mit Betriebsstatus S1 negativ. Somit
sind in 156 TGD Betrieben derzeit keine Hinweise auf eine Infektion der
Herde mit C. pseudotuberculosis gegeben.
Stichprobengröße für die
Standarduntersuchungen
Herdengröße
Stichprobengröße
unter 20
alle
20 bis 29
20
30-49
22
50 bis 100
25
über 100
30
Betriebe mit Betriebsstatus Sanierung:
➡ 8 Betriebe sanieren mittels sofortiger Ausmerzung von Tieren
mit positiven Untersuchungsergebnissen
➡ 4 Betriebe führen eine Sanierung mittels Trennung durch
Zusätzliche Proben
Alle Zuchtböcke und alle seit der letzten
Standarduntersuchung zugegangenen Tiere
(ausgenommen Tiere aus Pseudotuberkulose
unverdächtigen Betrieben mit Bescheinigung)
• Herdengröße: zur Feststellung der Herdengröße werden bei Ziegen
alle Tiere über 6 Monate und bei Schafen alle Tiere über 1 Jahr einer
epidemiologischen Einheit gezählt
• Stichprobenauswahl: Bei der Stichprobenauswahl sind die ältesten
weiblichen Tiere einer epidemiologischen Einheit zu beproben. Die Anzahl der zu beprobenden Tiere ergibt sich aus der Stichprobengröße
(siehe Tabelle)
Gesundheitszertifikate für den Tierverkehr
Bei ausschließlich negativen Untersuchungsergebnissen bei den
Standarduntersuchungen erhalten die TGD Betriebe ein von der TGD
Geschäftsstelle ausgestelltes Gesundheitszertifikat, welches bis zur
nächsten Standarduntersuchung, jedoch maximal 2 Jahre gültig ist. Die
Zertifikate dienen den Betrieben zur Bestätigung des Betriebsstatus S1
negativ (erste Standarduntersuchung negativ) oder eines unverdächtigen Betriebsstatus (2 oder mehrere Standarduntersuchungen erfolgt)
und sind für die Überwachung des Tierverkehrs im Rahmen des OÖ.
TGD Programms wichtig.
Beachtlicher Rückgang der positiv getesteten
Tiere im Rahmen des TGD Programms
Zu Beginn des Programms 2011 zeigten 5,4% der untersuchten Schafe
sowie 33,6% der Ziegen positive Ergebnisse. Der scheinbare Rückgang
von positiven Tieren in der Ziegenpopulation 2012 und 2013 ist zum Teil
auf den Ausstieg von Betrieben aus dem Programm bei Vorliegen einer
hohen Anzahl von positiven Ergebnissen sowie der fehlenden Bereitschaft, Sanierungsmaßnahmen durchzuführen, begründet.
Die aktuellen Auswertungen von 2015 zeigen einen Rückgang der Prävalenz von Pseudotuberkulose auf 1,8% bei den Schafen und 4,9% bei
den Ziegen im Rahmen des TGD Programms. Der deutliche Rückgang
2015 lässt auf eine gute Wirksamkeit der Überwachungs- sowie Bekämpfungsmaßnahmen im Zuge des TGD Programms schließen. Aussagen über die Gesamtpopulationen der Schafe und Ziegen können
natürlich nicht getroffen werden. Der Erfolg der im Rahmen des TGD
Programms gesetzten Maßnahmen ist jedoch klar ersichtlich.
%-Anteil der positiven Tiere
%
2011
2012
2013
2014
2015
Schafe
5,4
4,4
2,7
4,1
1,8
Ziegen
33,6
16,1
14,3
14,6
4,9
Einstufung der TGD Betriebe im Pseudotuberkulose – Programm 2011 bis 2015
180
7
1
12
160
140
120
1
19
5
9
12
100
80
10
7
60
13
1
13
51
41
61
67
93
105
2014
2015
40
49
57
20
28
6
0
2011
2012
unverdächtig
2013
S1 negativ
Sanierung
positiv
unbekannt
Sanierungserfolge 2012 - 2015
4
4
➡ bisher 33 Betriebe mit Sanierungsvereinbarung
➡ 17 Betriebe erfolgreich saniert
4 Betriebe nach Sanierung bereits unverdächtig
12
13 Betriebe bereits S1 negativ
13
12 Betriebe aktuell noch in Sanierung
4 Betriebe Ausstieg aus dem Programm
Einstufung der 176 Betriebe im Pseudo-TBC Programm (Stichtag 1. März 2016)
80
60
40
69
20
26
0
10
unverdächtig
28
20
S1 negativ
3
6
5
Sanierung
1
0
1
positiv
0
3
4
unbekannt
0
Schafbetriebe
(106)
Ziegenbetriebe
(56)
Gemischte Betriebe
(14)
„Nicht Arzneimittelanwendung
sondern Beratung und Betreuung stehen im Vordergrund.“
Unser Leitsatz lautet:
© Bachofner - März 2016
„Vorbeugung ist besser als heilen!“
Oö. Tiergesundheitsdienst , Bahnhofplatz 1, 4021 Linz
Telefon:
Fax:
E-Mail:
(+43 732) 77 20 - 142 33
(+43 732) 77 20 - 21 43 60
[email protected]
www.ooe-tgd.at
Tiergesundheitsdienst
Herunterladen