Chancen in der dermatologischen Praxis

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HPV-bedingter Mundund Rachenkrebs
Chancen in der dermatologischen Praxis
KREBSVORSORGE
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Anlässlich der Verfügbarkeit eines neues Testsystems für den serologischen Nachweis
von HPV 16 L1 zur Früherkennung von Mundhöhlenkrebs möchte ich mich in den
folgenden Worten an Sie richten:
Mundhöhlenkrebs ist eine schwerwiegende und hinsichtlich zunehmender Erkrankungszahlen noch unterschätzte maligne Erkrankung. Die klinische Untersuchung und
Früherkennung dieser Plattenepithelkarzinome ist eine interdisziplinäre Aufgabe unter
Beteiligung der Dermatologie, der Hals-Nasen-Ohren-Medizin, der Zahnheilkunde und
der Mundkiefergesichtschirurgie. Die exakte Einschätzung gelingt oft nur unter Einsatz
teurer Apparatur, durch Gewebeentnahme und zumeist mit entsprechender Belastung
für den Patienten.
Wie viele ärztliche Kollegen erkenne auch ich ein großes Problem in der Tatsache, dass
Mund- und Rachenkrebs in der Bevölkerung relativ unbekannt sind.
Im Vergleich zum Gebärmutterhalskrebs ist die Zahl der Neuerkrankungen von
Mundhöhlenkrebs etwa 2 bis 3-mal so hoch. Diese alarmierende Häufigkeit wird in der
Bevölkerung bislang kaum wahrgenommen.
Wie kaum eine andere Krebserkrankung beeinträchtigt Mund- und Rachenkrebs die
Lebensqualität der betroffenen Patienten.
Wie bei allen Malignomen gilt auch hier, dass ausschließlich die frühzeitige Erkennung
schonendere und im besten Fall heilende Therapieansätze oder aber eine deutlich
verlängerten Überlebenszeit bei vergleichsweise hoher Lebensqualität ermöglicht.
Alle Akteure unseres Gesundheitssystems sollen ausdrücklich zur Aufklärung der
Bevölkerung über Mund- und Rachenkrebs aufgefordert sein.
Als Gesellschaft wollen wir den erkrankten Mitmenschen mit Mitgefühl, Verständnis
und Hilfsbereitschaft beistehen und ihnen Mut machen aktiv und mit Lebensfreude in
Beruf und Freizeit am Sozialleben teilzuhaben.
Herzlichen Dank.
Ihr
Viktor Czaika
2
Dr. med. Viktor Czaika
FA für Dermatologie, Venerologie und Venerologie
FA für Innere Medizin
Oberarzt an der Universitätshautklinik der Charité Berlin
HPV-bedingter Mund- und Rachenkrebs
Rev. 2-2015-09; SR
Chancen in der
dermatologischen Praxis
3
Vorwort
Jedes Jahr erkranken in der Bundesrepublik Deutschland schätzungsweise 18.000
Menschen an einer Krebserkrankung der Mundhöhle und des Rachens. Die vorliegende
Broschüre soll Ihnen zunächst einige grundlegende Informationen über Mund- und
Rachenkrebs geben, sowie über das neue Verfahren zum serologischen Nachweis von
HPV16 L1 informieren.
Besonders gefährdet an Mund- und Rachenkrebs zu erkranken sind vor allem Menschen,
die rauchen und regelmäßig Alkohol konsumieren. Krebs an der Lippe und im Gesicht
kann als Folge von UV-Bestrahlung entstehen. Diese Risiken lassen sich ohne große
Probleme vermeiden. Darüber hinaus spielt die Infektion mit Humanen Papillomviren
(HPV) eine immer wichtigere Rolle bei der Entstehung von Mund- und Rachenkrebs.
Im Gegensatz zu den o.g. Risiken wie Tabak- und Alkoholkonsum lässt sich dieser Erkrankungsfaktor jedoch nur bedingt beeinflussen. Ungeachtet des Übertragungsweges
kommt hinzu, dass die wenigsten Infizierten von ihrer Erkrankung wissen.
Auch wenn die Zahl von 18.000 Erkrankungen in Anbetracht von jährlich insgesamt
fast 490.000 Krebsneuerkrankungen niedrig erscheint: Kaum eine andere Krebsart wirkt
sich so offensichtlich auf das Leben des Betroffenen aus und ist daher für ihn so schwer
zu akzeptieren wie eine Krebserkrankung im Gesicht, Kiefer, Rachen und Mundboden.
Diese Tatsache bringt für den Betroffenen zwangsläufig Probleme mit sich, die über die
rein medizinische Behandlung hinausgehen, denn sie greift sein Selbstwertgefühl und
-empfinden an.
Der behandelnde Arzt hat dann die schwierige Aufgabe, den Kranken trotz allem für
eine geduldige und realitätsorientierte Mitarbeit zu gewinnen, so dass er die ärztlichen
Maßnahmen annimmt und unterstützt. Mund- und Rachenkrebs ist zweifellos eine
schwere Krankheit. Viele der Krebspatienten können heute aber aufgrund verbesserter
Behandlungsmethoden geheilt werden.
Warnzeichen, wie z.B. permanente Heiserkeit, Schluckbeschwerden etc. zu kennen
und zu beachten ist wichtig, denn auch hier gilt: je früher eine Krebserkrankung in
der Mundhöhle erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungs- und
Überlebenschancen.
4
Mund- und Rachenkrebs
Bei über 90% der malignen Tumoren der Mundschleimhaut handelt es sich um
Plattenepithelkarzinome. Der Übergang vom Plattenepithel zum Zylinderepithel erfolgt
jenseits des Rachens und liegt typischerweise in der Speiseröhre.
Mund- und Rachenkrebs zeigt eine Inzidenz von ca. 18.000 Tumoren pro Jahr
in Deutschland. Männer sind rund 3-mal häufiger betroffen als Frauen, was das
Mundhöhlenkarzinom in dieser Patientengruppe insgesamt zur 5. -häufigsten Krebserkrankung macht.
Symptome treten recht spät auf. Den folgenden Symptomen, die auf Mund- und
Rachenkrebs hinweisen können, ist gemein, dass sie typischerweise erst ab dem
Stadium eines invasiven Tumors auftreten. Krebsvorstufen an Mandeln, Zungengrund
und weichem Gaumen werden so gut wie nie erkannt.
Symptome für Mund- und Rachenkrebs
• Schwellungen am Hals oder nicht heilende Wunden,
• rote oder weiße Flecken im Mund,
• nicht schmerzhafter Knoten oder Geschwulst im Hals,
• ständig wunder Rachen,
• über drei Wochen anhaltende Heiserkeit und Veränderung der Stimme,
• Schmerzen oder Schwierigkeiten beim Kauen, Schlucken oder bei der Bewegung
der Kiefer oder der Zunge,
• Schmerzen beim Sprechen,
• Kloßgefühl im Bereich des Mundbodens oder der Zunge,
• länger bestehender, übler Mundgeruch, der nicht durch mangelnde Mundhygiene
bedingt ist,
• Blut im Speichel oder blutiger Schleim beim Husten,
• Lockerung der Zähne, Zahnprothese passt nicht mehr.
Typisch für Mund- und Rachenkrebs ist die Erkennung in einem fortgeschrittenen
Stadium. Rund 60% der Tumoren werden erst in den späten Tumorstadien T3 und T4
entdeckt. Die Gründe hierfür sind im wesentlichen:
1)
2)
3)
4)
Geringes Bewußtsein der Bevölkerung gegenüber Mund- und Rachenkrebs
Mangel an organisierten Vorsorgeprogrammen
Hohe Toleranz der Patienten im Hinblick auf Läsionen der Mundschleimhaut
Schlechte Einsehbarkeit der Mundhöhle und des Rachens
5
Ein Resultat der späten Entdeckung von Tumoren in Mund und Rachen sind die relativ
schlechten Überlebensraten im Vergleich zu anderen Tumorerkrankungen.
Entwicklung der 5-Jahres-Überlebensraten ausgewählter Krebsarten
im Zeitraum von 1975 bis 2007
Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören primär die kombinierte Radio-Chemo-Therapie sowie die chirurgische Entfernung von Tumorgewebe. Darüber hinaus gibt es
neuerdings vielversprechende Ansätze für Antikörper-Therapien.
Für Mund- und Rachenkarzinome gilt, daß bedingt durch die Kombination von später
Diagnose und den bisher zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten, häufig
eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität mit der Erkrankung einhergeht. In dieser
Broschüre haben wir bewußt auf die bildliche Darstellung von Szenen einer typischen
Operation verzichtet. Obgleich die Radio-Chemo-Therapie tendenziell schonender
für die Patienten verläuft als eine Operation, sind lebenslange Beeinträchtigungen
zu erwarten. Hierzu gehören beispielsweise die eingeschränkte Fähigkeit zu sprechen, parenterale Ernährung sowie die Entstellung des Gesichts mit entsprechender
psychologischer Wirkung auf das Sozialleben.
6
Die S3 Leitlinie „Mundhöhlenkrebs - Diagnose und Therapie“, herausgegeben von der
Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich-Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF), zählt
folgende Hauptfaktoren für die Pathogenese auf:
a) Tabakkonsum (inkl. Zigaretten, Schnupftabak, etc.)
b) Alkoholkonsum (insbes. Flüssigkeiten mit >30 Vol. %)
c) Nachweis von HPV 16 im Serum
Während retrospektive Daten des Robert-Koch-Instituts (www.krebsdaten.de) einen
deutlichen Anstieg der Erkrankungsrate ab dem 40. Lebensjahr zeigen, weisen aktuelle
Daten auf einen Anstieg der Inzidenz unter jungen Frauen hin. Insgesamt betrachtet
scheint eine Sensibilisierung und die regelmäßige Untersuchung der Mundschleimhaut
spätestens ab dem 40. Lebensjahr sinnvoll.
Entwicklung der Prävalenz zwischen 1990 und 2010
Quelle: Robert Koch – Institut, „Krebs in Deutschland, Mundhöhle und Rachen“; 2015
Bisher nicht geklärt ist, warum Männer deutlich häufiger als Frauen erkranken. Der
Zusammenhang mit HPV-induzierten Dysplasien am Gebärmutterhals, die von Frauen
meist in der 3. Lebensdekade erlebt werden, und einem entsprechend schützendem
Effekt wird derzeit untersucht. Möglich ist aber auch der Einfluß von Ko-Faktoren wie
Rauchen und anderen Lebensumständen.
7
HPV und Mundhöhlenkrebs
Bereits in den 1970er Jahren postulierte Professor Harald zur Hausen den ursächlichen
Zusammenhang zwischen einer HPV-Infektion und der Tumorentstehung am
Gebärmutterhals. Hierfür erhielt er im Jahr 2008 den Nobelpreis für Medizin. Bereits
in den 1980er Jahren wurden die ersten gezielten Untersuchungen zum Einfluß von
HPV-Infektionen auf die Entstehung von Mund- und Rachenkrebs vorgenommen. Mittlerweile ist es Konsens der medizinischen Fachgesellschaften, daß ein Großteil der Fälle
von Mund- und Rachenkrebs HPV-bedingt ist. Seit 2012 ist der serologische Nachweis
von HPV16 L1 in der S3 Leitlinie „Mundhöhlenkarzinome - Diagnose und Therapie“
als wichtiger Indikator für die Erkrankung beschrieben. HPV gilt neben den beiden
klassischen Faktoren Tabak und Alkohol zu den 3 Hauptfaktoren für die Pathogenese. Zugleich stellen Mund- und Rachenkarzinome die häufigsten HPV-induzieren Kanzerosen
dar. Im unmittelbaren Vergleich liegt die Inzidenz von HPV-bedingtem Mundhöhlenkrebs rund 2,5-mal höher als die von Gebärmutterhalskrebs.
Ungeklärt ist, warum in der Mundhöhle fast ausschließlich HP-Viren des Typ 16
Tumor-assoziiert sind, wohingegen mindestens 14 verschiedene HPV Typen das
Gebärmutterhalskarzinom auslösen können.
Die Untersuchung von 300 Patienten mit Kopf- Hals- Tumoren ergab folgende Verteilung:
HPV Typ
%-Anteil am DNA Nachweis
HPV 16
92
HPV 18
3
HPV 33
3
HPV 35
0.6
HPV 45
0.3
HPV 59
0.3
HPV-induzierte Kanzerosen können
in der gesamten Mundschleimhaut
auftreten. Aktuelle Studien weisen
jedoch auf lokale Prädispositionen
hin. Wohingegen HP-Viren auf Grund
regionaler Unterschiede für nur rund
10% - 30% der Tumoren in der vorderen
Mundhöhle verantwortlich sind, können
bis zu 72% der Oropharynxkarzinome
HPV-bedingt sein.
Positiv bleibt zu erwähnen, daß HPV-induzierte Tumoren auf die heute zur Verfügung
stehenden therapeutischen Maßnahmen signifikant besser anzusprechen scheinen als
Tabak- oder Alkoholbedingte Tumoren.
8
Bei Patienten ab der 5. Lebensdekade steht der Nachweis von
Antikörpern gegen HPV16 L1 mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit
in direktem Zusammenhang mit dem Vorliegen einer Kanzerose.
Hintergrund ist die Tatsache, daß die Stimulation des Immunsystems nicht durch die Viren selber, sondern durch Tumorgewebe
stattfindet.
Oropharynx inkl. weichem Gaumen, Mandeln und Zungengrund
Die Infektion der Wirtszellen sowie die Vermehrung der Viren findet in der Basalmembran
statt und ist, bedingt durch die Proliferation der Hautzellen, nach außen gerichtet. Selbst
im Rahmen einer persistierenden Infektion mit HP-Viren kommt es regelmäßig also
nicht zu einer Virämie, d.h. die Viren haben keinen direkten Kontakt mit Immunzellen
des Blutes. Darüber hinaus bedingt das Virus eine Anpassung der Zelloberfläche, so daß
infizierte Zellen auch nicht durch dendritische Zellen erkannt werden können. In genau
diesem Zusammenhang liegt der evolutionäre Erfolg des Humanen Papillomavirus begründet: Es umgeht die Abwehrmechanismen des Immunsystems.
Zellkerne des Tumorgewebes zeigen große Mengen des Kapsidproteins HPV L1, das
im Verlaufe der Tumorentstehung und des -wachstums die zu messende Immunantwort hervorruft. Es wird derzeit noch diskutiert, ob dieser Prozeß einhergeht mit dem
Anschluß des Tumors an die Blutversorgung.
Gefärbtes HPV16 L1
in Zellkernen von
Tumorgewebe eines
Plattenepithelkarzinoms
Mit freundlicher Genehmigung durch Prof. Dr. Dr. Alexander Eckert,
Klinikdirektor a. Universitätsklinikum Halle (Saale)
Nicht zutreffend ist dieser Zusammenhang für Männer und Frauen, die in den
vergangenen Jahren eine HPV-Impfung erhielten. Diese Patienten sind von der
Untersuchung ausgenommen, da sie regelmäßig hohe Antikörpertiter zeigen sollten.
Der serologische Nachweis von frei zirkulierenden Antikörpern läßt keinen Rückschluß
darauf zu, wo der Stimulus stattgefunden hat. Statistisch betrachtet stellen Mundund Rachenkrebs beim Mann mit Abstand die häufigsten durch HPV verursachten
Tumorerkrankungen dar. Über 90% der HPV-bedingten Tumoren finden sich in der
Mundhöhle. Darüber hinaus können aber auch Kanzerosen des Anogenitalbereichs für
das Vorliegen von Antikörpern verantwortlich sein. Sollte in Mund- und Rachenraum
also keine Läsion zu finden sein, ist eine intensive Untersuchung des Anogenitalbereichs
angezeigt.
9
Mundschleimhäute: „Hautkrebsscreening PLUS“
Der Leistungskatalog der GKV sieht für ihre Versicherten die Möglichkeit des
Hautkrebsscreenings vor. Die entsprechende Untersuchung beinhaltet die visuelle
Ganzkörperinspektion der gesamten Haut einschließlich des behaarten Kopfes sowie
aller Intertrigines. So gehört in den meisten Praxen auch der routinierte Blick in die vordere Mundhöhle zum Screening.
Ein in der S3 Leitlinie „Mundhöhlenkrebs - Diagnose und Therapie“ beschriebenes
Verfahren ist der serologische Nachweis von Antikörpern gegen HPV16 L1. Durch frei
zirkulierende Antikörper können Tumoren auch dort nachgewiesen werden, wo sie
ohne apparativen Aufwand nicht erkannt würden. HPV16 ist der häufigste Erkrankungsfaktor für Oropharyngealkarzinome (bis zu 72%), zu denen auch die Tonsillenkarzinome
gehören.
Der serologische Nachweis von HPV16 L1 zeigte in aktuellen Studien eine sehr hohe
Spezifität von 99,5%. Ein positives Testergebnis liefert immer einen fundierten Anlaß für
die intensive Untersuchung der gesamten Mundhöhle und des Rachens, ggf. durch einen
Spezialisten. Bei der Diagnose von Plattenepithelkarzinomen der Mundschleimhaut
besteht die wesentliche Herausforderung darin, daß Krypten und Schleimhautfalten
zahlreiche Areale bieten, die bei der nicht-apparativen, visuellen Untersuchung nicht
eingesehen werden können.
Tabak- und Alkoholkonsumenten zeigen ein insgesamt deutlich höheres
Erkrankungsrisiko. Bekannt ist, daß nicht nur die direkt applizierten Kanzerogene
aus dem Tabak oder der Alkohol Mutationen hervorrufen können. Vielmehr stellt
insbesondere das Rauchen einen wesentlichen Kofaktor dar für eine persistierende
Infektion mit HP-Viren. Grund hierfür ist die schädliche Wirkung des Rauchens auf das
Immunsystem. Die dendritischen Zellen, die eine Schlüsselrolle in der Immunabwehr
gegen HPV-Infektionen spielen, werden durch das Rauchen zahlenmäßig stark reduziert.
Tabak- und Alkoholkonsum als Erkrankungsfaktoren sind zum einen vergleichsweise
leicht im Rahmen der Anamnese abzuklären, zum anderen sind diese Patienten, ihre Konsumgewohnheiten kennend, häufig bereits sensibilisiert und reagieren entsprechend
auf eventuell auftretende Symptome.
Aber: Über ihren HPV-Status wissen Patienten regelmäßig nicht Bescheid, so daß keine
Sensibilisierung gegenüber ohnehin recht spät auftretenden Symptomen besteht.
10
Diese genannten Umstände tragen wesentlich dazu bei, dass Mund- und Rachenkrebs
im Vergleich zu anderen Tumorarten meist sehr spät entdeckt wird.
Aus der eben beschriebenen Perspektive heraus könnte die Empfehlung lauten, dass
zusätzlich zu den bekannten Risikogruppen genau diejenigen Patienten für Mund- und
Rachenkrebs zu sensibilisieren, die sich in falscher Sicherheit wiegen - Nichtraucher und
Nichttrinker.
Die Durchführung des serologischen HPV16 L1 Nachweises in Ergänzung zum
Standard-Hautkrebsscreening hilft aus klinischer Sicht bei der Erkennung von schwer
sichtbaren Tumoren - auch in der hinteren Mundhöhle. Dank der hohen Spezifität von
99,5% werden selektiv Patienten mit konkretem Handlungsbedarf identifiziert. Eine
unnötige Verunsicherung gesunder Patienten ist sehr selten. Der Schnelltest kann in
der dermatologischen Praxis als Privatleistung erbracht werden. Je nach Situation in der
Praxis und Versichertenstatus des Patienten ergeben sich verschiedene Abrechnungsmöglichkeiten.
Schematischer Ablauf des Prevo-Check® Schnelltests
1x
2
4
5
S
T
4x
C
3
1
Abviris
1
11
Abrechnungsbeispiel
Leistung
Ziffer
Steigerungsfaktor
(aufwandsabhängig)
Betrag
(in Euro)
GOÄ 1
2,3 (Durchschnittssatz)
10,72
GOÄ 6
2,3 (Durchschnittssatz)
13,41
GOÄ 250
1,8
4,19
GOÄ 298a
2,3 (Durchschnittssatz)
5,36
Basisuntersuchung und Beratung
Beratung
und
Vollständige Untersuchung eines
Organsystems
Probenentnahme
Blutentnahme mittels Spritze, Kanüle
oder Katheter
oder
Entnahme und gegebenenfalls Aufbereitung
von Abstrichmaterial zur mikrobiologischen
Untersuchung
Durchführung Prevo-Check® Schnelltest im Rahmen der Krebsvorsorge
Prevo-Check, Ligandenassay HPV16 L1 Ak;
analog Nachweis von Antikörpern gegen
Hepatitis Delta-Antigen
GOÄ 4405a
1,15
53,63
GOÄ 3909.H3a
1,3
44,33
GOÄ 3911.H3a
1,3
44,33
GOÄ 34
2,3 (Durchschnittssatz)
40,22
GOÄ 3
2,3 (Durchschnittssatz)
20,10
GOÄ 34
2,3 (Durchschnittssatz)
40,22
GOÄ 75
2,3 (Durchschnittssatz)
17,43
oder
Prevo-Check, Ligandenassay HPV16 L1 Ak;
analog Squamous cell carcinoma-Antigen
(SCC)
oder
Prevo-Check, Ligandenassay HPV16 L1 Ak;
analog Tissue-polypeptide-Antigen (TPA),
ggf.
Erörterung (20 Min.)
Befundmitteilung d.d. Arzt
Eingehende Beratung (10 Min.)
ggf.
Erörterung der Auswirkungen einer Krankheit
auf die Lebensgestaltung (20 Min.)
ggf.
Befundbericht
12
Hinweis: Wir bemühen uns um möglichst korrekte und aktuelle Informationen.
Dennoch können sich Fehler einschleichen, wenngleich die Inhalte sehr sorgfältig erarbeitet und überprüft worden sind.
Vor dem Hintergrund des innovativen Testsystems liegen zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Erfahrungswerte hinsichtlich der Abrechenbarkeit des Prevo-Check® Schnelltests vor. Daher übernehmen wir keine Gewähr und Haftung für die
Richtigkeit, Zuverlässigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der hier aufgeführten Informationen.
Risikogruppen
Das Bundesministerium für Gesundheit definiert die Rolle einer Krebsvorsorge wie folgt:
„Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten richten sich grundsätzlich
an augenscheinlich gesunde und beschwerdefreie Personen.
Durch die Vorsorgeuntersuchung soll eine Krankheit oder ihre Vorstufe entdeckt
werden, bevor sie Beschwerden auslöst.“
Quelle: Bundesministerium für Gesundheit
Bestimmte Faktoren tragen zu einer teilweise erheblichen Steigerung des Erkrankungsrisikos für HPV-assoziierten Mund- und Rachenkrebs bei. Hierzu gehören unter anderem:
a) Tabakkonsum (inkl. Zigaretten, Schnupftabak, etc.)
b) Alkoholkonsum (insbes. Flüssigkeiten mit >30 Vol. %)
c)Das Vorliegen einer HPV-Infektion; auch zurückliegende Dysplasien am
Gebärmutterhals sollten zu einer regelmäßigen Untersuchung veranlassen
d) Promiskuität, insbesondere im Zusammenhang mit Oral- und Analverkehr; ebenso
wie häufiger Partnerwechsel
e) Das Vorliegen einer HIV-Infektion
f ) Vorliegen einer Immunsuppression (insbes. Patienten mit Autoimmunerkrankungen)
Demographisch weisen folgende Bedingungen auf ein erhöhtes Risiko hin:
a) Männer erkranken 3-mal häufiger an Mund- und Rachenkrebs als Frauen
b) Der Anstieg der Erkrankungsrate beginnt ab dem 40. Lebensjahr und gipfelt
zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr
13
Der Diagnose-Algorithmus
14
Der Patient
Patienten mit einem positiven Testergebnis sollten explizit darauf hingewiesen werden, daß es sich um ein ernstzunehmendes Ergebnis handelt, welches weiter abgeklärt
werden muß. Der Nachweis von Antikörpern gegen HPV16 L1 geht regelmäßig einher
mit dem Vorliegen einer Präkanzerose oder eines Tumors.
Anders als bei den meisten Hautkrebserkrankungen ist die dermatologische Praxis
regelmäßig nicht dafür ausgestattet eine intensive visuelle Untersuchung der gesamten
Mundhöhle inkl. einer Laryngoskopie durchzuführen. Die Überweisung an einen HalsNasen- Ohrenarzt oder einen Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgen kann hier sinnvoll
sein. Besonders wichtig ist hier ein klarer Befundtext mit Hinweis auf die Seropositivität
gegen HPV16 L1.
Bürstenbiopsie und DNA Nachweis
Die Untersuchung von bereits erkennbaren verdächtigen Läsionen sollte auch einen Abstrich oder eine Bürstenbiopsie beinhalten. Nebst der lichtmikroskopischen
Untersuchung des Zellmaterials bietet sich ggf. auch der Nachweis von HPV DNA an.
Rund 1% aller HPV16-Infektionen führen zur Entstehung von Kanzerosen. Vor diesem
Hintergrund betrachtet ist der Nachweis einer lokalen Infektion mit HP-Viren durch
den Nachweis von DNA nur dann sinnvoll, wenn bereits ein morphologisches Korrelat
existiert, um Arzt und Patient für ein erhöhtes Risiko zu sensibilisieren. Auch können ggf.
gezielte Therapiemaßnahmen abgeleitet werden.
Die o.g. Verfahren stellen sinnvolle Methoden dar im Zusammenhang mit der
Untersuchung von bereits identifizierten Läsionen der Mundschleimhaut. Für die
Früherkennung sind sie insofern jedoch nicht geeignet, als daß hierfür zunächst einmal
eine Läsion erkannt sein muß, an welcher das Probenmaterial gewonnen werden kann.
15
Analogie „Gebärmutterhalskrebs“
Seit der Einführung des Vorsorgeprogramms für Gebärmutterhalskrebs Anfang
der 1970er Jahre ist die Anzahl der Sterbefälle durch das ebenfalls HPV-assoziierte Zervixkarzinom sukzessive zurückgegangen. Die regelmäßige Teilnahme an der
Vorsorgeuntersuchung schützt zu fast 100% vor der Todesursache.
Betrachtet man die Anzahl der jährlichen Sterbefälle durch Mund- und Rachenkrebs im
gleichen Zeitraum, wird ein Anstieg sichtbar. Obgleich der statistische Anstieg sicherlich auch durch verbesserte Diagnostik beeinflußt sein wird bleibt festzustellen, daß die
absolute Anzahl der Todesfälle sehr hoch ist.
Entwicklung der Mortalität in Deutschland nach Lokalisation der Krebserkrankung
16
Es ist daher zu erwarten, dass ein organisiertes Früherkennungs- und Vorsorgeprogramm
für Mund- und Rachenkrebs einen ähnlich positiven Einfluß auf die Entwicklung der
Mortalität haben wird.
HPV Impfung
Es liegt der Gedanke nahe, daß durch eine flächendeckende Impfung der Bevölkerung
HPV16-induzierte Krebserkrankungen gänzlich verhindert werden können. Jedoch
handelt es sich bei den verfügbaren Impfstoffen um präventive Immunisierungen; sie
wirken nicht therapeutisch. Insofern also heute nicht-infizierte Kinder und Jugendliche
gegen HPV16 geimpft werden, ist davon auszugehen, daß diese Population in 30 bis
40 Jahren keine HPV16-bedingten Kanzerosen zeigen wird. Bis diese Generation jedoch
in das typische Erkrankungsalter (>40 Jahre) für Mund- und Rachenkrebs kommt, wird
die Zahl der Erkrankungen durch epidemiologische Effekte zunehmen. Daher ist für die
Bevölkerung der kommenden 30 bis 40 Jahre eine Krebsvorsorge und -früherkennung
dringend angezeigt.
Ungeachtet des beschriebenen Zeitraums von 30 bis 40 Jahren ist zu berücksichtigen,
dass die Impfraten heutzutage bei weitem nicht die 100% erreichen, und verläßliche
Daten zur Langzeitwirkung der verfügbaren Impfstoffe noch nicht vorliegen. Auch die
Rate der Non-Responder ist zu berücksichtigen. Bis heute werden regelmäßig keine
Impfkontrollen durchgeführt.
Aufgrund des in den Impfstoffen verwendeten HPV L1 ist die serologische Untersuchung
geimpfter Personen mit dem Ziel der Krebsfrüherkennung nicht möglich. Eine
erfolgreiche Impfung führt zu einem meßbaren Antikörpertiter.
17
Prevo-Check®
Der Schnelltest zum Nachweis von Antikörpern gegen HPV16 L1 aus Vollblutproben.
Einfaches schnell erklärt: Hilfen für den täglichen Einsatz in der Praxis
Diagnose-Algorithmus: Der Diagnose-Algorithmus soll Sie unterstützen bei der
Kommunikation des Testergebnisses an den Patienten. Auch einen Befundtext für die
Überweisung an einen Spezialisten finden Sie auf diesem Dokument. Dieses Dokument
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Anamnesebogen: Auf Wunsch stellen wir Ihnen im Zusammenhang mit Ihrer
Erstbestellung auch den Anamnesebogen gerne kostenlos zur Verfügung. Der
Fragebogen soll Ihnen und Ihren Helferinnen dazu dienen Risikopatienten zu erkennen
und zu sensibilisieren. Die Anamnesebögen erhalten Sie kostenlos im Zusammenhang
mit Ihrer Bestellung.
18
Inhalt:
4 Testkassetten
4 Reagenzien, inkl. 1 Reagenzienhalter
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mind. 18 Monate bei Auslieferung!
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„Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten
richten sich grundsätzlich an augenscheinlich gesunde
und beschwerdefreie Personen.
Durch die Vorsorgeuntersuchung soll eine Krankheit
oder ihre Vorstufe entdeckt werden, bevor sie
Beschwerden auslöst.“
Quelle: Bundesministerium für Gesundheit
Abviris Deutschland GmbH
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22949 Ammersbek · Deutschland
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Fax: +49 (0)6438 92 12 75
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