Formale Systeme Modallogik Prof. Dr. Peter H. Schmitt KIT – I NSTITUT F ÜR T HEORETISCHE I NFORMATIK KIT – Universität des Landes Baden-Württemberg und nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft www.kit.edu Modale Logik Im Unterschied zur klassischen Logik, in der nur die Wahrheit einer Aussage von Bedeutung ist, spielt in der modalen Logik die Art und Weise, der Modus, in der eine Aussage wahr ist eine große Rolle. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 2/40 Modale Logik Im Unterschied zur klassischen Logik, in der nur die Wahrheit einer Aussage von Bedeutung ist, spielt in der modalen Logik die Art und Weise, der Modus, in der eine Aussage wahr ist eine große Rolle. Eine Aussage ist I notwendigerweise wahr, zufälligerweise wahr Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 2/40 Modale Logik Im Unterschied zur klassischen Logik, in der nur die Wahrheit einer Aussage von Bedeutung ist, spielt in der modalen Logik die Art und Weise, der Modus, in der eine Aussage wahr ist eine große Rolle. Eine Aussage ist I notwendigerweise wahr, zufälligerweise wahr I heute, gestern oder morgen wahr Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 2/40 Modale Logik Im Unterschied zur klassischen Logik, in der nur die Wahrheit einer Aussage von Bedeutung ist, spielt in der modalen Logik die Art und Weise, der Modus, in der eine Aussage wahr ist eine große Rolle. Eine Aussage ist I notwendigerweise wahr, zufälligerweise wahr I heute, gestern oder morgen wahr I wird geglaubt, gehört zum Wissen einer Person Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 2/40 Modale Logik Im Unterschied zur klassischen Logik, in der nur die Wahrheit einer Aussage von Bedeutung ist, spielt in der modalen Logik die Art und Weise, der Modus, in der eine Aussage wahr ist eine große Rolle. Eine Aussage ist I notwendigerweise wahr, zufälligerweise wahr I heute, gestern oder morgen wahr I wird geglaubt, gehört zum Wissen einer Person I ist vor/nach einer Aktion wahr, nach Ausführung eines Programms wahr. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 2/40 Einführungsbeispiel Drei Weisen werden Hüte aufgesetzt, jedem genau einer. Die Hüte sind entweder weiß oder schwarz, und jedem ist bekannt, daß mindestens ein schwarzer Hut mit dabei ist. Jeder Beteiligte sieht, welche Hüte die anderen beiden aufsitzen haben und soll erschließen, welchen Hut er aufsitzen hat, natürlich ohne in einen Spiegel zu schauen, den Hut abzunehmen oder ähnliches. Nach einer Weile sagt der erste Weise: Ich ” weiß nicht, welchen Hut ich aufhabe.“ Nach einer weiteren Pause des Nachdenkens sagt der zweite: Ich weiß auch nicht, welchen Hut ich aufhabe.“ ” Dann“, sagt der dritte, weiß ich, daß ich einen ” ” schwarzen Hut aufhabe.“ Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 3/40 Mögliche Welten w b w b b w w b b b b b w w b b w w b w b Mögliche Welten w b w w b b w w b 1 1 b b w b w w b b b 1 b w b Mögliche Welten w b w w b b w w b 1 1 b b w b w w b b b 1 b w b Mögliche Welten w b w 1 b b w 2 b w w des 2. Weisen w b b 1 b b b 2 2 w w b 1 b w b Mögliche Welten w b w 1 3 w b b b b w 2 b w w des 2. Weisen 3 1 b b b Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme des 3. Weisen 2 2 w w b 3 1 b w b 4/40 Erster Schritt w b w 1 3 w b b b b w Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme b w w 3 1 b b b 3 2 2 w w b 2 1 b w b 5/40 Erster Schritt Da der erste Weise die Farbe seines Huts nicht erschließen kann, kann die Welt (b w w b w 1 3 w b b b b w 1 b b b Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 3 2 2 w w b b w w 3 w) nicht auftreten. 2 1 b w b 5/40 Erster Schritt Da der erste Weise die Farbe seines Huts nicht erschließen kann, kann die Welt (b w w b w 1 3 w b b b b w 3 1 b b b w) 2 2 nicht auftreten. w w b Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 1 b w b 5/40 Zweiter Schritt w b w 1 3 w b b b b w 3 1 b b b 2 2 w w b Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 1 b w b 6/40 Zweiter Schritt Da der zweite Weise die Farbe seines Huts nicht weiß, können die Welten (w b w) (b b w) nicht auftreten. w b w 1 3 w b b b b w 3 1 b b b 2 2 w w b Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 1 b w b 6/40 Zweiter Schritt Da der zweite Weise die Farbe seines Huts nicht weiß, können die Welten (w b w) (b b w) nicht auftreten. w b b 1 b b b 2 2 w w b Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 1 b w b 6/40 Letzter Schritt w b b 1 b b b 2 2 w w b 1 b w b In den noch verbleibenden möglichen Welten hat der dritte Weise stets einen schwarzen Hut auf. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 7/40 Modallogische Grundbegriffe in der Welt s weiß der i-te Weise die Aussage A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 8/40 Modallogische Grundbegriffe in der Welt s weiß der i-te Weise die Aussage A genauer in jeder für den i-ten Weisen von s aus gesehen möglichen Welt gilt A. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 8/40 Modallogische Grundbegriffe in der Welt s weiß der i-te Weise die Aussage A genauer in jeder für den i-ten Weisen von s aus gesehen möglichen Welt gilt A. s |= i A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 8/40 Beispiele w b w b b w b w w Die Boolesche Variable Bi w b b w w b Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme b b b b w b ist wahr in der Welt s, wenn in s der i-te Weise einen schwarzen Hut aufhat. Entsprechend für Wj . 9/40 Beispiele w b w b b w b w w Die Boolesche Variable Bi w b b b b b w w b b w b (w, b, w) |= 1 B2 ist wahr in der Welt s, wenn in s der i-te Weise einen schwarzen Hut aufhat. Entsprechend für Wj . (w, b, w) |= 1 W3 nicht (w, b, w) |= 1 W1 (b, w, w) |= 1 B1 Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 9/40 Zweites Einführungsbeispiel Konfliktfreie Zugriffskontrolle Der Bakery-Algorithmus ist benannt nach der in manchen amerikanischen Bäckereien (und manchen deutschen Behörden, Arztpraxen etc.) üblichen Methode, daß der Kunde beim Eintritt eine Nummer zieht und dann an die Reihe kommt, wenn seine Numnmer die kleinste unter den noch Wartenden ist. So ist sichergestellt, daß jeder schließlich an die Reihe kommt und kein Streit darüber entsteht, wer als nächster drankommt. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 10/40 Prozesse Die Prozesse, die am Bakery-Algorithmus teilnehmen, können wir uns als Instanzen der Klasse Customer vorstellen. Customer int ticket {idle, trying, critical} phase Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 11/40 Zustandsübergangsregeln try: if phase = idle enter: if phase = trying and ticket less than all other tickets leave phase = critical Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme then phase := trying ticket := max of all other tickets + 1 then phase := critical then phase := idle ticket := 0 12/40 Endlicher Automat Zwei Prozesse, keine Nummern idle idle idle critical idle trying trying critical Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme trying idle trying trying critical idle critical trying 13/40 Eigenschaften idle idle idle critical idle trying trying critical trying idle trying trying Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme critical idle critical trying 14/40 Eigenschaften idle idle idle critical idle trying trying critical trying idle trying trying Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme critical idle critical trying Notation Die Booleschen Variablen i.idle, i.trying, i.critical seien wahr in einem Zustand s, wenn in s der i-te Prozess in der angegebenen Phase ist. 14/40 Eigenschaften idle idle idle critical idle trying trying critical trying idle trying trying critical idle critical trying Notation Die Booleschen Variablen i.idle, i.trying, i.critical seien wahr in einem Zustand s, wenn in s der i-te Prozess in der angegebenen Phase ist. Ist der 1. Prozess in der trying Phase, dann kann er in höchstens zwei Schritt in die kritische Phase gelangen. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 14/40 Eigenschaften idle idle idle critical idle trying trying critical trying idle trying trying critical idle critical trying Notation Die Booleschen Variablen i.idle, i.trying, i.critical seien wahr in einem Zustand s, wenn in s der i-te Prozess in der angegebenen Phase ist. Ist der 1. Prozess in der trying Phase, dann kann er in höchstens zwei Schritt in die kritische Phase gelangen. 1.trying → (♦1.critical ∨ ♦♦1.critical) Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 14/40 Eigenschaften idle idle idle critical idle trying trying critical trying idle trying trying critical idle critical trying Notation Die Booleschen Variablen i.idle, i.trying, i.critical seien wahr in einem Zustand s, wenn in s der i-te Prozess in der angegebenen Phase ist. Ist der 1. Prozess in der trying Phase, dann kann er in höchstens zwei Schritt in die kritische Phase gelangen. 1.trying → (♦1.critical ∨ ♦♦1.critical) nicht 1.trying → ♦1.idle Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 14/40 Formeln der Modalen Aussagenlogik Definition 1. 1, 0 ∈ mFor 0Σ Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 15/40 Formeln der Modalen Aussagenlogik Definition 1. 1, 0 ∈ mFor 0Σ 2. Jede aussagenlogische Variable P ∈ Σ ist in mFor 0Σ . Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 15/40 Formeln der Modalen Aussagenlogik Definition 1. 1, 0 ∈ mFor 0Σ 2. Jede aussagenlogische Variable P ∈ Σ ist in mFor 0Σ . 3. Mit A, B ∈ mFor 0Σ liegen ebenfalls in mFor 0Σ : ¬A, A ∧ B, A ∨ B, A → B. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 15/40 Formeln der Modalen Aussagenlogik Definition 1. 1, 0 ∈ mFor 0Σ 2. Jede aussagenlogische Variable P ∈ Σ ist in mFor 0Σ . 3. Mit A, B ∈ mFor 0Σ liegen ebenfalls in mFor 0Σ : ¬A, A ∧ B, A ∨ B, A → B. 4. Mit A ∈ mFor 0Σ liegen ebenfalls in mFor 0Σ : A (gelesen als Box A“, notwendig A“) ” ” ♦B (gelesen als Diamond A“, möglich A“) ” ” Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 15/40 Kripke-Strukturen Definition Sei Σ eine Menge aussagenlogischer Variablen. Eine Kripke-Struktur K = (S, R, I) über Σ besteht aus: I S eine nichtleere Menge (die Menge von Zuständen oder möglichen Welten) Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 16/40 Kripke-Strukturen Definition Sei Σ eine Menge aussagenlogischer Variablen. Eine Kripke-Struktur K = (S, R, I) über Σ besteht aus: I S eine nichtleere Menge (die Menge von Zuständen oder möglichen Welten) I R⊆S×S Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme (die Zugänglichkeitsrelation) 16/40 Kripke-Strukturen Definition Sei Σ eine Menge aussagenlogischer Variablen. Eine Kripke-Struktur K = (S, R, I) über Σ besteht aus: I S eine nichtleere Menge (die Menge von Zuständen oder möglichen Welten) I R⊆S×S I I: (Σ × S) → {W , F } Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme (die Zugänglichkeitsrelation) (Interpretation der AL-Variablen) 16/40 Beispiel einer Kripke-Struktur aus Huth and Ryan x3 p, q p x1 x2 q q x4 x5 Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme x6 p 17/40 Beispiel einer Kripke-Struktur aus Huth and Ryan x3 p, q p x1 x2 q q x4 x5 x6 p Menge der Zustände S = {x1 , x2 , x3 , x4 , x5 , x6 } Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 17/40 Beispiel einer Kripke-Struktur aus Huth and Ryan x3 p, q p x1 x2 q q x4 x5 x6 p R= {(x1 , x2 ), (x1 , x3 ), (x2 , x3 ), (x3 , x2 ), (x3 , x3 ), (x4 , x5 ), (x5 , x4 ), (x5 , x6 )} Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 17/40 Beispiel einer Kripke-Struktur aus Huth and Ryan x3 p, q p x1 x2 q q x4 x5 x6 p I(p, x1 ) = I(p, x3 ) = I(p, x6 ) = 1 I(q, x2 ) = I(q, x3 ) = I(q, x4 ) = 1, sonst I(x, s) = 0 Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 17/40 Auswertung von Formeln Sei K = (S, R, I) eine Kripke-Struktur. Wir definieren für jeden Zustand s ∈ S, wann eine Formeln aus mFor 0 in s wahr ist. Definition vals (A) = vals (♦A) = W F W F Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme falls für alle s0 ∈ S mit sRs0 gilt vals0 (A) = W sonst falls ein s0 ∈ S existiert mit sRs0 und vals0 (A) = W sonst 18/40 Notation K = (S, R, I) eine Kripke-Struktur, s ∈ S, F eine modale Formel Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 19/40 Notation K = (S, R, I) eine Kripke-Struktur, s ∈ S, F eine modale Formel (K, s) |= F ⇔ vals (F ) = W wenn K aus dem Kontext bekannt ist auch: s |= F ⇔ vals (F ) = W K |= F ⇔ für alle s ∈ S gilt (K, s) |= F Gültigkeit in einen Kripke-Rahmen (S, R) : (S, R) |= F ⇔ für alle I gilt (S, R, I) |= F Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 19/40 Saul Aaron Kripke Geboren 1940 in Omaha (US) 1. Publikation A Completeness Theorem in Modal Logic The Journal of Symbolic Logic, 1959 Studium in Harvard, Princeton, Oxford und an der Rockefeller University Positionen in Harvard, Rockefeller, Columbia, Cornell, Berkeley and UCLA, Oxford Ab 1977 Professor an der Princeton University Seit 1998 Emeritus der Princeton University Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 20/40 Beispiel zur Auswertung von Formeln P A ¬P D Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme B ¬P C P 21/40 Beispiel zur Auswertung von Formeln P A ¬P D B ¬P C P (K, A) |= P (K, B) |= P (K, C) |= P (K, D) |= P (K, A) |= P (K, B) |= P (K, C) |= P (K, D) |= P (K, A) |= P (K, B) |= P (K, C) |= P (K, D) |= P Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 21/40 Beispiel zur Auswertung von Formeln B ¬P P A ¬P D C P (K, A) |= P (K, B) |= P (K, C) |= P (K, D) |= P (K, A) |= P (K, B) |= P (K, C) |= P (K, D) |= P (K, A) |= P (K, B) |= P (K, C) |= P (K, D) |= P true false Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 21/40 Logische Folgerung Definition Sei A eine Formel und Γ eine Menge von Formeln der modalen Aussagenlogik. A ist eine logische Folgerung aus Γ Γ`A gdw für alle Kripke-Strukturen K und jede Welt s von K gilt wenn (K, s) |= Γ dann auch (K, s) |= A A ist allgemeingültig wenn ∅`A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 22/40 Allgemeingültige Formeln 1. (P → Q) → (P → Q) Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 23/40 Allgemeingültige Formeln 1. (P → Q) → (P → Q) 2. (P ∧ (P → Q)) → Q Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 23/40 Allgemeingültige Formeln 1. (P → Q) → (P → Q) 2. (P ∧ (P → Q)) → Q 3. (P ∨ Q) → (P ∨ Q) Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 23/40 Allgemeingültige Formeln 1. (P → Q) → (P → Q) 2. (P ∧ (P → Q)) → Q 3. (P ∨ Q) → (P ∨ Q) 4. (P ∧ Q) ↔ (P ∧ Q) Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 23/40 Allgemeingültige Formeln 1. (P → Q) → (P → Q) 2. (P ∧ (P → Q)) → Q 3. (P ∨ Q) → (P ∨ Q) 4. (P ∧ Q) ↔ (P ∧ Q) 5. P ↔ ¬♦¬P Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 23/40 Allgemeingültige Formeln 1. (P → Q) → (P → Q) 2. (P ∧ (P → Q)) → Q 3. (P ∨ Q) → (P ∨ Q) 4. (P ∧ Q) ↔ (P ∧ Q) 5. P ↔ ¬♦¬P 6. ♦(P ∨ Q) ↔ (♦P ∨ ♦Q) Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 23/40 Allgemeingültige Formeln 1. (P → Q) → (P → Q) 2. (P ∧ (P → Q)) → Q 3. (P ∨ Q) → (P ∨ Q) 4. (P ∧ Q) ↔ (P ∧ Q) 5. P ↔ ¬♦¬P 6. ♦(P ∨ Q) ↔ (♦P ∨ ♦Q) 7. ♦(P ∧ Q) → (♦P ∧ ♦Q) Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 23/40 Äquivalenzen zwischen den beiden Modalitäten Varianten Modale Logik P ¬P ♦P ¬♦P ↔ ¬♦¬P ↔ ♦¬P ↔ ¬¬P ↔ ¬P Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 24/40 Äquivalenzen zwischen den beiden Modalitäten Varianten Modale Logik P ¬P ♦P ¬♦P ↔ ¬♦¬P ↔ ♦¬P ↔ ¬¬P ↔ ¬P Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 24/40 Äquivalenzen zwischen den beiden Modalitäten Varianten Modale Logik P ¬P ♦P ¬♦P ↔ ¬♦¬P ↔ ♦¬P ↔ ¬¬P ↔ ¬P Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Analogie aus Prädikatenlogik ∀xA ¬∀xA ∃xA ¬∃xA ↔ ↔ ↔ ↔ ¬∃x¬A ∃x¬A ¬∀x¬A ∀x¬A 24/40 Gegenbeispiel zur Allgemeingültigkeit von (P ∨ Q) → (P ∨ Q) Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 25/40 Relative Allgemeingültigkeit Erstes Beispiel Die Formel A → A ist nicht allgemeingültig. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 26/40 Relative Allgemeingültigkeit Erstes Beispiel Die Formel A → A ist nicht allgemeingültig. Aber Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 26/40 Relative Allgemeingültigkeit Erstes Beispiel Die Formel A → A ist nicht allgemeingültig. Aber für alle Kripke-Strukturen K = (S, R, I), so daß (S, R) eine reflexive Relation ist gilt K |= A → A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 26/40 Relative Allgemeingültigkeit allgemeingültige Formel A → A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Eigenschaft von R reflexiv 27/40 Relative Allgemeingültigkeit allgemeingültige Formel A → A A → A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Eigenschaft von R reflexiv transitiv 27/40 Relative Allgemeingültigkeit allgemeingültige Formel A → A A → A A → ♦A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Eigenschaft von R reflexiv transitiv symmetrisch 27/40 Relative Allgemeingültigkeit allgemeingültige Formel A → A A → A A → ♦A A → A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Eigenschaft von R reflexiv transitiv symmetrisch dicht 27/40 Relative Allgemeingültigkeit allgemeingültige Formel A → A A → A A → ♦A A → A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Eigenschaft von R reflexiv transitiv symmetrisch dicht für alle t1 , t2 ∈ S mit R(t1 , t2 ) existiert t3 ∈ S mit R(t1 , t3 ) und R(t3 , t2 ). 27/40 Relative Allgemeingültigkeit allgemeingültige Formel A → A A → A A → ♦A A → A ♦A → A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Eigenschaft von R reflexiv transitiv symmetrisch dicht für alle t1 , t2 ∈ S mit R(t1 , t2 ) existiert t3 ∈ S mit R(t1 , t3 ) und R(t3 , t2 ). partiell funktional 27/40 Relative Allgemeingültigkeit allgemeingültige Formel A → A A → A A → ♦A A → A ♦A → A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Eigenschaft von R reflexiv transitiv symmetrisch dicht für alle t1 , t2 ∈ S mit R(t1 , t2 ) existiert t3 ∈ S mit R(t1 , t3 ) und R(t3 , t2 ). partiell funktional für alle s, t1 , t2 ∈ S mit R(s, t1 ) ∧ R(s, t2 ) folgt t1 = t2 . 27/40 Relative Allgemeingültigkeit allgemeingültige Formel A → A A → A A → ♦A A → A ♦A → A A → ♦A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Eigenschaft von R reflexiv transitiv symmetrisch dicht für alle t1 , t2 ∈ S mit R(t1 , t2 ) existiert t3 ∈ S mit R(t1 , t3 ) und R(t3 , t2 ). partiell funktional für alle s, t1 , t2 ∈ S mit R(s, t1 ) ∧ R(s, t2 ) folgt t1 = t2 . endlos 27/40 Relative Allgemeingültigkeit allgemeingültige Formel A → A A → A A → ♦A A → A ♦A → A A → ♦A Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Eigenschaft von R reflexiv transitiv symmetrisch dicht für alle t1 , t2 ∈ S mit R(t1 , t2 ) existiert t3 ∈ S mit R(t1 , t3 ) und R(t3 , t2 ). partiell funktional für alle s, t1 , t2 ∈ S mit R(s, t1 ) ∧ R(s, t2 ) folgt t1 = t2 . endlos für jedes s ∈ S ein t existiert mit R(s, t). 27/40 Relative Allgemeingültigkeit Weitere Beispiele allgemeingültige Formel p → p p → ♦p p → p ♦p → ♦p p → ♦p ♦♦p → ♦p p → p p → ♦p p ↔ p ♦♦p ↔ ♦p ♦p ↔ p ♦p ↔ ♦p Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme Eigenschaft von R reflexiv reflexiv reflexiv reflexiv reflexiv transitiv transitiv symmetrisch reflexiv und transitiv reflexiv und transitiv Äquivalenzrelation Äquivalenzrelation 28/40 Charakterisierung Erstes Beispiel Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 29/40 Charakterisierung Erstes Beispiel Gilt für einen Kripke-Rahmen (S, R) für alle I gilt (S, R, I) |= A → A dann ist (S, R) reflexiv Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 29/40 Charakterisierungstheorie Definition Sei R eine Klasse von Kripke-Rahmen, und F eine Formel der Modallogik. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 30/40 Charakterisierungstheorie Definition Sei R eine Klasse von Kripke-Rahmen, und F eine Formel der Modallogik. F charakterisiert die Klasse R genau dann, wenn für alle KripkeRahmen (S, R) gilt für alle I gilt (S, R, I) |= F gdw (S, R) ∈ R Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 30/40 Einige Charakterisierungsresultate Formel charakterisierte Eigenschaft A → A reflexiv Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 31/40 Einige Charakterisierungsresultate Formel charakterisierte Eigenschaft A → A A → A reflexiv transitiv Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 31/40 Einige Charakterisierungsresultate Formel charakterisierte Eigenschaft A → A A → A A → ♦A reflexiv transitiv symmetrisch Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 31/40 Einige Charakterisierungsresultate Formel charakterisierte Eigenschaft A → A A → A A → ♦A A → A reflexiv transitiv symmetrisch dicht Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 31/40 Einige Charakterisierungsresultate Formel charakterisierte Eigenschaft A → A A → A A → ♦A A → A ♦A → A reflexiv transitiv symmetrisch dicht partiell funktional Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 31/40 Einige Charakterisierungsresultate Formel charakterisierte Eigenschaft A → A A → A A → ♦A A → A ♦A → A A → ♦A reflexiv transitiv symmetrisch dicht partiell funktional Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 31/40 Einige Charakterisierungsresultate Formel charakterisierte Eigenschaft A → A A → A A → ♦A A → A ♦A → A A → ♦A reflexiv transitiv symmetrisch dicht partiell funktional Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 31/40 Einige Charakterisierungsresultate Formel charakterisierte Eigenschaft A → A A → A A → ♦A A → A ♦A → A A → ♦A reflexiv transitiv symmetrisch dicht partiell funktional endlos Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 31/40 Grenzen der Charaktersierungstheorie Konkretisierung Sei φ eine Formel der Prädikatenlogik in der Signatur Σ = {R} und Rφ = {(S, R) | (S, R) |= φ} Frage 1 Gibt es zu jedem φ eine modallogische Formel F , so daß die Klasse der Rahmen Rφ charakterisiert? Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 32/40 Grenzen der Charaktersierungstheorie Konkretisierung Sei φ eine Formel der Prädikatenlogik in der Signatur Σ = {R} und Rφ = {(S, R) | (S, R) |= φ} Frage 1 Gibt es zu jedem φ eine modallogische Formel F , so daß die Klasse der Rahmen Rφ charakterisiert? Frage 2 Gibt es zu jeder modallogischen Formel F eine prädikatenlogische Formel φ, so daß Rφ mit der Klasse der durch F charakterisierten Rahmen zusammenfällt? Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 32/40 Grenzen der Charaktersierungstheorie Antworten Antwort 1 Nein Z.B. für φ = ∀x¬R(x, x) kann die Klasse Rφ nicht durch eine modallogische Formel charakterisiert werden Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 33/40 Grenzen der Charaktersierungstheorie Antworten Antwort 1 Nein Z.B. für φ = ∀x¬R(x, x) kann die Klasse Rφ nicht durch eine modallogische Formel charakterisiert werden Antwort 2 Nein Es gibt modallogische Formel F , so daß die durch F charakterisierten Rahmen nicht durch eine prädikatenlogische Formel φ axiomatisiert werden kann. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 33/40 Entscheidbarkeit modaler Logiken Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 34/40 Entscheidbarkeit Aus dem Filtrationslemma (siehe Skriptum) folgt: Theorem Jede Menge Γ modallogischer Formeln, die überhaupt ein Modell hat, hat auch ein Modell (S, R, I), so dass S endlich ist, wobei eine obere Schranke für die Größe von S aus Γ berechnet werden kann. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 35/40 Entscheidbarkeit Aus dem Filtrationslemma (siehe Skriptum) folgt: Theorem Jede Menge Γ modallogischer Formeln, die überhaupt ein Modell hat, hat auch ein Modell (S, R, I), so dass S endlich ist, wobei eine obere Schranke für die Größe von S aus Γ berechnet werden kann. Korollar Die modale Aussagenlogik K ist entscheidbar, Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 35/40 Entscheidbarkeit Aus dem Filtrationslemma (siehe Skriptum) folgt: Theorem Jede Menge Γ modallogischer Formeln, die überhaupt ein Modell hat, hat auch ein Modell (S, R, I), so dass S endlich ist, wobei eine obere Schranke für die Größe von S aus Γ berechnet werden kann. Korollar Die modale Aussagenlogik K ist entscheidbar, d.h. es gibt einen Algorithmus, der für jede Formel A entscheidet, ob A eine K-Tautologie ist oder nicht. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 35/40 Andere Modalitäten Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 36/40 Informale Interpretationen von F F ist notwendigerweise wahr F ist zu jedem zukünftigen Zeitpunkt wahr Ein Agent a glaubt F Ein Agent a weiß F Nach jeder Ausführung des Programms p gilt F Falls erforderlich schreibt man a F , p F , [a]F oder [p]F anstelle von F . Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 37/40 Informale Interpretationen von ♦ ♦F ≡ ¬¬F F ist notwendigerweise wahr F ist möglicherweise wahr F ist zu jedem zukünftigen es gibt einen zukünftigen Zeitpunkt, Zeitpunkt wahr zu dem F wahr ist. Ein Agent a glaubt F F ist konsistent mit den Aussagen, die a für wahr hält. Ein Agent a weiß F a weiß nicht, daß F falsch ist. Nach jeder Ausführung des Es gibt eine Ausführung des Programms p gilt F Programms p, nach der F wahr ist. Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme 38/40 Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme ♦true ((F → G) ∧ F ) → G F → ♦F F → F F → F F F ist notwendigerweise wahr F ist immer wahr Ein Agent a glaubt F Ein Agent a weiß F Nach jeder Ausführung des Programms p gilt F 39/40 Prof. Dr. Peter H. Schmitt – Formale Systeme ((F → G) ∧ F ) → G no yes yes yes yes yes yes yes no yes yes yes no no no yes no 40/40 ♦true F → ♦F yes yes yes yes F → F no yes no yes F → F F F ist notwendigerweise wahr F ist immer wahr (in der Zukunft) Ein Agent a glaubt F Ein Agent a weiß F Nach jeder Ausführung des Programms p gilt F