AUSLAND Dienstag, 15. September 2009 Bin Laden wettert gegen Obama K a i r o. – (AP) Zwei Tage nach dem achten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 hat Osama bin Laden US-Präsident Barack Obama in einem neu aufgetauchten Video angegriffen. Obama sei machtlos, den Krieg in Afghanistan zu stoppen, und auch die gegenwärtige US-Regierung verfolge die Strategie ihrer Vorgängerin unter Führung von George W. Bush, im Interesse grosser Unternehmen Angst zu verbreiten, sagte der Führer des Terrornetzwerks Al Kaida. Das Band wurde von der Medienabteilung Al Kaidas, As Sahab, verbreitet und von der Nachrichtenagentur AP und dem SITE-Institut in Washington übersetzt. Brüssel erwartet Ende der Krise B r ü s s e l. – (AP) Die EUKommission erwartet ein Ende der Rezession in Europa, warnt aber gleichzeitig vor steigender Arbeitslosigkeit. Erstmals seit Beginn der Wirtschaftskrise sei in der EU im laufenden Quartal wieder ein leichtes Wachstum um 0,2 Prozent zu erwarten, heisst es in der veröffentlichten vorläufigen Herbstprognose der Brüsseler Behörde. Wirtschaftskommissar Joaquín Almunia warnte indes: «Die Arbeitslosenzahlen werden weiter steigen.» Für das Gesamtjahr 2009 prognostiziert die EU-Kommission trotz verbesserter Aussichten für den Herbst weiter einen Konjunktureinbruch von vier Prozent. Sarkozy droht mit Gipfel-Boykott P a r i s. – (AP) Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy will den G-20-Gipfel Ende des Monats in Pittsburgh platzen lassen, wenn dort keine Grenzen für Managerboni beschlossen werden. «Wenn es keine konkrete Entscheidung gibt, werde ich den Gipfel verlassen», zitierte ihn die regierungsnahe Zeitung «Le Figaro» am Montag. Die Drohung sei ernst gemeint, sagte der Generalsekretär des Élysée-Palastes, Claude Gueant, dem Sender RTL. Sarkozy sei «sehr entschlossen», ein Abkommen zu erreichen. Lange Haftstrafen für Verschwörer L o n d o n. – (AP) Ein Londoner Gericht hat drei britische Muslime wegen einer «Verschwörung zum Massenmord» zu Haftstrafen von 40, 36 und 32 Jahren verurteilt. Richter Richard Hernandes sagte, der Plan, Flugzeuge auf Transatlantikflügen mit Flüssigsprengstoff zum Absturz zu bringen, sei weit fortgeschritten und von der Polizei gerade noch rechtzeitig vereitelt worden. Das Ausmass des geplanten Massenmordes sei mit den Anschlägen in den USA vom 11. September 2001 vergleichbar. Das Trio habe «die schwerste und gemeinste Verschwörung» geschmiedet, die je in Grossbritannien aufgedeckt worden sei. Iran ignoriert Drohungen W i e n. – (AP) Der Iran ist unbeeindruckt von möglichen Militärschlägen gegen sein Atomprogramm. Der iranische Chefunterhändler Ali Akbar Salehi sagte am Montag auf der Generalkonferenz der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, sein Land könne sich gegen jeden Angriff verteidigen. Militärischer Druck auf den Iran erhöhe nur dessen Entschlossenheit, sich zu schützen. 23 «Keiner hat gewonnen» Opposition enttäuscht von Fernsehduell B e r l i n. – (AP) Die Opposition hat sich enttäuscht vom einzigen Fernsehduell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Frank-Walter Steinmeier gezeigt. Von Michael Fischer «Keiner hat gewonnen, es gibt nur einen Verlierer, der heisst Deutschland», sagte FDP-Generalsekretär Dirk Niebel am Montag im ARD-Morgenmagazin. Beide Kontrahenten hätten die Botschaft «Weiter so» vermittelt. Linken-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch nannte die 90-minütige LiveSendung «sehr langweilig». Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast sprach von einer «Selbstbeweihräucherung» der Kandidaten. Union und SPD reklamierten den Sieg in dem Duell jeweils für sich. In den Umfragen lagen Merkel und Steinmeier fast gleichauf, was als Erfolg Steinmeiers gewertet werden kann, da er als klarer Aussenseiter in das Duell gegangen war. Eine Mehrheit der Zuschauer meinte, der SPD-Kandidat habe besser abgeschnitten als erwartet. «Yes, we gähn!» Merkel und Steinmeier hatten in der 90-minütigen Live-Sendung auf scharfe gegenseitige Attacken verzichtet. Entsprechend fielen die Kommentare in den Zeitungen am Montag aus. «Kuschel-Duell statt Wahlkampf: Yes, we gähn!» titelte die «Bild»-Zeitung. «Duett statt Duell» lautete die Schlagzeile auf der Seite eins der «Berliner Morgenpost». Bartsch warf Steinmeier vor, sich zu zurückhaltend verhalten zu haben. «Wenn man über 10 Prozent zurückliegt, muss man angreifen. Dann kann SPD-Chef Franz Müntefering (rechts) verfolgt im Pressezentrum das Fernsehduell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Frank-Walter Steinmeier. Foto Keystone man nicht ein solches Bewerbungsgespräch führen», sagte der Linken-Politiker. Niebel beklagte im ARD-Morgenmagazin, dass sich Merkel nicht eindeutig zu einem Bündnis mit der FDP bekannt habe. Bei der Union könne man sich als Wähler nicht sicher sein, wofür die Stimme gebraucht werde. Seine Kritik bezog Niebel aber auch auf die vier Sender, die das Duell am Sonntagabend ausgerichtet hatten. Die Opposition hätte davon nicht ausgeschlossen werden dürfen, meinte der FDP-Politiker. «Hier war ein Selbstgespräch der Regierung zu sehen.» Die Oppositionsführer kommen am Montagnachmittag zu einem TV-Dreikampf zusammen, der am Abend von der ARD ausgestrahlt wird. Künast schrieb nach dem Duell eine rot-grüne Regierung nach der Wahl am 27. September offiziell ab. «Wir wissen doch alle, dass Rot-Grün rechnerisch nicht reichen wird», sagte sie im ARD-Morgenmagazin. Welche Koalition sie stattdessen anstrebt, liess die Grünen-Spitzenkandidatin offen. Müntefering spricht von Durchbruch Das von vier Sendern übertragene Duell sahen nur 14,18 Millionen Zuschauer – vor vier Jahren waren es noch fast 21 Millionen. Die ARD erklärte die Sendung trotzdem zum «politischen Fernsehereignis des Jahres 2009». In den Blitzumfragen lagen Merkel und Steinmeier Kopf an Kopf. In einer ZDF-Umfrage sahen 28 Prozent der Befragten Merkel als Siegerin, 31 Prozent Steinmeier. In der ARD fiel das Ergebnis noch knapper aus: Für 43 Prozent gewann Steinmeier, 42 Prozent fanden Merkel besser. Nach einer RTL-Umfrage ging das Duell 37 zu 35 Prozent für Merkel aus. SPD-Chef Franz Müntefering sprach trotzdem von einem Durchbruch für seine Partei im Wahlkampf. Auch SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sagte auf n-tv: «Steinmeier hat deshalb gewonnen, weil er klarer war. Merkel hat versucht durchzutauchen.» Kanye West sorgt für Eklat Beyoncé und Jackson-Ehrung in den Schatten gestellt N e w Y o r k. – (AP) Ein Eklat nach einem bizarren Drehbuch hat den MTV Video Awards die Show gestohlen: Kanye West, in diesen Dingen Wiederholungstäter, platzte am Sonntag mitten in die Dankesrede von CountryPop-Jungstar Taylor Swift und verkündete lauthals, dass nicht die 19-Jährige, sondern Beyoncé den Preis für das beste Video einer Künstlerin verdient habe. West ist in den vergangenen Jahren regelmässig bei Preisverleihungen von MTV, Grammys bis American Music Awards ausgeflippt, wenn er sich übergangen fühlte. Swift beschrieb den Auftritt des RapExzentrikers so: «Ich stand auf der Bühne und habe mich echt gefreut, weil ich gerade den Preis bekommen hatte. Dann war ich aufgeregt, weil Kanye West auf der Bühne war. Und danach fand ich das alles nicht mehr so toll.» Die Menge verzieh West dies- mal nicht. Als Rapper Diddy die Nominierten für das Video des besten männlichen Sängers vorlas, gab es Buhrufe für West, und das Publikum rief Swifts Namen. Dass T. I. für «Live Your Life» ausgezeichnet wurde, geriet fast zur Nebensache – Von Nekesa Mumbi Moody «Taylor, ich freue mich wirklich für dich, und ich werde dich auch ausreden lassen, aber Beyoncé hat eines der besten Videos aller Zeiten abgeliefert», rief West, der bereits bei früheren MTV Awards aus dem Rahmen gefallen war. Swift rang mit der Fassung, die CelebrityMenge buhte West aus. Swifts grosser Augenblick für ihren Überraschungserfolg mit «You Belong With Me» war ruiniert. Beyoncé, die später für «Single Ladies» sowieso den wichtigsten Preis «Video des Jahres» bekam, verschaffte Swift die Möglichkeit, ihren Auftritt abzuschliessen. «Lang lebe der King» West ausgebuht West entschuldigte sich per Blog bei Swift. «Mir tut es so leid wegen Taylor Swift, ihren Fans und ihrer Mama. Ich habe ihre Mama direkt danach gesprochen, und sie hat dasselbe gesagt, was auch meine Mama gesagt hätte. Sie ist sehr talentiert!» wie die anderen Kategorien auch. Den Preis für das beste Video in der Kategorie Pop ging an Britney Spears mit «Womanizer». Lady Gaga wurde als beste Newcomerin geehrt, Eminem gewann in der Kategorie Hip-Hop. Den MTV Award für das beste Rock-Video holten sich Green Day mit «21 Guns». Lady Gaga lieferte einen Auftritt mit Krücke, Rollstuhl und auf ihren Körper tropfendes Kunstblut ab. Ihre Dankesrede für den Preis spickte sie mit vulgären Ausdrücken. Zum Schluss sagte sie: «Danke für Gott und die Schwulen.» Aus dem Rahmen gefallen: Wiederholungstäter Kanye West entreisst Country-Pop-Jungstar Taylor Swift das Mikrofon. Foto Keystone Mit einer bewegenden Ansprache machte Madonna die Show zu einer Gedenkfeier für Michael Jackson. «Manchmal müssen wir etwas verlieren, ehe wir es wahrhaft schätzen können», sagte die Sängerin zum Auftakt der Preisverleihung. «Lang lebe der King.» Madonna beschrieb ihre Beziehung zu Michael Jackson, die bereits in ihrer Kindheit begann, als sie den damaligen Kinderstar von fern verehrte. Auf dem Höhepunkt beider Karrieren waren sie dann persönlich befreundet. Für die musikalische Erinnerung an den King of Pop sorgte seine Schwester Janet Jackson, die zur Aufführung des Duetts «Scream» auf die Bühne kam. Danach blickte sie nach oben, ehe sie sich tief verbeugte. Jackson starb am 25. Juni in Los Angeles im Alter von 50 Jahren.