Das Frühlingsgelb der Baar Wenn im April und Mai die Felder leuchtend gelb blühen, handelt es sich um Raps, eine Ölfrucht, die im Gegensatz zum Getreide von Insekten bestäubt wird. Das aus den winzigen Körnern gewonnene Öl dient vielfältigen Zwecken, je nach Sorte als Speiseöl, als Treibstoff oder als Basis für Industrieerzeugnisse und Biodiesel. Raps passt hervorragend auf die Baar Raps gibt es als den Winter gut überdauernde frostfeste Form und als wärmeliebende Sommerform. Sommerraps wird zur Nutzung des grünen Aufwuchses als Futter oder zur Erzeugung und Vermehrung von Saatgut bestimmter Rapssorten angebaut. Auf der Baar wird allerdings fast nur Winterraps ausgesät. Das hat seine guten Gründe, denn er bedeckt den Boden fast ganzjährig nach der Saat im August ab September bis Juli im Folgejahr und nutzt somit optimal den Niederschlag und die im Boden vorrätigen Nährstoffe. Er schützt die Ackerflächen vor Bodenabtrag durch Wasser und Wind. Raps durchwurzelt den Boden stark bis in über 1 m Tiefe und vermindert die Stickstoffverfrachtung in tiefere Schichten. Der Landwirt schätzt den Winterraps als standortangepasste Pflanze, denn der Raps liebt, aus dem küstennahen Mittelmeer- und Atlantikraum stammend, das feucht - kühle Klima. Die hier üblichen niedrigen Temperaturen vor der Reife führen zu höheren Ölgehalten. Fruchtfolge mit Raps Auf den Äckern sollen sich Getreide und Blattfrüchte wie der Raps in der Fruchtfolge abwechseln. Denn einseitiger Nährstoffentzug und die Vermehrung spezieller Das-Frühlingsgelb-der-Baar-Rapsbeitrag-von-Herrn-Sdchulze-11-2006.doc 1 Schadorganismen wird dadurch vermindert. Auch die Natur dankt dies durch bestimmte Beikräuter und deren Begleiter in der Tierwelt. Da der Winterraps ab Mitte August bei vorhandener Bodenfeuchte mit ca. 60 Körnern je m² bzw. je nach Gewicht der Körner mit 3 – 5 kg je Hektar (= 10.000 m²) 1 – 2 cm tief ausgesät wird, benötigt er früh räumende Feldfrüchte als Vorfrucht. Daher eignen sich besonders Sommer- und Wintergerste, Erbsen oder auch umgebrochenes Kleegras, Luzerne oder Grassamenanbau. Weizen, Triticale (eine Kreuzung aus Weizen und Roggen), Hafer oder Roggen werden häufiger erst Anfang August geerntet. Mais oder Sonnenblumen besetzen die Felder bis Oktober. Ein wiederholter Anbau Raps nach Raps scheidet aus, da die Pflanze nicht selbstverträglich ist, Krankheiten würden zunehmen. Ein Anbau alle vier Jahre auf der Fläche ist ordnungsgemäß. Nach Raps steht oft Winterweizen, der aufgrund der guten Bodenlockerung durch den Raps ohne Pflugeinsatz angebaut werden kann. Auch Dinkel, Triticale oder Wintergerste sind geeignet. Winterbestand, Wachstum, Blüte, Schoten Die Rosetten stehen über den Winter auf dem Acker. Einige der Laubblätter verfärben sich und fallen auch ab, sie werden im Frühsommer wieder zersetzt und die Nährstoffe gelangen zum zweiten mal im Kreislauf in die Pflanze. Eine Winterruhe hat der Raps nur unter 3 – 4 °C. Auch unter einer schmelzenden Schneedecke beginnt er wieder zu wachsen. Im Frühjahr soll das Längenwachstum beginnen, im Herbst ist es wegen der schwindenden Frosthärte und Bestandesstabilität unerwünscht und muss ggf. mit reduzierter Aufwandmenge eines Mittels zur Wachstumsregulierung behandelt werden. Ab April bilden sich die Blüten in Trauben in den Blattachseln. Eine einzelne Blüte blüht einen Tag, an diesem Tag bestäuben Insekten die Fruchtknoten, aber auch Pollen der Nachbarpflanzen bestäuben sich untereinander. Ein Rapsbestand ist nur zu ca. 80 % z.B. auf Bienen angewiesen. Die Insektenbestäubung ist allerdings wichtig für einen guten Ertrag. Der ganze Rapsbestand blüht je nach Witterung in 3 – 5 Wochen ab. In der Entwicklung frühere und spätere Bestände in der Region führen insgesamt zu einer Blüte im Zeitraum bis zu zwei Monaten. Von der Blüte über das Schotenwachstum bis zur Reife vergehen nur 60 Tage. Je Pflanze bilden sich ca. 80 Schoten mit je 15 Körnern mit je 0,005 g. Erträge von 3 bis über 5 Tonnen je Hektar werden so erreicht. Die Pflanzenstängel sind bei der Ernte finger- bis daumendick, der Bestand ist Ende Juli trocken und erntereif. Die Körner sollen im Gewebe nur 9 % Wasser enthalten, das macht Das-Frühlingsgelb-der-Baar-Rapsbeitrag-von-Herrn-Sdchulze-11-2006.doc 2 haltbar und stabilisiert das Öl. Im Raps sind u.a. Ölsäure, Linolensäure, Linolsäure und Palmitinsäure enthalten. Gute und falsche Freunde Bienen und andere nektarsammelnden Insekten, Regenwürmer und andere bodenlockernden Lebewesen in der Erde sind sicher echte Freunde des Rapses. Ihre Nahrungssuche wird in einer Richtung durch die Blüten und in anderer Weise durch den Blattabfall belohnt. Falsche Freunde nutzen den Raps aus, ja sie können ihn massiv schädigen, dazu gehören Rapserdflöhe, Stängelrüssler, Triebrüssler, Schotenrüssler, Schotenmücke und Glanzkäfer. Diese stecken ihre „Nase“ zu tief in den Raps, sie fressen als Larven und die erwachsenen Tiere legen Eier. In der Folge besiedeln dann bestimmte Pilze die Pflanzen. Auch von sich aus können Pilzarten wie Kohlhernie, Mehltau, Wurzelhalsfäule und Stängelfäule, Weißstängeligkeit oder Rapsschwärze den Raps befallen. Ackerschnecken fressen besonders junge Pflanzen innerhalb einer Nacht komplett auf, so dass nachgesät werden muss. Dagegen muss Raps geschützt werden, denn sonst könnten wir ihn von der Bildfläche streichen. Schwefel sinnvoll eingebunden Raps braucht neben Stickstoff, Kalium, Phosphor, Magnesium, Bor und Mangan besonders viel Schwefel. Er wird in Eiweiße und das Öl eingebaut. Der Ölgehalt beträgt bis ca. 45 % des Kornes, daher nimmt der Raps 50 bis 70 kg Schwefel je Hektar auf. Durch die fortschreitende gelungene Entschwefelung der Luft gelangt immer weniger Schwefel mittels Niederschlägen auf den Boden. Dieser wird durch den Raps sinnvoll biologisch gebunden. Nachdüngung mit Schwefel z.B. mit Bittersalz oder sulfathaltigen Düngern ist mittlerweile nötig. Auch die anderen Nährstoffe müssen über organische oder mineralische Dünger zugeführt werden, sonst würde der Boden langfristig verarmen. Der Anbau wäre dann unwirtschaftlich. Lohnt der Anbau? Als Leistung erbringt der Raps derzeit am Markt weniger als 200 €/Tonne, bei 4,0 Tonnen je Hektar berechnen sich 800 €. Wird die langfristig unsichere Direktzahlung der EU und eine eventuell mögliche Energiepflanzenprämie einbezogen ergeben sich 1145 €/ha. Dem stehen Kosten für Saatgut, Dünger, Pflanzenschutz, Maschinenarbeiten mit 680 €/ha gegenüber. Aus der Differenz müssen noch die Abschreibung der Maschinen und Gebäude (ca. 300 €/ha), das Pachtgeld und die eingesetzte Arbeit bezahlt werden. Praktisch in jedem Fall ergibt sich aus dieser Berechnung der vollen Leistungen und Kosten ein Verlust. Nur durch die Das-Frühlingsgelb-der-Baar-Rapsbeitrag-von-Herrn-Sdchulze-11-2006.doc 3 Nichtanrechnung der Abschreibung funktioniert das System – noch. Denn die wirtschaftliche Nachhaltigkeit ist unter diesen Marktbedingungen im gängigen Ackerbau nicht gegeben. Raps als Biokraftstoff Raps liefert nachwachsende Energie als Alternative zu Mineralöl oder fossilem Gas. Er wandelt über die Photosynthese Sonnenenergie in direkt nutzbare Energieformen um. Nach dem Richtlinienvorschlag der EU-Kommission 2002 soll der Marktanteil alternativer Kraftstoffe bis zum Jahr 2010 6%. betragen, bis zum Jahr 2020 20% . Eine sukzessive Erhöhung des Anteils von 2% im Jahr 2005 erfolgt gerade. Es besteht derzeit eine Ermäßigung des Mineralölsteueranteils auf Biokraftstoffe bis zum 31.12. 2008 in Deutschland. Die Flächenprämie von 45 €/ha für nachwachsende Rohstoffe soll den Anbau nachwachsender Rohstoffe fördern. Im Jahr 2003 wurden in Deutschland 1.270.000 ha, in Baden-Württemberg 69.000 ha und im Schwarzwald-Baar-Kreis 2.175 ha Raps angebaut. Immerhin ca. 3,5 % des Dieselverbrauchs in Deutschland können gedeckt werden. Der Vertrieb erfolgt über ca. 1.500 Tankstellen bundesweit. Auch der Einsatz von Öl in Blockheizkraftwerken ist möglich. Rapsanbau und Ökologie Der Rapsanbau verbraucht Erdgas, Diesel, Biodiesel oder Rapsöl bei der Herstellung von Dünger, Pflanzenschutzmittel, Transport, Bestellung, Pflege, Ernte, Reinigung, Trocknung und Lagerung. In der Bilanz werden allerdings über 5 bis fast 8 mal soviel Energie beim Rapsanbau erzeugt und 6,5 bis fast 9 mal soviel CO2 gebunden wie freigesetzt werden. Im Hinblick auf die anstehende Verknappung fossiler Ressourcen und der Gefahrenpotentiale der Kern- oder Wasserstoffenergie sowie des Treibhauseffektes sind die Vorteile des Anbaus nachwachsender Rohstoffe klar vorhanden. Das-Frühlingsgelb-der-Baar-Rapsbeitrag-von-Herrn-Sdchulze-11-2006.doc 4 Als Kritikpunkte des Anbaus werden intensive Düngung und der Pflanzenschutzeinsatz genannt. Dem steht entgegen, dass der Anbau den Fachrechtsvorschriften der guten landwirtschaftlichen Praxis unterliegt. Die Einhaltung dieser Bestimmungen wird vom Landwirtschaftsamt regelmäßig kontrolliert. Der Schutz der Bienen ist Rechtsgegenstand und muss verfolgt werden. Speiseöle Eine lohnende Nutzung des ernährungsphysiologisch hochwertigen Öls erfolgt durch die Pressung der Rapskörner ohne Chemie im Kaltverfahren zu Speiseöl. Nussig im Geschmack ist es im Salat wie in der Pfanne sehr gut aufgehoben und dabei noch gesund. Verwendet man Ware z.B. der Ölmühle Donaueschingen, dann stammt alles aus der Region. Die Ökobilanz wird durch die sehr kurzen Transportwege wesentlich verbessert. Rapskuchen Der Rapskuchen ist der Rest der Rapskörner nach dem Pressen. Er ist in der Rinderfütterung sehr wertvoll, da er zur leistungsgerechten Versorgung der Tiere mit Eiweiß bzw. mit hochwertigen Aminosäuren beiträgt. Er ersetzt ganz oder zu 75% Eiweißfuttermittel, ist gentechnikfrei und gehört als heimisches Futter eigentlich in jede Futterration. Mit seinem Rohfettgehalt ist er so energiereich wie Getreide und deutlich energiereicher als Rapsextraktionsschrot. Er erhöht im Fett der Kuhmilch den Ölsäureanteil und kann dadurch die Streichfähigkeit der Butter verbessern. Da der Absatz des Kuchens entwicklungsfähig ist, Das-Frühlingsgelb-der-Baar-Rapsbeitrag-von-Herrn-Sdchulze-11-2006.doc 5 belasten die Kosten derzeit den Ölpreis. Verwendung könnte er fachlich auch in der Fütterung von Biogasanlagen finden, allerdings gilt er derzeit als Koferment und darf rechtlich nur in dafür zugelassenen Anlagen eingesetzt werden. Reinhard Schulze, Landratsamt, Landwirtschaftsamt Das-Frühlingsgelb-der-Baar-Rapsbeitrag-von-Herrn-Sdchulze-11-2006.doc 6