Pilzkrankheiten am Ökogetreide- Was müssen Ökobetriebe beachten? Limbach, 05.02.2016, Birgit Pölitz Vorkommende Roste an Getreidearten Deutschland Getreide Gelbrost Braunrost Schwarzrost Weizen X X (X) Roggen (X) X X Triticale X X - Gerste (X) X - 2 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Biologie Roste – vereinfachtes Schema 3 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Braunrost (Puccinia recondita) ❙ Symptome: hauptsächlich auf Blattoberseite zerstreut liegende braune Pusteln gleichmäßiger Befall im Bestand ❙ Biologie: Überwintert als Myzel oder in Form von Sommersporen Zwischenwirt Raublattgewächse (Ochsenzunge) hohe Temperaturansprüche © LfULG Weizen 4 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Dinkel Roggen Foto: Pierre Seibold Zwergrost (Puccinia hordei) ❙ Symptome: auf Gesamtpflanze (Geste) orangegelb bis braune Pusteln mit chlorotischem Hof ❙ Biologie: Überwintert als Myzel oder in Form von Sommersporen stärkeres Auftreten in warmen und trockenen Jahren © LfULG Weizen 5 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Dinkel Foto: Pierre Seibold Schwarzrost (Puccinia graminis) ❙ Symptome: auf Gesamtpflanze ziegelrote bis schokoladenbraune, strichförmige Pusteln (Sommersporen) später schwarze Wintersporen (Name) ❙ Biologie: Überwintert in Form von Wintersporen Zwischenwirt Berberitze stärkeres Auftreten bei feucht-warmer Witterung © LfULG Weizen 6 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Dinkel Foto: Pierre Seibold Haferkronenrost (Puccinia coronata) ❙ Symptome: vor Rispenschieben auf Blättern und Blattscheiden orangerote, längliche Pusteln ❙ Biologie: Überwintert in Form von Wintersporen Zwischenwirt Faulbaum, Kreuzdorn feuchtwarme Witterung fördert die Entwicklung Wirtskreis Hafer und Gräser © LfULG Weizen 7 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Dinkel Foto: Pierre Seibold Gelbrost (Puccinia striiformis) ❙ Symptome: in Streifen angeordnete gelbe Pusteln, auf Gesamtpflanze möglich; nesterartiges Auftreten ❙ Biologie: milde Winterwitterung, zeitiges Frühjahr begünstigt die Infektion hohe Luftfeuchtigkeit Zwischenwirt Zwischenwirt Berberitze ( in Deutschland noch kein Nachweis) © LfULG Weizen Weizen 8 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Dinkel Foto: Pierre Seibold Gelbrost / Braunrost Weizen © LfULG Weizen Weizen 9 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Dinkel Foto: Pierre Seibold Warum hat der Gelbrost so an Bedeutung zugenommen? ❙ Biologie: besonders kühleverträglich, 9-13°C Keimung und Sporenbildung möglich ❙ Witterung: Winter 2013/14 und 2014/15 mild Frühjahr zeitig ❙ veränderte Rostpopulation: neue Rassen © LfULG Weizen Weizen 10 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Dinkel Foto: Pierre Seibold Was kann man gegen die Rostkrankheiten tun? ❙ Anbau resistenter Sorten ❙ Stoppelbearbeitung ❙ Ausfallgetreide beseitigen ❙ zeitige Aussaattermine erhöhen das Infektionsrisiko (Winterungen) © LfULG Weizen Weizen 11 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Dinkel Foto: Pierre Seibold Resistenz von Winterweizensorten im Öko-Anbau Grundlage LSV 2015 in Ostdeutschland Sorte Qualität Braunrostresistenz Gelbrostresistenz Mehltauresistenz Capo (E) + + + Butaro E 0 + + Scaro (E) 0 + 0/- Wiwa (E) +/0 + 0 Arnold (E) +/0 0 +/++ Lukullus (E) +/0 + +/++ Xerxes (E) 0 0 + Tobias (E) + + + KWS Milaneco E 0 +/0 + Naturastar E 0 - +/0 Govelino E +/0 0/- +/++ Pizza (E) +/0 0/- + Axioma E +/0 ++ ++ Julius A 0 + + Elixer C 12 | 15. Februar 2016 | Dr. Karalus +/++ Weizen ++ = sehr gut bzw. sehr hoch + = gut bzw. hoch + 0 = mittel - = gering bzw. niedrig +/++ Dinkel Weizen Foto: Pierre Seibold (vorläufige Einschätzung) Steinbrand 13 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Steinbrand Weizensteinbrand Zwergsteinbrand (Tilletia caries) (Tilletia controversa) samenbürtiger Pilz bodenbürtiger Pilz Infektion über infiziertes Saatgut Bodeninfektion Infektion während der Keimung Infektion während der Bestockung Bildung von Brandbutten Weizen, Triticale, Dinkel, (Roggen), ausgewählte Ungräser Bildung von Trimethylamin (Toxin) möglich, vergleichbar hohe Giftwirkung wie Mykotoxine 14 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Weizensteinbrand (Tilletia caries) 15 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Zwergsteinbrand (Tilletia controversa) 16 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Steinbrand Was zeichnet die Erreger aus? ❙ sehr effektive Weiterverbreitung der Sporen ❙ Sporenbefall auf Korn und Stroh ❙ Kontamination bei ❙ − Ernte − Lagerung − Aufbereitung Bildung von Trimethylamin (Toxin) möglich 17 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Ist die Verwendung von Steinbrand belasteten Partien in der Verfütterung möglich? ❙ unter bestimmten endogenen und exogenen Bedingungen Bildung von einem Toxin (Trimethylamin) möglich ❙ ab 0,1 % Sporenbesatz sollte nicht verfüttert werden (0,1% = 10.000 Sp/K) ❙ lt. Futtermittelgesetz dürfen keine Futtermittel eingesetzt und in Verkehr gebracht werden, welche die Gesundheit von Mensch und Tier beeinträchtigen können ❙ unbedingt beachten, dass Stroh ebenfalls kontaminiert ist Verwertung in den Biogasanlagen möglich 18 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Zwergsteinbrand (Tilletia controversa) Was macht ihn so gefährlich? ❙ sehr lange Lebensdauer der Sporen im Boden bis 10 Jahre! Warum hat die Bedeutung vom Zwergsteinbrand zugenommen? ❙ günstige Infektionsbedingungen durch lang anhaltende Schneedecke (Winter - 2011, 2013) ❙ Bestockung erfolgte unter der Schneedecke ❙ eine tatsächlich höhere Kontamination der Flächen kann vermutet werden 19 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Steinbrand- Schadbild ❙ leichte blaugrüne Verfärbung der Ähren und Spreizung der Ähren 20 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Steinbrand- Schadbild ❙ Halmverkürzung und stärkere Bestockung befallener Pflanzen 21 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Steinbrand- Schadbild ❙ Bildung von Brandbutten statt Korn 22 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Steinbrand- Schadbild ❙ unangenehmer Geruch nach Heringslake (bei hohem Befall) 23 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz, Susanne Schumann Steinbrand- Schadbild ❙ schwarze Sporenwolke bei der Ernte (bei hohem Befall) 24 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz, Susanne Schumann Möglichkeiten zur Eindämmung von Steinbrand ❙ Anwendung von vorbeugenden Maßnahmen ❙ Einsatz von zertifiziertem Saatgut ❙ Beizung ❙ bei Nachbau, Untersuchung auf Steinbrandsporen Beprobung von aufbereiteter Ware ❙ alle acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen 25 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Beizung ❙ Tillecur ® (Gelbsenfmehl) ❙ Cerall ® , Cedomon ® (Pseudomonas chlororaphis) ❙ Elektronenbehandlung 26 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Saatgutbeize Tillecur ❙ Pflanzenstärkungsmittel ❙ besteht aus Mehlen einheimischer Pflanzen (84,8% Gelbsenfmehl) und natürlicher Haft- und Benetzungsmittel ❙ Trockenbeize bei einem Sporenbesatz < 500 Sporen/Korn ❙ Feuchtbeize bei einem Sporenbesatz > 500 Sporen/Korn ❙ Anwendungskonzentration entsprechend der Sporenbelastung ❙ Wirkungsgrad – Weizensteinbrand 98% Nebenwirkung auf Zwergsteinbrand 27 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Saatgutbeize Cerall, Cedomon ❙ biologische Saatgutbeize mit amtlicher Pflanzenschutzmittel- Zulassung ❙ natürliches Produkt auf Basis des Bakteriums Pseudomonas chloraphis ❙ Getreide mit Spelzen (Gerste und Dinkel) - Cedomon® auf Basis von gentechnikfreiem Rapsöl ❙ Getreide ohne Spelzen (Weizen, Roggen und Triticale) - Cerall® mit einer wasserbasierten Formulierung ❙ anwendungsfertige Flüssigformulierung ❙ Firma: Intrachem bio Deutschland 28 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Demoversuche zur Beizung Jahr Sorte Aussaat Wirkungsgrad Tillecur Cerall 2007 Bussard 27.10.06 99,5 % - 2008 Capo 29.10.07 100 % - 2014 Brilliant 22.10.13 97 % 98 % 29 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Elektronenbehandlung ❙ Prinzip beruht auf der Wirkung niederenergetischer Elektronen ❙ Brandkrankheiten werden besonders wirksam erfasst ❙ keine Rücktrocknung notwendig ❙ Restmengen können problemlos gelagert werden 30 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Diplomarbeit zum Thema: Einfluss der Elektronen-Behandlung und Tillecur-Beizung von Weizensaatgut auf das Keimverhalten Angela Richter Hochschule f. Technik u. Wirtschaft Dresden (FH) (Prof. Dr. K. Schmidtke) Sächs. Landesanstalt f. Landwirtschaft, Ref. PS (Dipl.-Ing. B. Pölitz) November 2007 31 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz Einfluss der Elektronen-Behandlung und TillecurBeizung von Weizensaatgut auf das Keimverhalten Ergebnis: Negative Effekte einer Saatgutbehandlung mit niederenergetischen Elektronen auf das Keimverhalten und eine Veränderung des Phänotyps konnten NICHT bestätigt werden. 32 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz 22.06.2016 Öko-Feldtag in Nossen 33 | 15. Februar 2016 | Birgit Pölitz