FOKUSTHEMA UNSERER SCHULEN Brandmanagement in der Bildung Nicole Berner, Leiterin Marketing, Kommunikation und Verkauf WKS KV Bildung Das Umfeld einer Schule besteht nicht mehr nur aus Büchern, Tafeln, Stiften und Schulranzen. Ein Bildungsunternehmen identifiziert sich heute als Rundumdienstleister. Ein starkes Netzwerk, spannende Plattformen, gelebte Werte und aktive Markenbotschafter kommen zum Zuge. S chulen sind nicht mehr nur Schulen. Sie entwickeln sich zu strategisch durchdachten Bildungsunternehmen. Das ökonomische Prinzip der Effizienz und Effektivität gilt auch für die Wahl der Bildung: Die richtigen Dinge richtig tun. Bildungsunternehmen müssen auf dem hart umkämpften Markt statt nur reagieren stets agieren. Sich Bilden heisst nicht mehr nur Bücher aufschlagen und lesen. Studierende müssen heute den Bildungsmarkt prüfen und sich im Angebotsdschungel zurechtfinden. Schülerinnen und Schüler sowie Studierende informieren sich auf Online-Plattformen, pflegen ein aktives Beziehungsmanagement, hören auf Mund-zu-Mund-Propaganda und sind sensibilisiert auf Marken. Menschen identifizieren sich mit Marken und bauen eine Beziehung auf. Daher ist es naheliegend, dass eine strategisch implementierte Markenführung – auch Brandmanagement genannt – immer mehr an Wichtigkeit gewinnt. Unter Brandmanagement versteht man den Aufbau und die Weiterentwicklung einer Marke. Hauptziel der Markenführung ist es, die eigene Leistung vom Angebot der Wettbewerber abzugrenzen und sich über die eigenen Produkte oder Dienstleistungen spürbar von den Konkurrenten zu differenzieren. Eine Marke zu führen ist alles andere als leicht, denn auffallen alleine widerspiegelt nicht Qualität. Dennoch ist strategische Markenführung heute für Unternehmen in allen Branchen unverzichtbar. Marken sind der Motor und die Lebensversicherung einer Firma und stellen bei falscher Führung zugleich einen Risikofaktor dar. Je nach Angebot hat das Bildungsunternehmen eine Vielzahl an Markenbotschaften. Dies ist eine Herausforderung der Markenführung. Eine klare Differenzierung muss für den Kunden ersichtlich sein, und Lehrpersonen sowie Dozierende sind die wichtigsten Markenbotschafter des Unternehmens. Kunden erwar- 10 ten mehr als Bildung. Und die Kunden, die dies nicht erwarten, spüren den Mehrwert und werden so an das Bildungsunternehmen gebunden. Die Institute unternehmen vermehrt Bildung mit ihren Studierenden in einem Dialog. Bildungsunternehmen stellen Plattformen für einen aktiven Know-howTransfer bereit. Die WKS KV Bildung zum Beispiel ermöglicht ihren Studierenden jedes Jahr die Networkingarena. Ziel der Networkingarena ist es, junge Leute für das Thema Netzwerkbildung zu sensibilisieren und ihnen Gelegenheit zu geben, mit Firmenvertretern verschiedener Hierarchiestufen ins Gespräch zu kommen. Andere Bildungsinstitutionen machen dabei mit. Die Wirtschaftsschule Thun stattet ihren Veranstaltungskalender mit spannenden Präsentations- und Informationsabenden aus, die Berufsfachschule des Detailhandels in Bern versteht sich mit Angeboten in Grund- und Weiterbildung, Beratung und Begleitung als umfassende Bildungsstätte des Berufsfeldes, und die BFB – Bildung Formation Biel-Bienne tritt mit ihren Auftritten auf den Social-MediaPlattformen Facebook, Twitter und Xing in einen Dialog mit den unterschiedlichen Anspruchsgruppen. Die Bildungsunternehmen sind Drehscheibe und Angelpunkt des aktiven Know-how-Transfers. «Berufsfachschulen bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Grund- und Weiterbildung. Von einem Bildungsunternehmen wird nicht nur Dienstleistung, sondern auch Leistungsforderung erwartet. Lernende sollen trotz den an sie gestellten Anforderungen bereits in der Grundbildung als Kunden wahrgenommen und wertgeschätzt werden, damit sie den Brand positiv assoziieren. Nur wenn uns dies gelingt, kehren die Berufsleute später in einer neuen Rolle an die Bildungsstätte zurück.» Adrian Ruprecht, Rektor bsd. Bern «Brandmanagement beginnt in der Grundbildung. Die Erlebnisse während der Lehre prägen die Lernenden nachhaltig. Erfolg haben wir, wenn die Kunden zurückkommen und dank guter Beratung genau das Angebot finden, das zu ihnen passt. Wer gerne lernt, lernt erfolgreich.» Beat Flückiger, Rektor Wirtschaftsschule Thun «Die sozialen Medien bieten für die BFB eine grosse Chance. Wir wollen eine interessierte Community aufbauen und einen offenen Dialog pflegen. Auf den Plattformen geben wir Einblicke in unser breites Knowhow in Wirtschafts-, Arbeits- und Bildungsthemen und werfen einen Blick hinter die Kulissen der BFB, teilen spannende Themen und pflegen den Dialog. Damit stärken wir unser Image als Bildungspartner für Wirtschaft.» Daniel Stähli, Direktor BFB Bilder: ©Die neue Bildwelt der WKS KV Bildung Was hat ein Bildungsunternehmen mit professioneller Markenführung zu tun? INTERVIEW MIT THOMAS RYCHIGER Nicole Berner: Worin unterscheidet sich ein Bildungsunternehmen von anderen Unternehmen und was ist gleich? Thomas Rychiger: «Erstens, Bildung ist der wichtigste Rohstoff in unserem Land, Bildungsunternehmen sind demzufolge die wichtigsten Unternehmen. Zweitens verstärkt die werteorientierte Führung die Anziehungskraft aller Unternehmen.» Weshalb verstärkt werteorientierte Führung die Anziehungskraft? «Sie schafft Orientierung und Sicherheit. Man weiss, woran man ist. Auch in ihrer Sonderposition haben die Bildungsunternehmen das Gleiche zu beachten wie alle anderen: Das besondere Interesse der zahlenden Kunden zum Unternehmen ist der Kern ei- ner gesunden Weiterentwicklung über Generationen. Das ist auch das Credo der werteorientierten Führung. Die Anziehungskraft entsteht aus der Bildungsleistung, die zur Steigerung des Marktwerts des Kunden beiträgt, und aus einer durchgängig spürbaren Werteorientierung.» Was haben gelebte Werte mit einer erfolgreichen Markenführung zu tun? «Die Marke muss die Werte ausstrahlen, welche die Herzen hinter der Marke bewegen. Das ist der Kernpunkt der Glaubwürdigkeit und der Markenführung.» Wie kann die WKS KV Bildung eine wirksame Markenführung sichern? «Von zentraler Bedeutung ist eine breite, interessierte Abstützung. Das heisst, dass man Dozierende und Lehrpersonen die Marke mitgestalten lässt. Ebenso wichtig ist es, dass man auch Beeinflusser ausserhalb des Unterrichts begeistert. Zwei Beispiele dazu: Das «Berner HR- und Wirtschaftsforum» ist eine Bildungs- und Netzwerkplattform für Tausende aus dem (HR-) Management. Der «Brennpunkt» ist eine Diskussionsplattform im kleinen Expertenkreis zu einem aktuellen brennenden Thema.» Was ist im Bildungsunternehmen das Wichtigste für zukünftigen Erfolg und was muss vermieden werden? «Das Wichtigste ist ein konsequenter Mehrwertfokus aus Kundensicht. Vermieden werden muss Selbstzufriedenheit. Sie ist der Anfang vom Untergang.» THOMAS RYCHIGER Gründer und Inhaber von Rychiger Executive Support zur Unterstützung und Begleitung der Unternehmensführung in Strategie- und Nachfolgeprozessen. Sein Markenzeichen: Die Entdeckung des wahren Potenzials von Unternehmen und Persönlichkeiten.