Berufsgruppen mit biologischen Risiken – Abwasser- und Abfallwirtschaft Klaus Zimmermann Biosafety Expert Danube BioSolutions 5/5/2016 1 Überblick • Berufsgruppen • Interessante Fakten • Krankenhausinfektionen (HAI) • Definition “Health Care Waste” • Risiko der Infektion durch Health Care Waste • Abfall Management in GesundheitsfürsorgeEinrichtungen (Health Care Waste Management, HCWM) 5/5/2016 2 Berufsgruppen • Industrie und Forschung im Life Science Bereich (Biosafety Richtlinien) • Gesundheitseinrichtungen • Kläranlagen • Wäschereien 5/5/2016 3 Interessante Fakten • Infektiöse Erkrankungen sind immer noch eine der höchsten Todesursachen weltweit, sogar in entwickelten Ländern • WHO Gesundheitsreport 2013: 2012 insgesamt 56 Millionen Menschen weltweit gestorben • Infektiöse Erkrankungen ca. 25% • Atemwegsinfektionen sind Nummer 3 aller Todesursachen 5/5/2016 4 10 häufigste Todesursachen 5/5/2016 5 Häufigste infektiöse Erkrankungen Sechs Erkrankungen verursachen ca. 90% Todesfällen durch Infektionen • Pneumonie (Akute Atemwegsinfektionen) • HIV/AIDS • Diarrhöe • Tuberkulose (TB) • Malaria Malaria Endemie • Masern 5/5/2016 Anopheles Mosquito 6 Hepatitis B • Geschätzte 240 Millionen Menschen chronisch HBV (WHO 2015) infiziert • Infizierte können Krankheit viele Jahre übertragen, bevor sie Zirrhose oder Leberkrebs entwickeln • Ca. 780.000 Menschen sterben jedes Jahr an HBV Infektionen, 650.000 an Zirrhose und Leberkrebs und 130.000 an akuter Hepatitis B 5/5/2016 7 HIV/AIDS • HIV hat mehr als 39 Millionen Leben gefordert (WHO 2015) • 2013 starben 1,5 Millionen Menschen durch HIV • HIV Infektion schwächt das Immunsystem und kann latente TB aktivieren (ca 1/3 aller AIDS Patienten sterben an TB) • Ca. 35 Millionen leben mit HIV (2013) • Sub-Sahara Afrika: beinahe 70% 5/5/2016 8 HIV Übertragungsrisiko 5/5/2016 9 Krankenhausinfektionen - Definition • Krankenhausinfektionen (hospital-acquired infections, HAIs) auch bekannt als nosokomiale Infektionen • Infektionen, die bei der Aufnahme im Krankenhaus nicht vorhanden waren, aber sich während dem Aufenthalt des Patienten entwickeln • Resultat von Prozeduren am Patient, die zu Infektionen von dessen endogener Flora führen oder durch Exposition zu infektiösen Agentien/ kontaminierten Gegenständen • Riskiko einer Infektion für Patienten mit veränderter oder verminderter Immunität erhöht https://www.youtube.com/watch?v=Wqx1UTUoSq8#t=11 http://wn.com/hospital-acquired_infections 5/5/2016 10 HAIs - Statistiken • US: CDC HAI Prävalenz -Studie (2015): jeden Tag hat 1 von 25 Krankenhauspatienten mindestens eine HAI • Ca. 722.000 HAIs in US Krankenhäusern (2011) • Ca. 75.000 Patienten mit HAIs starben während Krankenhausaufenthalt • EU: jedes Jahr 4,1 Millionen Personen durch HAIs infiziert (European Center for Disease Prevention and Control 2015) • Direkt 37.000 und indirekt weitere 110.000 Tote pro Jahr • Häufigste Infektionen: urinärer oder respiratorischer Trakt; nach Operation (über Blutkreislauf), Diarrhoea durch Clostridium difficile • Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) 5% von allen HAIs • 20–30% aller HAIs zu verhindern durch intensive Hygiene and KontrollProgrammen inklusive gutem HCW Management 5/5/2016 11 MRSA • MRSA = Methicillin resistenter Staphylococcus aureus • Schwaches Immunsystem: Infektionen, Geschwüre, Blutvergiftungen und Lungenentzündungen • Gegen Beta-Laktam-Antibiotika (Methicillin) unempfindlich, Penicilline und Cephalosporine wirken nicht mehr • Vor allem in Krankenhäusern • Nutztiere und Lebensmittel • D: etwa 50.000 Patienten/ Jahr mit MRSA infiziert • In manchen Kliniken bis zu 30 % der dort erworbenen Infektionen MRSA • D: Todesfälle durch im Krankenhaus erworbene Infektionen jährlich 1.500 bis zu 40.000 5/5/2016 12 Auswirkungen von nosokomialen Infektionen • Wichtiger Beiträger an Morbidität and Mortalität • Beträchtlicher Kostenverursacher – Verlängerter Krankenhausaufenthalt – Teurere Medikamente – Weniger produktive Zeit • Zunehmend wichtiges öffentliches Gesundheitsproblem – Zunehmende bakterielle Antibiotika-Resistenz 5/5/2016 13 Maßnahmen zur Verhinderung von HAIs Zwei prinzipielle Wege zur Verhinderung der Verbreitung von nosokomialen Infektionen in Gesundheitseinrichtungen • Trennung einer idendifizierten Quelle von Infektionen von anderen Patienten und Bereichen • Eliminierung aller offensichtlichen Routen der Übertragung Maßnahmen: Sterilisation/Desinfektion, geeignete Behandlung von Abfällen 5/5/2016 14 Healthcare Waste - Definition • Healthcare Waste • Materialen von Behandlungen/ Aktivitäten an Menschen oder Tieren, die das Potential haben infektiöse Agentien zu übertragen • Gefährlicher Healthcare Waste: • 75 – 90 % des HCW ist allgemeiner Abfall (ähnlich wie Hausmüll) • 10 – 25 % ist gefährlich (infektiös, toxisch etc) 5/5/2016 15 Hauptquellen für infektiöse Abfälle • Krankenhäuser • Laboratorien • Forschungseinrichtungen • Tierställe/Labors • Blutbanken • Anatomie • Autopsiezentren 5/5/2016 16 Abfall verursachende Healthcare Aktivitäten • Diagnose • Behandlung • Prävention • Forschung 5/5/2016 17 Gefährdete Personen Ärzte und Pflegepersonal Behandelte Patienten Angestellte in angeliederten Dienstleistungen (z.B. Wäschereien) Personal für Transport und Behandlung von Abfall Personal in Abfallbehandlungsanlagen 5/5/2016 18 Infektionswege Verletzungen mit scharfen Gegenständen (Nadelstiche) Absorption durch eine Öffnung/ Schnitt in der Haut Absorption von mukösen Membranen Inhalation Ingestion 5/5/2016 19 Mit HCW assoziierte Hauptrisiken • Häufigste Ursachen für Risiken verbunden mit HCW? – Verletzungen (Glas, Plastikmaterial, Skalpelle etc.) • Warum? – Scharfe Gegenstände können Verletzungen verursachen, über die infektiöse Erreger in den Körper eindringen können • Häufigste Exposition zu Gefahren von HCWs? – Orte, wo Menschen ungeschützt mit unbehandeltem Abfall umgehen – Orte der Abfallbehandlung – Blut und Körperflüssigkeiten von undichten Behältern und über Luft übertragbare Erreger (Aerosole) 5/5/2016 20 Risiken durch Nadelstich Verletzungen • Pro Jahr 66.000 HBV, 16.000 HCV und 200–5.000 HIV Infektionen von Krankenhauspersonal durch spitze Materialien • Mehr als zwei Millionen Expositionen an infizierten spitzen Materialien/Jahr • Risiko einer Infektion von Nadelstichverletzungen (Frisch abgenommenes Blut von viraemischen Patienten) HBV = 1:3 HCV = 1:30 HIV = 1:300 5/5/2016 21 Zur Häufigkeit von Nadelstichverletzungen • Über 30 Gesundheitseinrichtungen (vorwiegend Krankenhausabteilungen) in Österreich: freiwillige Fragebogenerhebung zur Häufigkeit von Nadelstichverletzungen • Insgesamt 788 Personen • Dipl. Krankenschwestern/Pfleger, Hebammen, ÄrztInnen, Sanitäter, Reinigungspersonal, usw. (75% mit Berufserfahrung von über 5 Jahren) • 27 Personen (3,4%) innerhalb der letzten 4 Wochen Nadelstichverletzung, (eine Person zweimal) • 19 beschriebenen Maßnahmen nach dem Unfall: „Desinfizieren“ 10 Nennungen, „nichts“ 4 Nennungen • 12 Unfall gemeldet 5/5/2016 22 Gutes HCW Management • Ausgewiesenes Abfallmanagement Team • Gute Verwaltung • Gezielte Planung • Unterstützende Gesetzgebung • Passende Finanzierung • Personal macht mit • Training des Personals • Vermeidung von Abfall • Richtige Behandlung 5/5/2016 23 ADR - Konvention zum Transport von gefährlichen Gütern • HCW fällt unter ADR • Für Menschen infektiöse Substanzen, Kategorie A →UN 2814 • Für Tiere infektiöse Substanzen, Kategorie A →UN 2900 • Biologische Substanzen, Kategorie B →UN 3373 • Klinischer Abfall, nicht spezifiziert →UN 3291 Dekontaminierte Materialien fallen nicht unter die Regelungen der ADR 5/5/2016 24 Verpackungsinstruktionen • UN 2814 - Für Menschen infektiöse Substanzen Verpackungsinstruktion P620 • UN 2900 - Für Tiere infektiöse Substanzen Verpackungsinstruktion P620 • UN 3373 - Biologische Substanz, Kategorie B Verpackungsinstruktion P650 • UN 3245 - GMMOs and GMOs - Verpackungsinstruktion P904 • UN 3291 - Klinischer Abfall, nicht spezifiziert Verpackungsgruppe II, Verpackungsinstruktion P621 5/5/2016 25 P621 (Verpackungsgruppe II) – Klinischer Abfall • Starre, dichte Verpackungen, die den Vorschriften für feste Stoffe entsprechen und die Prüfanforderungen für die Verpackungsgruppe II erfüllen • Genügend saugfähiges Material vorhanden, um die gesamte Menge der in der Verpackung enthaltenen flüssigen Stoffe aufzunehmen • Die Verpackung ist in der Lage, flüssige Stoffe zurückzuhalten 5/5/2016 26 Inaktivierung infektiöse Festabfälle (beabsichtigt) • Autoklav: thermische Behandlung von festen Abfällen (Überdruck) • In Österreich „State-of-the-art“ außerhalb von Krankenhäusern (Feste Abfälle, Ausrüstung, Bekleidung…) • Auch andere Verfahren: Mikrowelle 5/5/2016 • Gesetzliche Anforderung: Autoklav oder gleichwertige Verfahren • Bis RG2 nur Dekontamination gefordert • RG1: freiwillig • RG2: kontaminiertes Material • RG3: Alles • GVO: de facto auch RG1 27 Abwasser Desinfektion (Beabsichtige Arbeit) • Kontaminierte Flüssigkeiten RG2 (und darüber); größere Volumina, z.B. in biotechnologischer Fermentation • RG3: alle Flüssigkeiten • GVO: ab RG1 • Kleinere Volumina (bis 10 L): normalerweise in Autoklaven oder gleichwertigen Geräten • Thermische Inaktivierung: Batch und kontinuierlich • Thermische Desinfektions-Waschbecken: nicht zu empfehlen ab RG2 5/5/2016 28 Danke für Ihre Aufmerksamkeit Fragen? 5/5/2016 29