24 IGeL aktiv Chronische Erschöpfung Kein Modebefund für Workaholics Burn-out- und Chronisches Müdigkeitssyndrom nehmen die Ausmaße einer „neuen Zivilisationskrankheit“ an. Die Diagnose ist schwierig – und kann durch gezielte Labordiagnostik unterstützt werden. Der Focus beschrieb unlängst in einer Titelgeschichte „Die Burn-out-Gesellschaft“, die FAZ adelte das Burn-out- und Chronische Müdigkeitssyndrom zur „neuen Zivilisationskrankheit“. Burn-out sei zu einem Massenphänomen geworden, jeder neunte Deutsche leide darunter. Im strengen Sinn handelt es sich beim Burn-out-CFS-Syndrom um keine Krankheit, sondern um einen „Zustand körperlicher, psychischer und geistiger Erschöpfung, der durch normale Erholungszeiten nicht mehr kompensiert werden kann“, wie der Frankfurter Psychoanalytiker Hansjörg Becker erklärt. Psychische Erkrankungen sind einer Studie zufolge inzwischen die Hauptursache für Frühverrentungen. Die Betroffenen gingen zwischen 45 und 48 Jahren in Rente, deutlich früher als bei anderen Krankheiten, sagt Manfred Zielke, Professor für klinische Psychologie (Mannheim). Krankenkassen, Rentenversicherungsträger und Arbeitgeber könnten enorme Kosten sparen, wenn solche Patienten früher behandelt würden. „Die Krankheitsbilder lassen sich nicht auf dem Röntgenbild darstellen“, so Zielke weiter. „Das ist das Problem.“ Was können der „CFS-Basischeck“ und der „CFS-Spezialcheck“ der synlab in diesem Zusammenhang leisten? Mangelerscheinungen erkannt. Eine Verminderung des Zinkspiegels zum Beispiel zieht Störungen im Immunsystem nach sich. Selen ist an der Virenabwehr und an der Stimulierung des Immunsystems beteiligt. Auch eine erhöhte oder verminderte Aktivität der Schilddrüse kann eine Rolle bei Müdigkeit spielen und wird mit zunehmendem Alter immer häufiger diagnostiziert. Hormonstörungen Bei Männern kann die Testosteron-Konzentration als Zeichen einer Überbelastung oder Erkrankung vermindert sein. Bei Frauen kann es bei Veränderungen im Sexualhormonsystem und in den Wechseljahren zu chronischer Müdigkeit kommen. Die Messparameter sind hier FSH und Östradiol. Infektiöse Erkrankungen Ziel der CFS-Laborprofile ist eine Differentialdiagnostik von allen Vermutungen, die sich um das Chronische Müdigkeitssyndrom ranken. Untersucht wird daher auch die zellu- Die Laborparameter Manifeste Laborparameter, die charakteristisch verändert sind, stehen nicht zur Verfügung. CFS ist eine Art Sammelbecken für Symptome, die ein Patient im Zusammenhang mit Mattigkeit und Müdigkeit schildert. Das kann auf alles Mögliche hindeuten – also geht es zunächst einmal um eine möglichst umfassende Ausschlussdiagnostik. Durch eine Screening-Untersuchung einschließlich Blutbild, Vitamin B12, Folsäure, Zink und Selen werden 4_2010 Fünf vor zwölf: Lähmende Erschöpfung und eine Kombination von Symptomen kennzeichnen das Syndrom der Chronischen Müdigkeit. 25 läre Abwehr (T-Zellen plus Aktivierungsmarker Beispiel für einen CFS-Basischeck aus der synlab: HLA-DR auf der Oberfläche von T-HelferzelFrau: len) ebenso wie die humorale (ImmunglobuUntersuchung: GOÄ-Ziffer: Kosten: Material: line der Klassen A, G und M), die Hormone Blutbild groß 3550, 3551 4.67 EDTA-Blut 4 ml und die Spurenelemente wie auch mögliche Vitamin B 12 4140 14.57 Serum Antikörperreaktionen auf CMV, EBV-EBNA, Folsäure 4140 14.57 Serum EBV-EA und HHV6. Da die Beschwerden bei Selen 4134 23.90 Serum Burn-out und CFS einem frischen Pfeifferschen Zink 4135 5.25 Serum Drüsenfieber ähneln, besagt eine Theorie, dass TSH 4030 14.57 Serum das Immunsystem nicht mit dem Epstein-BarrCortisol 4020 14.57 Virus fertig wird. In analoge Richtung gehen die Östradiol 4039 20.40 Vermutungen, das CFS sei durch Viren wie dem FSH 4021 14.57 Cytomegalie-Virus ausgelöst oder mitausgelöst. Kosten insgesamt:127.07 € Was sagen die Tests? Mann: Ein Testergebnis ist keine Diagnose. Zunächst Untersuchung: GOÄ-Ziffer: Kosten: Material: müssen viele Ursachen ausgeschlossen werden, die zu Müdigkeit und Erschöpfung führen kön- Blutbild groß 3550, 3551 4.67 EDTA-Blut 4 ml nen, um auch nur in die Nähe der Diagnose Vitamin B 12 4140 14.57 Serum „Chronisches Müdigkeitssyndrom“ zu gelan- Folsäure 4140 14.57 Serum gen. Allerdings ist umgekehrt festzuhalten, dass Selen 4134 23.90 Serum Chronische Müdigkeit häufig nicht gezielt ange- Zink 4135 5.25 Serum gangen wird, solange die niedergelassene Praxis TSH 4030 14.57 Serum mit den Standardparametern arbeitet – und Cortisol 4020 14.57 dann die Sache nicht mehr weiter verfolgt, wenn Testosteron 4042 20.40 Serum die üblichen Check-ups auf entzündliche Pro- DHEA-S 4038 20.40 Serum zesse, bakterielle Infektionen etc. nichts ergeben. Kosten insgesamt: 132.90 € Das dürfte einer der Hauptgründe sein, weshalb chronisch müde Patienten sich oft auch von Beispiel für einen CFS-Spezialcheck aus der synlab: ihrem Arzt unverstanden und frustriert fühlen. Untersuchung: GOÄ-Ziffer: Kosten: Material: Fotos: Klaus Eppele, Sven Hoppe, Pixel (Fotolia) IGeL oder GKV? Lymphozytendifferenzierung (CD4/CD8/HLA-DR) 4003, 3 x 3696 4 x 3697 185,92 EDTA-Blut oder Heparinblut 10 ml Das liegt weitgehend im Ermessen des behandelnA, 3 x 3571, 3572 40.79 Serum 5 ml den Arztes. Es gibt für jede der Untersuchungen Immunglobuline G, M, E eine EBM-Ziffer, sie kann also in begründeten Blutbild groß 3550, 3551 4.67 Fällen auch als Kassenleistung abgerechnet wer- Kosten insgesamt: 231,38 € den. Ein mögliches Entscheidungskriterium kann sein, welchen Eindruck der Arzt von seiUntersuchung: GOÄ-Ziffer: Kosten: Material: nem Patienten hat, ob also beispielsweise schon CMV-IgG 4378 13.99 Serum 5 ml das äußere Erscheinungsbild klar auf Abgeschla- EBNA-EA-AK A4408 46.63 genheit und Leistungsschwäche hindeutet, ob HHV6-IgG-Ak 4363 29.73 der Patient anders wirkt als sonst etc. Kosten insgesamt: 90.35 € Eine klassische Selbstzahlerleistung könnte dann vorliegen, wenn der Patient etwa an Ermüdungserscheinungen leidet, ohne dass der behandelnde – Erkrankung nicht vielleicht doch auf körperliche UrsaArzt Anzeichen dafür findet. Oder wenn der Patient depres- chen oder auf eine chronische Infektion zurückzuführen ist. siv ist und abgeklärt haben möchte, ob seine – psychiatrische Bernd Harder 4_2010