(Heil-)Kräuter und Gewürze Seit Tausenden von Jahren sind Kräuter und Gewürze nicht nur Nahrungs-, sondern auch Heilmittel. Die ersten Aufzeichnungen zur Kräuterkunde reichen bis ins 3. Jahrtausend vor Christus zurück. Schon Hildegard von Bingen (1098-1179) gab in ihren Schriften das Wissen um die Heilkräfte vieler Kräuter wieder. 1 Die traditionelle Pflanzenheilkunde ist, wie beispielsweise Mythologie, Sprache, Religion, Landwirtschaft oder Botanik von essentieller kultureller Bedeutung. Sie ist vor allem ein kulturelles Phänomen und jede Kultur besitzt ihr eigenes Paradigma, was Pflanzen, Gesundheit, Kräuterkunde oder Heilung betrifft. 2 Als Gewürze, zu denen Kräuter zählen, werden küchensprachlich Pflanzen bezeichnet, deren Blätter, Blüten, Früchte, Rinden oder Wurzeln frisch oder getrocknet, aufgrund ihres Aromas als würzende und geschmacksgebende Zutaten zu Lebensmitteln verwendet werden. Mit ihren wohlriechenden und -schmeckenden Aromen tragen Gewürze und Kräuter wesentlich zum Vergnügen beim Essen bei, es kommt nur darauf an, sie am richtigen Ort und in der richtigen Dosis anzuwenden. Einige dieser Pflanzen sind Heilpflanzen, besitzen also auch eine pharmakologische Wirkung. Bereits die Babylonier, Ägypter und andere frühe Hochkulturen wandten gezielt Kräutertherapien gegen Krankheiten an. So verfasste beispielsweise schon Hippokrates, der den Meisten aufgrund des „Hippokratischen Eides“ bekannt ist, im 5. Jahrhundert vor Christus ein Grundwerk der Medizin, in das er Kräuterpräparate zur Unterstützung des Heilprozesses miteinbezog. 3 In Europa waren es vor allem die Klöster, die das Wissen um Heilkräuter pflegten. Kräuterrezepte sind nicht nur auf Speisen beschränkt, sondern finden sich auch für die verschiedensten Salben, Tinkturen, Tees und anderen Getränke und vor allem auch in der Naturkosmetik. Heutzutage erfreuen sich die alternativen Heilmethoden immer größerer Beliebtheit. Viele Menschen stehen der Schulmedizin skeptisch gegenüber und suchen nach sanfteren, naturnahen, ungefährlicheren und vor allem auch billigeren Verfahren. 4 Viele dieser Erkenntnisse wurden mittlerweile von der Wissenschaft bestätigt, beispielsweise dass verschiedene Gewürze den Appetit anregen und die Verdauung unterstützen (Fenchel, Kümmel, Chili, Dill). Auch antibiotische, antiseptische (Lauch, Knoblauch, Zwiebel, Ingwer, Salbei) und schmerzlindernde Wirkungen (Nelken, Arnika, Johanniskraut) sind bekannt. 5 Auch wenn bei normaler Anwendung Kräuter und Gewürze verträglich und nützlich sind, kann auch hier zu viel davon schaden. 1 Kissel: Gewürze & Kräuter (1998), S. 36. Vgl. Storl: Urspiritualität (2014). S. 272. Vgl. auch Storl: Kräuterkunde (2012). 3 Vgl. Kissel: Gewürze & Kräuter (1998), S. 36f. 4 Vgl. Storl: Kräuterkunde (2012). 5 Vgl. Kissel: Gewürze & Kräuter (1998), S.36f. 2 Quellen und Literatur Kissel, Renate: Gewürze & Kräuter. Künzelsau 1998. Storl, Wolf-Dieter: Kräuterkunde. Das Standardwerk zur Kräuterkunde. Bielefeld 2012. Storl, Wolf-Dieter: Die alte Göttin und ihre Pflanzen. Wie wir durch Märchen zu unserer Urspiritualität finden. München 2014.