Würzen statt salzen - Migros

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90 | MM12, 16. MÄRZ 2015 | LEBEN
E
So is(s)t die Jugend
Süsse Typen
Etwa 13 Stück Würfelzucker stecken in dem
halben Liter Cola, den
mein Tischnachbar
gerade trinkt. Ich über­
lege mir kurz, ob ich
ihm sagen soll, dass das
gleich viel wie in einer
Tafel Milchschokolade
ist, aber lass es dann:
Der weiss vielleicht
sogar theoretisch, was
er da über den Tag
verteilt an Kalorien
und Zucker über Süss­
getränke so aufnimmt.
Weshalb die Energy
Drinks so hoch im
Kurs liegen? Jeder, der
schon mal einem
jungen Menschen mit
Schlafmangel beim
Lernen zugeschaut hat,
kennt die Antwort
darauf. Ich lasse das
Cola­Glas aus den Au­
gen und starre in mei­
nen Kaffee. Wie blöd
würde mein Gegenüber
wohl gucken, wenn ich
jetzt 13 Würfelzucker
hineingeben würde?
Sarah Diener (19)
hat die Matura gemacht und absolviert ein Praktikum
im Spital Bern.
Ernährung
Würzen statt salzen
Salz macht Fades schmackhaft, ist aber nicht unbedingt gesund. Gewürze können
jedoch den Salz-Effekt toppen und sind zudem auch gesundheitlich ein Volltreffer.
Text: David Fäh
F
ades Essen mag niemand. Aber muss
es deswegen immer nur Salz sein?
Ob übermässiges Salzen tatsächlich
krank macht, konnten Forscher
noch nicht abschliessend klären. Fest steht:
Besonders gesund ist Salz nicht. Abgesehen
davon sprechen gute Gründe dafür, weniger
zu salzen und dafür anderweitig zu würzen.
Salz fördert Speichelfluss und Appetit und
führt dazu, dass wir mehr essen. Salz macht
auch Durst, den wir nicht immer kalorienfrei
löschen. Deshalb ist es nicht verwunderlich,
dass in vielen Bars und Restaurants Chips
und Erdnüssli herumstehen. Das rechnet
sich für den Wirt. Und: Salz schmeckt immer
gleich, nämlich salzig. Wie langweilig ver­
glichen mit dem, was Kräuter und Gewürze
zu bieten haben. Alternativen zu Salz haben
aber nicht nur kulinarische Vorteile:
• Gewürze verleihen einem Gericht
Geschmack. Eine gut gewürzte Mahlzeit
benötigt weniger Fett und Salz, um gut zu
schmecken. Neben Chili, Curry, Paprika,
Cayennepfeffer und Knoblauch ermöglichen
auch Kräuter wie Salbei, Rosmarin, Thymian,
Peterli und Schnittlauch gesunden Genuss.
• Probieren Sie für die Salatsauce neue Kräu­
ter aus – statt Schnittlauch und Petersilie mal
Dill, Minze, Basilikum oder Koriander.
• Kräuter und Gewürze helfen mit, den
Bedarf an wichtigen Nährstoffen wie Eisen
zu decken. Gewürze wie gemahlener Pfeffer
und dunkelgrüne Kräuter – auch getrocknete
– sind gute Lieferanten.
• Kräuter schmecken am besten, wenn sie
frisch sind. Pflanzen Sie auf Balkon oder Sims
eine Blumenkiste mit Kräutern an.
• Sie stehen auf scharf? Gewürze kurbeln den
Kreislauf an. Sie erhöhen den Herzschlag
und die Durchblutung und aktivieren die
Schweissdrüsen. Das verbraucht einiges an
Kalorien. Zudem sättigen Speisen besser,
wenn sie Chili, Curry oder Cayenne­Pfeffer
enthalten. Scharfschlemmer sind also
schneller satt und verbrennen einen Teil der
Kalorien bereits beim Essen wieder.
• Die Natur bietet eine grosse Bandbreite an
Scharfmachern: Pfeffer, Chili, Senf, Meer­
rettich, Ingwer, Kresse und viele Lauch­ oder
Zwiebelgewächse.
Noch ein Wort zu Glutamat. Es kommt dar­
auf an, was man damit würzt – ob Gesundes
oder Dickmacher. Studien zeigen, dass
Glutamat die Attraktivität aller Nahrungs­
mittel steigert. Streuwürze also nur für
Kalorienarmes, wie rohes oder gekochtes
Gemüse, Salate oder Gemüsesuppen ver­
wenden? Gute Idee! MM
Gewürze bieten
Aromavielfalt,
sorgen für
Abwechslung beim
Essen, liefern Vitamine und kurbeln
den Kreislauf an.
Hier schreiben die
Vivai-Experten
über Ernährungsfragen. Dieses Mal
der Ernährungswissenschaftler
David Fäh.
In Zusammenarbeit mit
Das Nachhaltigkeitsmagazin der Migros.
Bild: Getty Images
Trotzdem fällt mir
auf, dass viele Leute in
meinem Alter, beson­
ders die Männer, eher
zu gesüssten Geträn­
ken als zu Wasser
greifen. Wohl, weil sie
einfach weniger lang­
weilig schmecken, un­
bewusst vielleicht auch
ein wenig, weil Wasser­
fläschchen häufig nur
geringfügig billiger sind
als Citro und Co.
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