Biologische Vielfalt in Wäldern - SURF

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Biologische
Vielfalt in Wäldern
Nachhaltige Investitionen
für Mensch und Natur
Dezember 2011
Dieser Bericht wurde redaktionell bearbeitet von:
Francesc Cots,
Forstwissenschaftliches Zentrum Katalonien
Autoren:
Francesc Cots und Denis Boglio,
Forstwissenschaftliches
Zentrum Katalonien
Gerald Plattner,
Österreichische
Bundesforste AG
Francisco Flores,
Generaldirektion Umwelt
der Region Murcia
Sowie von:
Peter Torkler und Julia Steinert,
WWF Deutschland
Colette Price,
Countryside Council for Wales
Grafische Gestaltung:
Communication Department,
Forstwissenschaftliches Zentrum Katalonien
Titelfoto: © Jordi Camprodon und David Guixé
Übersetzung: Christiane Helbig
Deutsche Redaktion: Magdalena Wagner und
Gerald Plattner, September 2012
Vielen Dank an alle, die zu diesem Bericht
beigetragen und ihn kommentiert haben.
Dieser Bericht wurde im Jahr 2011 durch das
Projekt „Surf Nature“ veröffentlicht.
www.surf-nature.eu
Dieses Projekt wurde im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung durch
das INTERREG-IVCProgramm gefördert.
LD: L.287-2012
ISBN: 978-84-695-2713-9
Biologische
Vielfalt in Wäldern
Inhalt
Einleitung
4
1. Daten und Fakten zu Europas Wäldern
6
1.1 Waldökosysteme
6
1.2 Allgemeine Situation
6
1.3 Schlüsselpunkte zu Erhalt, Schutz und Verbesserung der
Biodiversität in Waldökosystemens
8
1.4 Belastungen, Bedrohungen und Risiken
11
1.5 Die Forstpolitik der EU
13
2. EU-Regionalfonds für die biologische Vielfalt
in Wäldern
15
2.1 Europäische Förderung von biologischer Vielfalt in
Wäldern
15
2.2 Regionalpolitik und biologische Vielfalt in Wäldern
17
2.3 Möglichkeiten zur Verbesserung der regionalen
Förderprogramme für die biologische Vielfalt in Wäldern
20
3. Meinungen und Sichtweisen von AkteurInnen
21
4. Gute Praxis und innovative Ansätze
24
4.1 Projektbeispiele
24
4.2 Empfehlungen für eine erfolgreiche Projektumsetzung
29
4.3 Die Alpenkonvention:
ein Beispiel eines innovativen Rechtsansatzes
30
5. Schlussfolgerungen und Empfehlungen
32
6. Literatur
35
Einleitung
Über uns
Europäische Fonds bieten Möglichkeiten, die
Finanzierung von Naturschutzmaßnahmen in den
Mitgliedsstaaten zu ergänzen und damit zum Erhalt
wertvoller Naturgüter und Kulturlandschaften beizutragen. Der europäische Ansatz zur Finanzierung
von Natura 2000 besagt, dass Naturschutzmaßnahmen in alle EU-Fonds integriert werden sollten.
Die laufende Förderperiode 2007-2013 hat gezeigt, dass viel Potenzial für die Finanzierung der
Förderung von Biodiversität und Natur im Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) liegt.
Tatsächlich wurden über alle Operationellen Programme des EFRE 3,8 Milliarden Euro für Investitionen in die Natur bereitgestellt. Die Verteilung der
Mittel unterscheidet sich allerdings stark zwischen
den Projekten und Ländern innerhalb Europas.
Angesichts dessen wurde das Projekt „Sustainable
Use of Regional Funds for Nature“ (SURF Nature)
entwickelt. Das Leitziel des Projekts ist es, regionale Politik und Praktiken hinsichtlich Naturschutz
und Biodiversität zu verbessern. Dies soll erreicht
werden, indem die Möglichkeiten für eine Finanzierung dieser Maßnahmen durch den EFRE erhöht
werden und ihnen gleichzeitig ein größerer Einfluss
gegeben wird. Das SURF-Netzwerk besteht aus 14
öffentlichen Institutionen aus 10 EU-Staaten, die
für die Durchführung der Finanzierung durch den
EFRE verantwortlich sind oder Erfahrungen in der
4
Beantragung dieser Mittel haben. Im Rahmen des
Projekts haben die PartnerInnen eines von fünf
Themen gewählt, das ihnen gleichzeitig auch als
Hauptschwerpunkt dient. Die fünf Themen für die
Veröffentlichung von thematischen Broschüren für
das Projekt „Surf Nature“ sind:
•
Nachhaltiger Tourismus
•
Natura-2000-Management
•
Grüne Infrastruktur
•
Umweltbildung
•
Wald und Biodiversität
Alle Broschüren schlagen eine Brücke zwischen
dem Thema an sich und der Möglichkeit der Finanzierung durch den EFRE, und enthalten zudem Projektbeispiele für den thematischen Schwerpunkt
aus den Partnerregionen sowie Fallstudien zur
guten Praxis.
Die Broschüre Biologische Vielfalt in Wäldern
Diese Broschüre beschäftigt sich mit dem Thema
der europäischen Förderung im Bereich der biologischen Vielfalt in Wäldern. Wälder beherbergen
einen Großteil der biologischen Vielfalt Europas
und ihre ökologischen Funktionen (Bodenschutz,
Wasserqualität, Schutz vor Erosion, etc.) sind entscheidend für unser Wohlergehen. Wälder schützen uns auch vor vielfältigen Gefahren wie z. B.
Erdrutschen, Lawinen oder Überschwemmungen
und erfüllen gleichzeitig eine Vielzahl an sozialen
Funktionen, indem sie Erholungsraum bieten und
landschaftsästhetische Ansprüche erfüllen. Im Hinblick auf den Klimawandel gehören Wälder zu den
wichtigsten Kohlenstoffspeichern und spielen eine
bedeutende Rolle bei der Anpassung an die Auswirkungen sowie der Reduktion der Verbrennung
fossiler Brennstoffe.
Bei all diesen Aspekten spielen die biologische
Vielfalt der Wälder und ihre Funktionen eine zentrale Rolle und sollten daher bei allen Aktivitäten
und in allen Projekten, die in Wäldern durchgeführt werden oder sie in irgendeiner Art und Weise betreffen, berücksichtigt werden. Dabei ist es
notwendig, Wälder als Ökosysteme zu betrachten,
die ganzheitlich bewirtschaftet werden müssen.
Im Vordergrund sollten vorwiegend ökosystembasierte Ansätze anstatt anderer, stärker sektoraler bzw. fragmentierter Perspektiven stehen. Die
Förderung von Aktivitäten, die den Schutz der
biologischen Vielfalt in Wäldern unterstützen, sollte keinen Nachteil für die Schutzfunktion dieser
Ökosysteme darstellen und wenn möglich die
Vermeidung von Folgen des Klimawandels, Überschwemmungen, Bränden oder anderen naturbedingten Risiken unterstützen. Ebenso sollte die
Förderung von Aktivitäten zur Risikovermeidung
den Wert lokaler biologischer Vielfalt anerkennen
und die Durchführung von nachhaltigen Waldbewirtschaftungsverfahren unterstützen. In
anderen Bereichen sind die Verbindungen zwischen
Risikovermeidung und Nutzung offensichtlicher,
z. B. in der Biologie, wo durch den Erhalt der Artenvielfalt die genetische Diversität gesichert wird und
damit die Vorbereitung auf alle möglichen Umweltveränderungen erfolgen kann.
Kapitel 1 der Broschüre beschreibt die allgemeine
Situation in den europäischen Wäldern und enthält
aktuelle Daten und Statistiken zur biologischen
Vielfalt und den wichtigen Leistungen, die diese
Ökosysteme unserer Gesellschaft bereitstellen.
Kapitel 2 gibt einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Möglichkeiten europäischer
Fonds für Investitionen in die biologische Vielfalt in
Wäldern mit einem besonderen Schwerpunkt auf
dem finanziellen Rahmen des Regionalfonds (EFRE:
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung).
Auch werden Verbesserungsvorschläge für die
nächste Förderperiode vorgestellt. Kapitel 3 enthält die wichtigsten Zitate aus sechs Interviews mit
europäischen ForstexpertInnen, die Erfahrung auf
dem Gebiet der Förderung im Rahmen des EFRE
besitzen. Diese Interviews waren bei der Identifikation der größten Hindernisse und Chancen für die
Verbesserung der Finanzierungsmöglichkeiten sehr
wertvoll. Kapitel 4 konzentriert sich auf die gute
Praxis und innovative Ansätze. Drei EFRE-Beispiele
veranschaulichen das Potenzial der Regionalpolitik, Projekte mit Bezug zur biologischen Vielfalt in
Wäldern zu finanzieren. Außerdem werden Empfehlungen für die erfolgreiche Umsetzung von
Projekten gegeben. Dieses Kapitel umfasst auch einige wichtige Bestimmungen der Alpenkonvention
als ein Beispiel für einen innovativen rechtsbezogenen Ansatz, der die biologische Vielfalt in Wäldern,
die Vermeidung von Risiken, und andere nachhaltige Entwicklungsansätze beinhaltet. Zuletzt fassen
die Schlussfolgerungen in Kapitel 5 die wichtigsten
Daten und Erkenntnisse der vorangegangenen Kapitel zusammen, um die Schlüsselbotschaften zu
präsentieren und Empfehlungen für die Politik zu
formulieren.
5
1. Daten und Fakten zu
Europas Wäldern
Um einen Überblick zur Situation der biologischen
Vielfalt in Wäldern zu geben, werden die folgenden
Themen behandelt:
1.
2.
3.
4.
5.
Waldökosysteme
Allgemeine Situation
Schlüsselpunkte zu Erhalt, Schutz
und Verbesserung der Biodiversität in
Waldökosystemen
Belastungen, Bedrohungen und Risiken
Die Forstpolitik der EU
1.1 Waldökosysteme
Es gibt keine einheitliche Definition für Wald
innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten. In diesem
Abschnitt beschreibt der Begriff „Waldökosysteme“ die
Gehölzvegetation, die Wälder aus hochwachsenden
Baumarten mit typischem Unterwuchs bildet. Dazu
gehören die Waldtypen Laubwald, Nadelwald und
Mischwald sowie Wald-Strauch-Übergangsstadien.
Die Wälder und andere bewaldete Gebiete in der EU
bedecken zur Zeit 176 Millionen ha, also mehr als 42
% der gesamten Landfläche der EU.
1.2 Allgemeine Situation
Waldlebensräume spielen eine wichtige Rolle für
die einheimische Artenvielfalt und Biodiversität
und erfüllen viele unterschiedliche Funktionen zum
Nutzen der gesamten Gesellschaft. Die folgende
Tabelle zeigt, dass die Ökosystemleistungen, die
durch gesunde Wäldern bereitgestellt werden, von
6
Erholungsräumen bis zu Leistungen mit einem
tatsächlichen wirtschaftlichen Wert einschließlich
der Schaffung von Arbeitsplätzen reichen. Allerdings
gibt es starke Unterschiede in der Verteilung und
Verbreitung von Wäldern in den verschiedenen
Regionen der EU. Momentan gibt es keine
wesentlichen Entwaldungsprozesse in Europa und
die Waldfläche ist zwischen 1990 und 2005 in den
meisten Ländern leicht gestiegen, teilweise durch
Aufforstungsprogramme und natürliche Bewaldung
auf stillgelegten landwirtschaftlichen oder ehemals
beweideten Flächen. Die Waldverteilung verändert
sich auch kleinräumig durch verschiedene Prozesse
wie Verlust von Waldflächen oder Zerschneidung
von Gebieten, womit eine Reduktion der Vernetzung
einhergeht.
Aufgrund ihrer strukturellen Komplexität sind
Wälder ein Schlüsselfaktor für biologische Vielfalt
und stellen idealen Lebensraum für eine Vielzahl
an Pflanzen, Vögeln und anderen Tieren bereit.
Jedoch hängen diese Arten in vielen Fällen stark
von der Umweltqualität der Wälder ab, die in den
letzten Jahrzehnten durch Veränderungen wie die
Intensivierung der Forstwirtschaft, den Anbau nichtheimischer Baumarten und dem daraus resultierenden
Anstieg an Uniformität reduziert wurde.
Durch Wälder bereitgestellte wichtige Ökosystemdienstleistungen und natürliches Kapital:
- Schutzfunktion: Es gibt mehrere bedeutsame Funktionen, von denen die wichtigsten im Folgenden genannt werden:
- Einfluss auf das Klima: Wälder beeinflussen das Klima, indem sie weniger Wärme in die Atmosphäre abstrahlen als
andere Landnutzungsarten, außerdem die Windgeschwindigkeit reduzieren, Bodentemperaturen mindern und die
relative Luftfeuchtigkeit steigern.
- Schutz vor Winderosion: Windschutzreihen und -streifen reduzieren den Verlust des nährstoffhaltigen Oberbodens
und schützen junge Pflanzen in ihrem Einflussbereich vor Wind. Sie helfen auch dabei, Dünen zu stabilisieren.
- Schutz vor Risiken in Gebirgslagen:
g g Die Alpenländer in Europa haben seit jeher viel Erfahrung mit dem Schutz vor
Schnee- und Schlammlawinen durch Wälder und haben viele Wälder genau für diesen Zweck ausgewiesen.
- Filter für Luftverschmutzungen:
g Bäume spielen eine wichtige Rolle beim Zurückhalten von durch den Wind
vertragenen Schadstoffpartikeln, so lange die Verschmutzung sie nicht selbst schädigt oder zum Absterben bringt.
- Schutz von Wasserressourcen: Wäldern schützen Wasser durch die Verringerung der Oberflächenerosion und
-sedimentation, das Herausfiltern von Wasserverschmutzungen, die Regulation von Wasseraufkommen und
-abfluss, die Abschwächung von Hochwasser, die Förderung des Niederschlags (z. B. „Nebelwälder“) und die
Reduktion des Salzgehalts.
- Erholungsfunktion:
g
Wälder bieten Möglichkeiten für die Erholung in natürlicher Umgebung. Wälder wirken sich positiv
auf das Wohlbefinden der Menschen aus. Der Geruch von Waldboden und Bäumen bringt uns dazu, tief durchzuatmen
und zu entspannen. Stille und der direkte Kontakt mit der Natur haben einen erholsamen und reinigenden Effffekt.
ekt
- Nachhaltiger
g Tourismus: Wälder bieten eine Vielzahl an Erholungsmöglichkeiten
glichkeiten und kulturellen Werten, die von imme
immer
mehr TouristInnen nachgefragt werden.
- Holzproduktion:
p
Die Produktion von Holz für die Säge-, Zellstoff
stoff- und Papierindustrie in Europa ist von großer Bedeutun
Bedeutung.
Dieser Sektor bietet Arbeitsplätze für etwa 3,5 Millionenn Beschäftigte. Im Jahr 2005 belief sich der Bruttowert der
d
Forstwirtschaft, Holz-, Zellstoff- und Papierindustrie auf 1100 Milliarden Euro in den 44 Ländern (außer Russland), die Teil
der Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (MCPFE)
PFE) sind. Der Beitrag dieses Sektors zum BIP lag bei 1 %.
- Kohlenstoffspeicherung:
p
g Wälder stellen eine Kohlenstoffsenke dar: Sie binden zunehmende Mengen an Kohlenstoff
Kohlenst in
der Biomasse der Bäume. Zwischen 2005 und
nd 2010 wurden in den europäischen Ländern jährlich etwa 870 M
Millionen
Tonnen CO2 aus der Atmosphäre durch Photosynthese
these und Wachstum der Bäume entfernt. Im Jahr 2008 entsprach dies
ungefähr 10 % der Treibhausgasemissionen dieser Länderr (MCPFE-Mitglieder).
- Biologische
g
Vielfalt: Wälder
älder sind biologisch vielfältige Systeme, die zu den artenreichsten Gebieten der Welt gehören.
Sie bieten eine Vielzahl an Lebensräumen
sräumen für Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen.
Mikroorganisme
7
1.3 Schlüsselpunkte zu Erhalt, Schutz und Verbesserung der
Biodiversität in Waldökosystemen
Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über die wichtigsten Faktoren für biologische Vielfalt in Wäldern,
wobei ein Schwerpunkt auf jene Bereiche gelegt wird, die von besonderem Interesse für das Projekt „SURF Nature“
sind. Die Aussagen beziehen sich hauptsächlich auf Natura-2000-Gebiete und umfassen nicht Daten für alle EUWälder.
Geschützte Wälder
Schutzgebiete sind eines der ältesten Instrumente zum Schutz von Natur und natürlichen Ressourcen. Explizit
ausgewiesene Schutzgebiete konzentrieren sich hauptsächlich auf den Schutz von Biodiversität, Landschaften,
Naturdenkmale und Schutzfunktionen der Wälder. In der EU lagen im Jahr 2010 etwa 20,4 Millionen ha Wald
(entspricht 13 % der Gesamtfläche) in Schutzgebieten. Die Mitgliedsstaaten mit den größten geschützten
Waldflächen waren Italien, Deutschland und Spanien. Geschützte Wälder nehmen in mehreren Ländern einen
großen Anteil der Flächen ein, die mittels der FFH-Richtlinie geschützt sind.
Innerhalb des Natura-2000-Netzwerks zeigen uns die Daten, dass Waldökosysteme etwa 46 % der Fläche von
Natura-2000-Gebieten, 42 % von Vogelschutzgebieten (SPAs) und 48 % von Gebieten von gemeinschaftlicher
Bedeutung (SCls) bedecken 1. Für Vogelschutzgebiete und Besondere Schutzgebiete (SACs) unterscheiden sich
der Schutzstatus der Arten und Lebensräume von europäischer Bedeutung stark zwischen den biogeographischen
Regionen, insgesamt aber besitzen mehr als die Hälfte der Arten und fast zwei Drittel der Lebensräume einen
ungünstigen Schutzstatus.n unfavourable conservation status.
Schutzstatus der Lebensraumtypen von europäischer Bedeutung in Waldökosystemen (links: Statistik nach
Regionen, rechts: Gesamtstatistik); Bemerkung: geographische Fläche: EU außer Bulgarien und Rumänien; Anzahl
der Bewertungen in Klammern Quelle: ETC/BD, 2008
8
1 Natura 2000, CORINE Land Cover (CLC) 2006 für die EU mit Ausnahme von Griechenland und des Vereinigten
Königreichs, für die die Daten von CLC 2000 verwendet wurden.
Schutzstatus der Arten von europäischer Bedeutung in Waldökosystemen (links: Statistik nach Regionen,
rechts: Gesamtstatistik); Bemerkung: geographische Fläche: EU außer Bulgarien und Rumänien; Anzahl der
Bewertungen in Klammern. Quelle: ETC/BD, 2008
Die oben stehenden Grafiken zeigen, dass nur 15 % der Waldarten mit Natura-2000-Relevanz in einem
günstigen und über 50 % in einem ungünstigen Status sind. Es fällt außerdem auf, dass sich der Prozentanteil
von unbekannten Bewertungen deutlich zwischen den biogeographischen Regionen unterscheidet. Die
makaronesische und boreale Region zeigen den höchsten Anteil an günstigen Bewertungen (30 % bzw. mehr
als 40 %).
Natürlichkeit
Über 87 % der Wälder in den 44 Ländern der MCPFE (außer Russland)
sind naturnah. Plantagen bedecken etwa 8 % der Waldfläche und
befinden sich hauptsächlich in Nordwesteuropa. Unberührte Wälder
nehmen etwa 5 % der Waldfläche ein und sind hauptsächlich
im Osten und in Nordeuropa bzw. dem Baltikum zu finden. Die
Natürlichkeitsstufen von Wäldern zeigen die Geschichte und Intensität
menschlicher Eingriffe. Wälder, die von Menschen unberührt sind,
haben einen hohen Schutzwert, insbesondere wenn sie großflächige,
zusammenhängende Flächen bilden und natürliche Störereignisse
erlauben. Unberührte Wälder dienen auch als Referenzflächen für
die Erforschung ökologischer Grundsätze und tragen zur Entwicklung
von Waldbewirtschaftungsverfahren bei. Die Entwicklung von
Instrumenten zur Sicherung und Steigerung der Natürlichkeit von
Verteilung (%) der Waldfläche in der
Wäldern ist eine der Herausforderungen der Zukunft.
MCPFE-Region (außer Russland) auf die
Natürlichkeitsstufen, 2005. Quelle: MCPF, 2007
9
Fremdländische Baumarten
Insgesamt etwa 8,1 Millionen ha oder 5,2 % der
Gesamtwaldfläche werden durch nicht heimische
Baumarten dominiert, von denen 10 % invasive
Arten sind. Länder mit dem höchsten Anteil an
fremdländischen Baumarten sind Irland, Dänemark,
Island, das Vereinigte Königreich, Ungarn, Belgien,
Luxemburg und die Niederlande.
Totholz
Totholz, d.h. sich zersetzendes Holzes stehender oder
liegender Bäume, ist Lebensraum für ein breites
Spektrum an Organismen, insbesondere saprophage
Arten, und wird als wichtige Kompo-nente biologischer
Vielfalt angesehen. Nach der Humifizierung ist Totholz
außerdem ein wichtiger Bestandteil von Waldböden.
Während bestimmter Abschnitte in ihren Lebenszyklen
hängen manche Arten von totem oder absterbendem
Holz oder von von holzbesiedelnden Pilzen und
wirbellosen Arten ab. Beispiele für Arten, die von
Totholz abhängen, sind höhlenbrütende Vögel (z. B.
Spechte), verschiedene in Wäldern vorkommende
Käferarten sowie holzbesiedelnde Flechten und
Moose.
Die Totholzmenge unterscheidet sich deutlich in
Abhängigkeit von der Waldart, dem Holzvorrat des
Bestandes, der Zersetzungsrate, der Vegetations-zone
und des Maßes an Bewirtschaftung. In vielen Wäldern
gefährdet der Mangel an Totholz jene Arten, die davon
abhängen. Unter bestimmten Umständen jedoch
können Ansammlungen von frischem Totholz das
Risiko für Massenvermehrungen von Insekten bergen.
Genetische Ressourcen
Genetische Vielfalt ist die eigentliche Quelle biologischer
Vielfalt auf allen Ebenen. Der Verlust genetischer Vielfalt
kann negative Folgen für die allgemeine Anpassung und
Produktion haben. So könnte z. B. die Anpassung von
Baumpopulationen an den Klimawandel verhindert und
ihre Kapazität für die Bindung von CO2 reduziert werden.
In Europa sind insgesamt 135 Baumarten, -unterarten
und -hybride in Maßnahmen zur Generhaltung und
Bemühungen zur Samenproduktion eingebunden.
Die meisten davon zielen allerdings auf eine eingeschränkteAnzahl von wirtschaftlich relevanten Arten wie
Buche (Fagus sylvatica), Fichte (Picea abies)und Waldkiefer
(Pinus sylvestris). Außerdem sind die genetischen
Ressourcen von mehreren seltenen und gefährdeten
Arten immer noch unzureichend geschützt, es gibt also
dringenden Handlungsbedarf. Darüber hinaus sind
die Vorkommen weit verbreiteter Baumarten an den
Rändern ihrer geographischen Verbreitung aufgrund des
Klimawandels neuen Bedrohungen ausgesetzt..
Bedrohte Arten
Die offensichtlichste Art des Rückgangs biologischer
Vielfalt ist der Verlust von Tier- und Pflanzenarten.
Die Geschwindigkeit des anthropogen verursachten
Artensterbens zu verringern, ist deshalb ein
Schlüsselziel des Schutzes biologischer Vielfalt.
Bedrohte Waldarten stellen Indikatoren für die Veränderungen von Waldökosystemen dar. Die
meisten dieser Arten sind in ihrer geographischen
Verbreitung auf einzelne Länder beschränkt, weswegen die Umsetzung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung auf nationaler Ebene wichtig ist.
Einige Baumarten sind endemisch bzw. selten und
kommen nur auf sehr begrenzten Flächen vor. Die
höchsten Zahlen bedrohter Gefäßpflanzenarten, die
10
in Wäldern vorkommen, finden sich in mittel- und
osteuropäischen Ländern.
Größere Tiere, insbesondere Säugetiere und Vögel,
sind proportional stärker bedroht als kleinere Arten. In
Europa sind die Wälder insbesondere in den nördlichen
Ländern wichtige Lebensräume für große Säugetiere
wie Wolf, Bär und Luchs. Der Verlust der Vernetzung
von Waldflächen ist auch eine Bedrohung für diese
Tiere.
Vögel scheinen in Europa weniger von Waldhabitaten
abhängig zu sein als Säugetiere. Ein Fünftel der in
Wäldern vorkommenden Vogelarten werden als
bedroht eingestuft. Die meisten davon kommen
in mittel- und osteuropäischen Ländern vor, aber
die Zahlen unterscheiden sich stark zwischen den
einzelnen Ländern.
Die Daten zu bedrohten Arten auf Länderebene sind
sehr heterogen und erlauben keine Verfolgung von
Trends auf europäischer Ebene. Die Veränderungen in
Wäldern laufen sehr langsam ab, was bedeutet, dass
sich eine Neuorientierung der Waldbewirtschaftung
auf Biodiversitätsaspekte erst in zukünftigen
Statistiken zu und bei den Trends zur Entwicklung von
bedrohten Arten zeigen wird.
1.4 Belastungen,
Bedrohungen und Risiken
Mit unseren ExpertInneninterviews (siehe Kapitel 3)
haben wir Informationen zu wichtigen Belastungen
und Bedrohungen gesammelt. Diese umfassen die
nicht nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern,
Lebensraumzerschneidungen und den Verlust der
Vernetzung von Ökosystemen, die insbesondere
für größere Säugetiere und Vögel wichtig ist.
Außerdem werden die zunehmende Pflanzung
von fremdländischen Baumarten und der Mangel
an Totholz als nachteilig für Vögel angesehen.
Intensivierungsmaßnahmen wie die Entwässerung
von Torfmooren und Feuchtwäldern, Düngung und die
genetische Veränderung von Waldbaumarten haben
einen besonders negativen Effekt auf die biologische
Vielfalt in Wäldern. WaldbewirtschafterInnen müssen
die genetische Vielfalt erhalten und zu Zwecken
der Risikovermeidung Samenbänke aufbauen. Auf
diesen Gebieten sollte in den nächsten Jahren das
Hauptaugenmerk liegen. Sie sind entscheidend für das
Erreichen der Biodiversitätsziele 2020.
Die größte Bedrohung ist allerdings der Klimawandel,
der in Zusammenhang mit anderen Faktoren wie
einer unkontrollierten Wildhege, der intensiven,
profitorientierten Waldbewirtschaftung in den
nördlichen Ländern oder den Waldbränden in den
Mittelmeerländern ein großes Risiko für Europas
Wälder darstellt. Erdrutsche und Schneelawinen,
Stürme, Überschwemmungen und Erosion sind
ebenso bedeutsame Belastungen und Folgen des
Klimawandels. In den Mittelmeerländern erhöht der
Klimawandel auch die Häufigkeit und Intensität von
Waldbränden. Geringe Rentabilität und fehlende
Bewirtschaftung führen zu Ansammlungen von
brennbarem Material und sind damit ebenfalls
wichtige Ursachen von Waldbränden.
Maßnahmen zur Risikovermeidung und der Anpassung
von europäischen Wäldern an die Klimaveränderungen
insbesondere in Gebirgslagen sind deshalb
wichtige Zukunftsaufgaben. Die Aktivitäten und
Methoden werden dabei, abhängig von den
jeweiligen Eigenschaften der Ökosysteme, regional
unterschiedliche sein. Die europäische Förderpolitik
sollte sich stärker auf diese Herausforderungen
konzentrieren, um Ökosystemleistungen und die
allgemeine biologische Vielfalt zu sichern.
11
Lebensraumverlust und -zerschneidung
In vielen Regionen haben die Ausbreitung von Städten, die
Erweiterung von Verkehrsnetzen oder der Holzeinschlag
zu einer Teilung großer, zusammenhängender
Waldflächen in kleinere Einheiten geführt und damit die
Zerschneidung von europäischen Waldökosystemen verursacht. Waldflächenverluste durch Landwirt-schaft treten
häufiger in Südwesteuropa auf. Eine der Folgen von
Zerschneidung ist der Verlust ökologischer Vernetzung, der
negative Auswirkungen auf Waldarten hat.
Zerschneidung von großen Waldgebieten zwischen 1990
und 2000, Quelle: JRC, 2009
Zwischen 1990 und 2000 war die Zerschneidung von Waldflächen, die ursrpünglich größer als 100 ha waren, in kleinere
Teile, in Westlettland, einigen Bereichen Portugals, dem Baskenland und Andalusien in Spanien, Südwestfrankreich, den
Nordkarpaten und in der Tatra von großer Bedeutung (sehr hohe und hohe Intensität).
Verschmutzung und Nährstoffbelastung
Die Luftverschmutzung stellt eine Hauptbedrohung für die biologische Vielfalt in Europas Wäldern dar, da sie kulturell und
geschichtlich wichtige, alte Waldgebiete und davon abhängige Arten schädigen oder zerstören kann. Die Versauerung
von Waldböden ist in Europa weit verbreitet, obwohl sie heute in vielen Ländern unter den kritischen Werten liegt. Sie
wird hauptsächlich durch in der Atmosphäre enthaltene Schadstoffe, insbesondere Stickstoffemissionen, verursacht, die
Baumwurzeln, die Biodiversität im Boden und die Nährstoffversorgung der Pflanzen beeinträchtigen kann. Bisher waren
die Bemühungen zur Reduzierung von Stickstoffemissionen leider nicht so erfolgreich wie jene zur Reduktion von Schwefel.
Letztere zählen heute zu den bedeutsamsten internationalen Erfolgsgeschichten im Umweltbereich.
Klimawandel und Anpassung
Es wird angenommen, dass Waldbestände durch den Klimawandel direkt aufgrund sich verändernder
Temperaturen und Niederschlagsverteilungen (insbesondere an den Rändern des Verbreitungsgebietes von
Baumarten) und indirekt durch die Veränderung der Verbreitung und Häufigkeit von Viren, Schädlingen, lokalen
Waldbränden und Windwürfen beeinflusst werden.
Baumbestände verfügen dabei über drei biologische Anpassungsmöglichkeiten, um ihr Aussterben aufgrund
eines sich rasch verändernden Klimas zu verhindern:
o
o
o
12
Überleben aufgrund einer natürlichen Anpassungsfähigkeit, die es ihnen ermöglicht, in einem weiten
Spektrum von Umweltbedingungen zu existieren,
(genetische) Anpassung an die neuen Bedingungen an den bereits besiedelten Standorten,
Wanderung in Gebiete mit günstigeren Bedingungen.
Der Klimawandel wird vermutlich Arten mit einem
hohen Maß an Anpassungsfähigkeit begünstigen,
während solche mit einem geringen Maß aussterben
könnten. Die Koexistenz von Baumarten mit
unterschiedlichen
Anpassungsfähigkeiten
in
Waldökosystemen kann als eine Art Puffer gegen
Veränderungen wirken. In vielen Teilen Europas wird
die Geschwindigkeit des Klimawandels wahrscheinlich
die Anpassungskapazität von vielen wilden und
Nutzpflanzenarten übersteigen. Dazu gehören auch
Waldbaumarten, die das höchste Maß an genetischer
Vielfalt von allen Pflanzengruppen besitzen und eine
weite geographische und ökologische Verbreitung
haben. In diesem Sinne stellen der Erhalt und der
Schutz der biologischen Vielfalt in Wäldern eine
wichtige „Versicherungspolitik“ gegen eventuelle
Folgen des Klimawandels und der damit verbundenen
Gefahren dar. Die Artenvielfalt, genetische Variabilität
und regionale Diversität an Arten und Ökosystemen
sind Schlüsselfaktoren für die Widerstandsfähigkeit
von Waldökosystemen gegenüber sich verändernden
Umweltbedingungen.
1.5 Die Forstpolitik der EU
Im Gegensatz zur Landwirtschaft und Fischerei, für die
es die Gemeinsame Agrarpolitik und die Gemeinsame
Fischereipolitik gibt, existiert keine formelle
Forstpolitik auf EU-Ebene. Der Vertrag von Rom zählt
Forstwirtschaft nicht zu den Kompetenzbereichen,
die an die Europäische Kommission delegiert wurden.
Aufgrund dessen befasst man sich mit Wäldern im
Rahmen anderer Politiken, für die die Europäische
Kommission rechtliche Kompetenzen besitzt:
Landwirtschaft, Umwelt, Gesundheit, Unternehmen,
Handel, Regionalentwicklung, Energie, etc.
Trotzdem sind einige Instrumente vorhanden, um die
Aktivitäten der verschiedenen Generaldirektionen zu
koordinieren, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg.
Die EU-Waldstrategie, die 1998 verabschiedet wurde,
wird momentan überarbeitet, um die eingeschränkte
Wahrnehmung des Forstsektors zu verbessern und
dem Bedürfnis nach einer stärkeren Kohärenz in der
Politik Rechnung zu tragen.
Im Jahr 2006 wurde der Waldaktionsplan für den
Zeitraum 2007 bis 2011 genehmigt, der eine Liste
an Aktivitäten enthält, die die Kommission zur
Durchführung in den Mitgliedsstaaten vorschlägt.
Das Leitziel des Aktionsplans ist der Erhalt und
die Verbesserung der biologischen Vielfalt,
Kohlenstoffspeicherung, Unversehrtheit, Gesundheit
und Widerstandsfähigkeit von Waldökosystemen.
Er soll auch als Instrument für die Koordination
zwischen EU-Aktivitäten und der Forstpolitik in den
einzelnen Mitgliedsstaaten dienen und wird deswegen
sowohl von vorhandenen EU- als auch nationalen
oder subnationalen Instrumenten unterstützt. Die
Aktivitäten des Plans sind in vier Hauptziele aufgeteilt:
•
•
•
•
Verbesserung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit
Verbesserung und Schutz der Umwelt
Beitrag zur Lebensqualität
Förderung von Kommunikation und Koordination
Auf institutioneller Ebene wurden innerhalb der
Europäischen Kommission eine Interfraktionelle
Arbeitsgruppe „Forstwirtschaft“, ein Ständischer
Ausschuss und zwei Beratende Ausschüsse gegründet.
Der Mangel einer zentralen und übergeordneten
politischen Einrichtung wird jedoch generell als ein
Hindernis sowohl für die Entwicklung als auch den
Schutz von Wäldern in Europa gesehen.
In der Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in
Europa (FOREST EUROPE, Juni 2011, Oslo) begannen
die europäischen Minister Verhandlungen über ein
rechtsverbindliches Abkommen über die Wälder
in Europa. Innerhalb dieser Initiative besteht ein
13
allgemeiner Konsens darüber, dass der Schutz undd die nachhaltige Bewirtschaftung von Europas Wäldern ein
einer
stabilen und effizienten Plattform
orm für eine kohärente politische Entwick14 lung und Umsetzung bedürfen.
b
Während der Ministerkonferenzz wurden auch die Europa-2020-Ziele für Wälder verabschiedet, in denen
strategische Zielsetzungen, messbare
are Ziele und Schwerpunktaktivitäten auf nationaler und internationaler Ebe
Ebene
zur Verbesserung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung niedergeschrieben sind.
Die Alpenkonvention:
ntion: ein Beispiel für einen gemeinsamen Rechtsrahmen, der biologischen Vielfalt
V
in
Wäldern, Risikoprävention
prävention und andere Aspekte der nachhaltigen Entwicklung vereint.
Die Alpenkonvention ist das weltweit
eit erste rechtsverbindliche Übereinkommen zum Schutz einer Gebirgsregion.
Gebirg
Sie setzt einen besonderen Schwerpunkt auf die Sicherung der wirtschaftlichen und kulturellen
kultu
Interessen der
lokalen Bevölkerung der unterzeichnenden
eichnenden Staaten, fokussiert aber auch auf die Sicherung der biologis
biologischen
Vielfalt in der Alpenregionn und betont die besondere Bedeutung von Risikovermeidung in dieser Region. Die
neuen Durchführungsprotokolle,
protokolle, der Kern der Konvention, betreffen die Bereiche Verkehr, Energie, Raumplanung,
nachhaltige Entwicklung, Natur- und Landschaftsschutz,
ftsschutz, alpine Landwirtschaft, Bergwälder, Tourismus,
Tourismu
Bodenschutz und organisatorische Vorschriften.
en. Die Alpenkonvention ist bereits in Deutschland, Liechtens
Liechtenstein,
Österreich, Slowenien und Frankreich in Kraftft getreten. Protokolle über alpine Landwirtschaft, Energie, Tourismus
Tourism
und Bodenschutz wurden bereits durch die EU ratifiziert.. Die Konvention umfasst alle Bereiche der Nachh
Nachhaltigkeit
und ermöglicht deshalb die allumfassende Betrachtungg eines großen Gebiets innerhalb Europa
Europas.
Die Alpenkonvention ist in eine Rahmenkonvention undd sogenannte Durchführungsprotokolle unterteilt. In dem
Rahmenprotokoll verpflichten sich die VertragspartnerInnen zur Sicherstellung eines „Vorsorge-, Verursacher und
Partnerschaftsprinzips“ durch eine ganzheitliche Politik zum Erhalt und Schutz der Alpen.
Gemäß Natur- und Landschaftsschutzprotokoll ist geplant, dass die unterzeichnenden Staaten grenzübergreifende
Maßnahmen zur Etablierung einer großflächigen, ökologischen Vernetzung in der Alpenregion umsetzen. Daran
wird gegenwärtig im Rahmen des INTERREG-Projekts „Living Space ECONNECT“ gearbeitet, das Gebiete von
Frankreich über Österreich bis Slowenien umfasst.
Die Konvention war das Vorbild für die Karpaten, wo es ähnliche Bemühungen gab und mittlerweile ebenfalls ein
Abkommen in Kraft ist.
Weitere Informationen unter:
http://www.alpconv.org/de/convention/default.aspx und http://www.econnectproject.eu/cms/?q=homepage/de
14
2. EU-Regionalfonds für die
biologische Vielfalt in Wäldern
2.1 Europäische Förderung von biologischer Vielfalt in Wäldern
Im europäischen Förderrahmen gibt es mehrere
Finanzierungsmöglichkeiten für die Beantragung und
Durchführung von Projekten, die sich auf biologische Vielfalt und
Risikovermeidung in Wäldern oder die im Kapitel 1 beschriebenen
Bedrohungen und Belastungen beziehen. Diese Förderinstrumente
erlauben zum Beispiel Aktivitäten zur Verbesserung nachhaltiger
Waldbewirtschaftungsverfahren, zur Quantifizierung des Einflusses
von Biodiversität auf die Ökosystemfunktionen und -dienstleistungen
in Wäldern (Forschung) und zum Schutz von wichtigen Pufferzonen
entlang von Flüssen zur Vermeidung nachteiliger Auswirkungen
durch Überschwemmungen. Gegenwärtig finden sich in mindestens
acht unterschiedlichen EU-Finanzierungsinstrumenten (z. B. ELER,
EFF, EFRE, LIFE+ und 7. Forschungsrahmenprogramm) Möglichkeiten
für die Förderung von Biodiversität in Wäldern und Aktivitäten
zur Risikoprävention. Diese Einzelansätze sind Teil eines Beschlusses aus der Förderperiode 2007-2013, dem
sogenannten „Integrierten Fördermodell“, das darauf zielt, die Förderung von Biodiversität und Natura2000-Aktivitäten in verschiedene Finanzierungsinstrumente zu integrieren und Biodiversitätsziele in andere
Politiksektoren einzubinden.
Der ELER stellt für solche Initiativen mehr Mittel zur Verfügung (insbesondere unter der Achse 2) als das andere
Fonds tun. Allerdings ist es sehr schwierig, die für die unterschiedlichen Bereiche zugewiesenen Mittel genau zu
verfolgen. Der ELER unterstützt Maßnahmen auf den Gebieten Forstwirtschaft und Agrarumwelt, die sich mit der
Förderung der Lebensraum-Vernetzung innerhalb von ländlichen Räumen beschäftigen.
Durch nationale und regionale Programme zur Entwicklung des ländlichen Raums finanziert der ELER unter
anderem Maßnahmen zur Verbesserung von Umwelt und Landschaft. Er bestärkt Landwirte und Waldbesitzer
in der Umstellung auf nachhaltige Landbewirtschaftung, die mit dem notwendigen Erhalt der natürlichen
Umwelt und dem Schutz von Landschaft und natürlicher Ressourcen vereinbar ist. Die Hauptaspekte, die dabei
berücksichtigt werden müssen, umfassen Biodiversität, die Bewirtschaftung von Natura-2000-Gebieten, Wasserund Bodenschutz sowie die Abschwächung des Klimawandels (Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates). Die
Fonds unterstützen auch Zahlungen im Zusammenhang mit Agrar- und Waldumwelt, die Verpflichtungen jenseits
der üblichen Standards betreffen. In einigen Mitgliedsstaaten haben jedoch nur private Landbesitzer Zugang zu
diesen Programmen.
15
Sowohl LIFE+ „Natur und biologische Vielfa
falt“
als auch „Umweltpolitik undd Verwaltungspraxis
Verwaltungspraxis“
bieten verschiedene Möglichkeiten
chkeiten für die
Förderung biologischer Vielfalt in Wäldern sowie zur
zu
Risikovermeidung wie z. B. für die Verbe
erbesserung der
funktionellen Vernetzung von Lebensräumen
men w
wilder
Tier- und Pflanzenarten und der Wandermöglichkeiten
von Arten zwischen
schen geschützten Gebieten unter
Life+ Natur oder die Etablierung
tablierung von Verbindungen
zwischen bewaldeten Gebieten unter Life+ Umwelt.
Beispiel eines EU-LIFE-Projekts, 2007-20
07-2013
EC-Square: Der Schutz des
es Europäischen Eichhörnchens.
Eichhörnchens
Ausrottung und Kontrollee des Grauhörnchens: Maßnahmen
zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Wäldern.
Das Projekt beschäftigt sich mit dem Schutz der Art
rt gegen
die Konkurrenz durch das eingeführte Grauhörnche
hen.
Mehr Informationen
unter: http://www.rossoscoiattolo.eu/en/homepage
Das 7. Forschungsrahmenprogramm (7. FRP) könntee
von Nutzen für den Schutz der Biodiversität sein, daa
es bestimmte Aktivitäten in Bezug auf die Nachhaltige
Nutzung der natürlichen und anthropogen
geschaffenen Umwelt fördert.
Beispiel für ein 7.FRP-Projekt, 2007-2013
FunDivEUROPE: Funktionale Bedeutung von biologischer
Vielfalt in Wäldern.
Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Quantifizierung des
Einflusses biologischer Vielfalt auf die Ökosystemfunktionen
und -leistungen sowie der Bereitstellung von zeitgerechten,
relevanten und verständlichen Informationen zur
biologischen ielfalt in Wäldern und zu Ökosystemleistungen
für EntscheidungsträgerInnen und AkteurInnen.
Mehr Informationen unter:
http://www.fundiveurope.eu
Es wurden auch spezifische Fonds wie das Europäische
Finanzierungsinstrument für den Katastrophenschutz
geschaffen, das auf die Unterstützung und Ergänzung
von Bemühungen der Mitgliedsstaaten zum Schutz,
hauptsächlich von Menschen, aber auch der Umwelt und
16
dess Eigentums, einschließlich des Kulturerbes, im Falle vvon
natürlichen
ichen oder anthropogen verursachten Katastrophen,
Kata
terroristischen
ischen Akten und technischen sowie Nuklear- und
Umweltkatastrophen ausgerichtet ist
ist.
Beispiel für ein Projekt im Rahmen des FinanzierungsFinanzierung
instruments
struments für den Katastrophenschutz, 2007-201
2007-2013
Accidental,
ccidental, Natural and Social Fire Risk (ANSFR): Die
Vermeidung und Verminderung der personellen, finanziellen und umweltbezogenen Kosten von Bränden
Brände durch
eine effffektive Risikoeinschätzung und ein effektives
Risikomanagement.
Das Leitziel des ANSFR-Projekts ist die Reduktion der
personellen,
ersonellen, finanziellen und umweltbezogenen
umweltbezogene Kosten
von Bränden in den Partnerländern (Vereinigtes Königreich,
König
Dänemark,
änemark, Italien und Finnland) und innerhalb Europas.
Mehr
hr Informatione
Informationen
unter: http://www.fire-risk.eu
Schließlich
ch deckt die Regionalpolitik ein breites Spektru
Spektrum
an Aktivitäten
tivitäten ab, die unter anderem Maßnahmen
Maß
zur
Vermeidung
rmeidung von Risiken und zur Unterstützung
Unterst
des
Naturerbes und des Biodiversitäts- und NNaturschutzes
umfassen, obwohl das Hauptziel die Förderung
örd
einer
kohärenten Entwicklung innerhalb Europas und die
Reduktion der Kluft zwischen armen und reichen Regionen
ist. Diese Fördermittelquelle ist nicht nur für Schutzgebiete,
sondern alle schützenswerten oder revitalisierbaren Räume
verfügbar.
Trotz des integrierten Ansatzes sind die Fördermittel für
Biodiversität innerhalb der verschiedenen Instrumente
gering. Das trifft auch für die Regionalpolitik zu. So enthält
LIFE+ „Natur und Biodiversität“, das einzige Programm,
das ausschließlich Biodiversitäts- und Umweltzwecken
dient, ungefähr 120 Millionen Euro pro Jahr, was weniger
als 0,1 % des Gesamtbudgets der EU sind. Laut einer
kürzlich durchgeführten Studie werden nur 20 % der
benötigten Gesamtfinanzierung für die Bewirtschaftung
von Schutzgebieten in Europa, einschließlich des Natura2000-Netzwerks, abgedeckt.
2.2 Regionalpolitik und biologische Vielfalt in Wäldern
Das Ziel der Regionalpolitik ist die Förderung der
Entwicklung eines ausgeglichenen, nachhaltigen
Wirtschaftswachstums, die Entwicklung von
Beschäftigungsmöglichkeiten und personeller
Ressourcen, der Schutz der Umwelt, die Beseitigung
von Ungleichheiten und die Unterstützung der
Chancengleichheit innerhalb der EU.
In der Förderperiode 2007-2013 umfasst die
Regionalpolitik:
-
den Europäischen
Entwicklung (ERDF),
-
den Europäischen Sozialfonds (ESF) und
-
den Kohäsionsfonds.
Fonds
für
regionale
Die Regionalfonds werden auf Basis der Operationellen
Programme durchgeführt, die zwischen den
Mitgliedsstaaten, den Regionen und der Kommission
ausgehandelt werden. Maßnahmen im Forstsektor
mit Bezug auf Biodiversität und Risikovermeidung
können enthalten sein, solange sie auch zu den oben
genannten Gesamtzielen beitragen.
In der Förderperiode 2007-2013 haben die
Mitgliedsstaaten 2,7 Milliarden Euro für die „Förderung
der biologischen Vielfalt und des Naturschutzes,
einschließlich Natura 2000“, 1,1 Milliarden Euro für den
„Schutz von Naturgütern“ und 1,4 Milliarden Euro für
„Schutz und Entwicklung von Naturerbe“ bereitgestellt.
Das heißt, dass ungefähr 1,5 % der gesamten
Fördermittel der Regionalpolitik für 2007-2013 für
Maßnahmen zur Verfügung gestellt wurden, die direkt
oder indirekt die Biodiversitätspolitik unterstützen.
Zusätzlich gibt es auch andere Förderthemen, die
potentiell indirekt zu Natur und Biodiversität beitragen
können, wie z. B. die Abwasserbewirtschaftung und
die Prävention von Naturrisiken.
Diese geringen Fördermittel haben das Komitee der
Regionen und andere europäische Institutionen dazu
bewogen, auf die EU-2020-Biodiversitätsstrategie zu
drängen, um „die gegenwärtige Unterdotierung von
umweltund biodiversitätsbezogenen Fragestellungen
durch die Strukturfonds anzugehen und den Austausch
von Methoden guter Praxis zu fördern, um die
regionalen und lokalen Behörden zu Aktivitäten vor
Ort zu ermächtigen“.
Allerdings wurden andererseits einige Maßnahmen
durch europäische Fonds finanziert, die negative
Auswirkungen auf Waldökosysteme haben könnten.
Es gibt mehrere Beispiele für eine widersprüchliche
Förderung innerhalb der EU-Regionalpolitik, insbesondere in Bezug auf die Schaffung und Erweiterung
aller Arten von Infrastrukturen, die Waldlebensräume
zerschneiden und Arten verdrängen können.
Trotz der gegenwärtig unzureichenden Finanzmittel
für Naturschutzmaßnahmen und trotz der
Förderung von Aktivitäten, die entgegengesetzte
Ziele unterstützen könnten, hat die Regionalpolitik
großes Potenzial, um Verhältnisse zu schaffen, die
für alle Seiten von Vorteil sind: Die eine nachhaltige
Waldbewirtschaftung
verfolgen,
Synergien
verbessern, innovative Waldbauverfahren fördern,
die biologische Vielfalt schützen und gleichzeitig
die Risiken für den Wald reduzieren (Brände,
Überschwemmungen, Klimawandel etc.). Die
Prioritäten der drei Ziele „Konvergenz“, „Regionale
Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ und
„Europäische Territoriale Zusammenarbeit“ erlauben
Aktivitäten zur Förderung der biologischen Vielfalt
in Wäldern und der Vermeidung natürlicher Risiken.
Dies kann zum Beispiel durch „die Entwicklung
von Plänen und Maßnahmen zur Vermeidung und
Bewältigung natürlicher Risiken“ und „die Förderung
der Infrastrukturentwicklung im Zusammenhang mit
Biodiversität und Natura-2000-Gebieten“ erfolgen.
17
Wie die Analyse durch das Projekt „SURF Nature“ zeigt,
eigt, bieten viele Operationelle Programme des EFRE eine
Kofinanzierung für das Management
gement von Schutzgebieten, insbesondere Natura-2000-Gebieten (über
(
die
Hälfte aller vorgeschlagenen Gebiete für das europaweite Natura-2000-Netzwerk enthalten Waldflächen),
für Maßnahmen zum Schutz wertvoller
ertvoller Lebensräume und zur Unterstützung der Lebensraumvernetzung
Lebensraumvernetzun
im Kontext der Regionalentwicklung.. Diese Maßnahmen werden oft unter der Haushaltslinie für die Fö
Förderung von Biodiversität und Naturschutz (Code 51) finanziert. Andere Möglichkeiten für die Finanzierung
von Aktivitäten zur Vermeidung natürlicher Risiken, die Waldflächen betreffen könnten (Brände,
(Bränd Überschwemmungen,, Schlammlawinen etc.) sind der Code 53 (Risikovermeidung) und der Code 54 (Sonstige
Maßnahmen zum Erhalt
halt der Umwelt und der Vermeidung von Risiken). Jedoch können solche Aktivitäten auch
indirekt mit anderen Haushaltslinien,
ien, zum Beispiel dem Code 56 (Schutz und Entwicklung von Nat
Natur-erbe) oder
dem Code 49 (Abschwächung von und Anpassung an Klimaveränderungen),
rungen), verbunden sein.
Die folgende Tabelle veranschaulicht
schaulicht einige Möglichkeiten, die durch den gegenwärtigen Rahmen der EFREVerordnung geboten werden, einschließlich möglicher Verbindungen zu den Ausgabekategorien innerhalb
innerh
des Fonds. Die Tabelle zeigt dabei lediglich die potenziellen Möglichkeiten auf. Die tatsächliche Verfügbarkeit
von Fördermitteln und relevanten Maßnahmen
men basiert auf den regionalen oder nationalen Operationellen
Programmen (OP).
Artikel
Mögliche Anwendung auf die biologische Vielfaltt
(in Wäldern)
4
Konvergenz
4(4)
Umwelt, einschließlich: Investitionen im Zusammenhang mitt Wasserversorgung und Wasser- und Abfallbewirtschaftung, Abwass
Abwasserbehandlung
und Luftqualität; Vermeidung, Verminderung und Bekämpfung der Wüstenbildung; integrierte Vermeidung und Verminderung der
Umweltverschmutzung; Hilfen zur Abschwächung der Auswirkungen von Klimaveränderungen; Wiederherstellung des physischen Umfelds,
darunter Sanierung von verschmutzten Geländen und Flächen und Neuerschließung von brachliegenden Flächen; Förderung der Artenvielfalt
und des Naturschutzes einschließlich Investitionen in„NATURA 2000“- Gebiete; Unterstützung für KMU im Hinblick auf die Förderung von Plänen
zur nachhaltigen Produktion durch Einführung kosteneffektiver Umweltmanagementsysteme und durch die Einführung und Nutzung von
Technologien zur Verschmutzungsvermeidung;
• Renaturierung von Waldlebensräumen von besonderer Bedeutung,
Verbindung von ökologisch wertvollen Natur- und Kulturlandschaften
• Begründung einer regionalen Leitungsinstitution zur Förderung einer
nachhaltigen Waldbewirtschaftung
• Wiedereinführung bedrohter Arten in Waldlebensräume von
besonderer Bedeutung
4(5)
18
49 Abschwächung von und Anpassung an
Klimaveränderungen
51 Förderung von Biodiversität und Naturschutz
(einschließlich Natura 2000)
54 Sonstige Maßnahmen zum Erhalt der Umwelt
und der Vermeidung von Risiken
55 Förderung von Naturgütern
56 Schutz und Entwicklung von Naturerbe
Risikovermeidung, einschließlich Ausarbeitung und Durchführung von Plänen zur Vermeidung und Bewältigung von naturbedingten und
technologischen Risiken
• Entwicklung von Bewirtschaftungsplänen für Waldlebensräume auf Standorten, die für die Vermeidung von Risiken (z. B.
Überschwemmungen) von Bedeutung sind
• Etablierung von Netzwerkaktivitäten bezüglich der wichtigen
Rolle von Wäldern bei der Vermeidung von Risiken
• Pflanzen von einheimischen Bäumen mit einem geringem
Brandrisiko
5
5(2)b
Ausgabekategorien,
ategorien, die bereits die Investitionen
Invest
abdecken könnten
önnte
49 Abschwächung von und Anpassung an
Klimaveränderungen
53 Risikovermeidung (…)
54 Sonstige Maßnahmen zum Erhalt der Natur
und der Vermeidung von Risiken
Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung
Förderung der Entwicklung der Infrastruktur im Zusammenhang mit der Artenvielfalt und den Investitionen in NATURA-2000Gebiete, sofern dies zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung und/oder zur Diversifizierung der ländlichen Gebiete beiträgt.
• Renaturierungsmaßnahmen in Waldgebieten von besonderer
Bedeutung, um eine langfristige Lebensraumbewirtschaftung
zu ermöglichen und einen nachhaltigen Tourismus in der Region
zu fördern
• Bau von Unter- bzw. Überführungen für Verkehrsinfrastrukturen
zur Verringerung einer Zerschneidung von Waldlebensräumen
5(2)e
Entwicklung von Plänen und Maßnahmen zur Vermeidung und Bewältigung von naturbedingten Risiken (z. B. Wüstenbildung,
Dürren, Brände und Überschwemmungen) und technologischen Risiken;
• Entwicklung von Bewirtschaftungsplänen für Waldlebensräume
auf Standorten, die für die Vermeidung von Risiken (z. B.
Überschwemmungen) von Bedeutung sind
• Etablierung von Netzwerkaktivitäten bezüglich der wichtigen
Rolle von Wäldern bei der Vermeidung von Risiken
• Pflanzen von einheimischen Bäumen mit einem geringem
Brandrisiko
6
6(1)b
49 Abschwächung von und Anpassung an
Klimaveränderungen
53 Risikovermeidung (…)
54 Sonstige Maßnahmen zum Erhalt der Natur und der
Vermeidung von Risiken
Europäische territoriale Zusammenarbeit
Entwicklung von grenzübergreifenden wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Tätigkeiten durch gemeinsame Strategien für eine
nachhaltige territoriale Entwicklung, in erster Linie durch: Förderung und Verbesserung des gemeinsamen Schutzes und der Bewirtschaftung
der natürlichen und kulturellen Ressourcen sowie der Vermeidung von naturbedingten und technologischen Gefahren;
• Entwicklung von Bewirtschaftungsplänen für ein grenzübergreifendes Netzwerk von Waldlebensräumen und -gebieten
• Etablierung einer grenzübergreifenden Einrichtung zur Förderung nachhaltiger Waldbewirtschaftungsverfahren in der Region
• Etablierung von grenzübergreifenden Netzwerkaktivitäten
bezüglich der wichtigen Rolle von Wäldern bei der Vermeidung
von Risiken
• Wiedereinführung bedrohter Arten in grenzübergreifenden
Waldlebensräumen
2(b)
49 Abschwächung von und Anpassung an
Klimaveränderungen
51 Förderung von Biodiversität und Naturschutz
(einschließlich Natura 2000)
55 Förderung von Naturgütern
56 Schutz und Entwicklung von Naturerbe
49 Abschwächung von und Anpassung an
Klimaveränderungen
51 Förderung von Biodiversität und Naturschutz
(einschließlich Natura 2000)
53 Risikovermeidung (…)
54 Sonstige Maßnahmen zum Erhalt der Natur und der
Vermeidung von Risiken
55 Förderung von Naturgütern
56 Schutz und Entwicklung von Naturerbe
Begründung und Entwicklung der transnationalen Zusammenarbeit, einschließlich der bilateralen Zusammenarbeit zwischen nicht unter die
Nummer 1 fallenden maritimen Regionen, durch die Finanzierung von Netzwerken
rken und Aktionen, die eine integrierte territoriale Entwicklung
Entwicklu
begünstigen, wobei in erster Linie folgende Prioritäten im Mittelpunkt stehen: b)) Umwelt: Wasserbewirtschaftung, Energieeffizienz, Maßnahmen
Maßnahme
im Bereich der Risikovermeidung und des Umweltschutzes, soweit diese Maßnahmen eine eindeutige transnationale Dimension habe
haben.
Hierzu können folgende Maßnahmen gehören: Schutz und Bewirtschaftungg von Flusseinzugsgebieten, Küstengebieten, Meeresressourcen,
Meeresressource
Wasserdienstleistungen und Feuchtgebieten; Vermeidung von Bränden, Dürren und Überschwemmungen; Förderung der maritimen Sicherhe
Sicherheit
und Schutz vor naturbedingten und technologischen Risiken; Schutz und Aufwertung
tung des Naturerbes zur Unterstützung der sozioökonomische
sozioökonomischen
Weiterentwicklung und der Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus;
smus
• Entwicklung von Bewirtschaftungsplänen für transnationalee Netzwerke von Waldlebensräumen/-gebieten von besonderer Beddeutung
• Etablierung einer transnationalen Einrichtung, die verantw
wortlich
für die Bewirtschaftung von empfindlichen, transnation
onalen
Waldgebieten unter verschiedenen Gesichtspunkten ist (Naturschu
(Naturschutz,
Risikovermeidung etc.)
• Etablierung von transnationalen Netzwerkaktivitäten
werkaktivitäten bezüglich der
wichtigen Rolle von Wäldern bei der Vermeidu
idung von Risiken
• Wissenstransfer hinsichtlich Bewirtschaftungsm
gsmechanismen (ggf.
einschließlich von Bewirt-schaftungsplänen) im Bezug
ezug auf Flächen,
die als Besondere Schutzgebiete (SAC) ausgewiesen wordenn sind
• Anwendung integrierter
egrierter transnationaler Ansätze für die
Bewirtschaftungg von grenzübergreifenden Gebirgs- und Waldgebieten
Waldgebiet
von transnationaler Bedeutun
edeutung
49 Abschwächung von und Anp
Anpassung an
Klimaveränderungen
Klimave
511 Förderung von Biodiversität und Naturschutz
(einschließlich Natura 2000)
2000
53 Risikovermeidung
sikovermeidung (…
(…)
54 Sonstige
stige Maßnahmen zum Erhalt der Natur und
der Vermeidung
ermeidung von Risiken
Risike
55 Förderung von Naturgütern
Naturgüter
566 Schutz und Entwicklung von Naturerbe
Quelle: Interpretation der Autoren basierend
ierend auf den Ausgabekategorien, die im Rahmen der Umsetzung der
de EUVerordnung Nr. 1080/2006 bereitgestellt wurd
wurden
19
2.3 Möglichkeiten zur Verbesserung der regionalen
Förderprogramme für
die biologische Vielfalt in
Wäldern
Derzeit stellen die Regionalfonds keine Anforderungen
hinsichtlich einer Mindestfördersumme für bestimmte
Maßnahmen. Das hat zur Folge, dass die eigentlichen
Entscheidungen über die Verteilung der EU-Mittel
hauptsächlich auf nationaler Ebene getroffen
werden, was zu großen Unterschieden zwischen den
Mitgliedsstaaten führt.
Die Festlegung einer Mindestfördersumme für
Biodiversitätsziele könnte durch eine strengere
Durchsetzung von Umweltauflagen bei der Zuweisung finanzieller Unterstützung ergänzt werden.
Damit könnten zum Beispiel die Möglichkeiten
der Kommission verbessert werden, die Mittel für
Maßnahmen, die die biologische Vielfalt in Wäldern
und die Vermeidung von Risiken unterstützen, zu
überwachen und sicherzustellen, dass diese über alle
relevanten Politikbereiche verteilt sind.
Dieser Ansatz erfordert die Einführung einer Methodik
mit eindeutigen und zuverlässigen Indikatoren, um
die Überwachung der Ausgaben zu ermöglichen. In
manchen Fällen ist es schwierig, die Ausgaben für
die biologische Vielfalt in Wäldern zu separieren, da
einige Maßnahmen gleichzeitig mehrere Leistungen
unterstützen, z. B. die biologische Vielfalt in Wäldern,
die Wasserqualität und die Anpassung an den
Klimawandel. Dies ist eine zusätzliche Herausforderung
bei der Ermittlung der Kosteneffektivität.
Jedoch ist es nicht nur eine Frage der Erhöhung
der Fördermittel für Maßnahmen zur biologischen
Vielfalt in Wäldern und der Vermeidung von Risiken,
sondern es muss auch sichergestellt werden, dass
die Ziele, die die Regionalfonds unterstützen,
miteinander im Einklang stehen. Einige der
Investitionen, die Infrastrukturentwicklungen
2
20
unterstützen, können direkt zur Zerschneidung
von Waldlebensräumen und Landschaften beitragen. Obwohl es in den letzten Jahren umfassende Bemühungen gab, Umwelt- und Biodiversitätsaspekte in allen Politiksektoren zu etablieren, sollten
mehr Anstrengungen unternommen werden, um
die Finanzierung von Maßnahmen zu vermeiden, die
gegensätzliche Ziele verfolgen.
Wälder sind als Ökosysteme zu verstehen, die in
einer ganzheitlichen Art und Weise bewirtschaftet
werden müssen. So können zum Beispiel aktive
Waldbewirtschaftungsmaßnahmen, die unter dem
Thema „Vermeidung von Risiken“ zur Reduktion
des Waldbrandrisikos gefördert werden, durch das
Simulieren natürlicher Störereignisse gleichzeitig
eine höhere Artendiversität als auf Waldflächen
ohne Bewirtschaftung begünstigen. Dieser Ansatz
hat sich bei der Umsetzung der international
bekannten, nachhaltigen Zertifizierungssysteme für
Waldflächen wie das „Forest Stewardship Council“
(FSC) oder das „Programme for the Endorsement of
Forest Certification Schemes“ (PEFC) als erfolgreich
erwiesen. Beide Systeme streben danach, gleichzeitig
Risiken zu vermeiden, die lokalen wirtschaftlichen
Bedingungen zu verbessern, die Kapazität der Wälder
zur Speicherung von CO2 und zur Anpassung an
den Klimawandel zu erhöhen sowie zum Schutz der
biologischen Vielfalt in Wäldern beizutragen.
Laut des Berichts von WWF und IEEP „zeigen die
Erfahrungen auf nationaler Ebene, dass die Bürokratieund Verwaltungshürden, die mit dem Zugang zu EUFonds verbunden sind, diese für einige AkteurInnen
unzugänglich oder unattraktiv machen können“. Um
dieses Problem zu vermeiden, sollten Anstrengungen
unternommen werden, die Vorgänge zu vereinfachen
und die lokalen AkteurInnen zu einer erfolgreichen
Beantragung und effizienten Verwaltung von
Regionalfonds zu befähigen. Damit kann auch die
Konzentration dieser Fördermittel auf eine relativ
geringe Anzahl hochspezialisierter Organisationen
verringert werden.
3. Meinungen und Sichtweisen
von AkteurInnen
Für dieses Kapitel wurden sechs Interviews durchgeführt,
um wichtige Informationen zu den Möglichkeiten und
Herausforderungen von Regionalfonds im Bereich der
biologischen Vielfalt in Wäldern und der Vermeidung
von Risiken zu sammeln. Die GesprächspartnerInnen
sind ExpertInnen für diese Themen und repräsentieren
verschiedene Sichtweisen und Interessen (öffentliche
Verwaltungen, NGOs, Unternehmen etc.). Sie stammen
darüber hinaus aus unterschiedlichen geographischen
Regionen Europas und bewirtschaften bzw. verwalten
deshalb unterschiedliche Arten von Wäldern.
Im Folgenden werden die Hauptaspekte und -ergebnisse
der Interviews dargestellt.
Gespräch mit Georg Erlacher, Sprecher des
Vorstands, Österreichische Bundesforste AG
(ÖBf), Präsident der EUSTAFOR (European State
Forest Association):
Probleme und Bedrohungen im Bereich der
biologischen Vielfalt in Wäldern
Wir sehen eine rasante Entwicklung in Richtung der
Zerschneidung von Lebensräumen und damit auch der
Bedrohung der biologischen Vielfalt. Im Rahmen der
zukünftigen Bewirtschaftung von Wäldern muss auch
der Erhalt der genetischen Diversität sichergestellt und
dementsprechend Maßnahmen zur Vermeidung von
Risiken durchgeführt werden.
Eine nachhaltige Forstwirtschaft ist eine gute Basis für die
Sicherung der biologischen Vielfalt und gleichzeitig ein
guter Weg zur Vermeidung von Risiken. Auch Wild und
Jagd können Risikofaktoren darstellen, insbesondere in
der Alpenregion. In manchen Gebieten gibt es zu hohe
Wildbestände, die nicht nur die biologische Vielfalt der
Wälder, sondern auch deren Stabilität gefährden.
Die Naturschutzförderprogramme der EU sollten für
die Finanzierung des Schutzes von Staatswäldern
zugänglich gemacht und dafür angepasst werden.
Ein gleichberechtigter Zugang zu diesen Programmen
auf nationaler Ebene ist notwendig, um die EUBiodiversitätsziele 2020 zu erreichen.
Erfahrungen mit der Beantragung und der
Verwaltung von EFRE-Mitteln
Ein Problem ist die Länge der Zeit zwischen Ausgaben
und Rückerstattung. Auch sollte ein stärkerer
Schwerpunkt auf die Förderung von Projekten gelegt
werden, die sich mit der praktischen Umsetzung
von Maßnahmen vor Ort befassen als auf solche, die
hauptsächlich theoretische Ansätze verfolgen und
denen es manchmal an einer praktischen Komponente
mangelt.
Gespräch mit Wolfgang Lexer, Projektleiter
(Umweltexperte), Umweltbundesamt GmbH
(Dieses Interview gibt die persönliche Meinung des
Befragten wieder.):
Probleme und Bedrohungen im Bereich der
biologischen Vielfalt in Wäldern
Zurzeit sind die zwei Hauptthemen das
Übereinkommen über die biologische Vielfalt und das
EU-Ziel, den Rückgang der biologischen Vielfalt bis
zum Jahr 2010 zu stoppen. Unsere Hauptstärke und
zugleich auch unsere größte Chance ist die nachhaltige
Bewirtschaftung der europäischen Wälder.
21
Erfahrungen mit der Beantragung und
Verwaltung von EFRE-Mitteln
Insbesondere die Verwaltungshürden, vor allem die
Vorschriften zur Berichterstattung, sollten für die
ProjektteilnehmerInnen reduziert werden. Controlling,
Berichterstattung, Abrechnung sowie First- und
Second-Level-Control erfordern sehr viel Zeit. Die
öffentlichen Mittel sollten effizienter genutzt und es
sollte ein stärkerer Schwerpunkt auf die Leistungen
der Projekte gelegt werden. Die Unterstützung des
Wissenstransfers an die NutzerInnen ist eventuell ein
Projekt, auf das man sich insbesondere am Ende einer
Förderperiode konzentrieren könnte.
Gespräch mit Matias Garcia Morell,
Abgeordnete für die Region
Murcia, Association of Forest
Engineers of the Region of Murcia:
Gespräch mit Gerald
Pfiffinger, Geschäftsführer,
Birdlife Austria:
Probleme und Bedrohungen im Bereich der
biologischen Vielfalt in Wäldern
Wald- und Gebirgsökosysteme sind extrem wertvoll
und empfindlich. Probleme und Bedrohungen als
direktes Ergebnis übermäßiger und unangemessener
Nutzung von natürlichen Ressourcen wird in Zukunft
eine größere Bedeutung haben, insbesondere in den
am stärksten besiedelten Gebieten. Wir benötigen
solide Regelungen im Bereich von Planungs- und
Bewirtschaftungsinstrumenten genauso wie für die
Diagnose und das rechtzeitige Reagieren auf häufig
auftretende Probleme.
Probleme und Bedrohungen im Bereich der
biologischen Vielfalt in Wäldern Einige der wichtigsten
Probleme sind der Klimawandel und der Trend zum
Pflanzen fremdländischer Baumarten, die Vögel
empfindlich beeinflussen können. Auch der Mangel
an Natura-2000-Managementplänen gibt Anlass zu
Sorge.
Erfahrungen mit der Beantragung und
Verwaltung von EFRE-Mitteln
Es sollten mehr Fördermittel für bestimmte Infrastrukturen und für die Erweiterung des Wissens
verfügbar sein, das für die Verbesserung des Schutzes
biologischer Vielfalt und der Überwachung von Risiken
in Wäldern benötigt wird.
Wir müssen alle wichtigen AkteurInnen im Bereich der
heimischen Wälder beteiligen und brauchen gezieltere
Forschung auf dem Gebiet der Extensivierung von
Waldbewirtschaftungsverfahren.
Gespräch mit Irene Lucius,
Leitung Umwelt-politik,
Donau-Karpaten-Programm
des WWF:
Erfahrungen mit der Beantragung und
Verwaltung von EFRE-Mitteln
Es sollten mehr Fördermittel für biodiversitätsbezogene
Fragestellungen verfügbar sein und wir müssen
sicherstellen, dass das auch in Zukunft so passiert.
Probleme und Bedrohungen im Bereich der
biologischen Vielfalt in Wäldern
Die Hauptprobleme und -bedrohungen stammen
von der starken Fokussierung auf die Holzproduktion
in Wäldern und die unzureichende Beachtung
des Erhalts und der nachhaltigen Nutzung von
Waldökosystemleistungen.
Der Mangel an einer guten Regierungsführung und
kurzfristige Geschäftemacherei sind andere Faktoren,
22
die zu einer Reduzierung der biologischen Vielfalt in
Wäldern führen. Eine neue Bedrohung ist die Suche
nach neuen Quellen für erneuerbare Energien, die zur
Ausweitung von biodiversitätsarmen Plantagen zur
Holzproduktion führen können.
Erfahrungen mit der Beantragung und
Verwaltung von EFRE-Mitteln
Die Vertragsbedingungen für die Ausgabe von
EFRE-Mitteln sind zumindest von den Ländern
schwer zu erfüllen, in denen das Personal in
Verwaltungsbehörden und Zahlungsagenturen nicht
gut genug ausgebildet ist und eine Vorfinanzierung
oftmals ein Problem darstellt. Die Mittel des EFRE
können eine bedeutsame Förderlücke im Bereich
der
biodiversitätsbezogenen
Fragestellungen
schließen. Andere Aspekte, die berücksichtigt werden
sollten, sind: kürzere Vorfinanzierungszeiträume,
bessere
Vertragsbedingungen,
schnellerer
Beantragungsprozess, bessere Schulung der
FondsmanagerInnen im Bereich der biologischen
Vielfalt in Wäldern, mehr „Werbung“ für die Nutzung
des EFRE für biodiversitätsbezogene Fragestellungen
(in Wäldern).
Erfahrungen mit der Beantragung und Verwaltung von
EFRE-Mitteln Einige Regelungen stellen Hindernisse
dar, die die Teilnahme für kleine Organisationen
schwierig macht. Es bedarf der Beratung und
technischen Unterstützung kleiner Organisationen, die
nicht genug Kapazitäten haben, um so ein komplexes
Projektmanagement zu unterhalten.
Gespräch mit Virginie
Fabre Ayala, Leiterin,
GEIE FORESPIR:
Probleme und Bedrohungen im Bereich der
biologischen Vielfalt in Wäldern
Die Hauptbedrohungen sind der Klimawandel,
der Druck durch Agrar- und Weidewirtschaft,
das Waldbrandrisiko und eine fehlende
Waldbewirtschaftung. Aufgrund der im Vergleich
zu anderen Gebieten in Europa und der Welt hohen
Bewirtschaftungskosten bleiben die Wälder der
Pyrenäen unter ihren Möglichkeiten genutzt.
The following projects illustrate the potential
of Regional Funds to finance Forest Biodiversity
related projects. Nevertheless, these projects
show that there are further opportunities for
23
4. Gute Praxis und
innovative Ansätze
4.1 Projektbeispiele
improvement, and that Die folgenden Projekte sollen das Potenzial der Regionalfonds im Bereich der
Finanzierung von biodiversitätsbezogenen Projekten in Wäldern veranschaulichen. Sie zeigen aber auch, dass
es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt und dass die Erfahrungen aus vergangenen Projekten helfen können,
zukünftige Projekte umso effektiver und nachhaltiger zu gestalten.
Grenz- und nteressensgruppenübergreifendes
Schutzprojekt
Operationelles Programm
Hintergrund
Beteiligte PartnerInnen
und AkteurInnen
OP Frankreich-Spanien-Andorra 2007-2013
Priorität 2. Naturerbe und Risikovermeidung, Tourismus und lokale Erzeugnisse. Das
Hauptziel ist die Vereinheitlichung des Monitorings und des Lebensraummanagements dreier
Gebirgshuhnarten in den drei Pyrenäenstaaten (Frankreich, Spanien und Andorra)
Gesamtkosten: 2.446.940 Euro
EU-Kofinanzierung: 1.534.119 Euro
Das Projekt Gallipyr strebt die Vereinheitlichung des Monitorings und des Lebensraummanagements dreier wilder Gebirgshuhnarten in den drei Staaten an, die Anteil am
Pyrenäenmassiv haben (Frankreich, Spanien, Andorra): des Auerhuhns (Tetrao urogallus),
Alpenschneehuhns (Lagopus mutus) und Rebhuhns (Perdix perdix). Außerdem werden
Maßnahmen zur Förderung der Rückkehr des Haselhuhns (Bonasa bonasia) durchgeführt,
einer Art, die in den Pyrenäen aufgrund menschlicher Aktivitäten ausgestorben ist. Auf der
französischen Seite der Pyrenäen existieren Monitoringprogramme für diese Populationen durch
das Observatoire des Galliformes de Montagne. Das Projekt Gallipyr wird das Wissen der
französischen, spanischen und andorranischen Spezialisten über die Gebirgshühner in der
gesamten Pyrenäenkette erweitern und damit zu einem besseren Gleichgewicht über die Grenzen
hinweg führen. Es sind der Aufbau einer Datenbank, die Durchführung von Maßnahmen
bezüglich Lebensräumen und Arten von Gebirgshühnern, sowie der Aufbau eines Netzwerks zu
den wildlebenden Gebirgshühnern im Projekt vorgesehen.
Die Partnerinnen sind: GEIE Forespir; Govern d’Andorra; Office National des Forêts; Office National
de la Chasse et de la Faune Sauvage; Fédération Régionale des Chasseurs de Midi-Pyrénées et
Fédérations Départmentales des Chasseurs (Ariège, Haute-Garonne, Hautes-Pyrénées, PyrénéesAtlantiques et Pyrénées-Orientales); Generalitat de Catalunya (Department de Medi Ambient i
Habitage); Centre Tecnológic Forestal de Catalunya; Conselh Generau d’Aran; Gestión Ambiental
Viveros y Repoblaciones de Navarra – SA; Diputación de Alava.
Das Projekt wurde von den öffentlichen Verwaltungen aller Seiten wesentlich unterstützt. Es
gab zwar keine direkte finanzielle Unterstützung anderer Organisationen, aber ein ständiger
Austausch mit Viehhaltern und anderen gesellschaftlichen
Fotos: Jordi Camprodon und David Guixé
24
Kohärenz mit EUSchlüsselstrategien und Verordnungen
Haupterfolgsfaktoren
Kommunikation
Win-win-Situationen
Weitere Informationen
Die Maßnahmen, die innerhalb des Projekts durchgeführt werden, stehen vollständig im Einklang
mit anderen Plänen und Projekten, vor allem mit den Bestimmungen zu Management von
Natura-2000-Gebieten und der FFH- und Vogelschutzrichtlinien. Sie sind auch im Einklang mit
den regionalen Entwicklungsplänen, die manche Bewirtschaftungsarten explizit ausschließen
und Naturschutzmaßnahmen im Projektgebiet unterstützen.
Das Projektdesign basierte auf den Erfahrungen früherer und ähnlicher französischer Projekte in
den Pyrenäen. Es hat die Überzeugung und Motivation aller beteiligten PartnerInnen gestärkt,
ein hohes Maß an Übereinstimmung über und Zustimmung zu den durchgeführten Maßnahmen
zu erhalten. Von Anfang an wurden Aktivitäten durchgeführt, um die Mitglieder hinsichtlich der
Ziele ihrer Arbeit (Verbesserung des Lebensraums bedrohter Tierarten) zu motivieren und ihnen
den Wert ihrer Arbeit zu vermitteln. Einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg war der Ansatz,
sowohl Maßnahmen zur Lebensraumrenaturierung durchzuführen als auch die Auswirkungen
dieser auf die bedrohten Tierarten durch innovative Techniken wie Fotofallen zu überwachen.
Der Hauptteil des Budgets wurde für Maßnahmen zur Lebensraumrenaturierung und zur
Überprüfung der Indikatoren zugewiesen. Damit sind geringere Mittel für die Kommunikation
und Verbreitung der Ergebnisse verfügbar. Trotzdem hat sich das Projekt in verschiedenen Medien
der allgemeinen Öffentlichkeit präsentiert. Dazu gehören das Fernsehen und regionale bzw.
lokale Zeitungen sowie die Präsentation vorläufiger Ergebnisse vor fachkundigen Zielgruppen
(z. B. OrnithologInnen, NaturschützerInnen, WissenschaftlerInnen etc.) auf internationalen
und regionalen Konferenzen und Workshops. Außerdem wird das Projektteam an einem
Praxishandbuch für öffentliche Verwaltungen und ExpertInnen zum Lebensraummanagement
des Auerhuhns (Tetrao urogallus) und des Rebhuhns (Perdix perdix) arbeiten, um die
Bedingungen für diese Tiere zu verbessern und deren Vermehrung zu begünstigen.
Das Projekt hat potentiell positive Effekte auf Ökotourismus/Erholung und der Vermarktung von
regionalen Erzeugnissen, da es die Attraktivität des Gebiets für TouristInnen erhöhen wird. Der
Erhalt dieser Arten, insbesondere des symbolträchtigen Auerhuhns, wird die Attraktivität des
Gebiets für TouristInnen erhöhen und könnte die Erzeugung von lokalen Produkten fördern,
die sich die Einzigartigkeit dieser Arten zu Nutze machen (Marmeladen aus Lebensräumen des
Auerhuhns etc. Im Rahmen des Projekts werden direkte Einkommensmöglichkeiten geschaffen,
lokales Personal ausgebildet und für die Renaturierungsarbeiten angestellt.
http://www.gallipyr.eu
Fotos: Jordi Camprodon und David Guixé
25
Interregionaler Fokus auf
die Renaturierung von
Auenwäldern
Operationelles Programm
Hintergrund
Beteiligte PartnerInnen
und AkteurInnen
Kohärenz mit EUSchlüsselstrategien und
-Verordnungen
Haupterfolgsfaktoren
26
Fotos: Jordi Camprodon und David Guixé
OP Südwesteuropäischer Raum (2007-2013)
Prioritätsachse 2: Verbesserung der Nachhaltigkeit zum Schutz und zum Erhalt der Umwelt und
natürlichen Umgebung in Südwesteuropa. Das Hauptziel ist die Bestimmung und Umsetzung
gemeinsamer Methoden und Strategien zur Wiederherstellung und Verbesserung der
ökologischen Situation der Auenwälder an mediterranen Flüssen.
Gesamtkosten: 1.798.182,64 Euro
EFRE-Mittel: 1.348.636,98 Euro
Das Projekt zielt auf die Identifikation und Umsetzung (durch Pilotmaßnahmen) von Strategien
und Methoden eines gemeinsamen Schutzes und Erhalts von Auenwäldern in Südwesteuropa
unter Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten und der biologischen Vielfalt, des
Erhalts der prioritären Lebensräume und des Naturerbes des Natura-2000-Netzwerks, der
Wichtigkeit der Flüsse als ökologische Korridore, deren Beitrag zum natürlichen Wasserzyklus,
der Notwendigkeit biodiversitätsreicher Flüsse und ihrer wirtschaftlichen Werte.
Die PartnerInnen sind: Instituto Superior de Agronomia, Universidade Técnica de Lisboa; Águas
do Algarve, SA; Administraçao da Regiao Hidrogràfica do Algarve; Biodiversity and Animal
Conservation lab. Centre Tecnològic Forestal de Catalunya.
Ein dauerhafter Dialog mit LandbesitzerInnen, FischerInnen und anderen gesellschaftlichen
AkteurInnen war notwendig, um deren Unterstützung zu erhalten und die Ziele des Projekts
zu erreichen. Verschiedene Landschaftspflegevereinbarungen wurden abgeschlossen
und umgesetzt. Private BesitzerInnen haben Vorteile aus den Arbeiten zur Lebensraumsund Landschaftsverbesserung gezogen und in manchen Fällen erhielten sie Holz von
Einschlagsmaßnahmen. Der Dialog mit den FischerInnen war äußerst wichtig zur Respektierung
ihrer Interessen und Bedürfnisse beim Eingriff in ihre Fischgründe und Flächen. Eine ständige
Kommunikation mit lokalen AkteurInnen findet statt, um den Zweck des Projektes zu erläutern
und Interessenskonflikte zu vermeiden.
Das Projekt ist im Einklang mit den Bestimmungen zum Management des Natura-2000Netzwerks und der Regionalentwicklung.
Die Maßnahmen, die innerhalb des Projekts durchgeführt werden, stehen vollständig im Einklang
mit anderen Plänen und Projekten, vor allem der Wasserrahmenrichtlinie. Der Schwerpunkt liegt
auf dem Erreichen eines guten ökologischen Zustands der Gewässer und Flussufer im Jahr 2015
entsprechend der Bestimmungen der Wasserrahmenrichtlinie.
Das Projekt ist auch im Einklang mit den Bestimmungen zum Management des Natura-2000Netzwerks und den Regionalentwicklungsplänen, die explizit einige Entwicklungen ausschließen
und Naturschutzmaßnahmen in der Region unterstützen.
Die bereits durchgeführten Workshops und Projekttreffen wurden genutzt, um den frühen Erfolg
des Projekts zu präsentieren und die Überzeugung und Motivation der beteiligten PartnerInnen
und AkteurInnen zu erhöhen. Seit Beginn des Projekts wurden Aktivitäten durchgeführt, um
die Mitglieder hinsichtlich der Ziele ihrer Arbeit zu motivieren und ihnen den Wert ihrer Arbeit
zu vermitteln. Einer der Hauptfaktoren für den Erfolg des Projekts war der Ansatz, sowohl
Maßnahmen zur Lebensraumrenaturierung durchzuführen als auch die Auswirkungen dieser
Aktivitäten durch die Anwendung von Bioindikatoren zu überprüfen.
Kommunikation
Win-win-Situationen
Weitere Informationen
Wesentliche Bemühungen gab es hinsichtlich der Kommunikation im Rahmen des Projekts. Die
vorläufigen Ergebnisse des Projekts wurden auf internationalen und regionalen Konferenzen und
Workshops fachkundigen Zielgruppen vorgestellt, wie dem Kongress zu Landschaftspflege oder
dem Kongress zu Umweltindikatoren bei der Renaturierung von Flüssen. Durch das Projektteam
werden immer wieder Projekttreffen in Verbindung mit Workshops zu spezifischen Themen
organisiert, die für lokale AkteurInnen und die wissenschaftliche Gemeinschaft offen sind, wie
der Workshop zur Renaturierung von Flussufern (Flix), der Workshop zu invasiven Pflanzenarten
(Faro) und der Workshop zu Biodiversitätsindikatoren (Mérida).
Das Projekt erbringt einen potenziellen Nutzen in Bezug auf Ökotourismus/ Erholung, da es die
Attraktivität der Auenbereiche für TouristInnen erhöhen wird. Das Projekt fördert ein stärkeres
Bewusstsein der lokalen Bevölkerung für die Flüsse und das Verständnis für deren Werte,
Funktionen, Ökosystemleistungen und Einzigartigkeit. Im Rahmen des Projekts werden direkte
Einkommens- und Ausbildungsmöglichkeiten für sozial ausgegrenzte Menschen geschaffen,
indem sie für die Arbeit in den Teams einstellt werden. Damit hat das Projekt auch eine soziale
Dimension.
http://www.ricover.eu
Fotos: Jordi Camprodon und David Guixé
2277
Verbesserung der Bedingungen für Wildtiere im Gebirge von Peñas de Bejar
Operationelles Programm
Hintergrund
Beteiligte PartnerInnen und
AkteurInnen
Kohärenz mit EUSchlüsselstrategien
und -Verordnungen
Haupterfolgsfaktoren
Kommunikation
Win-win-Situationen
Weitere Informationen
28
OP EFRE 2007-2013 der Region Murcia.
Prioritätsachse 5. Das Hauptziel ist die Verbesserung der Bedingungen für Wildtiere in der Region
Murcia. Das Projekt fördert und unterstützt die biologische Vielfalt in den Waldökosystemen der
Region Murcia.
49.950 Euro: 70 % EFRE und 30 % durch eigene Mittel der Region Murcia.
Das Gebiet Monte de Peñas de Bejar ist ein Vogelschutzgebiet (ES0000262 Sierras del GigantePericay, Lomas del Buitre-Río Luchena y Sierra de la Torrecilla). Hier finden sich Vorkommen
geschützter Arten der Region Murcia, z. B. des Habichtsadlers (Hieraaetus fasciatus), des Uhus
(Bubo Bubo), des Schlangenadlers (Circaetus gallicus), des Wanderfalkens (Falco peregrinus) und
der Maurischen Landschildkröte (Testudo graeca).
Das Ziel des Projekts ist der Schutz der biologischen Vielfalt und Natur in der Region Murcia. In
diesem Kontext beschäftigt es sich mit den zwei wichtigsten Lebensfaktoren in dem zum Natura2000-Netzwerk gehörenden Vogelschutzgebiet „Sierras del Gigante-Pericay, Lomas del Buitre
Luchena und Sierra de la Torrecilla“: der Verfügbarkeit von Wasserstellen und Nahrungspflanzen
in Gebieten zum Schutz von Wildtierarten, von denen viele in der Region geschützt sind.
Das Hauptziel ist die Verbesserung der Bedingungen für die Wildtiere im Gebiet Monte Peñas
de Bejar durch eine Erhöhung der Nahrungsangebots und der Verfügbarkeit von Wasser. Beide
Maßnahmen fördern und unterstützen die biologische Vielfalt in den Waldökosystemem der
Region Murcia.
Das Projekt wurde durch die GD Umwelt der Region Murcia entworfen und umgesetzt.
Die Maßnahmen, die innerhalb des Projekts durchgeführt werden, stehen vollständig im Einklang
mit anderen Plänen und Projekten, vor allem mit den Bestimmungen zum Management von
Natura-2000-Gebieten und der FFH und Vogelschutzrichtlinien.
Es hat sich gezeigt, dass die Unterstützung einer konstanten Versorgung der Wildtiere mit Wasser
und Nahrung in dem Gebirgsgebiet innerhalb des Natura-2000-Netzwerks zu einer deutlichen
Verbesserung der biologischen Vielfalt führt.
Das Projekt umfasst Methoden und innovative oder kreative Elemente wie z. B. die, die für die
Wiederherstellung der Terrassen genutzt wurden: um den Abfluss zu verlangsamen, die Erosion
zu verringern und gleichzeitig die Wassermenge zu halten, die für das Anpflanzen von Getreide
zur Versorgung der Wildtiere benötigt wird, wurden sogenannte Sangraores errichtet. Diese
eigentlich traditionelle und jetzt wiederentdeckte Methode besteht aus der Verstärkung der
Terrassenbasis durch Mauerwerk (Mörtel und Steine), von wo aus überschüssiges Wasser abfließt,
sobald der Boden vollständig gesättigt ist, aber diesen nicht mitreißt und erodiert.
Das Budget wurde für die Durchführung der Maßnahmen des Projekts und dessen Monitoring
zugewiesen. Die vorläufigen Ergebnisse waren sehr positiv und Kommunikationsaktivitäten
werden stattfinden, sobald die Endergebnisse verfügbar sind.
Das Projekt erbringt einen potenziellen Nutzen in Bezug auf Ökotourismus/Erholung, da es die
Attraktivität des Gebiets für TouristInnen erhöhen wird.
Die Maßnahmen tragen zum Schutz der Natur der alten landwirtschaftlich genutzten, nun
aber stillgelegten Terrassen bei, die wiederhergestellt wurden, um den Wildtieren in diesem
Vogelschutzgebiet Schutz zu bieten und den Lebensraum für sie zu verbessern.
http://www.murcianatural.carm.es
4.2 Empfehlungen für eine erfolgreiche Projektdurchführung
Eine erfolgreiche Projektbeantragung umfasst
mehrere unterschiedliche Aspekte: die spezifischen
Anforderungen des jeweiligen Programms z. B.
hinsichtlich Partnerschaften, strategischen Wissens,
des richtigen Antrags zur richtigen Zeit und des
Leadpartners aus dem ‚richtigen‘ Land sowie die
Qualität des Projekts selber.
Im Rahmen eines interregionalen Workshops zur
biologischen Vielfalt in Wäldern und der Vermeidung
von Risiken des Projekts „SURF Nature“, der im Mai
2011 in Solsona, Katalonien (Spanien) stattfand,
einigte man sich darauf, dass die folgenden
Empfehlungen, die wichtigsten für eine erfolgreiche
Projektdurchführung sind:
1. Es bedarf einer ausführlichen Analyse der Anforderungen
in derVorbereitungs- und Entwicklungsphase des Projekts
einschließlich einer gründlichen Bestimmung des Stands
der Wissenschaft bezüglich der geplanten Themen, um
Nutzen und Vorteile aus bestehenden Erfahrungen und
Projekten zu ziehen.
2. Um die Nachhaltigkeit nach Ende des Projekts zu
gewährleisten, sollten Projektidee und -vorbereitung
einem bottom-up-Ansatz folgen, große und wichtige
AkteurInnen sollten beteiligt werden und das Projekt
unterstützen.
3. Innovative Mechanismen werden benötigt, um
technische Unterstützung und Vorfinanzierung für gute
Partnerschaften und Ideen bereitzustellen. Insbesondere
sollten FlächenbewirtschafterInnen, NGOs und andere
lokale AkteurInnen, die direkt in die Landschaft
eingreifen, mehr Unterstützung bei der Beantragung
von EFRE-Mitteln erhalten. Professionelle Unterstützung
während der Vorbereitungsphase ist äußerst wichtig (z. B.
durch die Zusammenarbeit der lokalen AkteurInnen mit
Forschungseinrichtungen).
4. Die ProjektpartnerInnen und die beteiligten AkteurInnen
sollten die gleichen institutionellen Ziele haben,
verlässlich arbeiten und für die regionale und lokale Ebene
repräsentativ sein.
5. Eine gute Projektplanung ist notwendig, um
verwaltungstechnische und finanzielle Probleme zu
minimieren. Allerdings wird auch ein hohes Maß an
Flexibilität benötigt, um Ziele und Maßnahmen während
der Durchführung des Projektes aufgrund von sich
ändernden Umständen anzupassen.
6. Ein Schlüsselelement für Erfolg scheint die Entwicklung
einer guten Kommunikationsstrategie zu sein,
insbesondere in Hinblick auf Naturschutzfragestellungen.
Jedoch ist es auch wichtig mit den am häufigsten
genutzten Ansätzen einer Projektkommunikation
kritisch umzugehen. Ist es zum Beispiel notwendig,
für jedes Projekt eine Webseite zu entwickeln? Sind
Presseaussendungen der einzige Weg, das Erreichen der
Kommunikationsziele zu messen?
7. Die Leitung ist entscheidend für den Projekterfolg,
genauso wie die Kooperation und Zusammenarbeit
zwischen den PartnerInnen. Ein Rollenwechsel während
der Durchführungsphase kann für das Verstehen der
Bedürfnisse des jeweils anderen hilfreich sein (Antworten
die ProjektpartnerInnen z. B. immer auf Emails der
Projektkoordination?)
8. Die Etablierung einer guten Zusammenarbeit mit
anderen Projekten und die Weitergabe von Ergebnissen
im Rahmen von Fortbildungsmaßnahmen sowie die
Suche nach Lösungen mit Vorteilen für alle Seiten sind
äußerst wichtig für den Projekterfolg. Auch sollte man sich
darum bemühen, das erworbene Wissen während der
Durchführung des Projekts den NutzerInnen verfügbar zu
machen und in die Praxis umzusetzen.
9. Aktivitäten innerhalb des Projekts sollten eindeutig
und zielorientiert sein. Die Notwendigkeit konkreter
Maßnahmen im Gegensatz zu abstrakten Ideen sollte
hervorgehoben werden.
29
4.3 Die Alpenkonvention: Beispiel eines innovativen Rechtsansatzes
Der folgende Abschnitt bietet eine detailliertere Betrachtung der Bestimmungen der Alpenkonvention,
die für die biologische Vielfalt in Wäldern und die Vermeidung von Risiken und Gefahren relevant sind.
Die Konvention ist ein gutes Beispiel für die Integration von Aspekten der biologischen Vielfalt in Wäldern,
der Vermeidung von Risiken und der Berücksichtigung von anderen nachhaltigen Entwicklungen in einem
einzigen Rechtsrahmen. Die Hauptpunkte der Konvention werden im Kasten auf Seite 14 dargestellt.
Raumplanung und nachhaltige Entwicklung
In diesem Protokoll wird festgelegt, dass eine Abstimmung der Raumnutzung mit den ökologischen Zielen
und Erfordernissen notwendig ist. Um die nachhaltige Entwicklung der Alpenregion zu unterstützen,
verpflichten sich die Vertragsparteien dazu, Instrumente für eine bessere Koordinierung der Politiksektoren
zu entwickeln.
Naturschutz- und Landschaftsschutz
Die Zielbestimmungen der Konvention legen fest, dass Vereinbarungen zum Schutz, Erhalt oder zur
Renaturierung von Natur und Landschaft getroffen werden, um die funktionelle Kapazität der Ökosysteme
dauerhaft sicherzustellen. Land- und Forstwirtschaft spielen eine entscheidende Rolle bei der Durchführung
von Natur- und Landschaftschutzmaßnahmen und es ist deshalb geplant, dass Schutz, Erhalt und
Instandhaltung der naturnahen Biotope auf Basis von Übereinkommen mit den LandbesitzerInnen oder
-bewirtschafterInnen erreicht wird. Auch marktbasierte Kontrollinstrumente wie wirtschaftliche Anreize
oder Zahlungen sind für diesen Zweck besonders geeignet. Es wird empfohlen, dass die Schutzgebiete,
die durch ein grenzübergreifendes ökologisches Netzwerk verbunden sind, erhalten und weiter entwickelt
werden. Auch die Neuausweisung von Schutzgebieten sowie die Etablierung von Schutz- und Umweltzonen
für wilde Tier- und Pflanzenarten sind geplant. Andere Bestimmungen rufen die Parteien auf oder
verpflichten sie dazu, Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Tier und Pflanzenarten sowie natürlichen
und naturnahen Biotoptypen durchzuführen und deren Funktionalität durch eine geeignete räumliche
Verteilung sicherzustellen.
Bergwälder
Bergwälder in der Alpenregion können in einem Maß der Regulierung des Klimas dienen und Schutz gegen
natürliche Gefahren bereitstellen, das weit über die eigentlichen Gebirgsflächen hinausgeht. Das Ziel ist es
deshalb, Bergwälder als naturnahen Lebensraum zu erhalten, schützen, entwickeln und vermehren und
ihre Stabilität zu verbessern. Zu diesem Zweck verpflichten sich die Konventionsparteien insbesondere zur
Durchführung der folgenden Maßnahmen:
•
•
•
30
Anwendung natürlicher Waldverjüngungsmethoden
Entwicklung von gut strukturierten, gestuften, dem Standort entsprechenden Baumbeständen
Nutzung von autochthonem Vermehrungsgut
•
•
•
•
•
•
•
•
Vermeidung von Bodenerosion und Bodenverdichtung
Reduktion der Belastung mit Luftschadstoffen
Beschränkung der Schalenwildpopulation auf ein Maß, bei dem die natürliche Verjüngung von
Bergwäldern dem Standort entsprechend möglich ist
Erhalt eines funktionsfähigen Bergwaldes hat Vorrang gegenüber der Waldweide
Die Benutzung von Bergwäldern für Erholungszwecke kann gesteuert und ggf. auch
eingeschränkt werden.
Förderung und Nutzung einer gesteigerten Holzproduktion aus nachhaltig bewirtschafteten
Wäldern
ausreichende Berücksichtigung der Gefahr von Waldbränden
Bereitstellung von angemessen qualifiziertem Personal durch die unterzeichnenden Staaten zur
Erbringung der Leistungen des Waldbaus
Die Vertragsparteien verpflichten sich, den notwendigen finanziellen Rahmen zu schaffen und zu einer
ausreichenden waldbaulichen Unterstützung zur Sicherstellung der Schutz- und Nutzfunktionen des
Bergwalds, der Erfüllung seiner gesellschaftlichen und ökologischen Leistungen, der Waldentwicklung und
Ausweisung von Naturwaldschutzgebieten beizutragen.
Bodenschutz
Die Reduktion der quantitativen und qualitativen Bodenbeeinträchtigungen ist hier der Schwerpunkt der
Bemühungen. Bodenschonende landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Produktionsmethoden, die
ökonomisch mit Grund und Boden umgehen sowie die Eindämmung von Erosion und unkontrollierten
Massenbewegeungen sind andere Schwerpunkte in den Bestimmungen. Auch die Verpflichtung, Moore und
Sümpfe zu erhalten, ist in diesem Protokoll von Bedeutung für die biologische Vielfalt. Die für Landwirtschaft,
Weidewirtschaft und Forstwirtschaft lebensnotwendigen Böden sollen geschützt werden.
Wie diese Ausführungen zeigen, kann die Alpenkonvention als Beispiel für andere Regionen in Europa
dienen und einen Trend für nachhaltigen Schutz und Nutzung der Alpen setzen.
31
Foto: ÖBf AG-Pritz
5. Schlussfolgerungen und
Empfehlungen
Im Hinblick auf die Verbesserung der EFRE-Bestimmungen und der allgemeinen politischen Verfahren bezüglich
biologischer Vielfalt in Wäldern und der Vermeidung von Risiken sind die folgenden Schlussfolgerungen und Empfehlungen
für die Politik zu nennen:
1. Es sollte ein Fördersystem entwickelt werden, welches Synergien unterstützt, Kosteneffizienz sicherstellt
und Lösungen in den unterschiedlichen, die Waldbewirtschaftung betreffenden Gebieten fördert, die für alle
Seiten von Vorteil sind. Der EFRE sollte in erster Linie Projekte unterstützen, die verschiedene Schlüsselaspekte
wie etwa Schutz der Biodiversität, Anpassung an und Verminderung des Klimawandels, Risikoprävention,
Entwicklung von marktbasierten Instrumenten zur In-Wert-Setzung der Ökosystemleistungen beinhalten.
2. Es ist notwendig, dass die Leistungen der Regionalfonds für die biologische Vielfalt in Wäldern und
Maßnahmen zur Vermeidung von Risiken maximiert und besser anerkannt werden. Außerdem sollte man
sich mit der gegenwärtigen Unterfinanzierung in diesen und anderen biodiversitätsbezogenen Bereichen
beschäftigen.
3. Es ist nicht nur eine Frage der Erhöhung der Fördermittel für die biologische Vielfalt in Wäldern und
Maßnahmen zur Vermeidung von Risiken, sondern es muss auch sichergestellt werden, dass die durch
die Regionalfonds geförderten Ziele im Einklang untereinander sind. Es ist allseits bekannt, dass einige
der Investitionen zur Unterstützung von Infrastrukturentwicklungen direkt zu einer Zerschneidung von
Waldlebensräumen und Landschaften beitragen können. Deshalb ist es ein Muss, dass EFRE-geförderte
Projekte keine Hindernisse oder Beeinträchtigungen für die Entwicklung der biologischen Vielfalt in Wäldern,
die Vermeidung von Risiken oder die Ziele bezüglich des Klimawandels darstellen.
4. Wälder müssen als komplexe Ökosysteme angesehen werden, die in einer ganzheitlichen Art und Weise zu
bewirtschaften sind. So sollten zum Beispiel aktive Waldbewirtschaftungsmaßnahmen, die zur Verringerung
des Waldbrandrisikos beitragen, die spezifischen Biodiversitätsaspekte vor Ort berücksichtigen. Wird das
Brandrisiko in einem Gebiet oder einer Region reduziert, bleibt die Fähigkeit des Waldes zur CO2-Speicherung
erhalten und endemische Arten werden langfristig geschützt. Die Vorteile eines ökosystembasierten Ansatzes
im Vergleich zu einem stärker technologischen Ansatz sollten bei der Bestimmung der Prioritäten und
finanziellen Ausrichtung des EFRE hervorgehoben werden. Wälder müssen weiterentwickelt und gepflegt
werden, damit sie den zukünftigen Klimaerwärmungen besser standhalten können und langfristig stabiler
und widerstandsfähiger sind.Durch entsprechende Waldbewirtschaftungsverfahren ist sicherzustellen, dass
die genetische Vielfalt erhalten bleibt und Maßnahmen zur Vermeidung von Risiken unterstützt werden,
trotzdem aber auch die wichtige Funktion der Holzproduktion erfüllt ist.
32
5. Dieser globale Ansatz sollte auch bei der Beantragung und dem Einsatz von EFRE-Mitteln für
sektorenübergreifende Themen wie die Vermeidung von Bränden berücksichtigt werden. Um die
verschiedenen Aspekte der Waldbewirtschaftung abzudecken, sollten öffentliche Verwaltungen mit
Befugnissen auf dem Gebiet der natürlichen Umwelt, RaumplanerInnen, der Bildungssektor u. a. beteiligt
werden.
6. Die VerwalterInnen der EU-Fonds müssen sich der jeweiligen Bedürfnisse sowohl der mediterranen Wälder
(höheres Brandrisiko, Landstilllegung, geringe wirtschaftliche Rentabilität etc.) als auch der kontinentalen
und nördlichen Wälder (weniger gefährdet für Waldbrände, höhere Rentabilität etc.) bewusst sein, um
Fördermittel entsprechend der spezifischen Erfordernisse der Regionen zu verteilen.
7. Es ist notwendig, Kommunikation und Wahrnehmung zu verbessern. Die Endbegünstigten der EFRE-Fonds
sind die BewirtschafterInnen vor Ort, die tatsächlich in die Wälder eingreifen und sie in einer nachhaltigen Art
und Weise bewirtschaften können. Die Fonds sollten daran orientiert sein, diese AkteurInnen zur Fortführung
ihrer Aktivitäten in einer nachhaltigen Art und Weise zu befähigen. Deshalb wird ein besseres Verständnis
zwischen den FondsverwalterInnen und den Endbegünstigten benötigt.
8. Eine stärkere Orientierung auf die aktive Durchführung von Maßnahmen sollte angestrebt werden, da bei
einigen Interviews die Ansicht übermittelt wurde, dass sich die Ergebnisse häufig sehr stark in Richtung einer
Metaebene bewegen und die Bedeutung der Umsetzung oft nur indirekt gegeben ist.
9. Mechanismen müssen etabliert werden, die die Teilnahme von NGOs und anderen lokalen AkteurInnen
an einer EFRE-Förderung ermöglichen (zum Beispiel durch die Kooperation mit Forschungseinrichtungen,
RegionalberaterInnen oder spezialisierten Verbänden), da es diesen Gruppen oftmals an technischem Wissen
und den finanziellen Kapazitäten zur Beantragung bzw. Verwaltung der Mittel mangelt. In diesem Zuge sollte
es auch Bemühungen geben, die Administrations-Prozesse zu vereinfachen und die lokalen AkteurInnen
durch Vorfinanzierungen, Schulungen, den Aufbau von Kapazitäten und Netzwerkaktivitäten zu stärken. Im
Allgemeinen sollte die benötigte Zeit für First- und Second-Level-Control, Berichterstattung, Abrechnung etc.
reduziert und stattdessen für das Erreichen der substanziellen Projektziele eingesetzt werden.
10. Ein allgemeineres, aber wichtiges Gebiet ist die Repräsentation der Forstwirtschaft auf der politischen
Ebene. Ungefähr 40 % Europas sind mit Wäldern bedeckt und dieser Umstand sollte durch die Politik
angemessen berücksichtigt werden. Die Leistungen, die aus einer Waldbewirtschaftung resultieren, sind
nicht nur von einem wirtschaftlichen Standpunkt aus vielfältig, sondern auch bezüglich der zahlreichen
lebensnotwendigen Güter und Dienstleistungen, die von Trinkwasser über die Luftqualität bis hin zum Schutz
gegen natürliche Gefahren reichen. Es wird deshalb als wichtig erachtet, dass eine gemeinsame Forstpolitik
oder ein spezielles Kommissariat in Brüssel begründet wird.
33
11. Schließlich ist es unbedingt notwendig, dass die Bestimmungen der Regionalfonds die Bedeutung der Wälder als:
•
•
•
•
•
Rückzugsgebiete biologischer Vielfalt
Bereitsteller essentieller Dienstleistungen (Regulierung von Klima, Wasser und Boden)
Bereitsteller von Gütern (Holz)
Arbeits- und Erholungsorte sowie
Flächen mit der Fähigkeit, Risiken zu verhindern (Überschwemmungen, Lawinen, Sturzbäche etc.)
anerkennen.
Regionalfonds sollten deshalb die Anregung und Durchführung von Projekten priorisieren, die positive
Nebenwirkungen auf die nationale Politik haben, um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und den
Schu
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em
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erbe
er
bess
be
sser
ernn.
er
Schutz
Schlüsselökosystems
344
6. Literatur
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EEA Report No 4/2009
Regulation (EC) No 1080/2006 of the European Parliament and of the Council of 5 July 2006 on the
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Ständiges Sekretariat der Alpenkonvention in Innsbruck. 2010. Alpenkonvention –
Nachschlagewerk, Alpensignale 1, 2. Auflage, Innsbruck
Suske, W., Allex, B., Martinko,M, Torkler, P., Mey, Franziska. 2011. European Regional Development
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C Project.
WWF, IEEP. 2007. Financing Natura 2000 Guidance Handbook.Commissioned by the European
Commission DG Environment.
35
36
36
www.surf-nature.eu
Andere ProjektpartnerInnen:
AT / Umweltbundesamt Österreich
RO / Giurgiu County Council
PL / Marshal Office of Warmia &
Mazury Voivodship
Projektpartner
Österreichische Bundesforste AG
Pummergasse 10-12
3002 Purkersdorf
Österreich
Kontakt:
Gerald Plattner
Leiter Ökusystemmanagement
Telefon: +43 2231 600-3140
[email protected]
www.bundesforste.at
IT / Provinz Rieti
GR / Municipal Enterprise for Planning &
Development of Patras S.A.
GR / Präfektur Preveza
UK / Environment Agency Wales
CZ / Universität Olomouc
ES / Generaldirektion Umwelt der Region Murcia
ES / Forest Sciences Center of Catalonia
AT / Nationalpark Donau-Auen
FR / Cotes d’Armor General Council
SL / Development Agency Savinja
Lead Partner:
Spittelauer Lände 5
1090 Wien
Österreich
Kontakt:
Peter Tramberend
Klara Brandl
Telefon: + 43 1313 045935
[email protected]
www.umweltbundesamt.at
Projektkoordination:
WWF Deutschland
Reinhardtstraße 14
10117 Berlin
Deutschland
Kontakt:
Peter Torkler
Melanie Hillmann
Julia Steinert
Telefon: + 49 30 311777222
[email protected]
www.wwf.de
37
Foto: ÖBf AG-Pritz
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