Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, den diesjährigen Fruchthandel-Kongress mit meinem Beitrag zu eröffnen. Vorab ein wenig zu unserem Unternehmen und meiner Person: Die famila-Handelsmarkt Kiel GmbH & Co. KG wurde 1974 in Kiel gegründet und wird heute in vierter Generation familiengeführt. An insgesamt 82 Standorten im norddeutschen Raum bietet famila seinen Kunden ein angenehmes Einkaufserlebnis in modernen und attraktiven Warenhäusern, die in ihrem Sortiment eine erstklassige Auswahl (über 40.000 Artikel) mit einem hohen Qualitätsanspruch und vielfältigen Serviceleistungen verbinden. Ich selbst bin seit gut 2,5 Jahren als Warenbereichsleiter Obst & Gemüse sowie Blumen beschäftigt. Zuvor habe ich eines der größten famila-Warenhäuser der famila-Gruppe Nordost geleitet und kenne seit mehr als 30 Jahren das Obst- und Gemüsegeschäft, davon 20 Jahre als Warenhausleiter. Einstieg ins Thema: Mehr als je zuvor steht die Frage nach der Bedeutung des Einzelhandels für den Verbraucher, aber auch die Wirtschaft insgesamt. Welche Bedeutung hat in naher und ferner Zukunft der Lebensmitteleinzelhandel (LEH)? Welche Stellung nimmt er ein, im Zeitalter von Internet und Online-Handel? Fragen, auf die wir gern schon heute eine Antwort hätten. Der Einzelhandel hat sich gewandelt. Neue Trends bestimmen zunehmend das Kaufverhalten unserer Kunden und damit die gesamte Handelslandschaft. - Trend nach Regionalität Trend nach biologischen Produkten Trend nach mehr Freizeit Trends, an denen kein Unternehmen im LEH mehr vorbeikommt und denen wir gerecht werden müssen. Der Verbraucher wird perspektivisch die Einkaufsstätte wählen, wo er seine Erwartungen diesbezüglich am besten erfüllt bekommt. Parallel steht die Frage nach der Wirtschaftlichkeit im LEH? Grundlegende Veränderungen werden unumgänglich sein, um die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Unternehmen mittel- und langfristig zu ermöglichen und zu gewährleisten. Der jahrelange Kampf um beste Preise im gesamten Einzelhandel hat die möglichen Kalkulationen an den untersten Rand der Rechenbarkeit gebracht. Online-Handel macht nunmehr die gesamte Handelslandschaft bis zum letzten Artikel über örtliche Grenzen hinaus gläsern und für den Verbraucher vergleichbar. (über unkomplizierte Internetfähigkeit sogar direkt am Regal) Schon heute rücken damit die Frischeabteilungen, insbesondere Obst und Gemüse, mehr und mehr in den Focus und in die Rubrik, die erforderlichen Renditen der Unternehmen zu erwirtschaften. (denn in vielen Sortimenten ist es nunmehr kaum noch möglich) Denn nur hier ist über die reichhaltige und vielschichtige Sortimentspalette mit Produkten unterschiedlichster Ursprungsländer, Größen, mit unterschiedlichen Anbaumethoden ein direkter Preisvergleich fast unmöglich. Parallel decken diese Aussagen Untersuchungen, dass Verbraucher kaum eine Vorstellung über die Wertigkeit von frischem Obst- und Gemüse haben (außer vielleicht bei wenigen Artikeln zu gewissen Eckpreisen). Obst- und Gemüse unterliegt solchen nicht nur saisonalen, sondern sogar Tagespreisänderungen, dass bezogen auf das gesamte Sortiment praktisch kein Verbraucher tatsächliche Preiskenntnisse haben kann. (eine Chance) Schon lange wurde erkannt, dass beim Kauf von Obst und Gemüse damit nicht der immer wieder zitierte Preis das ausschlaggebende Kriterium ist. (Sicher wollen die Verbraucher das Gefühl haben, dass die Ware zu einem fairen und auch „günstigen“ Preis angeboten wird) Ausnahmen: Eckartikel wie Gurken, Tomaten, Eisbergsalat, Paprika Mix 3er, Kartoffeln Die Wahl der Einkaufsstätte erfolgt aus dem entgegengebrachten Vertrauen zum Einzelhändler in Frische und den ausgewählten Qualitäten. Die tatsächliche Kaufentscheidung erfolgt 1. weil es auf dem Einkaufszettel steht – der Kunde „braucht“ also den Artikel und 2. weil er genau jetzt gerade dieses Produkt haben möchte Emotionen stimulieren den Kauf Man spricht von bis zu 70 % Impulskauf – als Kauf über Emotionen Und ich möchte behaupten – Emotionen wird kein Online-Handel in naher Zukunft vermitteln können. Damit hat Obst und Gemüse (schon immer eine wichtige Abteilung), eine neue Stellung und Bedeutung in jedem LEH-Unternehmen bekommen und eröffnet eine gewaltige Chance für den LEH. Über Obst und Gemüse kann man nicht nur Umsätze, sondern auch Renditen erzielen – Schneller, hoher Umschlag unterstützt dabei die Betriebswirtschaftlichkeit Dem Unternehmen, dem es am besten gelingen wird, das Vertrauen beim Verbraucher zu gewinnen, wird langfristig seine Kunden auch an sich binden können. Die Entscheidung fällt am POS Obst und Gemüse - Chance und Herausforderung zugleich! Verkauf von Obst und Gemüse könnte so einfach sein - stehen doch alle positiven Kaufaspekte auf unserer Seite: Obst und Gemüse entspricht dem Trend der Verbraucher Obst und Gemüse steht für Frische – Natürlichkeit – Vitalität - Gesundheit und Lebendigkeit Obst und Gemüse – unverzichtbar für eine ausgewogene und gesunde Ernährung Dennoch liegt der Konsum von Obst und Gemüse weit unter den Werten, die die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt und ist seit Jahren noch weiter rückläufig. Woran liegt das? Worin liegen die Ursachen? Was können wir tun, um diese Entwicklung aufzuhalten? Liegt es an uns (LEH)? Der Deutsche Fruchthandelsverband beauftragte dazu vor einigen Monaten bereits das Rheingold-Institut mit einer psychologischen Grundlagenstudie: „Warum der Konsum von Obst und Gemüse rückläufig ist“ und „Wie kann der Konsum von Obst und Gemüse gesteigert werden?“ Ausgangspunkt war die Aussage: Was kann denn so schwierig daran sein, Menschen für den Konsum von Obst und Gemüse zu begeistern, wo die Vorteile dieser Produktgruppe doch klar auf der Hand liegen? FAZIT: Man muss keinem wohl mehr erklären, dass O&G gesund ist. Dass diese Produkte unverzichtbare Bestandteile für eine ausgewogene Ernährung sind, wohl auch nicht? Weg von „Gesundheitsappellen und Mahnungen“ – sie führen definitiv nicht zum Ziel Warum aber wird dann so wenig Obst und Gemüse verkonsumiert? Genuss und Lebensfreude muss vermittelt werden – Äpfel und Birnen sind für junge Menschen zu langweilig, diese trinken Smoothies und sind „faul“ – z. B. schält kein Jüngerer mehr Ananas. Bananen sind was für Kinder und Zahnlose Das Essverhalten hat sich verändert: Convenience (fertige Obstsalate, geschnittene Früchte usw.) werden vermehrt gekauft Erwarten Sie jetzt bitte weder von der Studie noch von meiner Person ein Geheimrezept und die Lösung dieser Problematik - aber eines kann ich Ihnen verraten: Die Entscheidung fällt am POS das “richtige“ Sortiment (OG muss neugierig machen….) Optisch attraktive Platzierungen (70 % Impulskauf) Warenpräsenz / Frische über die gesamt Ladenöffnungszeit wie sieht es z.T. in der Praxis aus? ausreichend Personal mit Fachkenntnissen erforderlich – O&G ist Chefsache! Ideen für eine einfache unkomplizierte Zubereitung Verbundplatzierungen mit Zutaten/Rezeptideen, z. B. Äpfel mit hochwertigem Apfelsaft Convenience – „fertig vorbereitet….“ - TK bereits Riesenanteile bei Himbeeren, Fruchtkörbe, Melonen usw. Umsätze bleiben im Unternehmen, aber nicht in der O&G Warengruppe Themenwelten schaffen: Limetten und Minze mit Rohrzucker, Stößchen, Strohhalmen und Cachaca) Vertrauen zur Ware und deren Ursprung Garantie der Rückverfolgbarkeit Regionalität Fachkompetente Ansprechbarkeit - aber auch aktiver Verkauf Wahl der richtigen Kommunikationskanäle Einarbeiten von Flipcharts / Bilder / Studie des Deutschen Fruchthandelsverbandes: dort werden die entscheidenden Kriterien unter dem Aspekt Zugangswege und Zugangsbarrieren zu Obst und Gemüse auf Basis von Kundenbefragungen dargelegt. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und möchte noch auf die nachfolgenden Foren hinweisen…………