Pflege und Zucht des Gelben Zwergbuntbarsches

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Pflege und Zucht des Gelben Zwergbuntbarsches
Text: Rudolf Suttner (D 8502)
Der gelbe Zwergbuntbarsch ist bei uns unter dem Namen Apistogramma reitzigi
bekannt und wurde aus dem Rio Parana und Rio Paraguay in unsere Aquarien
gebracht. Auf der Suche nach einem exakten Fundort konnte Walter Reitzig 1975
keine Fangstellen nennen, 1977 jedoch werden von ihm genaue Fundortangaben
gemacht.
Die 1937 importierten ,Reitzigiu blieben bis vor kurzem die Stammeltern unserer
Aquarienpopulation. Unter dieser Voraussetzung ist es möglich, daß die kontinuierliche lnzucht zu anderen Verhaltensmustern, Farbqualitäten und Größen f ührte.
Weil mir keine Wildfänge zur Verf ügung stehen, muß hier eine Beschreibung, der seit
1937 nachgezüchteten Tiere genügen. Der Kopf der Männchen, besonders die Kehlpartie, scheint in einem kräftigen Goldgelb. Braunoliv gefleckt ist die Stirn und
hellblaue, unregelmäßige kurze Streifen und Punkte ordnen slch um das gelbe Auge.
lhr Körper strahlt, je nach Stimmung und Lichteinfall im glänzenden Dunkelblau oder
ist unauffällig blaugrau. Obgleich vielen Aplsfogramma-Männchen schöne Flossen
wachsen, nehmen die, der ausgewachsenen Männchen eine Sonderstellung ein. Die
Höhe der Rückenflosse - segelartig gespannt - verleiht den Männchen eine eindrucksvolle Erscheinung. ln ihr findet man Blau, Violett, Gelb und am hinteren Ende
leicht überpudertes Orange. Die Schwanzflosse erweckt den Eindruck, als wurde sie
nachträglich vergrößert. Die Farben der Rückenflosse wiederholen sich in ihr. Am
schönsten sind die langaus§ezogenen, maisgelben Spitzen der Bauchflossen.
So farbig können die Weibchen nicht beschrieben werden. Nur, wenn die Weibchen
Junge führen, wechselt Gelb und Gold in den verschiedensten Tönungen. Ansonsten
sind sie von einem tarnenden Sandbraun überzogen und unauffällige Fische. Der
erste Rückenf lossenstrah l, Bauchf lossenstrah I und Api stog ram m aQuerstreifen vom
Auge ausgehend, färbt sich öfters schwaz. Bei der Brutpflege ist diese Färbung
dominant sichtbar.
Wer den Gelben Zwergbuntbarsch pflegt, benötigt meines Erachtens ein 200-LiterAquarium, damit sich die »Gelbenu artgemäß verhalten. Eine Anzahl Höhlen aus
Steinen, halben Kokosschalen oder Tontöpfen auf dunklem, feinkörnigen Kies
gebaut und große und kleine Amazonasschwertpflanzen sorgen für ein gemäßes
Milieu. Wie sehr auch diese Umwelt wichtig ist, so müssen doch auch die abiotischen Faktoren: Temperatur, pH. und dGH-Wert beachtet werden. Temperaturen
zwischen 24' C und 30' C, ein pH.Wert eingependelt zwischen 5,5 - 6,9 und eine
Gesamthärte bis 7 sind hier zu merken.
Ein 200-Liter-Becken für zwei Weibchen und ein Männchen ist ideal. Gelbe Zwergbuntbarsche laichen bevorzugt in Höhlen ab und schieben in deren Nähe im feinen
DCG- lnfo 9(B)'1 978: 1 48-1 50
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A. borellii-Männchen aus dem Aquarienstamm, bekannt als Gelber Zwergbuntbarsch
Foto: V. Döhring (D 7104)
A.
borelli-\Neibchen mit Gelege. Die Eier werden an der Höhlendecke abgesetzt.
Foto: W. Schmettkamp
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Sand mit dem Vorderkörper und Brustflossen oder durch Schwanzwedeln bis zu
10 cm durchmessergroße Gruben aus. Glänzende Farbenpracht und aggressives
Verhalten gegenüber anderen Fischen vor einer ausgewählten Höhle machen auf
das Ablaichen aufmerksam. Beim erstenmal werden ca. 60 Eier abgelegt, und mit der
Zahl dq Bruten und dem Alter der Weibchen steigt die Eimenge auf etwa 150. Die
ovalen, braunroten Eier sind knapp 1 mm lang und aneinandergereiht in der Höhle
angeordnet. Nur noch sporadisch und blitzschnell verlassen die Weibchen ihren
Laich. Sobald Feinde vertrieben oder Futterbrocken verzehrt sind, kehren sie zurück,
um mit ihren Brustflossen Frischwasser an die Eier zu wedeln; verpilzte Eier entfernen sie ohne die anderen zu verletzten. Nach drei Tagen schlüpfen die Larven aus
ihren Eihüllen. Die beim Schlüpfen quirligen Larven spucken die Weibchen an eine
Sammelstelle in der Bruthöhle. Am 4., 5. und 6. Tag stehen die Weibchen fächelnd
über den vollkommen ruhigen Larven. Ungefähr nach einer Woche erscheinen die
Weibchen mit den Jungen in kontrastreicher, schwarzgelber Brutpflegefärbung vor
der Höhle Solange jedoch durch andere Fische eine permanente Gefahr besteht,
halten sie die Brut noch einige Tage in der sicheren Höhle versteckt. Weil die Jungen,
wie alle Jungfische gerne gefressen werden, sind die Weibchen in einer andauernden
Abwehr- und Verteidigungshaltung.
GroRe Fische, wie z.B. der Diskus, aber auch die kleinen Neonsalmler werden durch
schnelle Zustöße von den Jungen, die auf Kopfrütteln der Weibchen alle Bewegungen einstellen und zu Boden sinken, ferngehalten. Bei fortgesetzter, ununterbrochener Abwehr der Feinde führen die Mütter ihre Nachkommen zu allen Futterplätzen im Aquarium. Mit zunehmenden Alter verselbständigen sich die Jungen, so
kommt es vor, daß sich die Bruten verschiedener Mütter und unterschiedlichen Alters
mischen. Die Männchen greiien bei großen Brutzahlen und starken Angriffen von
Feinden in die Brutpflege ein, indem sie einen Teil der Jungfische für kuze Zeit
selbst führen und dadurch die Weibchen entlasten. Dabei erscheinen die schwarze
Führungszeichnung an den Flossen und deutlich der Apistogramma-Querstreifen
unter dem Auge.
Dieses Brutverhalten darf aber keinesfalls mit dem von Elternfamilien verglichen
werden, da sich die Männchen nur in Notfällen so verhalten können, ansonsten
betreuen die Weibchen die Jungen vollkommen alleine; die Männchen dulden sie in
sicherer Entfernung.
Literatur:
Reitzig, Walter (1975): ,Zur Personalakte Apistogramma reitzigi«, Aquarien-Magazin
lX (12):51s-517
Reitzig, Walter (1977): ,Der Schleier ist gelüftet: Der reitzigi stammt aus dem Rio
Paranä.u
DCG-lnfo 9(B) 1978: 148-150
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