Simulationstechnik _______________________________________________________________ 6 Gekoppelte Induktivitäten Für diese Übung werden mehrere Spulen miteinander gekoppelt, auf diese Weise wird ein Transformator gebildet. Die Kopplung erfolgt durch eine SPICE-Anweisung, z.B. K1 L1 L2 1. Diese Anweisung besagt, dass die Induktivitäten L1 und L2 durch den Kopplungsfaktor 1 miteinander verkoppelt sind. Der Kopplungsfaktor kann nur ≤ 1 sein, 1 bedeutet maximale Kopplung. In der folgenden Schaltung sind zwei Induktivitäten durch den Kopplungsfaktor K1=1 gekoppelt, die primärseitige Induktivität wird durch einen Sinusgenerator mit der Frequenz 1kHz und der Amplitude 1V (Innenwiderstand 1 Ohm) angesteuert. Bestimmen Sie die Spannung am Knoten 2 bei verschiedenen Induktivitäten und leiten Sie daraus das Übersetzungsverhältnis dieses Transformators für eine sinusförmige Wechselspannung ab. L1 = konstant 1H: L2 = 1H U2 = L2 = 2H U2 = L2 = 4H U2 = L2 = 9H U2 = Ü= Drehen Sie die Spule L2 um (oben und unten vertauschen, L2 = 1H)! Was geschieht mit der Spannung U2? Was geschieht, wenn der Kopplungsfaktor 0.9 wird? Untersuchen Sie die untenstehende Schaltung, bei der zwei unterschiedliche Frequenzen an die Primärseite eines Trafos mit zwei Sekundärwicklungen angelegt wurden. Die 03/2017 Seite 1 Simulationstechnik _______________________________________________________________ Spannungen auf der Sekundärseite werden über zwei Dioden an einem Schwingkreis addiert. Messen Sie insbesondere die im Spektrum der Spannung V(out) auftretenden Frequenzen und ihre Amplituden. Betrachten Sie hierzu die Fast-Fourier-Analyse der Spannung am Schwingkreis im Frequenzbereich von 10kHz bis 1MHz! Frequenz 03/2017 Amplitude Seite 2 Simulationstechnik _______________________________________________________________ Wofür kann die Schaltung eingesetzt werden? 7 Einsatz eines Analogsimulators zur Berechnung nichtelektrischer Probleme Beispiel: Thermische Analyse 7.1 Analogien zwischen thermischen und elektrischen Größen Zunächst sollen einige thermische Begriffe erläutert und die betreffenden Formeln zur Berechnung dargestellt werden. Wärmeleitung ist die Weiterleitung von Wärmeenergie durch ein Medium. Für den Wärmestrom Q gilt: =− ∗ ∗ mit: [W] λ: Wärmeleitfähigkeit des Mediums [W/(m*K)] A: Querschnitt der wärmeleitenden Fläche [m²] ΔT: Temperaturdifferenz zwischen warmer und kalter Oberfläche [K] l: Abstand zwischen den beiden Oberflächen Damit lässt sich ein Wärmewiderstand definieren: = = ∗ [K/W] Konvektion ist die Weiterleitung von Wärmeenergie zwischen einer Oberfläche und einem Gas oder einer Flüssigkeit. Hier gilt: = ∗ ∗( − ) mit: α: Konvektionskoeffizient [W/m²/K] TO: Oberflächentemperatur [K] TA: Temperatur des umgebenden Mediums [K] Wärmestrahlung ist die Übertragung von Wärmeenergie zwischen zwei Körpern ohne ein Medium dazwischen. Hier gilt: = ∗ ∗ ∗( − ) [W] mit: ε: Emissionskoeffizient σ: Stefan-Boltzmann-Konstante [5,67 W/m²/K4] T1: Temperatur des wärmeren Körpers [K] T2: Temperatur des kälteren Körpers [K] 03/2017 Seite 3 Simulationstechnik _______________________________________________________________ Wärmeleitung und Konvektion folgen einer linearen Gesetzmäßigkeit, die Wärmestrahlung jedoch einer nichtlinearen! Daher können die Effekte Wärmeleitung und Konvektion modelliert werden als Strom durch einen Widerstand. Der Widerstandswert entspricht dem thermischen Widerstand der Anordnung, die Temperatur wird als Spannung berechnet. Schließlich muss noch die Wärmekapazität eines Körpers in Betracht gezogen werden. Wird Wärmeenergie in einen Körper einfließen, so dauert es einige Zeit, bis dieser aufgewärmt bzw. wieder abgekühlt ist. Die Modellierung erfolgt durch Einbau einer Kapazität in das Modell. In SPICE können daher Wärmeleitung und Konvektion als Stromfluss durch einen Widerstand nachgebildet werden, die Spannung entspricht der Temperatur. Wird noch eine Kapazität mit eingebaut, so kann auch der zeitliche Verlauf der Erwärmung eines Körpers simuliert werden. Es gelten folgende Äquivalenzen für das Modell in SPICE: elektrische Spannung [V] entspricht der Temperatur [K] elektrischer Strom [A] entspricht dem Wärmefluss aus einer Wärmequelle [W] elektrischer Widerstand [Ω] entspricht dem thermischen Widerstand [K/W] elektrische Kapazität [F] entspricht der Wärmekapazität [J/K] Damit können die Effekte Wärmeleitung und Konvektion durch ein lineares Netzwerk aus Quellen, Widerständen und Kapazitäten nachgebildet werden. Lediglich für die Wärmestrahlung kann es etwas komplexer werden: Soll die Wärmestrahlung in einem großen Temperaturbereich simuliert werden, müssen die Nichtlinearitäten berücksichtigt werden, dies erfordert den Einsatz von Analog Behavourial Models in SPICE. Falls jedoch nur ein kleiner Temperaturbereich für die Wärmestrahlung interessiert, kann man – ähnlich wie bei der Kleinsignal-AC-Analyse – eine Linearisierung um den Arbeitspunkt herum vornehmen und die Wärmestrahlung ebenfalls mit Hilfe eines linearen Netzwerkes nachbilden. Diese Näherung ist allerdings nur für einen kleinen Temperaturbereich gültig. 7.2 Beispiel: Power-MOSFET Einige Firmen, wie z.B. die Firma Vishay Siliconix bieten thermische Modellparameter für ihre Bauteile zur Simulation mit PSPICE an. Wie im vorhergehenden Abschnitt beschrieben, lassen sich thermische Vorgänge mit Hilfe von RCNetzwerken in PSPICE simulieren. Mit Hilfe der Curve-Fitting-Technik wurden thermische Messkurven mit Simulationsergebnissen verglichen, um so die Parameter für die notwendigen RC-Glieder zur ermitteln. Laut einer Veröffentlichung [W.McDaniel, K.Pandya: A Simple Method of Generating Thermal Models for a Power MOSFET, IEEE/Semitherm 2002] werden zur brauchbaren Nachbildung des thermischen Verhaltens eines Power-MOSFET mindestens 4 RC-Glieder benötigt. Nehmen wir als Beispiel den Typ SiR172DP von Vishay, dessen Datenblätter und Produktinformationen auf der Website (http://www.vishay.com/product?docid=65271) zu finden sind. Dem Datenblatt entnimmt man folgende thermische Daten: Außerdem gibt es dort einen Link zu den RC-Thermal Model Parameters (http://www.vishay.com/docs/65469/sir172dp.pdf). In diesem Dokument finden sich zwei verschieden aufgebaute Modellstrukturen: die „Tank-“ und die „Filter-Konfiguration“. Da die Tank-Konfiguration sehr einfach aus dem physikalischen Aufbau des Transistors extrahiert werden kann, soll diese Konfiguration im folgenden Beispiel verwendet werden. 03/2017 Seite 4 Simulationstechnik _______________________________________________________________ Wenn man auf der „Junction“-Seite der RC-Kette eine Stromquelle einbaut und auf der Umgebungstemperatur eine (Konstant-)Spannungsquelle mit 25 V verwendet, kann man einen zeitlichen Leistungsverlauf im Halbleiter vorgeben und die Umgebungstemperatur auf 25 °C konstant halten. Als Stromquelle eignet sich z.B. eine stückweise stetige Quelle, damit der MOSFET mit pulsförmigen Leistungsspitzen beaufschlagt werden kann. Die Werte seien: PWL(0 0 10m 0 20m -20 120m -20 130m 0), d.h. bis 10ms geschieht nichts, dann steigt die Verlustleistung im Transistor innerhalb von 10ms von 0 auf 20W an, bleibt für 100ms auf 20W und fällt dann innerhalb von 10ms wieder auf 0 ab. Die Gesamtschaltung sieht also so aus: Das Ergebnis der Analyse zeigt, dass bereits innerhalb eines Leistungspulses von 20W für 100ms die Sperrschichttemperatur des MOSFET auf 110 °C ansteigt! 03/2017 Seite 5 Simulationstechnik _______________________________________________________________ Dabei ist angenommen, dass das Gehäuse des MOSFET auf konstant 25°C gehalten wird. Da dies nicht der Realität entspricht, untersuchen wir nun den Einfluss eines Kühlkörpers. Auf der Seite http://www.fischerelektronik.de Dort gibt es im linken Bereich „Kühlkörper“ die „Strangkühlkörper, ca. 550 Standardprofile“. Auf dieser Seite wählen Sie eine Breite von 30mm in der obersten Zeile aus, damit werden noch 2 Profile mit dieser Breite dargestellt. Daraus wählen Sie den Typ „SK544“ aus. Dieses Kühlkörperprofil hat bei einer Länge von 50mm einen Wärmewiderstand von 5,25K/W und bei einer Länge von 1000mm einen Wärmewiderstand von 1,6K/W. Diesen Widerstand wird nun zwischen das MOSFET-Gehäuse und die Umgebungstemperaturquelle eingebaut. Rth = 5,25K/W Rth = 1,6K/W Erst bei einem Wärmewiderstand von 1,6K/W ist der Kühlkörper in der Lage, die entstehende Wärme soweit abzuführen, dass die zulässige Sperrschichttemperatur des Bauteils von 150°C nicht mehr überschritten wird. 03/2017 Seite 6