WDCS 2 / 2012 - Whale and Dolphin Conservation

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MAGAZIN
Whale and Dolphin Conservation Society
Ausgabe 02/2012
www.wdcs.org
EDITORIAL
Ein großes Thema:
Schutzgebiete
Liebe Wal- und Delfinfreundinnen,
Liebe Wal- und Delfinfreunde,
seit Februar 2012 leite ich als Elternzeitvertretung von Ruth Gründler das
Deutschland-Büro der WDCS. Ich bin
Juristin und war viele Jahre in der
Entwicklungszusammenarbeit tätig. Ich
freue mich nun sehr, meine Erfahrungen aus
den Bereichen Qualitätssicherung und
Wissensmanagement im Arten- und
Umweltschutz einzusetzen. Ich kann mich
dabei auf das Wissen und die Erfahrungen
eines hoch motivierten und engagierten
Teams verlassen, was mir meine neue
Aufgabe sehr erleichtert.
Das Jahr 2012 ist schon weit fortgeschritten. Im April hat sich die Explosion
der Ölförderplattform Deepwater Horizon
zum zweiten Mal gejährt. Die ökologischen
Folgen dieser Katastrophe sind immer noch
gravierend, ein regelrechtes Delfinsterben
hat in der Region eingesetzt. Im Mai haben
wir unsere große Meeresschutzgebietskampagne gestartet, rechtzeitig zum Europäischen Tag der Meere (21. Mai) und dem
Tag des Ostsee-Schweinswals am 20. Mai,
dessen Lebensraum in vielfältiger Weise
bedroht ist. Nur Meeresschutzgebiete, die
nicht einzig und allein auf dem Papier
bestehen, sind ein Garant für ein sicheres
Leben dieser wunderbaren Tiere. Im Juni
findet die weltweit wichtigste Umweltkonferenz Rio+20 statt und es tagt die
internationale Walfangkommission, diesmal
in Panama. Die WDCS wird vor Ort durch
Experten vertreten sein und den Walen und
Delfinen in diesen Gremien eine starke
Stimme verleihen.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre
unseres Magazins und bedanke mich bei
Ihnen für Ihre Unterstützung, die unsere
Arbeit erst möglich macht!
Ihre
Franziska Walter
Executive Management WDCS Deutschland
Der Schweinswal: Ein
kleiner Wal lebt in
deutschen Gewässern
dortigen Gewässern werden massiv
Windkraftanlagen geplant. In Deutschland gelten hingegen strengere Regeln
und die Niederlande und Dänemark
haben wieder andere Regeln. Umweltschutzorganisationen wie der WDCS
kommt daher die Rolle zu, auf die
Umsetzung des vereinheitlichten europäischen Naturschutzrechts und der
Festsetzung von gemeinschaftlich strengen
Bestimmungen zu drängen.
Mit höchstens 1,85 Meter Länge und einem Gewicht von 60 bis 76 kg
zählt der Schweinswal zu den kleineren Vertretern der
Meeressäuger. Seine Gestalt ist eher unauffällig, seine Färbung
charakteristisch für viele Meerestiere: Der kräftige Körper ist am
Rücken dunkel gefärbt, sodass sich die Tiere von oben gegen den
dunklen Meeresgrund kaum abheben. Die Bauchseite hingegen ist
weißlich bis hellgrau: So verschmelzen die Farben von unten mit
dem helleren Himmel.
Im Vergleich zu den aktiven und allseits bekannten Großen
Tümmlern ist der Schweinswal, Phocoena phocoena, ein scheuer und
unaufregender Geselle. Meist lassen die Tiere nicht viel von sich
sehen und haben es daher nicht zu so großer Popularität wie ihre
Verwandten gebracht. Doch der geschulte Beobachter erkennt den
kleinen Wal an der geringen Körpergröße, dem typischen rollenden
Schwimmstil und der kleinen dreieckigen Rückenflosse.
Außerdem charakteristisch für Schweinswale ist das Geräusch, das
die Tiere manchmal beim Ausatmen erzeugen. Es klingt wie ein
Schnäuzen oder Schnaufen und brachte den Schweinswalen
vielleicht ihren Namen. Der englische Begriff für Schweinswale »porpoise« - leitet sich vom lateinischen »porcus« (Schwein) ab.
Doch es gibt auch andere Theorien und Vermutungen über die
Herkunft des Namens »Schweinswal«. So soll der kleine Wal den
Römern als Schweinefleischersatz gedient haben.
Zahlreichen Gefahren ausgesetzt
Die kleinen Säuger sind wie viele ihrer größeren Verwandten massiv
bedroht. Zu den größten Gefahren gehören der Beifang in
Fischernetzen, die Vergiftung durch ins Meer geleitete Giftstoffe,
der Lärm unter Wasser sowie die zunehmende Überfischung der
Meere.
Durch Überfischung wird ihnen die Nahrungsgrundlage entzogen
und von Fischern ausgebrachte Stellnetze töten vor allem in der
Ostsee jährlich unzählige Wale. Europaweit sterben jedes Jahr über
10.000 Schweinswale durch menschliche Aktivitäten! Eine
umfassende Regulierung der Fischerei ist notwendig, um Schweinswale und andere Meeressäuger sowie bedrohte Fischarten zu
schützen. Dabei ist eine räumliche oder zeitliche Beschränkung von
schädigenden Fischereimethoden sicher die effizienteste Maßnahme.
Mit den derzeit üblichen Baumethoden wird beim Bau von
Windkraftanlagen intensiver Schall erzeugt, der Schweinswale und
Schweinswale sind in Kleingruppen oder alleine unterwegs.
Typisch für den Schweinswal sind die dreieckige
Rückenflosse und der gerundete Kopf ohne Schnabel.
andere Organismen empfindlich stört, ja
sogar direkt verletzen kann. Vor allem
wenn der Bau in der Nähe von wichtigen
Schweinswalhabitaten oder Schutzgebieten durchgeführt wird, ist eine
Reduktion des Schalls dringend notwendig. Erprobte und wirksame Methoden
zur Schalldämmung oder alternative
Methoden für das Verankern der
Fundamente im Meeresboden müssen
intensiver gefördert und erforscht
werden. Die WDCS fordert, dass diesbezüglich zwingende Verordnungen verabschiedet werden.
Zuhause in der Nord- und Ostsee
Schweinswale leben ganzjährig in der
Nord- und Ostsee und treten meist
einzeln oder in kleinen Gruppen auf. Das
Gebiet vor den Inseln Amrum und Sylt
ist ein besonders wichtiger Lebensraum
für die kleinen Gesellen: Hier ziehen sie
bevorzugt ihre Jungen auf. Aus diesem
Grund wurden die Gewässer vor Sylt vom
Land Schleswig-Holstein bereits im Jahr
1999 zu einem speziellen Schutzgebiet
für Schweinswale erklärt. Doch es hat
einen großen Schwachpunkt: Die
Erklärung besteht weitgehend nur auf
dem Papier! Die touristische Nutzung
wurde in keinerlei Hinsicht eingeschränkt, Fischer bringen weiterhin
Stellnetze aus, die jährlich den Tod von
tausenden Schweinswalen verursachen,
Abwässer verschmutzen das Meer und
militärische Übungen finden direkt im
Schutzgebiet statt. Ein weiteres Ziel
unserer Kampagne für Meeresschutzgebiete ist es, diesen sogenannten
»Paper Parks« Zähne zu verleihen und
dafür zu sorgen, dass effiziente Maßnahmen zum Schutz der Tiere und
Gebiete zeitnah umgesetzt werden.
Ein anderer Hotspot von Schweinswalen
ist die Doggerbank, eine riesige, zentral
in der Nordsee liegende unterseeische
Sandbank. Die Doggerbank gilt als
ökologisch wertvoll und ist traditionell
ein Hauptfanggebiet für die Fischerei in
der Nordsee. Die hohe Artenvielfalt ist
Lebensgrundlage für viele Fische, die
große Mengen Seevögel und auch
Schweinswale anziehen. Bedenklich ist,
dass die vier Staaten, die für das Gebiet
verantwortlich sind, bisher nicht in der
Lage waren, ein einheitliches Schutzkonzept zu entwickeln. In England gilt
der Schweinswal zum Beispiel als nicht
besonders schutzwürdig und in den
Die dritte bekannte »deutsche« Schweinswalpopulation lebt in der Ostsee und ist
vom Aussterben bedroht. Sie zählt nur
noch wenige hundert Tiere und somit
gehört der Ostsee-Schweinswal zu den
am meisten bedrohten Säugetierarten
der Welt.
Schweinswale warten auf Ihre
Hilfe!
Sie leiden unter Nahrungsmangel,
sterben in Stellnetzen und sind durch
Lärm belastet. Bitte unterstützen Sie
unsere Kampagne für die Errichtung
von Meeresschutzgebieten mit Ihrer
Spende. Vielen herzlichen Dank für
Ihre Hilfe!
Bitte verwenden Sie den beiliegenden
Überweisungsträger oder lassen Sie
uns Ihre Spende auf folgendes Konto
zukommen, Kennwort: Schweinswal
Stadtsparkasse München
BLZ 701 500 00, Kto-Nr: 162164
IBAN: DE59701500000000162164
BIC: SSKMDEMM
Ein Schweinswal erzählt … In unserem neuen Blog versetzen wir uns in den
kleinen Wal und schildern die Dinge
aus seiner Perspektive. Mehr über
Schweinswale und unsere Kampagne zu
Meeresschutzgebieten finden Sie unter
www.wdcs-de.org/betheirvoice
Wir fordern eine sichere Heimat für Wale und Delfine!
WDCS-Kampagne zur Einrichtung von
Meeresschutzgebieten
Um das langfristige Überleben von Walen und Delfinen
sicherzustellen, ist es unumgänglich, die Regionen zu
bewahren, in denen sie leben. Ziel der WDCS ist es, die
Auswahl und Einrichtung von großen Meeresschutzgebieten voranzutreiben, sodass wichtige Lebensräume
für verletzliche und gefährdete Populationen geschützt
sind.
Was zeichnet ein Meeresschutzgebiet aus?
Ein Meeresschutzgebiet (MPA) ist ein bestimmter Bereich im
Meer, in dem Teile des Ökosystems oder das Gebiet als
Ganzes per Gesetz vor der (Über-)Nutzung durch den
Menschen bewahrt werden sollen. Der Schutz kann sich dabei
auf Arten oder Artengruppen (z.B. Fische, Wale oder
besonders seltene Arten) oder auf bestimmte Lebensräume
(z.B. Korallenriffe oder Wattenmeere) beziehen. In jedem
Fall werden bestimmte Nutzungsformen (z.B. Fischerei,
Walfang, Tourismus, Ölbohrungen) eingeschränkt oder
verboten.
Costa Rica Dome
1
Schutzgebiet ist nicht gleich Schutzgebiet
Während ein Nationalpark z.B. strengen Schutz der Natur
garantiert, ist in einem Naturschutzgebiet eine vielfältige
Nutzung möglich. Oft sind konkrete Schutzmaßnahmen und
erlaubte bzw. verbotene Aktivitäten sogar für jedes einzelne
Schutzgebiet speziell festgeschrieben. Daraus ergibt sich, dass
»Schutzgebiet nicht gleich Schutzgebiet« ist. Vor allem ist zu
beachten, dass der eigentliche Schutz erst durch die Umsetzung, also die Überwachung der Einhaltung von Schutzbestimmungen erreicht wird. Da dies oft nicht ausreichend der
Fall ist, spricht man nicht selten von »Paper Parks«. Gemeint
sind damit Schutzgebiete, die eigentlich nur auf dem Papier
bestehen, ohne dass der anvisierte Schutz im Gebiet tatsächlich
umgesetzt wird. Weil die Kontrolle von Bestimmungen auf dem
Meer besonders schwierig ist, leiden Meeresschutzgebiete
daher nicht selten unter mangelnder Umsetzung.
In der EU-Umweltpolitik spielt das Netzwerk aus Natura2000-Schutzgebieten eine herausragende Rolle.
Blauwal
Das Gebiet beherbergt eines der reichsten tropischen Meeresökosysteme. Zudem handelt es sich um eines der
seltenen Gebiete, in denen Blauwale sich sowohl paaren als auch auf Nahrungssuche gehen. Pottwale und
verschiedene tropische Delfinarten kommen hier ebenfalls vor.
Pottwal
Die erst kürzlich zum Schutzgebiet erklärte Zone in der französischen Karibik soll auf weitere karibische Gewässer
wie beispielsweise den dänischen Bereich ausgeweitet werden. Arten, die man dort beobachtet, sind Buckelwale,
Pottwale, Schlankdelfine, Atlantische Große Tümmler, Kleine Schwertwale und Zwergschwertwale.
Amazonas-Flussdelfin
Diese Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, ein Netzwerk stark geschützter Bereiche für Flussdelfine zu schaffen.
Vom Schutz profitieren würden Amazonas-Flussdelfine, darunter auch der Bolivianische Flussdelfin, Tucuxi und
Amazonas-Sotalia.
Grindwal
Dieses vorgeschlagene Areal im Westatlantik würde einen wichtigen Lebensraum für Jungfische und ein Dutzend
Wal- und Delfinarten, darunter Blau-, Buckel- und Pottwale, Nördliche Entenwale, Grindwale, Orcas und
verschiedenste Delfine und Schweinswale schützen.
Rundkopfdelfin
Das hier vorgeschlagene Meeresschutzgebiet ist einer der wichtigsten Lebensräume für Wale und Delfine in
europäischen Gewässern. Hier leben Zwergwale, Rundkopfdelfine, Atlantische Große Tümmler und Schweinswale
sowie Riesenhaie und Steinadler.
Finnwal
Bei diesem Gebiet handelt es sich um einen der facettenreichsten Lebensräume von Walen und Delfinen im
Mittelmeer. Grindwale, Pottwale, Finnwale und Cuvier-Schnabelwale sowie vier Delfinarten und eine Gruppe von
ungefähr 30 Orcas leben hier.
Sanctuary of the French Antilles (AGOA)
2
South American River Dolphin Protected Area Network (SARDPAN)
3
Southeast Shoal of the Grand Bank MPA
4
Hebrides Marine Reserve and Cetacean Critical Habitat Network
5
Alboran Sea MPA and Specially Protected Area of Mediterranean Importance
6
Saya de Malha Banks MPA
7
Buckelwal
5
12
6
2
Irawadi-Delfin
Man hat festgestellt, dass die Sundarbans-Mangroven extrem wichtige Lebensräume für acht Delfinarten
darstellen, darunter der Ganges-Delfin, der Irawadi-Delfin und der Indische Schweinswal sowie der Schlankdelfin
und der Ostpazifische Delfin.
Stupsfinnen-Delfin
Australien entwickelt ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten rund um seine Küste. Die von der Regierung
vorgeschlagenen Schutzzonen für Wale und Delfine sind aber bis heute nicht durchgesetzt. Blau-, Buckel-, Pottund Südliche Glattwale sowie Australische Stupsfinnen-Delfine sind aber dringend darauf angewiesen.
Hector-Delfin
Einige bereits bestehende Schutzgebiete haben geholfen, die Zukunft des bedrohten Neuseeland-Delfins vorläufig zu
sichern, aber sie haben die Abnahme ihrer Anzahl nicht stoppen können. Im vorgeschlagenen Schutzgebiet würden
alle Treib- und Schleppnetze an wichtigen Stellen der Küste in Gewässern bis zu 100 Metern Tiefe verboten werden.
Orca
Dieses vorgeschlagene Schutzgebiet in der Antarktis würde das größte noch bestehende und unberührte Kontinentalschelf-Ökosystem der Welt schützen. Im Rossmeer leben der Antarktische Zwergwal und drei Ökotypen der Orcas,
die eines Tages zu drei unterschiedlichen Arten erklärt werden könnten.
Zwergwal
Dieses Biosphären-Reservat ist das zurzeit größte Meeresschutzgebiet in Russland. Wir schlagen eine Erweiterung
sowie eine spezielle Schutzzone für Wale und Delfine vor. In den kalten Gewässern des Nordpazifiks leben Orcas,
Pott-, Finn- und Zwergwale, Baird-Schnabelwale sowie Dall-Hafenschweinswale und Gewöhnliche Schweinswale.
West Australian Cetacean Marine Sanctuary Network
9
8
1
3
Protected Area Network for Cetacean Diversity
8
4
Einmal um den Globus Meeresschutzgebiete weltweit
Neben den deutschen Gewässern
hat die WDCS weltweit zwölf
Gebiete oder Netzwerke von
Gebieten ausgewählt, die für
viele verschiedene Wal- und
Delfinarten wichtig sind und
unserer Einschätzung nach
unter Schutz gestellt werden
sollen.
Die Saya de Malha Bank ist die größte Meeresbank der Welt und noch kaum erforscht. Blau- und Buckelwale leben
hier, während Pottwale und verschiedene tropische Delfine die tieferen Gewässer im Umkreis bewohnen.
7
New Zealand Hector's Dolphin Protected Area Network
10
9
Ross Sea Marine Reserve
11
10
Mehr unter www.wdcs-de.org/betheirvoice
Commander Islands and Kamchatka Cetacean Reserve Network
12
11
Unsere Aktivitäten im Rahmen der WDCSKampagne gegen den Walfang
Walfang, Walbeobachtung und
Walfleischkonsum in Island
Die WDCS zeigt auf: Walfangverantwortliche
in neues Ökofisch-Label involviert
Islands Gewässer zählen zu den Hotspots für die
Beobachtung von Großwalen und jährlich kommen rund
600.000 Touristen nach Island, die meisten aus den USA,
England und Deutschland. Leider gehört Island auch zu den
wenigen Ländern, die Wale jagen, darunter gefährdete
Finnwale. Diese grausame Praxis dauert an, obwohl viele
Isländer selbst gar kein Walfleisch essen. Der inländische
Markt für das Fleisch der Meeressäuger ist klein und jedes
Jahr exportieren die Walfangunternehmen Tonnen von
Walfleisch nach Japan.
Immer mehr Menschen möchten mit ihrem Konsumverhalten
Einfluss nehmen und so zum Beispiel auch Fisch aus
verantwortungsvoller Fischerei kaufen. Dabei bleibt ihnen
keine andere Wahl, als den Herkunftslogos zu vertrauen, die
einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Fisch
versprechen. Die WDCS hat nun aufgedeckt, dass bei einem
neuen isländischen Ökofisch-Label (IRF - »Iceland
Responsible Fisheries Programme«) die Verantwortlichen
Verbindungen zur Walfang-Industrie haben. Fischprodukte
mit dem IRF-Logo werden bereits über renommierte ÖkoErzeugerverbände in deutschen Biomärkten vertrieben. Die
WDCS fordert die Verantwortlichen des IRF-Labels auf, ihre
Beziehungen zur Walfang-Industrie zu beenden, damit der
ökologisch interessierte Verbraucher sich auf die Integrität
des Labels verlassen kann. Nachhaltiger Fischkonsum darf
nicht mit der isländischen Walfangindustrie in Verbindung
stehen, denn diese Industrie hat mit einem verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt nichts zu tun und
verstößt gegen international geltende Abkommen.
Die WDCS klärt auf
Dennoch wird Walfleisch in ganz Island als »lokale Küche«
angeboten. Eine Versuchung, der gerade Touristen - auch
aus Deutschland - oftmals nicht widerstehen können. So
verzehren ausländische Touristen 35 bis 40% des Fleisches
der vor Island getöteten Zwergwale - und dies trägt dazu bei,
den kommerziellen Walfang in Island am Leben zu erhalten.
Die WDCS möchte deshalb Island-Touristen ermuntern,
Wale gemeinsam mit einem verantwortungsvollen Tourenanbieter zu erleben, und klärt über die Folgen des Verzehrs
von Walfleisch auf - nicht nur für die intelligenten
Meeressäuger, sondern auch für die Walbeobachtungsindustrie. Dazu haben wir ein Lesezeichen drucken lassen,
das Islandtouristen mit einer positiven Message davon
abhalten soll, Walfleisch zu kosten. Das Lesezeichen wird in
Kooperation mit Reiseanbietern in Deutschland und
Walbeobachtungsunternehmen in Island an möglichst viele
Islandurlauber verteilt.
Ein Zwergwal durchbricht die Meeresoberfläche welch ein faszinierender Anblick!
Vorschau auf die kommende
Tagung der Internationalen
Walfangkommission in Panama
Indigener Walfang
In diesem Jahr wird die IWC die Quoten für den indigenen
Subsistenzwalfang für die nächsten fünf Jahre festlegen. Die
WDCS lehnt jede Form des Walfangs ab, respektiert aber
unterschiedliche kulturelle Zugänge. Wir rufen die
Regierungen der betreffenden Staaten auf, die Notwendigkeit
des Subsistenzwalfangs genau zu prüfen und die Quoten dem
tatsächlichen Bedarf anzupassen (was eine Herabsetzung der
Quoten bedeuten würde). Wir hoffen, dass irgendwann auch
dieser Form des Walfangs ein Ende gesetzt wird.
Walschutzgebiet im Südatlantik
Bereits im Jahr 2001 hatten Brasilien und Argentinien den
Antrag auf Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik eingebracht. Im Jahr 2012 wird sich Uruguay den
beiden Staaten beim Schutzgebietsantrag anschließen. Die
WDCS unterstützt den Antrag seit dem Jahr 2001 und
fordert die IWC-Mitgliedsstaaten auf, für ihn zu stimmen.
Japans Walfang
Japan setzt die Jagd auf Wale fort und verkauft weiterhin
Walfleisch. Die WDCS lehnt dies mit Nachdruck ab. Japan
nutzt ein Schlupfloch innerhalb des IWC-Vertrags, das
Walfang für wissenschaftliche Zwecke gestattet. Die WDCS
ist davon überzeugt, dass keine Wale für Forschungszwecke
sterben müssen. Wir unterstützen nicht-invasive Forschungsmethoden, bei denen die Tiere nicht beeinträchtigt werden.
Zwei Jahre danach - die Lehren und Leeren der
Katastrophe im Golf von Mexiko
Eine Katastrophe untermesslichen Ausmaßes: die brennende
Ölplattform »Deepwater Horizon« im Golf von Mexico.
Am 20. April 2010 explodierte die Bohrplattform »Deepwater
Horizon« im Golf von Mexiko. Zahlreiche Versuche, das Leck
in der Tiefe zu verschließen, scheiterten und erst drei Monate
später konnte das Öl durch eine neue Abdichtung erstmals am
Ausströmen gehindert werden. Im September 2010 wurde das
Ölleck am Meeresboden durch eine Betonfüllung versiegelt. Die
unmittelbaren Auswirkungen sind ein Umweltdesaster: Der
Ölteppich breitete sich über den Golf von Mexiko an den Küsten
der US-Bundesstaaten von Louisiana, Alabama und Mississippi aus. Auch die Chandeleur Islands, eines der ältesten
Naturschutzgebiete der USA, waren betroffen. Helfer aus der
ganzen Welt stellten sich dem Mammutprojekt, die Strände
von Louisiana und Florida, das Meer und Vögel von Ölklumpen
zu befreien. Doch vielen Tieren konnte nur noch der Gnadenschuss weiteres Leiden ersparen. Die US-Armee entsendete
Hubschrauber, um über Flussdeltas Sandsäcke als Schutzmauer
gegen eindringendes Öl abzuwerfen. Fischer durften ihrer Arbeit
monatelang nicht nachgehen und unzählige Tiere starben.
Ende Mai 2010 veranlasste die US-Regierung ein halbjähriges
Moratorium für neue Tiefseebohrungen. British Petroleum
(BP) hatte währenddessen bereits hohe finanzielle Einbußen zu
beklagen, aber das endgültige Ausmaß der Katastrophe sollte
noch längst nicht erreicht sein. 32 Ölunternehmen klagten
gegen das von der Regierung auferlegte Bohrungsverbot. Das
Gericht entsprach dieser Klage am 22. Juni 2010, der
Ölbohrstopp wurde aufgehoben.
Im Juli 2010 gab BP zu, sowohl technische als auch
menschliche Fehler begangen zu haben. Halliburton, der
amerikanische Konzern, der für die Zementfüllung nach der
Explosion verantwortlich war, sowie Transocean, der Betreiber
der Ölplattform, wiesen jegliche Vorwürfe zurück und beschuldigten BP, alleine für die Katastrophe verantwortlich zu
sein. Das Bohrloch sei schlichtweg schlecht konstruiert worden.
Trotz der Katastrophe im Golf von Mexiko erhielt BP bereits
im August 2010 - nur vier Monate nach der Explosion auf der
»Deepwater Horizon« - die Erlaubnis für Tiefseebohrungen im
Mittelmeer. BP darf nun vor der Libyschen Küste mit der
gleichen Technik und in noch größerer Tiefe als im Golf von
Mexiko Öl fördern. Damit wird das vermutlich größte Ölfeld
Afrikas (30.000 km²) erschlossen werden. Proteste von
Ländern nördlich der libyschen Küste wie Italien und Malta
blieben ungehört und kritische Stimmen im eigenen Land, die
vor den Risiken für die Tourismusindustrie warnten, wurden
ignoriert.
Auch jetzt, rund zwei Jahre nach dem Unfall, werden weitere
Umweltfolgen bekannt. Seit Februar 2010 werden
ungewöhnlich viele Meeressäuger an den Stränden im Golf von
Mexiko tot angeschwemmt. So erhöhten sich die Strandungen
an den Küsten von Franklin County, Florida, bis zur Grenze
Texas/Louisiana, von jährlich durchschnittlich 70 Tieren in den
Jahren 2002 bis 2009 auf 265 im Jahr 2010 und 362 im Jahr
2011. Zwischen Januar und März 2012 wurden bereits 92
Tiere aufgefunden (Quelle: Webseite der National Oceanic and
Atmospheric Administration). Obwohl die Zahl der toten
Delfine weiter ansteigt, dringt kaum Information über die
mögliche Todesursache der Tiere an die Öffentlichkeit.
Presseinformationen zufolge hat die zuständige US-Behörde
ein Redeverbot verhängt, das den Forschern verbietet, über
ihre Erkenntnisse hinsichtlich der Todesursachen zu sprechen.
BP taxiert seinen finanziellen Schaden durch die Katastrophe
auf rund 41 Mrd. Dollar (etwa 30,5 Mrd. Euro). Über einen 20
Mrd. Dollar schweren Entschädigungsfonds zahlte der Konzern
bereits knapp acht Mrd. Dollar an Betroffene aus. 7,8 Mrd.
Dollar, die während eines Sammelklagen-Prozesses gegen BP
ausgehandelt wurden, sollen ebenfalls dem Fonds entnommen
werden. Für den Kampf gegen die Ölpest musste BP 13,6 Mrd.
Dollar aufbringen. Dennoch schloss BP das Geschäftsjahr
2011 mit einem überraschend hohen Gewinn ab. Der Konzern
saß Ende 2010 zwar auf einem Schuldenberg von 29 Mrd.
Dollar, trennte sich aber von weniger lukrativen Ölfeldern und
Raffinerien, die nicht zum Kerngeschäft gehörten. Der hohe
Ölpreis trug des Weiteren dazu bei, dass BP wieder schwarze
Zahlen schrieb.
Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko verdeutlicht den verantwortungslosen Umgang der Ölindustrie mit dem marinen Lebensraum. Trotz der Katastrophe, deren Ausmaß nie in vollem Umfang erfasst werden kann, wird die Erschließung von Ölfeldern
in besonders sensiblen Ökosystemen wie der Tiefsee fortgesetzt.
Die WDCS wird Politiker und Verantwortliche in der Industrie
weiter in die Pflicht nehmen und sich vehement für den Schutz
von Walen und Delfinen einsetzen!
Delfine essen?
Es klingt unglaublich, doch offenbar nimmt der menschliche
Konsum von Delfinfleisch jährlich weltweit zu. Neben Japan,
dem Schauplatz grausamer Delfintreibjagden, und der Jagd
auf Grindwale auf den zu Dänemark gehörenden FaröerInseln gibt es eine ganze Reihe von Nationen - vor allem
Entwicklungsländer - in denen Delfine zunehmend gejagt
werden. Das Fatale dabei: Menschen weichen häufig auf
Delfinfleisch aus, nachdem die Fischbestände massiv überfischt wurden. In einigen asiatischen sowie afrikanischen
Ländern wird Delfinfleisch auch als Köder für Haie
verwendet, deren Flossen dann einen hohen Preis am Markt
erzielen, da sie in Fernost als »Feinkost« verkauft werden.
So führt die Überfischung der Meere auch über Umwege
dazu, dass Meeressäuger immer mehr unter Druck geraten.
Eine Arbeitsgruppe der IWC zum Thema des so genannten
»Marine Bushmeat« setzt sich nun intensiver mit dem Thema
auseinander - die WDCS ist mit dabei.
WDCS erzielt Erfolg auf EU-Ebene
Ziel der EU-Meeresschutzstrategie (als Teil der
»Integrierten Meerespolitik
für die Europäische Union«)
ist es, alle Mitgliedstaaten
der EU zu verpflichten, bis
zum Jahre 2020 für einen
»guten Umweltzustand« in
den nationalen Meeren zu
sorgen. Dazu wurden elf
Bewertungskriterien
definiert, die alle gemeinsam eine Aussage über den
Zustand der Meere liefern
sollen. Einer dieser Deskriptoren ist Energie bzw.
Unterwasserschall. Auf Grund der Kontroverse bei diesem
Thema hat die EU-Kommission eine ca. 20-köpfige wissenschaftliche Arbeitsgruppe eingerichtet und die WDCS um
Mitarbeit gebeten. Einen ersten Erfolg gibt es bereits, da im
aktuellen Arbeitsbericht auch die Wirkung von Unterwasserlärm auf die Tiere berücksichtigt wird. Bisher wurde
dieser wichtige Aspekt ignoriert. Darüber hinaus hat sich die
WDCS an einer gemeinschaftlichen Kritik der deutschen
Naturschutzverbände an der gegenwärtigen Beschreibung
des Zustandes der deutschen Meeresumwelt beteiligt. In
dieser sind einige problematische Zustände nicht erwähnt.
Diese Beschreibung ist wichtig, da Probleme nur gelöst werden
können, wenn sie auch als solche erkannt werden. Erfreulich
ist, dass Deutschland als erstes europäisches Land seinen
Zustandsbericht zur Konsultation veröffentlicht hat.
Die EU muss bis 2020 für einen »guten
Umweltzustand« in den nationalen
Meeren sorgen.
WDCS setzt sich für Meeresschutzgebiete in
Schottland ein
Ein Großer Tümmler beim Fischfang. Wir setzen uns
vor Ort für ein Schutzgebiets-Netzwerk für die Tiere ein.
Die schottische Regierung möchte ein Netzwerk von
Schutzgebieten für Schottlands reiche Meereswelt schaffen.
Das sind grundsätzlich fantastische Aussichten, doch besteht
das Risiko, dass Wale und Delfine nicht davon profitieren.
Die WDCS setzt sich dafür ein, dass bei der Auswahl der
Schutzgebiete auch jene Lebensräume berücksichtigt
werden, die für Wale und Delfine wichtig sind. Dabei
erhielten wir bereits großartige Unterstützung! Über 10.000
Unterschriften konnten wir schon sammeln, die unser
Vorhaben unterstützen - dies macht Eindruck auf die
Entscheidungsträger! Die Auswahl der Schutzgebiete wird
zurzeit diskutiert und so wie es aussieht, werden sich die
Gespräche noch über den Sommer hinziehen. WDCSMitarbeiterin Sarah Dolman sitzt mit den Interessensvertretern und Politikern an einem Tisch, stellt die von uns
ausgearbeitete Liste an Schutzgebieten vor und erläutert die
Bedeutung dieser Gebiete für Wale und Delfine.
Wir informieren Sie weiterhin auf www.wdcs-de.org über die
Kampagne und bitten Sie um Ihre Unterschrift auf der
Online-Petition. Bitte informieren Sie auch Ihre Freunde,
Verwandten und Bekannten, sodass wir die sensationelle
Anzahl von 10.000 Unterschriften noch verdoppeln können!
Für eine EU ohne Delfinarien
Auch in Deutschland gibt es noch drei
Delfinarien, in denen Delfine in kleinen Betonbecken leben. In der freien Natur schwimmen die
Tiere hunderte Kilometer am Tag und leben in großen
Familiengruppen. Deshalb möchte die WDCS auf lange
Sicht die Schließung aller Delfinarien in Europa erreichen.
Bitte unterstützen Sie diese Forderung mit selbst gefalteten
Origami-Delfinen, die gemeinsam mit mindestens 10.000
weiteren Papier-Delfinen im Oktober 2012 den Abgeordneten
des Europäischen Parlaments überreicht werden.
Bitte basteln Sie mit!
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