Vielfalt aus einem Guss - Dachdecker

Werbung
Foto: Martin Henrichs
K l e m pn e r t e c h n i k
Heute steht ein Gebäudekomplex
wie „aus einem Guss“ da, der sich wohltuend in die Umgebung einpasst.
Vielfalt aus einem Guss
Metallfassaden ❙ Dass anspruchsvolle Sanierungskonzepte mehr können als nur die Einhaltung der EnEV,
zeigt dieser Sanierungsfall einer Produktions- und Lagerstätte für Feuerschutzartikel. Eine Metallhülle mit
Farbkonzept brachte Ordnung in die Gebäudevielfalt und Schutz für Millionenwerte.
V
or zwei Jahren entschloss sich die
Firma Giebeler Feuerschutz GmbH
& Co. KG, ihre Firmengebäude, die aus
den 70er-Jahren stammen, energetisch
und optisch aufzurüsten. Zielvorgabe war, die Energieeinsparverordnung
2009 einzuhalten, Luft- und Winddichtigkeit herzustellen und dem Gebäude
zu einer langlebigen, hochwertigen Gebäudehülle zu verhelfen. Der Gebäudekomplex ist in einem Mischgebiet aus
Wohnhäusern und Gewerbe angesiedelt.
Auf der einen Seite ist das Wohngebiet
durch eine Bahnlinie und auf der Rückseite durch einen Bach vom Gewerbestandort getrennt. Das Architekturbüro
Bender aus Neunkirchen erstellte ein
Sanierungs- und Farbkonzept und übernahm die Bauleitung. Nach der Auftragserteilung an unser Unternehmen haben
wir im ersten Bauabschnitt alle Dachflächen, die mit Wellplatten aus Asbestzement eingedeckt waren, komplett bis
18
auf die Stahlkonstruktion abgenommen
und fachgerecht entsorgt. Bei laufendem Geschäftsbetrieb erstellten wir den
Dachaufbau komplett neu und montierten Trapezblech, Dampfsperre, 160
Millimeter Wärmedämmung und eine
Alwitra-Folienabdichtung. Neue Belichtungsflächen wurden durch den Einsatz
von Jet-Lichtbändern geschaffen. Die in
den Hallen gelagerten, millionenschweren Feuerwehrausrüstungsgegenstände
Martin Henrichs
hatten nun wieder ein neues Dach über
dem Kopf.
Im zweiten, neu ausgeschriebenen
Bauabschnitt wurden die Rahmenbedingungen geschaffen, die begonnene Einhaltung der EnEV 2009 auf Fassaden und
Fenster zu übertragen. Alle vorhandenen Fassadenbekleidungen, bestehend
aus einer Trapezblechschale und einer
Dämm-/Brandschutzkonstruktion aus
Polystyrol und 4 Millimeter Asbestze-
Projektdaten im Überblick
Projekt: Dach- und Fassadensanierung von Betriebsgebäuden
Bauherr: Giebeler Feuerschutz GmbH
Planung und Bauleitung: Manfred Bender Architekten GmbH
Klempner-Fachbetrieb: Martin Henrichs, Neunkirchen
Fassadensystem: Steckfalzpaneel
Fassadenwerkstoff: Farbbeschichtetes Aluminium
Unterkonstruktion: Vorgehängte hinterlüftete Fassadenkonstruktion (VHV), wärmegedämmt
4.2013
Foto: Martin Henrichs
Vorher reihte sich im Laufe der Jahre eine
Halle an die andere und die einmal vorhandene
Einheit war verloren gegangen.
mentplatten, wurden fachgerecht bis
auf den Untergrund demontiert und
entsorgt. Stellenweise haben wir eine
Mineralwolldämmung vorgefunden.
Eine zweiteilige Metall-Unterkonstruktion und, wo nötig, Kassettenprofile
bildeten die Grundlage, die spätere Aluminiumfassade zu tragen und Unebenheiten der Baukörper auszugleichen.
Die Mineralfaserdämmung in 120 Millimeter Dicke wurde wärmebrückenfrei
verlegt. Moderne Aluminiumfenster
sind nun anstelle der einscheibigen
Drahtverglasungen der Hallenbereiche
sichtbar. Schaufensteranlagen sind nun
mit wärmedämmender Verglasung ausgerüstet. Selbst Sockelbereiche wurden
bis ins Erdreich aufgegraben, entsprechend wärmegedämmt und im Sichtbereich mit Aluminium-Verbundplatten
formschön bekleidet. Alles in allem eine
umfangreiche Aufgabenstellung, die für
uns nicht alltäglich ist.
Die Fassadenbekleidung besteht aus
Steckfalzpaneelen von 200 Millimeter
und 400 Milliemeter Ansichtsbreiten.
Falzbares Aluminium in Dicken von 1,0
und 1,2 Millimeter bilden das Ausgangsmaterial der Profile, die wir mit unserer
Profilieranlage Schlebach Quadro in der
eigenen Werkstatt fertigten. Sie erhielten im Nachgang eine Pulverbeschichtung in RAL 3003 und 9007. Die Decken4.2013 • www.klempnerhandwerk.de
untersichten des Eingangsbereiches erhielten eine Bekleidung aus modernen
Reynobond-Platten in Anthrazit, in die
optisch ansprechende LED-Einbauleuchten integriert wurden.
Raum für Innovationen
Bei jeder Sanierung besteht die größte Herausforderung darin, das neu zu
Schaffende dem Gegebenen anzupassen, ohne die Funktionalität des Ganzen
einzuschränken. Moderne Baustoffe und
Hilfsmittel (Folien, Klebebänder, Dichtstoffe...) übernehmen mehr und mehr
eine – oft im Verborgenen – tragende
Rolle und helfen mit, den geschuldeten Erfolg zu garantieren. Luft- und
Winddichtigkeitsanschlüsse sind in der
heutigen Klempner- und Dachdeckerkultur nicht mehr wegzudenken; sie
stellen den Handwerker allerdings vor
immer größere, lösbare Probleme. Bei
unserer Sanierungsaufgabe konnten
wir auf geprüftes und zugelassenes Material zurückgreifen, um die Gebäudehülle luft- und winddicht herzustellen.
Wärmedämmstoffe mit immer besser
werdenden Wärmeleitgruppen tragen
zur Energieeinsparung bei und helfen
mit, Aufbaudicken noch beherrschbar zu halten. Die eingesetzte zweiteilige Unterkonstruktion aus Metall half
mit, bauwerksbedingte Unebenheiten
auszugleichen und gleichzeitig Raum
für große Wärmedämmstoffdicken zu
schaffen. Ebenso konnten dank der
Unterkonstruktion die Beschattungsanlagen des Bürogebäudes Platz hinter der
Metallfassade finden, ohne den Wärmeschutz zu unterbrechen. Mit Holzkon­
struktionen der früheren Zeiten wäre
diese Aufgabenstellung nur schwerlich
lösbar gewesen. Auch Aluminium als
Fassadenbaustoff hält mehr und mehr
Einzug in die moderne Architektur und
„Bei jeder Sanierung besteht die
größte Herausforderung darin,
das neu zu Schaffende dem
Gegebenen anzupassen, ohne
die Funktionalität des Ganzen
einzuschränken.“
Planer/Entscheider tun gut daran, diesen Baustoff zur Verarbeitung in Handwerkerhände zu geben, die damit umzugehen wissen. Geschulte Mitarbeiter,
die mit den modernen Techniken vertraut sind, bilden die Grundlage einer
soliden Handwerksleistung. Metalle erfordern eine gewissenhafte und genaue
Verarbeitung. Natürlich trägt auch ein
vielfältiger, leistungsfähiger Maschinenpark dazu bei, ohne den eine solche Sa19
K l e m pn e r t e c h n i k
Foto: Martin Henrichs
Eine zweiteilige MetallUnterkonstruktion
und teilweise Kassetten­
profile tragen die Alu­
miniumfassade. Die
Montage der passend
konfektionierten Fassadenelemente verlief zügig und
problemlos.
nierungsleistung nicht realisiert werden
könnte.
Entwurf mit Qualität
Die Entwürfe stammen vom Architekturbüro Bender aus Neunkirchen, welches
Zeichnung: Manfred Bender Architekten GmbH
Die zahlreichen Details und
Anschlüsse mussten im Vorfeld
exakt geplant werden, um
eine exakte Ausführung
bewerkstelligen zu können.
20
sich unter anderem mit Industriesanierungen in unserer Region einen Namen
gemacht hat. Hier wurden im Vorfeld
sorgfältig die Wünsche des Kunden eruiert und zu Papier gebracht. Der Architekt visualisierte nicht nur sämtliche
Detailpunkte, sondern erstellte auch
ein speziell aufeinander abgestimmtes
Farbkonzept, damit die Farben zueinander, zur Aufgabenstellung des Bauherrn
(Feuerwehrausrüster) und zur baulichen
Umgebung passten. Alle Anschlusspunkte konnten in Zeichnungen nachgesehen werden, ersetzten allerdings
nicht die täglichen Gespräche mit dem
Bauleiter. Wie bei Sanierungen oftmals
üblich, treten im Bauablauf doch hin und
wieder bei der Demontage von Verkleidungen „Überraschungen“ auf, die zügiges und entschlossenes Handeln erforderten. Wenn man die Vorher-Bilder mit
den Nachher-Bildern vergleicht, stellt
man fest, dass jetzt eine in sich schlüssige Gebäudeeinheit entstanden ist, die
sich gut und nicht zu aufdringlich in die
Umgebung einpasst. Vorher reihte sich
im Laufe der Jahre eine Halle an die andere und die einmal vorhandene Einheit
war verloren gegangen. Heute steht ein
Gebäudekomplex wie „aus einem Guss“
da, der sich wohltuend in die Umgebung
einpasst. Viele Reaktionen aus der örtlichen Bevölkerung bestätigen diesen
Eindruck.
Vorausschauend planen
Im Zuge der Planungsarbeiten für die
Fassadensanierung stellten die Architek4.2013
Foto: Martin Henrichs
Zwei definierte Farben und
ein durchlaufendes Fugenbild
sorgen für eine in sich schlüssige
Gebäudeeinheit.
ten fest, dass die statische Bemessung
der Stahlhallen nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht. Abhilfe
schaffte das Einbringen von zusätzlichen
Streben und Trägern. Im Fassadenbereich hinter den verdeckt eingebauten
Jalousieanlagen kam eine Wärmedämmung mit einer besseren Wärmeleitzahl zum Einsatz, da für die „normale“
Dämmung nicht der erforderliche Platz
zur Verfügung stand. Die Schaufensteranlage erhielt eine breitere Fensterbank,
so dass die erforderliche Dämmung dort
problemlos eingebracht werden konnte.
Der Attikabereich des Verkaufsraumes
wurde entsprechend erhöht, damit die
einzubringende Flachdachdämmung
den nötigen Platz fand und gleichzeitig
die erforderliche Anschlusshöhe der Abdichtung gewährleistet war. Ein einzubauendes Giebelfenster über dem Flachdach erhielt einen höheren Sockel, um
auch hier eine regelkonforme Abdichtung herzustellen. Der Sockelbereich
aus Beton wurde freigelegt, um auch
hier eine regelkonforme Wärmedämmung vorzunehmen. Um den nötigen
Platz für die Einbringung der Fassadendämmung zu erhalten, verbreiterten wir
im Zuge der Dachsanierung die Dachüberstände des Bürogebäudes und der
Hallen auf das erforderliche Maß. Vo4.2013 • www.klempnerhandwerk.de
rausschauende Planung hilft stets mit,
die Bauqualität zu erhalten.
Wirtschaftlichkeit/Nachhaltigkeit
Die Begriffe Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sind heutzutage in aller Munde, allerdings sind sie nicht neu. Seitdem
Menschen bauen, stellen sie sich die
Frage, ob das, was sie mittels bewährter
Verfahren schaffen, einen dauerhaften
Erfolg hat und somit auf lange Sicht hält.
Schon immer wurde bei sinnvollen Bauwerken und Maßnahmen Wert darauf
gelegt, Materialien entsprechend der
Nutzungsdauer zu bezahlbaren Preisen
zu wählen. Man spricht nicht umsonst
von gewissen Bauwerken, dass sie „für
die Ewigkeit“ gebaut wurden. In dem Fall
unserer Sanierungsmaßnahme hat der
Bauherr Geld in einem oberen sechsstelligen Bereich in die Hand genommen,
um seine Gebäude auf lange Zeit hin vor
Witterungseinflüssen zu schützen, um
Energiekosten zu sparen, den sommerlichen Wärmeschutz zu verbessern und
nicht zuletzt seinen Kunden ein optisch
ansprechendes Erscheinungsbild zu präsentieren. Die Wahl wartungsarmer Baustoffe sollte mögliche Folgekosten minimieren. Aluminium als Baustoff war vor
einigen Jahren noch ein wenig umstritten, da auf den ersten Blick seine Ökobi-
lanz negativ ausfällt. Das lag zum einen
daran, dass zur Herstellung große Mengen Strom erforderlich sind, und zum
anderen waren Umweltschäden durch
die Entsorgung des Rotschlammes zu
verzeichnen, der als Abfallprodukt bei
der Herstellung entsteht. Heute wird
überwiegend Strom aus erneuerbarer
Wasserkraft verwendet und spezielle
rekultivierbare Rotschlammdeponien
lösen weitestgehend die Abfallproblematik. Nicht zuletzt sind Aluminiumfassaden recycelbar und benötigen als
Umschmelzprodukt nur noch 5 Prozent
der im Gewinnungsprozess eingesetzten Energie. Die pulverbeschichtete
Oberfläche wird viele Jahre Wind und
Wetter trotzen und langlebiger als eine
Nasslackbeschichtung sein. Sicherlich
hat der Bauherr eine Menge Geld investiert und sich auch die Frage nach
der Wirtschaftlichkeit gestellt. Am Ende
bleibt jedoch die Erkenntnis, ein modern
saniertes Gebäude zu besitzen, Energiekosten zu sparen und etwas zur CO2 Reduzierung beigetragen zu haben.
Entsorgen mit Konzept
Zu einer fachgerechten Sanierung gehört auch ein sinnvolles Abfallentsorgungskonzept, um zum einen den gesetzlichen Anforderungen Genüge zu
21
K l e m pn e r t e c h n i k
Schlussbetrachtung
Am Ende dieser umfangreichen Sanierungsmaßnahme haben Bauherr, Planer
und Handwerker festgestellt, dass eine
rundum gelungene Handwerksleistung
entstanden ist. Vorhandener Gebäudebestand unterschiedlichsten Aussehens
und Beschaffenheit wurde zu einer Einheit geformt. Innovative Baustoffe und
Fertigungstechniken, verknüpft mit
Handwerkskunst, haben dieses Werk
Foto: Martin Henrichs
„Hohe Qualität zu Dumping­
preisen sind Begriffe, die sich
gegenseitig ausschließen.“
Anstelle von Putz und Asbestzementplatten wertet jetzt eine homogene und
edle Fassadenbekleidung die Firmengebäude auf.
tun und zum anderem dem Bauherrn zu
verdeutlichen, was mit seinen Abbruchmaterialien geschieht. Der Handwerker
ist in der Pflicht, bei Sanierungen den
Umweltschutzgedanken hochzuhalten
und zu respektieren. Eine tabellarische
Auflistung soll an dieser Stelle genügen. Eine getrennte Entsorgung der
Bauschuttmaterialien versteht sich von
selbst.
Entsorgungsschlüssel Bv. Giebeler
Gebäudeteil
22
Autor
Material
Abfallschlüssel
Bemerkungen
Fassade
Stahltrapezblech
170405
Verschrottung/Recycling
Fassade
Mineralwolle
170603
Entsorgung
Fassade
Polystyrol/Asbest
170601
Entsorgung
Fenster
Glas
170202
Entsorgung
Fenster
Alu-Rahmen
170402
Verschrottung/Recycling
Verpackung
Folien
150102
Recycling
Verpackung
Holz/Fichte
150103
Brennholz
Steckfalzpaneele/Abfälle
Aluminium
170402
Verschrottung/Recycling
Bitumen
170302
Entsorgung
Überdachung
entstehen lassen. Dem Planer ist ein Entwurf gelungen, ein modernes, den Anforderungen dieser Zeit entsprechendes
Gesamtwerk zu planen und zu begleiten.
Hervorragend passt sich die Gebäudeeinheit in die Umgebung an. Hochwertige Bauqualität wurde sicherlich auch dadurch gewährleistet, dass der Bauherr das
entsprechende Budget bereitgestellt hat.
Hohe Qualität zu Dumpingpreisen sind Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen.
Nicht zuletzt durch die Investitionsbereitschaft in die Gesamtheit des Gebäudes
wurde dem Bauherrn eine nachhaltige Lösung geboten, die durch Wartungsarmut
und Kosteneinsparung glänzt. Mein Sohn,
der ebenfalls in meinem Betrieb arbeitet,
wird diese Fassade vermutlich nicht mehr
erneuern, weil die Haltbarkeit von Aluminium sein Berufsleben überdauern wird –
❙
und meins erst recht. Martin Henrichs
leitet als Betriebswirt und Gebäude-Energieberater
(Hwk) seinen Klempner- und Dachdeckermeisterbetrieb. Das Unternehmen ist als 5-Sterne Betrieb
der Deutschen Bauwirtschaft ausgezeichnet.
4.2013
Herunterladen