MR Dr. Rudolf Schmitzberger, Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer, Facharzt für Kinder und Jugendheilkunde Gemäß einer aktuellen Umfrage ist jeder dritte Österreicher zwischen 16 und 69 Jahren nicht gegen Hepatitis A bzw. B geimpft. Die meisten Befragten gaben an, die Infektionsrisiken ohnehin zu meiden oder zu wenig informiert zu sein. Das heißt: Es ist nach wie vor extrem wichtig, über die Folgen von Hepatitis A und B sowie über die Schutzimpfungen aufzuklären. Impfung bedeutet: Aufklären, Untersuchen, Impfen! Wie bei jeder Impfung liegt auch bei Hepatitis A bzw. B die Aufgabe des Arztes nicht allein im eigentlichen Impfvorgang: Jeder Impfung geht ein Arzt-Patienten-Gespräch über die Wirkung und mögliche lokale Impfreaktionen voran. Danach wird untersucht, ob der „Impfling“ gesund ist, andernfalls sollte die Impfung verschoben werden. Eltern können ihre Kinder bei niedergelassenen Fachärzten für Kinder- und Jugendheilkunde oder bei Allgemeinmedizinern impfen lassen, Erwachsene können sich für die Impfung ebenfalls an Hausärztet oder z.B. an niedergelassene Internisten wenden. Zusätzlich führen Schul- und Betriebsärzte sowie Ärzte in Gesundheitsämtern die Hepatitis-Impfungen durch. Hepatitis A: Schwerer Verlauf bei Älteren – Kinderimpfung schützt auch Erwachsene Hepatitis A ist eine meldepflichtige virusbedingte Leberentzündung. Seit 2009 wurden österreichweit stets weniger als hundert Fälle jährlich gemeldet, im Schnitt 63 Fälle pro Jahr. Für 2015 weist die Statistik insgesamt 60 Hepatitis-A-Erkrankungen aus. Die Inkubationszeit beträgt drei bis sechs Wochen. Nach einigen Wochen mit meist unspezifischen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen oder Fieber klingt die Erkrankung von selbst ab und hinterlässt eine lebenslange Immunität. – Darauf sollte man es aber nicht ankommen lassen, denn mit dem Alter wächst die Gefahr eines schweren Verlaufs, speziell bei Menschen, die bereits eine Lebererkrankung haben. Meist symptomlos verläuft die Erkrankung bei Kindern. Aber gerade deshalb sind Kinder in Ländern mit hohen Hygienestandards wie Österreich nach wie vor die Hauptinfektionsquelle für Erwachsene. Die Infektion erfolgt v.a. über Fäkalkeime. Erwachsene stecken sich oft direkt oder indirekt über verunreinigtes Wasser an, Kleinkinder meist durch Schmierinfektion. Auch wenn Hepatitis A in Österreich als Reisekrankheit gilt, erfolgen fast zwei Drittel der Hepatitis-A-Infektionen im Inland. Meist bringen Kinder das Virus von Aufenthalten in Ländern mit niedrigen Hygienestandards mit. So kommt es immer wieder zu kleinräumigen Ausbrüchen, vor allem in Kindergärten, Schulen oder auch innerhalb von Familien. Daher empfiehlt der Österreichische Impfplan, Kinder noch vor dem Eintritt in Gemeinschaftseinrichtungen zu impfen, auch wenn die Impfung nicht im GratisKinderimpfprogramm enthalten ist. Darüber hinaus tragen z.B. bestimmte Berufsgruppen, vor allem in der Lebensmittelindustrie und in der Gastronomie, ein erhöhtes Risiko und sollten daher jedenfalls geimpft sein. Wer korrekt, also gemäß Impfplan, gegen Hepatitis A immunisiert ist, hat einen mehr als 98-prozentigen Impfschutz. Hepatitis B: 34 Tote in Österreich seit 2013 – Impfung könnte das Virus ausrotten Auch Hepatitis B ist eine meldepflichtige Viruserkrankung, die meist eine schwere Leberentzündung bewirkt. In Österreich sind rund 42.000 Menschen mit dem Hepatitis-BVirus infiziert oder bereits chronisch erkrankt. Jahr für Jahr kommen bis zu 1500 hinzu. Wie in anderen westlichen Ländern stammen auch bei uns die meisten Betroffenen aus Osteuropa sowie Zentral- und Ostasien. Die Inkubationszeit beträgt ein bis mehrere Monate. Die Erkrankung heilt entweder binnen eines halben Jahres von selbst aus oder aber sie wird chronisch – in diesem Fall können die Folgen dramatisch sein: Etwa ein Viertel der an chronischer Hepatitis B leidenden Menschen stirbt an Leberzirrhose oder Leberkrebs. Seit 2013 gab es in Österreich 34 Todesfälle infolge von Hepatitis B. Bricht die Krankheit im Erwachsenenalter aus, ist die Gefahr einer Chronifizierung relativ gering (ca. fünf Prozent). Größte Gefahr besteht hingegen für Kinder von infizierten Müttern: Bei bis zu 90 Prozent der Kinder, die sich während der Geburt oder in den ersten Lebensjahren anstecken, wird Hepatitis B chronisch. Während in hochendemischen Ländern die Übertragung während der Geburt am häufigsten ist, erfolgt die Ansteckung in Ländern mit geringer Verbreitung, wie Österreich, meist durch Sexualkontakte im Erwachsenenalter. Weil der Mensch der einzige relevante Wirt ist und aufgrund der hohen Effizienz und Verträglichkeit der Impfstoffe empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation seit 2005 die Hepatitis-B-Impfung für alle Menschen. Ziel ist die weltweite Ausrottung des Virus. In Österreich ist die Impfung daher Teil des Gratis-Kinderimpfprogramms. Bei Kindern ohne Grundimmunisierung sollte, diese spätestens im Pflichtschulalter nachgeholt werden. Auch Erwachsenen empfiehlt der Impfplan im Einklang mit der WHO, sich gegen Hepatitis B immunisieren zu lassen. Die Impfung ist in jedem Alter durchführbar. Wer korrekt geimpft ist und auf die Impfung anspricht, ist praktisch zu 100 Prozent geschützt. Allerdings gibt es „Low responder“, die – vermutlich genetisch bedingt – wenig bis gar keine Antikörper ausbilden. Impfschemata gemäß Österreichischem Impfplan 2016 Hepatitis A: Grundimmunisierung: 0/6 Monate für Kinder ab vollendetem 1. Lebensjahr und Erwachsene. Auch in Kombination mit Hepatitis B möglich: 0/1/6 Monate (Kinderformulierung bis zum vollendeten 16. Lebensjahr). Ab dem 15. Lebensjahr (je nach Impfstoff) auch als Kombinationsimpfung mit Typhus möglich, Auffrischung mit Hepatitis-A-monovalentem Impfstoff nach frühestens 6 Monaten. Weitere Auffrischungsimpfungen (ausgenommen Risikogruppen) nach frühestens 20 Jahren. Hepatitis B: Grundimmunisierung im Säuglingsalter: 0/2 Monate + 6–9 Monate nach der 2. Impfung. Grundimmunisierung: 0/1/6 Monate – beschleunigtes Schema: 0/1/2/12 Monate. Schnellimmunisierung: 0/7/21 Tage/12 Monate. Auffrischung nur nach Säuglingsimpfung im Schulalter. Keine routinemäßigen Auffrischungen (Risikogruppen ausgenommen). Auch als Kombinationsimpfung mit Hepatitis A möglich. Quellen: Integral, Hepatitis Befragung nicht geimpfte Bevölkerung November 2015; Österreichischer Impfplan 2016; ÖÄZ 9/2010; BMG Jahresstatistiken meldepflichtiger Infektionskrankheiten; www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/hepatitis-b.html