Kühlung mit thermischer Solarenergie

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Reportage
des Baukörpers ausgeglichen
werden.
Verfahren und Systeme der
solaren Kühlung
Kühlung mit thermischer
Solarenergie
GVZ-Ingolstadt zeigt Machbarkeit solarer Klimatisierung in Deutschland
In Deutschland wird derzeit die Hälfte aller größeren Büroneubauten mit Klima-Anlagen
ausgerüstet, mit stark steigender Tendenz. Die Nutzung von Solarenergie für die Kühlung
von Gebäuden stößt dabei auf großes Interesse bei Planern und Gebäudeeigentümern.
Neben einer deutlichen Reduktion des CO2-Ausstoßes ist der Einsatz moderner Solar- und
Klimatechnik auch wirtschaftlich rentabel. Wie zur Klimatisierung Sonnenenergie eingesetzt werden kann, zeigt unsere Objekt-Reportage über die erste solarunterstützte DECKlimaanlage* Bayerns im neuen Service-Center des Güterverkehrszentrums Ingolstadt.
D
er Hauptanteil der sommerlichen Kühllast resultiert üblicherweise aus der
solaren Einstrahlung und der
Transmission durch die Gebäudehülle aufgrund hoher
Außentemperaturen. Zusätzlich gibt es in modernen Büros und gewerblichen Räumen innere Lasten durch
Computer, Kopierer sowie
Beleuchtung und Personen.
Auch der vermehrte Glasein-
*) DEC – Desiccant and Evaporative Cooling – sinngemäß ins
Deutsche übersetzt: Kühlung
durch Trocknung und Verdunstung.
20
satz in der Fassadenarchitektur moderner Gebäude führt
zu einem steigenden Kühlbedarf. Daraus resultiert derzeit
ein erhöhter Einsatz von konventioneller Kühlung, die den
Stromverbrauch, verur­sacht
durch Kompressionskältemaschinen, stark ansteigen
lässt. Eine Alternative dazu
liegt in den inzwischen weit
entwickelten Verfahren solar
unterstützter Kühlung, die
das fast phasengleiche auftreten von Sonneneinstrahlung
und daraus resultierender
äußerer Kühllast ausnutzt,
um Räume mit Klimakälte zu versorgen. Der Kühlbedarf steigt und fällt sowohl
saisonal als auch im Tagesverlauf nahezu phasengleich
mit dem Angebot an diffuser
und direkter Strahlung. Aufgrund des Speichervermögens
des Baukörpers liegt die zeitliche Verschiebung zwischen
der Antriebsenergie und der
Kühllast des Gebäudes im Bereich von ein bis drei Stunden
und kann durch Heiß- oder
Kaltwasserpuffer sowie über
die thermische Aktivierung
Solare Kühlanlagen sind
technologisch ausgereift. Je
nach Art des verwendeten
Funktionsbetriebs wird zwischen den geschlossenen Verfahren, bei denen thermisch
angetriebene Kältemaschinen
zur Kaltwasserbereitstellung
zum Einsatz kommen und den
offenen Sorptionsverfahren
zur direkten Luftkonditionierung unterschieden. Bei dem
nachfolgend näher betrachteten offenen DEC-Verfahren
handelt es sich um eine offene
Prozessführung, bei der die
Luft direkt, ohne Zwischenschaltung eines Kältemittelkreislaufes, gekühlt wird. Die
Kälteerzeugung erfolgt dabei
auf Basis von Lufttrocknung
(Adsorption an der Silikagelschicht des Sorptionsrades)
und einer anschließenden
Verdunstungskühlung (Wäscherbefeuchtung). Die minimalen Zulufttemperaturen
liegen dabei zwischen 16 und
18 °C. Für die Regeneration des
Sorptionsmaterials (Desorption) wird die gewonnene Wärmeenergie der Sonnen-Kollektoren verwendet.
Geschlossene Ab- oder Adsorptions-Systeme sind eher
vergleichbar mit konventi­
onellen Kompressions-Kältemaschinen. Die thermisch
angetriebenen Kältemaschi-
∂ Übersicht über die Systeme zur solaren Kühlung.
Bild: Conergy AG
IKZ-FACHPLANER · Heft 4 /2006
Reportage
∂ Schematische Darstellung des DEC-Prozesses.
∂ Beide DEC-Klimaanlagen wurden in Dachzentralen untergebracht. Jede An-
Bild: Kompetenzzentrum Solarenergie
lage ist für eine Luftmenge von 8000 m3/h ausgelegt und hat eine Kühlleistung
von ca. 35 kW.
Bild: Kompetenzzentrum Solarenergie
nen liefern Kaltwasser zwischen 6 und 20 °C und sind
damit für Zentralklimageräte und Klima-Kälterohrnetze mit dezentraler Luftbehandlung einsetzbar. Das
benötigte Temperaturniveau
zum Antrieb der AbsorptionsKältemaschine liegt dabei
deutlich höher als bei den offenen Verfahren, wodurch ein
Betrieb mit kostengünstigen
Flachkollektoren schwierig ist.
Zur Realisierung der solargestützten Kühlung im Gebäude
der Wirtschaftsförderungsgesellschaft IFG Ingolstadt wurde auch aus diesen Gründen
eine DEC-Klima-Anlage gewählt. Der Prozess soll nachfolgend näher betrachtet werden.
dem Wäscher-Befeuchter (3),
wird die Zuluft bei gleichzeitiger Feuchtigkeitszunahme adiabatisch auf das gewünschte Temperaturniveau
gekühlt. Die so klimatisierte
Zuluft wird dem Raum über
einen Ventilator (4) zugeführt. Erwärmte, feuchte Luft
aus den Räumen wird im Abluft-Befeuchter (5) adiaba-
tisch gekühlt, wodurch eine
größere Temperaturdifferenz
zur Wärme- bzw. Kälterückgewinnung erreicht wird. Im
Rotationswärmetauscher (6)
wird die im Zuluftstrom an
den Rotor abgegebene Wärme vom Abluftstrom aufgenommen und zur Regeneration des Sorptionsmaterials vorgewärmt. Im Erhitzer (7) wird
Darstellung des
DEC-Prozesses und der
Luftzustände im Mollier
h-x-Diagramm
Im DEC-Prozess wird Außenluft zur Entfeuchtung
durch ein Sorptionsrad (1) geleitet, in dem der in der Luft
enthaltene Wasserdampf an
die hygroskopische Oberfläche des Sorptionsmaterials gebunden wird. Dabei wird Kondensationswärme frei, die zunächst die Zuluft erwärmt. Im
anschließenden Wärmerückgewinnungsrotor (2) wird sie
vorgekühlt. Im Kühlsystem,
dann das notwendige Temperaturniveau von mindestens 50 bis 70 °C zur Regeneration des Sorptionsrades erreicht. Die Nachheizung kann
dabei auf verschiedene Arten
erfolgen. Im Ingolstädter Pilotprojekt wird sie im Wesentlichen durch den Solarkollektorkreis bereitgestellt. Darüber
hinaus kann die Kondensator­
abwärme einer Wärmepumpe genutzt werden. Schließlich nimmt die erhitzte Luft
im Sorptionsrotor (8) die im
Silikagel gebundene Feuchtigkeit auf und regeneriert so das
Sorptionsrad. Die nun warme
und feuchte Fortluft wird über
einen Ventilator (9) ins Freie
ausgeblasen. Zusätzlich kann
ein Erhitzer (A) in den Zuluftstrom vor den Ventilator
(4) integriert werden. Ist ein
Luftaustausch im Winter erforderlich, wird der Erhitzer
(A) von den Kollektoren bzw.
dem Speicher geheizt und erwärmt somit die Zuluft auf
das gewünschte Temperaturniveau.
Die solare Kühlung der
Luft erfolgt also über einen
rein thermischen Prozess
und benötigt Wärmeenergie mit einem Temperaturniveau, das von Flachkollektoren durchaus bereitgestellt
werden kann. Der Vorzug die-
∂ Der Zyklus der sorptionsgestützten Klimatisierung im Mollier-h-xDiagramm.
Heft 4 /2006 · IKZ-FACHPLANER
Bild: Kompetenzzentrum Solarenergie
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Reportage
Nachgefragt
IKZ-Fachplaner:
Herr integrierten Gesamtsystems
Zörner, Sie haben das Pro- eingehend beleuchten zu
jekt um die solarbetriebene können.
Klimatisierung mit initiiert IKZ-Fachplaner: Im vorund die Planung der Anla- liegenden Objekt sind zur efge begleitet. Außerdem wird fizienten und umweltschovom Kompetenzzentrum So- nenden Bereitstellung von
lartechnik ein Monitoring Kühl- und Heizenergie des
der Anlage durchgeführt. Gebäudes eine Vielzahl von
Was bringt ein solches Mo- technischen Maßnahmen
nitoring und wann werden miteinander kombiniert worerste Erkenntnisse aus dem den. Wie sollten Planer, die
Betrieb der solarbetriebenen sich einer so komplexen AufDEC-Anlage vorliegen?
gabe stellen, bei der AusleWilfried Zörner: Wir hof- gung und Abstimmung der
fen, dass zukünftig die Er- einzelnen Komponenten vorfahrungen aus unserem Pro- gehen, um eine möglichst efjekt helfen werden, Planung fektive und wirtschaftliche
und Umsetzung solcher Vor- Gesamtversorgung zu erreihaben wesentlich effizienter chen?
zu gestalten. Zur solaren Kli- Wilfried Zörner: Das ist eine
matisierungsanlage liegen sehr interessante Frage! Einer
momentan
der Gründe,
noch keine
In der Vorplanungs- warum wir
belastbadieses Projekt
phase werden die
ren Daten
durchführen,
vor, da das
ist eben geentscheidenden
Kollektorrade die BeWeichenstellungen
feld und die
antwortung
für den Erfolg solcher dieser FraDEC-Anlage erst Ende
ge. Erst die
Bauvorhaben
des letzten
Synergien,
vorgenommen. Sommers
die
durch
eingeregelt
die Zusamwaren. Gemenarbeit
gen Ende dieses Jahres wer- der einzelnen Komponenten
den wir umfangreiche Ergeb- entstehen, machen den Einnisse im Bezug auf die solare satz jeder einzelner KompoKlimatisierung präsentieren nente sinnvoll. So wird beikönnen. Wir werden noch ein spielsweise die Abwärme
weiteres Jahr messen, um alle des Kollektorfeldes ja nicht
Aspekte dieses vorbildhaften, nur zur solaren Klimatisie-
» «
� Über das Pilotprojekt „Solare
Kühlung mit DEC-Klimaanlagen im
GVZ-Ingolstadt“ sprach die IKZFACHPLANER-Redaktion mit Prof.
Dr.-Ing. Wilfried Zörner vom Kompetenzzentrum Solartechnik an der
Fachhochschule Ingolstadt.
rung genutzt, sondern auch
für die Brauchwassererwärmung des Hotels, für die Heizungsunterstützung und die
Beladung des Erdspeichers.
Mithilfe der Wärmepumpe
können sogar solare Erträge
genutzt werden, die ohne die
Wärmepumpe nicht nutzbar
wären. Durch die Mehrfachnutzung der einzelnen Komponenten kann jede einzelne Komponente mit einer
kleineren Leistung ausgelegt
werden. Schwierig abzuschätzen ist dabei, um wie viel sich
die notwendige Leistung reduziert und wie gut die Komponenten tatsächlich zusam-
menarbeiten. Unser Ziel ist
es, Überdimensionierungen
in Zukunft vermeidbar zu
machen, indem man aus
den Erfahrungen bei diesem
Pilotprojekt lernt. Der Planer
muss besonders großen Wert
auf die Vorplanungsphase legen, denn dort werden ja die
entscheidenden Weichenstellungen vorgenommen und
damit der technisch-wirtschaftliche Erfolg des Projekts
festgelegt.
IKZ-Fachplaner: Die solare Kühlung verspricht aufgrund des größtenteils phasengleichen Auftretens von
Kühllast und Strahlungsangebot einen wirtschaftlichen
Betrieb. Wie sehen Sie die
Chancen für die solare Kühlung mit DEC-Anlagen in
Deutschland angesichts des
enormen Energieeinsparpotenzials im Gebäudebestand
sowie im Neubau?
Wilfried Zörner: Die Komfort­
ansprüche der Nutzer werden
immer größer, die Architektur dagegen baut mehr und
mehr Gebäude, die mit gro­
ßen Glasflächen zunehmend
repräsentative Zwecke erfüllen, aber gleichzeitig die äußeren Wärmelasten drastisch
erhöhen. Klimatisierung wird
also immer wichtiger. Bevor
man allerdings aktive Kühlung in Neubauten verwirklicht, sollten immer zuerst
alle Möglichkeiten der pas-
ser Technologie besteht dabei
darin, dass elektrische Energie
lediglich zum Antrieb der Ventilatoren benötigt wird, während z. B. Kompressionskältemaschinen die komplette Verdichterarbeit aus elektrischer
Energie gewinnen. Wird weiterhin berücksichtigt, dass
zur Bereitstellung dieser Ener­
gie ein etwa 3-facher Primär­
energieaufwand erforderlich
ist, so zeigt dies deutlich, welche CO2-Einsparungen durch
den Einsatz von solar betrie-
benen DEC-Anlagen erreichbar sind.
wurden zur Bereitstellung der zur Regeneration des Sorptionsmaterials
notwendigen Wärmeenergie auf dem
Flachdach des Gebäudes aufgeständert.
Bild: Conergy AG
22
IKZ-FACHPLANER · Heft 4 /2006
Erzeugung der Antriebs­
energie durch Flach-Kollektoren
Da der Kühlbedarf nahezu zeitgleich mit dem Ange∂ Insgesamt 280 m2 Flachkollektoren
Reportage
siven Kühlung ausgeschöpft darf des Gebäudes rechnen
sein. Dabei wird, wie Sie völ- Sie?
lig richtig sagen, die solare Wilfried Zörner: Bei unKlimatisierung immer inte­ serem System gibt es immer
ressanter, nicht zuletzt unter einen Abnehmer für die sodem wirtschaftlichen Blick- lare Wärme, sodass zum eiwinkel. Die DEC-Technik bie- nen die Nutzungszeit der Sotet dazu eine
laranlage geVielzahl von
genüber den
Bei unserem
Vorteilen,
meisten konSystem gibt es immer ventionellen
gegen­über
anderen
einen Abnehmer für Systemen
thermischen
hoch
sein
die solare Wärme. Prozessen,
wird und dadie zur soher das Kollaren Klimatisierung ein- lektorfeld auch nie in Stillgesetzt werden können, so- stand gehen wird.
dass ich für die DEC-Technik Bei der solaren Klimatisiedurchaus auch Chancen in rung wird der Anteil der
Deutschland sehe. Es handelt vom Kollektorfeld geliefersich ja um eine ausgereifte ten Energie für den RegeneTechnik, die solarbetrieben rationslufterhitzer im Prinbesonders interessant wird. zip bei 100 % liegen, weil nur
Ich denke, auch eine Nach- das Kollektorfeld die hohen
rüstung bei einer vorhande- Temperaturen bereitstellen
nen Lüftungsanlage im Ge- kann und ohne Sonneneinbäudebestand kann unter ge- strahlung die Klimatisierung
wissen Umständen durchaus ohne den Regenerationsluft­
sinnvoll sein.
erhitzer auskommt. Also ein
IKZ-Fachplaner: Die Kol- hoher Solarertrag ist durchlektoren versorgen das Ge- aus zu erwarten, aber ein hobäude sowohl mit Wärme- her solarer Deckungsbeitrag
energie für die DEC-Kühlung zur gesamten Energieversorals auch für Warmwasserbe- gung des Gebäudes ist nicht
reitung und Heizung. Da- das Ziel, denn die Grundlast
bei wird überschüssige Ener- für Heizen und Kühlen wird
gie den Pufferspeichern bzw. über die Wärmepumpe abeinem Erdspeicher zugeführt. gedeckt.
Beste Voraussetzungen also IKZ-Fachplaner:
Eine
für einen hohen Solarertrag. Frage zur Befeuchtung der
Mit welchen Deckungsbeiträ- Zuluft. Kann eigentlich bei
gen der thermischen Solaran- Außenluftzuständen
mit
lage am Heiz- und Kühlbe- geringer absoluter Feuchte
» «
bot an Sonnenergie steigt und
fällt, ist es nahe liegend, diese Komponenten zu verknüpfen, um den gewünschten Zuluft-Zustand zu erzeugen. Für
die Klimatisierung von Gebäuden mit solarthermischer
Kühlung ist es notwendig, Antriebstemperaturen von mindestens 50 bis 70 °C für den
Kühlungsprozess zur Verfü-
Heft 4 /2006 · IKZ-FACHPLANER
gung zu stellen. Die Anforderungen an Kollektoren zur solaren Kühlung sind vergleichbar mit denen der solaren
Heizungsunterstützung. Kollektoren zur Heizungsunterstützung benötigen eine verbesserte Dämmung, da die
Differenz zwischen mittlerer
Kollektortemperatur (tm = 40
bis 60 °C) und Umgebung (ta
= -10 bis +10 °C) auf Werte um
die 50 °C steigen kann. Bei der
solaren Kühlung ist die Differenz ähnlich, jedoch ist die
und gleichzeitigem Kühlbe- likagel oder Lithiumchlorid
darf zeitweise mit dem Luft- gesundheitlich unbedenkbefeuchter ausreichend ge- lich und arbeiten quasi verkühlt werden?
schleißfrei, was einen reduWilfried Zörner: Natürlich zierten Wartungsaufwand
ist dies möglich. Bei gerin- bedeutet. Es werden keine
ger absoluter Luftfeuchte er- gesundheitlich bedenklichen
spart man sich das aufwen- und ozonschädlichen Kältedige Entfeuchten und kann mittel verwendet. Das Verdann über die beiden Luft- fahren darf daher als umbefeuchter den gewünschten weltfreundlich bezeichnet
Luftzustand einregulieren.
werden. Leckagen sind unIKZ-Fachplaner: Wo se­ problematisch. Ein weiterer,
hen Sie die Hauptvorteile des großer Vorteil ist sicherlich,
DEC-Prozesses gegenüber den dass ein DEC-Gerät eine vollAbsorptionskältemaschinen, ständige Klimaanlage ist, die
bei denen ja ebenfalls rege- nicht nur heizen und kühnerative Energien zur Bereit- len kann, sondern auch die
stellung von Klima-Kälte ein- Möglichkeit zur Be- und Entgesetzt werden können?
feuchtung bietet. So ist keiWilfried Zörner: Als einer ne energieaufwendige Tauder Hauptvorteile ist zuerst punktsunterschreitung zur
die offene Prozessführung Entfeuchtung nötig. Schließzu nennen: Im Gegensatz zu lich kann die Regeneration
anderen Klides Sorptimasystemen
onsrotors,
Ein Sorptionsrad
arbeitet die
d.h. ein Ansorptionsgetrieb
des
ermöglicht im
stützte KliProzesses,
Winterfall hohe
matisierung
bereits ab
bei
atmo- Rückwärmezahlen von Temperasphärischem
turen um
bis zu 95 %. Druck. Da50 °C
erdurch ergibt
reicht wersich ein geringerer Aufwand den. Nicht zu übersehen ist
zur Abdichtung als bei Syste- im Übrigen auch, dass das
men, die bei Unterdruck oder zusätzlich zum WärmerückÜberdruck arbeiten, was na- gewinnungsrotor betriebene
türlich die Kosten für die In- Sorptionsrad hohe Rückwärstallation und Instandhal- mezahlen von bis zu 95 % im
tung der Anlage stark senkt. Winterfall ermöglicht.
Des Weiteren sind die eingesetzten Trockenmittel Si-
» «
Globalstrahlung im Sommer
wesentlich größer.
Während für den Betrieb
einer herkömmlichen Solarthermie-Anlage in der Regel
nicht mehr als 10 bis 30 Kollektoren notwendig sind, benötigt man für solare Kühlung größere Kollektorfelder.
Um den Leistungsbedarf für
übliche Kühlanwendungen
zu decken, werden in der Regel mindestens 200 m² benötigt. Der Feldaufbau besteht
dann aus 100 Kollektoren, die
in einem System zusammenwirken. Dabei hat der interne konstruktive Aufbau der
Rohrregister einen erheblichen Einfluss auf die gleichmäßige Durchströmung der
Einzelfelder. Eine hydraulisch
abgeglichene Fluidführung
mit geringem Druckverlust
gewährleistet eine konstante
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Reportage
Leistungsfähigkeit der Kollektoren. Bei ungleichmäßiger
Durchströmung können sich
lokale Überhitzungen, so genannte Hot Spots bilden, die
zur Leistungsstagnation und
weiterhin zur irreversiblen
Schädigung der eingesetzten
Wärmeträgerflüssigkeit führen können.
Pilotprojekt: Service Center
des Güterverkehrszentrums in
Ingolstadt
Das neue Service Center im
Güterverkehrszentrum (GVZ),
Gebäude J, wurde in unmittelbarer Nähe zur Audi AG errichtet. Neben der Nutzung als
Ausbildungszen­trum der Audi
AG und der Seat Deutschland GmbH, die rund 45 %
der Flächen belegen, stehen
auf einer Gesamtfläche von
ca. 9000 m² Büroflächen, ein
Filmstudio sowie ein Hotel im
2. OG zur Verfügung. Die Integration innovativer Gebäudetechnik stand bei der Planung
des Gebäudes von Beginn an
im Vordergrund. So erfolgt die
Beheizung des Gebäudes über
fünf Wärmepumpen, die aus
den Erdsonden, dem Erd- und
Bodenplattenspeicher sowie
durch Solarkollektoren versorgt werden. Die Kühlung erfolgt analog der Heizung über
die Wärmepumpen und die
Bauteilaktivierung. Die zur
Bereitstellung der Außenluftrate erforderlichen Luftmen-
∂ Zur Nachtauskühlung werden über die GLT Fenster elektrisch geöffnet und
ein Abluftventilator geschaltet. Diese Maßnahme reduziert die Kühllast innerhalb der Büroräume und entlastet so die solare Kühlung.
Bild: Kompetenzzentrum Solarenergie.
gen werden über zwei solargestützte DEC-Klimaanlagen abgedeckt. Unterstützt wird der
Prozess durch Nachtauskühlung des Gebäudes, die durch
elektrisch gesteuerte Fenster
und eine separate Lüftungsanlage erreicht wird. Weiterhin verfügt das Gebäude über
eine fassadenintegrierte Photovoltaik-Anlage mit einer
Leistung von 18 kWp.
Auf dem Dach des Gebäudes wurden erstmals in Bayern zwei Anlagen zur solaren
Kühlung installiert, die nach
dem offenen DEC-Prozess arbeiten. Die Vollklima-Anlagen haben jeweils einen Luftdurchsatz von 8000 m³/h und
eine Kühlleistung von etwa 35
kW. Hochleistungs-Flachkollektoren, unter anderem vom
Typ Conergy F 6000, treiben
die Vollklima-Anlage an, die
ihre thermische Energie vollständig von der Sonne bezieht. Insgesamt wurden 140
Kollektoren mit einer Gesamtfläche von 280 m² auf dem
Flachdach aufgeständert. Neben der Klimatisierung stellt
die solarthermische Anlage
ganzjährig das Warmwasser für die Gäste des 70 Betten Hotels im 2. OG des Gebäudes bereit.
Anlagen-Monitoring soll
bei der Planung zukünftiger
Anlagen helfen
∂ Das Technikkonzept des Gebäudes sieht zur Energieversorgung Wärmepumpen und Solarthermie vor. Als Energiespeicher dienen Pufferspeicher, Betonund Tiefensonden.
Bild: Kompetenzzentrum Solarenergie
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Das Projekt wurde von dem
Architektur- und Ingenieurbüro pbb aus Ingolstadt gemeinsam mit dem Kompetenzzen­
trum Solartechnik der Fachhochschule Ingolstadt und
dem Bauherrn, der IFG Ingolstadt GmbH, initiiert. Die
gesamte Gebäudetechnik, wie
beispielsweise die sorptionsge-
stützten Klimaanlagen, werden seit der offiziellen Inbetriebnahme im Juli 2005 messtechnisch untersucht und die
gewonnenen Daten ausgewertet. Ziel der Untersuchung
ist es, die Anlagenauslegung
beurteilen zu können, um Unsicherheiten bei der Planung
zukünftiger Anlagen zu beseitigen und um die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit solarer Klimatisierung auch in
unseren Breitengraden aufzuzeigen. Besser einschätzbare
Investitionskosten einerseits
und erhöhte Akzeptanz bei
potenziellen Kunden andererseits sollen die positiven
Folgen für die sorptionsgestützte solare Klimatisierung
sein. Die wissenschaftliche Betreuung der Anlage wird vom
Kompetenzzentrum Solartechnik an der Fachhochschule
Ingolstadt durchgeführt. Das
Monitoring wird vom Bayerischen Staatsministerium für
Landesentwicklung und Umweltfragen gefördert.
Fazit
Es zeigt sich, dass auch
ohne Investitionsförderung
der Einsatz regenerativer
Ener­gien wirtschaftlich möglich ist. Dies kann jedoch nur
durch ein ganzheitliches Gebäudekonzept, also durch
die Synergie von Architektur, Konstruktion, Bauphysik,
und Gebäudetechnik, erreicht
werden. Die Architektur muss
dazu aus der funktionalen
Nutzung des Gebäudes entstehen. Voraussetzung dafür
ist eine frühzeitige Integration
aller Fachplaner. Gefragt sind
hier innovative Ansätze in der
Planung und Lösungen, die
handwerklich kostengünstig
realisierbar sind. Dies konnte
im Rahmen des vorgestellten
Projektes zur Zufriedenheit
des Bauherrn und der Nutzer
umgesetzt werden.
∂
@ Internetinformationen:
www.solartechnik-ingolstadt.de
www.conergy.de
IKZ-FACHPLANER · Heft 4 /2006
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