Energiesparen beim Kühlen Um die Energieeffizienz von Gebäuden zu steigern, wurden in den vergangenen Jahrzehnten intensiv Möglichkeiten zur Verringerung von Heizwärmeverlusten bei Gebäuden diskutiert. Gleichzeitig kommen verstärkt energieeffiziente Wärmeerzeuger und Ökoenergieträger zum Einsatz. Der stark steigende Energiebedarf aktiver sommerlicher Kühlung von Gebäuden findet dagegen deutlich weniger Beachtung. Und das, obwohl dieser Bedarf gerade im modernen Verwaltungs- und Dienstleistungsbereich in vielen Fällen dem Aufwand für Heizung gleichkommt oder diesen sogar noch übertrifft. Der Mensch ist der „Indikator“ für den nachhaltigen „Effizienzerfolg“ eines Gebäudes. Die Gebäudetechnik hat dienende Funktion. Die Gestaltung des Innenklimas wird zu einer bedeutenden integralen Aufgabe. Diese bezieht sich auf Orientierung, Gebäudegestalt und -form, Grundrissgestaltung, Materialien und Konstruktion. Tageslichtversorgung und Temperierung sind wesentliche Elemente der Planung. Passive, selbstregulierende Konzepte stehen im Mittelpunkt des Architekturkonzeptes, aktive technische Komponenten werden so weit wie möglich reduziert. Nur menschengemäße Gebäude sind langfristig auch energieeffizient. Verminderung des Wärmeeintrags Wie beim Heizenergiesparen gilt auch hier: Vermeiden geht vor Reparieren. Der sommerliche Wärmeeintrag eines Gebäudes wird bestimmt von: Besonnungszeit/Dauer des solaren Eintrags Einstrahlungswinkel Verhältnis: Größe verglaste Fläche/Größe nichttransparente Fläche (Tatsächlich sind die Wärmeerträge über die nichttransparenten Flächen im Vergleich zu den transparenten Flächen für den Sommerfall eher zu vernachlässigen, beim Wärmeabfluss im Winter spielen sie allerdings eine wesentliche Rolle.) Glasqualitäten: Transmissionsgrad, Energiedurchlassgrad und U-Wert Wärmedurchgang und Wärmekapazität nichttransparenter Flächen Möglichkeiten der Verschattung durch Sonnenschutz, auskragende Bauteile, Bepflanzung etc. Interne Wärmequellen (Personen, Beleuchtung, Geräte) Außenlufteintrag (Lüftung, Luftwechsel) Tel. 0732/7720-14380 www.energiesparverband.at Hierzu ist es unabdingbar, dem sommerlichen Wärmeschutz schon in der Planungsphase große Bedeutung beizumessen. Die entscheidende Erkenntnis dazu lautet folgendermaßen: Sommerliche Überhitzung (1) Sommertauglich entwerfen und bauen 35 Sommerliche Überhitzung Strahlungsbilanz am Fenster 13 % 6% 27 % 46 % 17 % ) 14 % 27 % 13 % 54 % 16 % 5% 48 % ) 14 % 86 % mit innenliegender Jalousie mit außenliegender Jalousie aus „Handbuch der passiven Kühlung“ Glasarchitektur Sonnenschutz Nach wie vor sind Ganzglas-Gebäude ein häufig gewähltes Architektur-Konzept. Sie stehen für Transparenz, Offenheit, Kommunikation und Innovation. Nicht zuletzt deshalb werden viele dieser Gebäude realisiert, obwohl sie zwangsläufig Innenklimaprobleme erzeugen, die nur mit erheblichem technischem Aufwand gemeistert werden können. Bei Gebäuden ohne technische Klimatisierung ist auf den besonnten Fassaden ein Sonnenschutz unverzichtbar. Beschichtungen von Gläsern gewährleisten bis dato keinen ausreichenden Schutz vor Überhitzung. Ein wirksamer Sonnenschutz in Kombination mit natürlicher Lüftung ermöglicht unter hiesigen klimatischen Bedingungen den Verzicht auf technische Klimatisierung. Der Verglasungsanteil orientiert sich bei einer an Nutzung, Wohlbefinden und Energieeffizienz ausgerichteten Planung an der erforderlichen Belichtung und der Möglichkeit eines ausreichenden visuellen Außenbezugs. Das bedeutet einen transparenten Anteil von max. 50 Prozent der Fassadenfläche. Zu unterscheiden ist zwischen Grundsätzlich gilt, dass Ganzglasfassaden ohne technische Klimatisierung nur mit großem technischem und finanziellem Aufwand zu beherrschen sind und an Südund Westseiten häufig keinen ausreichenden Schutz vor sommerlicher Überhitzung gewährleisten können. Bei Bürogebäuden tragen Verglasungen unterhalb der Arbeitsfläche weder zur Belichtung noch zum Ausblick bei, erhöhen aber den Wärmeeintrag bei solarer Einstrahlung. Grundsätzlich lassen sich Lochfassaden thermisch besser regulieren und optimieren. passivem, feststehendem Sonnenschutz und aktivem, beweglichem Sonnenschutz. Abschattungsvorrichtung Keine Abschattungsvorrichtung 1,00 Außenjalousie, Fensterläden mit Jalousiefüllung (beweglich, unterlüftet, Belichtung ohne künstliche Beleuchtung möglich) 0,27 Zwischenjalousie 0,53 Innenjalousie (je nach Farbe und Material) 0,75 Beschattungswirksame Vordächer, Balkone und horizontale Lamellenblende 0,32 Markisen (seitlicher Lichteinfall möglich) 0,43 Rolläden, Fensterläden mit voller Füllung 0,32 Helle Innenvorhänge, Reflektionsvorhänge und Innenmarkisen 0,75 Außenbepflanzung 0,50–1,00 Richtwerte für Abschattungsfaktoren gem. ÖNORM 36 Faktor 25 Personen Beleuchtung Sonstiges Arbeitshilfen Leistung (W/m2) 20 Sommerliche Überhitzung (2) Typischer Tagesgang der internen Lasten eines Verwaltungsgebäudes 15 10 5 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Tageszeit 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Interne Wärmequellen Speichermasse Interne Wärmequellen spielen bei Verwaltungsgebäuden eine entscheidende Rolle. Belegungsdichte, Beleuchtung sowie der Einsatz von Geräten tragen wesentlich zu einer Aufheizung bei. Computer mit LCD/TFT-Bildschirmen verringern die Wärmeabgabe um bis zu 50 Prozent. Zeitgleich mit wärmetechnischen Verbesserungen sind die Gerätedichte und die Nutzungsdauer elektronischer Geräte gestiegen, so dass auch längerfristig mit entsprechendem Strombedarf und Wärmeabgabe zu rechnen ist. Elektrische Beleuchtung als Wärmequelle lässt sich durch Tageslichtnutzung wesentlich reduzieren. Zur Beleuchtungsergänzung ist der Einsatz tageslichtabhängiger Steuerungssysteme für Kunstlicht sinnvoll. Das stabilisierende Element der Innenraumtemperatur ist die Speichermasse des Gebäudes. Je träger das Temperaturverhalten, desto langsamer die Wärmeaufnahme und desto wirkungsvoller die Kühlespeicherung. In der Regel ist durch ausreichenden Einsatz massiver Bauteile (Betondecken, gemauerte Innenwände) ausreichend Speichermasse gegeben, wenn diese nicht durch Verkleidungen (z. B. abgehängte Decken etc.) von der umströmenden kühlen Nachtluft abgeschirmt wird. Tel. 0732/7720-14380 www.energiesparverband.at 0 37 Sommerliche Überhitzung Kühlung Bei längeren Sonnenperioden im Sommer müssen manche Gebäude gekühlt werden. Dies kann durch passive, hybride oder aktive Kühlung geschehen. von Querlüftungen kann das Ergebnis leicht optimiert werden. Mit einem mechanischen Lüftungssystem können Kühllasten nachts gezielter und gesteuert abgeführt werden, wobei der Hilfsenergieaufwand für den notwendigen Luftwechsel zu berücksichtigen ist. Als passive Kühlung bezeichnet man Systeme, die ohne mechanische Antriebe arbeiten. Dazu gehören bauliche Vorkehrungen zum sommerlichen Wärmeschutz, Beschattung und Belüftung bzw. Gestaltung des Mikroklimas. Auch ausreichende Speichermasse unterstützt die Kühlespeicherung. Neue Materialen wie PCMs (Phase Change Materials) können zur passiven Solarenergienutzung und Kühlung bereits erfolgreich eingesetzt werden. Hybride Systeme gründen auf einfachen haustechnischen Komponenten und nutzen natürliche Kältequellen wie z. B. Erdreich, kühle Nachtluft, Grundwasser in Verbindung mit Speichermedien wie z. B. Betondecken. Passive und hybride Systeme werden als Passivsysteme bezeichnet. Daneben kann eine fachgerechte Auswahl und Betreuung von Pflanzen im Gebäudeinneren das Raumtemperaturempfinden signifikant beeinflussen. Pflanzen regulieren den Feuchtigkeitshaushalt der Räume und weisen auch eine signifikante Kühlleistung durch Transpiration auf. Aktive Systeme wie z. B. Kältemaschinen müssen dann eingesetzt werden, wenn aus Planungsdefiziten oder speziellen Nutzungsansprüchen besondere Wärmelasten entstehen, die mit Passivsystemen nicht steuerbar sind. Alles Wichtige auf einen Blick Nachtkühlung Schritte zum sommertauglichen Gebäude – es gilt: „Vermeiden geht vor Reparieren“ Die einfachste Form passiver Kühlung ist die Nachtkühlung. Diese wirkt, wenn die Nachttemperatur für mindestens fünf Stunden unter 21°C liegt. Dies ist in unseren Klimazonen nahezu immer gegeben. Die manuelle Fensterlüftung verlangt allerdings ein entsprechendes Verhalten der NutzerInnen. Durch Einsatz 38 Pflanzen für ein gutes Raumklima 1. Regulierung des Licht- und Wärmeeintrages in der Planungsphase 2. Ausreichende Speichermasse als stabilisierendes Element 3. Klimaorientierte Grundrissgestaltung 4. Einsatz von Kühlsystemen 5. Pflanzen zur Regulierung des Feuchtigkeitshaushaltes der Räume