Aufbaukurs Hygienebeauftragte Ärtzinnen und Ärzte

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Organisatorische Aspekte einer
Pandemieplanung
Roesebeckstr. 4-6
30449 Hannover
Fon 0511/4505-0
Fax 0511/4505-140
3. bundesweiter Betriebsärztetag
Osnabrück, 24./25.02.07
A.Windorfer
www.nlga.niedersachsen.de
Eindrucksvolle Darstellung der Tröpfchenausscheidung
Die Virusinfektion
• „Typische“ Inkubationszeit: 1 - 4 Tage
• Infektiosität:
1 Tag vor Symptombeginn
bis ca. 5 Tage nach Beginn
der Erkrankung
Kinder:
oft mehr als 10 Tage infektiös
Immunsupprimierte Patienten: Wochen bis Monate
Wesentliche Virusüberträger sind Kinder.
Komplikationen von Influenza (I)
„
Komplikationen im HNO-Bereich
z
z
„
primäre und sekundäre Sinusitis
primäre und sekundäre Otitis media
Pulmonale Komplikationen
z
z
z
z
z
eitrige Bronchitis
primäre Pneumonie
sekundäre Pneumonie
bronchiale Hyperreagibilität
Verschlimmerung vorbestehender Lungenerkrankungen
Komplikationen von Influenza (II)
„
Kardiale Komplikationen
z
z
z
z
z
„
Perikarditis
Myokarditis
Endokarditis
Myokardinfarkt
Kardiomegalie
Zentralnervöse Komplikationen
z
z
z
z
Meningitis
Enzephalitis
Myelitis
Guillard-Barré-Syndrom
Komplikationen von Influenza (III)
„
Gastrointestinale Komplikationen
z
z
z
z
Cholezystitis
Appendizitis
Divertikulitis
Candidiasis des Gastrointestinaltraktes
Influenzaviren entziehen sich der
Immunabwehr
Antigenshift (große Änderung)
• Influenza-A-Viren kommen bei vielen Tierarten vor
Vögel, v.a. Wasservögel; Schwein
• Auftreten eines „neuen“ Virus durch
Überspringen der Spezies-Barriere (Geflügel-Mensch)
• 1997 „Vogelgrippe A/H5N1
• Übertragung erfolgte direkt von Vogel zu Mensch
• 18 Menschen hospitalisiert, 6 Menschen starben
• Schlachtung von 1,2 Mio Hühnern
Influenza-Viren derzeit zirkulierende Subtypen
Alljährlich - mit Gipfel von Mitte Dezember bis Mitte Januar
kommt es zu regionalen Epidemien von Influenza-A-Viren Subtypen
H1N1
H3N2
und von Influenza-B-Viren.
Die derzeitig verfügbaren Impfstoffe schützen!
4 Pandemien im 20. Jahrhundert
1918 „Spanische Grippe“: A/H1N1*
20-50 Mio Tote: Mehr Tote als im
gesamten 1. Weltkrieg
1957 -1958 „Asiatische Grippe“: A/H2N2
1Mio Tote
1968 -1970 „Hongkong Grippe“: A/H3N2
1 Mio Tote
Erkrankungsrate in Deutschland ca. 60% (39 Millionen)
1977: Wiederauftreten des A/H1N1:
seither Kozirkulation mit A/H3N2
Fock: Bundesgesundheitsbl 2001; 44: 969-980
Influenza-A-Subtypen
Virus entzieht sich
dem Immunsystem
durch veränderte
Subtypen
H1N1
H2N2
H3N2
H1N1
H5N1
1918
1957
Influenza
pandemisch/epidemisch
1968
1977
1997
Aktuell zirkulierende Subtypen
?????
Epidemiologie der Aviären Influenza- (AI-) Viren
„
Das Reservoir sind wilde Wasservogelarten
Meist verursachen die H1 bis H16 Subtypen beim Wildgeflügel keine Erkrankung, die Viren
sind LPAIV, d.h. sie sind schwach virulent
„
Die Infektion von Wirtschaftsgeflügel mit LPAIV der Subtypen H5,
H7, (H9?) kann dazu führen, dass HPAIV (d.h. hoch virulent) entstehen
→ Pathogenität und Kontagiosität sind extrem erhöht
→ die „Vogelgrippe“ bricht aus
Problem der Lebendvermarktung (wet markets)…
Transport zum Markt…
Historie bis 1999
„
1878: Perroncito beschreibt „Fowl Plague“
(beobachtet bereits das Phänomen der Virulenzsteigerung!)
„
„
„
„
1901: Centanni und Savonuzzi erkennen die VirusÄtiologie der „Geflügelpest“
1955: Influenza-Viren als Erreger
1959: H5 und H7 als AI-Erreger identifiziert
1959 bis 1999: 19 AI-Epidemien (18 Ausbrüche in Wirtschaftsgeflügel
– 23 Mio. - und nur ein Ausbruch in einer Wildvogelpopulation: 1961 in Südafrika)
Historie ab 2000
„
„
„
„
„
„
2000 bis 2005: > 20 HPAI-Epidemien mit
200 Mio. verendeten oder getöteten Tieren
bis 1999: Italien mit H7N1
2002: HongKong H5N1 (1997 H9N2)
2003: Niederlande H7N7
2003-05: Asien (Thailand, Vietnam, Kambodscha,
Indonesien...) H5N1
Oktober 05: Türkei und Rumänien H5N1
„Vogelgrippe“ H5N1
als potenzielles Pandemievirus?
Fehlende Immunität der menschlichen Population könnte
zu pandemischem Muster wie 1918 führen.
Mensch-zu-Mensch-Übertragung (Voraussetzung) bisher
nicht erfolgt.
Ob und ggfs. wann eine entsprechende Mutation erfolgt,
ist unberechenbar.
Auch andere Pandemieviren sind möglich.
Influenza
„„
„„
„„
„Normale“
„Normale“Grippewelle:
Grippewelle:
5000-8000
5000-8000Tote/Jahr
Tote/Jahr
in
inDeutschland
Deutschland
„
Zum Vergleich
Zum Vergleich
(Statist. Jahrbuch, 2000):
(Statist. Jahrbuch, 2000):
580 AIDS-Todesfälle
580 AIDS-Todesfälle
497 Tuberkulose-Todesfälle
497 Tuberkulose-Todesfälle
7747 Tote durch Auto-Unfälle
7747 Tote durch Auto-Unfälle
„
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„
1918
1918
Vogelgrippe
Vogelgrippe
seit
seit2003
2003
Influenzapandemie
Influenzapandemie
1957
1957
weltumfassend
weltumfassend
1968
1968
??
??
Phaseneinteilung der WHO
Interpandemische
Periode
Phase 1: Kein Nachweis neuer Influenza-Subtypen beim
Menschen. Risiko menschlicher Infektionen wird als niedrig
angesehen
Phase 2: Kein Nachweis neuer Influenza-Subtypen beim
Menschen. Zirkulierende Influenzaviren bei Tieren stellen ein
substantielles Risiko für Erkrankungen beim Menschen dar
Pandemische
Warnperiode
Phase 3: Menschliche Infektionen mit neuem Subtyp, aber keine
Ausbreitung von Mensch zu Mensch
Istzustand
Neues Virus verursacht Mensch- zu
– Mensch – Übertragungen
Phase 4: Kleine cluster mit begrenzter Übertragung von Mensch zu
Mensch
Phase 5: Große cluster; die Ausbreitung von Mensch zu Mensch ist
weiter lokalisiert
Phase 6: Zunehmende und fortschreitende Übertragung in der
Allgemeinbevölkerung
Pandemie
Phase der weltweiten Ausbreitung
Aktuelle Entwicklung der
Influenzapandemieplanung in Deutschland
„
bis Dezember 2004: Erarbeitung eines gemeinsamen Pandemieplans durch
Bund und Länder
„
Januar 2005: Veröffentlichung der Teile 1 und 2 (www.rki.de)
„
April 2005 : Veröffentlichung von Teil 3 (=Aktionsplan)
Herausforderungen einer Pandemie und
Nationaler Pandemieplan
Teil I - III
Kernpunkte
Kernpunkte des
des Nationalen
Nationalen Pandemieplans
Pandemieplans
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Rechtliche Aspekte
Impfung
antivirale Medikamente
Surveillance
Krankenhausnotfallplanung
Infektionshygienische Maßnahmen
Vorbereitung der Länder und Kommunen
Ambulante medizinische Versorgung
Kommunikation und Information
Antivirale (anti-Influenza) Medikamente
Amantadin
Zanamivir
wirkt nur gegen Influenza-A,
rasche Resistenzentwicklung,
hohe UAW-Rate
M2
M2--Blocker
Blocker
(M2-Protein
(M2-Proteinwirkt
wirkt
als
Ionenkanal)
als Ionenkanal)
(Relenza®)
gegen Influenza A und B,
zur Inhalation,
Gefahr des Fehlgebrauchs
Oseltamivir
(Tamiflu®)
orale Kps. oder Suspension,
Therapie und Prophylaxe,
gegen Influenza A und B
NeuraminidaseNeuraminidasehemmer
hemmer
Antivirale
AntiviraleMedikamente
Medikamente
Stand
Standder
derPlanungen
Planungen
• Voraussichtlich werden Oseltamivir und Zanamivir in
gewisser Weise wirksam sein, Amantadin nicht
„
Bevorratungsstrategie der Bundesländer mit nach wie vor
ungeklärter Konzeption
z
„
therapeutischer Einsatz oder Prophylaxe und wenn bei wem ?
z
Berufstätige im Bereich Gesundheitswesen,
öffentliche Sicherheit und Ordnung bevorzugt und wie ist das zu
vertreten?
z
Risikogruppen der Allgemeinbevölkerung, wie werden sie identifiziert
und wieso werden sie bevorzugt
Zusammenschluss der Norddeutschen Bundesländer
für gemeinsamen Medikamentenpool als Ansatz zu
effizienteren Nutzung, ist das realistisch ?
Bevorratung
• Die Einlagerungsmenge ist auch schon für therapeutischen
Einsatz knapp!
Gründe hierfür sind:
- finanzielle Restriktionen,
- Produktionsengpässe,
- Unsicherheit der politischen Entscheidungsträger in der
Risikobewertung
Krankenhausnotfallplanung
Krankenhausnotfallplanung
„
Einige Bundesländer ( z.B. Hessen ) erwägen die Festlegung von
„Fieberkliniken“ und Schwerpunktpraxen Niedersachsen nicht
„
Einbeziehung von Kur- und Rehakliniken erscheint sinnvoll
„
Vorsorgemaßnahmen nach § 36 des IfSG
(Pandemieplanung als Teil des Hygieneplans)
„
Vorsorgemaßnahmen und eigene Vorbereitungen sollen
eigenverantwortlich betrieben werden
„
Dies betrifft u.a. auch die Bevorratung mit Schutzkleidung für
medizinisches Personal, insbesondere Atemschutzmasken
z
FFP3-Masken für risikoträchtige Tätigkeiten (z.B. Bronchoskopie, )
z
Bei sonstigen Patientenkontakten eng anliegender, mehrlagiger
Mundschutz
Derzeit
Derzeit diskutierte
diskutierte
infektionshygienische
infektionshygienische Maßnahmen...
Maßnahmen...
... sind möglicherweise geeignet, die Dynamik einer
Pandemie in der Frühphase abzuschwächen
„
Aspekte der persönlichen Hygiene
„
Tragen von Schutzmasken
„
Strategien der Absonderung bzw. freiwilligen häuslichen
Quarantäne
„
Schließung von Gemeinschaftseinrichtungen
„
Verbot von Großveranstaltungen
„
Beschränkung des Reiseverkehrs
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die Gefahr des Auftretens einer neuen Influenzapandemie
ist real, der Zeitpunkt letztlich aber ungewiss
„ Pandemieplanung in Niedersachsen orientiert sich an
bestehenden Strukturen
„ Die Möglichkeiten staatlicher Vorsorge konzentrieren sich
auf die Themenbereiche „Pandemieimpfstoff“ und
„Basisbevorratung mit antiviralen Medikamenten“
„ Im Rahmen fachlicher Empfehlungen ist eigenverantwortliches Handeln von Krankenhausträgern sowie im
ambulanten Bereich gefordert
„ Zahlreiche Detailfragen müssen noch geklärt werden
„
(z.B. Verteilungswege von eingelagerten antiviralen Medikamenten
ARE-Surveillance in Niedersachsen
(http://www.nlga.niedersachsen.de/infekt/are_surveillance.htm)
„
„
36 der 46 niedersächsischen Landkreise und kreisfreien
Städte nehmen bislang an der ARE-Surveillance über
die KG teil.
z. Zt. schicken 20 ausgewählte Arztpraxen
(hauptsächlich Kinder- und Allgemeinärzte)
Rachenabstriche von ARE Patienten ein
Informationen zur ARE-Aktivität aus Kindergärten,
2. – 8. KW, 2005
Ergebnisse der virologischen Diagnostik bei AREPatienten (ausgewählte Praxen)
Die angegebene Probenzahlen der 8. KW wird sich nachträglich noch ändern, da die Proben des Wochenendes noch nicht berücksichtigt sind.
Meldepflicht
Meldepflicht
• § 7 Infektionsschutzgesetz (IfSG):
Roesebeckstr. 4-6
30449 Hannover
Fon 0511/4505-0
Fax 0511/4505-140
Namentliche Meldung an das Gesundheitsamt (GA)
bei direktem Virusnachweis innerhalb von 24 Stunden
• § 11 IfSG:
Übermittlung dieser Fälle durch das GA an die Landesbehörden und das Robert-Koch-Institut (RKI)
www.nlga.niedersachsen.de
Regionale Influenzapandemieplanung
2. Infektion und Erkrankung
Dr. Sabine Pfingsten-Würzburg
Öffentliche Impfempfehlung
In einigen Bundesländern ist in den „Öffentlichen Empfehlungen“ der
Landesgesundheitsbehörden bereits aufgenommen, dass in Abänderung
zu den STIKO-Empfehlungen „als Sonderregelung die Schutzimpfung
gegen Influenza für Kinder ab dem 6. Lebensmonat sowie für
Jugendliche und Erwachsene jeden Alters empfohlen ist“.
Impfstoffe
„
Es gibt derzeit keinen Pandemie-Impfstoff
„
begrenzte Produktionskapazitäten für Influenzaimpfstoffe
„
Impfstoff wird initial nicht zur Verfügung stehen
„
Bund sieht sich in der Verantwortung, die
Produktionskapazitäten für Deutschland zu sicher
Möglichkeiten für den
Betriebsarzt
Influenzapandemieplanung für den
Betriebsarzt
„
„
„
„
„
„
„
Frühzeitige Abstimmung zwischen Betriebsleitung,
Betriebsrat und Betriebsarzt
Rechzeitige Planung der innerbetrieblichen Information
(z.B.verständliche Flyer müssen bereits vorher erstellt
sein )
Bevorratung und Einsatz antiviraler Medikamente in
Betrieben ( ? )
Bevorratung und Einsatz von Antibiotika (? )
Planung von Hygienemaßnahmen und
Bevorratung mit entsprechenden Artikeln
Beratung der Belegschaft zu entsprechenden Hygienemaßnahmen
Influenzapandemieplanung für den
Betriebsarzt
Durchführung von Hygienemaßnahmen, ausschließlich
für den Fall einer Pandemie:
Arzt und im Gesundheitsschutz eingesetztesPersonal
sollten bei Betreuung aller Patienten:
z
z
z
z
einen mehrlagigen Mundschutz tragen, der mehrmals pro Tag
(bei stärkerer Durchfeuchtung) gewechselt werden sollte,
einen Augenschutz tragen, d. h. eine auch seitlich abdeckende
Brille,
vermehrt Händedesinfektionen durchführen, Händeschütteln ist
zu vermeiden,
Arbeitskleidung täglich wechseln.
Influenzapandemieplanung für den
Betriebsarzt
„
„
„
„
Bevorratung und Einsatz antiviraler Medikamente
die Öffentliche Hand ist eine denkbar schlechte
„Apotheke“ und keine geeignete Verteilungsstelle für
Medikamente. Dennoch erfolgt eine Bevorratung in
stufenweisen Aufbau für ca. 20% der Bevölkerung. Wie
die Verteilung erfolgen soll, ist noch unklar.
Daher kann eine Individualbevorratung nach
Verschreibung durch den Arzt sehr sinnvoll sein: pro
Kopf einer Familie 1-2 Packungen
Praxen sollten für ihre Mitarbeiter ebenfalls 1-2
Packungen pro Person bevorraten.
Influenzapandemieplanung für den
Betriebsarzt
Bevorratung und Einsatz von Antibiotika :
„
„
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestehen keine
Überlegungen, Antibiotika
zu bevorraten;
Antibiotika müssen im Rahmen einer Pandemie
eingesetzt werden,
z. B. bei
z
z
z
Pneumonie
Sinusitis
Otitis media
Sozialplanung und Krankenversorgung
Im Fall einer Pandemie kann es vorkommen, dass
zahlreiche Mitarbeiter eines Betriebes krank und
unversorgt zu hause liegen.
Kann ein Betrieb – auf freiwilliger Basis der Beschäftigten –
z.B.
„
eine aufsuchende soziale Betreuung oder auch
„
eine aufsuchende medizinische Betreuung
organisieren und anbieten ?
Influenzapandemieplanung für den
niedergelassenen Arzt
Planung von allgemeinen Maßnahmen:
z
Bevorratung mit Mundschutz und Schutzbrillen.
z
Installation von Desinfektionsmittelspendern in
ausreichender Zahl.
z
Organisation des häufigeren Waschens der
Berufskleidung.
z
Überlegung hinsichtlich eines getrennten
Wartezimmers für Patienten mit Influenzaverdacht.
Hygienemaßnahmen für die
Allgemeinbevölkerung
„
Beschränkung des Kontakts mit Influenzakranken oder
-verdächtigen auf das Notwendige (Pflege/Versorgung)und dabei
peinliches Beachten der Hygieneregeln ( s.o. )
„
„Hustenetikette“
„
Vermeiden von Handkontakten
„
Häufiges, gründliches Händewaschen
„
Verwendung von Einmaltaschentüchern
„
Häufiges Lüften der Räume
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