UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona Der Geologie – Stationenweg im Besucherzentrum Glarnerland, Standort Elm Die Ausstellung in Elm lädt ein zu einem Weg über Prolog und sechs Stationen, in denen die Geologie des Welterbes Sardona und seine Einbettung in Alpenbildung und globale Geologie vermittelt werden. Zur Vertiefung und Ergänzung stehen eine Lounge mit Audio/VideoPräsentationen und ein Arbeitsplatz mit einer Glarner Gesteinssammlung zur Verfügung. Im Prolog erleben die Besucher den Hauptgrund für den Welterbestatus des Gebietes in seiner Faszination. Anhand animierter Luftfotos des bekannten Aroser Bergfotografen Ruedi Homberger wird ihnen die „magische Linie“ der Glarner Hauptüberschiebung gezeigt. Dass es sich dabei nicht um eine Linie, sondern eine Fläche handelt, wird die noch in Arbeit stehende dreidimensionale Skulptur vermitteln. Weiter zeigen wir den Besuchern im Prolog auch, was der nicht so ganz eingängige Begriff „Tektonikarena Sardona“ bedeutet und welches die Hintergründe für die Welterbe-Anerkennung sind. Von Station 1 bis 6 wird dann eine Geschichte erzählt, die vom weltberühmten Aufschluss der Lochsite bei Schwanden mit seiner „verkehrten“ Gesteinsabfolge ausgeht, den Bogen über die Forschungsgeschichte und die globalen Hintergründe der Gebirgsbildung spannt, um am Schluss in Station 6 wieder zur Lochsite zurückzukommen und aufzuzeigen, warum die Glarner Geologie auch heute noch für die geologische Alpenforschung wichtig ist. Die Sach-Informationen der Stationen sind auf den Panels präsentiert, ergänzend dazu gibt es ein paar Exponate und eine Art „Ahnengalerie“ mit Portraits von Forscherpersönlichkeiten, welche zur geologischen Deutung des Welterbes von früher bis heute entscheidend beigetragen haben. Ich möchte auf ein paar Rosinen konkret hinweisen. An Station 1 können Sie nicht nur erfahren, warum die Gesteine im Welterbe verkehrt herum liegen, sondern Sie können die wichtigsten Gesteine auch in geschliffenen Platten bewundern. Zu jedem Gesteinstyp gibt es vier zusätzliche Platten mit Variationen, welche die Besucher aus den Schubern herausnehmen und in aller Ruhe betrachten können. Der Schrumpfapfel bei Station 2 illustriert die Erklärung der Gebirgsbildungen im 19. Jahrhundert mit der sogenannten „Kontraktionshypothese“, vulgo auch „Schrumpfapfelhypothese“ genannt. Weil sich die Erde abkühlt, zieht sie sich zusammen, die Oberfläche schrumpft und wirft sich zu Falten auf, und so entstehen Gebirge. Deswegen konnte man sich Überschiebungen von dicken Gesteinspaketen über Dutzende von Kilometern nicht vorstellen, auch wenn eine solche gigantische Überschiebung in den Glarner Alpen quasi auf dem Präsentierteller vorlag. In Station 4 zeigen wir anhand eines grossen Erdquerschnittes, wie die Erde als thermische Maschine funktioniert, was der eigentliche globale Grund für die Bildung von Gebirgen ist. Dieser Erdquerschnitt enthält die neuesten Forschungsergebnisse der so genannten seismischen Tomografie, mit der man dreidimensionale Abbildungen der Erdtiefen erhalten kann. In Station 5 geht es konkret um die Gebirgsbildung als Wettlauf zwischen Hebung und Abtragung. Um zu illustrieren, dass letztlich der wichtigste Prozess der Gebirgsbildung einfach der archimedische Auftrieb ist, können die Besucher am Exponat mit schwimmenden farbigen Holzplatten selbst Gebirgsbildung spielen. Neben den gewaltigen Zeitdimensionen der Geologie – für uns ist ja eine Million Jahre etwa das Gleiche wie eine Woche für einen normalen Menschen – sind auch die Grössenordnungen in der Geologie enorm wichtig. Wenn der Geologe ein Gestein untersucht, denkt er problemlos in globalen Dimensionen von tausenden von Kilometern – etwa mit der Frage zu welcher tektonischen Platte das Gestein gehört – um dann gleich in die mikroskopische Dimension zu wechseln bei der Frage nach der Art und Weise, wie sein Gestein deformiert wurde. Dies können die Besucher an Station 6 mit dem „Zoombuch“ am Beispiel der Glarner Hauptüberschiebung erleben. wichtig? g? Warum sind die Besucherzentren für die Geologie wichti Das UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona und die Besucherzentren bieten der Geologie in der Schweiz eine einmalige Chance, breiteren Bevölkerungskreisen die Faszination und Schönheit dieses Faches zu vermitteln. Geologie ist ja eine Naturwissenschaft, die einem den Einstieg nicht leicht macht. Da sind einmal die gewaltigen Zeitdimensionen und Grössenordnungen, dann die Komplexität und Vernetztheit geologischer Prozesse und vor allem die Tatsache, dass die Systematik der Gesteine und Mineralien durch fliessende Übergänge und allerlei Umwandlungsprozesse total vernebelt wird. Ein Alpenmurmeltier oder ein Frühlingsenzian sehen in den Dolomiten genau gleich aus wie in den Walliser Alpen, aber ein Kalkstein oder ein Granit sehen an jedem Ort wieder etwas anders aus... Und doch ist Geologie für unser tägliches Leben eine sehr wichtige Wissenschaft. Allein hier in diesem Ausstellungsraum könnte ich Ihnen locker ein Dutzend mineralischer Rohstoffe nennen, welche in den verschiedenen Materialien drin sind. Oder den Calcit erwähnen, welcher in ihrer Zahnpaste für eine schöne Politur ihrer Zähne sorgt. Oder die Endlagerung radioaktiver Abfälle, die ohne geologische Grundlagen nicht möglich wäre. Die Besucherzentren des Welterbes Sardona sehe ich als Anfang einer längerfristigen Strategie, Geologie für die Menschen greifbar und erlebbar zu machen, und möglichst viele – vor allem junge! – Menschen für das Fach zu begeistern. Die von Welterbe und Verein Geopark angestrebte starke Vernetzung mit dem Tourismus, vor allem über die speziell ausgebildeten GeoGuides, ist bisher einzigartig. Ich hoffe, dass dieses provisorische Besucherzentrum die Initialzündung ist für den schrittweisen Aufbau von national bis international wahrgenommenen Geozentren, welche hoffentlich für die Region auch ein wertvoller Mosaikstein des wirtschaftlichen Lebens bilden können. Dr. Jürg Meyer, Meyer, Geologe