Visite am 25.03.2014 a Themen: Grüner Star: Wann muss operiert werden? Bänderriss – oft keine Operation mehr nötig Bauchaortenaneurysma – Experten fordern Früherkennung ADHS – wenn Erwachsene am Zappelphilippsyndrom leiden Impfen: Welchen Schutz brauchen Erwachsene? Abenteuer Diagnose: Eosinophile Ösophagitis Grüner Star: Wann muss operiert werden? Anfangs sind es nur Schatten am Rand, kleine Ausfälle - doch mit der Zeit schrumpft das Gesichtsfeld immer mehr, bis zur vollständigen Erblindung: Grüner Star (Glaukom) ist eine der häufigsten Erkrankungen des Sehnervs. Die zunehmenden Gesichtsfeldausfälle (Skotome) sind Zeichen des kontinuierlichen Verlustes von Nervenfasern. Als wichtigste Ursache gilt ein zu hoher Augeninnendruck. Ein Glaukom beginnt im vorderen Auge. Hier wird das Kammerwasser produziert, eine Art Nährlösung, die die Linse versorgt. Durch einen kleinen Kanal fließt das Kammerwasser nach außen, wo es vom Blutkreislauf aufgenommen wird. Ist dieser Abfluss gestört oder wird zu viel Flüssigkeit produziert, kommt es zum Stau und der Druck im Auge steigt. Das wiederum schädigt den empfindlichen Sehnerv, der die Bilder von der Netzhaut ins Gehirn leitet. Aber auch bei normalem Druck kann ein Glaukom entstehen. 20 bis 30 Prozent der Glaukompatienten haben ein sogenanntes Normaldruckglaukom. Dann ist der Sehnerv geschwächt. So kann zum Beispiel ständig zu niedriger Blutdruck die Nervenfasern schädigen. Ohne baldige Behandlung droht dann die Erblindung. Doch meist bemerken die Betroffenen lange nichts von der langsam fortschreitenden Erkrankung, da das Gehirn die Ausfälle im Gesichtsfeld eine gewisse Zeit kompensieren kann und die Schatten im Blickfeld erst nach langer Zeit plötzlich auftreten. Es kommt also darauf an, ein Glaukom früh zu erkennen, um den Verlust des Sehvermögens abzuwenden. Besonders gefährdet sind Kurzsichtige und Menschen mit familiärer Vorbelastung. Wer Eltern oder Geschwister hat, die an einem Glaukom leiden, sollte daher regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Experten empfehlen den ersten Glaukom-Check mit Anfang 40. Zunächst macht der Augenarzt die Hornhaut mit Augentropfen unempfindlich, bevor ein Stempel sanft auf den elastischen Augapfel drückt und so den Druck im Augeninneren misst. Es gibt auch berührungslose Verfahren, die aber weniger genau sind. Zu hohe Druckwerte können auf ein Glaukom hinweisen. Bei der anschließenden Spiegelung des Augenhintergrundes betrachtet der Augenarzt den Sehnerv und untersucht ihn auf bereits vorhandene Schäden. Um seine Sicht auf den Sehnerv zu verbessern, muss der Augenarzt die Pupille eventuell mit Augentropfen weit stellen. Patienten dürfen dann für einige Stunden weder Auto noch Fahrrad fahren. Liegt tatsächlich ein Grüner Star vor, sollte die Behandlung sofort beginnen. Zwar lassen sich die Folgen eines Glaukoms nicht rückgängig machen, aber das Voranschreiten der Erkrankung kann mit Medikamenten oder in schweren Fällen auch durch Operationen aufgehalten werden. Ist der Augendruck erhöht, der Sehnerv aber noch nicht geschädigt, können Augentropfen den Druck normalisieren und so das Augenlicht erhalten. Um die Wirkung zu überprüfen, sollten Betroffene alle sechs Monate zur Kontrolluntersuchung gehen. Reicht die Wirkung der Medikamente nicht aus, kann ein operativer Eingriff für Entlastung im Auge sorgen. Dabei führt der Augenarzt durch einen kleinen Schnitt ein winziges OP-Instrument ins Auge ein, mit dem er zunächst die natürlichen Abflusswege des Kammerwassers eröffnet. Dieser kleine Eingriff ist nur wenig belastend, hat aber auch nur eine Erfolgschance von 50 Prozent. Wirksamer sind Visite am 25.03.2014 a aufwendigere Operationsverfahren, bei denen die Ärzte zum Beispiel mit einer Art Ventil einen zusätzlichen Abflussweg für das Kammerwasser schaffen. Interviewpartnerin im Studio: Prof. Dr. Hans Hoerauf, Direktor Klinik für Augenheilkunde Universitätsmedizin Göttingen Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen Internet: www.augenklinik-goettingen.de/ Weitere Informationen: Informationen des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands. Internet: www.augeninfo.de Initiativkreis zur Glaukomfrüherkennung e. V. Internet: www.glaukom.de/informationen-fuer-patienten Ratgeber: Info-Broschüre der deutschen Fachgesellschaften zum Grünen Star Internet: www.augeninfo.de/patinfo/glaukom.pdf Ilse Strempel: Keine Angst vor Grünem Star. 198 S.; KVC (2013); € 17,80 Ilse Strempel: Glaukom – mehr als ein Augenleiden. 208 S.; Kaden (2013); € 26,80 Bänderriss – oft keine Operation mehr nötig Ein falscher Tritt, eine ungeschickte Bewegung oder auch ein Unfall - ein Bänderriss ist schnell passiert. Bei dieser Diagnose wird in vielen Fällen operiert und das gerissene Band wieder zusammengenäht oder gegebenenfalls ersetzt. Doch neuere Studien zeigen, dass das oft gar nicht nötig ist und manchmal sogar eher Nachteile für den Patienten mit sich bringt. Vielen Betroffenen hilft eine konservative Behandlung mindestens genauso gut. Das gilt vor allem für das Sprunggelenk, das durch mehrere kurze Bänder stabilisiert und zusammengehalten wird. Knickt der Fuß nach innen um, wird das Außenband stark gedehnt und kann schlimmstenfalls komplett durchreißen. Inzwischen ist die konservative Behandlung bei Bänderrissen im Sprunggelenk die Standardtherapie, da das Außenband von allein gut wieder zusammenwächst, wenn das Gelenk ruhiggestellt wird. Dafür bekommt der Patient eine sogenannte Orthese angepasst, die den Knöchel Tag und Nacht stabilisiert und ein erneutes Umknicken nach innen oder außen verhindert. So kann das Außenband so straff wie möglich wieder zusammenheilen. Das ist wichtig, denn wenn das Band zu locker zusammenwächst, kann das Gelenk dauerhaft instabil bleiben. Bei einem Kreuzbandriss im Kniegelenk galt die Operation lange als einzig sinnvolle Therapie. Doch auch hier hat bei den Medizinern ein Umdenken eingesetzt. Die beiden Kreuzbänder im Kniegelenk zurren Ober- und Unterschenkelknochen fest zusammen. Ohne sie wäre das Kniegelenk vor allem bei Beugebewegungen komplett instabil. Verdreht sich, zum Beispiel bei einem Sportunfall, der Unterschenkel im Gelenk, wird das vordere Kreuzband überdehnt und reißt. Für den Betroffenen fühlt sich ein Kreuzbandriss oft an wie ein Knall, Visite am 25.03.2014 a der durchs Knie geht. Es fängt an zu vibrieren, zu zittern. Die gerissenen Kreuzbänder können das Knie nicht mehr stabilisieren, sodass Orthopäden die Diagnose schon mit einfachen Bewegungstests stellen können. Risse des vorderen Kreuzbandes wurden bisher besonders oft operiert, weil die Ärzte so der Entwicklung einer Arthrose vorbeugen wollten. Bei dem Eingriff wird das kaputte Kreuzband durch ein Sehnentransplantat ersetzt und so das Knie wieder stabilisiert. Doch neuere Studien zeigen, dass ein Kreuzbandriss das Arthrose-Risiko generell erhöht - unabhängig davon, ob operiert wird oder nicht. Zwar wächst das Kreuzband nicht wieder wie vorher zusammen, aber zwischen den Bandenden bildet sich fast ebenso stabiles Narbengewebe. Bei einer nur leichten Instabilität im Knie kann eine konservative Behandlung mit Lymphdrainagen zur Entlastung, Krankengymnastik und gezielter muskelstärkender Bewegungstherapie daher völlig ausreichen. Bei sehr jungen Patienten und Leistungssportlern wird weiterhin meist eine Operation bevorzugt. Dabei ist zu beachten, dass es nach einer Kreuzbandoperation sechs bis acht Monate dauert, bis das Knie wieder voll belastet werden kann. Zudem ist die Operation auch nicht immer erfolgreich: Bei 10 bis 15 Prozent der Patienten wächst die Sehne nach dem Eingriff nicht richtig an, sodass das Knie nach der Operation instabiler sein kann als vorher. Deshalb plädieren Experten heute auch beim Kreuzbandriss für eine individuelle Entscheidung bei jedem Patienten. Interviewpartner im Studio: Dr. Markus Tröger, Orthopäde und Unfallchirurg Sportsclinic Germany GmbH Uhlemeyerstraße 16, 30175 Hannover Tel. (0511) 89 76 55 95, Fax (0511) 89 76 55 97 Internet: www.sportsclinicgermany.com Interviewpartnerin im Beitrag: Dr. Renate Döbber, Orthopädin und Unfallchirurgin Orthopädie Elbmarschen Großer Sand 66, 25436 Uetersen Tel. (04122) 99 09 20, Fax (04122) 990 92 20 Internet: www.orthopaedie-elbmarschen.de und Orthopädie Gosslers Park Blankenese Blankeneser Landstraße 2a, 22587 Hamburg Tel. (040) 866 93 98 00, Fax (040) 86 69 39 80 20 Internet: www.orthopaedin-hamburg.de Ratgeber: Christian Plesch, Rainer Sieven, Dieter Trzolek: Handbuch Sportverletzungen. 192 S.; Meyer & Meyer Sport (2011); € 18,95 Bauchaortenaneurysma – Experten fordern Früherkennung Albert Einstein, Thomas Mann, Leonid Breschnew und Charles de Gaulle sind die bekanntesten Patienten, die an einem geplatzten Bauchaortenaneurysma (BAA) starben. Sie hatten zuvor keine Ahnung von der tödlichen Gefahr, die in ihrem Körper schlummerte, ebenso wenig wie die rund 10.000 Todesopfer, die diese tückische Erkrankung pro Jahr in Deutschland fordert. Denn die gefährliche Erweiterung der Bauchschlagader verursacht in Visite am 25.03.2014 a der Regel keine Beschwerden, tritt überwiegend bei Männern auf und wird meist nur zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Allein in Deutschland haben mehr als 200.000 Menschen eine defekte Bachaorta, die jederzeit ohne Vorwarnung platzen kann. Deshalb fordern Experten die Einführung einer Vorsorgeuntersuchung für alle Männer ab 65 Jahren sowie für Jüngere mit einem erhöhten Risiko. Internationale Erfahrungen zeigen, dass ein Ultraschallscreening der Bauchschlagader die Zahl der Todesfälle sowie der Notoperationen um die Hälfte senkt. Denn wird ein Aneurysma frühzeitig durch diese einfache, schmerzlose Untersuchung erkannt, kann der Arzt das Risiko durch vorbeugende Maßnahmen erheblich senken. Doch ein solches Screening wird von den Krankenkassen bisher nicht bezahlt. Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung eines Aneurysmas sind Rauchen, langjähriger Bluthochdruck und Arteriosklerose. Auch eine erbliche Veranlagung oder eine allgemeine Bindegewebsschwäche können die Gefäßerweiterung fördern. Je größer das Aneurysma ist, desto höher ist die Gefahr, dass es eines Tages platzt. Bei einem Durchmesser von vier bis fünf Zentimetern liegt die Gefahr eines Risses bei drei Prozent pro Jahr, ab fünf Zentimetern schon bei mehr als 15 Prozent. Platzt ein Aneurysma, kommt für 80 Prozent der Betroffenen jede Hilfe zu spät - sie verbluten innerhalb weniger Minuten. Um vorzubeugen, wird bei einer Aortenaneurysma-OP eine Prothese in die Bauchschlagader eingesetzt. Sie besteht aus einem durch ein Metallgerüst verstärkten Kunststoffschlauch. Der Gefäßchirurg führt die auch als Stentgraft bezeichnete zusammengefaltete Prothese per Katheter über die Leistenarterie in den Körper ein und schiebt sie so weit vor, dass sie das Aneurysma komplett abdeckt. Dann wird die Prothese per Ballon entfaltet und in der Gefäßwand verankert. Sie nimmt nun den Druck des Blutes von der kranken Gefäßwand, deren Ausdehnung mit der Zeit sogar zurückgeht. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Eike Sebastian Debus, Direktor Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin Universitäres Herzzentrum Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Internet: www.uke.de/kliniken/gefaessmedizin Dr. Joachim Melles, Chefarzt Gefäßchirurgische Klinik – zertifiziertes Gefäßzentrum Hildesheim St. Bernward Krankenhaus GmbH Treibestraße 9, 31134 Hildesheim Internet: www.bernward-khs.de Dr. Berthold Amann, Leitender Oberarzt Angiologie Zentrum für Gefäßmedizin Hamburg West Asklepios Westklinikum Hamburg Suurheid 20, 22559 Hamburg Tel. (040) 81 91 20 19, Fax (040) 81 91 21 26 Internet: www.asklepios.com/westklinikum_gefaesszentrum.Asklepios Weitere Informationen: Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie e.V. Langenbeck-Virchow-Haus Visite am 25.03.2014 a Luisenstraße 58-59, 10117 Berlin Internet: www.gefaesschirurgie.de/patienten/bauchaortenaneurysma.html Patienteninformationen über Aortenaneurysmen Deutsche Gefäßliga e.V. Mühlenstraße 21-25, 50321 Brühl Tel. (02232) 769 97 90, Fax (02232) 769 98 99 Internet: www.deutsche-gefaessliga.de ADHS – wenn Erwachsene am Zappelphillip-Syndrom leiden Stillhalten, Konzentrieren, Ruhigsitzen, Durchhalten - all das fällt Menschen schwer, die an einer Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) leiden. Ihre Lebensläufe sind häufig zerklüftet: Immer wieder brechen sie Schul- und Berufsausbildungen sowie Partnerschaftsbeziehungen ab - nichts ist von langer Dauer. ADHS kann man nicht sehen, darum halten Außenstehende das Verhalten oft für eine "Psychomacke". Psychologen streiten, ob es sich bei ADHS um eine Krankheit oder nur um eine Form der Andersartigkeit handelt. Hinter ADHS steckt eine Störung des Botenstoffsystems im Gehirn, die sich durch Tests belegen lässt. Der Austausch und die richtige Regulierung der Botenstoffe im Gehirn sind dafür ausschlaggebend, dass wir uns konzentrieren können. Normalerweise dockt der Botenstoff Dopamin, ein anregendes Hormon, an den Synapsen an, wodurch ein neuer Reiz entsteht. Bei ADHS ist der Fluss des Dopamins nicht reguliert. Ständig dockt neues Dopamin an, so dass ständig neue Reize entstehen. Bei Menschen ohne ADHS wird das Dopamin gebremst, um eine Reizflut zu verhindern und sich konzentrieren zu können. ADHS Betroffene sind dieser Reizflut ständig ausgesetzt. Doch nicht alle Betroffenen zappeln herum, auch häufiges Tagträumen und Abschweifen der Gedanken kann ein Symptom von ADHS sein. Behandeln lässt sich ADHS bei Erwachsenen mit einer Verhaltenstherapie und Medikamenten. Der Wirkstoff Methylphenidat (MPH) kann den Dopaminspiegel regulieren. Bei ADHS-Patienten ist eine zusätzliche Verhaltenstherapie besonders wichtig. Nach Meinung vieler Ärzte kann das Medikament die Affektlabilität verringern und das Sozialverhalten positiv beeinflußen. Ob es sich auch auf die Kreativität auswirkt, ist umstritten. Bekannte Nebenwirkungen von MPH sind unter anderem Appetitlosigkeit und bei einigen Erwachsenen auch Blutdruckveränderungen.Deshalb ist eine ganz präzise Dosierung wichtig. Mediziner warnen davor, sich das per Betäubungsmittelgesetz verschreibungspflichtige Medikament illegal zu besorgen und ohne ärztliche Aufsicht einzunehmen. Es kann den Gehirnstoffwechsel, in den es eingreift, durcheinander bringen. Wer Pillen im Internet kauft, geht das Risiko ein, gefälschte Medikamente zu erwerben. Interviewpartnerinnen im Beitrag: Dipl. Psych, Dipl. Heilpäd. Cordula Neuhaus Praxis Neuhaus Alleenstraße 29, 73730 Esslingen - Zell Internet: www.menschen-mit-adhs.de Dr. Eveline Reich-Schulze Leiterin ADHS Kompetenznetzwerk Hamburg – ADHS im Erwachsenenalter Internet: www.adhs-kompetenz-hh.de Informationen und Adressen von Ärzten Visite am 25.03.2014 a Weitere Informationen: Zentrales ADHS-Netz Hannah Liebermann, B.A. (Leitung) Universitätsklinikum Köln (AöR) Robert-Koch-Straße 10, 50931 Köln Internet: www.zentrales-adhs-netz.de und www. adhs.info Informationen, Tipps und Adressen von Ärzten Ratgeber: Gil Borms, Steven Stes, Ria Van Den Heuvel: Chaosqueen und Traumtänzer – ein Ratgeber für Erwachsene mit ADHS 144 S.; Patmos Verlag (2013); € 14,99 Nina Baer, Peter Kirsch: Alles nach Plan: ADHS im Erwachsenenalter meistern. 176 S.; Beltz (2012) € 22,95 Impfen: Welchen Schutz brauchen Erwachsene? Mumps, Masern, Röteln oder Polio - gegen viele schwere Erkrankungen und gefährliche Erreger können wir uns durch eine Impfung schützen. Die meisten von uns sind nicht gegen das Impfen, sondern wir denken einfach nicht dran. Das kann für uns und andere gefährlich werden. Erregern, die bereits zurückgedrängt oder gar ausgerottet schienen, öffnen sich wieder Tür und Tor. Außerdem können Kinderkrankheiten wie Mumps oder Masern auch bei Erwachsenen sehr drastisch verlaufen. Wie es um den eigenen Impfschutz bestellt ist, kann ein Bluttest zeigen. Die Kosten von 270 Euro werden allerdings von den meisten Krankenkassen nicht erstattet. Wichtig ist zunächst ein vollständiger Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten. Die Zahl der Fälle von Keuchhusten bei Erwachsenen ist deutlich gestiegen. Keuchhusten ist schmerzhaft, kann zur Lungenentzündung führen und ist sehr gefährlich - nicht zuletzt für Kleinkinder, die lebensbedrohliche Erstickungsanfälle erleiden können. Bei Erwachsenen reicht gegen Keuchhusten eine einmalige Nach-Impfung für einen lebenslangen Schutz. Den Schutz vor Tetanus und Diphterie sollte man alle zehn Jahre auffrischen lassen. Wer seinen Impfpass nicht findet und sich darum nicht sicher ist, sollte auch die Polio-Impfung besser nachholen, denn Polio-Viren können sogar die Atemwege lähmen. Der Name "Kinderlähmung" täuscht, denn die Krankheit kann bei Erwachsenen genauso dramatisch verlaufen wie bei Kindern - mit einem Ende im Rollstuhl, denn Medikamente, die Polio-Viren wirksam bekämpfen, gibt es nicht. In den zurückliegenden Jahren kam Polio nur noch in Indien und Pakistan vor. Nun häufen sich auch Fälle in Syrien - und auch in Europa kann sich Polio wieder ausbreiten, wenn wir uns nicht dagegen impfen lassen. Eine weitere wichtige Impfung schützt vor Mumps, Masern und Röteln. Wer als Kind dreifach gegen alle Erreger geimpft wurde, hat damit lebenslangen Schutz. Allen nach 1970 Geborenen, die nicht genau wissen, ob sie diesen Impfschutz besitzen, rät die Ständige Impfkommission (STIKO) zur einmaligen Auffrischung im Erwachsenenalter. Denn ein Überimpfen gibt es nicht – und der eigene und der Schutz anderer ist wichtig, denn die Viren sind hochansteckend. Masern und Mumps können zu Hirn-, Lungen- und Leberentzündungen führen. Masern-Viren sind sogar schon ansteckend, bevor sich Symptome der Krankheit zeigen. Röteln verursachen bei Ungeborenen im Mutterleib schwere Missbildungen, Mumps kann bei Männern zur Zeugungsunfähigkeit führen. Wichtig für ältere Menschen ist auch der Impfschutz vor Pneumokokken. Diese Bakterien können Lungen- und Visite am 25.03.2014 a Hirnhautentzündungen auslösen. Besonders gefährdet sind chronisch Kranke, Diabetiker und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt allen Menschen ab dem 60. Lebensjahr eine einmalige Impfung gegen Pneumokokken. Allen Mädchen ab dem zwölften Lebensjahr wird die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs angeraten. Sie schützt bis zum 26. Lebensjahr vor zwei Erregertypen, die 70 Prozent aller Tumore im Gebärmutterhals verursachen. Seit einiger Zeit ist in Deutschland auch eine Impfung gegen Zoster-Viren (Gürtelrose) auf dem Markt. Die Herpes-Zoster-Viren verursachen einen brennenden, juckenden Hautausschlag und bohrende Schmerzen, die selbst dann noch fortbestehen können, wenn die Gürtelrose längst abgeheilt ist. Zoster-Viren trägt jeder in sich, der irgendwann einmal Windpocken hatte. Sie schlummern im Rückenmark und werden dort durch ein gut funktionierendes Immunsystem in Schach gehalten. Ist das Immunsystem durch eine schwere Grunderkrankung oder ein höheres Lebensalter eines Menschen geschwächt, kommt das Virus aus den Nervenzellen heraus. Am Rücken, Bauch, aber auch am Kopf bilden sich rot-blaue Pusteln. Die Schmerzen können manchmal Monate, manchmal sogar lebenslang andauern - ohne dass es eine wirkliche Therapie dagegen gibt. Sinnvoll ist die Impfung gegen Gürtelrose für alle, die älter als 50 Jahre sind. Zwar verhindert sie den Ausbruch der Krankheit nur bei knapp der Hälfte der geimpften Menschen, bei der anderen Hälfte treten die Symptome aber nur in deutlich abgeschwächter Form auf. Bislang übernehmen nur wenige Krankenkassen die Kosten der Impfung von 175 Euro. Eine jährliche Influenza- oder auch Grippe-Schutz-Impfung wird für kleine Kinder, ältere Menschen, chronisch Kranke und alle, die beruflich viel mit anderen Personen Kontakt haben, empfohlen. Eine Grippe kann zu sehr hohem Fieber und Lungenentzündung führen. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Werner Solbach, Direktor Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck Internet: www.uk-sh.de Joachim Kurzbach, Facharzt für Innere Medizin Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin und Hausärztliche Versorgung Rahlstedter Bahnhofstraße 25, 22143 Hamburg Tel. (040) 677 66 67, Fax (040) 677 27 26 Internet: www.praxis-rahlstedt.de Weitere Informationen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Aktion „Deutschland sucht den Impfpass“ Internet: www.impfen-info.de/impfpass Robert-Koch-Institut Nordufer 20, 13353 Berlin Internet: www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/impfen_node.html Informationen zum Thema Impfen – mit den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) Visite am 25.03.2014 a Ratgeber: Carl-Friedrich Theill: Impfen. Die richtige Strategie. 176 S.; Stiftung Warentest (2013); € 18,90 Abenteuer Diagnose: Eosinophile Ösophagitis Als Marco F. 16 Jahre alt ist, bleibt ihm beim Essen plötzlich ein Bissen im Halse stecken. Er muss erbrechen, um den Übeltäter loszuwerden. Im Laufe der Jahre gewöhnt sich seine Familie daran, dass der junge Mann beim Essen immer der Letzte ist – so gründlich kaut er jeden Bissen. Für einen Döner benötigt er eine Stunde. Als die Beschwerden schlimmer werden, schleppt ihn seine Frau zur Magenspiegelung. Doch die Untersuchung funktioniert nicht: Der Eingang zur Speiseröhre ist verkrampft und eng. Ein Kontrastmittel zeigt, dass die Speiseröhre in Ordnung ist, nur ein bisschen kleiner als normal. Marco F. achtet jetzt genau darauf, was er gut essen kann. Er recherchiert im Internet und entdeckt als eine mögliche Ursache für seine Beschwerden einen Pilzbefall der Speiseröhre. Doch ein Abstrich fällt negativ aus. Auch Stress und ein mögliches Kindheitstrauma scheiden als Ursache aus, denn auch das von Ärzten empfohlene Autogene Training bringt keine Besserung. Über die Jahre lernt Marco F., seine Schluckbeschwerden zu vertuschen. Immer wieder verschluckt er sich. Jedes Essen birgt eine Gefahr. Die Ärzte vermuten einen Tumor oder Fehlstellungen – doch im MRT zeigt sich, dass alles in Ordnung ist. Als Marco F. sich wieder einmal verschluckt und nicht einmal mehr seinen eigenen Speichel schlucken kann, fährt ihn seine Frau in eine Hals-Nasen-Ohren-Klinik. Über eine Nasensonde schauen die Ärzte in die Speiseröhre, können aber nichts entdecken. Sie verabreichen ihm ein entkrampfendes Mittel, das nach einer halben Stunde wirkt. Bei einem weiteren Verschluckungsanfall wirkt das Medikament aber erst nach 15 Stunden. Die Ärzte überweisen ihren Patienten nach Hamburg ins Israelitische Krankenhaus. Eine Internistin erkundigt sich zunächst nach anderen Krankheiten. Marco F. litt in der Jugend unter Allergien und allergischem Asthma. Das bringt die Ärzte auf eine Idee und sie dehnen die verengte Speiseröhre mit einem Spezialbesteck. An der Speiseröhre entdecken sie seltsame Entzündungen und vermuten, dass Marco F. unter einer seltenen, erst seit kurzem bekannten Krankheit leidet: der Eosinophilen Ösophagitis. Seine Speiseröhre ist von oben bis unten mit weißen Stellen (Plaques) überzogen. Eine Gewebeprobe bringt die Gewissheit: Eosinophile – Entzündungszellen, die normalerweise nicht in der Schleimhaut vorkommen – führen zur Vernarbung der Speiseröhre und damit zu einer extremen Verengung. Die Ärzte fragen sich, wie Marco F. sich in den vergangenen Jahren eigentlich ernähren konnte – und ihm wird klar, wie viel Glück er hatte. Wenn sich nämlich ein Speisestück einklemmt, ist die Durchblutung gestört, es kommt zu einer schweren Entzündung. Die Speiseröhre kann bei Erbrechen an dieser Stelle reißen. Marco F. ist zu seinem Glück im Israelitischen Krankenhaus an zwei Spezialisten geraten, die seit Jahren erforschen, woher diese seltene Erkrankung kommt und wie sie zu behandeln ist. Das Medikament Brondisonid lässt die Entzündung in seiner Speiseröhre abklingen. Morgens und abends geschluckt hält es die Speiseröhre frei und sorgt dafür, dass Marco F. endlich wieder richtig essen kann. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Peter Layer, Internist, Gastroenterologe, Ärztlicher Direktor Dr. Christiane Fibbe, Internistin Israelitisches Krankenhaus in Hamburg Orchideenstieg 14, 22297 Hamburg Visite am 25.03.2014 a Tel. (040) 51 12 50 Internet: www.ik-h.de Prof. Dr. Stephan Miehlke, Gastroenterologe Facharztzentrum Eppendorf Eppendorfer Landstraße 42, 20249 Hamburg Internet: www.mdz-hamburg.de Hinweis: Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise. Impressum: NDR Fernsehen Redaktion Medizin Hugh-Greene-Weg 1 22529 Hamburg Tel. (040) 415 60 Fax (040) 41 56 74 59