Interdisziplinäres Forschungsprojekt der TU Dresden seit 1995: Projektträger: Institut für Software- und Multimediatechnik Bearbeiter: Dr.-Ing. W. Mascolus Augenklinik des Universitätsklinikums Bearbeiter: Dr. med. F. Muchamedjarow Institut für Klinische-, Diagnostische und Differentielle Psychologie Bearbeiter: Dr. rer. nat. U. Kämpf Ausgangslage: Amblyopieist eine funktionell bedingte einäugige Schwachsichtigkeit. Sie tritt auf im Gefolge von Strabismus, d.h. mehr oder weniger ausgeprägtem Schielen, aber auch anderer struktureller visueller Defekte. Um Doppelbilder zu unterbinden, blendet das Gehirn im prototypischen Fall das schwächere zugunsten des stärkeren Auges mehr oder weniger vollständig aus. Das Problem wird nicht primär durch Schäden der „Hardware“ des Sehens, wie der Linse, der Netzhaut oder der Sehbahn verursacht. Vielmehr handelt es sich um eine sekundäre Anpassungsleistung daran; die „Software“ der zentralen Verarbeitung im visuellen Cortex reagiert quasi symbiotisch auf die peripheren Schäden. Dies erfordert - und ermöglicht aber auch - eine funktionsorientierte Behandlung durch Sehschulung, solange das kindliche Nervensystem noch plastisch genug ist. Forschungsansatz: Schon von den arabischen Ärzten verordnet wurde hierzu die Okklusion d.h. das Zukleben des stärkeren Auges. Dabei wird das schwächere Auge passiv zum Sehen gezwungen. Jedoch ist die Vollzeit- oder Totalokklusion problematisch vor allem im Einsatz bei älteren Kindern, die durch das Raster der Früherkennung geschlüpft sind. Die Wirkung ist nicht mehr optimal und der Augenverschluß ist für die Kinder eine psychosoziale Belastung, sie werden von Gleichaltrigen gemobbt und gemieden. Unser Vorgehen hingegen verbindet die Vorteile sogenannter Teilzeit- oder Minimalokklusion, d.h. Augenverschluß nur der Beschäftigung im Privatbereich, mit den Traditionen aktiver Pleoptik bzw. Orthoptik, welche auf Methoden der Visusstimulation setzt. Stand der Forschung: Dazu wurden in interdisziplinärer Kooperation spezielle Computerprogramme entwickelt, welche die Reizgebung spielerisch mit einer sensomotorischen Aktivität zur Aufmerksamkeitsbindung verbinden sollten. Durch eine schmalbandig-selektive Stimulation visueller Kanäle mit computergenerierten sinusoidalen Gittern soll dabei die Reaktivierung des in einem stationären Hemmungsregime fehlstabilisierten amblyopen Systemes unterstützt werden. Wir entwickelten die Reizmuster weiter anhand der Ergebnisse von Forschungen im Grenzbereich von Psychophysik, Sinnesphysiologie und Neuroinformatik. Neue Aufgaben: Implementierung einer neuen Basisoftware zur dynamischen und zeitrelevanten Erzeugung von sinusoidalen Reizgittern mit Integration von Spielesituation zur kindlichen Aufmerksamkeitsbindung. Dabei sollen moderne Softwareentwicklungssysteme (MS Visual C++), eine Graphik-API (Direct X) im Zusammenhang mit hardwarebeschleunigten Graphikkarten angewendet werden.