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Frage, wie das Paar sich angesichts dieser Situation gegenüber den etwa zentimeterlangen Jungen der ersten Brut verhalten würde, wurde am folgenden Tag beantwoftet.
Da wurde ich Zeuge, wie sich die Jungen über den Laich hermachten, und das Paar ließ sie hilflos gewähren ! Die Vorliebe für Laich der eigenen Art scheinen sich einige
Fische dieser Gruppe bewahrt zu haben, jedenfalls fressen die an R. Stawikowski
abgegebenen,,Hoehnei" (bisher) regelmäßig nach 48 Stunden ihre Gelege auf.
,,Nannacara" oder ,,Aequidens" hoehnei, die systematische Zuordnung liegt nach
Kullander noch immer nicht fest, ist zwar kein Farbwunder, aber besonders in Aquarien mit Tageslicht ein aparter und dabei anspruchsvoller Pflegling. Er stellt offensichtlich keine Ansprüche an die Wasserbeschaffenheit und nimmt von Wasserflöhen über
Frost- bis hin zu Flockenfutter jede Nahrung dankbar an. Innerartlich sind diese allenfalls fingerlangen Cichliden etwas zänkisch. Dem kann man aber durch gut bepflanzte
Becken und Vergesellschaftung mit anderen Arten entgegenwirken. ,,Nannacara"
hoehnei entfaltet das gesamte, aber gemilderte Verhaltensrepertoire großer Neuweltcichliden schon in Aquarien mit 80 Zentimeter Kantenlänge und ist auch durch seinen
stimmungsabhängigen Farb- und Zeichnungswechsel ein interessanter Pflegling.
Literatur
Ribeiro,
A
de
M
(1918): Cichlidae Commissao Linhas Telegr Estrar Mato Grosso, Amazonas Publ 46: 14ff
Stawikowski, R , &
U
Wemer (1988): Die BuDtbarsche der NeueD Welr
-
Südamerika Essen
Geophagus taeniopareius
Thomas Weidner
Nun hat der,,Gelbe Wangenstrich-Erdfresser" auch einen wissenschaftlichen Namen
erhalten, nachdem er vor über zehn Jahren unter dieser Trivialbezeichnung erstmals in
der aquaristischen Literatur erwähnt wurde. Rainer Stawikowski veröffentlichte 198 1
im Aquarien Magazin den Bericht über den damals noch unbekannten Cichliden, der
innerhalb der Gattung Geophagus nicht so recht einzuordnen war. Die Zuordnung
wurde dadurch erschwert, daß man nur wußte, daß sie als ,,Beifänge" zl Geophagus
,,surinamensis " importiert worden waren. Heute weiß man, daß eine G. surinamensis
lihnliche Art auch aus Venezuela importiert wird, dem Vorkommensgebietvot Geophagus taeniopareius. 1992 haben nun Kullander, Royero und Taphorn in der Zeitschrift ,,Ichthyological Exploration of Freshwaters" diesen Geophagus beschrieben.
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Geschlechtsreife Geophagus taeniopareius
Die Verfasser nennen als Fundorle den Rio Atacavi im südlichen Orinoco-Gebiet, die
Umgebung von Puerto Ayacucho am mittleren Orinoco, den mittleren Rio Caura sowie
verschiedene kleinere Zuflüsse des Orinoco.
Eine Farbbeschreibung schenke ich mir, denn die Fotos dürften für sich sprechen. Ich
möchte nur auf den Wangenstrich hinweisen, der bereits bei kleinsten Exemplaren
deutlich zu sehen ist und der von der Mitte des Auges über den Kiemendeckel nach
unten verläuft und nicht mit einem Tränenstrich wie bei Geophagus argyrostictus verwechselt werden sollte.
Obwohl Geophagus taeniopareius schon sehr lange in einigen, wenn auch wenigen
Aquarien gehalten wurde, ist noch sehr wenig über diesen Fisch bekannt. Es dauerte
bis 1992, daß ein Bericht über das erste AblaichetvonGeophagus taeniopareius in der
DATZ erschien. Das war sicher eine kleine Sensation, detnGeophagus taeniopareius
entpuppte sich als Offenbrüter. Die AufzuchtderTiere stellte sichjedoch zunächst als
etwas schwierig heraus, denn U. Werner, der Verfasser des Berichtes, hatte das Pech,
daß seine Tiere nicht sonderlich gut pflegten und ihre Gelege meist auffraßen. Heute
hat sich das geändert, und so wurden mir bei einem Besuch in Ense-Bremen einige der
Nachzuchttiere überlassen.
Ich nahm also zehn Tiere von etwa drei Zentimeter Länge mit, die den Transport von
Ense-Bremen nach Südbayern ohne Probleme überstanden. Zu Hause wurden sie
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zunächst in ein mit anderen Nachzuchten besetztes Aquarium gesetzt, in dem sie sich
sofort wohl fühlten und einen enormen Appetit entwickelten. Ich verfütterte abwechselnd verschiedene Frostfuttersofien sowie Trockenfutter. Bei reichlicher Fütterung
waren sie dann innerhalb von nur vier wochen auf etwa fünf Zentimeter Länge herangewachsen und zeigten bereits ihre zitronengelbe Färbung.
Jetztwar derzeitpunkt gekommen, an dem ichdie Geophagus taeniopareius a:uf zwei
andere Aquarien, die 300 Liter Inhalt hatten und mit anderen, etwas größeren, juvenilen,,Erdfressern" besetzt waren, aufteilte. So konnte ich zwei verschiedene Zuchtgruppen para1lel heranziehen; schließlich hatte ich auf die Dauer nicht den platz für
zehn erwachsene Tiere.
Die wasserwerte für die Haltung und wahrscheinlich auch für die Zucht spielen keine
große Rolle. Ich halte meine Tiere bei einem pH-Wert von 6,8, einer Gesamthärte von
3 Grad dGH, keiner nachweisbaren Karbonathärte, einem Nitratgehalt von 50 Milligramm pro Liter und einer Temperatur von 27 Grad celsius. Diese wasserverhältnisse
sind aber nicht nötig, denn uwe werner teilte mir mit, daß er mit seinen wildfangtieren in deutlich härterem Leitungswasser züchtet.
Unter den beschriebenen Wasserverhältnissen begannen meine Tiere bereits mit einer
Größe von nur acht Zentimetern und im Alter von rund acht Monaten mtl der Balz, Zu
dieser Zeit sind die Geschlechter eigentlich ganz gut zu unterscheiden. so haben die
Männchen verlängerte Bauchflossen, und auch die unpaarigen Flossen sind an den
Enden wesentlich stärker ausgezogen. weibchen wirken außerdem insgesamt etwas
dicker, und gerade laichreife weibchen erscheinen im Bereich der Genitalpapille fast
rechteckig. Diese zunächst nur angedeuteten Geschlechtsunterschiede werden im
Laufe der zettmit zunehmender Größe der Tiere immer deutlicher, wobei die weibchen insgesamt etwas kleiner bleiben und die Männchen dann auf eine Größe von 15
Zentimetern heranwachsen können.
Werden mehrere Tiere zusammen in einem Aquarium gepflegt, dann kommt es innerhalb der Gruppe zu Auseinandersetzungen, die die Rangfolge festlegen. Ernsthafte
Beißereien erfolgen dabei aber nie. Zunächst wird das stärkste Männchen bestimmt,
indem sich die beiden Kontrahenten seitlich androhen und schließtich einige Scheinangriffe folgen. Das unterlegene Männchen wurde bei mir weiterhin auch in der Umgebung geduldet, doch verblaßte seine Färbung etwas. Das stärkste Männchen suchte
sich nun ein Weibchen aus, das schon einen deutlichen Laichansatz zeigte, und begann
zu imponieren. Dazu spreizt das Männchen alle unpaarigen Flossen und die Bauchflossen fast senkrecht vom Körper ab und bleibt einige Sekunden zitternd vor dem
Weibchen stehen, wobei es den Kopf etwas nach unten senkt, bevor es dann 20 bis 30
Zentrmeter weit davonschießt und dann, indem es einen Halbkreis um das weibchen
schwimmt, zu ihm zurückkehrt. Dort spreizt es wieder sämtliche Flossen und beginnt
wieder, mit dem ganzen Körper zu zittern. Nachdem dieses Ritual einige Male wiederholt worden ist, folgt das Weibchen dem Männchen zu seinem Revier, in dessen Zentrum meist ein Stein iiegt. Dort versucht das Männchen, das Weibchen dazl zu ari-
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mieren, den Stein bzw. den späteren Laichplatz zu putzen, indem es einige Male daran
zupft. Ist das Weibchen dem Männchen bis hierher gefolgt, wird die Balz noch einige
Male wiederholt, bis das Paar gemeinschaftlich das Substrat putzt, wobei die Hauptaufgabe dem Weibchen zufäIlt. Das ist dann auch der Zeitpunkt, an dem die Rangfolge
unter den Weibchen festgelegt wird.
Das Männchen übernimmt währenddessen immer mehr die Revierverteidigung und
beteiligt sich nur noch sporadisch am Säubern des Laichsubstrates. In der Revierverteidigung ist das Männchen in der WahI seiner Mittel alles andere als zimperlich und
schreckt auch nicht davor zurück, wesentlich größere Cichliden zu verlreiben, wobei
die Geschwindigkeit, mit der das Anschwimmen eines Feindes geschieht, mit Sicherheit die größte einschüchternde Wirkungbesitzt. Zuhandfesten Auseinandersetzungen
wird es bei Geophagus taeniopareius kaum kommen, denn ihre Wendigkeit macht es
artfremden Feindfischen wie auch Artgenossen äußerst schwer, den Gegner überhaupt
zu treffen.
Beim Laichsubstrat muß es sich nicht zwangsläufig um eine horizontale Fläche handeln. denn das erste Mal laichten die Fische bei mir an der senkrechten Seite eines
Steines. Es ist auch nicht unbedingt erforderlich, daß der Laichplatz im Schatten einer
Wurzel oder eines anderen Gegenstandes liegt. Ist das Substrat für die spätere Eiablage
gewählt, beginnt das Weibchen damit, den Sand rundherum zu entfernen, um kleine
Nischen unterhalb des Steines freizulegen, so daß später die Eier darin untergebracht
werden können.
Rund sechs Stunden vor der Eiablage ist die Genitalpapille des Weibchens zu sehen. Zu
diesem Zeitpunkt beginnt nun das Weibchen, das Männchen anntbalzen, indem es
sämtliche unpaarige Flossen vor dem Männchen abspreizt. Das Zittern vor dem Parlner, wie es das Männchen durchführt, konnte ich in diesem Fal1 nicht beobachten. Das
Männchen beginnt jetzt, die Revierverteidigung zu vernachlässigen, und kümmert sich
immer intensiver um das Weibchen. Das Säubern des Substrates wird nun von beiden
Tieren noch einmal gesteigert, bis ungeflihr eine Stunde vor dem Laichakt auch die
Genitalpapille des Männchens zu erkennen ist. Das ist auch der Zeitpunkt, zu dem es
zu Scheinpaarungen kommt, wobei beide Partner zwischendurch immer wieder das
Substrat putzen.
Das eigentliche Ablaichen erfolgt nach typischer Geophagus-Manier, wobei beide
Tiere immer in einer Richtung über das Substrat gleiten. Die Anzahl der Eier, die pro
Schub abgegeben werden, beläuft sich meist auf zwei bis acht. Die Eier werden meist
nicht soforl vom Männchen besamt, denn es ist oft damit beschäftigt, mögliche Störenfriede zu verjagen, und so können schon einige Minuten vergehen, bis das Männchen
Zert findet, über das Gelege zu gleiten. Die gesamte Oberfläche der Eier scheint eine
verhältnismäßig große Klebkraft zu besitzen, denn als die Tiere das erste Mal bei mir
auf einer vertikalen Fläche ablaichten, konnte ich keine einheitliche Ausrichtung der
Eier ausmachen. Im übrigen blieb Sand, der durch die Buddeleien des Weibchens auf
die Eier fiel, daran haften.
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Ist die Eiablage beendet, beginnt das Weibchen sofort damit, an den Eiern nt ntpfen,
um unbefruchtete zu entfernen. Bei noch ungeübten Weibchen kommt es dann oft
dazu, daß die Eizahl stetig abnimmt. So kann es passieren, daß von 100 abgelegten
Eiern nach drei Tagen nur noch 40 bis 50 schlüpfen. Aber auch danach wird so manche
Larve bei dem ständigen Umbetten verschluckt, so daß man am Anfang meist nicht
mehr als 10 bis 20 Junge erhä1t.
Das Weibchen bleibt während der gesamten Brutpflege meist in unmittelbarer Nähe
des Geleges und fächelt mit den Brustflossen ständig Frischwasser herbei. Auch nachts
ist das Weibchen immer (?) in der Nähe des Geleges. Es verläßt nur dann die Eier
(weiter als 20 bis 30 Zettimeter) , wenn es einem anderen Fisch gelingt, zu nah an das
Gelege heranzukommen.
Die Larven schlüpfen bei 27 Grad Celsius nach 72 bis 80 Stunden. Da die Tiere bei mir
immer zwei Stunden vor dem Erlöschen der Beleuchtung ablaichten, schlüpfte ein
Großteil der Larven nachts, wobei sie selbst die Eihüllen sprengten und vom Weibchen
(auch nachts) eingesammelt wurden. Ich konnte nie beobachten, daß das Weibchen die
Larven aus den Hüllen kaute. Das Weibchen leistete aber doch eine aktive Schlupfhilfe, indem es am dritten Tag dazu überging, die Eier mit der Schnauze leicht zu
berühren, und somit die Eier,,knetete", um den Larven das Schlüpfen zu erleichtern.
Sind die Larven geschlüpft, werden sie sofort in die vorher freigelegten Nischen unterhalb eines Steines gebracht und dort zusammengehalten. Dabei ist das Weibchen
äußerst aufmerksam, denn vom dritten bis zum achten Tag hatte es keine Larve weiter
als zwei Zentimeter geschafft, sich von dem ihr zugedachten Ort zu entfernen. Wird
eine Larve bemerkt, wird sie sofort ins Maul genommen und wieder an ihren Platz
gespuckt. Am achten Tag sind die Jungen schwimmtüchtig, so daß sie dem Weibchen
folgen können. Sie werden dann in der nliheren Umgebung des Brutplatzes von der
Mutter geführt. Am siebten Tag füttere ich sicherheitshalber mit Liquifry (reine Vorsichtsmaßnahme; die Jungen sollten aufjeden FaI[ etwas fressen), und am achten Tag
können die Jungtiere bereits frisch geschlüpfte Arlemien aufnehmen.
Am zehnten Tag saugte ich die restlichen Jungtiere ab, da es trotz der Obhut der Eltern
immer weniger wurden, wobei ich nicht ausschließen möchte, daß einige Jungfische
den Eltern zum Opfer fielen. Die weitere Aufzucht macht keine größeren Schwierigkeiten, wenn man davon absieht, daß die Fische doch verhältnismäßig langsam wachsen. So haben sie nach zwei Monaten und trotz dreimaligen Wasserwechsels pro
Woche erst eine Größe von 3,5 Zentimetern erreicht.
BeiGeophagus taeniopareius haben wir es bekanntermaßen mit einem Offenbrüter zu
tun, der, wie einige anderc Geophagus-Arten, polygam ist, denn eine so enge Paar-
Oben: Geophagus taeniopareius, laichendes Paar
Unten: Meist bevorzugen die Fische horizontale Laichsubstrate
Fotos: Weidner
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bindung, wiewir sie von der Sammelgattung,,Cichlasoma"kennen,islbeiGeophagus
nicht zu beobachten. Und so machte sich bei mir das stärkere Männchen nach dem Entfernen der Brut erneut aufdie Suche nach einem laichreifen Weibchen, und nach nur 14
Tagen laichte es mit einem zweiten Weibchen auf die gleiche Weise und im selben
Aquarium ab. Die Rangfolge unter den Weibchen wechselte natür1ich, und so n-rtschte
das Weibchen, mit dem das Männchen zuerst abgelaicht hatte, auf den letzten PIatz (es
war noch ein Weibchen vorhanden) . Das ,,neue Pärchen" laichte auf einer horizontalen
Fläche. Das Bmtverhalten war das gleiche, nur daß das Weibchen, obwohl es mit der
gleichen Aggressivität potentielle Feinde verjagte, nach sechs Tagen die Brut fraß, so
daß ich aus diesem Wurfkeine Jungfische erhielt. Erstaunlich war während der ganzen
Laichperiode, daß das unterlegene Männchen nie ernsthaft gejagt wurde, obwohl das
Platzangebot in einem 30O-Liter-Becken doch begrenzt ist.
Literatur
Kullander.S O.R Royero&D C Taphorn(1992):TwonewspeciesofGeophagus(Teleostei:Cichlidae)from
the Rio Orinoco draiDage in Venezuela Ichthyol Explor Freshwaters 3 (4): 359 - 375
Stawikowski.
Weidner.
R (198I):
T (1993):
Aquaristisch neu: Wangenstrich-Erdfresser
---
U (1990):
(1992)
t84
189
Neu beschriebent Zwei Ceophagus aus Venezuela
D Aqu u Terr Z
Werner,
Aquarien Macazjn 15 (3):
(DATZ) 46(11):687
Wangeilstdch Erdfresser: Es gibl zwei Arreil!
D Aqu rL Tet Z (DATZ) 43 (8): ut53 - 45zl
Der ,,Celbe Waügenstrich-Er dfresser" ist kein Maulbrüterl
D Aqu u Ten Z (DATZ)15(.1)|T
Bei Anruf Erfolg
Holländer de Vos plant internationales Ciclrlidenkataster
Heiner Garbe
Wer hat nicht schon einmal nach dem plötzlichen Tod eines lange gepflegten Tieres
Ausschau gehalten nach einem neuen, in Größe und Farbe dem überlebenden Tier
angemessenen Partner? Meist ist die Suche zwar nicht vergebens, aber doch langwierig, wenn nach drei Jahren dem 25 Zenimeter großen C.-/e.stae-Weibchen das
Männchen weggestorben ist. Die Schwierigkeitliegt meistnicht darin, die Tiere, wenn
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