Glaukom Als Glaukom oder grünen Star bezeichnet man eine Gruppe von Krankheiten mit folgenden gemeinsamen Merkmalen: - Zu hoher Augeninnendruck - Exkavation und Atrophie der Sehnervenpapille - Gesichtsfeldverlust Diese Krankheit steht unter allen Erblindungsursachen in unserem Kulturkreis an erster Stelle, obwohl bei rechtzeitiger Behandlung das Augenlicht gerettet werden kann. Im Inneren des Auges bildet sich dauernd eine farblose Flüssigkeit, das Kammerwasser, das durch ein schwammähnliches Gewebe, das Trabekel-System, aus dem Auge via Schlemm-Kanal in das venöse Gefässsystem abgeleitet wird. Wenn dieser Abfluss behindert ist, steigt der Augeninnendruck. Die druckempfindlichste Stelle ist die Papille, wo der Sehnerv in den Bulbus einmündet.Der krankhaft erhöhte Druck „zerquetscht“ nach und nach den Sehnerv, der aus einer Million feinster Fasern besteht. Durch den Druck auf die empfindlichen Fasern des Sehnervs stirbt dieser allmählich ab, was dem Patienten zunächst nicht bewusst wird. Der Ophthalmologe stellt die Diagnose Glaukom frühzeitig u.a. durch die Messung des Augeninnendrucks (Applanationstonometrie, Luftdrucktonometer, Tonopen). Diese Untersuchung ist für den Patienten unkompliziert und absolut schmerzlos. Wer seine Augen regelmässig untersuchen lässt, braucht das Glaukom nicht zu fürchten. Vom Glaukom sind zwei von hundert aller über Vierzig-jährigen in der Schweiz betroffen. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Erkrankten steil an. Die Krankheit ist so gefährlich, weil sie lange keine Beschwerden macht, und wenn man sie endlich bemerkt, sind die Schäden nicht mehr rückgängig zu machen. Wer mit 40 Jahren noch einen normalen Augendruck hat, ist keineswegs sicher, dass diese Werte auch zwei bis drei Jahre später noch stimmen. Eine einmalige Druckmessung mit normalem Befund gibt keine Garantie für den Rest des Lebens. Eine Augeninnendruck-Steigerung kann besonders jenseits des 40. Lebensjahres auftreten, ohne dass man Schmerzen oder Sehstörungen hat. Erhöhte Gefahr besteht für Blutsverwandte am Glaukom erkrankter Familienmitglieder. Bei ihnen tritt der erhöhte Augeninnendruck oftmals lange vor dem 40. Lebensjahr auf und ist grundsätzlich eine Erkrankung mit der sie rechnen müssen. Die Anlage zum Glaukom ist erblich. Wenn ein Blutsverwandter von dieser Augenerkrankung betroffen ist, muss der Augeninnendruck unbedingt alle paar Jahre vom Augenarzt überprüft werden - nicht erst nach dem 35. Lebensjahr! Lebensgewohnheiten, Beruf und Ernährung haben nach heutiger Kenntnis nichts mit der Entstehung des Glaukoms zu tun. Sicher ist, dass jede Form des Nikotin-Konsums bei Glaukom eine erhebliche zusätzliche Gefahr darstellt, wogegen massvoller Alkoholgenuss eher nützt als schadet. Auch bestimmte Medikamente haben Einfluss auf den Augeninnendruck. So erkranken Patienten, die wegen ihres Rheumas oder ihrer Allergie über längere Zeit Kortison-Präparate einnehmen müssen, öfter als normal am Glaukom. Auch bei Diabetes oder Gefässerkrankungen kommt das Glaukom häufiger vor. Tritt der „grüne Star“ in verschiedenen Formen auf ? Kann man diese Augenkrankheit selbst erkennen ? 1. Die häufigste Form des Glaukoms ist das Offenwinkel-Glaukom oder Glaukoma chronicum simplex. Hierbei entsteht schleichend, d.h. ohne dass man selber das Geringste davon merkt, im Laufe von vielen Jahren eine Abflussbehinderung, die den Flüssigkeits-Stau im Auge bewirkt. Die daraus resultierende Schädigung des Sehnervs fällt dem Betroffenen erst auf, wenn ein grosser Teil des Sehnervs zerstört ist und Bildausfälle entstehen. Frühe Erkennungsmerkmale gibt es für den Laien nicht. So kann er auch nicht mit dem Finger palpieren, ob sich ein Auge härter anfühlt. Das Offenwinkelglaukom ist deshalb besonders gefährlich, weil der von dieser Erkrankung Betroffene über den Zeitraum von Jahren nichts spürt, während die Krankheit sein Sehvermögen zerstört. Der Ophthalmologe jedoch kann mit einer Reihe von diagnostischen Massnahmen den Prozess frühzeitig erkennen und eine Therapie bestimmen, die zuverlässig die Erblindungsgefahr bannt. 2. Das Winkelblock-Glaukom oder der akute Glaukom-Anfall ist viel seltener und äussert sich durch Symptome, die den Patienten veranlassen, sofort um ärztliche Hilfe zu bitten. Durch eine abrupte Blockade des Abflusses aus dem Auge treten in der Regel heftige Schmerzen im Auge oder in dessen Umgebung ein - meist verbunden mit einem plötzlichen Visusabfall, der sich darin äussert, dass die Umwelt vernebelt gesehen wird und dass sich um Lichtquellen farbige Ringe bilden. In diesen Fällen besteht höchste Gefahr für das Augenlicht, doch durch rechtzeitige fachärztliche Behandlung kann es gerettet werden. Bei plötzlich - meist einseitigen Schmerzen im Auge oder in seiner Umgebung zusammen mit einseitiger Sehverschlechterung muss sofort der nächste Augenarzt konsultiert werden! 3. Das angeborene Glaukom ist eine Fehlentwicklung des Augeninneren. Seine Symptome äussern sich durch Lichtscheu, Augentränen, und manchmal wirkt die Hornhaut vorübergehend oder ständig matt und trüb, vergleichbar mit nebligen Niederschlägen auf einer Windschutzscheibe. Auch die „ungewöhnlich schönen grossen Augen“ eines Babys deuten auf ein angeborenes Glaukom hin. Es muss bereits bei den ersten Anzeichen eine augenärztliche Konsultation erfolgen. Nur eine frühzeitige Operation kann die Erblindung verhüten. Für die Eltern besteht hierbei kein Grund zur Sorge. Dank der modernen Narkosetechnik ist das Risiko von Untersuchung oder Operation unvergleichlich viel geringer für ein Kind als die Gewissheit, bei hohem Augeninnendruck zu erblinden. Hat ein Kind auffallend „schöne“ grossen Augen, tränt ein Auge oder ist es lichtscheu, dann darf keine Zeit verloren und es muss sofort ein Augenarzt konsultiert werden, auch wenn das Kind erst wenige Tage alt ist! Zur Behandlung der verschiedenen Glaukom-Arten Beim Winkelblock-Glaukom, das altersunabhängig auftritt, senkt man zunächst mit Medikamenten den Augeninnendruck. Dann wird eine Operation durchgeführt, die das Gleichgewicht zwischen Kammerwasser-Produktion und -Abfluss wieder herstellt. Bei einem angeborenen Glaukom muss diese Therapie grundsätzlich angewandt werden. Die häufigste Form des grünen Stars, das Offenwinkel-Glaukom, das nach dem 40. Lebensjahr zunehmend häufig ist, wird zunächst durch medikamentöse Therapie aufgehalten, womit ausgezeichnete Erfolge erzielt werden. Es kommt dabei darauf an, den Augeninnendruck durch Tropfen zu normalisieren, die meist 2 - 4 x täglich getropft werden müssen. Aehnlich wie ein Diabetiker lernt, die vorgegebenen Zeiten für seine Medikamente einzuhalten, richtet sich auch der Glaukom-Patient nach seiner Uhr. Auch hat er seine Termine beim Augenarzt, der die Wirksamkeit der Tropfen überprüft. Die Compliance ist wie so oft entscheidend ! Nur das genaue Einhalten der Zeiten für die Tropfengabe verhindert weitere Schäden am Sehnerv. Lebensweise Eine normale Lebensweise braucht nicht geändert zu werden. Ein bis zwei Tassen Kaffee oder Tee zum Frühstück und nach den Hauptmahlzeiten sind erlaubt. Ein Glas Wein oder Bier abends kann zur Entspannung nützlich sein. Körperliche Betätigung kann bei Patienten welche wenig oder keinen Sport treiben den Augendurck signifikant senken. Wenn der Patient Gesichtsfeldausfälle hat, muss er den Nikotin-Genuss in jeder Form völlig aufgeben. Die Aussicht für das Sehvermögen Glaukom ist zwar eine der häufigsten Ursachen der Erblindung, doch allein deshalb, weil die Betroffenen zu spät zum Augenarzt kamen. Der Augenarzt kann nur bewahren, was an Sehfähigkeit bei Behandlungsbeginn noch vorhanden ist. Dabei sind die Aussichten umso besser, je früher die Therapie einsetzt. Entscheidend bei der Behandlung ist das genaue Beachten der Tageszeiten für das Eintropfen und die regelmässige Kontrolle durch den Augenarzt. Auch für die Untersuchung spielen die Tageszeiten eine Rolle, darum müssen die vom Arzt angegebenen Termine unbedingt eingegalten werden. Wenn man gar nichts am Auge spürt, kann dennoch eine Glaukom-Erkrankung in Beginn vorhanden sein. Nach dem 35. Lebensjahr sollte der Augeninnendruck alle 2 - 3 Jahre gemessen werden. Bei Schmerzen oder Rötung im Auge oder bei Veränderungen der Sehleistung muss grundsätzlich der Augenarzt aufgesucht werden!