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MILESTONE 05 | NÜTZLINGSQUARTIER 'INSEKTENHOTEL'
Artinformationen
'Insektenrollos'
HEY! | Kognitiver Bereich
im Rahmen des EU-Förderprojektes "Act Welll!"
INFORMATIONSBEILAGE FÜR WORKSHOPLEITERINNEN
Mag. Kathi Hischenhuber
Fassung 02 | Wien, Dezember 2014
D18054 AW! IB 02 Insektenrollos KH GH Dez '14
V ER EI N 'U MW ELT B I LDU NG W I EN ' – G RÜ N E I NS EL
c/o NationalparkCamp Lobau | 2301 Groß Enzersdorf | Lobaustraße 100
 +43-2249-28711 | Fax +43-2249-287118 |  [email protected] | www.ubw.at
MILESTONE 05 | NÜTZLINGSQUARTIER 'INSEKTENHOTEL'
Artinformationen
'Insektenrollos'
HEY! | Kognitiver Bereich
im Rahmen des EU-Förderprojektes "Act Welll!"
INFORMATIONSBEILAGE FÜR WORKSHOPLEITERINNEN
01
Anmerkung zur Reihenfolge
Die beschriebenen Arten sind alphabetisch entsprechend ihrer wissenschaftlichen Namen
gereiht (ausgenommen Sandbienen, Kapitel 02.4). Diese bestehen aus einem Namen für
die Gattung (beginnt mit Großbuchstaben) und einem für die Art (mit Kleinbuchstaben).
Beide Namen stehen in Klammern gesetzt nach dem Trivialnamen. Mehrere Arten einer
Gattung werden mit "spp." zusammengefasst.
Wissenschaftliche Namen unterliegen im Laufe von Jahrzehnten mitunter deutlichen Veränderungen
(Artaufsplittung und Zuordnung zu anderen Gattungen oder Familien aufgrund neuerer Erkenntnisse).
Daraus entstehende veraltete Synonyme können aber meist problemlos den jeweils aktuell gültigen
Namen zugeordnet werden. Volkstümliche Namen (Populär- oder Trivialnamen) sind oftmals entweder
selbst innerhalb einer Sprache für ein und dieselbe Art regionsspezifisch und daher vielfältig oder aber
gleichlautend trotz unterschiedlicher damit gemeinter Arten. Global gesehen fehlen außerdem
Trivialnamen für einzelne Arten in manchen Sprachen (z.B. wenn im französischem Sprachraum nicht
bekannt oder wenn die Art erst vor kurzem wissenschaftlich beschrieben wurde und deshalb im
Volksmund noch nicht ausreichend bekannt ist). Daher ist in der Kommunikation und für Vergleiche
stets der wissenschaftliche Name zu bevorzugen.
© Hischenhuber & Hofer | Dez '14
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D18054 AW! IB 02 Insektenrollos KH GH Dez '14
02
Artenportraits
02.1
Große Wollbiene (Anthidium manicatum)
Vom Aussehen her ist diese ca. 1,5cm große solitäre Biene ähnlich den "typischen" Wespenarten mit schwarz-gelber
Warnfärbung. Sie weist jedoch eine schwache, aber deutlich sichtbare Behaarung auf.
Für den Nestbau in bereits existierenden Löchern schaben die Weibchen spezielle pflanzliche Drüsenhaare von
Brombeere, Pelargonie, u.a. ab. Darin enthaltenes Sekeret dient der Feuchtigkeitsisolation der Nester, die darüber
hinaus mit Pflanzenhaaren ausgekleidet werden.
Die Männchen verteidigen die Paarungsreviere auch gegen fremde Arten wie Hummeln intensiv, und können mit
ihren Hinterleibsdornen erhebliche Verletzungen (z.B. Flügelschäden) verursachen. Dabei ist das Flugverhalten
ähnlich dem der Schwebefliegen: kurze geradlinige Flüge, unterbrochen von Schwebephasen am Punkt in der Luft
oder gelegentlichen Rast- und Futterpausen auf Blüten. Kommt ein Weibchen, nähert sich das Männchen zur Paarung.
Zum Übernachten nutzen sie gerne Nisthilfen, die eigentlich für Hohlraumbesiedler errichtet wurden.
Nistplätze
02.2
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Holz
Spalten im Gestein
trockene Böden
Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes, auch A. acervorum)
Aufgrund ihres plumpen Körperbaus ähnelt diese solitäre Biene den Hummeln. Sie hat allerdings ein spärlicheres
Haarkleid und einen weitgehend bis gänzlich schwarz gefärbten Hinterleib. Diese 14mm großen Bienen schwirren
wie Kolibris von Blüte zu Blüte.
Da diese Art als bereits "fertige Biene" und nicht im Larven- oder Puppenstadium überwintert, zählt sie zu den
ersten im Jahr ausfliegenden Bienen. Die selbst gefrästen Nistlöcher werden immer wieder benutzt und mit
Wachssekret ausgekleidet. Die Zellen sind urnenförmig. Gelegentlich können sehr individuenreiche Kolonien dazu
führen, dass Steilwände "perforiert" aussehen.
Zum Übernachten nutzen sie gerne Nisthilfen, die eigentlich für Hohlraumbesiedler errichtet wurden.
Nistplätze
02.3
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Lehmwände
Mauerfugen, selten in steinigem Boden
auch in schattigen und kühlen, unbenutzten Gebäuden
Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata)
"Frauenkäferl, Frauenkäferl, fliag nach Mariabrunn! Bring uns heute oder morgen recht a schöne Sunn!" ist eine alte
und in Ostösterreich weit verbreitete Volksmelodie, vermutlich aus dem 19. Jahrhundert (Mariabrunn ist eine
Wallfahrtskirche bei Wien-Hütteldorf). Wohin das "Käferl" fliegen soll, ist dabei recht variabel (z.B. auch Hollabrunn,
Karnabrunn…). Meist wurde das Lied gesungen, während man einen Marienkäfer in Richtung erhobener Fingerspitze
krabbeln ließ, von welcher er dann leicht abheben und wegfliegen konnte. Er sollte mit der Wunschbotschaft zum
Wallfahrtsort fliegen und dort für die Erfüllung des Wunsches sorgen.
Der Marienkäfer gilt seit jeher als Glückssymbol (Larven und Käfer fressen Pflanzenschädlinge), nicht zuletzt aber
auch wegen seiner "möglichst" sieben schwarzen Punkte (Sieben ist im Volksglauben eine Glückszahl).
"Frauen-" und "Marien-" als Namensteil und ähnliche Namen lassen auf eine tiefe Verwurzelung dieses Glücks- und
Nutztieres im christlichen Glaubenskreis (Frau, Maria, Mutter Gottes) schließen. Heute lebt diese symbolische
Bedeutung noch bei Neujahrs-Glücksbringern alljährlich auf.
© Hischenhuber & Hofer | Dez '14
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D18054 AW! IB 02 Insektenrollos KH GH Dez '14
Abb.1: Refrain des Volkslieds "Frauenkäferl", 19.Jhdt.
Auffällig sind die meist weniger als einen Zentimeter großen Marienkäfer (in Deutschland über 80 Arten unterschiedlicher
Farbkombinationen) mit ihrem halbkugelförmigen und meist orangeroten, schwarz gepunkteten Körpern allemal.
Zum Fliegen klappen sie ihre hartschaligen Deckflügel (= Panzer) hoch und entfalten die darunter befindlichen
transparenten häutigen Flügel.
Larven und Käfer ernähren sich vorwiegend von Blattläusen. Sie scheiden bei Gefahr eine bitter schmeckende und
übel riechende gelbe Flüssigkeit aus (daher die Warnfarben zur Feindabschreckung). Zusätzlich können sie alle
Beine unter ihren Schutzpanzer einziehen und haben mit ihrer glatten Körperoberfläche und Halbkugelform eine
ausgezeichnete Schutzschildwirkung gegen Feinde. Ameisen, die "ihre" Blattläuse verteidigen, können den Käfer
kaum beißen und nur schwer von der Pflanze stoßen. Die Larven haben zum Schutz Stacheln und eine dicke
Wachsschicht. Die in der Nähe von Blattlauskolonien abgelegten Eier sind somit die "gefährdetsten" Altersstadien
des Marienkäfers.
Marienkäfer überwintern häufig in Gruppen, versteckt unter Baumrinde, Steinen, Moos oder im Gras.
Auch Hitzephasen verbringen sie in einer Ruhestarre (Dormanz).
Ruheplätze
02.4
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Spalten unter Rinde und Steinen
Gras- oder Moospolster
Gemeine Seidenbiene (Colletes daviesanus) & Sandbienen (Andrena spp.)
Durch ihren braunen Brustpelz und ihren gestreiften Hinterleib ähnelt die 7-9mm große Gemeine Seidenbiene
der Honigbiene. Männchen sind bei dieser Art an ihrem grauen Brustpelz zu erkennen. Ihre Liniennester legt sie in
Spalten und Ritzen in senkrechten Felsformationen an, gräbt jedoch auch Nistgänge in feinkörnigem Material wie
Putz oder Lehm. Diese "Bohrarbeiten" sind in der Natur gut zu beobachten. Als Baumaterial für die Nester selbst
verwendet sie Drüsensekrete, die seidenartig erstarren. Häufig nisten hunderte oder tausende dieser Bienen auf
engem Raum beisammen.
Unter Wildbienen sind die bekanntesten "Sandbewohner" jedoch die Sandbienen (Andrena spp.). Diese Bienenarten
graben bis zu 50cm tiefe Erdgänge in sandigen, trockenen Böden. Am Eingang der Nester bilden sich kleine Sandhaufen,
in denen die Einschlupföffnung gut zu sehen ist. Sandbienen leben kommunal, das heißt mehrere Weibchen
derselben Generation teilen sich ein gemeinsames Nest, in dem die eigenen Brutzellen eingerichtet und Eier
abgelegt werden. Einige Arten sind auf jeweils nur wenige Pflanzenarten als Nektarquelle spezialisiert.
Nistplätze
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Lehm- und Sandwände
Mauerfugen
Sandbienen: v.a. in trockenem, grabbarem Erd- und Sandboden
© Hischenhuber & Hofer | Dez '14
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02.5
Gemeiner Ohrwurm (Forficula auricularia)
Sein schlechter Ruf, seine ästhetisch nicht ansprechende Erscheinung und sein meist verstecktes Vorkommen in
Wohnungen tragen nicht zur Beliebtheit des Ohrwurmes bei. Wer sieht diese Tiere gerne im Schlafsack oder Zelt,
wie sie versteckt huschend einen Unterschlupf suchen?
Auch die Namensgebung trägt zur allgemeinen Verwirrung bei:
Sowohl der Trivialname "Ohrwurm" als auch der wissenschaftliche Artname "auricularia" (von "auris" = lateinisch
für "Ohr") suggestieren eine enge Bindung an das (menschliche) Ohr. In früherer Zeit diente Ohrwurm-Pulver als
Heilmittel gegen Ohrkrankheiten und Taubheit. Im Orient wurde er in zerriebener, zerstampfter oder gepresster Form
auch gegen Fieber oder Gliederzucken eingesetzt. Die Fähigkeit, in menschliche Ohren zu kriechen, um dort mit
seinen zangenförmigen Hinterleibsanhängen diese zu zwicken ist ein Mythos, der durch Geschichten und Märchen
genährt wird. So heißt es bei Wilhelm Busch:
"Wie klein dagegen und beschränkt
Zeigt sich der Ohrwurm, wenn er denkt.
Engherzig schleicht er durch das Moos,
Beseelt von dem Gedanken bloß,
Wo's dunkel sei und eng und hohl,
Wenn da nur ist ihm pudelwohl.
Grad wie er wünscht und sehr gelegen
Blinkt ihm des Dichters Ohr entgegen.
In diesen wohlerwärmten Räumen,
So denkt er, kann ich selig träumen."
Falls sich tatsächlich ein Ohrwurm auf der Suche nach einem Versteck in den (äußeren) Gehörgang "verirrt",
richtet er dort, außer kitzeln und kratzen, keine Schäden an. Der Gemeine Ohrwurm ist ein Allesfresser und ein
bei Gärtnern gern gesehener Nützling.
Sein besonderes Kennzeichen sind die als Cerci bezeichneten Zangen am Hinterleib, die bei genauer Beobachtung
auch zur Geschlechtsbestimmung herangezogen werden können. Sie dienen den Tieren zur Jagd, zur Verteidigung
und werden auch als Zange zum Entfalten der versteckten, oftmals verkümmerten Hinterflügel verwendet. Für das
Männchen spielen sie bei der Begattung eine entscheidende Rolle: Es verwendet seine Zangen zum Zurechtrücken
des Weibchens in die richtige Position.
Ist die Paarung geglückt, so stechen die Weibchen durch ihre Fürsorglichkeit dem Nachwuchs gegenüber hervor.
Der Gemeine Ohrwurm ist nachtaktiv und verbringt die hellen Stunden unter Steinen, in Ritzen von Rinden oder
Brettern. Er zieht sich auch gerne in von Menschenhand geschaffene schattige Unterschlüpfe in Buschnähe zurück.
Er frisst durchschnittlich 50 bis 120 Blattläuse pro Tag, ernährt sich aber auch von Blättern, Moosen, Blüten,
Früchten und anderen Wirbellosen. Zur Eiablage und Überwinterung gräbt sich der Ohrwurm auch Erdröhren.
Nistplätze & Winter
02.6
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Hohlräume im Totholz und unter der Rinde
grabbarer Boden
Klüfte zwischen Steinen
Gemeine Löcherbiene (Heriades truncorum, auch Osmia truncorum)
Diese nur 5-8mm große solitäre Biene ist schwarz gefärbt und hat auffällige Haarfransen als Bürste auf der
Unterseite des Hinterleibs. Damit sammelt sie die Pollen am Bauch (Bauchsammler).
Während der etwa 4-wöchigen Lebensdauer legt das Weibchen nur acht Eier in hintereinander liegenden Zellen,
deren Trennwände aus Baumharz hergestellt werden. Für jede Brutzelle sind etwa 34 Versorgungsflüge erforderlich.
Übernimmt die Biene "Gebrauchtwohnungen", werden diese ausgiebig gereinigt. In das Harz des Nestverschlusses
werden Steinchen, Erdbrocken oder Holzstückchen eingebaut.
Nistplätze
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Totholz aller Art
Halme (Pflanzenstängel)
Käferfraßgänge
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02.7
Maskenbiene (Hylaeus nigritus)
Die Maskenbienen (Hylaeus spp.) könnten aufgrund ihres Aussehens als Phantome unter den Wildbienen bezeichnet
werden. Alle 40 Arten in Mitteleuropa besitzen hellgelbe bis weiße Färbungen im Gesicht, die jedoch bei Männchen
stärker ausgeprägt sind. Auch artspezifische Unterschiede lassen sich in den Zeichnungen erkennen, die auch auf
Brust und Beinen ausgebildet sein können.
Als Kropfsammler schlucken sie den gesammelten Blütenstaub und Nektar und würgen ihn im Nest wieder hervor.
Sie besiedeln bevorzugt u.a. Ritzen und Röhren im Mauerwerk, hohle Pflanzenstängel auch in Gitterziegeln und
verlassene Käferbehausungen.
Die Brutzellen stellen sie aus körpereigenen Sekreten her, die an der Luft zu einem feinen Gewebe erstarren.
Dadurch nehmen sie auch seitlich offene oder leicht zerstörte Nisthilfen an. Ein weiteres außergewöhnliches
Merkmal ist ihr kurzer Saugrüssel, der nur 1mm lang sein kann. Die Überwinterung dieser maskierten Tiere
erfolgt als Larve.
Nistplätze
02.8
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Risse und Spalten in Gestein und Mauerwerk
Abbruchkanten und Steilwände
Totholz
Schwarze Mörtelbiene (Megachile parietina)
Die beiden Geschlechter dieser etwa 14-18mm großen Art sind unterschiedlich gefärbt. Die Weibchen sind
tiefschwarz behaart mit roten Bürstenhaaren am Bauch sowie dunkelbraunen, blauschillernden Flügeln.
Männchen sind vorwiegend fuchsrot behaart und nur am Hinterleib schwarz. Sie haben helle Flügel.
Nester werden beispielsweise entlang von Kanten oder Fugen an Felsen und Mauern gebaut, jedenfalls an heißen
und trockenen Orten. Diese werden aus einer Mischung von Speichel, Nektar und Bodenmaterial in zylindrischer Form
getöpfert. Bei jedem Anflug ans Nest schlüpft die Biene zunächst kopfüber hinein zur Nektarabgabe und erst
anschließend schiebt sie rückwärts den Hinterleib ein, um Pollen abzuladen.
Nistplätze
02.9
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Felsen und Steine
felsige Trockenrasen, Steinbrüche
altes Gemäuer
Gemeine Blattschneiderbiene (Megachile versicolor)
An Pappel-, Rosen-, Flieder- oder Eichenblättern hinterlassen sie ihre Spuren: Große Löcher und zerschnittene
Blätter prägen das Erscheinungsbild von Pflanzen, die von Blattschneiderbienen besucht wurden. Diese Bienen
schneiden Pflanzenteile mit ihren scharfen Mundwerkzeugen aus, rollen sie ein und transportieren sie fliegend unter
ihrem Bauch ins Nest. Das Nest kann sich in Aushöhlungen von Pflanzenstängeln, in morschem Holz oder auch in
der Erde befinden. Auch unter Kakteen auf Terrassen wurden diese geschickten Tiere bereits beobachtet, wie sie
Pflanzenteil um Pflanzenteil in einem Erdloch versenkten.
Im Nest mit der großen Last angekommen wird diese entrollt und im vorgesehenen Brutraum zu kleinen
"Pflanzenfingerhüten" geformt. Die Fingerhüte werden mit Nektar und Pollen gefüllt, bis das Weibchen schließlich
ein Ei hineinlegt. Zum Schutz wird der Fingerhut mit einem Blattdeckel geschlossen. Nach und nach werden
weitere derartige Blattbauten für Eier gebildet und in einer Linie aneinandergereiht.
Die Gemeine Blattschneiderbiene ist etwa 10mm groß und lebt solitär. Sie zeichnet sich neben dem Transport auch
größerer Pflanzenteile durch ihre stark behaarte Unterseite aus. Diese Bauchbürste dient zum Pollensammeln.
Ein weiteres Kennzeichen ihrer Gattung ist der bewegliche Hinterleib, der akrobatisch nach vorne gerichtet werden
kann, um unliebsame Feinde zu stechen.
Nistplätze
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Schilf- und andere Pflanzenhalme
Totholz
selten in Blumentopferde
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02.10 Rote Mauerbiene (Osmia bicornis)
Die wahrscheinlich bekannteste und auch weit verbreitete Wildbienenart ist die Rostrote Mauerbiene. So flexibel sie in
ihrer Nestplatzwahl ist, so oft wird man sie an ungewöhnlichen Plätzen finden, wo sie ihre linienförmigen Nester anlegt:
Fraßgänge, längliche Aushöhlungen in Pflanzenstängeln, Fensterrahmen, Schraublöcher, Türschlösser, Löcher in
Bücherregalen und Rolladenstopper hat sie bereits oftmals erfolgreich besiedelt. Bis zu 30 Brutzellen legt sie hier
aneinandergereiht an und füllt diese mit Nektar, Pollen und einem Ei. Als Bauchsammler muss sie sich verkehrt in
die Niströhre schieben, um den Blütenstaub für die Jungen zu platzieren. Ein Gemisch aus Speichel und Lehm dient
zum Abschluss der Brutzellen, wodurch die Biene zu ihrem Namen kam.
Eine nah verwandte Art ist die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), deren außergewöhnlicher Namen auf die
hörnchenartigen Ausbildungen des Kopfschildes zurückzuführen ist. Sie nistet gerne in Mauerspalten, Fugen und
Nisthilfen, sofern diese noch nicht benutzt wurden. In Trockenzeiten baut sie viele kleine Gänge in gut gewässerten
Anpflanzungen, die zur Durchsiebung des Bodens führen.
Auch die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia bicolor) zeigt hohe Ansprüche an ihren Nistplatz:
Dieser findet sich fast ausschließlich in leeren Schneckenhäusern. Mit einem Brei aus Speichel und Pflanzenstücken
richtet sie das Haus für die Eiablage her. Ist diese erfolgt, so wird das Gehäuse mit Erde und Steinchen verschlossen,
mit der Öffnung nach unten gedreht und mit Kiefernadeln und Halmen abgedeckt. Die voll entwickelten Bienen
überwintern in ihrer Schneckenbehausung und kommen erst nach der kalten Jahreszeit nach draußen.
Nistplätze
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Schilfhalme und andere Pflanzenstängel, Totholz
Gehörnte Mauerbiene: Mauerspalten und Fugen
Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene: nur in Schneckenhäusern
02.11 Blattlaus-Grabwespe (Pemphredon lethifer)
Diese solitäre, schwarze Wesepenart erreicht nur knapp 9mm Länge und hat einen mittels kurzem Stiel deutlich vom
Rumpf abgesetzten Hinterleib.
Die Weibchen legen linienförmige oder verzweigte Nestbauten an. Vorhandene Hohlräume werden zum Nestbau
genutzt. Als Futter für die Brut dienen etwa 60 Blattläuse pro Zelle. Mitunter stehlen sie einen Teil ihrer Jagdbeute
aber von anderen jagenden Solitärwespen.
Nistplätze
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Totholz
Pflanzenstängel
Pflanzengallen
02.12 Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea)
Die Holzbienen (Xylo = griechisch "Holz", Xylocopa = "Die Holzschneidenden") gelten als eine der imposantesten
Erscheinungen im Bienenreich. Ihre schwarz-bläulich schillernden Flügel und die dichte, meist schwarze Behaarung
lassen sie neben der vergleichsweise großen Körperlänge von 14-28mm gut von anderen Wildbienen in Mitteleuropa
unterscheiden. Viele Naturbeobachter küren sie gerne zu den schönsten Bienen im Land.
Da sie aufgrund ihres kräftigen Saugrüssels in der Lage sind, Blütenröhren von außen zu durchstoßen, um zu
süßem Nektar zu gelangen, werden sie auch unschmeichelhaft als "Nektarräuber" bezeichnet. Der Pollentransport
erfolgt bei ihnen mit Haarbürsten auf den Hinterbeinen sowie im Kropf.
Die Eiablage findet in bis zu 30cm langen Nistgängen in Totholz oder abgestorbenen Holzstücken in Form von etwa
15 Brutzellen statt. Die Nistgänge werden selbst genagt und können auch verzweigter ausfallen. Die dabei
anfallenden Holzspäne werden für die Herstellung der Trennwände verwendet. Die Verpaarung der
solitär lebenden Tiere passiert erst nach dem Überwintern beider Geschlechter.
Nistplätze
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Totholz
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© Hischenhuber & Hofer | Dez '14
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