morbus crohn

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MORBUS CROHN
ERKLÄREN · ERKENNEN · BEHANDELN · INFORMIEREN
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 03
Erklären . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 04
Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 04
Jeder kann betroffen sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 06
Ursache unbekannt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 06
Irrtum des Immunsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 07
Erkennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 08
Typische Beschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 08
Erkrankungsverlauf nicht vorhersehbar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 09
Diagnose: Gespräch, Labor und Koloskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Behandeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Therapie: Ziele und Optionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Medikamentöse Therapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Operationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Psychologische Unterstützung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Die Rolle der Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Informieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Ansprechpartner und weitere Informationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
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Vorwort
Die Diagnose Morbus Crohn ist häufig zunächst ein
Schock. Was bedeutet die Erkrankung für das tägliche
Leben? Was kann man dagegen unternehmen? Wie geht
es nun weiter? Diese oder ähnliche Fragen sind es, die
sich Patienten zu Beginn der Erkrankung häufig stellen. Am
wichtigsten zu wissen ist zunächst, dass Morbus Crohn
zwar eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung und
somit nicht ursächlich heilbar ist, jedoch heute wirksam
und langfristig behandelt werden kann.
Im Umgang mit dieser neuen Situation ist es von großem
Vorteil, wenn Sie sich selbst gut über Ihre Erkrankung
informieren und Experte in eigener Sache werden. Finden
Sie also heraus, was in Ihrem Körper vor sich geht, welche
Therapien für Sie infrage kommen und was Sie auch sonst
tun können, um die Behandlung zu unterstützen und zu
Ihrem eigenen Wohlbefinden beizutragen. Dies kann den
Umgang mit Morbus Crohn wesentlich erleichtern und der
Erkrankung auch ein Stück ihrer Bedrohlichkeit nehmen.
Die vorliegende Broschüre erläutert die wichtigsten Fakten
zum Krankheitsbild, zu den Ursachen, zum Verlauf sowie
den Behandlungsmöglichkeiten von Morbus Crohn und
nennt Anlaufstellen für weitere Unterstützung. Der wichtigste
Ansprechpartner zu allen Fragen rund um die Erkrankung
ist und bleibt jedoch Ihr behandelnder Arzt.
Univ. Prof. Dr. Wolfgang Petritsch,
Präsident der Österreichischen Gesellschaft
für Gastroenterologie und Hepatologie
(ÖGGH) 2012-2014,
Universitätsklinik für Innere Medizin, Graz
Ihr Wolfgang Petritsch
3
ERKLÄREN
Eine chronisch-entzündliche
Darmerkrankung
Morbus Crohn ist – neben Colitis ulcerosa – eine der beiden häufigsten chronisch-entzündlichen
Darmerkrankungen (CED). Die Entzündung bei Morbus Crohn kann den ganzen Verdauungstrakt
vom Mund bis zum After betreffen. Besonders häufig zeigt sie sich jedoch im Übergang vom
Dünn- in den Dickdarm. Die Entzündung kann alle Schichten des Darms befallen (siehe Abbildung
rechte Seite oben). Dies unterscheidet Morbus Crohn von Colitis ulcerosa, bei der ausschließlich
der Dickdarm und die oberste Darmwandschicht betroffen sind. Typisch für Morbus Crohn ist
die punktuelle Ausbreitung über den Verdauungstrakt unterbrochen von gesunden Abschnitten
des Darms (siehe Abbildung rechte Seite unten).
In der Regel tritt Morbus Crohn in Schüben
auf. Phasen, in denen die Erkrankung aktiv ist,
wechseln sich mit beschwerdefreien Zeiten ab.
Da Morbus Crohn chronisch ist, kann er nicht
geheilt werden. Er ist jedoch gut behandelbar,
sodass Menschen mit Morbus Crohn in vielen
Fällen ein weitgehend beschwerdefreies Leben
führen können. Abhängig davon, wie stark die
Erkrankung ausgeprägt ist, unterscheidet man
zwischen einem leichten, milden und schweren
Verlauf. Bei den meisten Menschen mit Morbus
Crohn nimmt die Schwere der Erkrankung
über die Jahre hinweg ab.
Morbus Crohn …
… ist nach dem US-Amerikaner Burrill Bernard
Crohn benannt, der die Erkrankung 1932 als einer
der ersten Mediziner als eigenständiges Krankheitsbild beschrieben hat. „Morbus“ ist das
lateinische Wort für Krankheit.
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Entzündung der Darmwand
Darmhohlraum
Einriss (Fissur)
Schleimhaut
(Mukosa)
Bindegewebe mit
Blutgefäßen
(Submukosa)
Fistel
Ansammlung von
Entzündungszellen
Muskelschicht
Äußerste Gewebeschicht
Entzündung
Morbus Crohn kann sich im Verlauf
unterschiedlich entwickeln:
• Bei 40 bis 55 % der Menschen mit
Morbus Crohn sind der Dünn- und
Dickdarm betroffen.
• 30 bis 40 % der Erkrankungen zeigen
einen ausschließlichen Befall des
Dünndarms.
• Bei 15 bis 25 % ist nur der Dickdarm
betroffen.
• Unterschiedliche Komplikationen,
z. B. Fisteln oder eine Verengung
des Darmhohlraums, können im
Verlauf der Erkrankung auftreten.
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Jeder k ann betroffen sein
In Österreich sind etwa 80 000 Menschen von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
betroffen. An Morbus Crohn kann grundsätzlich jeder Mensch in jedem Alter erkranken. Männer
und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung
tritt meistens zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr auf. Darüber hinaus lässt sich für die
Häufigkeit von Morbus Crohn ein „Nord-SüdGefälle“ beobachten: In nordeuropäischen
Ländern wie auch Nordamerika
erkranken mehr Menschen als in
Südeuropa, Südamerika oder Asien
und Afrika. Dies weist darauf hin,
dass ein westlicher Lebensstil das
Risiko für Morbus Crohn erhöht.
Ursache unbek annt
Die genaue Ursache von Morbus Crohn ist bis heute nicht abschließend geklärt. Wissenschaftler
gehen davon aus, dass es keinen einzelnen Auslöser gibt, sondern unterschiedliche Faktoren
an der Entstehung beteiligt sind. Zu den Umwelteinflüssen, die Morbus Crohn begünstigen
können, gehören z. B. Infekte, Nahrungsbestandteile oder das Rauchen. Ein weiterer Faktor
ist die erbliche Veranlagung. Sind andere Familienmitglieder, z. B. ein Elternteil, an Morbus
Crohn erkrankt, ist die Wahrscheinlichkeit, auch zu erkranken, erhöht. Insgesamt ist dieses
Risiko jedoch als gering einzuschätzen.
Darüber hinaus scheint eine Störung in der Schleimhautbarriere des Darms eine Rolle zu
spielen. Die Darmschleimhaut hat eine wichtige Schutzfunktion. Sie stellt für Bakterien und
andere Keime im Darm ein unüberwindbares Hindernis dar. Bei Menschen mit Morbus Crohn
ist diese Barriere geschwächt. Dadurch kann eine vermehrte Zahl von Bakterien eindringen,
das Immunsystem wird alarmiert und reagiert mit einer Entzündung.
6
Der Botenstoff TNF-alpha hält
die Entzündung in Gang
TNF-alpha-produzierende Zelle
Irrtum des
Immunsystems
Der körpereigene Abwehrmechanismus,
das Immunsystem, erkennt und bekämpft
Eindringlinge wie Viren oder Bakterien. Diese
Abwehrreaktion zeigt sich durch eine Entzündung. Ist der Fremdstoff eliminiert, kommt das
Immunsystem wieder zur Ruhe, die Entzündung
klingt ab. Anders ist dies bei Morbus Crohn:
Hier werden Darmbakterien und andere Stoffe
bekämpft, die normalerweise toleriert werden.
Im Darm entsteht eine dauerhafte Entzündung,
durch die mit der Zeit die Darmschleimhaut
zerstört wird.
Das Immunsystem wird durch unterschiedliche Botenstoffe (Zytokine) gesteuert. Es gibt
Zytokine, die auf diese Weise eine Entzündung
einleiten und aufrechterhalten, sowie solche,
durch die eine Entzündung wieder beendet
wird. Der entzündungsfördernde Botenstoff
Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-alpha)
ist einer der Hauptverantwortlichen für die
Entzündung bei Morbus Crohn (siehe Abbildung rechts).
TNF-alpha
Zu Beginn der Entzündung produzieren bestimmte
Zellen des Immunsystems verstärkt TNF-alpha.
Das löst eine Art Kettenreaktion aus.
TNF-alpha-produzierende Zelle
Bindungsstelle
(Rezeptor)
Zelle
TNF-alpha dockt an Bindungsstellen von bestimmten
Zellen an und löst damit das Signal aus, das den
Entzündungsprozess startet und aufrechterhält.
TNF-alpha-produzierende Zelle
Signal
Signal
Zelle
Das Immunsystem ist aktiviert. Es wird mehr TNFalpha ausgeschüttet, welches die Entzündung weiter
vorantreibt.
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ERKENNEN
T ypische Beschwerden
Wie stark die Beschwerden bei Morbus Crohn sind, ist abhängig davon, wie ausgeprägt die
Entzündung ist und in welchem Ausmaß der Verdauungstrakt betroffen ist. Zu den typischen
Krankheitssymptomen zählen:
• A nhaltender wässriger oder breiiger Durchfall.
• K rampfartige Bauchschmerzen, oft im rechten Unterbauch,
meist 1-2 Stunden nach dem Essen.
• G
ewichtsverlust.
• F
ieber, insbesondere wenn die Erkrankung schwer ausgeprägt ist.
üdigkeit und Abgeschlagenheit.
• M
Wichtig für Menschen mit Morbus Crohn ist es zu wissen, dass Beschwerden auch außerhalb
des Verdauungstraktes auftreten können (siehe Abbildung unten). Alle Symptome außerhalb
des Darms sind behandelbar und sollten von dem entsprechenden Facharzt, z. B. Augenoder Hautarzt, versorgt werden. Darüber hinaus wirkt sich die konsequente und langfristige
Behandlung von Morbus Crohn auch positiv auf Beschwerden außerhalb des Darms aus.
Mögliche Beschwerden
außerhalb des Darms
Augen:
• Entzündung
• G erötete Augen oder auch Schmerzen
können die Folge sein
Haut:
Knochen:
• E
ntzündung des Unterhautfettgewebes,
schmerzende knotige Hautveränderungen
• Hautgeschwür
• Abnahme der Knochendichte (Osteopenie)
• Knochenschwund (Osteoporose)
• K ann auch durch die langfristige Therapie
mit Kortison (Kortikoiden) entstehen oder
verstärkt werden
Leber:
• Entzündung der Gallengänge in der Leber
• Z
eichen einer Entzündung können Juckreiz,
Schmerzen im Oberbauch oder eine
Gelbfärbung der Haut sein
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Gelenke:
• E
ntzündung der Gelenke an der
Wirbelsäule oder an Armen und Beinen
Erkrankungsverl auf nicht vorhersehbar
Wie stark die Entzündung bei Morbus Crohn ist, welche Ausdehnung sie hat sowie die Länge
von Schüben oder beschwerdefreien Zeiten ist unterschiedlich und lässt sich nicht vorhersagen.
Zu den Komplikationen zählen insbesondere Fisteln. Diese röhrenförmigen Verbindungen
können zwischen Darmschlingen, vom Darm zur Haut oder auch zu anderen Organen entstehen. Auch die Bildung von Abszessen, also abgeschlossenen Eiteransammlungen sowie
Verengungen des Darms (Stenosen) gehören zu den möglichen Komplikationen.
Als ich gesagt habe, ich hätte Morbus Crohn, sind die Freunde
aus Angst einen Schritt zurückgewichen. Die dachten, die
Krankheit sei ansteckend! Ich hätte von Anfang an genügend
Information gebraucht, um auf andere zugehen zu können.
Das hat mir anfangs gefehlt. Wenn ich es selbst nicht verstehe, wie soll es dann ein anderer nachvollziehen können?
Simone, 23 Jahre
9
Diagnose: Gespräch, L abor und Koloskopie
Die Beschwerden bei Morbus Crohn variieren, daher ist die Erkrankung nicht immer einfach
zu erkennen. Sie frühzeitig zu diagnostizieren, ist jedoch wichtig, damit von Anfang an eine
optimale Behandlung begonnen werden kann. Um die richtige Diagnose zu stellen und andere
Erkrankungen, z. B. Colitis ulcerosa oder bakterielle Darminfektionen, auszuschließen, werden
stets die Ergebnisse unterschiedlicher Untersuchungen wie ein Puzzle zusammengesetzt. Am
Anfang erfolgen ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt und die körperliche Untersuchung.
Dabei wird z. B. erfragt, ob andere Familienangehörige erkrankt sind oder wann welche Beschwerden begonnen haben. Durch das Abtasten des Bauchs können Druckschmerzen oder
Verhärtungen festgestellt werden und auch der After wird ausgetastet.
Als weiterer Anhaltspunkt für die Diagnose ist die Untersuchung von Blut- und Stuhlproben im
Labor wichtig. Im Blut kann z. B. eine Veränderung von bestimmten Werten das Zeichen für eine
Entzündung im Körper sein: eine erhöhte Konzentration des C-reaktiven Proteins (CRP) und
eine beschleunigte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG). Kommt es infolge von Blutungen
zu einer Blutarmut (Anämie), kann dies auch im Blut festgestellt werden:
Es sind weniger rote Blutkörperchen und zu wenig Eisen vorhanden.
Mit Stuhluntersuchungen (fäkales Calprotectin) können bakterielle
Magen-Darm-Infektionen ausgeschlossen oder die Schwere einer
Entzündung festgestellt werden.
Die Spiegelung des Verdauungstraktes (Endoskopie) ist die wichtigste
Untersuchungsmethode bei Morbus Crohn. Dafür wird ein Endoskop,
ein flexibler Schlauch mit einer winzigen Kamera, über den Mund
oder den Darm in den Körper eingeführt. Es können Rötungen,
Schwellungen oder Verletzungen sowie das Ausmaß der
Entzündung vom behandelnden Arzt erkannt werden.
In der Regel werden auch Gewebeproben entnommen und mikroskopisch untersucht (Biopsie). Bei
Verdacht auf Morbus Crohn (chronischer Durchfall
über 8 Wochen) ist es besonders wichtig, dass
eine Ileokoloskopie durchgeführt wird, d. h. eine
Inspektion des letzten Dünndarmteils (terminales
Ileum), weil gerade zu Beginn eine Entzündung
nur im Ileum nachweisbar ist.
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Wichtig ist, dass Hausärzte informiert sind. Bei
ihnen ist verstärkte Information über Morbus
Crohn besonders relevant, weil sie meistens den
Erstkontakt darstellen. Wenn der Hausarzt nicht
richtig entscheidet, kann der Weg zur Diagnose
sehr lang werden.“
Daniel, 39 Jahre
Es gibt verschiedene Formen der Endoskopie:
• Koloskopie: Dickdarmspiegelung über
den After bis in das Zökum (Blinddarm)
• I leokoloskopie: Dickdarmspiegelung bis zum
letzten Segment des Dünndarms (terminales Ileum)
• Rektoskopie: Spiegelung des Enddarms
• S igmoidoskopie: Spiegelung von Enddarm und
dem benachbarten Teil des Dickdarms (Sigma)
• G astroskopie: Spiegelung des Magens und des
Zwölffingerdarms über den Mund
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Neben der Endoskopie dienen weitere bildgebende Verfahren zur Diagnose. So
können durch Ultraschall Entzündungen des Darms z. B. anhand von Verdickungen
der Darmwand oder Fisteln und Abszesse erkannt werden, leichte Entzündungen
hingegen nicht. Auf Röntgenbildern lassen sich Veränderungen des Darms wie
auch Fisteln oder Stenosen erkennen.
Die bevorzugte Untersuchungsmethode bei Morbus Crohn ist die Magnetresonanztomographie (auch MRT, Kernspintomographie), da sie ohne Strahlen
durchgeführt wird. Sie gibt genaue Auskunft über das Ausmaß eines möglichen
Dünndarmbefalls. Mit MRT lässt sich auf Schnittbildern des menschlichen Körpers
erkennen, welche Bereiche des Darms oder auch umliegender Organe entzündet
sind. Auch durch Computertomographie, einem speziellen Röntgenverfahren,
lassen sich auf Schnittbildern leichte Veränderungen des Darms erkennen.
Endoskopie und MRT spielen die Hauptrolle in der Diagnose des Morbus Crohn.
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behandeln
Therapie: Ziele und Optionen
Es ist wichtig, Morbus Crohn frühzeitig wirksam und anhaltend zu behandeln, um eine vollständige und dauerhafte Abheilung der Schleimhaut des Darms zu erreichen. Denn nur so
können neue Schübe, bleibende Schäden am Darm sowie Komplikationen verhindert und ein
weitgehend normales Leben ohne Einschränkungen der Lebensqualität ermöglicht werden.
Die Wahl der Behandlung erfolgt individuell und orientiert sich an der Schwere der Entzündung, am Befallsmuster und am Krankheitsverlauf. Bei der Therapie lassen sich die Bereiche
Medikamente, Operationen, psychologische Unterstützung und Ernährung unterscheiden.
Diese Behandlungsziele sollten Sie und Ihr Arzt im Blick haben:
•Beschwerdefreiheit durch langfristige Eindämmung der Krankheitsaktivität
• Weitere Ausbreitung der Erkrankung stoppen
• Verhinderung von neuen Schüben
• Vollständige und dauerhafte Abheilung der Darmschleimhaut, um bleibende
Schäden am Darm und Komplikationen aufzuhalten
• Ein weitgehend normales Leben ohne Einschränkung der Lebensqualität mit der
Erkrankung zu ermöglichen
Viele fangen an, nach der Schuld zu suchen.
Das tut weh: Man hat nicht nur dieses
Schicksal, sondern man soll auch noch
selbst schuld daran sein!“
Julia, 34 Jahre
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Medik amentöse Therapie
Aminosalizylate (z. B. Sulfasalazin und Mesalazin), auch 5-ASA-Präparate genannt, wirken
entzündungshemmend und werden bei leichtem Krankheitsverlauf eingesetzt. Sie werden
als Tabletten, Zäpfchen, Schaum oder Einlauf (Klysmen) verabreicht. Aminosalizylate können
im akuten Schub eingesetzt werden sowie danach, um einen erneuten Schub zu verhindern.
Kortikoide (z. B. Prednison oder Budesonid), auch Glukokortikoide genannt, haben eine
stark entzündungshemmende Wirkung, unterdrücken die Reaktion des Immunsystems und
wirken rasch. Sie werden im Entzündungsschub angewendet, sowohl bei geringer, mittlerer
als auch schwerer Krankheitsaktivität. Sie sollten jedoch nicht
dauerhaft eingesetzt werden, da es langfristig zu einer Vielzahl
von Nebenwirkungen im ganzen Körper kommen kann.
Kortikoide können als Tabletten, Injektion bzw. Infusion in
die Vene oder als Einlauf verabreicht werden.
Immunsuppressiva (z. B. Azathioprin oder 6-Mercaptopurin) sind Medikamente, die das
Immunsystem unterdrücken. Sie wirken entzündungshemmend und werden bei mittlerer bis
starker Ausprägung der Erkrankung eingesetzt. Ihre Wirkung tritt erst nach zwei bis sechs
Monaten ein, daher wird diese Zeit häufig zusätzlich mit anderen Medikamenten überbrückt.
Immunsuppressiva werden als Tabletten verabreicht und können auch langfristig eingesetzt
werden, um einen erneuten Schub zu verhindern. Wichtig sind regelmäßige Kontrollunter­
suchungen, da die anhaltende Einnahme mit Nebenwirkungen verbunden sein kann.
Impfschutz nicht vergessen!
Bevor eine Behandlung begonnen werden
kann, die das Immunsystem beeinflusst,
muss überprüft werden, ob ein ausreichender Standardimpfschutz besteht oder ob
Impfungen aufgefrischt werden müssen. Dies trifft sowohl auf
die Therapie mit Immunsuppressiva als auch auf den Einsatz
von Biologika zu.
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Biologika sind biotechnologisch hergestellte Medikamente, die gezielt in den Entzündungsprozess im körpereigenen Abwehrsystem eingreifen. Bei Morbus Crohn werden sogenannte
TNF-alpha-Blocker eingesetzt. Sie hindern den entzündungsfördernden Botenstoff TNF-alpha
daran, das Signal für die Entzündung auszulösen und aufrechtzuerhalten. Der Krankheitsmechanismus wird dadurch unterbrochen und die Entzündung im Verdauungstrakt klingt ab. Die
Wirkung von Biologika setzt in der Regel schnell ein. Sie können durch eine Selbstinjektion
mit einem PEN oder einer Fertigspritze unter die Haut gespritzt (subkutan) oder durch eine
Infusion in die Armvene (intravenös) beim Arzt verabreicht werden. Eingesetzt werden Bio­
logika bei Morbus Crohn, wenn die Erkrankung moderat bis schwer ausgeprägt und aktiv
ist sowie andere Therapien nicht gewirkt haben oder nicht vertragen wurden. Zeigt ein Biologikum Wirkung, kann es langfristig eingesetzt werden, um neue Schübe zu verhindern. Da
durch Biologika auf das Immunsystem eingewirkt wird, kann das Infektionsrisiko erhöht sein.
Vor der Therapie müssen daher bestehende Infektionen, z. B. Tuberkulose oder Hepatitis,
ausgeschlossen werden.
Das Wichtigste ist die Betreuung und
Begleitung in der Anfangsphase, denn
davon hängen viele Folgeprobleme ab.
Evelyn, 28 Jahre
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Operationen
Ist die Erkrankung stark ausgeprägt und lässt sie sich durch die genannten Medikamente
nicht (mehr) eindämmen, kann ein operativer Eingriff nötig werden. Dies kann z. B. durch
die Entfernung betroffener Darmabschnitte erfolgen. Auch bei Komplikationen wie Fisteln,
Abszessen oder Stenosen kann eine Operation helfen. Heilbar ist Morbus Crohn durch
operative Eingriffe nicht, es kann jedoch eine Besserung bestimmter Symptome erreicht
werden. Sehr selten kann eine Notfalloperation notwendig werden, u. a. bei einem Darm­
verschluss oder einem Darmdurchbruch.
Psychologische Unterstützung
Morbus Crohn kann nicht nur körperlich, sondern auch seelisch sehr belastend sein, denn er ist
mit vielen tabuisierten Themen verbunden und kann die Lebensqualität nachhaltig einschränken. Wird das Leben zunehmend von der Erkrankung bestimmt, kann eine psychologische
Unterstützung dabei helfen, positive Strategien zur Krankheitsbewältigung zu aktivieren und
einen besseren Umgang mit der Erkrankung zu erlernen. Kommt es gar zu Depressionen oder
starken Ängsten, sollte in jedem Fall eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen.
„Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit“, diese Tatsache
ist allgemein bekannt. Wer das Rauchen aufgibt, belohnt sich
und sein Wohlbefinden in vielerlei Hinsicht. Entscheidet sich ein
Raucher mit Morbus Crohn für ein rauchfreies Leben, kommen
gleich noch ein paar wesentliche Vorteile dazu. Denn der blaue
Dunst hat einen schlechten Einfluss auf die Erkrankung. So gehört Rauchen zu den Risikofaktoren für die Entstehung von Morbus Crohn und auch der Krankheitsverlauf wird negativ beeinflusst. Bei rauchenden Patienten kommt es zu mehr Schüben,
sie müssen häufiger Medikamente einnehmen und die Lebensqualität ist fühlbar eingeschränkt. Damit bietet ein Rauchstopp
die Möglichkeit, selbst etwas zu tun, um den Krankheitsverlauf
positiv zu gestalten und Komplikationen zu vermeiden!
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Die Rolle der Ernährung
Eine „Morbus-Crohn-Diät“ gibt es nicht. In der schubfreien Zeit wird eine ausgewogene und
abwechslungsreiche Ernährung unter Berücksichtigung individueller Unverträglichkeiten
empfohlen. Während des Schubs oder bei Komplikationen muss die Ernährung meist individuell angepasst werden, um z. B. Untergewicht oder eine Mangelernährung zu vermeiden.
Trinknahrung kann die Nährstoffaufnahme unterstützen. In seltenen Fällen kann auch eine
künstliche Ernährung, über eine Dünndarm- oder Magensonde (enterale Ernährung) bzw.
über Infusionen (parenterale Ernährung), notwendig sein.
10 Ernährungstipps: Essen und Trinken mit Genuss
1. Es gibt keine CED-Diät!
Mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung und Berücksichtigung der individuellen Unverträglichkeiten tragen Sie jedoch wesentlich zu Ihrem allgemeinen
Wohlbefinden bei.
2. Erlaubt ist, was bekommt!
Finden Sie heraus, was Ihnen guttut und optimieren Sie danach Ihre Ernährung.
Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Kost ist dafür die Grundlage.
Mit einem Ernährungstagebuch finden Sie heraus, ob es Lebensmittel
gibt, die Sie individuell nicht vertragen.
3. Selbst ist der Koch!
Nur wenn Sie Speisen selbst zubereiten, wissen Sie genau, welche
guten und frischen Lebensmittel in Ihrem Essen stecken. Sie
gehen damit auch verstecktem Fett und Zucker, wie sie sich in
vielen fertigen Lebensmitteln verbergen, aus dem Weg.
4. Abwechslungsreiche Kost!
Sie können aus einer unglaublichen Vielfalt von unterschiedlichen
Lebensmitteln wählen. Schöpfen Sie dieses Angebot voll aus. So
wird Ihr Essen niemals langweilig, und Sie versorgen Ihren Körper mit
allen wichtigen Nährstoffen.
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5. Schonende Zubereitung!
Nicht nur auf die Auswahl von Lebensmitteln kommt es an –
schenken Sie auch der Zubereitung das nötige Augenmerk.
Wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine können bei langer starker
Hitzeeinwirkung leicht verloren gehen. Also besser dünsten
als braten oder frittieren.
6. Verbieten ist verboten!
Bei allen Anregungen und Empfehlungen für die Ernährung sollten Sie eines nicht vergessen: Genuss und Freude am Essen und Trinken stehen an erster Stelle. Gesunde
Ernährung muss schmecken, und manchmal gehören dazu auch Lebensmittel, die nicht
in großem Umfang konsumiert werden sollten. Genießen Sie diese maßvoll und bewusst.
7. Der Natur den Vortritt lassen!
Versorgen Sie sich und Ihren Körper lieber mit frischem Obst und Gemüse als mit Vitaminpräparaten oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln. Denn: Obst und Gemüse
sättigen nicht nur, die Natur bietet auch Vitamine, Spurenelemente oder Mineralstoffe
oft in einer Form an, die bestmöglich vom Körper aufgenommen werden kann.
8. Faserarme Kost bei Stenosen!
Bei Stenosen (Engstellen) ist es wichtig, dass man mittels einer faserarmen Ernährung
der Gefahr einer Obstruktion (Verstopfung) entgegenwirkt. Auf schwer verdauliche
Speisen und faserreiche Lebensmittel (z.B. Spargel, Fenchel, Blattspinat, Ananas,
Nüsse) sollte dann verzichtet und Obst sowie Gemüse besser geschält werden.
9. In Ruhe genießen!
Nicht nur was, auch wie wir essen, spielt eine Rolle. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mahlzeiten, genießen Sie Ihr Essen bewusst und schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre.
10. Trinken ist die Basis der Ernährung!
Ob die Krankheit aktiv ist oder nicht, denken Sie in jedem Fall daran, Ihren Körper mit
ausreichend Flüssigkeit zu versorgen.
Mehr zum Thema Ernährung bei CED finden
Sie in der aktuellen Ernährungsbroschüre
der ÖMCCV. Zu bestellen unter:
ÖMCCV
Obere Augartenstraße 26-28, 1020 Wien
Tel. und Fax: +43 1 333 06 33
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INFORMIEREN
Ansprechpartner und weitere Informationen
Österreichische Morbus Crohn-Colitis ulcerosa Vereinigung (ÖMCCV)
Die ÖMCCV ist die nationale Interessen­vertretung für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Sie setzt sich für mehr Aufmerksamkeit, Aufklärung
und Verständnis in der Öffentlichkeit ein und bietet Informationen, Unterstützung und
Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen. Die ÖMCCV verfügt über Spezialgruppen für Kinder und Jugendliche, für Menschen mit Pouch und für Stomaträger sowie
Zweigstellen in allen neun Bundesländern.
www.oemccv.at
Österreichische ILCO – Stoma-Dachverband
Die Österreichische Vereinigung für Ileostomie, Colostomie und Urostomie ist die Selbsthilfeorganisation für Stomaträger. Sie bietet Informationen und Hilfestellungen sowie
Kontakt zu anderen Betroffenen, da sie über Landes- bzw. Regionalstellen sowie eine
„Junge-ILCO“ verfügt.
www.ilco.at
Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH)
Die ÖGGH, ein Verband von Fachärzten, beschäftigt sich in einer ihrer Arbeitsgruppen
mit den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.
www.oeggh.at
Abbott Care
Wenn diese Broschüre Ihr Interesse an weiteren Informationen rund um das Thema chronisch-entzündliche
Darmerkrankungen geweckt hat, besuchen Sie
uns auch im Internet. Hier finden Sie viele Informationen zu den Krankheitsbildern sowie zu
weiteren Themen wie Ernährung, Reise, Sport
und Bewegung oder Stressbewältigung.
www.abbott-care.at
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Abbott Care Austria
Das Patientenservice-Programm – Unterstützung im Leben mit der Erkrankung
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Erkrankung hinaus!
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Kostenfreie Rufnummer: 0800 588 80 31
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