Special regenerative Energien anlage nur bei abgedeckten Kollektoren durchgeführt werden. Die weitere Vorgehensweise kann dann wie folgt aussehen: ∑ Sichtprüfung der Kollektoren, ∑ Wärmedämmung der Rohrleitungen prüfen, ∑ Sicherheitseinrichtungen auf Funktion und Anlagendruck prüfen, ∑ Solaranlage entlüften, ∑ Frostschutztemperatur und pH-Wert des Wärmeträgermediums prüfen, ∑ elektrische Anschlüsse prüfen, ∑ Schaltfunktionen der Solarregelung prüfen, ∑ Umwälzpumpen und Durchflussmenge prüfen. Wartung von thermischen Solaranlagen Sichtprüfung der Kollektoren Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Rogatty* Thermische Solaranlagen zur Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung ­stellen eine etablierte, ausgereifte und zuverlässige Technik dar. Stammen Solaranlage und konventionelle Heiztechnik von einem Komplettanbieter, so ist zudem das problemlose Zusammenspiel der unterschiedlichen Anlagenkomponenten gewährleistet. Wie alle technischen Systeme, so bedürfen aber auch Solaranlagen für einen dauerhaft störungsfreien und sicheren Betrieb der regelmäßigen Wartung. G *) Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Rogatty, Viessmann Werke GmbH, Allendorf 52 rundsätzlich sind für die Wartung von thermischen Solaranlagen die Vorgaben der jeweiligen Hersteller in den mitgelieferten Bedienungs- und Serviceanleitungen zu beachten. Sinnvollerweise sollte eine Solaranlage im Zuge der jährlich stattfindenden Wartung der Heizungsanlage von qualifiziertem Fachpersonal inspiziert werden. Da der Frostund Korrosionsschutz für die Betriebssicherheit der Anlage von besonderer Bedeutung ist, empfiehlt es sich, auch den Zustand des Wärmeträgermediums (Wasser-GlykolGemisch) einmal pro Jahr zu überprüfen. Vorgehensweise Zur Wartung ist die Anlage außer Betrieb zu nehmen. Um Geräteschäden zu vermeiden, sollten jegliche Arbeiten an den Bauteilen der Solar- Sonnenkollektoren sind im Allgemeinen gemäß DIN EN 12975-2 auf ihre Belastbarkeit geprüft. So widerstehen solche Kollektoren allen in unseren Breiten üblicherweise auftretenden Wettereinflüssen wie Hagelschlag, Sturm und Schneelasten. Trotzdem können durch besonders extreme Naturereignisse Schäden verursacht werden, etwa durch Orkanböen, die auch schwerere Gegenstände (Dachziegel, dickere Äste usw.) umher fliegen lassen. Flachkollektoren sollten deshalb auf Defekte an der Glasabdeckung und dem Kollektorgehäuse, Vakuum-Röh- ∂ Bild 1: Sichtkontrolle von Vakuum-Röhrenkollektoren. IKZ-Haustechnik · Heft 12 /2007 Special regenerative Energien ∂ Bild 2: Vakuum-Röhren aus Borosilikatglas gewährleisten ein dauerhaft wärmedämmendes Vakuum und lange Nutzungsdauer. renkollektoren auf Schäden an den Glasröhren und dem Sammlergehäuse untersucht werden. Undichte VakuumRöhren lassen sich u. a. daran erkennen, dass ihre Oberfläche spürbar wärmer ist als die der intakten Röhren im gleichen Kollektor, da bei ihnen das wärmedämmende Vakuum nicht mehr vorhanden ist (Bilder 1 und 2). Weitere Prüfpunkte bei den Kollektoren sind ihre sichere Befestigung auf dem Dach bzw. auf der Unterkonstruktion, die Dichtheit aller Anschlüsse und der korrekte, feste Sitz des Temperatursensors am Kollektor. Gegebenenfalls sollten bei starker Verschmutzung der Solarglasabdeckung bzw. der Vakuum-Röhren die Kollektoren mit Wasser gereinigt werden. Wärmedämmung der Rohrleitungen Die Wärmedämmung der Rohrleitungen soll Wärmeverluste auf dem Weg vom Kollektor zum Solarspeicher verhindern. Sie muss wegen der in Solaranlagen auftretenden hohen Temperaturen besonders temperaturbeständig sein. Bei Rohrleitungen im Außenbereich – eine fachgerechte Ausführung vorausgesetzt – ist sie zudem UV- Heft 12 /2007 · IKZ-Haustechnik strahlungsbeständig und gegen Kleintierverbiss und Vogelfraß, zum Beispiel durch eine Metallummantelung, geschützt. Um die volle Wirkung der Wärmedämmung dauerhaft zu gewährleisten, müssen sämtliche Rohrleitungen auf Beschädigungen und den korrekten Sitz der Dämmung untersucht werden. Beschädigte Abschnitte sind auszutauschen, schlecht sitzende Dämmungen nachzurichten. Im Rahmen dieser Arbeiten können auch die Rohrleitungsanschlüsse am Speicher-Wassererwärmer bzw. am Heizwasser-Pufferspeicher auf Dichtigkeit untersucht und der Speichertemperatursensor am Speicherbehälter auf korrekten Sitz geprüft werden. Bei SpeicherWassererwärmern mit Opferoder Fremdstromanode sollte auch die Anode kontrolliert und gegebenenfalls erneuert werden. Sicherheitseinrichtungen Das Wasser-Glykol-Gemisch dehnt sich mit zunehmender Temperatur aus und verdampft gegebenenfalls bei Anlagenstillstand (Stagnati- on). Im Kollektorkreis ist deshalb ein Membran-Ausdehnungsgefäß (MAG) integriert, das sowohl die Wärmeausdehnung der Wärmeträgerflüssigkeit als auch das während einer Stagnationsphase entstehende Dampfvolumen aufnimmt – bevor das Sicherheitsventil anspricht und Flüssigkeit austreten kann. ∂ Bild 3: Solar-Ausdehnungsgefäß mit Absperrventil und Befestigung. Ausdehnungsgefäß (Bild 3) und Sicherheitsventil – diese für die Sicherheit der Anlage wichtigen Bauteile – sind bei einer Wartung auf ihre Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Dabei kommt der Kontrolle des Anlagendrucks und des Vordrucks im Membran- 53 Special regenerative Energien ∂ Bild 4: Station zum schnellen und sauberen Befüllen von Solaranlagen. Ausdehnungsgefäß besondere Bedeutung zu. Sind der MAG-Vordruck und der Systemdruck nicht richtig eingestellt, kann es u. a. bei einer Volumenverringerung (zum Beispiel durch den abendlichen Temperaturrückgang bei Sonnenuntergang) durch Unterdruck zu Lufteintritt in den Kollektorkreis kommen. Zur Überprüfung und Korrektur des MAG-Vordrucks und des Anlagendrucks kann folgendermaßen vorgegangen werden (hängt aber auch vom jeweiligen Systemlieferanten ab): 1. Anlage so weit entleeren, bis das Manometer „0“ anzeigt bzw. das Kappenventil am MAG schließen und den Druck abbauen. 2. Ist der Vordruck des MAGs niedriger als der Sollwert, ist so viel Stickstoff nachzufüllen, bis der Vordruck gleich dem Sollwert ∂ Bild 5: ­ andre­fraktometer H zur Bestimmung der Frostschutztem­peratur des Wärmeträger­ mediums. 54 ist. Der Vordruck-Sollwert kann nach folgender Größengleichung errechnet werden: pst = 1,0 bar + 0,1 · statische Höhe in m (statische Höhe = vertikaler Abstand zwischen Kollektor­ oberkante und Ausdehnungsgefäß). 3. Anschließend ist im Kollektorkreis Wärmeträgermedium nachzufüllen, bis der Anlagendruck 0,3 bis 0,5 bar höher als der Vordruck-Sollwert des MAGs ist. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass ausschließlich das vom Hersteller vorgesehene Wärmeträgermedium nachgefüllt wird. Das Zumischen von Wasser setzt den Frostschutz herab, während das Zumischen anderer Wärmeträgerflüssigkeiten die Eigenschaften des Wärmeträgermediums, zum Beispiel den Korrosi- ∂ Bild 6: Solar-Prüfkoffer mit allen für die Prüfung von Solaranlagen ­erforderlichen Instrumenten. onsschutz, beeinträchtigen. Die Sicherheitswasservorlage im MAG soll 0,5 % des Flüssigkeitsinhaltes der gesam­ ten Solaranlage (Kollektoren, Rohrleitungen, Wärmetauscher im Speicher-Wassererwärmer), jedoch mindestens 3 l betragen. Mit einer Befüllstation kann die Solaranlage schnell und einfach wieder befüllt werden. Dazu verfügen solche Arbeitshilfen (Bild 4) über eine Impellerpumpe, die bis zu 30 l/min. fördert und einen maximalen Betriebsdruck von 4 bar erzeugen kann. Solaranlage entlüften Nach dem Befüllen muss der Entlüfter geöffnet werden, damit die eingedrungene Luft aus der Solaranlage entweichen kann. Um die Umwälzpumpe zu entlüften, muss diese auf die höchste Stufe eingestellt und mehrmals ein- und ausgeschaltet werden. Die Entlüftung muss so lange wiederholt werden, bis der Schwimmer in der Durchflussanzeige bei laufender Pumpe eine konstante Position einnimmt. Anschließend die erforderliche Durchfluss- menge über die Leistungsstufe der Umwälzpumpe einstellen. Entlüfter anschließend absperren. Frostschutztemperatur und pH-Wert Das Glykol im Wärmeträgermedium dient unter anderem dazu, den Gefrierpunkt herabzusetzen, um das Einfrieren der Solaranlage zu verhindern. Üblicherweise sind Solaranlagen mit vorschriftsmäßigem Wärmeträgermedium bis -28 °C frostsicher. Glykol ist ein organisches Produkt und unterliegt damit einem natürlichen Alterungsprozess. Abhängig von verschiedenen Einflussfaktoren wie Temperatur und Häufigkeit von Stagnationsphasen finden chemische Prozesse statt, die u. a. zu einer Verringerung des pH-Wertes führen. Wenn zusätzlich Luftsauerstoff in das System gelangt, wird der Alterungsprozess unter Umständen beschleunigt. Deshalb sollte das Wärmeträgermedium jährlich geprüft werden. Der Säuregehalt lässt sich schnell und einfach mit einem pH-Streifen prüfen, der IKZ-Haustechnik · Heft 12 /2007 Special regenerative Energien sich nach kurzem Eintauchen in das Wärmeträgermedium je nach pH-Wert verfärbt. Anschließend kann anhand einer Skala der pH-Wert abgelesen werden. Bei Werten unter 7,5 sollte die Anlage mit neuer Wärmeträgerflüssigkeit befüllt werden. Für die Bestimmung der Frostschutztemperatur wird ein Refraktometer genutzt. Dazu werden ein bis zwei Tropfen des Wärmeträgermediums auf die Prismenoberfläche eines Handrefraktometers gegeben. Anschließend kann auf einer Skala die aktuelle Frostschutztemperatur abgelesen werden (Bild 5). Elektrische Anschlüsse Vor der Wiederinbetriebnahme der Solaranlage soll- ∂ Bild 7: Moderne digitale Solar­ regelungen koordinieren die ­Zusammenarbeit der verschiedenen Anlagenkomponenten. ten alle elektrischen Steckverbindungen und Leitungsdurchführungen auf festen Sitz geprüft und elektrische Leitungen auf eventuelle Beschädigungen untersucht werden. Ist die Anlage wieder in Betrieb gesetzt, können die elektrischen Anschlüsse von Komponenten wie zum Beispiel Temperatursensoren mit einem Multimeter überprüft werden. Multimeter sowie die zuvor erwähnten pH-Streifen und Handrefraktometer sind Bestandteile von Solar-Prüfkoffern (Bild 6). Sie enthalten alle für die Prüfung und Wartung von solarthermischen Anlagen erforderlichen Geräte und Utensilien. Dazu gehören auch ein Manometer, ein Messglas für Proben, Entlüftungsschlüssel und Prüfplaketten. Solar-Prüfkoffer stellen somit eine praktische Arbeitshilfe dar. Schaltfunktionen Ein hochwertiger Sonnenkollektor allein garantiert noch keinen maximalen Ener­ gieertrag. Bei Solaranlagen kommt es auf eine Systemlösung an, bei der alle Komponenten genau aufeinander abgestimmt sind. Besondere Bedeutung hat in diesem System die elektronische Regelung, die das Zusammenspiel der verschiedenen Bestandteile koordiniert. Die Digitaltechnik ermöglicht es, die unterschiedlichen Wärmequellen wie Kessel und Solaranlage optimal aufeinander abzustimmen. Dabei wird der kostenlosen Sonnenenergie Priorität eingeräumt und so der Energieverbrauch des Heizkessels reduziert. Dazu kann eine zeitgemäße Solarregelung über einen Datenbus mit der digitalen Regelung des Heizkessels kommunizieren (Bild 7). Solarregelungen arbeiten nach dem Prinzip der Temperaturdifferenzmessung. Dabei werden die Temperaturen am Kollektorausgang und im Speicher gemessen und miteinander verglichen. Steigt die Temperaturdifferenz zwischen den beiden Messstellen über einen eingestellten Wert, beispielsweise 8 K, schaltet die Solarregelung die Umwälzpumpe zur solaren Speicherbeladung ein. Fällt sie unter einen bestimmten Wert, wird die Pumpe wieder ausgeschaltet. Die Werte für Ein- und Ausschalttemperaturen müssen individuell an die jeweilige Anlage in Abhängigkeit von Kollektorfläche, Rohrleitungslänge und Speicher Heft 12 /2007 · IKZ-Haustechnik angepasst werden. Beispielsweise kann man bei großen Entfernungen zwischen Kollektor und Speicher eine Temperaturdifferenz von 12 K einstellen, bei besonders kurzen Rohrleitungslängen eher 6 K. Zur Prüfung der Schaltfunktionen sind die dazugehörige Serviceanleitung sowie das Inbetriebnahmeprotokoll bzw. frühere Serviceprotokolle zu beachten. Bei der Kontrolle der Einstellungen sollten die im Display angezeigten Werte, zum Beispiel für die Temperaturen der Kollektor- und Speichersensoren, auf Plausibilität geprüft werden. Umwälzpumpen und Durchflussmenge Umwälzpumpe, Durchflussregulierventil und Rückschlagventile sind üblicherweise in einer Solarstation zusammengefasst. Nach der Wiederinbetriebnahme sollten diese Bauteile noch einmal einer Kontrolle unterzogen werden. Ist die Pumpe richtig eingestellt und vollständig entlüftet? Eine richtig entlüftete Umwälzpumpe läuft nahezu geräuschlos. Auch die Durchflussmenge sollte noch einmal kon­trolliert und gegebenenfalls nachjustiert werden. Zu guter Letzt Analog zum Inbetriebnahmeprotokoll sollten auch bei der Wartung einer Solaranlage die durchgeführten Arbeiten notiert und die überprüften Anlagendaten in einem Wartungsprotokoll festgehalten werden. Darüber hinaus kann eine gut sichtbar angebrachte Prüfplakette den Anlagenbetreiber an den nächsten Wartungstermin erinnern. ∂ B i l d e r : Viessmann Werke GmbH, Allendorf @ Internetinformationen: www.viessmann.com So erreichen Sie die Redaktion Chef-Redakteur: Markus Sironi Tel.: 02931 8900-46 E-Mail: [email protected] Stv. Chef-Redakteur: Detlev Knecht Tel.: 02931 8900-40 E-Mail: [email protected] Redakteur: Markus Münzfeld Tel.: 02931 8900-43 E-Mail: [email protected] Anschrift: STROBEL-VERLAG GmbH & Co. KG Postfach 5654 59806 Arnsberg Fax: 02931 8900-48 55