Sonnige Zukunft oder fossiler Untergang? Am Donnerstag, 22.9.2005 fand der erste Pinkafelder Solarstammtisch statt. Prof. Rudolf Jauschowetz, selbst ein Vorkämpfer der Erneuerbaren Energie, hatte drei ausgewiesene Experten der Alternativenergie für einen Vortrag ins Gasthaus Szemes gewinnen können. Unter den über 40 Besuchern befanden sich auch LAbg. Andrea Gottweis, LAbg. Joško Vlasich und Bgm. Kurt Maczek, der den 1. Pinkafelder Stammtisch offiziell eröffnete. Krieg und Öl oder Sonne und Frieden Einer der Vortragenden, Univ.-Prof. August RAGGAM von der TU Graz sagte, dass es höchst an der Zeit sei, die Alternativen zu Öl und Gas, die es bereits gibt, zu nützen: Solaranlagen zur Warmwasserbereitung, Hackschnitzel zum Heizen und Photovoltaik für die Stromerzeugung. Er strich hervor, dass jeder Einzelne heute die Chance hat, sich aus der Abhängigkeit von Energiekonzernen zu befreien. Wer sich von Öl und Gas lossagt, der trägt dazu bei, dass keine Kriege um diese Stoffe geführt werden. Das Argument der Ölkonzerne, Energie auf Kohlenstoffbasis sei zur Genüge vorhanden, man müsse nur die Fördermethoden weiterentwickeln, wischt er gekonnt beiseite: Die Kohlenstoff-Einlagerungen, die heute in der Erdkruste vorkommen, wurden vor Millionen Jahren gebildet. Das damals reichlich in der Atmosphäre enthaltene CO2 wurde in C, also Kohlenstoff und O2 (Sauerstoff), den es damals in der Atmosphäre noch nicht gab, aufgespalten. Würde man nur 4% dieses Kohlenstoffs nun wirklich verbrennen, wäre der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt und es gäbe keinen Sauerstoff mehr. Wir würden alle ganz einfach ersticken. Mehr Mut der politischen Entscheidungsträger Ein Vorzeigeprojekt aus dem Südburgenland präsentierte Ing. Werner RAUSCHER: In der Stadt Güssing ist es einigen Vordenkern - Rauscher ist einer davon - gelungen, ein Projekt auf die Beine zu stellen, das europaweit seines gleichen sucht: Innerhalb von nur drei Jahren wurde ganz Güssing zu einer energieautarken Stadt. Es gibt heute keine energiebedingten Devisenabflüsse aus dieser ohnedies nicht übermäßig wohlhabenden Region mehr. Für die politischen Entscheidungsträger sollte die Tatsache, dass Österreich heute Benzin, Diesel und Heizöl um acht Mrd. € importiert, Auftrag zum Handeln sein. Für die Politiker hat Rauscher auch einen Rat: Um z.B. als Bürgermeister Arbeitsplätze in den Ort zu bekommen, genügt es heute nicht, einem Unternehmen nur die Infrastruktur und die Grundstücke zur Verfügung zu stellen. Noch wichtiger ist es für Firmen heute, zu garantierten Preisen Energie einkaufen zu können. Genau das ist das Erfolgsrezept von Güssing: 400 Arbeitsplätze konnten dort alleine durch die Ansiedlung von zwei Parkettherstellern auf einen Schlag geschaffen werden. Es wurden 1000 Arbeitsplätze in 10 Jahren neu geschaffen. Wissenschafter aus Wien und Graz arbeiten an Forschungs –und Entwicklungsprojekten, auch durch langfristige Lieferverträge haben die Bauern der Gegend wieder eine Perspektive für die Zukunft. Mittlerweile genießt das Projekt aber darüber hinaus schon weltweiten Ruhm: Automobilkonzerne, Wissenschaftler und Touristen aus aller Welt pilgern heute in das Europäische Zentrum für Erneuerbare Energie nach Güssing. Wo ein Wille, da ein Weg Als geradezu absurd bezeichnet RAUSCHER das Argument von Atom,- Öl,- und Gas-Lobbyisten, dass Erneuerbare Energie ohne Subventionen nicht konkurrenzfähig sei, wo doch dieselben Leute Subventionen für ihre eigenen Produkte über Jahrzehnte ungeniert einkassiert haben und auch heute noch einkassieren. Man denke z.B. an den Kohlepfennig in Deutschland oder an das EURATOM-Programm der EU von heute. Außerdem darf man nicht vergessen, dass sich die Menschen in unseren östlichen Nachbarländern schon heute nicht einmal mehr das nötige Heizmaterial leisten können, weil das Lohnniveau dort um ein Vielfaches niedriger ist als bei uns, die Rohstoffpreise aber am internationalen Markt festgelegt werden. Wenn Österreich seine Technologieführerschaft weiter ausbaut, werden Biomassekessel, Solaranlage und Co zu einem Exportschlager werden, was sie teilweise auch schon heute sind. Über hohe Benzinpreise lachen Besonderes Interesse, vor allem bei den anwesenden Bauern, weckte der Landwirt Wolfgang LÖSER. Er stellte seinen energieautarken Bauernhof vor: Auf dem im Weinviertel gelegenen Gehöft wird weit mehr Energie erzeugt als verbraucht. Geheizt wird mit einem Hackschnitzelanlage und der Abwärme aus einem Blockheizkraftwerk, das mit Pflanzenöl läuft und Strom ins Netz einspeist. Elektrische Energie wird außerdem von der Photovoltaikanlage am Dach erzeugt. Auch seine Fahrzeuge, zwei Traktoren und zwei VW Golf, betreibt der gelernte Mechanikermeister nach leichter Adaptierung mit reinem Pflanzenöl - selbstverständlich aus eigener Produktion. Der Landwirt ist tot - es lebe der Energiewirt Herr LÖSER, er nennt sich selbst Energiewirt, betont weiters, dass er durch die Umstellung auf Eigenenergieversorgung viele Probleme nicht hat, die heute in vielen Fällen ein Überleben in der Landwirtschaft fast unmöglich machen. Und das alles hat er mit einfachsten Mitteln und aus eigener Kraft erreicht. Noch dazu: Herr Löser hat das Projekt praktisch ohne Subventionen aufgebaut. Es liegt in unserer Hand Das Credo der Veranstaltung: Wenn wir heute beginnen, auf erneuerbare Energie umzusteigen, werden sofort Tausende Arbeitsplätze in Österreich geschaffen. Außerdem entziehen wir uns der Gefahr, nicht mehr Auto fahren und Heizen zu können, weil wir uns die Energieimporte nicht mehr leisten können oder weil uns andere Länder einfach kein Öl mehr übriglassen. Dass dabei auch noch die Umwelt geschont wird, das ist dann zumindest als angenehmer Nebeneffekt zu werten. (D. Wertz) Für nähere Infos, auch Kontaktaufnahme mit den Vortragenden über: [email protected] Sonnige Zukunft oder fossiler Untergang? Unter dem Titel „Eine energieautarke Gemeinde in einer fossilen Region schafft Arbeitsplätze“ trafen am Donnerstag, 22.9.2005 über 40 Leute im Gasthaus Szemes zum ersten Pinkafelder Solarstammtisch zusammen. Prof. Rudolf Jauschowetz, der Organisator der Veranstaltung, hatte einen Vertreter des Europäischen Zentrums für Erneuerbare Energie aus der energieautarken Gemeinde Güssing Herrn Ing. W. RAUSCHER zu einem Kurzreferat eingeladen. In Güssing wird heute nur noch Energie aus der eigenen Region eingesetzt. Die Wertschöpfung bleibt, wo sie sein soll: Im eigenen Bezirk. Innerhalb von 10 Jahren wurden so zusätzliche 1000 Arbeitsplätze im Bezirk geschaffen, und dies ohne Autobahn und Eisenbahnanschluss und ohne Ferngasleitung. Ein Vorzeigeobjekt. Ein weiterer Gast, ein „Energiewirt“ aus dem Weinviertel, Herr LÖSER der seinen ganzen landwirtschaftlichen Betrieb auf Energie aus eigenem Anbau umgestellt hatte, berichtete davon, wie ein solcher Umstieg für jeden Landwirt heute mit relativ einfachen Mitteln auch ohne Förderungen möglich ist. Unabhängigkeit von Erdöl und Erdgas forderte auch der dritte Vortragende, Univ.-Prof. August RAGGAM von der TU Graz. Er erinnerte an die schweren Umweltkatastrophen in den USA und stellte einen Zusammenhang zwischen solchen Auswirkungen und einer Landwirtschaft her, die sich nicht am Prinzip der Nachhaltigkeit orientiert. Der Aufbau einer Humusschicht führt zur Reduktion des CO2 –Gehaltes, ein Fehlen desselben führt zu den Unwetterkatastrophen. Er bewies, dass diese von Menschen verursacht werden. Die profunden Kenner der Alternativenergie stimmten darin überein, dass es heute aus ökologischer, aber vor allem auch aus ökonomischer Sicht höchst an der Zeit ist, das ganze Land auf Erneuerbare Energie umzustellen. Nicht auf die anderen warten, sondern selbst in seinem Wirkungsbereich handeln, wurde empfohlen. Keine Arbeitslosen, keine weiteren Kriege und Sicherheit für ganz Europa wären die Folgen. Der nächste SOLARSTAMMTISCH findet am 21.10. statt. Infos: www.solarzentrum .at oder 03357 427 91 D. Wertz