IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN Grundlagen zur Psychosomatik Psychosomatik klingt für viele etwas gefährlich, weil Menschen beim Wort „Psyche“ meist sofort an eine Geistesstörung oder verrückte Menschen denken. Dabei ist es vollkommen normal, dass man psychosomatische Reaktionen zeigt und das an jedem Tag. Unangenehm wird es nur dann, wenn Beschwerden nicht mehr verschwinden oder sich immer wieder melden. Nachstehende Erklärungsmodelle beruhen auf einer fünfzehnjährigen Erfahrung in der Begleitung und einer eigenen zehnjährigen leidvollen Betroffenheit. Warum kann „psychosomatisch“ nicht genau erklärt werden? Es ist bis heute nicht gelungen, die genauen Zusammenhänge zwischen Psyche (Geist) und Soma (Körper) zu entschlüsseln, also kann man von einer psychosomatischen Erkrankung an und für sich nicht sprechen. Man erkennt das genaue Zusammenwirken Körper und Seele noch nicht, da es viel zu viele Einflüsse und verschieden Ursachen gibt, die bei einer Beschwerde wirksam werden. Man weiß aber aus Studien, dass - wenn man psycho-soziale Aspekte in die Begleitung mit einbringt - der Betroffene schneller gesund wird. Heute noch braucht ein Mensch ca. sieben Jahre bis er in ein Krankenhaus kommt, wo sein psychosomatisches Problem behandelt wird. Warum? Viele praktische Ärzte sind nicht dementsprechend ausgebildet worden oder haben einfach keine Zeit, sich mit dem Patienten intensiv auseinanderzusetzen. Privatkliniken und Gesundheitsinstitute boomen, weil sich dort der Arzt oder der Berater mehr Zeit für Menschen mit Beschwerden nimmt. Im normalen Krankenhausbereich gibt es fast nirgends einen Raum für ein ruhiges ArztKlienten-Gespräch und wenn, dann ist man oft nicht ungestört. Untersuchungen zeigen, dass im Normalfall pro Tag weniger als eine Minute Zeit für ein Patientengespräch ist. Genau das ist der Grund, dass eine wertschätzende Begleitung durch einen Lebensberater oder Therapeuten sehr sinnvoll sein kann. Dieser kann sich wesentlich intensiver mit dem Klienten und dessen Themen im geschützten Rahmen auseinanderzusetzen. Viele kennen im Krankenhaus den berühmten Satz: „Ich kann nicht schlafen!“ Das kommt oft daher, da dies für den Patienten oft die einzige Möglichkeit ist, sich mitzuteilen. Er traut sich einfach nicht zu fragen, ob jemand mit ihm spricht, da er sieht, dass alle soviel Arbeit haben. Pflegekräfte (auch Ärzte) kapseln sich oft ab, sagen ihre Meinung nicht, lassen den Patienten im Glauben, dass sie die „Reparierer“ sind und alle Macht haben, dass der Patient wieder gesund wird. Diese vertrauen dann voll und ganz auf „ihren Arzt“ und setzen selber aktiv keine Handlungen zum Gesund werden. Durch diese selbst auferlegte hohe Verantwortung brennen Ärzte deshalb selber oft aus. Die Verbindung von Psyche und Körper (Soma) wird viel zu oft unterschätzt Die klassische Medizin orientiert sich an räumlich, lokalisierbaren Störungen in einem bestimmten Bereich (wie in einem Betrieb) Herz, Lunge, Galle, Magen usw.. Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 1 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN Beschwerden werden mit gezielten technischen Eingriffen bearbeitet und „die defekte Maschine“ repariert, ausgetauscht oder entfernt. Da der Arzt die „verschiedenen Maschinen“ gut kennt, kann er sie recht gut bearbeiten. Psychische Faktoren werden verdrängt, da sie nur störend für die Reparatur sind. Viele kennen die Aussage: Der liebste Patient ist mir der, der abgedeckt und narkotisiert auf dem Tisch liegt. Die notwendige Beziehungsarbeit geht verloren und ein Zusammenhang mit der jeweiligen Lebenssituation wird gar nicht angesprochen. Es wird übersehen, dass das Umfeld und das soziale Feld miteinbezogen werden müssen. Störungen im System, die nicht einem Organ zugeschrieben werden können, überfordern die Ärzte natürlich, wenn sie nur im Reparaturdenken stecken. Hier muss der „Systemiker“ ansetzen, der verschiedene Befunde vergleicht und schaut, wo gibt es einen Zusammenhang zwischen Beschwerden und Krankheitsbild. Ein großes Problem ist häufig, dass die klassischen Psychologen, die „maschinenmäßig“ denken, auch Psychotherapie machen, aber nicht daran glauben und somit auch meistens „Zauberpillen“ verschreiben, damit die Symptome verschwinden. Tatsache ist aber: Ein psychisches Problem führt zu einer körperlichen Störung. Warum das so ist und wie das vor sich geht, weiß man bis heute allerdings noch nicht. Psychosomatische Beschwerden als Lösungsversuch des Körpers Bei einem inneren Konflikt reagiert der Körper mit einer Störung. Dies kommt einem Lösungsversuch gleich. Das heißt der Körper versucht für das Problem eine Lösung zu finden und macht uns mit Beschwerden darauf aufmerksam. Oft wird das Symptom beibehalten, weil es als Lösung dient, das System aufrecht zu erhalten bzw. weil der Symptomträger einen Krankheitsgewinn hat - Gewinn von Beachtung, Annerkennung usw. Wenn man ein Symptom hat und daraus Profit zieht, dann wird man sich hüten, dieses Symptom zu verlieren auch wenn man Schmerzen dabei hat. Häufig verschwindet bei einer wichtigen entscheidenden Veränderung in einer Familie auch die Symptomatik einer belasteten Person. Man sieht dies zum Beispiel bei Familienaufstellungen, wenn krankmachende Muster erkannt und aufgelöst werden. Die zehn klassischen Formen von psychosomatischen Erkrankungen: 1. Magengeschwüre 2. Morbus Chron (entzündeter Darm) 3. Asthma 4. Neurodermitis 5. Bluthochdruck, Herzbeschwerden 6. Schilddrüsenerkrankungen 7. rheumatische Beschwerden 8. Gehörsturz 9. Kreuzbeschwerden 10. Kopf- und Nackenschmerzen Wenn man auf Grund von psychischen Ursachen nicht ausgeglichen ist, dann reagiert der Körper mit der Erkrankung! Der Satz: „Bringen Sie Ihre Psyche in Ordnung“ bringen keinen weiter und verursacht nur Schuldgefühle. Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 2 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN Abgeschnittene Gefühle verursachen oft psychosomatische Beschwerden Es gibt viele Menschen, die können ihre Gefühle nicht mehr wahrnehmen. Sie können diese deshalb oft nicht beschreiben. Dies ist der Grund, dass sie diese auch nicht ausdrücken können. Oftmals ist die Gefühlswelt starr und verschlossen. Speziell bei Herzbeschwerden, Unterbauchschmerzen, Atemnot oder Bluthochdruck ist dies oft der Fall. Vierzig Prozent aller Patienten liegen mit Schmerzen ohne organischen Befund im Krankenhaus. Der Patient nimmt seine Schmerzen körperlich natürlich wahr, aber nicht gefühlsmäßig. Oft haben diese Personen Schwierigkeiten mit dem ärztlichen Personal/Therapeuten Kontakt aufzunehmen. Besonders angesehene und „berühmte“ Menschen haben häufig eine derartig leere Hülle, dass sie komplett beziehungsunfähig sind. Von außen gesehen sind sie zwar angesehen und bekannt, im Inneren aber oft hoch belastet. Die Beratung oder Therapie ist da sehr schwierig, da sie einen sehr starken Schutzpanzer um sich gebaut haben. Sehr häufig sind Minderwertigkeitskomplexe und Selbstwertmangel die Ursache für dieses Verhalten. Gerade Personen die als Führungskräfte Angst und Schrecken verbreiten, haben selber oft eine große Angst in sich: Angst zu versagen Angst vor Liebesentzug Angst vor Misserfolg Angst entdeckt zu werden, dass sie Fehler haben Sie bekommen dadurch Stress und leben in dauernder Anspannung. Stress: Stress ist immer eine Form von Notfall. Der Organismus versucht das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Der Körper und die Psyche können sich an den Stress gewöhnen und Abschalten wird dadurch nicht mehr möglich. Das vegetative Nervensystem und das Immunsystem kann der Mensch beeinflussen. Zum Beispiel durch Meditation, Entspannungsmethoden, Glaube an Heilung. Die Psyche ist am Verlauf der Krankheit wesentlich direkt oder indirekt beteiligt. Bei rein mechanischen (somatischen) Erkrankungen kann auch die Heilung durch die Psyche wesentlich beeinflusst werden. Ein Therapeut oder Lebensberater darf nie für sich den Anspruch erheben, dass er einen Krebs heilen kann. Aber: Menschen die eine Lebensberatung oder Psychotherapie in Anspruch nehmen, sind in der Regel weniger krank oder werden schneller gesund. Die genauen Wechselwirkungen zwischen Krankheit und Therapie kann nicht erklärt werden, auch nicht vom Therapeuten oder Berater. Achtung: Psychotherapie oder Lebensberatung ist nicht das Wundermittel gegen jede Beschwerde. Eine psychosoziale Belastung ist in der Regel keine Erkrankung und führt auch über längere Zeit zu keiner Erkrankung. Beispiel: Fettleibigkeit ist keine Krankheit. Erst die Auswirkung seiner Fettleibigkeit führt zur Erkrankung verschiedener Organe. Bei einer Erkrankung sollte immer die Reparaturwerkstadt der Organe mit der Reparaturwerkstadt der Seele vereint werden. Verbale Intervention (gute Ratschläge) werden häufig nicht so aufgenommen wie sie mitgeteilt wurden. Werden sie aber aufgenommen, wirken sie so ähnlich wie ein Medikament. Einer der Hauptgründe aber für die Heilung ist, dass der Begleiter dem Klienten Zeit und Aufmerksamkeit zur Verfügung stellt. Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 3 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN Wenn der Körper Hilfe schreit - Chronische Beschwerden Fluch oder Segen? Körperlicher Schmerz oder seelische Belastungen sind immer eine unangenehme Erfahrung und weisen uns in der Regel auf eine „Schieflage“ hin. Seit längerer Zeit beobachten immer mehr Berater, dass eine steigende Anzahl von Menschen an chronischen Schmerzen leidet, welche sich am häufigsten als Rücken- oder Kopfschmerzen manifestieren. Diese oder ähnliche Beschwerden, die trotz umfangreicher medizinischer Behandlungen oftmals nicht verschwinden, verlangen eine genauere Betrachtungsweise - die Beschäftigung mit der Frage: Wo liegt die Ursache dieser Symptome? Gegenständlicher Bericht beruht auf einem verhaltens- und lösungsorientierten Konzept der Begleitung. Dieses geht weit über die symptomatischen Merkmale hinaus und umfasst viele Strategien, Interaktionen und Maßnahmen, die sich mit den aufrechterhaltenden Bedingungen der jeweiligen Schmerzstörung befassen. Ein Großteil der beschriebenen Inhalte ist von der leitenden Psychologin der psychosomatischen Fachklinik Hochsauerland im Buch „chronischen Schmerz bewältigen“ beschrieben worden. Frau Dr. Barbara Glier ist Diplom-Psychologen und psychologische Schmerztherapeutin. Nach über 15jähriger Tätigkeit auf dem Gebiet therapeutischer Schmerzbehandlung hat sie die wichtigsten Erkenntnisse bei der Behandlung von Menschen mit chronischen Beschwerden in diesem Buch zusammengefasst. Ich habe dieses Buch und viele weitere Fachlektüren und Broschüren in den letzten 10 Jahren studiert und meine Erfahrungen bei der Begleitung von Personen mit chronischen Beschwerden in diesen Bericht mit einfließen lassen. Da ich selber viele Jahre von chronischen Schmerzen geplagt wurde und alle Höhen und Tiefen selbst kennen gelernt habe, wurde ich schließlich zum Spezialisten für diese Art von Beschwerden. Auch ich musste erkennen, dass es vom Wahrnehmen bis zur endgültigen Beschwerdefreiheit noch ein weiter Weg sein kann, den zu gehen sich aber auf jeden Fall mehr als lohnt. In diesen vielen Jahren ist mein Feind - der Schmerz - zu einem guten Freund geworden, der friedlich im Hintergrund ruht, solange er weiß, dass ich achtsam bin und auf meine Gefühle achte. Ich erlebe es ähnlich wie bei einer Verkehrsampel, die von Grün auf Orange und schließlich auf Rot springt. Mein Symptom warnt mich, um mir zu sagen, dass bei Orange oder Rot eine Weiterfahrt sehr gefährlich werden kann. Dass auch Ihre Beschwerden (oder die Beschwerden einer Ihnen nahe stehenden Person) vom Feind zum Freund werden mögen, beziehungsweise sich friedlich verabschieden können, dazu sollen Ihnen diese Informationen und meine Begleitung dienen. Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 4 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN Das Zusammenwirken von Psyche und Körper wird noch nicht lange beachtet Anfang der Achtzigerjahre wurden in den USA neue Konzepte für Patienten mit chronischen Schmerzstörungen entwickelt. Es dauerte noch bis in die Neunzigerjahre, dass auch in Deutschland und Österreich diese Konzepte immer mehr in die Behandlung von Personen mit chronischen Beschwerden integriert wurden. Bei meiner Weiterbildung Psychosomatik im Jahr 2002 an der Akademie für Gesundheitsberufe in Linz und bei den Praxisaufenthalten in verschiedenen psychosomatischen Kliniken habe ich die Erfahrung gemacht, dass es oftmals keine aufwändige Therapie braucht. Eine Lebensbegleitung über eine gewisse Zeit kann ebenfalls vieles zum Besseren verändern. In wenigen Wochen wird oft der Grundstein für eine andere Wahrnehmung der Beschwerden und eine wesentliche Verbesserung des Wohlbefindens erreicht und die Betroffenen erleben sich nicht mehr so hilflos. Was sind chronische Beschwerden? Jeder von uns hat ihn schon gespürt, wenn einem das Küchenmesser abrutscht und man sich in den Finger schneidet. Die verwundeten Nerven zeigen viele Stunden pochend an, dass es ihnen nicht gut geht. Oder wer kennt nicht den Druck unter der Schädeldecke, wenn man nach einem hektischen Arbeitstag Zuhause ankommt. Wir verfügen mit unserem Schmerzsystem sozusagen über eine innere Hausalarmanlage, die uns darauf hinweist, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Sie veranlasst uns dann, die Ursache abzustellen, somit hat der Schmerz als „Hüter unserer Gesundheit“ seinen Sinn und Zweck erfüllt. Solche Schmerzen treten meist akut auf und haben die Funktion, uns bei schweren Erkrankungen, nach Unfällen oder nach Operationen zur Ruhe zu zwingen. Chronische Beschwerden haben eine andere Funktion: Sie zeigen sich als anhaltende Schmerzen oder als unangenehme Symptome, die in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen wieder kommen. Chronische Schmerzen weisen in der Regel nicht mehr auf die aktuelle Beschädigung des Körperteils hin - diese kann ja meistens gezielt beseitigt werden - sondern verschwinden auch dann nicht, wenn der akute Alarm schon vorbei ist. Betroffene erleben diese als sehr belastend und Angst, Hilflosigkeit bis hin zur Verzweiflung machen sich breit. Sie wissen oft nicht mehr, wie sie die Schmerzen zum Verschwinden bringen können. Häufig kommt es dann zu körperlichem Schonverhalten, sozialem Rückzug, missbräuchlichen Umgang mit Medikamenten und der oft erfolglosen Inanspruchnahme medizinischer Maßnahmen. Schätzungen zufolge leiden in Österreich und Deutschland circa 20 % aller Menschen an behandlungsbedürftigen chronischen Schmerzstörungen. Besonders Rückenschmerzen weisen einen geradezu explosionsartigen Anstieg auf und entwickeln sich zur Epidemie. Auch Kopf und Gesichtsschmerzen gehören zu den häufig vorkommenden Beschwerden. Alarmierend ist auch die Zunahme chronischer Beschwerden bei Jugendlichen, was bereits in diesem Lebensabschnitt zu Medikamentenmissbrauch führt. Chronische Schmerzstörungen verursachen enorme wirtschaftliche Kosten. Chronische Rückenschmerzen bilden zum Beispiel gegenwärtig den häufigsten Grund für Krankschreibungen und Fehlzeiten am Arbeitsplatz und 18 % aller vorzeitigen Pensionierungen werden wegen solcher Schmerzen in die Wege geleitet. Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 5 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN Wenn man bedenkt, welche Kosten durch die Behandlung durch die Arzneimittel und Schmerzmittel verursacht werden, dann ist nicht auszudenken, welche indirekten Kosten dadurch entstehen, dass diese Menschen aus ihrem Arbeitsprozess gerissen werden. Diese Ausgaben belasten das soziale System und die Krankenkassen nachhaltig. Bekannt ist auch das gemeinsame Auftreten von chronischen Schmerzen und Depressionen, was sich zusätzlich negativ auf das soziale Umfeld auswirkt. Zusammenhänge zwischen Körper und Seele werden oft nicht erkannt Vielfach werden auch heute noch - speziell bei Rückenschmerzen - systemische Zusammenhänge zwischen Körper und Seele ausgeblendet. Wirksame Verfahren, die auf die ganze Person zielen, kommen nicht zum Einsatz und werden von den Betroffenen auch nicht verlangt. Sie erkennen das Problem als regionale Störung, welche auch regional abgeklärt und behandelt werden muss. Chronische Schmerzstörungen werden in ihrer Entwicklung aber häufig durch mentale, soziale Stressfaktoren und andere Belastungen am Arbeitsplatz oder in der Familie begünstigt und aufrechterhalten. Eine der interessantesten Untersuchungen der letzten Jahre zu diesem Thema ist eine Studie von Boeing: Über 3000 Beschäftigte des Flugzeugherstellers wurden über vier Jahre beobachtet und es wurde aufgezeichnet, welche Personen Kreuzschmerzen entwickelten. Der entscheidende Faktor war überraschenderweise nicht die körperliche Belastung bei der Arbeit, sondern die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Personen die mit den Beziehungen zu Kollegen und den Arbeitsaufgabe unzufrieden waren, hatten mehr als das zweifache Erkrankungsrisiko. Richtlinien und Merkmale lösungsorientierter Schmerzbegleitung Schmerz ist ein komplexes Phänomen, das sich auf drei verschiedenen Reaktionsebenen erklären lässt. die Wahrnehmung und Empfindung des Schmerzes die bewegungsbezogene Ebene verbunden mit oftmaligem Schon- und Rückzugsverhalten die psychologische Ebene im zentralen Nervensystem Neben diesen drei Ebenen sind immer auch die sozialen Bedingungen an der Aufrechterhaltung von Schmerzen beteiligt. Im Hinblick auf diese Tatsache bedeutet mein Konzept die Abkehr von traditionellen medizinischen Heilserwartungen hin zu Angeboten, die durch gezielte Veränderungen zu einem besseren Umgang mit seinen Beschwerden führt. Ich glaube an die „eigene Reparaturmöglichkeit“ jedes einzelnen, somit bleibt der Klient stets in der Verantwortung für sich selber, da er Experte im Umgang mit der eigenen Krankheit und Gesundheit ist. Verhaltensspezifische Betrachtung als Grundlage der Begleitung Trotz unterschiedlicher Modelle in der Begleitung und Beratung von Personen mit chronischen Beschwerden, folgen alle einem immer wiederkehrenden Grundmuster. Dieses setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen: Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 6 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN in der genauen Beschreibung des aktuellen symptomatischen Verhaltens in der konkreten Situation, in der Suche nach aufrechterhaltenden Bedingungen für das jeweilige Problem oder Beschwerde und das Verhalten in konkreten Situationen im Bezug zum Schmerz selber und deren Beeinträchtigung der Handlungsmöglichkeiten Wir betreten hier die Ebene übergeordneter Lebenspläne, Regeln, Normen, denen man sich oft nicht bewusst ist und die oft erst im Laufe des Prozesses sichtbar gemacht werden können. Da jeder Mensch seinen Schmerz anders erlebt und von seinen Gedanken, Erfahrungen und Überzeugungen oft einseitig geprägt ist, bieten sich am Anfang vor allem Fragebögen und Tagebücher zu Selbstbeobachtung an. Die Menschen haben dann die Möglichkeit neben den somatischen Beschwerden die psychologischen Reaktionen an sich selber zu beobachten, um Zusammenhänge zu erkennen. Bei Menschen mit chronischen Rückenschmerzen weiß man zum Beispiel, dass sie eine permanente Anspannung der Muskulatur aufweisen. Ähnlich ist es bei Personen mit Migräne. Natürlich gibt es auch Geräte mit denen solche Spannungen gemessen werden können, aber trotzdem bleibt die Frage offen, woher diese Anspannungen kommen. Wer ist häufig von psychosomatischen Beschwerden betroffen? Vor allem Personen mit hohen Leistungsansprüchen verbunden mit dem Ansatz von Perfektionismus, übermäßigem Pflichtbewusstsein und hohem Maß von Verantwortungsbewusstsein. Weitere Beispiele finden sich in Form von Haltungen in denen Anpassung, Unterordnung und Vernachlässigung eigener Bedürfnisse zu Gunsten anderer Menschen im Vordergrund steht. Natürlich gibt es auch Personen mit mechanischen Schädigungen oder Funktionsstörungen, die nach einem Unfall oder nach der Beschädigung durch eine Operation hervorgerufen werden. Es ist also immer wichtig, im Vorfeld abzuklären, ob die Symptome klar nachvollziehbar oder eben psychosomatischer Natur sind. Wie kann der Schmerz beziehungsweise das Symptom gemessen werden? Da wie im Vorfeld erwähnt, dass subjektive und objektive Empfinden des Schmerzes bei jedem Menschen verschieden ist und durch viele äußere und innere Umstände beeinflusst wird, können mit der Führung eines Schmerztagebuches über mehrere Wochen hindurch erste Ergebnisse und Zusammenhänge festgestellt werden. Durch die aufmerksame Selbstbeobachtung erkennen viele oft das erste Mal wie komplex die Situation ist und wie viele Faktoren für das Schmerzempfinden mitverantwortlich sind. Neben der Selbstbeobachtung des Schmerzes werden im Tagebuch zusätzlich die Stimmungslage, die äußerliche Situation und andere Komponenten mittels einer Skala von 1-10 aufgeschrieben. Somit können die Zusammenhänge dieser verschiedenen Ebenen erkannt oder erlernt werden. Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 7 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN Zielsetzungen bei der Begleitung von Personen mit chronischen Beschwerden Hier muss zwischen Personen unterschieden werden, die Schmerzen verspüren, ohne dass organische Ursachen gefunden werden und solche mit organischen Störungen, die lediglich eine positive Einflussname auf die Schmerzstörung anstreben. Am Beginn ist es wichtig, dass die Betroffenen verstehen lernen, welchen Sinn der Schmerz hat beziehungsweise welche Möglichkeiten es gibt, einen direkten Einfluss auf die Schmerzintensität auszuüben. Dazu braucht es Vermittlung von Wissen und Informationen über Schmerz und Schmerzentstehung, Verbesserung der Selbstwahrnehmung und der Selbstbeobachtungsfähigkeit, das Erkennen von schmerzauslösenden Bedingungen und mögliche Strategien zur Vermeidung. Auch das Lernen von speziellen Methoden und Techniken zur Schmerzbeeinflussung wird als sehr hilfreich erlebt. Die Belohnung für Erfolge und die konstruktive Auseinandersetzung bei Misserfolgen und Planung anderer oder nächster Lösungsschritte bringt jeden in eine gute Selbstverantwortung. Muskelverspannungen als Ursache fast aller Beschwerden Bei vielen Klientenbeobachtungen hat man festgestellt, dass fast alle Ursachen für undefinierbare Beschwerden ein verspannter Körper ist. Es ist deshalb auch nicht immer notwendig alle alten Verletzungen und Erlebnisse, die diese Verspannungen verursachen, zu finden. Wenn Menschen lernen ihre Muskeln wieder zu spüren und dadurch Einfluss auf dessen Entspannung zu nehmen, dann verschwinden Beschwerden oft viel einfacher als man glaubt. Mehr dazu unter „alles psychosomatisch?“ Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 8 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN Alles psychosomatisch? Viele Menschen leiden jahrelang an undefinierbaren, meist nicht klar zuordenbaren Beschwerden. Der Versuch, diese Schmerzen mit Hilfe von Spezialisten zum Verschwinden zu bringen, scheitert oft und sie sind verzweifelt, wenn die Beschwerden immer wieder kehren. Sie klammern sich dann oft an jeden Strohhalm und halten verzweifelt an dem Weltbild fest, dass ihnen die klassische Medizin doch irgendwie helfen können müsse. Ärzte sind aber bei psychosomatischen Beschwerden oft überfordert, wenn sie keine zuordenbare Erkrankung finden. Dadurch, dass die Klienten dann bei den Untersuchungen oft widersprüchliche Diagnosen bekommen und die darauf folgenden Behandlungsmethoden auch nicht wirklich helfen, geraten viele in eine tiefe Krise. „Vielleicht sollte ich die Operation doch machen lassen?“, „Vielleicht hatten doch die Ärzte im anderen Krankenhaus recht?“, „Womöglich gibt es für meine Erkrankung noch nicht die richtigen Diagnosegeräte?“, „Vielleicht haben die Ärzte doch etwas übersehen.“ – Mit diesen und vielen anderen Fragen schlagen sich die Betroffenen oft jahrelang herum. Viele werden dabei fast wahnsinnig, ziehen sich aus der Gesellschaft zurück und fallen möglicherweise in eine tiefe Depression. Viele Menschen wissen nichts über ihren Körper Wenn Menschen keinen Zugang zu ihrem Körper haben und dadurch nicht wissen, was in ihnen los ist, dann finden sie keinen Zusammenhang zwischen den Beschwerden und ihrer Persönlichkeit. Wenn eine Studie der anderen widerspricht, es eine zweite, dritte oder vierte Meinung zu ihren Beschwerden gibt, so ist ihnen das tausendmal lieber, als die Suche nach der wirklichen Ursache. Sosehr sie auch eine Diagnose vom Arzt fürchten, so ist diese doch von Natur aus beruhigender, denn sie vermittelt die Illusion von Wissen. Das Fatale daran ist, dass es in der herkömmlichen Medizin oft nur um ein mechanisches, oberflächliches Wissen geht, das verhindert, sich mit dem grundlegenden Widerspruch in der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen. Dies ist auch der Grund, dass Beschwerden sich oft nicht lösen lassen, weil sich die Menschen mit diesem Thema nicht beschäftigen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die schlimme Diagnose Krebs. Wenn Menschen keinen Zusammenhang zwischen sich und dem „bösen“ Krebs finden, dann kommt dieser meist nach ein oder zwei Jahren mit noch mehr Heftigkeit zurück. Dies deshalb, weil der Mensch die Botschaften des Körpers einfach nicht verstanden hat und dadurch sich eigentlich selber bekämpft, da ja auch die Krebszellen ein Teil von einem Selber sind. Menschen beruhigt es, wenn sie eindeutig krank sind Nach längerem Anhalten von undefinierbaren Beschwerden, bemerken Betroffene, dass der Wunsch wirklich ernsthaft krank zu sein, steigt. Sie ertappen sich dabei, dass sie sogar froh wären, wenn Krebs oder andere schlimme Krankheiten eindeutig diagnostiziert werden würden, damit alles offen liegt und endlich handfeste Maßnahmen ergriffen Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 9 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN werden müssten. Sie erleben einen richtiggehenden Neid auf Menschen, bei denen die Krankheit ganz klar definierbar ist, egal, wie schwer die Betroffenen darunter leiden. Psychosomatische Beschwerden führen oft ein Eigenleben Das empfehlenswerte Buch „A headache in the pelvis - Kopfschmerzen im Becken“ von den beiden amerikanischen Ärzten David Thomas Wise und Rodney U. Anderson bringt die Sache gut auf den Punkt. Die beiden beschäftigen sich in diesem Buch mit der Thematik, dass viele Menschen bereits in jungen Jahren über eine chronische Prostatitis (Prostatabeschwerden) klagen. Das bedeutet, sie haben Probleme beim Harnlassen bzw. immer wieder Schmerzen, die sich über das gesamte Becken verteilen. Sie stellten fest, dass 95 % der Patienten mit solchen Leiden keine Infektion oder Entzündung, die ihre Beschwerden erklären könnten, haben. Sie erkannten dies insbesondere auch daran, dass die Symptome nicht immer gleich waren, sondern ein bestimmtes „Eigenleben“ zu führen begannen. Das heißt die heftigen Schmerzen kommen und gehen ohne jeden Bezug zu äußeren Umständen. Die Häufigkeit des Harndrangs schwankt enorm, unabhängig von dem was man isst oder trinkt. Sie schrieben weiters, dass die Symptome in unregelmäßigen Abständen auftreten oder anhaltend sein können und berichteten von 23 typischen Symptomen, wobei wenige Patienten unter allen leiden. Die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen – fuhren die Autoren fort – sind oft gravierend und die Patienten leben dann in stiller Verzweiflung, leiden zusätzlich unter Depressionen, Angstzuständen und katastrophenorientiertem Denken. Was haben Beckenschmerzen mit Kopfweh zu tun Wenn Menschen viele Sorgen und Gedanken im Kopf haben, dann wirkt sich das auf die gesamte Muskulatur aus. Die Autoren gehen in diesem Buch von diesem ganz einfachen Prinzip aus, nämlich dass im Besonderen die Männer bei Aufregung oder Stress die Muskeln im Becken anspannen. Wenn die Betroffenen dann noch ein bewegungsarmes Leben führen, bei dem sie Tag für Tag am Schreibtisch sitzen, wird das Problem dadurch verstärkt, dass die Durchblutung dieser angespannten Muskeln zusätzlich noch vermindert wird. Das führt langfristig dazu, dass diese ermüden und schließlich ihre natürlich Elastizität verlieren. Nicht nur, dass dabei die Schließmuskeln verhärten, sondern auch die komplexen Nervenstränge im Beckenbereich werden durch die verspannten Muskeln in Mitleidenschaft gezogen. Dies ist auch der Grund, warum Betroffene oft nicht mehr genau definieren können, wo der Schmerz im Becken sitzt. Das Fatale an dieser Situation ist, dass viele Menschen die Anspannung in ihren Muskeln überhaupt nicht mehr spüren. Es fühlt sich für sie ganz normal an. Natürlich ist es dann erklärbar, dass die Menschen keinerlei Verbindung zwischen den Beschwerden und den Ursachen einer möglichen chronischen Muskelermüdung oder Versteifung erkennen können. Dabei wäre eine Erklärung ja ganz einfach: Bei älteren Autos erlebt man oft, dass die Türoder Fensterdichtungen nicht mehr so elastisch sind wie anfangs. Sie werden entweder hart oder erschlaffen und man merkt beim Fahren, dass sie nicht mehr gut abdichten. So ähnlich kann man sich das auch z.B. beim Blasen- oder Aftereingang vorstellen. Dort passiert dann Ähnliches wie bei dieser Autodichtung. Wenn diese Muskeln nicht mehr elastisch sind, d.h. entweder zu verspannt und dadurch hart werden oder über die Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 10 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN jahrelange Überanstrengung erschlafft sind, dann ist es durchaus normal, dass kein geregelter Abgang mehr möglich ist. Aber gerade diese Situation führt zu einer neuerlichen Verspannung und somit setzt sich der Teufelskreis fort … Eine mögliche Heilung hört sich verdächtig einfach an „Wir kennen keinen chirurgischen Eingriff, durch den diese Schmerzen befriedigend gelindert werden konnten“, behaupten die beiden Autoren, „Für eine Linderung sind nur Entspannung und Massage nötig, keine Operationen oder Medikamente.“ Natürlich beschrieben sie dann diese Art der Entspannungs- und Massagetechniken genauer und wiesen darauf hin, dass diese Entspannungstechniken so komplex sind, dass sie keine entsprechenden Anweisungen für den Hausgebrauch verkaufen wollen. Sie wiesen auch darauf hin, dass die Behandlungen manchmal Monate oder Jahre dauern können und von den Patienten ein hohes Engagement erfordern würden. In dem Buch wird auch sehr deutlich, dass es nicht unbedingt notwendig ist, sich jahrelang tiefenpsychologisch mit den Ursachen auseinanderzusetzen. Meist ist es nur erforderlich sich nach der jahrelangen Anspannung und ungesunden Lebensweise bewusst Zeiten der Entspannung zu gönnen. Das bedeutet also, dass eine Wiederherstellung der Gesundheit ohne Operationen oder medikamentösen Behandlungen in vielen Fällen möglich ist. Seelische Verspannung führt zu körperlicher Verspannung Viele Betroffene werden von anderen als übereifrige Streber, die sich wenig Zeit für sich selbst nehmen und alles tun, um die Ansprüche an sich selber und andere zu befriedigen, bezeichnet. Dieses Streben führt zu einer andauernden seelischen und dadurch körperlichen Verspannung und hat mit gesunder Lebensführung nichts zu tun, wird von Betroffenen aber als scheinbar komplett normal erlebt. Das bedeutet also, dass sich die gesamte Muskulatur in einem ähnlichen Zustand befindet, als wie ein Weidezaun, durch den dauernd ein schwacher Strom fließt. Dieser verletzt die Kühe zwar nicht, wenn sie daran streifen, aber es genügt doch, dass sie ihren eingezäunten Bereich nicht verlassen. Die verspannten Muskeln drücken natürlich auf das Knochenskelett, das Nervengeflecht und die Blutkreislaufbahn. Wenn dieser Zustand über viele Jahre anhält, ist es eigentlich ganz logisch, dass die betroffenen Regionen mit Schmerz oder funktionellen Störungen reagieren. Typische Muster sind: Kreuz- und Wirbelsäulenprobleme Nackenverspannungen Kopfschmerzen Beckenbodenbeschwerden Bluthochdruck Herzbeschwerden Hautausschläge Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 11 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN Die Schmerzen oder Probleme sollen so schnell wie möglich verschwinden Viele Menschen betrachten ihre Schmerzen als eine Störung, die sie so schnell wie möglich beseitigt haben wollen. Sie wollen diese nicht als zentralen Teil ihres Lebens akzeptieren. Warum als zentralen Teil? Wenn wir davon ausgehen, dass die Störung im Körper deshalb da ist, weil sie verzweifelt versucht, uns darauf aufmerksam zu machen, dass wir etwas in unserem Leben verändern müssen, dann ist es auf dem Weg zur Genesung der wichtigste Schritt, die Belastung als zentrales Element zu akzeptieren und ihm die notwenige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Aber gerade hier liegt für viele Menschen der größte Widerspruch. Es ist ja scheinbar wirklich ein Unsinn, sich mit einer belastenden Situation anzufreunden, mit der man überhaupt nicht zufrieden ist und die man am liebsten sofort zum Verschwinden bringen würde. Wenn man allerdings weiß, dass uns diese Symptome auf etwas aufmerksam machen wollen, hat man gar keine Chance, dass sie verschwinden. Das wäre ja genauso, dass wenn man bei einem Brand den Brandmelder zum Schweigen zu bringen versucht, anstelle das Feuer zu löschen. Aber wie kommt man zu einem besseren Kontakt mit den eigenen Beschwerden? Intensive Selbstbeobachtung Selbstwahrnehmung über mehrere Wochen stärkt die Die meisten Menschen haben wenig Kontakt zu ihrem eigenen Körper und betrachten diesen einfach als einen Teil, der zu funktionieren hat. Sie gehen mit ihm oft lieblos um, missbrauchen ihn als Müllschlucker oder versetzen ihn in dauernde Anspannung und gönnen ihm keine Bewegung. Meistens ist die gesamte Konzentration nach außen gerichtet, man schaut, dass es allen anderen gut geht und versucht sich selber danach zu richten. Wenn dies lange im Widerspruch zu den eigenen Bedürfnissen liegt, dann ist natürlich klar, dass unser Körper oder die Psyche irgendwann darauf reagieren wird. Es hat sich deshalb als hilfreich erwiesen, mit einer Art Selbstbeobachtungsblatt über längere Zeit intensiv zu beobachten, um sich und die eigenen Bedürfnisse besser kennen zu lernen. Viele berichten bereits nach 14 Tagen von einer besseren Selbstwahrnehmung und einer geschärften Sensibilität zu dem was sie tun oder nicht tun. Täglich eine stille Zeit ist Basis auf dem Weg zur Beschwerdefreiheit Der einzig wirklich sichere Weg, um nach Zeiten der Anspannung wieder zu Zeiten der Entspannung zu kommen, ist sich täglich eine gewisse Auszeit zu gönnen. Dies kann ein gemütlicher Spaziergang in der Natur ohne Handy, Hund oder anderen Personen bzw. Ablenkungen sein oder auch das Verweilen in einem ruhigen Raum ohne irgendwelche Ablenkungen. In der Natur ist es am besten, diese staunend zu betrachten - so wie es Kinder noch können - und sich daran zu erfreuen. In der Stille eines Raumes erweist es sich als sinnvoll, sich auf den eigenen Atem und auf den Körper zu konzentrieren und alles geschehen zu lassen, was auf einen hereinströmt. Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 12 IINNSSTTIITTUUTT H HUUEEM MEER R FFAAACCCHHHW W E R K WE ER RK K F F Ü R FÜ ÜR R S O N M E N U N D W A C H S E N E N B L D U N G STTTRRREEESSSSSSPPPRRRÄÄÄVVVEEENNNTTTIIIO ON N,, F FAAAM MIIIIIIE EN N-- U UN ND D E ERRRW WA AC CH HS SE EN NE EN NB BIIIL LD DU UN NG G LINDACHERSTR. 10, 4663 LAAKIRCHEN Der Weg zu sich selber ist einfach, aber nicht leicht Gerade die Einfachheit der vorhin vorgestellten Maßnahmen ist für die meisten Menschen die größte Schwierigkeit. Sie können sich einfach nicht vorstellen, eine Stunde oder wenigstens eine halbe Stunde am Tag nichts Produktives zu machen, wo sie doch jahrzehntelang gelernt haben, dass sie nur dann wertvoll sind, wenn sie produktiv sind und etwas leisten. Das dies zu dauernder Anspannung und daraus folgenden körperlichen Beschwerden geführt hat, ist dann logisch. Genauso logisch wäre es dann, diese bekannten Zeiten der Anspannung mit den neuen, unbekannten Zeiten der Entspannung zu kompensieren. Es macht die Sache auch deshalb so schwierig, weil die meisten Spezialisten von bis zu zwei Jahren Genesungszeit sprechen. Und zwei Jahre durchhalten – jeden Tag wertvolle Zeit zu opfern – ist wirklich für viele alles andere als einfach. Dies ist auch der Grund, dass viele aufgeben und wieder zu ihrem bekannten alten Lebensstil - der Anspannung und inneren Unruhe – zurückkehren. Seelische Entspannung führt zu körperlicher Entspanung Gehen wir zurück zu unserem Beispiel und zu den Veränderungen, die durch eine tägliche Entspannung von einer Stunde, auf den Beckenboden wirken. Durch die Entspannung der Muskeln entsteht für die Nerven die durch sie hindurchführen und für die Blutgefäße eine weichere Umgebung. D.h. sie können während der Zeit der Entspannung einerseits aufhören den Schmerz zu übermitteln und andererseits wird die Möglichkeit des Blutflusses erhöht. Betroffene merken dies, indem sie anfangs davon berichten, dass die Schmerzen für kurze Momente komplett verschwinden. Viel positiver ist aber die Tatsache, dass bereits in diesem Stadium viele davon berichten, dass sie die Schmerzen anders wahrnehmen. Sie merken, dass sie selber etwas aktiv mit gestalten können und erleben diese nicht mehr als unergründliches Geheimnis. Für viele tut sich eine neue Welt auf und sie erkennen, dass es am eigenen Körper noch viel Neues zu entdecken gibt. Sinnvolle Werkzeuge zur Förderung der Entspannung Neben autogenem Training und progressiver Muskelentspannung ist jede Art von Meditation, sofern sie regelmäßig ausgeübt wird, eine hervorragende Möglichkeit sich gut zu entspannen. Aber auch viele Massagemethoden, wie Shiatsu, klassische Rückenmassagen und Fußreflexzonenmassagen eignen sich dazu, um die Muskeln zu entspannen. Viele berichten auch davon, dass ihnen Pilates, Yoga oder Qigong- Übungen sehr hilfreich auf dem Weg zu mehr Gelassenheit sind. Auch regelmäßige Saunabesuche, Moorbäder oder Klangschalenentspannungen erleben viele als förderlich. Literaturhinweis: „Die Kunst stillzusitzen“ von Tim Parks, ISBN 978-3888976803 Verfasser: DLB Gottfried Huemer im März 2014 Tel: 07613 / 45000, Homepage: www.instituthuemer.at, E-Mail: [email protected] 13