Leben mit Darmkrebs 2 Inhaltsverzeichnis Vorwort eines Patienten 4 Vorwort von Prof. Dr. med. Wolff Schmiegel, Bochum 5 Wie entsteht Krebs? 6 Was ist über Darmkrebs bekannt? 6 Der Darm 8 Darmkrebsvorsorge 9 Wie erkennt man Darmkrebs? (Diagnose) 10 Wie wird Darmkrebs behandelt? (Therapie) 12 Vorgehen bei unerwünschten Wirkungen 18 Nachsorge 20 „Alternative“ Heilmethoden? 21 Weiterführende Literatur 22 Adressen 22 Glossar 24 3 Darmkrebs: Man kann damit leben! Vorwort eines Patienten Eigentlich habe ich es geahnt. Ich hatte schon seit einiger Zeit Probleme mit meiner Verdauung. Durchfälle über mehrere Tage, dann wieder Ver­ stopfung – irgendwas war anders als früher. Ich habe versucht, mir einzureden: „Das kommt mit dem Alter, ich habe wohl zu wenig Bewegung“ und so weiter. Dann war es nicht mehr zu überse­ hen, das Blut. Als man mir schließlich eröffnete, dass ich an fortgeschrittenem Darmkrebs erkrankt sei, war ich völlig verzweifelt. Ich wusste, dass Darmkrebs mit Metastasen unheilbar ist. Die Zeit der Wut über die Ungerechtigkeit: „Warum ausge­ rechnet ich?“, die Zeit der Selbstvorwürfe: „Hätte ich ...“, „Wäre ich ...“ – das war eine schreckliche Phase meines Lebens. Mit der Zeit und nach vielen Gesprächen mit meiner Frau und meinen Freunden gelang es mir, meine Krankheit anzunehmen. Es ist schwer zu akzeptieren, dass man nur noch eine begrenzte Zeit vor sich hat, obwohl das eigentlich für jeden Menschen von Geburt an gilt. Wichtig ist es dann, die Zeit, die man noch hat, für sich sinnvoll zu gestalten. Als ich das begriffen hatte, sah ich mich hin und wieder sogar im Vorteil gegenüber den Menschen, die durchs Leben hetzen, ohne sich dessen Endlich­ keit bewusst zu machen. Ich bin zufrieden. Es gibt zwar immer mal wieder einen Anflug von Trauer und Verzweiflung, aber grundsätzlich habe ich gelernt, mit meiner Krankheit zu leben. 4 Körperlich schlecht fühle ich mich jetzt eher selten. Meine neue Chemotherapie vertrage ich gut, und wenn Nebenwirkungen auftreten, gibt es gute Medikamente zur Linderung. Vorwort Sie interessieren sich für Darmkrebs. Vielleicht sind Sie selbst betroffen oder jemand, der Ihnen wichtig ist, ein Familienmitglied oder ein Freund. Mit dieser Broschüre möchten wir Sie über Darm­ krebs informieren. Sie erfahren etwas über seine Entstehung, Möglichkeiten der Vorsorge sowie Untersuchungsmethoden und Behandlungen. Der Darmkrebs gehört in der Bundesrepublik Deutschland zu den häufigsten bösartigen Erkran­ kungen und jährlich wird bei etwa 70.000 Men­ schen diese Diagnose gestellt. In frühen Erkran­ kungsstadien hat der Dickdarmkrebs sehr gute Heilungschancen und auch in fortgeschrittenen Erkrankungsstadien stehen heute wirksame The­ rapieformen zur Verfügung. Besondere Bedeutung kommt der Früherkennung des Dickdarmkarzinoms zu, da durch sie bei konse­ quenter Anwendung die Entwicklung eines Dick­ darmkrebses verhindert werden kann. Es handelt sich hierbei also nicht nur um eine Früherkennung, sondern auch um eine Vorsorgeuntersuchung im eigentlichen Sinn. Aus diesem Grunde muss drin­ gend empfohlen werden, die gesetzlichen Mög­ lichkeiten der Früherkennung ab dem 45. Lebens­ jahr wahrzunehmen. Neben der Information zu bestehenden Vorsorgemöglichkeiten wendet sich dieser Ratgeber insbesondere an Betroffene und möchte ihnen aufzeigen, welche Behandlungs­ möglichkeiten derzeit zur Verfügung stehen. Es ist keinesfalls unsere Absicht, das Gespräch mit Ihrem Arzt zu ersetzen. Diese Broschüre soll Ihnen vielmehr Informationen an die Hand geben, die das Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt erleichtern sollen. Prof. Dr. med. W. Schmiegel, Bochum 5 Wie entsteht Krebs? Aufgrund von Veränderungen im Erbgut kann die Steuerung des Zellwachstums gestört werden und es kommt zu einem ungehemmten Zellwachstum. Krebs beruht auf Veränderungen in der Erbsub­ stanz, den Genen. Durch genetische Veränderungen, sogenannte Mutationen, werden für die Steuerung des Zellwachstums wichtige Gene ausgeschaltet und andere stärker aktiviert. Muta­ tionen kommen in unserem Erbgut mit einer bestimmten statistischen Wahrscheinlichkeit vor. Diese Ereignisse bilden sozusagen ein Grundri­ siko, an Krebs zu erkranken, das alle Menschen gemeinsam haben. Durch Mutation veränderte Gene kann man aber auch von den Eltern erben. Das nennt man „genetische Disposition“. Men­ schen mit einer genetischen Disposition tragen ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken. Auch Umweltgifte, Strahlung oder Ernährungsgewohn­ heiten können die Mutationsrate und damit das Krebsrisiko erhöhen. Zellbiologen haben in den letzten Jahren viel über die Gene gelernt, die an der Entstehung von Krebs allgemein und Darmkrebs im Besonderen beteiligt sind. Medikamente, die aufgrund dieser Erkenntnisse entwickelt wurden, werden weltweit in Forschungslabors getestet. Bis Patienten mit der sogenannten Gentherapie behandelt werden können, wird es jedoch noch etwas dauern. Was ist über Darmkrebs bekannt? In Deutschland erkranken jährlich etwa 70.000 Menschen an Darmkrebs. Insgesamt sind 5 % der Gesamtbevölkerung betroffen, also jeder 20. Bun­ desbürger. Etwa die Hälfte der Erkrankten sterben an der Krankheit, weil sie erst in einem späten Stadium entdeckt wird. Die Erkrankung tritt meis­ tens nach dem 50. Lebensjahr auf. Es können aber auch jüngere Menschen davon betroffen sein, besonders wenn eine genetische Disposition vor­ liegt. Mit Darmkrebs ist praktisch immer eine Krebserkrankung des Dickdarms (Kolon) oder des Enddarms (Rektum) gemeint. Krebserkran­ kungen des Dünndarms sind sehr selten. Neben dem Grundrisiko gibt es bestimmte Faktoren, die das Risiko erhöhen, an Darmkrebs zu erkranken. Einige Hinweise dazu ergaben Vergleiche der 6 Darmkrebshäufigkeit bei Menschen mit unter­ schiedlichen Ernährungsgewohnheiten. Nahrung, die reich an tierischen Fetten und arm an frischem Obst und Gemüse sowie Pflanzenfasern ist, scheint das Risiko zu steigern. Ein Vorteil frischer pflanz­ licher Nahrung ist vermutlich ihr Gehalt an Antioxidantien. Dabei handelt es sich um verschiedene Substanzen, die eines gemeinsam haben: Sie fan­ gen erbgutschädigende Sauerstoffradikale ab, die in unserem Stoffwechsel unvermeidlich entste­ hen. Viele Wissenschaftler sind überzeugt, dass Sauerstoffradikale einen großen Teil der krebserzeugenden Mutationen verursachen. Erbliche Dispositionen können bereits bei jüngeren Men­ schen zu Darmkrebs führen. Eine der Erbkrank­ heiten, die familiäre Polyposis (FAP), geht mit der Bildung einer großen Anzahl von polypenartigen Wucherungen einher. Derartige Polypen sind übrigens auch die Vorstufe von Darmkrebs bei spontanem, also ohne offensichtliche erbliche Dis­ position entstehendem Darmkrebs. Lang andau­ ernde entzündliche Erkrankungen des Darms (zum Beispiel Colitis ulcerosa und Morbus Crohn) Prostata 25,4 % 16,2 % 14,3 % 9,3 % können das Risiko für Darmkrebs ebenfalls erhö­ hen. Das bedeutet nicht, dass die Krankheit bei Trägern eines oder mehrerer Risikofaktoren auch wirklich auftritt. Die betroffenen Personen sollten sich aber regelmäßig untersuchen lassen. Brustdrüse Darm Darm Lunge Lunge Harnblase* Magen 4,8 % Niere 4,7 % Mundhöhle und Rachen 3,3 % Non-Hodgkin-Lymphome 2,9 % M. Melanom der Haut 2,8 % Bauchspeicheldrüse 2,7 % Leukämien 2,1 % Hoden 2,1 % Speiseröhre 1,7 % Kehlkopf Schilddrüse Morbus Hodgkin 27,8 % Die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, ist sehr hoch: In Deutschland sind jährlich ca. 70.000 Menschen betroffen. 17,5 % 6,4 % Gebärmutterkörper 5,7 % Eierstöcke 4,7 % M. Melanom der Haut 4,1 % Magen 3,8 % Harnblase* 3,6 % Bauchspeicheldrüse 3,2 % Niere 3,2 % Gebärmutterhals 3,0 % Non-Hodgkin-Lymphome 2,9 % Leukämien 2,1 % Schilddrüse 1,7 % Mundhöhle und Rachen Speiseröhre Morbus Hodgkin Tumore des Mannes 230.500 = 100 % Quelle: Robert Koch-Institut, 2004. Kehlkopf Tumore der Frauen 206.000 = 100 % * Einschließlich bösartiger Neubildungen in situ und Neubildungen unsicheren Verhaltens. 7 Der Darm Der Darm wird unterteilt in Dünndarm, Dickdarm und Enddarm. Die Aufgabe des Darms ist es, der Nahrung Wasser, Nährstoffe, Mineralien und Vitamine zu entziehen. Dick- und Enddarm kommt dabei die Aufgabe zu, die im Dünndarm von Zuckern, Fetten und Eiweißen befreite Nahrung durch Wasserentzug auf 1/4 der ursprünglichen Menge einzudicken. Was unverdaulich ist, wird als Kot ausgeschieden. Die Gesamtlänge des Dickdarms beträgt etwa 1,3 m, der Dünndarm ist wesentlich länger: etwa 4,5 m. Leber Dünndarm Dickdarm Enddarm 8 Darmkrebsvorsorge Die Vorsorgeuntersuchungen für Darmkrebs beschränken sich gegenwärtig auf jährliche Tests auf verstecktes (okkultes) Blut im Stuhl. Ab dem 50. Lebensjahr werden diese Untersuchungen von der Krankenkasse bezahlt. Für den Test auf okkultes Blut im Stuhl (Okkultblut-Test) wird von drei aufeinanderfolgenden Stuhlgängen je eine Probe genommen. Wenn eine der Proben positiv ist, also Blut nachweisbar war, sollte eine Darm­ spiegelung durchgeführt werden. Nach heutigem Wissensstand lassen sich Vorstufen von Darm­ krebs, die sogenannten Polypen, und die frühen Krebsstadien zuverlässiger mit einer Darmspiege­ lung (Koloskopie, s. S.10) erkennen. Die Polypen kann man häufig schon während der Untersu­ chung entfernen und damit die Entwicklung des Darmkrebses verhindern. Seit einigen Jahren for­ dern Ärzte, dass spätestens ab dem 50. Lebensjahr in mindestens 10-jährlichen Abständen eine Darm­ spiegelung als Routinevorsorgeuntersuchung durchgeführt werden sollte. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für 2 Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren ab dem 56. Lebensjahr. Wer keine Darmspiegelung durchführen möchte, kann ab dem 56. Lebensjahr alle 2 Jahre einen Test auf verstecktes Blut im Stuhl machen lassen. Gelegentlich wird auch vorgeschlagen, die soge­ nannte Sigmoidoskopie als Vorsorgeuntersuchung durchzuführen. Mit diesem Verfahren kann man allerdings nicht den ganzen Dickdarm ansehen, sondern nur den hinteren Teil. Diese Methode ist einfacher, hat aber den Nachteil, dass große Abschnitte des Darms nicht untersucht werden können. Als Vorsorgeuntersuchungen auf Darmkrebs bieten sich neben den Untersuchungen von Stuhlproben auf „verstecktes“ Blut die Darmspiegelungen (Koloskopie) an. Durch die Darmspiegelung können auch frühe Krebsstadien erkannt werden. Die Krankenkasse bezahlt die Vorsorgeuntersuchung von Darmkrebs Ab dem 50. Lebensjahr: 1x im Jahr eine Untersuchung auf verstecktes Blut im Stuhl. Ab dem 56. Lebensjahr: 2 Darmspiegelungen (Koloskopien) im Abstand von 10 Jahren. Oder: alle 2 Jahre einen Labortest auf verstecktes Blut im Stuhl, wer nicht zur Darmspiegelung gehen möchte. 9 Wie erkennt man Darmkrebs? Andauernde Verdauungsprobleme wie Durchfälle, aber auch Verstopfungen und Blähun­ gen, bei gleichen Ernährungsgewohnheiten, können ein Hinweis auf Darmkrebs sein. 10 Diagnose Ein bösartiger Darmtumor wächst meistens langsam. Darum bemerkt man zunächst nichts davon. Die ersten Beschwerden sind nicht charakteristisch; sie können genauso gut andere Ursachen haben. Viele Darmkrebspatienten haben vor der Diagnose Verdauungsprobleme an sich beobachtet. Es kommt häufig vor, dass die Patienten wegen dieser Beschwerden zum Arzt gehen und dann im Verlauf der Untersuchungen Darmkrebs festgestellt wird. Besonders bei immer wiederkehrenden Durchfällen Darmspiegelung (Koloskopie) Ein schlauchartiges Instrument mit einer Glasfaser­ optik wird über den After in den Darm eingeführt. Die Optik ermöglicht die Untersuchung des ge­ samten Dickdarms von innen. Gesucht wird haupt­ sächlich nach Wucherungen der Darmschleim­ haut, sogenannten Polypen. Sie wachsen aus der Darmschleimhaut heraus. Diese Wucherungen sind meistens gutartig, können aber manchmal bösartig werden. Sie können während der Darm­ spiegelung in der Regel sofort entfernt werden. Sieht der untersuchende Arzt eine krebsverdäch­ tige Stelle im Dickdarm, kann er sofort eine Gewe­ über mehrere Tage ist Aufmerksamkeit geboten. Seltener entstehen auch Verstopfungen oder Blä­ hungen als Folge einer bösartigen Entartung der Darmschleimhaut. Keinesfalls weisen gelegentlich auftretende Verdauungsbeschwerden auf Krebs hin. Ein Warnsignal ist jedoch eine andauernde Veränderung gegenüber früher Gewohntem. Besonders dann, wenn die Ernährungsgewohn­ heiten die gleichen geblieben sind. beprobe entnehmen und auf Krebszellen untersu­ chen lassen. Vor einer Koloskopie wird der Darm zunächst durch Abführmaßnahmen gereinigt und anschlie­ ßend mit Luft gefüllt. Dadurch wird der Darm gedehnt, was von einigen Patienten als schmerz­ haft empfunden wird. Die Darmspiegelung gehört zwar nicht zu den angenehmsten Untersuchungen, aber der große Nutzen für die Krebsvorsorge ist es wert, sie über sich ergehen zu lassen. Tumormarker Meistens werden bei Verdacht auf Darmkrebs auch Blutuntersuchungen auf die Tumormarker für Darmkrebs CEA und CA 19-9 durchgeführt. Es handelt sich dabei um Stoffe, die vom Tumor abgegeben werden und in kleinen Mengen ins Blut gelangen. Die Tests eignen sich nicht zur Früherkennung von Darmkrebs, weil die Stoffe nicht immer nachweisbar sind. Umgekehrt können auch andere Krankheiten zu erhöhten Werten die­ ser Stoffe im Blut führen. Tumorstadien Nach der Operation werden das verdächtige Gewebe und die Lymphknoten von einem Patho­ logen mikroskopisch untersucht. Die Bestimmung des Tumorstadiums erfolgt nach der sogenannten TNM-Klassifikation. Hinter den Buchstaben stehen Zahlen, die den Schweregrad der Erkrankung anzeigen. T1N0M0 ist ein sehr frühes, T4N2M1 ein fortgeschrittenes Stadium. Neben TNM wird vom Pathologen noch das „Grading“ mit Zahlen zwischen 1 und 4 bewertet. Es beschreibt den Entartungszustand der Krebs­ zellen. TNM und Grading sind für die weitere Behandlung von Bedeutung. Wenn die Tumormarker schon bei der Erstdiag­ nose von Darmkrebs erhöht waren, kann man sie zur Verlaufskontrolle der Erkrankung in regelmä­ ßigen Zeitabständen messen. Nach der operativen Entfernung des Tumors sinken die Messwerte der Tumormarker. Wenn sie wieder ansteigen, spricht das für ein erneutes Auftreten der Krebserkran­ kung. Sind Metastasen vorhanden (meistens in der Leber oder Lunge), spricht man von einem fortge­ schrittenen kolorektalen Karzinom. Gibt es nur wenige Tochtergeschwulste und liegen sie günstig, kann man sie manchmal chirurgisch entfernen. Wenn allerdings zu viele Organe befallen sind oder sich viele Metastasen in einem Organ befinden, ist eine Operation nicht immer sinnvoll. Dann kann die Erkrankung mit Medikamenten behandelt werden (palliative Chemotherapie, siehe Seite 14). T: Tumorgröße bzw. Eindringtiefe ins umgebende Gewebe N: Lymphknotenbefall (N für Nodus) M: Metastasen 11 Wie wird Darmkrebs behandelt? Bei einer Darmkrebsoperation wird der betroffene Bereich des Darms mit den dazugehörigen Lymphbahnen, Lymphknoten und Blutgefäßen mit einem Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe entfernt. 12 Therapie Die Behandlung von Darmkrebs basiert heute auf vier Säulen: Operation, Chemotherapie, Bestrahlung und neue zielgerichtete Therapien („Targeted Therapies“). Diese werden je nach Tumorstadium, Lage des Tumors im Körper und Allgemeinzustand des Patienten eingesetzt und oft auch miteinan­ der kombiniert. Operation Nach der Darmkrebsdiagnose werden das betroffene Stück Dickdarm und die dazugehörigen Lymphbahnen, Lymphknoten und Blutgefäße mit einem Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe entfernt. Über die weitere Behandlung entscheidet das Stadium des Tumors. In ganz frühen Stadien ist die Operation ausreichend. Die Chancen auf Heilung betragen dann 80 bis 90 %. War der Tumor jedoch schon weiter ins umgebende Gewebe ein­ gewachsen oder befanden sich Krebszellen in den Lymphknoten, sind weitere Therapiemaßnahmen erforderlich. Darmkrebsoperationen verlangen Geschicklichkeit und viel Erfahrung des Chirurgen. Die Heilungs­ chancen stehen und fallen mit der vollständigen Entfernung des Tumors. Besonders Krebsoperationen am Enddarm sind extrem anspruchsvoll. Einmal, weil es sehr schwierig ist, den Tumor im Bereich des Enddarms vollständig zu entfernen, und zweitens, weil in dieser Region auch Darm­ ausgang, Blase und Sexualorgane liegen, deren Funktionen nach Möglichkeit erhalten werden sollten. Chemotherapie und Bestrahlung Eine Operation allein ist nur in den frühen Stadien zur Therapie von Darmkrebs ausreichend, wenn die Darmschleimhaut nur an der Oberfläche ent­ artet ist. Ist der Tumor in tiefere Darmschichten eingewachsen oder ist einer der operativ entfernten Lymphknoten befallen, wird eine sogenannte adju­ vante Therapie empfohlen. Dabei handelt es sich um eine unterstützende Chemotherapie nach ope­ rativer Entfernung des Tumors. Ziel der adjuvanten Therapie ist es, mögliche restliche Tumorzellen zu beseitigen. Bei Dickdarmkrebs wird eine Chemo­ therapie durchgeführt, bei Enddarmkrebs besteht die adjuvante Therapie in der Regel aus einer Kombination von Chemotherapie und Bestrahlung. Bei fortgeschrittenen Stadien, wenn bereits Metastasen in anderen Organen vorhanden sind, geht man nicht davon aus, dass die Krankheit heilbar ist. In diesen Fällen ist das Ziel: Lebensverlängerung bei guter Lebensqualität und wenigen Krankheitssymptomen (Schmerzen und tumorbedingte Störungen der Organfunktionen). Voraussetzung dafür ist eine Verkleinerung oder ein Wachstumsstillstand des Tumorgewebes bzw. der Metastasen. Dies erreicht man in der Regel mit einer krankheitsstabilisierenden, palliativen Chemotherapie oder Bestrahlung, auch eine Ope­ ration kann in diesem Fall angezeigt sein. Künstlicher Darmausgang (Anus praeter oder Stoma) Immer noch lehnen einige Darmkrebspatienten die lebensrettende Operation ab, weil sie auf keinen Fall mit einem künstlichen Darmausgang leben wollen. Diese Sorge ist jedoch in den meisten Fällen unbegründet. Nur wenn der Tumor in der Nähe des Schließmuskels sitzt, ist ein künstlicher Darmausgang notwendig. Manchmal wird er vorübergehend angelegt, damit das Gewebe im Operationsgebiet besser verheilen kann. Später wird dann der normale Verdauungsweg mit einer zweiten, meist kleineren Operation wiederhergestellt. Ein künstlicher Darmausgang ist in der Regel nur dann notwendig, wenn sich der Tumor in der Nähe des Schließmuskels befindet. Nur etwa 16 % der Darmkrebspatienten erhalten dauerhaft einen künst­ lichen Darmausgang. Der Darminhalt gelangt hierbei durch ein Stoma, wie der künstliche Ausgang in der Fachsprache genannt wird, in einen speziellen Plastikbeutel. Mit der heute zur Verfügung stehenden Technik verläuft das sauber und geruchsfrei und bedeutet nach einer kurzen Umgewöhnungszeit meist keine Beeinträchtigung der Lebensqualität mehr. 13 Zusätzlich zur Operation werden häufig Chemotherapie bei Dickdarmkrebs und Strahlentherapie bei Enddarmkrebs eingesetzt, um mögliche restliche Tumorzellen zu beseitigen. Im fortgeschrittenen Stadium und wenn keine Operation mehr möglich ist, wird die Chemotherapie eingesetzt, um den Tumor zu verkleinern und z. B. Schmerzen zu lindern. Chemotherapie Unter einer Chemotherapie versteht man eine Behandlung mit Stoffen, die das Zellwachstum hemmen. Diese Medikamente werden unter dem Begriff Zytostatika (Einzahl: Zytostatikum) zusam­ mengefasst. Das Ziel des Einsatzes einer Chemo­ therapie nach der Operation richtet sich nach dem Stadium des vorgefundenen Tumors: Adjuvante Therapie Unter einer adjuvanten (Chemo-)Therapie versteht man die medikamentöse Behandlung, die zusätz­ lich zu einer Operation und/oder Strahlenbehand­ lung durchgeführt wird, um vorhandene Tumore vollständig zu beseitigen und ihre Neubildung langfristig zu verhindern. Erst dann kann ein Krebspatient als geheilt betrachtet werden. Palliative Therapie Unter einer palliativen (Chemo-)Therapie versteht man die angemessene, umfassende und aktive medizinische Behandlung zur Kontrolle des Tumors und Erhaltung oder Verbesserung der Lebensqua­ lität von Patienten und deren Angehörigen. Diese Patienten können durch die medizinische Behand­ lung leider nicht mehr von ihrem Krebsleiden geheilt werden, da der Tumor sich bereits ausgebreitet und Metastasen gebildet hat. Jedoch ist eine Verlängerung der Lebenserwartung oft möglich. Die Wirkung der Zytostatika basiert darauf, dass Krebszellen auf sie empfindlicher reagieren als normale Zellen. Krebszellen wachsen schneller und werden daher leichter zerstört. Da normale Zellen nicht völlig verschont werden, haben Chemotherapien Nebenwirkungen. Am häufigsten 14 sind Übelkeit, Erbrechen, Schleimhautentzün­ dungen, Durchfall, Blutbildveränderungen und Haarausfall. Weniger häufig kommt es zu Schäden an Nerven, Lunge, Herz oder Nieren. Über viele Jahre gab es zur Behandlung von Darmkrebs nur ein wirksames Medikament: 5-Fluorouracil (5-FU), das in Kombination mit einem weiteren Medikament, Folinsäure, per Infusion oder Injektion gegeben wird. Jetzt gibt es moderne Medikamente zur Therapie von Darm­ krebs, die in vielerlei Hinsicht große Fortschritte für die Betroffenen bewirken können. Eines dieser neuen Medikamente ist sogar als Tablette erhält­ lich, was die Behandlung sehr vereinfacht und für den Patienten einen deutlichen Gewinn an Lebens­ qualität bedeutet. Zielgerichtete Therapien Die Chemotherapie hat große Erfolge für Patienten mit Darmkrebs gebracht. Der Nachteil ist jedoch, dass sie neben den Krebszellen auch sich schnell teilende gesunde Körperzellen angreift. Das erklärt einige Nebenwirkungen der Chemotherapie. Daher suchten Forscher nach neuen Waffen im Kampf gegen den Krebs: Waffen, die gezielt den Tumor angreifen und das gesunde Gewebe unbe­ einträchtigt lassen – mit Erfolg. In den letzten Jahren hat die Grundlagenforschung weitere Details über die biologischen Eigenschaften von Tumoren her­ ausgefunden – warum sie ungehemmt wachsen, warum sie Metastasen bilden. Das eröffnete die Möglichkeit, neue, „maßgeschneiderte“ Medika­ mente zu entwickeln, die besondere Merkmale von Krebszellen auf der Oberfläche ihrer Zellmembran identifizieren (z. B. Rezeptoren), welche auf gesunden Körperzellen nicht vorkommen. Diese zielgerichtete Krebstherapie wird im englischen „Targeted Therapy“ genannt. lentherapie) konnte das Behandlungsspektrum in der Krebstherapie deutlich erweitert und die Hei­ lungschancen für Krebspatienten konnten ver­ bessert werden. Die bereits heute verfügbaren Medikamente sind meist gentechnisch hergestellte monoklonale Anti­ körper. Die monoklonalen Antikörper Cetuximab und Vectibix wirken gegen den EGF-Rezeptor auf der Oberfläche der Tumorzelle und werden in der Behandlung von Darmkrebs eingesetzt. Ein weiterer, in der Behandlung von Darmkrebs eingesetzter monoklonaler Antikörper ist Bevacizumab. Er verfolgt das Ziel, die Neubildung von Blutgefäßen zu hemmen und somit das Einwachsen in den Tumor zu stoppen. Damit schneidet er den Tumor von der überlebenswichtigen Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen durch das Blut ab. Der Tumor wird dadurch gewissermaßen „ausge­ hungert“. Dieses Prinzip wird Anti-Angiogenese oder Angiogenese-Hemmung genannt. Durch Kombination mit den konventionellen The­ rapiemethoden (Operation, Chemo- und Strah­ Angiogenese: Neubildung von Blutgefäßen aus bestehenden Gefäßen Die Versorgung unseres Körpers mit Blut erfolgt menschlichen Körper. Sie spielt vor allem bei der über ein weit verzweigtes System aus Blutgefäßen. Entwicklung des Embryos im Mutterleib und im Über eine Gesamtlänge von fast 97.000 km wer­ Kindesalter eine wichtige Rolle. Im Erwachsenen­ den in diesen Versorgungsleitungen Sauerstoff alter beschränkt sich die Angiogenese auf die und Nährstoffe zu den Zellen aller Organe trans­ Wundheilung und den Menstruationszyklus der portiert, damit diese ihre Aufgabe erfüllen können. Frau. Die Angiogenese ist ein normaler Vorgang im Bei der Chemound Strahlentherapie werden schnellwachsende Tumorzellen gehemmt. Krebszellen teilen sich schneller als gesunde Zellen und werden daher deutlich stärker angegriffen. Aber auch gesunde Zellen können in Mitleidenschaft gezogen werden, was dann die Nebenwirkungen auslöst. Angiogenese-Hemmer wirken nicht auf die Tumor- und gesunden Zellen, sondern auf die versorgenden Blutgefäße und sind daher wesentlich besser verträglich. 15 Es gilt heute als erwiesen, dass sowohl das Wachstum als auch das Fortschreiten und die Metastasierung eines Krebsgeschwürs Angioge­ nese-abhängig sind. Tumore bestehen nämlich aus Zellen, die wie alle Zellen im Körper Nährstoffe und Sauerstoff benötigen. Ein Tumor kann sich bis zu einer Größe von ein bis zwei Millimetern noch mit Nährstoffen und Sauer­ stoff aus seiner Umgebung versorgen. In diesem Stadium verfügt der Tumor noch nicht über eigene Blutgefäße. Für ein weiteres Wachstum reicht die Versorgung aber nicht mehr aus. Um weiter wach­ sen zu können, setzt der Tumor einen Botenstoff frei. Einer der wichtigsten Botenstoffe ist der BlutgefäßWachstumsfaktor VEGF. Er wird vom Tumor in die Die Angiogenese-Hemmer hungern den Tumor aus Bereits im Jahr 1971 wurde in den USA das Wirk­ prinzip der sogenannten Angiogenese-Hemmung beschrieben. Der Ansatz war ebenso simpel wie genial: die Bildung neuer Gefäße zum Tumor zu unterbinden und ihn somit regelrecht auszuhun­ gern bzw. sein Wachstum zu hemmen. Aber es sollte noch einige Jahre dauern, bis diese Idee mit der Entwicklung sogenannter AngiogeneseHemmstoffe für die Krebstherapie Realität wurde. Das seit Januar 2005 zur Behandlung von Darm­ krebs im fortgeschrittenen Stadium zugelassene 16 Blutbahn ausgeschüttet und dockt an spezielle Bindungsstellen. Das ist der Startschuss für die Tumor-Angiogenese: Das Blutgefäß bildet Ver­ zweigungen, die nun Kurs auf den Tumor nehmen. Der Tumor ist bald von einem dichten „Blutver­ sorgungsnetz“ überzogen. So sichert der Tumor seine Durchblutung und damit die wichtigste Voraussetzung für sein Überleben und weiteres Wachstum. Diesen Vorgang nennt man TumorAngiogenese. Das Tückische an diesem Vorgang ist, dass durch die neu gebildeten Blutgefäße einzelne Krebszel­ len Zugang zum allgemeinen Blutkreislauf des Menschen erhalten. Das bedeutet, es können so Krebszellen in andere Organe gelangen und dort Metastasen bilden. Medikament Bevacizumab ist ein solcher Angiogenese-Hemmer. Bevacizumab war damit das erste Medikament zur Behandlung von Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium, das auf dem neuen Prinzip der Anti-Angiogenese basiert. Der Angiogenese-Hemmer wird als Infusion gegeben, verteilt sich im Blut, bindet dort an den Blutgefäß-Wachstumsfaktor VEGF und fängt ihn ab. Damit wird das Andocken des Wachstums­ faktors an benachbarte Blutgefäße blockiert. Es werden keine neuen Blutgefäße ausgebildet und der Tumor wird so vom Nachschub an Nähr­ stoffen und Sauerstoff abgeschnitten und regel­ recht „ausgehungert“. Die Angiogenese-Hemmung verstärkt die Wirkung der Chemotherapie Der Angiogenese-Hemmer Bevacizumab wird heute in der Behandlung von Darmkrebs im fort­ geschrittenen Stadium in Kombination mit den gängigen Chemotherapien verwendet. Damit wer­ den diese noch wirksamer und die Wirkung der Chemotherapie hält länger an. Denn es hat sich gezeigt, dass der Angiogenese-Hemmer nicht nur dabei hilft, im Tumor neu gebildete Blutgefäße zurückzubilden. Der Wirkstoff trägt auch dazu bei, dass die Chemotherapie die Krebszellen besser erreichen kann. Diese erfolgreiche Kombination sorgt dafür, dass das erneute Fortschreiten des Tumors hinausgezögert wird. Bestrahlung Auch energiereiche Strahlen hemmen das Wachs­ tum der Krebszellen. Meistens verwendet man Röntgenstrahlen. Die Geräte sind in den letzten Jahren sehr verbessert worden. Man kann das bestrahlte Feld gut eingrenzen, die Dosis individuell bestimmen. Dadurch haben sich die Nebenwir­ kungen deutlich verringert. Bestrahlungen werden überwiegend bei Enddarmkrebs (Rektumkarzi­ nom) durchgeführt. Die Strahlentherapie findet über mehrere Wochen täglich statt. Eine einzelne Bestrahlung dauert nur wenige Minuten. Blutgefäß Tumor Blutgefäß Tumor mit Blutgefäßen Blutgefäß Tumor Blutgefäß Tumor mit zurückgebildeten Blutgefäßen nach Angiogenese-Hemmung 17 Vorgehen bei unerwünschten Wirkungen Auf unerwünschte Nebenwirkungen kann der Arzt durch Verschreiben von Begleitmedikation, Reduktion der Dosis oder Therapiepausen reagieren. Allerdings kann nur der Arzt entscheiden, was in der jeweiligen Situation richtig ist. Sowohl Bestrahlungen als auch Chemotherapien sind Behandlungsmethoden, die starke Neben­ wirkungen verursachen können. Deshalb ist auch die Liste mit den möglichen unerwünschten Wir­ kungen auf den Beipackzetteln der Zytostatika erschreckend lang. Diese Ausführlichkeit verlangt das Arzneimittelgesetz, auch wenn keineswegs alle Patienten Nebenwirkungen erleiden. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Hautreaktionen. Diese Reaktionen des Magen-Darm-Systems können meist sehr gut durch Medikamente eingedämmt werden. Manchmal ist es sinnvoll, die Mittel gegen Durchfall oder Erbrechen bereits vor der Gabe der Zytostatika anzuwenden oder den Patienten mit nach Hause zu geben. Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachen­ raum können sehr unangenehm sein, heilen aber nach Beendigung der Therapie meistens gut ab. Ein Mangel an weißen Blutkörperchen kann Infek­ tionen und Fieber nach sich ziehen. Deshalb wird das Blutbild von Patienten unter Chemotherapie häufig kontrolliert. Es gibt Medikamente, die die Bildung weißer Blutkörperchen anregen. Wenn das nicht hilft, also die Anzahl der weißen Blutkörperchen weiter abnimmt, kann das ein Grund sein, die Therapie zu unterbrechen oder völlig abzusetzen. 18 Wenn zu wenige der für den Sauerstofftransport zuständigen roten Blutkörperchen im Blut sind (Anämie), kann der Wirkstoff Erythropoetin häufig helfen. Auch Müdigkeit und Antriebsschwäche sind manchmal durch Anämie bedingt und können mit Erythropoetin gemildert werden. Von einigen Zytostatika ist bekannt, dass sie bestimmte Organe häufiger schädigen als andere. Beeinträchtigungen von Nerven, Lunge, Herz oder Nieren können die Folge einer Therapie mit diesen Medikamenten sein. Besonders bei älteren Patienten und Diabetikern müssen die Funktionen dieser Organe überwacht werden. Haarausfall ist eigent­ lich eine eher harmlose Nebenwirkung, die Haare wachsen ja wieder nach. Trotzdem ist er für viele Patienten die schlimmste Folge einer Chemothe­ rapie. Das Kopfhaar ist wohl ein so wichtiger Teil unserer Identität, dass selbst der vorübergehende Verlust als entwürdigend empfunden wird. Leider wird Haarausfall gelegentlich sogar als Grund genannt, die Therapie abzulehnen. Wenn eine Therapie nötig ist, die zu Haarausfall führt, tragen die Krankenkassen die Kosten für eine Perücke. Bei der Behandlung mit dem Angiogenese-Hemmer sind die für eine Bestrahlung oder Chemotherapie typischen Nebenwirkungen nicht zu erwarten. Allerdings kann auch diese Therapie unerwünschte Wirkungen mit sich bringen. Am häufigsten ist das Auftreten von Nasenbluten, das in der Regel jedoch wieder von selbst aufhört. Bei einigen Patienten kommt es zu einem Anstieg des Blutdrucks. Die­ ser lässt sich aber im Allgemeinen mit Medikamen­ ten wieder normalisieren. 19 Nachsorge Da der Tumor wieder auftreten kann, sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen wichtig. Nachsorgeuntersuchungen werden in den ersten 2 Jahren nach Abschluss der Therapie viertel­ jährlich, danach halbjährlich durchgeführt. Wenn nach 5 Jahren kein Anzeichen eines Wiederauftre­ tens des Tumors festzustellen ist, können die Abstände der Untersuchungen auch größer sein. Zu einer Nachsorgeuntersuchung gehört: eine körperliche Untersuchung und Fragen nach Verdauungsproblemen die Bestimmung von speziellen Laborwerten, z. B. Tumormarkern eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums und der Leber 20 ein Röntgenbild der Lunge (einmal im Jahr) eine Darmspiegelung 3 Monate nach der Operation nur, wenn unmittelbar vor der Operation keine komplette Spiegelung des Darmes erfolgte; sonst nach 2 und 5 Jahren Manchmal wird zur Sicherung von Befunden eine CT (Computertomografie) durchgeführt. „Alternative“ Heilmethoden? Krebs ist ein harter Gegner. Mit sanften Mitteln ist ihm nicht beizukommen. Obwohl schon viele alternative Heilverfahren wissenschaftlich überprüft wurden, konnte bisher keiner der Vertreter alternativer Methoden nach­ weisen, dass sein Verfahren wirklich gegen Krebs hilft. Sogenannte „bio­ logische Therapien“ oder „Immuntherapien“ können daher bei Darmkrebs keine Alternative zu den wissenschaftlich überprüften schulmedizinischen Behandlungen sein. Unter den Anbietern sogenannter „sanfter“ Krebs­ therapien gibt es zahlreiche wohlmeinende Ratgeber, aber auch sehr viele betrügerische Scharlatane. 21 Weiterführende Literatur Darmkrebs Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige Hermann Delbrück Kohlhammer Verlag, 2004 ISBN 978-3-17-018314-8 Thema Krebs Hilke Stamatiadis-Smidt, Harald zur Hausen, Otmar D. Wiestler Springer Verlag, März 2006 ISBN 978-3-540-25792-9 Nach der Diagnose Krebs – Leben ist eine Alternative. Herbert Kappauf, Walter M. Gallmeier Herder Verlag, 2000 ISBN 978-3-451-04857-9 Die blauen Ratgeber, Nr. 6: Darmkrebs Herausgeber: Deutsche Krebshilfe e. V. ISSN 0946-4816 Art.-Nr. 006 Hilfe bei Darmkrebs Vorsorge – Diagnose – Therapie Prof. Dr. med. H.-D. Allescher, Dr. med. A. C. Kors, Dr. V. Drehbing, Dr. C. Maar (Hrsg.) TRIAS Verlag, 2004 ISBN 978-3-830-43159-6 Darmkrebs vorbeugen und heilen Joachim Schmoll, Ulrich Ravens Knaur Verlag, 2005 ISBN 978-3-426-66953-2 Adressen Deutsche ILCO e. V. Solidargemeinschaft von Stomaträgern und von Menschen mit Darmkrebs Thomas-Mann-Straße 40 53111 Bonn Tel.: 0228/338894-50 (montags bis donnerstags 9–15 Uhr) Fax: 0228/338894-75 E-Mail: [email protected] Internet: www.ilco.de 22 Deutsche Krebsgesellschaft e. V. TiergartenTower Straße des 17. Juni 106–108 10623 Berlin Tel.: 030/322932900 Fax: 030/322932966 E-Mail: [email protected] Internet: www.krebsgesellschaft.de Adressen Deutsche Krebshilfe e. V. Buschstraße 32 53113 Bonn Tel.: 0228/72990-0 Fax: 0228/72990-11 E-Mail: [email protected] Internet: www.krebshilfe.de Felix Burda Stiftung Rosenkavalierplatz 10 D-81925 München Tel.: 089/92502501 Fax: 089/92502713 E-Mail: [email protected] Internet: www.felix-burda-stiftung.de Forum Schmerz im Deutschen Grünen Kreuz e. V. Schuhmarkt 4 35037 Marburg Tel.: 06421/293-125 (Sekretariat) Fax: 06421/293-725 E-Mail: [email protected] Internet: www.forum-schmerz.de Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V. „Haus der Krebs-Selbsthilfe“ Thomas-Mann-Straße 40 53113 Bonn Tel.: 0228/33889-400 Fax: 0228/33889-401 E-Mail: [email protected] Internet: www.frauenselbsthilfe.de Geschäftsstelle Stiftung LebensBlicke Bremserstraße 79 67063 Ludwigshafen Tel.: 0621/5034168 Fax: 0621/5034112 E-Mail: [email protected] Internet: www.lebensblicke.de Krebsinformationsdienst KID Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg Tel.: 0800/4203040 (täglich 8–20 Uhr; kostenlos aus dem deutschen Festnetz) Fax: 06221/401806 E-Mail: [email protected] Internet: www.krebsinformation.de Informationen und Adressen zu psychosozialen Krebsberatungsstellen für Patienten und Angehörige erhalten Sie beim Krebsinformationsdienst KID und bei der Deutschen Krebshilfe. Roche Pharma AG Emil-Barell-Straße 1 79639 Grenzach-Wyhlen Tel.: 07624/140 Fax: 07624/1019 Internet: www.roche.de 23 Glossar Adjuvante Therapie Unterstützende Behandlung nach operativer Ent­ fernung des Tumors. Das Ziel der Operation ist die vollständige Entfernung des von Darmkrebs befal­ lenen Gewebes. Die adjuvante Therapie soll die Operation darin unterstützen, indem sie verein­ zelte im Körper verbliebene Tumorzellen beseitigt. Angiogenese Griech.: angiojénessi – die Gefäßentstehung; die Bildung neuer Blutgefäße im Körper. Angiogenese-Hemmer Medikamente, die die Bildung neuer Blutgefäße im und zum Tumor hemmen. Anti-Angiogenese Die Unterdrückung der Angiogenese. Antigen Die Bezeichnung für Merkmale auf der Oberfläche von Substanzen, beispielsweise Krankheitserre­ gern oder Tumorzellen, die vom Immunsystem als Fremdkörper erkannt und bekämpft werden. Anus praeter Künstlicher Darmausgang durch die Bauchdecke. Wird manchmal vorübergehend angelegt, damit das Gewebe im Operationsgebiet besser verheilen kann. Etwa 10 % der Darmkrebspatienten müssen dauerhaft mit einem künstlichen Darmausgang leben. 24 Antikörper Werden als Reaktion auf bestimmte in den Körper eingedrungene Fremdstoffe – normalerweise Krankheitserreger – gebildet. Verbinden sich mit fremdem Antigen und lösen damit eine Reihe von Reaktionen aus, die zur Zerstörung des Erregers führen. Künstlich hergestellte Antikörper für die Krebstherapie erkennen bestimmte Antigene auf der Tumoroberfläche, binden an diese und führen damit letztendlich zur Zerstörung der Krebszelle. Benigne gutartig Bevacizumab Biotechnologisch hergestellter Antikörper, Angio­ genese-Hemmer, zur Behandlung von Darmkrebs. Bindet an den Blutgefäß-Wachstumsfaktor VEGF, macht ihn dadurch unwirksam und hemmt damit die Bildung neuer Blutgefäße. Die Versorgung des Tumors mit Sauerstoff und Nährstoffen unter­ bleibt – der Tumor wird regelrecht „ausgehungert“. Blutgefäß-Wachstumsfaktor VEGF, engl.: vascular endothelial growth factor/ vaskulärer, endothelialer Wachstumsfaktor. Wird vom Tumor in die Blutbahn ausgeschüttet und bindet an bestimmte Zellen benachbarter Blutgefäße. Diese werden zum Wachstum und zur Bildung neuer Blutgefäße angeregt. Capecitabin Medikament, das in der Chemotherapie bei Darm­ krebs zum Einsatz kommt. Wird als Tablette einge­ nommen und hemmt das Zellwachstum; Zytosta­ tikum. Cetuximab Biotechnologisch hergestellter Antikörper zur Behandlung von Darmkrebs. Er richtet sich gegen den Rezeptor für den so genannten epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (auch EGFR genannt, engl.: epidermal growth factor receptor). Durch die Bindung des Antikörpers an den EGF-Rezeptor wird die Weiterleitung der Wachstumssignale gestoppt und damit das Tumorwachstum unter­ bunden. Chemotherapie Behandlung mit Medikamenten, die das Zell­ wachstum hemmen. Colon Dickdarm Colitis ulcerosa Chronisch entzündliche Darmerkrankung. Colostoma s. Anus praeter CT Abkürzung für Computertomografie. Computer­ unterstützte Röntgenuntersuchung. Sogenanntes Schnittbildverfahren, mit dem Einzelheiten sehr gut zu erkennen sind. EGFR Engl.: epidermal growth factor receptor. Epider­ maler Wachstumsfaktorrezeptor. Der EGF-Rezeptor ist bei verschiedenen Tumorarten auf der Oberfläche von Krebszellen im Übermaß vorhanden und/oder fehlreguliert. Das führt dazu, dass die Tumorzellen unkontrolliert wachsen und sich vermehren. FAP, familiäre Polyposis Erbkrankheit mit vermehrter Polypenbildung im Darm. Die Wahrscheinlichkeit, dass aus den Polypen Darmkrebs entsteht, ist praktisch 100 %. 5-FU Abkürzung für das Medikament 5-Fluorouracil. Gastroenterologe Facharzt/-ärztin für Magen-Darm-Krankheiten. Histologie Lehre von der Feinstruktur der Gewebe des Kör­ pers. Methode: mikroskopische Untersuchung von Gewebe. Karzinom Krebs, bösartiger Tumor. Kernspintomografie Untersuchungstechnik, erzeugt Schnittbilder von Organen mit Hilfe von starken Magnetfeldern. 25 Glossar Koloskopie Darmspiegelung; Untersuchung des gesamten Dickdarms. Okkultblut-Test Nachweis von verstecktem, mit bloßem Auge nicht sichtbarem Blut im Stuhl. Kolorektal Das Kolon (Dickdarm) und Rektum (Enddarm) betreffend. Onkologe Facharzt/-ärztin für Krebserkrankungen. Lymphknoten Schaltstellen des Lymphgefäßsystems, das den Körper, ähnlich wie das Blutgefäßsystem, durch­ zieht. Lymphknoten sind Organe, in denen Abwehrzellen (Lymphozyten) reifen und sich ver­ mehren, wenn Krankheitserreger in den Körper eingedrungen sind. In den Lymphknoten bleiben häufig Krebszellen hängen und vermehren sich. Maligne bösartig Metastasen Tochtergeschwulste eines bösartigen Tumors an einem anderen Ort als dem des ursprünglichen Tumors. 26 Palliative Therapie Krankheitsmildernde Behandlung. Ist eine voll­ ständige Beseitigung des Tumors nicht möglich, strebt man eine Verkleinerung des Ersttumors bzw. der Metastasen an. Ziele sind die Linderung von Krankheitssymptomen (Schmerzen, tumorbe­ dingte Störungen der Organfunktion) und Lebens­ verlängerung bei guter Lebensqualität. Pathologe Facharzt, der unter anderem mittels feingeweb­ licher Untersuchung beurteilt, ob ein Tumor gut­ artig oder bösartig ist. Pathologie Lehre von den krankhaften Vorgängen im Körper. Morbus Crohn Chronisch entzündliche Darmerkrankung. Polyp (des Dickdarms) Gutartige Wucherung der Darmschleimhaut, die bösartig entarten kann. Okkult Lat.: occultus – versteckt, verborgen. Progression Fortschreiten der Tumorerkrankung. Rektum Enddarm, der letzte Teil des Dickdarms vor dem Darmausgang. Remission Rückbildung von Tumor bzw. Metastasen. Voll­ ständige Remission: Der Tumor ist in der Compu­ tertomografie (Röntgentechnik, bei der das Bild vom Computer hergestellt wird) nicht mehr sicht­ bar. Partielle Remission: Der Tumor schrumpft um mehr als die Hälfte. Rezidiv Rückfall. Einige Zeit nach Entfernung der Krebs­ geschwulst treten erneut Tumore auf. Sigmoidoskopie Untersuchung der unteren Dickdarmanteile ein­ schließlich des Enddarms. Das Sigmoid (auch: Sigmaschleife) ist der Dickdarmabschnitt vor dem Enddarm. Therapie Behandlung Tumor-Angiogenese Neubildung von Blutgefäßen im und zum Tumor. Auslöser sind Botenstoffe, die der Tumor in die Blutbahn ausschüttet. Siehe Angiogenese, Blut­ gefäß-Wachstumsfaktor, VEGF. Tumormarker Spezielle Stoffe im Blut oder in anderen Körperflüs­ sigkeiten, deren erhöhte Konzentration auf eine Tumorkrankheit oder ein Rezidiv einer solchen hindeuten kann. Sie werden zur Verlaufskontrolle einer Tumorerkrankung eingesetzt. Als Suchmethode zur Erstdiagnose eines Tumors sind die Tumormarker nicht geeignet. Das CarcinoEmbryonale Antigen (CEA) ist einer der wichtigsten Tumormarker bei Darmkrebs. Tumor Allgemein: jede Art von unnatürlicher Verdickung bzw. Schwellung. Speziell: knotenartige Wuche­ rung von Zellen, die gutartig oder bösartig sein können. VEGF Engl.: vascular endothial growth factor. BlutgefäßWachstumsfaktor. Zellen Kleinste Einheit des Körpers. Grundbausteine der Organe. Zytostatikum Medikament, das Zellen im Wachstum hemmt. Es wird bei einer Chemotherapie verwendet. 27 Roche Pharma AG 79630 Grenzach-Wyhlen www.roche.de