Siegel ohne Güte? Wie Unternehmen das richtige Nachhaltigkeitslabel finden Liebe Leser, das Thema Nachhaltigkeit ist zugleich schillernd und schwer greifbar. Anhand welcher Dimensionen lässt sich Nachhaltigkeit abbilden? Und wie lässt es sich gezielt im Marketing verwenden? Labels sind dabei ein verlockendes Instrument: Sie fassen Nachhaltigkeit einfach zusammen und können plakativ für die Kundenkommunikation verwendet werden. Diese Stärken sind aber zugleich eine Schwäche, denn sie führen zu einem zunehmenden Wildwuchs der Nachhaltigkeitslabels. Deswegen raten wir Unternehmen, etwas genauer hinzusehen und sich nicht vorschnell für ein Label zu entscheiden. Denn am Ende soll sich die Investition rechnen – und dafür muss die Qualität gewährleistet sein. Wie dies möglich ist, greifen wir in diesem J + K CSRMonitor auf. Mit freundlichen Grüßen David Haag, Berater CSR Am Point-of-Sale sind Kunden mit der Herausforderung konfrontiert, aus einer Vielzahl von Produkten zu wählen – und das in kürzester Zeit. Labels sind dabei ein wichtiger Entscheidungsfaktor und versprechen Qualität sowie eine objektive Bewertung. Dies gilt auch für das Thema Nachhaltigkeit, das sich als neue Qualitätsdimension etabliert hat und durch eine wachsende Zahl von Labeln bedient wird. Diese umfassen Qualitäts- und Prüfzeichen (z.B. BIO-Siegel oder Oeko-Tex), Testurteile (z.B. Öko-Test) oder auch Herkunftszeichen (z.B. Unser Land), die für nachhaltige Wertschöpfung stehen und teilweise eigene Märkte konstituieren. Angesichts des jüngsten Skandals um falsch deklarierte Bio-Eier und eines unübersichtlichen Angebots an Labels sinkt jedoch das Vertrauen der Konsumenten und damit das wirtschaftliche Potenzial von Labels. Um dem zu begegnen, müssen Unternehmen kritisch hinterfragen, welche Nachhaltigkeitslabels für sie sinnvoll sind. Entscheidend für die Auswahl sind dabei drei Dinge: 1. Glaubwürdigkeit Ein Label muss die Kriterien und Prüfprozesse transparent und vergleichbar darlegen, einer unabhängigen Organisation unterstehen sowie in dessen Entwicklung auf breite Stakeholder-Beteiligung setzen. 2. Differenzierungspotenzial Ein Label sollte eine hohe Bekanntheit haben und als Kürbeitrag am Produktmarkt wahrgenommen werden. 3. Finanzieller Aufwand Ein Label muss einen angemessenen Aufwand für Prüfung, Zertifizierung sowie damit verbundene Prozessanpassungen beinhalten, der einen positiven ROI verspricht. Diese Faktoren variieren je nach Marktstruktur und Charakter des Unternehmens. So hat in käufergetriebenen Märkten, wie etwa der Textilindustrie, ein Nachhaltigkeitslabel ein größeres Differenzierungspotenzial als in technologieintensiven Märkten, in denen andere Qualitätsdimensionen bestimmend sind, wie z.B. in der Automobilindustrie. Zugleich sind Nachhaltigkeitslabels für große internationale Unternehmen sinnvoller als für kleine oder regionale Anbieter, für die die Kosten-Nutzen-Relation schlechter ist. Entsprechend können Unternehmen nicht auf allgemeingültige Aussagen vertrauen, sondern müssen Labels für sich anhand der genannten Faktoren analysieren und einsetzen. So kann gerade in gesättigten Märkten die Marge erhöht und der Wertschöpfungsbeitrag von Nachhaltigkeit realisiert werden: Zwei gute Gründe, den Labelmarkt zu konsolidieren. Auf den Punkt gebracht 65.977 Alleine im deutschen Lebensmittelmarkt tragen insgesamt 65.977 Produkte von 4.181 Unternehmen das „Bio-Siegel“. Profil J + K J + K ist spezialisiert auf ganzheitliche Kommunikationslösungen an den Schnittstellen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir beraten Unternehmen, Institutionen und Verbände in Fragen des Managements, der Konzeption und der Inszenierung von Kommunikation. J + K bietet einen strategisch ausgerichteten Beratungsansatz, der auf eine nachhaltige Wertschöpfung für den Kunden zielt. label-online.de: Durchblick im Label-Dschungel Studie des vzbv zeigt: verlässliche Siegel fehlen CEEP-CSR: Europäisches Gütesiegel für öffentliche Dienstleister Der Bundesverband Die Verbraucherinitiative e.V. informiert auf dem Online-Portal label-online.de umfassend über mehr als 400 Gütesiegeln und Management-Standards. Über eine Suchfunktion können Labels einzelner Branchen hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit recherchiert werden. mehr... Laut der Studie „Trends in der Lebensmittelvermarktung“, die im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) erstellt wurde, steht der wachsenden Unsicherheit auf Seiten der Konsumenten ein Mangel an verlässlichen Siegeln gegenüber. mehr... Der CEEP (Europäische Verband der öffentlichen Arbeitgeber und Unternehmen), hat 2012 zum dritten Mal das CEEP-CSR-Label an öffentliche Dienstleister verliehen. Mit dem Label werden Unternehmen ausgezeichnet, die sich in vorbildlicher Weise gesellschaftlich engagieren. mehr...