Messung zeitlich aufgelöster Paarkorrelationen in ultrakalten Quantengasen Diplomarbeit in Experimentalphysik von Arne Ewerbeck durchgeführt am Fachbereich Physik der Technischen Universität Kaiserslautern unter Anleitung von Prof. Dr. Herwig Ott Juli 2011 Zusammenfassung In dieser Arbeit wird zum ersten Mal die Messung zeitlich aufgelöster Paarkorrelationen einer thermischen 87 Rb Atomwolke präsentiert. Die Messungen wurden dabei in situ durchgeführt und ermöglichen so einen direkten Einblick in ein System von ultrakalten Quantengasen. Dazu wurde in das bestehende Experiment zur Erzeugung eines Bose-Einstein-Kondensats eine stark oblate Dipolfalle implementiert, die es in Kombination mit einem Rasterelektronenmikroskop ermöglicht, eine große zeitliche (100 ns) und räumliche (100 nm) Auflösung zu erreichen. Die typischen Längen- und Zeitskalen, in denen Korrelationen in kalten Atomwolken beobachtet werden können, liegen im Bereich von einigen zehntel Mikrosekunden beziehungsweise einigen hundert Nanometern. Damit ergibt sich im vorliegenden Experiment die Möglichkeit, die Korrelationsfunktion mit hoher Präzision experimentell zugänglich zu machen. Durch Messung der Korrelationen wird ein experimentelles Verfahren vorgestellt, mit dessen Hilfe lokal im System eine Temperatur bestimmt werden kann. Darüber hinaus lässt sich der Einfluss von Wechselwirkungen zwischen den Atomen auf die messbare Korrelationsamplitude der Paarkorrelationsfunktion untersuchen. i Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Die Atom-Licht-Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Bose-Einstein-Kondensate in harmonischen Fallen . . . . . . 2.3 Das nicht wechselwirkende Bose-Gas . . . . . . . . . . . . . 2.4 Das schwach wechselwirkende Bose-Gas . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Die Gross-Pitaevskii-Gleichung . . . . . . . . . . . . 2.4.2 Die Thomas-Fermi-Näherung . . . . . . . . . . . . . 2.5 Korrelationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Die klassische Korrelationsfunktion erster Ordnung . 2.5.2 Die klassische Korrelationsfunktion zweiter Ordnung 2.5.3 Die quantenmechanische Korrelationsfunktion . . . . 2.5.4 Korrelationen und deren Zählstatistiken . . . . . . . 3 3 7 9 10 10 11 13 13 15 17 20 3 Experimenteller Aufbau 3.1 Von der Atomquelle zum Bose-Einstein-Kondensat . 3.2 Die magneto-optische Falle und das Lasersystem . . 3.3 Die CO2 -Dipolfalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Das Elektronenmikroskop . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Die Absorptionsabbildung . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Das Lightsheet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 23 25 26 29 33 35 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Die experimentelle Realisierung 41 4.1 Der Experimentzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.2 Charakterisierung des Lightsheets . . . . . . . . . . . . . . . 45 4.2.1 Simulation der Strahlparameter . . . . . . . . . . . . 45 iii Inhaltsverzeichnis 4.2.2 4.2.3 4.2.4 Messung der Strahlparameter . . . . . . . . . . . . . Die Fallenfrequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Heizrate und Lebensdauer im Lightsheet . . . . . 5 Auswertung 5.1 Die Korrelationsfunktion im Experiment . . . . . . . . . . 5.2 Vom Ionensignal zur Korrelationsfunktion zweiter Ordnung 5.3 Mittlung der Messwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Offset des Korrelationssignals . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5 Doppelt gezählte Ionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung . . . . . . . . . 5.7 Reduziertes Korrelationssignal . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.1 Räumliche Korrelationen . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.2 Repulsive Wechselwirkungen . . . . . . . . . . . . . 5.8 Bestimmung der Korrelationszeiten . . . . . . . . . . . . . 5.9 Unkorrelierte Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.9.1 A priori unkorrelierte Messung . . . . . . . . . . . . 5.9.2 BEC-Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.10 Zeitlich veränderliches Korrelationssignal . . . . . . . . . . 5.11 Abschlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . 48 49 56 59 59 64 65 68 70 72 74 74 78 80 83 83 84 86 88 91 A Anhang 93 A.1 Wichtige physikalische Konstanten . . . . . . . . . . . . . . 93 A.2 Rubidium 87 Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 A.3 Herleitung der Korrelationsfunktion erster Ordnung . . . . . 94 Literaturverzeichnis iv 97 Kapitel Einleitung Seit der ersten Realisierung der Bose-Einstein-Kondensation im Jahre 1995 [1],[2],[3], die bereits 70 Jahre vorher durch Satyendranath Bose und Albert Einstein vorhergesagt wurde [4],[5], gehören Bose-Einstein-Kondensate zu einem wichtigen Forschungsgebiet der Physik. Über die Jahre hat sich das Feld der damit einhergehenden ultrakalten Quantengase sowohl bosonischen als auch fermionischen Charakters stark ausgeweitet. Neben vielen Experimenten, die auf eindrucksvolle Weise die quantenmechanische Natur dieser Materiezustände nachgewiesen haben [6],[7], lassen sich mit diesen Systemen auch Experimente durchführen, die ihre Motivation aus vergangenen, vermeintlich klassischen Experimenten gewonnen haben. Im Jahr 1956 wurde von Robert Hanbury Brown und Richard Twiss ein Experiment vorgestellt, bei dem die Bestimmung des Winkeldurchmessers von Sternen gelang [8],[9]. Über die Beobachtung von Korrelationen in den Intensitätsfluktuationen, der von dem Stern ausgesandten Strahlung, konnten Informationen über die räumliche Struktur der Quelle gewonnen werden. Eine physikalische Erklärung für das Auftreten von Korrelationen konnte in einem klassischen Bild gegeben werden, bei dem das ausgesandte Licht als klassische Welle beschrieben wird. Erst Roy Glauber präsentierte im Jahr 1963 eine quantenmechanische Interpretation der Ergebnisse, die heute als Geburtsstunde der Quantenoptik gilt [10]. Im Verlauf der letzten Jahre wurden viele sogenannte Hanbury-BrownTwiss-Experimente durchgeführt. Dabei konnten Korrelationen in Experimenten mit Elektronen [11], Neutronen [12] und auch kalten Atomen [13] nachgewiesen und zur Charakterisierung des jeweiligen Systems herangezogen werden. Durch die Messung von Teilchenzahlschwankungen ist es möglich auf Größen wie die Kohärenz, Temperatur oder auch auf räumliche Ordnungen [14] zu schließen. Daraus ergeben sich viele interessante Anwen1 1 1. Einleitung dungen für Experimente mit ultrakalten Quantengasen. Korrelationen erster Ordnung beschreiben die Kohärenz im System und sind in der Regel durch Interferenzexperimente zugänglich. Um Korrelationen zweiter oder höherer Ordnung, die sich durch Teilchenzahlschwankungen bestimmen lassen, messen zu können, wird ein Messverfahren benötigt, das sensitiv auf einzelne Atome ist. Dies erfordert eine hohe räumliche sowie zeitliche Auflösung, die im Experiment erreicht werden muss. Im Rahmen dieser Arbeit wird durch Implementierung einer stark oblaten Fallengeometrie in das bestehende Experiment eine Möglichkeit vorgestellt, Atomzahlschwankungen mit einer hohen Auflösung experimentell zugänglich zu machen. Damit ist es zum ersten Mal gelungen, zeitlich aufgelöst Paarkorrelationen in einer thermischen Rubidium-Atomwolke, gefangen in einer Dipolfalle, zu messen. Gliederung der Arbeit Die Arbeit ist in vier Abschnitte gegliedert. Im ersten Abschnitt werden die theoretischen Grundlagen zur Beschreibung eines Bose-Einstein-Kondensates und ultrakalter Atomwolken gegeben. Darüber hinaus wird auf die klassischen und quantenmechanischen Korrelationsfunktionen, speziell erster und zweiter Ordnung eingegangen. Veranschaulicht werden diese durch verschiedene Beispiele. Im zweiten Abschnitt wird der experimentelle Aufbau des bestehenden Experiments beschrieben sowie die Implementierung einer neuen Dipolfalle durch ein zusätzliches Lasersystem vorgestellt. Im dritten Abschnitt werden die Simulationen präsentiert, die im Vorfeld erfolgt sind, um sowohl den optischen Aufbau als auch die Charakteristik der Dipolfalle abschätzen zu können. Zusätzlich werden die experimentellen Ergebnisse der Charakterisierung der Falle sowie die Implementiertung in den bestehenden Experimentzyklus vorgestellt. Im letzten Abschnitt soll die Berechnung und Analyse der gemessenen Korrelationsfunktionen dargestellt werden. Neben der Auswertung der Messdaten steht hier vor allem die Interpretation der Messwerte im Vordergrund. Um eine adäquate Beschreibung der Messwerte anzugeben, wird das Modell der Korrelationsfunktionen sowohl räumlich als auch zeitlich genau beschrieben und Wechselwirkungen im System berücksichtigt. 2 Kapitel Theoretische Grundlagen In diesem Kapitel sollen die theoretischen Grundlagen zur Erzeugung und Beschreibung eines Bose-Einstein-Kondensates1 beschrieben werden. Dies schließt sowohl die Wechselwirkung von Atomen mit Licht ein, als auch die Beschreibung von wechselwirkenden Bosonen bei niedrigen Temperaturen. Darüber hinaus wird im zweiten Teil des Kapitels auf Korrelationen, deren physikalische Bedeutung und den Unterschied zwischen einer klassischen und quantenmechanischen Betrachtung eingegangen. 2.1 Die Atom-Licht-Wechselwirkung Wird ein Atom dem Einfluss eines elektrischen Feldes ausgesetzt, das zum Beispiel durch einen einfallenden Laserstrahl erzeugt wird, lässt sich die Wechselwirkung des Atoms mit diesem Feld durch zwei Effekte beschreiben: i) Die Dipolkraft - Das im Atom induzierte Dipolmoment wechselwirkt mit dem angelegten elektrischen Feld. ii) Die Strahlungskraft - Der Absorption und anschließender spontaner Emission von Photonen. Im Folgenden soll ein Modell für beide Wechselwirkungen angegeben werden. Dazu wird das sogenannte Oszillator-Model verwendet, welches das Atom als klassischen Oszillator in einem Strahlungsfeld betrachtet. Das durch das elektrische Feld E induzierte Dipolmoment des Atoms wird mit 1 engl. Bose-Einstein condensate (BEC) 3 2 2. Theoretische Grundlagen der von außen angelegten Frequenz ω oszillieren. Der Zusammenhang von Dipolmoment und elektrischem Feld ist gegeben durch p = α(ω)E , (2.1) wobei α(ω) die frequenzabhängige Polarisierbarkeit ist. Das induzierte Dipolmoment wechselwirkt mit dem elektrischen Feld und erzeugt ein Potential der Form 1 1 Udip = − hp · Ei = − α(ω)|E(r)|2 ∝ I(r) 2 2 (2.2) und ist somit proportional zur Intensität des eingestrahlten Feldes. Der Faktor 1/2 ergibt sich dadurch, dass es sich um einen induzierten und nicht um einen permanenten Dipol handelt[15]. Um die Polarisierbarkeit α(ω) zu berechnen, wird im Oszillator-Modell das Elektron mit Masse me und Elementarladung e als elastisch mit dem Atom verbunden angenommen. Dabei schwingt es mit der Eigenfrequenz ω0 um den Atomkern. Für die Bewegungsgleichung des Elektrons, beschrieben durch einen klassischen Oszillator mit Dämpfung Γω und einem äußeren, treibenden elektrischen Feld gilt eE(t) . (2.3) ẍ + Γω ẋ + ω02 x = − me Für die Polarisierbarkeit α(ω) = qx/E(t) ergibt sich durch Lösen der Differentialgleichung e2 1 α(ω) = (2.4) 2 me ω0 − ω 2 − iωΓω mit der Dämfpungsrate e2 ω 2 , (2.5) 6π0 m0 c3 die das Aussenden elektromagnetischer Strahlung des Elektrons auf Grund der beschleunigten Bewegung berücksichtigt. Durch Substitution von e2 /me = 6π0 c3 Γω /ω 2 und Definition der resonanten Dämpfungsrate Γ ≡ (ω0 /ω)2 Γω ergibt sich somit Γω = α(ω) = 6π0 1 2 2 2 ω0 ω0 − ω − i(ω 3 /ω02 )Γ . (2.6) Alternativ kann die Polarisierbarkeit in einem semiklassischen Ansatz berechnet werden, wobei das Atom als ideales Zwei-Niveau-System mit der Übergangsfrequenz ω0 beschrieben wird [16]. Wenn keine Sättigungseffekte des betrachteten Übergangs zu berücksichtigen sind, ergibt sich das gleiche 4 2.1. Die Atom-Licht-Wechselwirkung Ergebnis wie im klassischen Fall, lediglich mit der Modifikation, dass die Dämpfungsrate nun durch das Dipolmatrixübergangselement ω03 ˆ 2 Γ= |he|d|gi| 3 3π0 ~c (2.7) zwischen Grund- und angeregtem Zustand gegeben ist. Mit dˆ = −ex ist der elektrische Dipoloperator bezeichnet. Für die D-Linien Übergänge der Alkali-Atome Na, K, Rb und Cs stimmt die aus dem klassischen Modell bestimmte Dämpfungsrate (2.5) innerhalb weniger Prozent mit der tatsächlich gemessenen überein. Mit Hilfe von (2.6) lässt sich somit das Dipolpotential Γ Γ 3πc2 + I(r) (2.8) Udip (r) = − 3 2ω0 ω0 − ω ω0 + ω berechnen. Für Laserlicht der Frequenz ω in der Nähe der Resonanzfrequenz ω0 gilt mit ∆ ≡ ω − ω0 , dass |∆| ω0 . Diese Abschätzung ist bekannt als Drehwellen-Näherung2 und erlaubt es, das Verhältnis ω/ω0 ≈ 1 abzuschätzen. Dadurch ergibt sich das Dipolpotential in vereinfachter Form zu 3πc2 Γ Udip (r) = I(r) . (2.9) 2ω03 ∆ Neben dem Dipolpotential stellt die Streurate Γstreu eine weitere charakteristische Größe der Atom-Licht-Wechselwirkung dar. Sie ist dabei ein Maß für die Anzahl gestreuter Photonen am Atom pro Zeiteinheit. Photonen mit einer Energie ~ω werden vom Atom absorbiert und anschließend durch spontane Emission wieder emittiert. Die Streurate ergibt sich so aus dem Verhältnis von absorbierter Leistung, normiert auf die Energie pro emittiertem Photon Pabs . (2.10) Γstreu = ~ω0 Es ergibt sich nach [16]: Γstreu 3πc2 =− 2~ω03 ω ω0 3 Γ Γ + ω0 − ω ω0 + ω 2 I(r) . (2.11) Auch hier lässt sich mit der Rotating-Wave-Approximation eine vereinfachte Form angeben 2 3πc2 Γ I(r) . (2.12) Γstreu = 2~ω03 ∆ 2 engl: Rotating-Wave-Approximation 5 2. Theoretische Grundlagen (a) Vdip (b) Vdip Abbildung 2.1: Optisches Dipolpotential für a) rot-verstimmtes und b) blau-verstimmtes Licht in einem fokussierten Gauß-Strahl. Aus (2.9) und (2.12) lassen sich somit zwei entscheidende Kriterien für das Verwenden von Laserlicht zum Fangen und Kühlen von neutralen Atomen ableiten: i) Für rot-verstimmtes Licht, das heißt ∆ < 0, ist das Dipolpotential negativ und erzeugt somit für die Atome ein attraktives Potential. Folglich werden die Atome zum Intensitätsmaximum gezogen. Hingegen gilt für blau-verstimmtes Licht ∆ > 0. Das Dipolpotential ist somit positiv und die Atome erfahren eine repulsive Wechselwirkung. Beide Fälle sind in Abb. 2.1 am Beispiel eines fokussierten GaußStrahls dargestellt. ii) Aus (2.9) und (2.12) ergeben sich die Proportionalitäten Udip ∝ I/∆ und Γstreu ∝ I/∆2 . Für optische Dipolfallen sollten entsprechend möglichst hohe Intensitäten, bei großen Verstimmungen gewählt werden, um das unerwünschte Aufheizen durch Streuung an den Atomen so klein wie möglich zu halten. 6 2.2. Bose-Einstein-Kondensate in harmonischen Fallen 2.2 Bose-Einstein-Kondensate in harmonischen Fallen In den meisten Experimenten mit ultrakalten Quantengasen, so auch im vorliegenden Fall, werden Atome mit Hilfe von magnetischen und optischen Fallen örtlich eingeschränkt und manipuliert. Dabei lässt sich der Einschluss oft in sehr guter Näherung durch ein harmonisches Potential der Form 1 V (x, y, z) = m[ωx2 x2 + ωy2 y 2 + ωz2 z 2 ] 2 (2.13) annähern. Hierbei beschreiben ωx , ωy und ωz die Oszillationsfrequenzen in der jeweiligen Raumrichtung und m die Atommasse. Für ein einzelnes Atom in solch einem Potential ergeben sich folgende Energieeigenwerte nx ,ny ,nz = ~ωx nx + ~ωy ny + ~ωz nz (2.14) mit dem reduzierten Plankschen Wirkungsquantum ~ und den Quantenzahlen nx , ny , nz . Die Nullpunktenergie des harmonischen Oszillators wird nicht weiter berücksichtigt, da diese lediglich zu einer konstanten Verschiebung des Energienullpunkts führt. Für ein System nicht wechselwirkender Bosonen im thermischen Gleichgewicht ist die mittlere Besetzungszahl eines Quantenzustandes für Energieeigenwerte nx ,ny ,nz gegeben durch n̄nx ,ny ,nz = 1 β(nx ,ny ,nz −µ) e −1 = 1 ζ −1 eβnx ,ny ,nz −1 , (2.15) wobei ζ = eβµ die Fugazität, β = 1/kB T , T die Temperatur und µ das chemische Potential ist. Letzteres gibt die Energie an, die benötigt wird, um bei konstanter Entropie dem System ein Teilchen hinzuzufügen. Für die mittlere Besetzung muss immer gelten, dass µ < nx ,ny ,nz , da diese aus physikalischer Sicht nicht negativ werden kann. Somit ergibt sich für die Fugazität folgende Bedingung 0 < ζ < 1. (2.16) Für den Grenzfall ζ → 0 ergibt sich aus (2.15) die klassische BoltzmannStatistik mit einer mittleren Besetzungszahl n̄ ∝ e−β . Im Grenzfall ζ → 1 erhält man hingegen aus Gleichung (2.15) für die mittlere Besetzungszahl 1 ζ n̄0,0,0 = −1 = (2.17) ζ −1 1−ζ 7 2. Theoretische Grundlagen und somit für ζ → 1 einen divergierenden Ausdruck für die mittlere Besetzungszahl des Grundzustands, der als makroskopische Besetzung interpretiert werden kann [5]. Um diese makroskopische Besetzung des Grundzustands näher zu untersuchen, wird die Normalisierungsbedingung für die Gesamtzahl der Teilchen betrachtet, die durch N= 1 X nx ,ny ,nz ζ −1 eβnx ,ny ,nz (2.18) −1 gegeben ist. Die Summe kann in guter Näherung [17] durch ein Integral der Form Z 1 N = N0 + dnx dny dnz −1 βn ,n ,n (2.19) ζ e x y z −1 ersetzt werden, wobei N0 die Teilchenzahl im Grundzustand bezeichnet. Die Lösung des Integrals ergibt 3 kB T N − N0 = g3 (ζ) (2.20) ~ω̄ mit der gemittelten Oszillationsfrequenz ω̄ = (ωx ωy ωz )1/3 und der BoseP∞ Funktion g3 (ζ) = n=1 ζ n /n3 , die für ζ = 1 ein Maximum aufweist. Gleichung (2.20) erlaubt es im Grenzfall N0 → 0 bei T = Tc , die sogenannte kritische Temperatur Tc zu definieren kB Tc ≤ ~ω̄ N g3 (1) 1/3 = 0.94 ~ω̄ N 1/3 . (2.21) Unterhalb dieser Temperatur beobachtet man eine makroskopische Besetzung des Grundzustands und spricht von Bose-Einstein-Kondensation. Mit wachsender Anzahl von Atomen steigt die kritische Temperatur, was bedeutet, dass zur experimentellen Realisierung der Bose-Einstein-Kondensation nicht nur geringe Temperaturen erreicht werden müssen, sondern dies gleichzeitig mit einer möglichst großen Anzahl von Atomen. Qualitativ lässt sich dieser Zusammenhang über die Teilchendichte im Zentrum der Falle ausdrücken. Es ergibt sich folgender Zusammenhang [18]: n(r = 0) = λ3t 2.61 1 ≈ 3 g3 (1) λt (2.22) √ mit der thermischen de-Broglie-Wellenlänge λt = h/ 2πmkB T . Damit lässt sich die dimensionslose Größe der Phasenraumdichte als nλ3t einführen. Mit 8 2.3. Das nicht wechselwirkende Bose-Gas Hilfe dieser beiden Beziehungen lässt sich die Bose-Einstein-Kondensation folgendermaßen veranschaulichen: Für große Temperaturen T verhalten sich die Atome wie klassische Objekte, da die thermische de-Broglie-Wellenlänge sehr klein im Vergleich zum mittleren Abstand der Atome zueinander ist und diese damit keinen Wellencharakter aufweisen. Für kleiner werdende Temperaturen wird λt größer und für die kritische Temperatur Tc wird die Wellenlänge so groß, dass sie in der gleichen Größenordnung des mittleren Atomabstands d ∼ n1/3 liegt und somit die Wellenfunktionen der Atome miteinander überlappen. Für den Idealfall T = 0 K befinden sich alle Atome im Grundzustand, ihre Wellenfunktionen überlappen vollständig und das Kondensat kann durch eine effektive Ein-Teilchen-Wellenfunktion beschrieben werden. 2.3 Das nicht wechselwirkende Bose-Gas Unter der Annahme nicht wechselwirkender Bosonen befinden sich bei einer Temperatur von T = 0 K alle Atome im Grundzustand und jedes Atom kann durch die Grundzustandswellenfunktion des harmonischen Oszillators (2.13) ausgedrückt werden. Für N Atome ergibt sich entsprechend eine Vielteilchenwellenfunktion, die sich aus dem Produkt der Grundzustandswellenfunktion zusammensetzen lässt: Ψ(x1 , x2 , ..., xN ) = N Y ψ0 (xi ) . (2.23) i=1 Die Dichteverteilung in solch einem Kondensat lässt sich bestimmen zu n(x) = N |ψ0 (x)|2 . (2.24) Unter diesen Voraussetzungen lässt sich die Ausdehnung des Kondensates durch r ~ (2.25) aho = mω angeben, was gerade der klassischen harmonischen Oszillatorlänge entspricht. Bevor im nächsten Abschnitt Wechselwirkungen zwischen den Bosonen berücksichtigt werden, soll noch eine Abschätzung für die Energieverhältnisse in einem idealen Bose-Gas gegeben werden. Für ein ideales Bose-Gas in einem isotropen harmonischen Potential der Form V (x) = 1/2 mω 2 x2 , mit der mittleren Ausdehnung L, ergibt sich für die potentielle Energie 1 Epot ∝ mω 2 L2 ∝ L2 2 . (2.26) 9 2. Theoretische Grundlagen Über die Heisenbergsche Unschärferelation ist der Impuls mit der mittleren Ausdehnung über p = ~/L verknüpft und die kinetische Energie kann als ~2 1 ∝ (2.27) 2mL2 L2 ausgedrückt werden. Bereits für Ausdehnungen des Kondensates in der Größenordnung von L ist die kinetische Energie, im Vergleich zur potentiellen Energie, im Falle des nicht wechselwirkenden Bose-Gases, vernachlässigbar. Ekin ∝ 2.4 Das schwach wechselwirkende Bose-Gas Im vorherigen Abschnitt wurde das ideale Bose-Gas in harmonischen Fallenpotentialen beschrieben. Im Folgenden soll nun zusätzlich eine Beschreibung für schwach wechselwirkende Bosonen gegeben werden, um Wechselwirkungen zwischen den Atomen zu berücksichtigen. Ausgehend von der sogenannten Gross-Pitaevskii-Gleichung, die als eine nichtlineare SchrödingerGleichung interpretiert werden kann, wird für den Spezialfall vernachlässigbarer kinetischer Energie, die sogenannte Thomas-Fermi-Näherung, erarbeitet. 2.4.1 Die Gross-Pitaevskii-Gleichung Ein System aus schwach wechselwirkenden Bosonen lässt sich in zweiter Quantisierung durch den Hamilton-Operator Z ~2 2 † O + Uext (r) ψ̂(r) (2.28) Ĥ = dr ψ̂ (r) − 2m Z 1 + dr dr 0 ψ̂ † (r) ψ̂(r 0 ) U (r − r 0 )ψ̂(r) ψ̂ † (r 0 ) (2.29) 2 beschreiben [19]. Dabei bezeichnen die Feldoperatoren ψ̂ † (r), ψ̂(r) die Erzeugung beziehungsweise die Vernichtung eines Bosons am Ort x , U (r −r 0 ) das Wechselwirkungspontial zwischen den Teilchen und Uext (r) das externe Potential. Der erste Term in Gleichung (2.29) repräsentiert die kinetische und potentielle Energie im System während der zweite Term die Wechselwirkungsenergie darstellt. Unter der Voraussetzung, dass stark verdünnte Bose-Gase vorliegen, das heißt, dass die Streulänge der Bosonen viel kleiner ist als deren interatomarer Abstand, kann das Wechselwirkungspotential U (r − r 0 ) = gδ 3 (r − r 0 ) 10 (2.30) 2.4. Das schwach wechselwirkende Bose-Gas als Punktwechselwirkungspotential ausgedrückt werden. Die Kopplungskonstante g ist dabei gegeben durch g= 4π~2 a m (2.31) mit der atomaren Masse m und der Streulänge a. Für 87 Rb beträgt diese a = 0.529 nm [20] und das Wechselwirkungspotential resultiert so in einer repulsiven Interaktion. Unter Berücksichtigung dieser Näherung lässt sich das schwach wechselwirkende Bose-Gas nun effektiv durch eine EinTeilchen-Wellenfunktion Φ beschreiben; jedoch nicht mehr als Produkt von Grundzustandswellenfunktion, wie für das nicht wechselwirkende Bose-Gas in harmonischen Fallen (2.23). Charakterisiert wird die Wellenfunktion Φ nun durch die zeitabhängige Gross-Pitaevskii-Gleichung, die von E. Gross und L. Pitaevskii in den frühen 60er Jahren zum ersten Mal beschrieben wurde [21][22]: ~2 2 ∂ 2 ∇ + Uext (r) + g|Φ(r, t)| Φ(r, t) . (2.32) i~ Φ(r, t) = − ∂t 2m −iµt Mit dem Separationsansatz Φ(r, t) = φ(r)e ~ , wobei die Wellenfunktion in einen ort- und zeitabhängigen Anteil separiert wird, ergibt sich die stationäre Gross-Pitaevskii-Gleichung der Form ~2 2 2 ∇ + Uext + g|φ(r)| φ(r) = µ φ(r) . (2.33) − 2m Die Gross-Pitaevskii-Gleichung unterscheidet sich somit von der Schrödinger-Gleichung durch ihren nicht linearen Charakter bezüglich φ(r), der durch die Wechselwirkung im System zu Stande kommt. Für verschwindendes Wechselwirkungspotential g → 0, ergibt sich der Fall für ein nicht wechselwirkendes Bose-Gas, welches durch eine Schrödinger-Gleichung der Form ~2 2 ∇ + Uext φ(r) = µ φ(r) (2.34) − 2m beschrieben wird. 2.4.2 Die Thomas-Fermi-Näherung Die Gross-Pitaevskii-Gleichung (2.33) ist eine partielle, nicht lineare Differentialgleichung zweiter Ordnung, die nicht analytisch gelöst werden kann. Neben numerischen Verfahren zur Lösung gibt es eine wichtige Näherung, 11 2. Theoretische Grundlagen die im Folgenden beschrieben wird. Neben dem Beitrag der kinetischen und potentiellen Energie, die bereits in Abschnitt 2.3 charakterisiert wurde, muss in der Gross-Pitaevskii-Gleichung zusätzlich der Beitrag der Wechselwirkungsenergie berücksichtigt werden. Die Teilchendichte lässt sich in Abhängigkeit der mittleren Ausdehnung L als n ∝ N/L3 ausdrücken. Somit ergibt sich für die Energie, die durch das Wechselwirkungspotential im System steckt, Eww ∝ N ∝n . L3 (2.35) Für hinreichend ausgedehnte Atomwolken und Teilchendichten ergibt sich aus (2.26), (2.27) und (2.35), dass die kinetische Energie vernachlässigbar ist und aus der Gross-Pitaevskii-Gleichung folgt Uext + g|φ(r)|2 φ(r) = µtf φ(r) , (2.36) wobei sich die Lösung für |φ(r)|2 direkt angeben lässt zu |φ(r)|2 = ntf (r) = [µtf − Uext (r)] g . (2.37) R Über die Normierungsbedingung der Teilchendichte N = n(r)dr 3 , ergibt sich ein Zusammenhang zwischen chemischem Potential und der Teilchenzahl N : 2/5 ~ω 15N a µtf = . (2.38) 2 aho Mit Hilfe von Gleichung (2.38) lässt sich das Dichteprofil eines Bose-EinsteinKondensates, für eine harmonische Falle zu 1 µtf = Uext (r) = mωi2 Ri2 2 (2.39) bestimmen. Mit Ri ist der Radius in den drei Raumrichtungen für i = x, y, z bezeichnet. Damit ergibt sich ein Dichte-Profil in Form einer invertierten Parabel, die in den klassischen Umkehrpunkten verschwindet. Mit dem Ausdruck für das chemische Potential µtf aus (2.38) lässt sich die Ausdehnung des Kondensates in diesen drei Richtungen berechnen 1/5 15N a ω̄ Ri = aho . (2.40) aho ωi Im Vergleich zur Längenskala des idealen Bose-Gases (2.25) ist in ThomasFermi-Näherung die Ausdehnung des Kondensates von der Anzahl der Atome abhängig und es gilt Ri ∝ N 1/5 . 12 2.5. Korrelationen 2.5 Korrelationen In dem berühmten Experiment von R. Hanbury Brown und R.Q. Twiss wurden im Jahre 1956 zum ersten Mal Korrelationen zwischen Paaren von emittierten Photonen einer chaotischen Lichtquelle nachgewiesen. In den folgenden Jahrzehnten haben sich Korrelationen zu einem wichtigen Werkzeug entwickelt, verschiedenste physikalische Systeme zu untersuchen und zu charakterisieren. Unter anderem fanden Experimente auf dem Gebiet der Astronomie [9], der Hochenergiephysik [23] und der Atomphysik [24] statt. Seit der experimentellen Realisierung der Bose-Einstein-Kondensation steht ein zusätzliches schwach wechselwirkendes Quantensystem zur Verfügung, in dem mit Korrelationsmessungen wichtige Informationen gewonnen werden können. Im ersten Abschnitt wurde eine Interpretation der Bose-Einstein-Kondensation gegeben, die auf der Beschreibung der Atome als eine makroskopische Wellenfunktion beruht. In vielen Experimenten wurde die Phasenkohärenz für solche Systeme untersucht und erfolgreich nachgewiesen [6],[25]. Daneben lassen sich mit Hilfe von Bose-Einstein-Kondensaten sogenannte Atom-Laser realisieren, wobei ein Teil der Atome kohärent aus dem Kondensat ausgekoppelt werden kann, was ein Analogon zu den klassischen Laserlichtquellen bildet. Um zu verstehen wie sich Systeme durch Korrelationsfunktionen unterschiedlicher Ordnungen beschreiben lassen und wie diese mit bestimmten physikalischen Eigenschaften zum Beispiel der Kohärenz des Systems verknüpft sind, soll im Folgenden eine theoretische Einleitung gegeben werden. Im ersten Abschnitt zunächst für ein klassisches Modell, anschließend für ein quantenmechanisches Modell, welches später konkret auf die Messungen im Experiment angewendet werden soll. 2.5.1 Die klassische Korrelationsfunktion erster Ordnung Durchläuft ein Lichtstrahl mit konstanter mittlerer Intensität einen festen Beobachtungspunkt, an dem die Zeitabhängigkeit des elektrischen Feldes gemessen werden kann, so ist das Frequenzspektrum des Lichts im Beobachtungspunkt durch die Fourierkomponenten des elektrischen Feldes E(t) gegeben: 1 E(ω) = 2π Z+∞ E(t)eiωt dt . (2.41) −∞ 13 2. Theoretische Grundlagen Die Korrelationsfunktion erster Ordnung beschreibt, in welcher Weise der Wert des elektrischen Feldes zum Zeitpunkt t die Wahrscheinlichkeit beeinflusst, wie dieser Wert zu einem Zeitpunkt t + τ auftritt 1 hE (t)E(t + τ )i = T ∗ ZT E ∗ (t)E(t + τ )dt , (2.42) 0 wobei sich die Integration praktikabler Weise nur noch über positive Werte für t erstreckt und für große, jedoch endliche Werte von T zu verstehen ist. Die Form dieser Korrelationsfunktion ist bestimmt durch die Fluktuationen, die durch die vorliegende Photonenquelle und somit dem elektrischen Feld vorgegeben sind. Dabei unterscheiden sich die Korrelationsfunktionen unter Umständen stark voneinander. Das von einem Detektor gemessene Leistungs-Frequenzspektrum kann in folgender Form angegeben werden T |E(ω)|2 = 2 4π Z+∞ hE ∗ (t)E(t + τ )ieiωt dτ . (2.43) −∞ Auf die Gesamtintensität normiert ergibt sich Z+∞ Z+∞ 1 F (ω) = |E(ω)|2 / |E(ω)|2 dω = g (1) (τ )eiωt dτ 2π −∞ , (2.44) −∞ mit der normierten3 Korrelationsfunktion erster Ordnung hE ∗ (t)E(t + τ )i g (τ ) = hE ∗ (t)E(t)i (1) . (2.45) Relation (2.44) ist als Wiener-Chintchin-Theorem bekannt und stellt den Zusammenhang zwischen spektroskopischen Messwerten und den gemessenen zeitabhängigen Fluktuationen des Lichts her. Für eine idealisierte Lichtquelle, bei der lediglich eine lorentzförmige Stoßverbreiterung und keine Polarisation berücksichtigt wird, lässt sich das elektrische Feld durch E(t) = E0 e−iω0 t+iφ(t) ausdrücken und somit g (1) (τ ) berechnen. Unter der Voraussetzung, dass die Mittelung in (2.45) als rein statisches Mittel interpretiert wird, ergibt sich für die normalisierte Korrelationsfunktion erster Ordnung g (1) (τ ) = e−iω0 τ −γstoß τ 3 (2.46) Mit Korrelationsfunktion ist im Folgenden die normierte Korrelationsfunktion gemeint. 14 2.5. Korrelationen mit der Dämpfungsrate γstoß = 1/τ0 und der mittleren freien Stoßzeit τ0 . Wird neben der Stoßverbreiterung zusätzlich noch die natürliche Strahlungsverbreiterung berücksichtigt, ergibt sich 0 g (1) (τ ) = e−iω0 τ −γ τ , (2.47) wobei γ 0 = γstoß + γnat . Eine Möglichkeit Interferenzexperimente zu beschreiben, ist das Modell der optischen Kohärenz. Im Folgenden soll die optische Kohärenz mit der Korrelationsfunktion erster Ordnung verknüpft werden. Dafür wird die Definition der Korrelationsfunktion aus (2.45) für zwei Orte r 1 , r 2 und zwei Zeitpunkte t1 , t2 erweitert hE ∗ (r 1 , t1 )E(r 2 , t2 )i p g (r 1 , t1 , r 2 , t2 ) = h|E(r 1 , t1 )|2 ih|E(r 2 , t2 )|2 i (1) . (2.48) Damit ergibt sich für den Zusammenhang von Kohärenz und Korrelationsfunktion: = 1 kohärent erster Ordnung (1) ist das Licht inkohärent |g (r 1 , t1 , r 2 , t2 )| = 0 6= 0 , 1 teilweise kohärent . (2.49) Mit Hilfe dieses Zusammenhangs ergibt sich eine anschauliche Interpretation der Korrelationsfunktion erster Ordnung. In einem typischen Interferenzexperiment wird die Beziehung der elektrischen Felder zueinander an einem bestimmten Ort untersucht, nachdem zwei Teilstrahlen einen gewissen Laufzeitunterschied durchschritten haben. Besitzen die beiden interferierenden Teilstrahlen für alle Zeiten eine konstante Phasenbeziehung zueinander, ergibt sich eine Korrelationsfunktion von g (1) = 1 und sie werden als perfekt kohärent bezeichnet. Entsprechendes gilt für die beiden Fälle, in denen inkohärentes oder nur teilweise kohärentes Licht vorliegt. 2.5.2 Die klassische Korrelationsfunktion zweiter Ordnung Das vorgestellte Konzept der Korrelationen lässt sich für höhere Ordnungen erweitern und physikalisch interpretieren. Im Folgenden soll die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung g (2) beschrieben und eingehender untersucht 15 2. Theoretische Grundlagen werden. Dafür wird nicht mehr die Beziehung von elektrischen Feldern zu verschiedenen Zeitpunkten oder Orten zueinander betrachtet, sondern die Beziehung von Intensitäten zu verschiedenen Zeitpunkten t und t + τ . Analog zur Definition der Korrelationsfunktion erster Ordnung in (2.45) wird die normierte Korrelationsfunktion zweiter Ordnung definiert als g (2) (τ ) = ¯ I(t ¯ + τ )i hI(t) hE ∗ (t)E ∗ (t + τ )E(t + τ )E(t)i = hE ∗ (t)E(t)i2 I¯2 . (2.50) Für g (2) (τ ) lassen sich zwei wichtige Eigenschaften angeben, die direkt aus der Cauchy’schen Ungleichung und der Forderung nicht negativer Intensitäten folgen [26]: g (2) (0) > 1 und g (2) (τ ) < g (2) (0) . (2.51) Darüber hinaus lässt sich durch Auswertung der gemittelten elektrischen Felder in der Definition der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung ein wichtiger Zusammenhang zu g (1) (τ ) herstellen g (2) (τ ) = 1 + |g (1) (τ )|2 . (2.52) Um noch einmal das Beispiel der Lichtquelle mit lorentzförmiger Stoßverbreiterung zu betrachten, lässt sich die gemittelte Intensität berechnen 1 ¯ I¯ ≡ hI(t)i = 0 cE02 ν 2 . (2.53) Die Anzahl der beteiligten und Strahlung aussendenden Atome wird mit ν bezeichnet. Damit lässt sich die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung angeben zu: g (2) (τ ) = 1 + e−2γ|τ | = 1 + e−2|τ |/τk . (2.54) Handelt es sich nicht um ein lorenztverbreitertes Frequenzspektrum, das zum Beispiel durch die Stoßverbreiterung hervorgerufen wird, sondern um eine gaußförmige Verbreiterung, ergibt sich 2 2 2 g (2) (τ ) = 1 + e−δ τ = 1 + e−π(τ /τk ) (2.55) √ mit der Korrelationszeit τk = π/δ, wobei δ der Verbreiterung entspricht. In Abb. 2.2 sind die Korrelationsfunktionen für diese beiden Beispiele abgebildet. Zusätzlich ist noch der Fall für eine Lichtquelle mit deltaförmigem Verbreiterungsspektrum mit Intensität hI(t)i = I0 angegeben, für die sich g (2) (τ ) = 1 ergibt. Darüber hinaus lässt sich die Korrelationszeit τk in diesem Graphen gut veranschaulichen. Diese ist ein Maß für die zu erwartende Zeitspanne, in der Korrelationen im System zu beobachten sind. 16 2.5. Korrelationen Gauß Lorentz Delta g(2)(τ) 2.0 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 τk,l τk,g τ Abbildung 2.2: Klassische Korrelationsfunktion zweiter Ordnung für eine Lichtquelle mit gaußförmigem Frequenzspektrum (blau), mit lorentzförmigem Frequenzspektrum (rot) und mit deltaförmigem Frequenzspektrum (grün). Zusätzlich ist die Korrelationszeit für gauß- und lorentzförmige Verteilung angegeben. 2.5.3 Die quantenmechanische Korrelationsfunktion Im folgenden Abschnitt sollen die im vorherigen Kapitel formulierten Ausdrücke für die Korrelationsfunktionen erster und zweiter Ordnung in ein quantenmechanisches Bild übertragen werden. Dies gelingt, indem die klassischen elektrischen Felder durch quantisierte elektrische Felder ersetzt werden. Dabei liefert die Quantisierung bis auf den konzeptionellen Unterschied in den meisten Fällen die gleichen Ergebnisse. Abweichungen von der klassischen Theorie treten erst auf, wenn Phänomene beobachtet werden, die nicht mehr mit Hilfe von klassischen elektromagnetischen Feldern beschrieben werden können [27]. Im Vergleich zur Definition in (2.45), die mit Hilfe des elektrischen Feldes realisiert wurde, wird diese nun durch die entsprechenden quantisierten Felder, die mit Ê + und Ê − bezeichnet werden, ersetzt. Dabei bezeichnen 17 2. Theoretische Grundlagen ± jeweils die positiven, beziehungsweise negativen Frequenzkomponenten. Damit folgt für die Korrelationsfunktion erster Ordnung hÊ − (r 1 , t1 )Ê + (r 2 , t2 )i g (1) (r 1 , t1 , r 2 , t2 ) = q hÊ − (r 1 , t1 )Ê + (r 1 , t1 )ihÊ − (r 2 , t2 )Ê + (r 2 , t2 )i , (2.56) die analog auf die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung erweitert werden kann [28] (2) g (r 1 , t1 , r 2 , t2 ; r 2 , t2 , r 1 , t1 ) = hÊ − (r 1 , t1 )Ê − (r 2 , t2 )Ê + (r 2 , t2 )Ê + (r 1 , t1 )i hÊ − (r 1 , t1 )Ê + (r 1 , t1 )ihÊ − (r 2 , t2 )Ê + (r 2 , t2 )i (2.57) wobei die Mittlung mit Hilfe des Dichteoperators hÊ − (r 1 , t1 )Ê + (r 2 , t2 )i = T r ρ̂Eˆ− (r 1 , t1 )Ê + (r 2 , t2 ) (2.58) durchgeführt wird. Für g (2) bietet es sich an, eine Darstellung zu wählen, in der die quantisierten Felder durch Erzeuger- und Vernichteroperatoren ↠, â der entsprechenden bosonischen Felder ersetzt werden können [27]. Dazu wird der elektromagnetische Feldoperator mit Ausbreitungsrichtung in z-Richtung und linearer Polarisation der Form r ~ω Ê(χ) = Eˆ+ (χ) + Eˆ− (χ) = âe−iχ + ↠eiχ (2.59) 20 V betrachtet. Dabei ist 0 die Permittivität des Vakuums und V das effektive Modenvolumen. Die explizite Abhängigkeit vom Ort und der Zeit ist in dem Phasenfaktor π (2.60) χ = ωt − kz − 2 enthalten. p Mit der Konvention, dass das elektrische Feld in Einheiten von EV = 2 ~ω/20 V gemessen wird, ergibt sich 1 1 Ê(χ) = Eˆ+ (χ) + Eˆ− (χ) = âe−iχ + ↠eiχ = X̂cosχ + Ŷ sinχ 2 2 (2.61) mit den Operatoren X̂ = 1/2(↠+ â) und Ŷ = i/2(↠− â). Für die Korrelationsfunktion erster Ordnung aus (2.56) ergibt sich so für einen Lichtstrahl, der durch (2.59) beschrieben werden kann, g (1) (z1 , t1 ; z2 , t2 ) = g (1) (τ ) = g (1) (χ1 ; χ2 ) = exp{i(χ1 + χ2 )} 18 (2.62) 2.5. Korrelationen mit τ = χ2 − χ1 . Für die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung ergibt sich analog g (2) (τ ) = g (2) (χ1 ; χ2 ) = h↠↠ââi h↠âi2 (2.63) mit den beiden Beziehungen √ n|n − 1i √ ↠|ni = n + 1|n + 1i . â|ni = (2.64) Damit lässt sich g (2) (τ ) in Abhängigkeit des Mittelwerts und des quadratischen Mittelwerts der Besetzungszahl ausdrücken σ 2 + hn̂i2 − hn̂i σ 2 − hn̂i hn2 i − hn̂i hn̂(n̂ − 1)i = = 1 + . = hn̂i2 hn̂i2 hn̂i2 hn̂i2 (2.65) Hier zeigt sich ein wichtiger Unterschied zur rein klassischen Theorie aus 2.5.1, denn die in Gleichung (2.65) zu messenden Größen sind von quantenmechanischer Natur. Eine Messung dieser Größen beeinflusst somit das zu messende System. Entspricht n der Anzahl detektierbarer Photonen, ist im darauf folgenden Messprozess, nach erfolgreicher Detektion eines Photons, nur noch die Größe n − 1 zu messen. Für eine Lichtquelle, die exakt n Photonen emittiert, was einem Eigenzustand |ni des Photonenzahloperators entspricht, ergibt sich eine Korrelationsfunktion n−1 für n ≥ 2 (2.66) g (2) (τ ) = n und somit immer ein Wert, der kleiner als 1 ist, was im klassischen Fall (2.51) nicht möglich ist. Wird g (2) (τ ) hingegen für einen kohärenten Lichtstrahl im Einmodenbetrieb ausgewertet, ergibt sich g (2) (τ ) = g (2) (τ ) = 1 , (2.67) was dem Beispiel der Lichtquelle mit deltaförmigem Verbreiterungsprofil in 2.2 entspricht. 19 2. Theoretische Grundlagen 2.5.4 Korrelationen und deren Zählstatistiken Im letzten Abschnitt dieses Kapitels soll ein Zusammenhang zwischen g (2) und der Zählstatistik erarbeitet werden, um einen konkreten Zugang zur Messung der Korrelationsfunktionen in Experimenten aufzuzeigen. In (2.66) wurde am Beispiel einer Photonenquelle, die eine exakte Anzahl von Photonen emittiert, gezeigt, dass g (2) (τ ) ≤ 1 gilt. Den Effekt, dass die mittlere Wahrscheinlichkeit klein oder sogar null ist, zwei Photonen zum gleichen Zeitpunkt zu detektieren, nennt man Anti-Bunching. Ein Beispiel für ein solches System ist ein ideales Zwei-Niveau System, in dem ein Atom nur die Möglichkeit besitzt, angeregt zu werden und durch Aussenden eines Photons wieder in den Grundzustand zurückzugelangen. Wird die Anzahl der emittierten Photonen gegen die zeitliche Differenz der Detektionen gemessen, so ergibt sich für eine Zeitdifferenz ∆ = 0 zwischen den Detektionen keine Messung von Photonen. Da das Atom eine endliche Zeit benötigt, um aus dem angeregten Zustand wieder in den Grundzustand zu gelangen, ist eine gleichzeitige Emission von zwei oder mehr Photonen nicht möglich. Der genau entgegengesetzte Effekt wird beobachtet, wenn die ausgesandten Photonen einer thermischen Lichtquelle, wie zum Beispiel eines Sterns, detektiert werden. Hier ergibt sich eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit, zwei oder mehr Photonen zum gleichen Zeitpunkt zu detektieren; das sogenannte Bunching. Zum ersten Mal experimentell nachgewiesen wurde dieser Effekt in dem berühmten Experiment von R. Hanbury Brown und R.Q. Twiss. Eine quantenmechanische Erklärung des Bunching und AntiBuchning lieferte R. Glauber, die auf der Interpretation der emittierten Photonen im Rahmen des Welle-Teilchen-Dualismus beruht [28]. Um ein besseres Verständnis für den Zusammenhang zwischen Korrelationsfunktionen und Zählstatistiken zu erlangen, soll noch einmal das Beispiel des Laserlichts als Photonenquelle herangezogen werden. Laut Gleichung (2.65) besteht ein Zusammenhang zwischen der Korrelationsfunktion auf der einen Seite, der Varianz σ und dem Mittelwert der gemessen Teilchenzahl hni auf der anderen Seite. Detektiert man die Anzahl der Photonen, die von einem Laser emittiert werden, folgt die gemessene Photonenzahl einer Poisson-Statistik [29] der Form f (k, λ) = 20 λk e−λ k! (2.68) 2.5. Korrelationen mit dem Erwartungswert λ und k ∈ N. Die Varianz der Poisson-Verteilung ist gegeben durch σ 2 = λ und entspricht somit gerade dem Erwartungswert. Mit der Definition der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung aus (2.65) g (2) (τ ) = 1 + σ 2 − hni σ2 − λ = hni2 λ2 (2.69) ergibt sich für eine Lichtquelle deren emittierte Photonenzahl der PoissonStatistik folgt σ 2 = hni und somit g (2) (τ ) = 1. Der Einfluss von Bunching und Anti-Bunching auf die Zählstatistik, speziell auf die zu erwartende Teilchenzahl lässt sich durch die sogenannte superbzw. sub-Poisson Verteilung beschreiben [30]. Der charakteristische Unterschied zu einer Poisson-Verteilung mit σ 2 = λ ist beim Bunching durch eine größere, beziehungsweise beim Anti-Bunching durch eine kleinere Varianz bei gleichbleibendem Erwartungswert gegeben. Für Systeme, in denen Bunching auftritt, erhält man σ 2 > λ und somit eine Korrelationsfunktion g (2) (τ ) > 1. Analog ergibt sich für den entgegengesetzten Fall des AntiBunchings σ 2 < λ und somit g (2) (τ ) < 1. Zusammengefasst ergibt sich folgender Zusammenhang zwischen der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung und der Zählstatistik σ2 < λ sub-Poisson < 1 σ2 = λ . g (2) (τ ) = 1 (2.70) Poisson 2 σ >λ >1 super-Poisson In Abb. 2.3 sind die in diesem Abschnitt dargestellten Beispiele noch einmal graphisch zusammengefasst. Auf der linken Seite sind die Zählstatistiken für die drei besprochenen Fälle von sub-Poisson-, super-Poisson- und PoissonVerteilung dargestellt. Der Mittelwert ist in allen drei Fällen gleich und beträgt λ = 10. Der charakteristische Unterschied zwischen den drei aufgezeigten Verteilungen lässt sich allein durch die unterschiedlichen Werte für die Varianz erklären. Auf der rechten Seite ist die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung exemplarisch für diese drei Typen der Zählstatistik angegeben. Anhand des so aufgezeigten Zusammenhangs zwischen der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung und den Zählstatistiken lassen sich durch Bestimmung dieser, wichtige Informationen über das System gewinnen und direkt auf Bunching oder Anti-Bunching im System zurückführen. In realen Systemen, so auch in Experimenten mit ultrakalten Quantengasen, gilt es Mehrteilchenprozesse, wie zum Beispiel Wechselwirkungen der Atome untereinander, zu berücksichtigen. Diese können einen großen Einfluss auf die Korrelationsfunktionen haben, ermöglichen es auf der anderen Seite aber 21 2. Theoretische Grundlagen sub-Poisson Poisson super-Poisson 0.3 0.2 1.5 1.0 0.5 0.1 0 2.0 g(2)(τ) P(N) 0.4 5 10 15 N 20 τ Abbildung 2.3: In der linken Abbildung sind die verschiedenen Zählstatistiken für eine Poisson- (grün), sub-Poisson- (blau) bzw. superPoisson - Verteilung (rot) mit einem Erwartungswert von λ = 10 dargestellt. Auf der rechten Seite sind die entsprechenden Korrelationsfunktionen zweiter Ordnung angegeben. auch, diese durch Messung der Korrelationsfunktionen zu charakterisieren. 22 Kapitel Experimenteller Aufbau Nachdem im vorherigen Kapitel die theoretischen Grundlagen beschrieben wurden, soll im Folgenden der experimentelle Aufbau im Vordergrund stehen. Dazu wird das bestehende Experiment zur Erzeugung von ultrakalten Quantengasen vorgestellt und darüber hinaus speziell auf das Lasersystem sowie das Elektronenmikroskop eingegangen. Zusätzlich wird im letzten Abschnitt die Implementierung einer weiteren Laserquelle zur Erzeugung einer oblaten Fallengeometrie in das bestehende Experiment beschrieben. 3.1 Von der Atomquelle zum Bose-Einstein-Kondensat Um einen ersten Eindruck zu gewinnen, wie im vorliegenden Experiment ultrakalte 87 Rb Atomwolken erzeugt werden, wird zunächst ein kurzer Überblick über die bestehende Apparatur gegeben, bevor in den folgenden Abschnitten detaillierte Betrachtungen zu einzelnen Komponenten des Systems gemacht werden. Die Untersuchung von Quantenphänomenen in kalten atomaren Gasen bedarf einer guten Isolation des zu untersuchenden Systems von seiner Umgebung. Dazu ist unter anderem eine Hochvakuum-Umgebung nötig, um Kollisionen mit dem Hintergrundgas so weit wie möglich zu reduzieren. Zusätzlich muss eine ausreichend große Anzahl an kalten Atomen zur Untersuchung zur Verfügung stehen. Diese kann nur aus einem Hintergrundgas mit vergleichsweise hohen Drücken in ausreichend kurzer Zeit präpariert werden. Um diesen beiden Anforderungen gerecht zu werden, basiert der Aufbau auf einem Zweikammer-Design. Die in Abb. 3.1 gezeigte Experimentkammer besitzt eine sphärische Vakuumkammer mit einem Durchmes23 3 3. Experimenteller Aufbau Abbildung 3.1: Experimenteller Aufbau zur Erzeugung ultrakalter 87 Rb Atomwolken. Im Vordergrund ist die Hauptkammer mit der vertikal angebrachten Elektronensäule zu sehen. Rechts im Hintergrund befindet sich die 2D-MOT sowie der Transfer in die Hauptkammer. Auf der linken Seite befindet sich der Zugang, durch den der CO2 -Laser in die Kammer fokussiert wird, sowie weitere optische Zugänge, die zur Verfügung stehen. ser von 30 cm, wobei mit dem vorliegenden Vakuumsystem Drücke von etwa 2 × 10−10 mbar erreicht werden können. Als Quelle für die Rubidium-Atome wird eine zweidimensionale magneto-optische Falle1 (1) verwendet, in der die Atome mit einem Lasersystem gekühlt und anschließend in die Hauptkammer befördert werden [31]. Dort werden die Atome in einem weiteren Schritt in einer dreidimensionalen MOT (2,3) bis auf wenige hundert Mikrokelvin gekühlt und anschließend in eine Dipolfalle umgeladen, die durch einen fokussierten CO2 -Laserstrahl (4) erzeugt wird. Durch definiertes Herunterfahren der CO2 -Laserleistung können die Atome bis zur Bose-EinsteinKondensation evaporativ gekühlt werden. 1 24 engl. magneto-optical trap, Abk. MOT 3.2. Die magneto-optische Falle und das Lasersystem Zur Detektion der kalten Atomwolke sind zwei Absorptions-Abbildungen installiert (nicht in der Abb. gezeigt). Des Weiteren ist in die Kammer ein Elektronenobjektiv integriert, das zusammen mit einem Faradaybecher (6) zur Strommessung und einer Ionenoptik ein Elektronenmikroskop darstellt. Auf dessen genaue Funktionsweise wird im Abschnitt 3.4 eingegangen. Neben den Vakuumfenstern für MOT-, CO2 - und Absorptionsabbildungen verfügt die Kammer über weitere optische Zugänge. 3.2 Die magneto-optische Falle und das Lasersystem Die Rubidium-Atome werden in der 2D-MOT vorgekühlt und anschließend über eine differentielle Pumpstrecke in die 3D-MOT transferiert. Dort werden sie nach einer Ladezeit von wenigen Sekunden in die CO2 -Dipolfalle umgeladen. Vorteil dieser Konfiguration bestehend aus 2D- und 3D-MOT ist, dass die Atome in der 3D-MOT nicht aus dem Hintergrundgas geladen werden müssen, wodurch in der Hauptkammer ein deutlich geringerer Druck erreicht werden kann. Darüber hinaus ist die Ladezeit in der 2DMOT durch den höheren Druck im Vergleich zum alleinigen Laden in der 3D-MOT deutlich verkürzt. In der 2D-MOT werden die Atome mit Hilfe der Strahlungskraft2 und einem zweidimensionalen magnetischen Quadrupolfeld in der transversalen Richtung gekühlt. Dafür sind um die Kammer vier Spulen angebracht, die ein Magnetfeld mit einem Gradienten von 15 G/cm erzeugen. Dabei führt der Magnetfeldgradient zu einer Zeeman-Aufspaltung der Besetzungsniveaus im Atom. Daraus ergibt sich eine Abhängigkeit der Resonanzfrequenz vom Ort der Atome [32]. Zur Laserkühlung wird der |5S1/2 (F = 2i → |5P3/2 (F 0 = 3)i Übergang von 87 Rb verwendet, der bei einer Wellenlänge von 780, 241 nm liegt [20]. Eine schematische Übersicht über das im Experiment verwendete Lasersystem ist Abb. 3.2 zu entnehmen. Der Kühl-Laser3 besteht aus einem gitterstabilisierten Diodenlaser in Littrow-Konfiguration (siehe Abschnitt 3.6), der durch einen Trapez-Verstärker4 in seiner Leistung verstärkt wird. Mit Hilfe der dopplerfreien Sättigungsspektroskopie an Rubidium wird die Wellenlänge auf 780, 033 nm stabilisiert und für die Kühlung in der 2D-MOT mit Hilfe des zweimaligen Durchgangs durch einen akustooptischen Modulator5 resonant auf den |5S1/2 (F = 2)i → |5P3/2 (F 0 = 3)i 2 engl. scattering-force im Experiment mit Master-Laser bezeichnet 4 engl. tapered-amplifier, Abk. TA 5 engl. acousto-optical modulator (AOM) 3 25 3. Experimenteller Aufbau Übergang gestimmt. Es gibt eine geringe Wahrscheinlichkeit dafür, dass Atome nicht resonant in den |5P3/2 (F = 2)i Zustand angeregt werden, aus dem sie dann in den |5S1/2 (F = 1)i Zustand zerfallen können und somit nicht mehr am Kühlprozess teilnehmen. Um diese Atome nicht zu verlieren, wird zusätzlich ein Rückpump-Laser verwendet, der resonant auf den Übergang |5S1/2 (F = 1)i → |5P3/2 (F 0 = 2)i gestimmt ist. Von dort aus können die Atome wieder in den |5S1/2 (F = 2)i Zustand zerfallen und dem Kühlprozess erneut zugeführt werden. Dafür wird ebenfalls ein gitterstabilisierter Diodenlaser verwendet, der durch eine dopplerfreie Sättigungsspektroskopie an einer Rubidiumdampfzelle frequenzstabilisiert wird. Um den Fluss an Atomen in Richtung Hauptkammer zu erhöhen, wird zusätzlich ein resonanter Laserstrahl in der Längsachse6 des Quadrupolfeldes eingestrahlt. Das benötigte Licht wird hierbei dem Strahlengang des Master-Lasers entnommen und durch zweimaliges Passieren eines akustooptischen Modulators auf die entsprechende Wellenlänge gestimmt. Im aktuellen Aufbau leistet die 2D-MOT einen Fluss von 3 × 108 Atomen/s. 3.3 Die CO2-Dipolfalle Die Verbindung zwischen Hauptkammer und 2D-MOT ist durch eine differentielle Pumpstrecke gegeben, die eine Druckdifferenz von bis zu 10−3 mbar aufrecht erhalten kann. Als zweiter Kühlschritt werden die Atome in der 3DMOT durch insgesamt sechs Laserstrahlen (zwei in jeder Raumrichtung), kombiniert mit einem magnetischen Quadrupolfeld, weiter gekühlt. Durch das im Experiment integrierte Elektronenmikroskop und die darin verwendeten magnetischen Linsen ist es nicht möglich, ein perfektes Quadrupolfeld am Ort der Atome zu erzeugen. Aus diesem Grund sind weitere magnetische Kompensationsfelder von Nöten, die um die Kammer angebracht sind. Analog zur 2D-MOT wird derselbe Kühlübergang verwendet, wobei das Laserlicht ebenfalls durch einen TA-verstärkten und gitterstabilisierten Diodenlaser zur Verfügung gestellt wird. Dieser sogenannte Slave-Laser wird über eine Radiofrequenz-Stabilisierung7 auf einer konstanten Frequenz betrieben und stellt das Kühllicht für die 3D-MOT bereit. Im Gegensatz zur dopplerfreien Spektroskopie ist es mit Hilfe des Offset Locks möglich, die Wellenlänge, auf die der Laser stabilisiert ist, in einem kleinen Frequenzbereich während des Experiments zu ändern. Dies wird später beim Umladen in die CO2 -Dipolfalle ausgenutzt (siehe Abschnitt 4.1). Zusätzlich wird wie bei der 2D-MOT ein Rückpump-Laser eingestrahlt. 6 7 26 engl. push beam engl. Offset Lock 3.3. Die CO2 -Dipolfalle Abbildungs- AbbildungsPush-Strahl strahl 2 strahl 1 3D-MOT PBC PBC λ/2 λ/2 2x AOM Spektroskopie +212 MHz TA 2x AOM 2D-MOT TA PBC λ/2 +200 MHz PBC Spektroskopie λ/2 Offset Lock Master-Laser Slave-Laser Faserkopplung Abbildung 3.2: Schematische Darstellung des Lasersystems, das für die experimentelle Realisierung der 2D- und 3D-MOT benötigt wird. 27 3. Experimenteller Aufbau Für einen typischen Experimentzyklus wird die 2D- und 3D-MOT innerhalb von vier Sekunden mit 109 Atomen geladen, bevor diese in die CO2 Dipolfalle transferiert werden. Die Atomwolke besitzt zu diesem Zeitpunkt eine Temperatur von etwa 170 nK. Um ein Bose-Einstein-Kondensat experimentell realisieren zu können, muss die Phasenraumdichte groß genug werden. Diese ist zum einen durch die Dichte und zum anderen durch die thermische de-Broglie-Wellenlänge und somit auch durch die Temperatur bestimmt (siehe 2.22). Die in der 3DMOT realisierbare Phasenraumdichte reicht jedoch nicht zur Kondensation aus. Da die Temperatur in der 3D-MOT bereits nahe dem Doppler-Limit von 146 µK [20] liegt, muss ein zusätzliches Kühlverfahren angewendet werden: das evaporative Kühlen [33],[34],[35]. Da verhindert werden soll, dass durch zusätzliche Magnetfelder Hystereseeffekte die Abbildungsqualität des Elektronenmikroskops beeinflussen, wurde ein rein optischer Ansatz [36] zur Herstellung des Bose-Einstein-Kondensats gewählt. Nachdem die Atome in der 2D- und 3D-MOT vorgekühlt wurden, werden sie in die optische Dipolfalle des fokussierten CO2 -Lasers umgeladen. Im Gegensatz zum Kühlen in der 2D- und 3D-MOT, die sich die Strahlungskraft zu Nutze macht, werden die Atome in einer Dipolfalle mit Hilfe der Dipolkraft (2.9) gekühlt. Da die Wellenlänge des CO2 -Lasers mit 10, 6 µm weit entfernt von den Übergangsfrequenzen in 87 Rb ist, kann die Strahlungskraft in dieser Falle vernachlässigt werden. Um die Phasenraumdichte zu erhöhen, wird durch evaporatives Kühlen kontinuierlich der Anteil an Atomen mit der höchsten Temperatur aus der Dipolfalle entfernt. Dies geschieht durch kontrolliertes Senken der CO2 -Laserleistung und somit einer Reduzierung der Fallentiefe. Wird dem System anschließend Zeit zur Rethermalisierung gegeben, besitzen die Atome im Anschluss im Mittel eine niedrigere Temperatur. Dieser Vorgang wird kontinuierlich für knapp sechs Sekunden vollzogen, wobei sich die Phasenraumdichte um mehrere Größenordnungen steigern lässt. Im Experimentzyklus wird der CO2 -Laser während der MOT-Ladephase eingeschaltet und mit Hilfe zweier Linsen auf 30 µm Strahltaille fokussiert. Durch Verstimmung der Kühl-Laser und Reduzierung der Laserleistung des Rückpump-Lasers wird die Dichte im Zentrum der 3D-MOT erhöht, um das Umladen in die Dipolfalle zu verbessern. Nach dem Abschalten der Kühlund Rückpump-Laser wird die Intensität des CO2 -Laser über eine Zeitspanne von sechs Sekunden in zwei exponentiellen Rampen heruntergefahren. Mit diesem letzten Kühlschritt können die Atome bis auf wenige Zehntel nK gekühlt werden. Typischerweise wird die Kondensation mit etwa 50 000 Atomen erreicht. 28 3.4. Das Elektronenmikroskop 3.4 Das Elektronenmikroskop Einen Großteil der Informationen, die über ultrakalte Quantengase gewonnen werden können, beruhen darauf, diese Systeme mit Hilfe von optischen Methoden abzubilden und zu untersuchen. Dies geschieht in den meisten Fällen mit Hilfe von optischen Verfahren, zum Beispiel der Absorptionsabbildung, die sich die Streuung von Photonen an Atomen zu Nutze macht. Großer Nachteil dieser Methoden ist es, dass sie stark destruktiv wirken und die Atomwolken nicht mehr für das Experiment zur Verfügung stehen und neu erzeugt werden müssen. Darüber hinaus lassen sich mit Absorptionsabbildungen keine dynamischen Effekte (in vivo) innerhalb der Wolke auflösen und die maximale räumliche Auflösung ist durch das Beugungslimit bestimmt. Im vorliegenden Experiment wird die Auflösung zusätzlich durch die verwendete numerische Apertur beschränkt und beträgt etwa 3 µm. Mit dem im Experiment implementierten Elektronenmikroskop ist es dagegen nicht nur möglich in-situ Aufnahmen der Atome anzufertigen, sondern dies mit einer extrem hohen Auflösung im Bereich von ∼ 100 nm vorzunehmen. Durch diese hohe Auflösung ist es möglich, das System lokal mit einer Einzel-Atom-Sensitivität zu untersuchen. Durch den räumlich stark fokussierten Elektronenstrahl ist nur ein kleiner Teil des zu untersuchenden Systems von der Abbildung betroffen. Im Vergleich zu der Absorptionsabbildung ist diese Abbildungsmethode somit minimal invasiv und ermöglicht unter anderem auch Messungen von zeitlich veränderlichen Phänomenen innerhalb des Systems. Für eine typische Abbildung wird der Elektronenstrahl mit einer Elektronenenergie von 6 keV und einer Halbwertsbreite von ∼ 100 nm auf die Atome fokussiert. Ein Teil der Atome wird durch Elektronenstoß-Ionisation ionisiert. Die so lokal erzeugten Ionen werden mit Hilfe eines elektrostatischen Feldes aus der Wolke gezogen und einem Channeltron zugeführt. Mit Hilfe des Channeltrons lässt sich ein zeitaufgelöstes Signal der Ionen messen und anschließend auswerten. Bevor der Aufbau und die Funktionsweise des Elektronenmikroskops näher beschrieben wird, soll eine kurze Beschreibung der Wechselwirkung zwischen Elektronen und Atomen gegeben werden. Elektron-Atom-Wechselwirkung Die Abbildungsmethode mit Hilfe des Elektronenmikroskops beruht auf der Wechselwirkung zwischen Elektronen und den im Experiment zu untersuchenden Atomen. Bei einer typischen Energie der Elektronen von 6 keV treten hauptsächlich drei verschiedene Wechselwirkungsmechanismen auf: 29 3. Experimenteller Aufbau Ionisation Der wichtigste Mechanismus für die Funktionsweise der Elektronenstrahlabbildung ist die sogenannte Elektronenstoß-Ionisation. Dabei wird das Atom (A) durch das hochenergetische Elektron ionisiert. Schematisch ergibt sich A + e− = A+ + 2e− . Der Wirkungsquerschnitt [37] bei einer Energie von 6 keV beträgt σion = 3.4 × 10−17 cm2 . Da die Abbildung nur durch Detektion der Ionen möglich ist, bildet dieser Wechselwirkungsmechanismus die Grundlage der Abbildungsmethode. Elastische und inelastische Streuung Neben der Elektronenstoß-Ionisation kann das Elektron sowohl elastisch als auch inelastisch mit dem Atom streuen. Für den elastischen Fall ändert sich der Impuls des Elektrons, der des Atoms auf Grund der deutlich größeren Masse jedoch kaum. Für diesen Fall lässt sich der Wirkungsquerschnitt mit Hilfe einer Born-Oppenheimer-Näherung bestimmen zu [38] σel = 0.7 × 10−17 cm2 . Findet statt dem elastischen ein inelastischer Stoß statt, kann das Atom in einen energetisch höher liegenden Zustand angeregt werden. Der im Experiment dominierende Übergang von 5S1/2 → 5P3/2 besitzt einen Wirkungsquerschnitt von σinel = 4.8 × 10−17 cm2 . Werden diese drei Mechanismen zu Grunde gelegt, beträgt die theoretisch maximal mögliche Detektionseffizienz 40%, da detektierbare Ionen nur im Fall der Elektronenstoß-Ionisation erzeugt werden. Im Experiment hängt diese Effizienz maßgeblich von der Güte der Ionenoptik und des Channeltrons ab. Streurate Neben dem Wirkungsquerschnitt ist vor allem die zu erwartende Streurate im Experiment von großer Bedeutung. Der gesamte Wirkungsquerschnitt aller drei obig genannten Mechanismen beträgt σges = 9×10−17 cm2 , was im Vergleich zum Wirkungsquerschnitt, einer optischen Dipolanregung bei einer Wellenlänge von 780 nm, von σop = 10−9 cm2 um acht Größenordnungen kleiner ist. Im Durchschnitt erwartet man so für 106 Elektronen nur eine Wechselwirkung mit einem einzelnen Atom. 30 3.4. Das Elektronenmikroskop Das Elektronenobjektiv Das im Experiment installierte Elektronenobjektiv ist eine Modifikation eines industriell verwendeten Objektivs. Es verfügt im Vergleich zu kommerziellen Systemen über einen erhöhten Emissionsstrom und wurde speziell für dieses Experiment angefertigt. Eine schematische Darstellung findet sich in Abb. 3.3. Ein thermischer Schottky-Emitter erzeugt Elektronen mit einer Energie von 6 keV . Der erzeugte Strahl von Elektronen wird mit Hilfe einer Stigmatorund Deflektor-Einheit in Strahlqualität und Strahlrichtung optimiert. Anschließend folgt eine optionale Aperturstufe mit wählbaren, festen Lochdurchmessern zwischen 20 µm und 300 µm. Diese dient dazu, den Strahl lateral einzuschränken und verringert somit sphärische Aberrationen. Dies reduziert allerdings den Strahlstrom, der später im Experiment zur Verfügung steht. Nach der Apertur passiert der Elektronenstrahl eine differentielle Pumpstrecke und eine zweite Kombination aus Stigmator und Deflektor, die den Strahl der magnetischen Objektivlinse zuführt. Diese dient zur Fokussierung des kollimierten Strahls auf die Atome. Mit Hilfe der beiden Quadrupoldeflektoren in der Spitze des Elektronenobjektivs lässt sich der Austrittswinkel des Elektronenstrahls kontrolliert einstellen. Beide Deflektoren können durch eine äußere Kontrolleinheit angesprochen werden, wodurch es möglich ist, beliebige Abtastmuster zu realisieren. Je nach Deflektor ergibt sich eine unterschiedliche Abtast-Charakteristik am Ort der Atome. Zum einen ein Abtastbereich von 500 µm × 500 µm mit einer Geschwindigkeit von 1 kHz (langsamer Abtastmodus). Zum anderen steht ein schneller Abtastmodus mit einem Bereich von 200 µm × 200 µm mit einer Geschwindigkeit von 1 MHz zur Verfügung. Mit den Einstellungen von Aperturgröße, Kollimations- und Objektivlinsenstrom muss ein Kompromiss zwischen Strahlgröße und Strahlstrom gefunden werden. Meist wird der Elektronenstrahl zur hochauflösenden Abbildung verwendet, weswegen kleine Foki mit vergleichsweise geringem Strahlstrom gewählt werden. Typische Werte im Experiment sind ein Strahlstrom von 20 nA bei einer Halbwertsbreite des Strahls von 120 nm. Der Elektronenstrahl wird mit einer in die Fokalebene einfahrbaren Justierhilfe8 scharf gestellt. Auf dem Test-Target befindet sich eine Mikrokanalplatte9 mit deren Hilfe zurückgestreute Elektronen, sowie erzeugte Sekundärelektronen detektiert werden. Dies erlaubt es, ein Bild des TestTargets zu rekonstruieren. Auf dem Test-Target selber befindet sich ein 8 9 engl. test target engl. multi channel plate (MCP) 31 3. Experimenteller Aufbau erster Stigmator und statischer Deflektor Kondensorlinse Apertur Ablenk-Elektroden zweiter Stigmator und statischer Deflektor Objektivlinse dynamische Deflektoren Schottky-Emitter differentielle Pumpstrecke Abbildung 3.3: Schematische Darstellung des Elektronenobjektivs. Der Elektronenstrahl wird mit Hilfe eines thermischen Schottky-Emitters erzeugt und anschließend mit einer magnetischen Kondensor-Linse, einem elektrostatischem Deflektor und Stigmator geformt. Mit Hilfe einer variablen Apertur lässt sich die Strahlgröße einstellen. Mit den AblenkElektroden lässt sich der Strahl bei Bedarf abschalten. Mit der zweiten Kombination aus Deflektor und Stigmator kann die Strahlform ein weiteres Mal korrigiert werden, bevor die Elektronen mit der magnetischen Objektivlinse auf die Atome fokussiert werden. Kupfer-Gitter, auf das der Strahl bezüglich Strahlfokussierung und Sichtfeld optimiert werden kann. Zusätzlich besitzt das Test-Target ein Loch mit einem Durchmesser von 200 µm, womit die Halbwertsbreite des Strahls minimiert und gemessen werden kann [39]. Ionendetektion Die durch den Elektronenstrahl erzeugten Ionen dienen im Experiment der Bilderzeugung und werden durch eine Ionenoptik aus der Atomwolke abgezogen. Diese besteht aus insgesamt sechs Elektroden, von denen die vorderen drei die Ionen zum Detektor ziehen. Mit deren relativen Spannungen ist es möglich, den Ionenpfad in horizontaler und vertikaler Richtung zu schwen32 3.5. Die Absorptionsabbildung 2.AOM Abbidungsng nu rd O Laser +1 Atomwolke Spiegel Linse 1. AOM CCD Chip Abbildung 3.4: Experimentelle Realisierung der Absorptionsabbildung. Mit dem CCD-Chip wird der transmittierte Anteil des resonaten Laserlichts abgebildet und daraus ein Bild der Atomwolke rekonstruiert. ken. Danach folgt eine Ring- und eine Zylinderelektrode, die die Ionen zu einem Kanalelektronenvervielfacher10 leitet. Vor dem Channeltron befindet sich zusätzlich eine Konversionsdynode. Jeder Einschlag eines Ions dort hat einen Elektronenschauer zur Folge, der anschließend in das Channeltron gelangt. Darin kommt es bei jeder Kollision eines Elektrons mit der Channeltronwand zur Auslösung weiterer Elektronen, bis schließlich die Kaskade von Elektronen die Anode erreicht und einen Strompuls erzeugt. Dieser wird zunächst in einem Diskriminatorverstärker in ein messbares Signal umgeformt und anschließend dem Messrechner zugeführt. 3.5 Die Absorptionsabbildung Neben dem oben beschriebenen Abbildungssystem, das auf der Elektronenstoß-Ionisation und anschließender Detektion der Ionen beruht, sind im Experiment zwei Absorptionsabbildungen implementiert. Dieses Standardverfahren zur Abbildung von kalten Atomwolken wird zur Bestimmung wichtiger Parameter wie Temperatur, Atomzahl und daraus abgeleiteten Größen benötigt. Darüber hinaus dient es als wichtiges Werkzeug zur Justage und Abbildung aller Vorgänge innerhalb der Kammer, beginnend mit der 3D-MOT bis hin zur Abbildung und Vermessung der Kondensate. Bei der Absorptionsabbildung werden die Atome mit einem resonanten Laserstrahl beleuchtet und mit Hilfe einer Kamera, der von den Atomen geworfene Schatten, abgebildet. 10 eng. channeltron 33 3. Experimenteller Aufbau Durchläuft Licht, das in der z-Richtung propagiert, mit einer Intensitätsverteilung I0 (x, y) ein halbtransparentes Medium, folgt das axiale Intensitätsprofil dem Lambert-Beerschen-Gesetz. Für den transmittierten Teil des Lichts ergibt sich eine Intensität It (x, y) = I0 (x, y)e−α(x,y)z (3.1) mit dem Absorptionskoeffizienten α des beteiligten Mediums. Mit der Dichteverteilung n(x, y, z) lässt sich der Exponent ausdrücken als Z α(x, y)z = σ n(x, y, z)dz , (3.2) wobei σ der Streuquerschnitt für ein einzelnes Atom ist. Die über z integrierte Dichteverteilung lässt sich mit Hilfe von It und I0 berechnen: Z 1 It (x, y) n(x, y, z)dz = − ln . (3.3) σ I0 (x, y) Im Experiment muss besonders darauf geachtet werden, eine passende Intensität des Abbildungsstrahls zu wählen. Falls die Intensität zu gering gewählt ist, wird It (x, y) sehr klein, womit die gemessene Atomzahl gegen unendlich divergiert. Für sehr hohe Intensitäten sättigt man die Atome, was bedeutet, dass It (x, y) konstant bleibt und sich nur noch I0 (x, y) ändert, was eine zu geringe Atomzahl liefert. Schematisch wird das Prinzip in Abb. 3.4 dargstellt. Der Laserstrahl wird mit Hilfe von zwei akustooptischen Modulatoren in der Frequenz so verschoben, dass er resonant auf den Übergang |5S1/2 , F = 2i → |5P3/2 , F = 3i gestimmt ist. Das durch die Atomwolke transmittierte Licht wird mit einer Linse vergrößert und anschließend mit einer CCD11 -Kamera abgebildet. Die Intensitätsregelung sowie das Ein- und Ausschalten des Abbildungslichts kann mit dem akustooptischen Modulator und einer in den Strahlengang implementierten schaltbaren Blende gesteuert werden. 11 34 ladungsgekoppeltes Bauteil, engl. charged-coupled device 3.6. Das Lightsheet 3.6 Das Lightsheet Im bisher beschriebenen Experimentverlauf befinden sich die RubidiumAtome nach dem Umladen aus der MOT in der CO2 -Dipolfalle und können dort abgebildet und weiter manipuliert werden. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde eine zusätzliche Dipolfalle installiert. Dabei handelt es sich um ein stark oblates Fallenpotential12 , das sich durch eine starke Kompression in nur einer Raumrichtung vom prolaten Dipolpotential der CO2 -Falle unterscheidet. Im folgenden Abschnitt wird auf die beteiligten Komponenten und den Aufbau dieses Lightsheets eingegangen. Der Lightsheet-Laser Als Laserquelle dient in diesem Aufbau ein gitterstabilisierter Diodenlaser in Littrow-Konfiguration, der mit einer Wellenlänge im nahinfrarotem Wellenlängenbereich betrieben wird. Die Littrow-Konfiguration ist schematisch in Abb. 3.5 abgebildet. In dieser Konfiguration wird der von der Laserdiode divergent emittierte Laserstrahl zunächst durch eine kurzbrennweitige Linse kollimiert und fällt anschließend unter einem Winkel α auf ein holographisch beschichtetes Reflektionsgitter. Der Einfallswinkel und die Gitterkonstante werden so gewählt, dass die erste Beugungsordnung für 852 nm ebenfalls unter dem Winkel α auftritt. Damit ist gewährleistet, dass ein Teil des ausgekoppelten Lichts in die Diode zurückreflektiert wird und mit der hinteren Facette der Diode einen externen Resonator bilden kann. Die nullte Ordnung wird dagegen ausgekoppelt und für den weiteren Strahlengang verwendet. Eine Wellenlängenselektion des Lichts in dieser Konfiguration gelingt durch Änderung des Winkels α und somit einer Drehung des Gitters. Nach dem Verlassen des Diodenlasers passiert der Laserstrahl einen optischen FaradayIsolator und wird mit Hilfe eines Strahlteilers in zwei Teilstrahlen aufgeteilt. Ein Teilstrahl durchquert anschließend eine Cäsiumdampfzelle. Die Wellenlängenstabilisierung auf 852, 120 nm erfolgt durch die dopplerfreie Sättigungsspektroskopie. Der Hauptstrahl passiert einen AOM, mit Hilfe dessen die Leistungsstabilisierung geregelt wird. Im AOM befindet sich ein Kristall, der durch ein Piezoelement mit einer akustischen Welle orthogonal zur Ausbreitung des Laserlichts moduliert wird. Durch den druckabhängigen Brechungsindex des verwendeten Kristalls ist die Wirkung der akustischen Welle auf den Laserstrahl vergleichbar mit der eines Transmissions-Beugungsgitters. Durch gezielte Ansteuerung des AOMs lässt sich 12 im Folgenden als ”Lightsheet”bezeichnet 35 0.Ordnung 3. Experimenteller Aufbau Diode 1.Ordnung Gitter Kollimationslinse Abbildung 3.5: Schematische Darstellung eines gitterstabilisierten Diodenlasers in Littrow-Konfiguration. der Gesamtanteil des Lichts, der in die erste Ordnung gestreut wird, bestimmen und somit die Intensität des Laserlichts variieren und nach Bedarf steuern. Nach dem AOM wird der Strahl mit zwei dichroitischen Spiegeln in eine Faser eingekoppelt. Ein dichroitischer Spiegel zeichnet sich dadurch aus, dass er nur für einen Teil des Lichtspektrum reflektierend wirkt und für die anderen Wellenlängenkomponenten transparent. Laserdioden können neben dem definierten Emissionsspektrum in einem sehr engen Wellenlängenbereich, in diesem Fall bei etwa 852 nm, zusätzlich ein sehr breites Emissionsspektrum über große Wellenlängenbereiche aufweisen. Im Aufbau soll durch Verwendung der dichroitischen Spiegel somit verhindert werden, dass Wellenlängenkomponenten, die zu unerwünschten Heizeffekten führen, nicht mit in die Faser eingekoppelt werden. Als Faser wird eine polarisationserhaltende Faser verwendet. Der optische Aufbau des Lightsheets Um die gewünschte stark oblate Fallengeometrie zu erreichen, wird ein laterales Intensitätsprofil mit starker Elliptizität benötigt. Dazu Bedarf es anamorpher Optiken. Ein schematischer Aufbau ist in Abb. 3.6 dargestellt. Der aus der Faser ausgekoppelte Strahl besitzt ein sphärisches Strahlprofil. Um daraus ein sphärisch oblates Profil realisieren zu können, benötigt man 36 3.6. Das Lightsheet Optiken, die die Stahlparameter selektiv nach ihrer Ausrichtung im Raum verändern. Besonders geeignet hierfür sind Zylinderlinsen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie je nach Orientierung den Strahl entlang nur einer Achse fokussieren beziehungsweise aufweiten. Mit Hilfe dieser Linsen ist es im Experiment möglich, die Strahltaillen sowohl in der horizontalen als auch in der vertikalen Ebene (bezogen auf die Ausbreitungsrichtung des Lichts) separat von einander anzupassen. Daneben werden im Aufbau achromatische Linsen verwendet um eine möglichst geringe sphärische Abberation zu erreichen und um die Option zu besitzen, einen weiteren Laserstrahl mit einer anderen Wellenlänge durch das gleiche Linsensystem zu führen. Nach dem Auskoppler wird der Strahl zunächst mit Hilfe eines Strahlteilers in der Polarisation gereinigt. Ein Teil des Strahls wird auf eine Photodiode abgebildet. Das Photodiodensignal wird als Feedback durch einen PIRegler13 zurück auf den AOM gegeben und ermöglicht so eine Leistungstabilisierung. Hinter der Polarisationsreinigung besteht die Möglichkeit, mit Hilfe eines weiteren Strahlteilers einen zusätzlichen Laserstrahl in den Strahlengang einzubringen. Anschließend passiert der Strahl eine achromatische Linse mit einer Brennweite von f = 750 mm, eine Sammellinse mit f = 100 mm und im Anschluss die erste Zylinderlinse mit einer Brennweite von fx = 50 mm. Die Kombination aus sphärischer Linse und Zylinderlinse bildet somit in x-Richtung ein Teleskop. Daraufhin folgt ein Paar Zylinderlinsen mit einer Brennweite von jeweils fy = 300 mm, mit deren Hilfe der Strahl in der y-Richtung stark aufgeweitet wird. Um mit einem kollimierten Strahl auf die letzte Abbildungslinse vor dem Zugang zur Kammer zu gelangen, befindet sich ein weiterer Achromat mit einer Brennweite von 750 mm im Strahlengang. Direkt vor dem optischen Zugang zur Kammer ist ein PiezoSpiegel im Strahlengang platziert, mit dessen Hilfe die Position des Strahls in der Kammer auf wenige Mikrometer genau eingestellt werden kann. Als letzte Linse befindet sich die Abbildungslinse mit f = 300 mm im Strahlengang, die den kollimierten Strahl auf die Atome fokussiert. Um den durch das optische System geformten Strahl vermessen zu können, ist vor der letzten Linse ein Klappspiegel angebracht, der bei Bedarf in den Strahlengang gebracht werden kann. Der ausgekoppelte Laserstrahl passiert dann den baugleichen Achromaten, wie auf dem Weg zu den Atomen und wird mit Hilfe eines Mikroskops14 auf eine Kamera zur Strahlprofilbestimmung15 abgebildet. Diese ermöglicht das hochaufgelöste Abbilden von Laserstrahlen, mit Hilfe eines integrierten CCD-Chips. Das Mikroskop besitzt 13 engl. proportional-integral controller Obejktiv: Mitutoyo M Plan APO 20x NIR, Tubus: Infinitube 1x 15 Wincam D Series UCD23 14 37 3. Experimenteller Aufbau Spiegel Zylinderlinse 2 x fy = 300 mm Achromat Sammellinse Strahlteiler fx = 50 mm Teleskop in x-Richtung f = 100 mm z y x f = 750 mm Mikroskop Wincam Polarisationsreinigung f = 750 mm Photodiode Piezo-Spiegel Klappspiegel f = 300 mm zu den Atomen Abbildung 3.6: Schematischer Aufbau des optischen Teils des Lightsheets. Abgebildet ist der Strahlengang nach dem Auskoppler. Der Strahl passiert eine Kombination aus verschiedenen optischen Bauelementen, bevor er auf die Atome fokussiert wird. Optional kann der Strahl vor der letzten Linse ausgekoppelt werden und mit Hilfe eines Mikroskops und der Wincam vermessen werden. Mit x, y, z sind die drei Raumrichtungen angedeutet, wobei y die Richtung aus der Blattebene heraus bezeichnet. 38 3.6. Das Lightsheet eine 20-fache Vergrößerung und ist speziell auf nahinfrarote Wellenlängen optimiert. Durch Positionierung der Observationsebene der Wincam im gleichen Abstand der Atome zum letzten Achromaten lassen sich die Strahlparamter am Ort der Atome indirekt messen. 39 Kapitel Die experimentelle Realisierung Im vorherigen Kapitel wurden die notwendigen Schritte zur Präparation eines Rubidium-BECs vorgestellt. Darüber hinaus wurde mit dem im Experiment implementierten Elektronenmikroskop ein hochauflösendes Abbildungsverfahren vorgestellt. Neben der Möglichkeit, die Atome in der CO2 Dipolfalle zu fangen, steht mit dem Lightsheet eine weitere optische Dipolfalle zur Verfügung, die sich durch eine stark oblate Fallengeometrie auszeichnet. Im Folgenden soll auf den Experimentzyklus eingegangen werden, so wie er typischerweise im Experiment durchgeführt wird und vor allem die Charakterisierung des Lightsheets im Vordergrund stehen. 4.1 Der Experimentzyklus Der Experimentzyklus, schematisch in Abb. 4.1 abgebildet, startet mit dem Laden der 2D- und 3D-MOT, wobei die Kühl-, Push- und Rückpump-Laser sowie die magnetischen Spulen eingeschaltet werden. Das Ein- und Ausschalten der Laserstrahlen wird durch mechanische Blenden1 und die AOMs, die im Strahlengang platziert sind, gesteuert. Die Leistungsregelung der Laserstrahlen während des Experimentzyklus wird durch die beteiligten akustooptischen Modulatoren gesteuert. Nach einer typischen Ladezeit von vier Sekunden und dem Transfer von der 2D-MOT in die 3D-MOT befinden sich dort etwa 109 Atome. Der CO2 -Laser wird zu Beginn des Experimentzyklus mit einer Leistung von 10 W gestartet. Bei dieser Leistung betragen die Fallenfrequenzen in der vom Laser erzeugten Dipolfalle ωaxial = 2π × 180 Hz in axialer und ωradial = 2π × 2860 Hz in radialer Richtung. Nach der Ladezeit der 3D-MOT, werden zum Transfer alle Laser und ma1 engl. shutter 41 4 MOT - Verstimmung 4. Die experimentelle Realisierung -13 MHz -35 MHz -140 MHz CO2 - Leistung 10 W 25 mW Lightsheet 0 mW 3 mW 0 mW 4s 6s 200 ms 200 ms Zeit Abbildung 4.1: Experimentzyklus zur Erzeugung eines Bose-EinsteinKondensates mit anschließendem Transfer in die Lightsheet-Falle. Dargestellt ist der zeitliche Verlauf der Verstimmung des Kühl-Lasers, der Leistung des CO2 -Lasers und der Leistung des Lightsheet-Lasers. Details zum Transfer in die Lightsheet-Dipolfalle, werden in Abschnitt 4.2.3 gegeben. 42 4.1. Der Experimentzyklus gnetischen Felder der 2D-MOT ausgeschaltet. Um ein möglichst gutes Umladeverhalten in die CO2 -Dipolfalle zu gewährleisten, wird der Kühl-Laser kurz vor dem Ende der Ladephase schrittweise verstimmt, um die MOT kurzzeitig stark zu komprimieren. Durch diese starke Komprimierung der Atome werden erhöhte Streuverluste erzeugt, die es ermöglichen einen Teil der Atome in das konservative CO2 -Dipolpotential umzuladen. Gleichzeitig wird die Leistung des Rückpump-Lasers linear auf 4% der Ausgangsleistung reduziert, um so eine Dunkel-MOT2 [40] zu erzeugen. Sowohl der Rückpump-Laser mit reduzierter Leistung, als auch der Kühl-Laser mit der maximalen Verstimmung von 140 MHz bleiben für weitere 25 ms eingeschaltet, bevor alle Laser der 3D-MOT abgeschaltet werden. Durch die geringe Leistung des Rückpump-Lasers befinden sich die Atome nach dem MOTZyklus im |5S1/2 (F = 1)i Zustand und werden so in die optische Dipolfalle umgeladen. Anschließend werden alle magnetischen Felder der 3D-MOT ausgeschaltet und die Atome mit Hilfe des evaporativen Kühlens bis zur Bose-Einstein-Kondensation gebracht. Durch die Verwendung des Elektronenmikroskops muss bei der evaporativen Kühlung auf zusätzliche magnetische Felder verzichtet werden, da diese die Abbildung mit Hilfe des Elektronenstrahls stören könnten. Stattdessen werden die Atome mit der höchsten Temperatur aus der Atomwolke entfernt, indem die Leistung des CO2 -Lasers kontrolliert heruntergefahren wird. Dies entspricht einer Reduzierung der Fallentiefe, die durch das optische Dipolpotential erzeugt wird. Die Evaporation umfasst eine Zeitspanne von sechs Sekunden. Somit ist sichergestellt, dass dem atomaren Ensemble ausreichend Zeit gegeben wird kontinuierlich zu thermalisieren. Nach dem Umladen in die Dipolfalle befinden sich darin ∼ 5 × 106 Atome mit einer Temperatur von 170 µK. Die Phasenraumdichte beträgt zu diesem Zeitpunkt etwa nλ3t ≈ 5 × 10−5 und ist somit um einige Größenordnungen zu klein, um die Bose-Einstein-Kondensation zu erreichen. Im Anschluss an den Umladeprozess in die Dipolfalle schließt sich zunächst eine 200 ms andauernde frei Evaporation an, die bei konstanter Fallentiefe durchgeführt wird3 . Dabei verringert sich die Temperatur der Atome auf 70 µK und die Phasenraumdichte vergrößert sich um eine Größenordnung. Die weitere Evaporation wird durch Reduzierung der CO2 -Laserleistung erreicht. Experimentell liefert ein doppelt exponentieller Abfall der Leistung mit einer Gesamtzeit von sechs Sekunden das beste Evaporationsverhalten. Reine Kondensate werden bei einer finalen CO2 -Laserleistung von 25 mW erreicht und enthalten etwa 105 Atome. Die Fallenfrequenzen in der Di2 3 engl. Dark MOT engl. plain evaporation 43 4. Die experimentelle Realisierung polfalle betragen bei dieser Leistung ωaxial = 2π × 13 Hz in axialer und ωradial = 2π × 170 Hz in radialer Richtung. Optional folgt als nächster experimenteller Schritt das Umladen in die durch das Lightsheet erzeugte oblate Fallengeometrie. Dafür wird die verbleibende CO2 -Laserleistung erneut exponentiell heruntergefahren und gleichzeitig die Laserleistung des Lightsheets mit einer s-förmigen Rampe auf 3 mW hochgefahren (siehe Abb. 4.1). Dies geschieht in beiden Fällen innerhalb von 200 ms. Das Zeitverhalten zwischen beiden Rampen wurde experimentell auf das beste Umladeverhalten optimiert, so dass mehr als 85% der Atome umgeladen werden können. Eine detaillierte Beschreibung des Transfers der Atome aus der CO2 -Dipolfalle in die des Lightsheets erfolgt in Abschnitt 4.2.3. 44 4.2. Charakterisierung des Lightsheets 4.2 Charakterisierung des Lightsheets Die Implementierung des Lightsheets, insbesondere des optischen Aufbaus in das bestehende Experiment, wurde unter Berücksichtigung einiger Rahmenbedingungen im Vorfeld geplant. Dazu wurde der gesamte Aufbau mit CAD4 -Zeichnungen bereits am Computer durchgeführt. Da der optische Zugang beschränkt und nur schwer zugänglich ist, sollte der Aufbau, der in Abb. 3.6 dargestellt ist, im Idealfall schon im Vorfeld erfolgen können, wodurch eine grobe Vorjustage gewährleistet ist. Die Feinjustage kann schließlich mit Hilfe des Piezo-Spiegels vorgenommen werden. Darüber hinaus ergeben sich durch die Zielsetzung eines sehr stark elliptischen Strahlprofils spezielle Anforderungen an die verwendete Optik und den realisierbaren Strahlengang. Im folgenden Abschnitt wird ein Überblick über die im Vorfeld erfolgten Simulationen gegeben und anschließend die experimentellen Ergebnisse präsentiert werden. 4.2.1 Simulation der Strahlparameter Mit Hilfe des Lightsheets soll eine starke Kompression der Atomwolke in der Ausbreitungsrichtung des Elektronenstrahls erreicht werden. Diese Raumrichtung wird im Folgenden mit y bezeichnet, siehe dazu Abb. 4.2. Die Ausbreitungsrichtung des Lightsheet-Lasers wird mit z und die dazu horizontale Komponente mit x bezeichnet. In diesen beiden Raumrichtungen soll ein schwacher Einschluss der Atome erreicht werden. Eine starke Kompression in der y-Richtung lässt sich in einer optischen Dipolfalle durch einen stark fokussierten Strahl in dieser Raumrichtung realisieren. Am Ort der letzten Linse vor der Abbildung auf die Atome bedeutet dies, dass der Strahl in dieser Richtung sehr stark aufgeweitet sein muss. Durch den vorgegebenen Abstand zwischen dieser Linse und dem Ort der Atome von f = 300 mm ist damit die Größe der optischen Elemente festgelegt. Dadurch, dass der Strahl je nach Raumrichtung unterschiedlich stark aufgeweitet werden soll, werden anamorphotische Optiken benötigt. Im Experiment werden dazu Zylinderlinsen verwendet. Für die verwendeten Linsen werden große Brennweiten gewählt, da so für den aufgeweiteten Strahl die sphärische Abberation klein gehalten werden kann [41]. In der linearen Optik lässt sich mit Hilfe des Matrizen-Formalismus der Strahlengang, also die freie Propagation und der Durchgang durch verschiedene Linsen beschreiben. Die benötigten Parameter für die Simulation sind zum einen die Brennweiten der beteiligten Linsen, die optische Weglänge, 4 engl. computer-aided design 45 4. Die experimentelle Realisierung Detektor Ionen Lightsheet-Strahl Elektronenstrahl Atomwolke Abbildung 4.2: Koordinatensystem im Experiment. Die Ausbreitungsrichtung des Lightsheet-Lasers wird mit z bezeichnet und die Propagationsrichtung des Elektronenstrahls mit y. Im Vordergrund ist in rot die Ligthsheet-Falle mit Atomen dargestellt. Der fokussierte Elektronenstrahl ist als dünner blauer Strahl zu erkennen. Die erzeugten Ionen (grün) werden mit der im Hintergrund angedeuteten Ionenoptik detektiert. die Wellenlänge des beteiligten Lichts sowie der Strahldurchmesser an einer definierten Stelle innerhalb des optischen Aufbaus. Um diesen zu messen, wird mit Hilfe einer Wincam der Strahldurchmesser gemessen. Die Messung wird direkt hinter dem Auskoppler durchgeführt, da der Strahl an dieser Stelle kollimiert ist und somit sichergestellt ist, dass der Krümmungsradius des Strahls an dieser Stelle im Strahlengang als ∞ angenommen werden kann. Somit ist der Strahl eindeutig definiert. Durch entsprechende Kombination der optischen Elemente mit Hilfe des Matrizen-Formalismus lässt sich der Strahldurchmesser für jeden Ort des Strahlengangs berechnen. Da die verwendeten Zylinderlinsen selektiv auf die horizontalen beziehungsweise vertikalen Strahlkomponenten bezüglich der Ausbreitungsrichtung des Lichts wirken, werden die Simulationen für beide Orientierungen durchgeführt, wobei jeweils nur die Zylinderlinsen betrachtet werden, die einen Einfluss auf den Strahlengang in der jeweiligen Raumrichtung haben. Das Ergebnis einer solchen Simulation in x-Richtung, also der horizontalen Komponente des Lichts, ist Abb. 4.3 zu entnehmen. Dabei ist die zurückgelegte optische Weglänge gegen die Strahltaille an jedem Ort des Strahlengangs aufgetragen. Durch Verschieben der Positionen der Linsen lässt sich die Strahltaille am Ort der Atome verändern. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass für den Strahlengang und die Linsen maximale Abmessungen vorgegeben sind. Sollte die Ausdehnung des Strahls größer sein als die Abmessungen der verwendeten Linsen, kann es zu un46 Ort der Atome Achromat Sammellinse Sammellinse Zylinderlinse Zylinderlinsen Duplett Strahltaille [mm] Achromat 4.2. Charakterisierung des Lightsheets 6 4 2 0 500 1000 1500 2000 optische Weglänge [mm] Abbildung 4.3: Simulierter Strahlengang des Lighsheets für die horizontale Komponente des Lichtes. Dabei ist die Strahltaille gegen die zurückgelegte optische Weglänge dargestellt. Die vertikalen farbigen Markierungen geben die Positionen der optischen Elemente an. erwünschten Interferenzeffekten im Fokus kommen. Darüber hinaus sollte immer gewährleistet sein, dass der aufgeweitete Strahl kollimiert auf die letzte achromatische Linse vor der Fokussierung auf die Atome trifft, um Astigmatismus zwischen der x- und y-Richtung zu vermeiden. Durch den räumlich selektiven Einfluss der Zylinderlinsen ist darauf zu achten, dass bis auf die Position der Zylinderlinsen alle anderen optischen Komponenten für die Simulation in beiden Raumrichtungen an der gleichen Position sein müssen. Zusätzlich muss der Fokus beider Richtungen am gleichen Ort liegen, um die gewünschte Fallengeometrie am Ort der Atome realisieren zu können. Aus der Simulation lassen sich wichtige Anhaltspunkte für die Positionierung der Linsen gewinnen und Abschätzungen für die Strahlparameter am Ort der Atome treffen. Da die Größe der Strahltaillen sehr sensitiv auf die Positionen der Zylinderlinsen reagiert, (bereits Verschiebungen von einigen zehn Mikrometern haben einen starken Einfluss auf die Strahltaille) muss die Feinjustage im Experiment vorgenommen werden. Aus der Simulation ergeben sich für die im Experiment angestrebte Fallengeometrie eine Halb47 4. Die experimentelle Realisierung wertsbreite des Strahls in x-Richtung von wx ∼ 110 µm und in y-Richtung von wy ∼ 7 µm . 4.2.2 Messung der Strahlparameter Um die tatsächlichen Strahlparameter bestimmen zu können, wäre im Idealfall eine Messung am Ort der Atome nötig. Da durch den experimentellen Aufbau der Vakuumkammer kein Zugang zum Fokus zur Verfügung steht, muss ein anderer Weg gewählt werden. Dafür wird der Strahlengang vor dem Achromaten, der das Licht auf die Atome fokussiert, (siehe Abb. 3.6) ausgekoppelt. In diesem Fall wird der Strahl somit nicht in die Kammer abgebildet, sondern kann stattdessen mit Hilfe eines baugleichen Achromaten auf die Wincam abgebildet werden. Da der Fokus in y-Richtung kleiner ist als die Auflösung der Wincam, muss das Sichtfeld mit Hilfe eines Mikroskops vergrößert werden. Dabei muss besonders darauf geachtet werden, dass der Abstand vom Achromaten bis zum Messpunkt der Wincam dem Abstand entspricht, der zwischen den Atomen und dem Achromaten besteht. Das Mikroskop besitzt einen Vergrößerungsfaktor von 20, der zuvor mit einer bekannten Gitterstruktur verifiziert wurde. Somit lassen sich die Strahlparameter im Experiment mit Hilfe der Wincam zu jeder Zeit der Justage vermessen und gegebenenfalls anpassen. Eine Aufnahme zur Bestimmung der Strahlparameter ist in Abb. 4.4 dargestellt. Für die so gemessenen Strahlparameter ergibt sich wx ∼ 90 µm und wy ∼ 5 µm . Die Feinjustage muss im Experiment selbst erfolgen und wird mit Hilfe eines Piezo-Spiegels bezüglich der x- und y-Komponente des Laserlichts gewährleistet. So sind Änderungen der Strahlposition im Mikrometerbereich möglich. Für die Positionierung des Fokus in z-Richtung lässt sich die letzte achromatische Linse, die das Laserlicht auf die Position der Atome fokussiert, durch eine Mikrometerschraube justieren. Der Unterschied zwischen simulierten und gemessenen Strahlparametern lässt sich durch die Näherungen erklären, die bei der Simulation mit Hilfe des Matrizen-Formalismus eingegangen wurden. Das Licht wird dort zu Beginn als idealer Gauß-Strahl beschrieben, die Linsen werden als perfekt angenommen und mögliche Abbildungsfehler nicht berücksichtigt. Diese Annahmen unterliegen im Experiment Abweichungen und führen somit zu einer Diskrepanz im Vergleich zu den simulierten Werten. Da keine direkte Möglichkeit besteht, die Strahlparameter in der Kammer zu vermessen, liefern die beiden Resultate die besten Anhaltspunkte für die erreichbare Fallengeometrie am Ort der Atome. Zu beachten gilt zusätzlich, 48 6 µm 4.2. Charakterisierung des Lightsheets 90 µm Abbildung 4.4: Aufgenommenes Strahlprofil des Lightsheet-Lasers, um die Strahltaillen am Ort der Atome zu bestimmen. Aus dem Intensitätsprofil ist deutlich zu erkennen, dass keine unerwünschten Interferenzeffekte sichtbar sind. dass der Einfluss des optischen Zugangs5 an der Kammer sowie der genaue Abstand zwischen Atomen und dem letztem Achromaten nicht exakt bekannt ist. Da auf der gegenüberliegenden Seite des Viewports kein optischer Zugang vorhanden ist, besteht keine Möglichkeit den Einfluss des Viewports auf den Strahlengang zu untersuchen. Sowohl die Simulation als auch die Vermessung des Strahlprofils zeigt jedoch deutlich, dass mit Hilfe des Lightsheet-Lasers eine Quelle zur Verfügung steht, die durch ihr Strahlprofil in der Lage ist, eine stark oblate Fallengeometrie am Ort der Atome zu erzeugen. 4.2.3 Die Fallenfrequenzen Das Hauptcharakteristikum einer Dipolfalle sind ihre resultierenden Fallenfrequenzen, die eine quantitative Größe darstellen, mit der der Einschluss der Atome in der Falle beschrieben werden kann. Neben der Simulation der Fallenfrequenzen im Vorfeld der Messung soll im folgenden Abschnitt auf die experimentelle Bestimmung dieser eingegangen werden. Simulation der Fallenfrequenzen Die Zielsetzung für das Lightsheet ist ein starker Einschluss der Atome in der vertikalen Raumrichtung kombiniert mit einem schwachen Einschluss in den beiden horizontalen Raumrichtungen, was durch rot-verstimmtes Licht bezüglich des Rubidium-D2-Übergangs erreicht werden soll. Charakterisieren lässt sich dieser Einschluss durch das vom Laserstrahl erzeugte DipolPotential und damit durch die Fallenfrequenzen in den drei Raumrichtungen. Die Fallenfrequenzen sind lediglich durch drei Parameter bestimmt: 5 engl. Viewport 49 4. Die experimentelle Realisierung Wellenlänge, Leistung und Strahltaille des beteiligten Laserlichts. Durch die Wellenlängenstabilisierung mit Hilfe der dopplerfreien Sättigungsspektroskopie ist die Wellenlänge mit 852, 120 nm festgelegt. Die Strahltaillen wurden durch die Simulationen im Vorfeld abgeschätzt und die Leistung kann mit Hilfe des akustoptischen Modulators zwischen 0 − 25 mW variiert werden und zu jedem Zeitpunkt mit einer Photodiode ausgelesen werden. Die Simulation der Fallenfrequenzen lässt sich nach folgendem Prinzip berechnen, wobei auf Normierungsfaktoren der Übersichtlichkeit halber verzichtet wird. Als Laserstrahl wird ein idealer Gaußstrahl angenommen, mit Hilfe dessen die Intensität in Abhängigkeit der Position, des Strahlradius und der Wellenlänge berechnet werden kann. Da der Strahl durch die beteiligte Optik in der x- und y-Richtung unterschiedlich stark aufgeweitet wird, muss dies für die Berechnungen berücksichtigt werden. Für das Intensitätsprofil ergibt sich somit I(x, y, z ) ∝ P e | {z } 2x2 2 wx e 2y 2 2 wy (4.1) r mit der Leistung des Laserstrahls P und den Strahlradien, die gegeben sind durch s s 2 2 2 2 πwy0 πwx0 . wx = wx0 1 + x/ und wy = wy0 1 + y/ λ λ Dabei ist mit λ die Wellenlänge bezeichnet und mit wx0 , wy0 die Strahltaille am Ort x, y = 0. In diesem Fall ist dies der Ort der Atome im Fokus des Laserstrahls. Damit lässt sich das dort erzeugte Dipolpotential nach (2.8) 3πc2 Γ Γ Udip (r) = − 3 + I(r) 2ω0 ω0 − ω ω0 + ω berechnen, wobei die Streuraten für die beteiligten Übergänge aus [20] bekannt sind. In Abb. 4.5 sind exemplarisch zwei simulierte Potentialkurven dargestellt. Dabei ist die Entfernung zum Fallenzentrum gegen die Potentialtiefe aufgetragen. Aus dem Dipolpotential lassen sich die Fallenfrequenzen wie folgt ableiten. Wenn die Ausdehnung des atomaren Ensembles in radialer und axialer Richtung klein gegenüber den Ausdehnungen des Laserstrahls in diesen Richtungen ist, lassen sich die Fallenfrequenzen durch eine harmonische Näherung im Fallenminimum approximieren zu r 1 ∂ 2 U (r) 2π × ω(r) = . (4.2) m ∂r 2 50 Potentialtiefe [μK] 4.2. Charakterisierung des Lightsheets 0.8 1.2 1.6 2 -300 -100 0 100 300 Ausdehnung in x-Richtung [μm] 0.5 1 1.5 2 -4 -2 0 2 4 Ausdehnung in y-Richtung [μm] Abbildung 4.5: Simulierter Potentialverlauf (grün) am Ort der Atome für zwei verschiedene Raumrichtungen. Dabei ist die Potentialtiefe in µK gegen den Abstand vom Fallenzentrum aufgetragen. Zu beachten ist die stark unterschiedliche Breite der beiden Potentialkurven. In schwarz ist die harmonische Approximation um das Fallenzentrum dargestellt. Leistung 3 mW 7 mW ωx 33 ± 5 Hz 51 ± 8 Hz ωy 487 ± 34 Hz 731 ± 52 Hz ωz 9 ± 2 Hz 14 ± 3 Hz Tabelle 4.1: Simulierte Fallenfrequenzen in den drei Raumrichtungen für zwei verschiedene Leistungen des Lightsheets Aus Abb. 4.5 lässt sich entnehmen, dass eine harmonische Näherung in der Nähe des Fallenzentrums eine gute Approximation liefert. Die Ergebnisse der Simulation sind in Tabelle 4.1 zusammengefasst. Darin sind die Fallenfreuquenzen für die drei Raumrichtungen für zwei unterschiedliche Leistungen angegeben. Der angegebene Fehler beruht zum einen auf der Unsicherheit in der Bestimmung des Strahlradius und zum anderen in der Ungenauigkeit bei der Bestimmung der Leistung am Ort der Atome. In beiden Fällen lassen sich die Werte nur außerhalb der Kammer messen. Somit ist für die Fallenfrequenzen ein Frequenzbereich angegeben, in denen die Simulationen mit den genannten Fehlerquellen berechnet wurden. Umladeverhalten in das Lightsheet Eine wichtige Anforderung an das Lightsheet ist das erfolgreiche und effektive Umladen aus der CO2 -Dipolfalle. Ohne dieses eignet sich das Lightsheet nicht als Ausgangspunkt für weitere Messungen. Wie bereits im Abschnitt 4.1 und Abb. 4.1 gezeigt, wird die Leistung 51 4. Die experimentelle Realisierung des Lightsheets innerhalb von 200 ms mit einer s-förmigen Rampe hochgefahren. Gleichzeitig wird die Leistung des CO2 -Lasers heruntergefahren. Sowohl die Paramater der Rampe, die Dauer und die zeitliche Differenz der beiden Rampen wurden experimentell optimiert. Optimiert bedeutet in diesem Fall, dass für eine feste Konfiguration des CO2 -Dipolpotentials auf die maximale Atomzahl und minimale Temperatur im Lightsheet optimiert wurde. Dies bedeutet, dass ein möglichst adiabatischer Transfer in die Lightsheet-Falle vollzogen wird, bei der die Entropie so weit wie durch die Fallengeometrie vorgegeben, erhalten bleibt. In Abb. 4.6 sind die beiden Fallengeometrien mit Hilfe des Elektronenmikroskops dargestellt. Dabei wurde der Abbildungsbereich von 1500 nm × 1000 nm innerhalb von 120 ms abgebildet, woraus sich ein Einzelbild bestehend aus einigen hundert Ionen ergibt. In beiden Fällen sind in der Abbildung jeweils 200 aufsummierte Bilder zu sehen. Aus der Aufnahme lässt sich gut erkennen, dass die stark prolate Geometrie der CO2 -Dipolfalle durch das Ligthsheet in eine deutlich oblatere Form überführt wird. Da das Elektronenmikroskop auf der Experimentkammer montiert ist, wird die Atomwolke somit von oben abgebildet (siehe Abb. 4.2). Die verringerte Ausdehnung, die durch das Lightsheet in dieser Achse erreicht werden soll, lässt sich aus dieser Aufnahme nicht entnehmen. Dadurch, dass der optische Zugang des Lightsheets im Vergleich zum CO2 Laser um 45◦ versetzt ist, ergibt sich in der Abbildung die dargestellte Rotation der Falle. Durch Ändern der finalen CO2 -Laserleistung im Experimentverlauf lässt sich die Tiefe des erzeugten Dipolpotentials kontrolliert steuern. Dadurch lässt sich die Evaporation bei einer bestimmten Temperatur beenden. Beim Umladen der Atome in das Lightsheet findet eine Erwärmung der Atomwolke statt, da eine starke Kompression und somit Reduzierung des Volumens in der y-Raumrichtung vorliegt. Für eine typische Laserleistung des Lightsheets von 3 mW ist die Falle in der Lage, Atome bis zu einer Temperatur von etwa 100 nK gegen die Gravitation zu halten. Sollen Atome mit einer höheren Temperaturen in der Falle gehalten werden, bedarf dies einer Leistungserhöhung der Laserleistung. Das parametrische Heizen Eine experimentelle Möglichkeit, die Fallenfreuqenzen in ultrakalten Quantengasen zu bestimmen, ist das sogenannte parametrische Heizen. Dabei wird die Laserintensität mit einer Frequenz f periodisch moduliert. Für den Fall, dass f = 2f0 , wobei f0 die Fallenfrequenz ist, können die Atome resonant angeregt werden. Die doppelte Frequenz wird benötigt, da die 52 4.2. Charakterisierung des Lightsheets 0 0 250 250 500 500 750 750 250 500 750 1000 CO2 - Falle 1250 250 500 750 1000 1250 Lightsheet - Falle Abbildung 4.6: Elektronenmikroskop-Aufnahmen der Atome in der CO2 Dipolfalle auf der linken Seite und nach dem Transfer in die LigthsheetFalle auf der rechten Seite. Die Größe des mit dem Elektronenmikroskops abgerasterten Bereichs beträgt 1500 µm × 1000 µm. Atome aus Gründen der Paritätserhaltung aus dem Grundzustand nicht in den ersten angeregten Zustand angehoben werden können [42]. In einem klassischen Oszillatormodell lässt sich die Anregung der Atome direkt in eine Heizrate und somit in eine gesteigerte Ausdehnung der Atomwolke übersetzen [43]. In Abb. 4.8 ist schematisch dargestellt, wie das parametrische Heizen im Experiment realisiert wird. Die Modulation ist von der Form I(t) = Ils (1 + A · sin(2πf t)) mit der Leistung des Lightsheet-Lasers Ils , der Modulationsfrequenz f und dem Amplitudenfaktor A, der im Experiment 0,2 beträgt. Mit Hilfe der simulierten Fallenfrequenzen liegt ein Frequenzbereich vor, in dem die Fallenfrequenzen zu erwarten sind. Für verschiedene Modulationsfrequenzen f wird im Experiment jeweils eine Absorptionsabbildung nach 18 ms freier Expansion aufgenommen. Mit Hilfe dieser Abbildung lassen sich aus dem so gewonnenen Dichteprofil Rückschlüsse auf die Temperatur, die Atomzahl und die Ausdehnung der Atomwolke vornehmen. Für unterschiedliche Werte von f wird jeweils die Ausdehnung der Wolke in den zwei durch die Abbildung vorgegebenen Achsen gemessen. Für f ≈ 2ω ergibt sich eine starke Aufheizung der Atome, da die Modulationsfrequenz gerade einer doppelten Fallenfrequenz entspricht. Die Ergebnisse dieser Messungen sind exemplarisch in Abb. 4.9 dargestellt. In den beiden dargestellten Messergebnissen, einmal in einem niedrigen Frequenzbereich von 25 − 75 Hz und einmal in einem Frequenzbereich zwischen 850−1150 Hz, ist die Ausdehnung der Atomwolke gegen die Modulationsfrequenz aufgetragen. Für beide Fre53 4. Die experimentelle Realisierung Lightsheet MOT Umladephase Parametrisches Heizen Abbildung 3 mW 0 mW 10 s 200 ms 410 ms 18 ms Zeit Abbildung 4.7: Schematische Darstellung des parametrischen Heizens. Nach dem Umladen der Atome aus der MOT in die Dipolfalle des CO2 -Lasers und anschließendem Transfer in das Lightsheet wird die Laserleistung periodisch moduliert. Nach einer freien Expansion von 18 ms wird mit Hilfe einer Absorptionsaufnahme die Ausdehnung der Atomwolke bestimmt. quenzbereiche lässt sich eine charakteristische Verbreiterung für bestimmte Werte der Modulationsfrequenz f ausmachen. Da wie oben beschrieben, die Modulationsfrequenz gerade der doppelten Fallenfrequenz entspricht, lassen sich aus diesen Messungen direkt die Fallenfrequenzen bestimmen. Im Experiment wurden zwei Messungen mit einer thermischen Wolke bei Laserleistungen von 3 mW und 7 mW durchgeführt. Eine Übersicht der Ergebnisse dieser Messungen findet sich in Tabelle 4.2. Das Verhältnis zwischen den gemessenen Fallenfrequenzen für verschiedene Leistungen lässt sich leicht mit der Theorie√vergleichen. Aus Gleichung (4.2) folgt, dass sich die Fallenfrequenzen ω ∝ I proportional zur Wurzel der Laserleistung verhalten. Somit sollte sich die gemessene p Fallenfrequenz bei einer Messung mit 7 mW statt 3 mW um den Faktor 7/3 = 1, 53 vergrößern. Aus der letzten Zeile in Tabelle 4.2 lässt sich entnehmen, dass dies für alle drei Raumrichtungen sehr gut erfüllt ist. Der Vergleich zwischen den simulierten Fallenfrequenzen aus Abschnitt 4.2.3 und den Fallenfrequenzen, die mit Hilfe des parametrischen Heizens bestimmt wurden, zeigt eine gute Übereinstimmung. Die leichten Abweichungen zu den im Experiment gemessenen Fallenfrequenzen, lassen sich dadurch erklären, dass die tatsächlichen Strahlradien im Experiment nicht genau den durch die Simulationen berechneten entsprechen. 54 4.2. Charakterisierung des Lightsheets f = 57 Hz f = 63 Hz f = 60 Hz gemessene Ausdehung [w.E.] gemessene Ausdehung [w.E.] Abbildung 4.8: Experimentelle Durchführung des parametrischen Heizens. Abgebildet sind drei Absorptionsaufnahmen der Atome, für verschiedene Modulationsfrequenzen f , die nach dem parametrischen Heizen aufgenommen wurden. Bei einer Modulationsfrequenz von 60 Hz ist eine deutliche Verbreiterung der Wolke zu erkennen. Der abgebildete Bereich besitzt eine Größe von jeweils etwa 600 µm × 550 µm. 24 20 16 12 850 900 950 1000 1050 1100 Modulationsfrequenz f [Hz] 16 12 8 4 30 40 50 60 70 Modulationsfrequenz f [Hz] Abbildung 4.9: Ergebnisse des parmametrischen Heizens zur Bestimmung der Fallenfrequenzen. Dabei ist die Ausdehnung gegen die Modulationsfrequenz f aufgetragen. Auf der linken Seite die Messung im Frequenzbereich von 25 − 75 Hz und auf der rechten Seite im Bereich von 850 − 1150 Hz. 55 4. Die experimentelle Realisierung Leistung 3 mW 7 mW Verhältnis ωx 30 ± 2 Hz 47 ± 2 Hz 1,56 ωy 495 ± 10 Hz 765 ± 10 Hz 1,55 ωz 17 ± 2 Hz 25 ± 2 Hz 1,47 Tabelle 4.2: Gemessene Fallenfrequenzen in den drei Raumrichtungen für zwei verschiedene Leistungen des Lightsheets. Zusätzlich ist das Verhältnis aus der gemessenen Fallenfrequenz bei 7 mW und bei 3 mW angegeben. Werden die mit dem parametrischen Heizen gemessenen Fallenfrequenzen zu Grunde gelegt, lässt sich im Umkehrschluss auf das Strahlprofil am Ort der Atome schließen. So ergeben sich Werte für die Strahlradien von wx = 130 µm und wy = 6, 5 µm. 4.2.4 Die Heizrate und Lebensdauer im Lightsheet Neben den Fallenfrequenzen ist die Lebensdauer und die Heizrate ein experimentell entscheidendes Kriterium an die Falle. Nur mit entsprechend geringen Heizraten und langen Lebensdauern lassen sich die Atome im Experiment in der Falle halten und damit manipulieren und nachweisen. Ähnlich wie die CO2 -Dipolfalle soll auch die Lightsheet-Falle als Ausgangspunkt für weitere Messungen dienen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Lebenszeit und Heizrate. Der Atomverlust, sowie die Heizrate der Falle selbst, sollen während einer Messung möglichst vernachlässigbar sein. Zur experimentellen Bestimmung der Lebensdauer werden die Atome für eine bestimmte Zeitspanne in der Falle gehalten. Anschließend wird mit Hilfe einer Absorptionsabbildung die Atomzahl am Ende der Haltezeit bestimmt. Die Atomzahl in der Falle ist mit der Lebensdauer τ über eine Exponentialfunktion verknüpft. Durch Variation der Haltezeit lässt sich somit auf die Lebensdauer schließen. Das Ergebnis dieser Messung für eine Laserleistung von 3 mW ist in Abb. 4.10 dargestellt. Der so gemessene Wert für die Lebensdauer beträgt τ = 10, 7 ± 0, 7 s und liegt somit in der gleichen Größenordnung der Lebensdauer der CO2 -Dipolfalle [36]. Für typische Anwendungen im Experiment ist dies mehr als ausreichend, da die typischen Zeitskalen der Manipulation und des Nachweises im Bereich von einigen hundert Millisekunden liegen. Nur eine lange Lebensdauer reicht jedoch nicht aus, um gute experimentelle Bedingungen zu schaffen. Die Heizrate muss ebenfalls gering genug sein, so dass Experimente bei nahezu gleichbleibenden Bedingungen durchgeführt 56 4.2. Charakterisierung des Lightsheets exponentieller Fit Atomzahl 60000 50000 40000 30000 20000 10000 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 Zeit [ms] Abbildung 4.10: Messung der Lebensdauer in der Lightsheet-Falle. Dabei ist die Atomzahl gegen die Haltezeit in der Falle aufgetragen. Die Messdaten wurden mit einer Exponentialfunktion gefittet. werden können. Die Heizrate lässt sich nach [16] durch Ṫ = Γ 2/3 Tr Û 1 + κ ~|∆| (4.3) ausdrücken. Dabei bezeichnet κ = Ēpot /Ēkin das Verhältnis von potentieller zu kinetischer Energie, Tr = ~2 k 2 /m die Rückstoß-Temperatur, ∆ die Verstimmung des Laserlichts, Γ die Streurate und Û die Potentialtiefe. Gleichung (4.3) beschreibt somit die Heizrate, die durch Streuung der Photonen an den Atomen in der Falle zu Stande kommt. Da nicht alle Größen zu jedem Zeitpunkt des Experiments direkt zugänglich sind, kann nur eine Größenordnung der zu erwartenden Heizrate angegeben werden. Diese beträgt bei einer Wellenlänge von 852 nm und einer Laserleistung von 3 mW einige Nanokelvin pro Sekunde. Zur experimentellen Bestimmung wird wie im Falle der Lebensdauermessung die Haltezeit der Atome im Lightsheet variiert und mit Hilfe einer Absorptionsaufnahme am Ende der Haltezeit die Temperatur ausgewertet. 57 4. Die experimentelle Realisierung linearer Fit Temperatur [nK] 90 80 70 60 50 40 0 2000 4000 6000 8000 10000 Zeit [ms] Abbildung 4.11: Messung der Heizrate in der Lightsheet-Falle. Dabei ist die Temperatur der Atomwolke gegen die Haltezeit in der Falle aufgetragen. Die Messdaten wurden mit einem linearen Funktion gefittet. Das Ergebnis dieser Messung ist Abb. 4.3 zu entnehmen, woraus sich eine mittlere Heizrate von 3, 5 ± 0, 2 nK/s ergibt. Für typische Zeitskalen im Experiment von einigen hundert Millisekunden ist diese Heizrate somit niedrig genug, um annähernd gleiche Bedingungen während eines Experimentzyklus zu gewährleisten. Darüber hinaus liegt sie in der Größenordnung der zu erwarteten Heizrate durch Streuung der Photonen an den Atomen aus Gleichung (4.3). Das bedeutet, dass andere Heizmechanismen, wie Stöße mit dem Hintergrundgas in der Lightsheet-Falle nur eine untergeordnete Rolle spielen. 58 Kapitel Auswertung Nachdem in den vorherigen Kapiteln die theoretischen Grundlagen, der experimentelle Aufbau sowie der Experimentzyklus beschrieben wurde, soll in diesem Kapitel die quantitative und qualitative Analyse der Messdaten im Vordergrund stehen. Bevor die durchgeführten Messungen vorgestellt werden, soll kurz auf die theoretische Beschreibung der Korrelationsfunktion eingegangen werden, die speziell für Bosonen im vorliegenden Experiment gültig ist. Anschließend soll aufgezeigt werden, wie aus den gemessenen Rohdaten die Korrelationsfunktionen extrahiert werden können. Anhand von konkreten Beispielen wird auf die Analyse der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung eingegangen und ein Vergleich mit der beschriebenen Theorie gegeben. Darüber hinaus wird es nötig sein, das Modell der räumlichen und zeitlichen Korrelationen auf ein wechselwirkendes System zu erweitern, um eine adäquate theoretische Beschreibung des zu untersuchenden Systems sicherzustellen. 5.1 Die Korrelationsfunktion im Experiment Mit Hilfe des Lightsheets steht experimentell eine geeignete Falle zur Messung von Korrelationen in ultrakalten Quantengasen zur Verfügung. Durch Variation der Leistung des Lightsheet-Lasers lässt sich das Fallenpotential in einem definierten Bereich ändern. Zusätzlich lässt sich die Temperatur der Atome im Lightsheet durch das Umladeverhalten aus dem CO2 -Laser gut beeinflussen, so dass es möglich ist, ein reines Kondensat, genauso wie thermische Wolken mit Temperaturen bis zu einigen hundert Nanokelvin, umzuladen. Bevor näher auf die experimentelle Messung der Korrelatio59 5 5. Auswertung nen eingegangen werden soll, wird das Konzept der Korrelationsfunktion speziell auf ein dreidimensionales Fallenpotential erweitert. Die verallgemeinerte Korrelationsfunktion In Abschnitt 2.5.3 wurde die quantenmechanische Korrelationsfunktion zweiter Ordnung mit Hilfe der quantisierten Feldoperatoren eingeführt. Eine allgemeine Definition der Korrelationsfunktion beliebiger Ordnung, für n Teilchen am Ort r i , zum Zeitpunkt ti mit i = 1,..,n ist gegeben durch [28] g (n) (r 1 , t1 ; ...; r n , tn ) = ψ̂ † (r 1 , t1 )...ψ̂ † (r n , tn )...ψ̂(r n , tn )...ψ̂(r 1 , t1 ) , hψ̂ † (r 1 , t1 )...ψ̂(r 1 , t1 )i...hψ̂ † (r n , tn )...ψ̂(r n , tn )i (5.1) † wobei ψ̂ , ψ̂ die bosonischen Feldoperatoren und h...i den Ensemble-Mittelwert beschreibt. Zunächst soll ein analytischer Ausdruck für g (1) (r 1 , t1 ; r 2 , t2 ) angegeben werden, mit Hilfe dessen anschließend beliebige höhere Ordnungen der Korrelationsfunktion berechnet werden können. Speziell für g (2) gilt nach (2.52) g (2) (r, t) = 1 + |g (1) (r, t)|2 . Im Experiment werden die Atome in das Lightsheet umgeladen und dort für die Dauer der Messung gehalten. Das vom Lightsheet erzeugte Potential lässt sich als dreidimensionales harmonisches Potential der Form V (r) = mω̄ 2 r2 /2, mit der gemittelten Fallenfrequenz ω̄, annähern. Wird neben der räumlichen auch die zeitliche Korrelation berücksichtigt, ergibt sich für die Korrelationsfunktion erster Ordnung mit r = r 2 −r 1 , τ = t2 −t1 und den beiden Näherungen ωτ, ~ω/(kB T ) 1 für eine Temperatur T > Tc mr2 τk + iτ 1 exp − g (r, τ ) = (1 + iτ /τk )3/2 2~τk2 1 + (τ /τk )2 (1) . (5.2) Dabei wird mit τk = ~/kB T die Korrelationszeit bezeichnet. Eine ausführliche Herleitung von (5.2) findet sich im Anhang A.3. Damit ergibt sich für 3/2 2πr2 1 exp − (5.3) g (r, τ ) = 1 + λt 1 + (τ /τk )2 √ mit der thermischen de-Broglie-Wellenlänge λt = h/ 2πmkB T . Durch das implementierte Elektronenmikroskop mit einer hohen räumlichen (2) 60 1 1 + (τ /τk )2 5.1. Die Korrelationsfunktion im Experiment Auflösung von bis zu 100 nm und der zeitaufgelösten Detektion, der lokal erzeugten Ionen, ist es zum ersten Mal möglich, die zeitliche Korrelationsfunktion g (2) (τ ) einer kalten Atomwolke in situ zu messen. Im Idealfall für vernachlässigbare räumliche Korrelationen ergibt sich somit 3/2 g (2) (0, τ ) = 1 + 1+ 1 2 . (5.4) τ τk Dabei wird untersucht, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, zwei Teilchen am gleichen Ort r = 0, innerhalb einer gewissen Zeitspanne τ zu detektieren. Für τ = 0 wird somit gemessen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, zwei Teilchen zur gleichen Zeit am gleichen Ort anzutreffen. Für eine thermische Wolke von Bosonen ergibt sich für die beiden Grenzfälle lim g (2) (τ ) = 2 und τ →0 lim g (2) (τ ) = 1 , τ →∞ (5.5) genauso wie für die klassische Korrelationsfunktion zweiter Ordnung für eine thermische Lichtquelle (siehe Abschnitt 2.5.1). Für ein BEC erwartet man hingegen eine Korrelationsfunktion g (2) (0, τ ) = 1 für beliebige Zeitintervalle τ [28]. In Abb. 5.1 ist der Verlauf der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung aus (5.4) für drei verschiedene Temperaturen dargestellt. Beide Grenzwerte sind in allen drei Fällen gut zu erkennen. Der charakteristische Unterschied ist die Zeitspanne, in der die Korrelationsfunktion abfällt. Qualitativ wird dieses Verhalten durch die Korrelationszeit τk = ~/kB T ausgedrückt. Da diese von der Temperatur abhängt, ändert sich das Verhalten von g (2) (τ ) je nach vorliegender Temperatur im System. 61 5. Auswertung T = 25 nK T = 50 nK T = 100 nK 2.0 g(2)(τ) 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 200 400 τ [µs] 600 800 1000 Abbildung 5.1: Theoretischer Verlauf der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung g (2) (r = 0, τ ) für thermische Bosonen bei drei verschiedenen Temperaturen T . Messung der Korrelationen Nachdem im vorherigen Abschnitt kurz auf die spezielle Korrelationsfunktion, für die im Experiment verwendete Fallengeometrie, eingegangen wurde, soll nun der experimentelle Ablauf zur Messung beschrieben werden. Ausgangspunkt der Messungen ist die Atomwolke, die aus der CO2 -Dipolfalle in das Lightsheet umgeladen wird. Dabei lässt sich mit Hilfe der Leistung des CO2 -Lasers bestimmen, ob ein (reines) Kondensat oder eine thermische Wolke umgeladen werden soll. Dabei werden typischerweise Temperaturen für die thermischen Wolken zwischen 45 nK und 150 nK erreicht. Während der Messungen werden die Atome mit einer konstanten Laserleistung des Lightsheet-Lasers in der Falle gehalten. Ein schematischer Ablauf einer typischen Messung ist Abb. 5.2 zu entnehmen. Mit Hilfe des Elektronenstrahls wird über eine Zeitspanne von t = 600 ms ein Punkt in der Atomwolke beschossen, wobei kontinuierlich Ionen erzeugt werden, die mit Hilfe der Ionenoptik und dem Channeltron zeitaufgelöst detektiert werden. Um eine möglichst große Anzahl von Ionen detektieren zu können und so die bestmögliche Statistik zu erreichen, wird der Elektronenstrahl auf das Zentrum der Atomwolke fokussiert. Dort wird das Maximum an Atomen erwartet und somit auch die maximale Ionenzahl, die erzeugt werden kann. Typische experimentelle Parameter für den fokussierten Elektronenstrahl sind eine Elektronenenergie von 6 keV, 20 nA Strom und eine Halbwertsbreite 62 Lightsheet - Leistung 5.1. Die Korrelationsfunktion im Experiment MOT Umladephase Elektronenmikroskop Abbildung 10 s 200 ms 600 ms 18 ms 3 mW 0 mW Zeit Abbildung 5.2: Experimenteller Zyklus des Lightsheets zur Bestimmung der Korrelationsfunktionen. des fokussierten Strahls von 120 nm. Im Anschluss werden die Atome nach einer freien Expansion von 18 ms mit der Absorptionsabbildung abgebildet, bevor der Experimentzyklus von Neuem starten kann. Durch das Channeltron werden alle Ionen innerhalb von einem Zeitintervall1 von 10 µs gezählt und über die gesamte Zeitspanne von 600 ms aufgenommen. Während einer Messung werden im Durchschnitt etwa 1000 Ionen detektiert. Um eine ausreichend große Anzahl von Messdaten zu besitzen, werden mindestens 1500 Messungen für eine gewählte Temperatur durchgeführt. Die maximal mögliche zeitliche Auflösung des Channeltrons beträgt deutlich weniger, als die im Experiment gewählten 10 µs. Diese werden für die Messungen gewählt, da nicht nur einfach ionisierte Atome, sondern auch mehrfach ionisierte Atome detektiert werden. Der Flugzeitunterschied zwischen einfach und zweifach ionisierten Atomen beträgt etwa 8 µs [44]. Da etwa 20% der erzeugten Ionen doppelt geladen sind und für eine feste Position des Elektronenstrahls kein Unterschied zwischen einfach und mehrfach geladenen Atomen getroffen werden kann, liefert eine höhere zeitliche Auflösung des Channeltrons keinen Mehrgewinn zur Bestimmung der Ionensignale. 1 engl. bining 63 5. Auswertung 5.2 Vom Ionensignal zur Korrelationsfunktion zweiter Ordnung Ausgangspunkt der Auswertung sind die mit Hilfe des Channeltrons zeitaufgelöst detektierten Ionen. Eine schematische Darstellung der so gewonnenen Messdaten ist Abb. 5.3 zu entnehmen. Für eine typische Messreihe von 1500 Messungen mit einer Abbildungszeit des Elektronenmikroskops von 600 ms ergeben sich 60 000 Spalten, die jeweils eine Zeiteinheit von 10 µs darstellen. Dabei entsprechen die Einheiten von 10 µs der eingestellten Zeitauflösung des Channeltrons. Innerhalb dieses Zeitintervalls wird die Anzahl der detektierten Ionen registriert. Jede neue Zeile repräsentiert somit eine neue Messung. Für typische Messreihen von 1500 Einzelmessungen ergibt sich somit eine Tabelle mit 1500 × 60 000 Einträgen. Mit Hilfe der Definition der Korrelationsfunktion aus (2.50) lässt sich die normierte Korrelationsfunktion zweiter Ordnung g (2) (t1 , t2 ) = hI(t1 )I(t2 )i hI(t1 )ihI(t2 )i (5.6) mit den vorhanden Daten auswerten. Dazu wird für beliebige Zeitpunkte (t1 , t2 ) jeweils eine Spalte betrachtet und das Produkt jedes Eintrags aus Spalte t1 mit dem entsprechenden Eintrag aus t2 berechnet. Die Mittlung in (5.6) ergibt sich durch Bilden des Mittelwertes aller berechneten Produkte. Die Normierung berechnet sich entsprechend durch Mittlung aller Einträge einer Spalte. Dieses Vorgehen wird für alle möglichen Kombinationen aus (ti , tj ) wiederholt. Daraus ergibt sich eine Matrix der Form, die in Abb. 5.4 dargestellt ist. Für jedes Wertepaar von (ti , tj ) wird g (2) (ti , tj ) berechnet und ergibt einen Eintrag in der Matrix. So ergibt sich eine Matrix mit allen Einträgen für g (2) (ti , tj ). Auf der Diagonalen befinden sich die Einträge für ti = tj , auf der ersten Nebendiagonalen entsprechend die Einträge mit ti = tj +10 µs und so weiter. Da g (2) (t1 , t2 ) = g (2) (t2 , t1 ) gilt, ist die so berechnete Matrix symmetrisch und im Folgenden wird die Diskussion nur auf die untere Hälfte der Matrix bezogen. Ausgehend von dieser Matrix liegt so für alle möglichen Wertepaare von (ti , tj ) die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung vor. Durch die große Anzahl an Einzelmessungen und Zeitintervallen besitzt die Matrix viele Millionen Einträge und eignet sich in dieser Form nur schlecht zur weiteren Auswertung, da Berechnungen einen großen Rechen- und Zeitaufwand benötigen. Im nächsten Abschnitt soll beschrieben werden, welche Möglichkeiten bestehen, diese Matrixdarstellung zu vereinfachen. 64 5.3. Mittlung der Messwerte 10 µs Messzeit t 1. Messung 1 0 0 0 1 0 0 2. Messung 0 1 1 0 0 2 1 0 0 0 2 1 0 0 Anzahl der detektierten Ionen Anzahl der Messungen Abbildung 5.3: Schematische Darstellung der Messwerte, die mit Hilfe des Channeltrons während der Messung aufgezeichnet werden. Jede Zeile steht für eine Messung, wobei die Spalten Zeiteinheiten von 10 µs darstellen. Für eine typische Scanzeit des Elektronenstrahls von 600 ms ergeben sich so 60 000 Spalten. Die Tabelleneinträge spiegeln die Anzahl der detektierten Ionen pro Zeiteinheit dar. 5.3 Mittlung der Messwerte Um aus der großen Menge an Messdaten effizient Korrelationssignale zu berechnen, bietet sich eine Mittlung über Wertepaare (ti , tj ) an, die den gleichen zeitlichen Abstand besitzen und somit das gleiche Korrelationssignal liefern sollten. Dies betrifft somit alle Wertepaare für die der Abstand ∆t = ti −tj gleich groß ist. In Abb. 5.4 b) entspricht dies einer Mittlung über alle Werte einer jeden Diagonale. Um sicher zu gehen, dass diese Mittlung zulässig ist, muss sichergestellt sein, dass sich das berechnete Korrelationssignal innerhalb der Messungen von 600 ms für einen festen Zeitabstand ∆t nicht ändert. Um dies zu überprüfen, wird für einen festen Wert von zum Beispiel ∆t = 20 µs die Amplitude der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung für alle Wertepaare mit ti − tj = 20 µs berechnet und miteinander verglichen. Ändert sich das System während der Messung von 600 ms nicht, sollte das berechnete Korrelationssignal g (2) (t, t + 20 µs) für alle Wertepaare und somit unabhängig vom Zeitpunkt innerhalb der Messung gleich bleiben. In Abbildung 5.5 ist dieses Verhalten für zwei verschiedene Messungen dargestellt. Dabei wird die Korrelationsamplitude gegen die Zeit aufgetragen 65 5. Auswertung t2 t1 } } a) Messzeit t 1 0 0 0 1 0 0 0 1 1 0 0 2 1 0 0 0 2 1 0 0 Anzahl der Messungen g(2)(t1,t2) b) t2 t1 ti g(2) tj Abbildung 5.4: Schematischer Ablauf zur Auswertung der Messwerte zur Berechnung von g (2) . a) Ausgangspunkt bildet eine Tabelle mit den im Experiment gemessenen, zeitaufgelösten Ionensignalen. b) Berechnung von g (2) für alle möglichen zeitlichen Kombinationen von t1 und t2 . und für zwei verschiedene Korrelationsmessungen berechnet. Die grün eingefärbte Kurve entspricht der Korrelationsamplitude einer Messung, die über die Messzeit von 600 ms konstant geblieben ist. Im Gegensatz dazu ist mit Messung 2 ein Beispiel gezeigt, bei dem dies nicht der Fall ist. Hier hängt die Korrelationsamplitude stark davon ab, zu welchem Zeitpunkt t die Auswertung der Wertepaare (t, t + ∆t) erfolgt. Eine Mittlung würde in diesem Fall nicht nur die gemessene Amplitude falsch analysieren, sondern auch außer Acht lassen, das sich das System während der Messung nicht stabil verhalten hat. Eine Diskussion speziell zu dieser Messung ist im Abschnitt 5.10 zu finden. Für Messung 1 ist die Mittlung über die gesamte Messdauer jedoch möglich, da das extrahierte Korrelationssignal g (2) (t, t + 20 µs) zu allen Zeiten t konstant bleibt. 66 5.3. Mittlung der Messwerte Messung 1 g(2)(t, t+ 20 µs) 1,3 Messung 2 1,2 1,1 1,0 0 120 360 240 480 600 t [ms] Abbildung 5.5: Korrelationsfunktion g (2) (t, t + 20 µs) für alle Wertepaare (ti , tj ) mit gleichem zeitlichen Abstand von ∆t = 20 µs am Beispiel zweier Messungen. Durch Mittlung über alle Diagonalen und somit Mittlung aller Korrelationssignale mit gleichem Abstand ti − tj ergibt sich eine stark vereinfachte Form der Matrix. Mit Definition des Parameters τ ≡ t + ∆t − t = b tj − ti wird die Korrelationsfunktion in die Form g (2) (ti , tj ) → g (2) (τ ) überführt. Dabei kann τ alle im Experiment gemessenen Zeitintervalle τ = 0, 10, 20, ..., 60 000 µs annehmen. Die Mittlung über jede Diagonale und somit über gleiche Zeitdifferenzen ∆t = tj −ti liefert so eine stark vereinfachte Handhabung der im Experiment aufgenommenen Daten. Dabei muss jedoch sicher gestellt sein, dass die Mittlung zulässig ist. 67 5. Auswertung 5.4 Offset des Korrelationssignals Auch wenn darauf geachtet wird, dass die Atomzahl während der gesamten Messung möglichst stabil ist, lassen sich Schwankungen der Atomzahl nicht vermeiden. Eine schwankende Atomzahl hat zur Folge, dass auch die Anzahl an detektierten Ionen von Messung zu Messung unterschiedlich ist. Im Theorie-Kapitel wurde in Gleichung (2.65) durch g (2) = 1 + σ 2 − hn̂i hn̂i2 ein Zusammenhang zwischen der Korrelationsfunktion, der Varianz sowie der mittleren Teilchenzahl hergestellt. Für die durchgeführten Messungen entspricht die mittlere Teilchenzahl der mittleren Anzahl an detektierten Ionen und die Varianz entsprechend die Varianz dieser Größe. Im Falle einer Poisson-Verteilung ist die Varianz gleich der mittleren Anzahl an gezählten Ereignissen. Ergibt sich für die mittlere detektiere Anzahl von Ionen eine Zählstatistik, die nicht einer Poisson-Verteilung entspricht, sondern einer super-Poisson-Verteilung, ergibt sich aus (2.65) ein nicht verschwindendes Korrelationssignal von g (2) 6= 1. Dieses Korrelationssignal hat seinen Ursprung nicht im Bunching der Bosonen, sondern in den Atomzahlschwankungen in jeder Messung. Im Gegensatz zu den Korrelationsamplituden, hervorgerufen durch das Bunching der Atome, die sich in einer Zeitskala von einigen 100 µs abspielen, führen die Atomzahlschwankungen zu einer Amplitude, die für alle Zeiten auftritt. Dieses Verhalten muss mit einer geeigneten Normierung in der Auswertung berücksichtigt werden. Wichtige Größen, wie die Atom- und Ionenzahl werden nach jedem einzelnen Experimentzyklus bestimmt und abgespeichert. In Abb. 5.6 ist der zeitliche Verlauf folgender Größen über einen kompletten Messzyklus von 1800 Einzelmessungen dargestellt: a) Mittlere Zählrate der Ionen mit einem Bining von 300 µs. b) Standardabweichung der Anzahl detektierter Ionen. c) Die Größe g (2) = 1 + σ 2 − hn̂i . hn̂i2 d) Gesamtzahl der detektierten Ionen N (i) für jede Einzelmessung i. Für alle vier Größen ist zu entnehmen, dass sie während der Messung leichten Schwankungen unterliegen. Die gemittelte Zählrate der Ionen nimmt innerhalb der Messung ab, da weniger Atome am Ort der Messung vorhanden sind. Entsprechend kleiner wird auch die mittlere Abweichung der 68 nIonen 5.4. Offset des Korrelationssignals σ (nIonen) a) g(2) b) c) N (Ionen) 0 100 200 300 Messzeit t [ms] 400 500 d) Anzahl der Messungen Abbildung 5.6: Darstellung der mittleren Anzahl detektierter Ionen n̄Ionen , deren Standardabweichung, g (2) und der Gesamtzahl an Ionen NIonen für einen Messzyklus bestehend aus 1800 Einzelmessungen. Ionenzahl. Zur Auswertung der Korrelationsamplitude g (2) ist jedoch vor allem die in Abb. 5.6 c) gezeigte Größe von Bedeutung, da sie die Korrelationsamplitude um einen Offset verschiebt. Durch Berechnung dieser Größe für alle Messzeiten t lässt sich gut erkennen, dass dieses Korrelationssignal für alle Zeiten einen konstanten Wert > 1 annimmt. Durch die im Experiment vorhandenen Atom- und somit Ionenzahlschwankungen ergibt sich im Grenzwert limτ →∞ g (2) > 1 und nicht wie aus der Theorie zu erwarten limτ →∞ g (2) = 1. Um dies in der Auswertung zu berücksichtigen, wird die Korrelationsfunktion durch g (2) (τ ) ≡ g (2) (τ ) σ 2 − hn̂i 1+ hn̂i2 69 5. Auswertung normiert. So werden die im Experiment vorhandenen Ionenzahlschwankungen berücksichtigt und liefern keinen Betrag bei der Auswertung der Korrelationsamplitude. Ganz allgemein muss während eines Messzyklus darauf geachtet werden, dass die in Abb. 5.6 gezeigten Größen c) und d) über die gesamte Messdauer so konstant wie möglich gehalten werden, um gleichbleibende Bedingungen liefern zu können. Da für die Auswertung im ersten Schritt über alle beteiligten Einzelmessungen gemittelt wird, sollte zum Beispiel gewährleistet sein, dass sich die Temperatur der thermischen Wolke nicht ändert. Im Experiment wird dies dadurch berücksichtigt, dass die in Abb. 5.6 gezeigten Größen direkt während der Messung berechnet werden und so zu jedem Zeitpunkt zugänglich sind. Für die Auswertung muss entsprechend vor der Berechnung geprüft werden, ob sich die oben gezeigten Größen über die gesamte Messdauer konstant verhalten haben. Für alle in den folgenden Abschnitten präsentierten Ergebnisse wurde dies überprüft und trifft zu. Im Abschnitt 5.10 wird speziell eine Messung diskutiert bei der die oben genannten Punkte nicht erfüllt sind. 5.5 Doppelt gezählte Ionen Mit Hilfe der im vorherigen Abschnitt eingeführten Mittlung über alle Diagonalen ergibt sich die normierte Korrelationsfunktion zu g (2) (τ ) mit τ = 0, 10, 20, ..., 60 000 µs. Bei der Auswertung fällt auf, dass der Wert für den ersten Punkt, das heißt für g (2) (τ = 0 µs) eine Amplitude aufweist, die deutlich größer ist, als der maximal zu erwartende Wert von g (2) (τ = 0 µs) = 2. Für zwei Messungen sind in Tabelle 5.1 die Werte von g (2) (τ ) für jeweils die ersten drei Zeitintervalle angegeben. Daraus lässt sich erkennen, dass sich die Werte für g (2) (τ = 0 µs) nicht auf Korrelationen im System zurückführen lassen können. Erklären lässt sich dieses Verhalten durch doppelt gezählte Ionen, die als Artefakt der Signalverarbeitung auftreten können [45]. Somit wird ein im Experiment erzeugtes Ion vom Ionendetektor fälschlicherweise doppelt gezählt. Die Vermutung liegt nahe, dass die doppelt gezählten Ionen nur für kleine Zeitintervalle τ auftreten. Um herauszufinden, für welche Zeitintervalle von τ dies der Fall ist, wird eine Messung durchgeführt, bei der Korrelationen im System nicht mehr aufgelöst werden können. Um zu verstehen, wie dies experimentell realisiert werden kann, soll noch einmal auf die Korrelationsfunktion aus Gleichung (5.3) (2) g (r, τ ) = 1 + 70 1 1 + (τ /τk )2 3/2 exp −2πr 2 1 λt 1 + (τ /τk )2 5.5. Doppelt gezählte Ionen 8.0 g(2)(τ) 7.5 1.5 1.0 0 500 1000 1500 τ [µs] Abbildung 5.7: Ergebnis der Messung einer thermischen Wolke bei T = 240 nK und einem stark aufgeweiteten Elektronenstrahl, so dass die Korrelationen im System nicht messbar sind. Damit lässt sich der Einfluss von doppelt gezählten Ionen auf die Messwerte bestimmen. eingegangen werden. Durch den im Experiment an einer festen Position fokussierten Elektronenstrahl soll die räumliche Komponente der Korrelationsfunktion im Idealfall r = 0 betragen, um somit die größtmögliche Korrelationsamplitude für die zeitlichen Korrelationen messen zu können. Für eine Messung, bei der die Korrelationen sowohl räumlich als auch zeitlich nicht mehr auflösbar sein sollen, wird der Elektronenstrahl möglichst stark aufgeweitet und die Korrelationszeit so klein wie möglich gewählt. Wird der Elektronenstrahl so stark aufgeweitet, dass die Ausdehnung größer ist als die thermische de-Broglie-Wellenlänge λt , sollten im System keine Korrelationen mehr messbar sein. Um die Korrelationsamplitude zusätzlich zu reduzieren, wird die Messung in einer thermischen Wolke bei T = 230 nK durchgeführt. Da sich das zeitliche Korrelationssignal über die Korrelationszeit τk = ~/kB T antiproportional zur Temperatur skaliert, wird die Korrelationszeit so stark reduziert. Bei dieser Temperatur beträgt die thermische de-Broglie-Wellenlänge λt ∼ 380 nm. Durch Aufweiten des Elektronenstrahls auf ∼ 1000 nm und Messung bei einer Temperatur von 240 nK wird so sichergestellt, dass keine Korrelationen im System messbar sind. Sollten in der Messung Amplituden für g (2) > 1 vorhanden sein, lassen sich diese auf doppelt gezählte Ionen zurückführen. Das Ergebnis dieser Messung ist in Abb. 5.7 zu sehen. Es ist klar zu erken71 5. Auswertung Messung 1 Messung 2 g (2) (τ = 0 µs) 28,5 31,4 g (2) (τ = 10 µs) 1,06 1,09 g (2) (τ = 20 µs) 1,04 1,07 Tabelle 5.1: Korrelationsamplituden für die ersten drei Zeitintervalle am Beispiel zweier Messungen. Deutlich zu erkennen ist, dass der erste Messpunkt eine unnatürlich hohe Korrelationsamplitude aufweist. nen, dass lediglich die ersten beiden Messpunkte durch die doppelt gezählten Ionen beeinflusst sind. Alle anderen Messpunkte, für die τ ≥ 20 µs gilt, sind davon nicht betroffen und zeigen die erwartete Korrelationsamplitude von g (2) = 1. Für die folgenden Teile der Auswertung und Diskussion der Ergebnisse werden die Messwerte für τ = 0 µs und τ = 10 µs nicht zur Auswertung herangezogen. 5.6 Die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung Nach den Vorbemerkungen zur Berechnung der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung, Berücksichtigung der Atomzahlschwankungen sowie der doppelt gezählten Ionen, soll in diesem Abschnitt g (2) (τ ) anhand von zwei Messungen bei verschiedenen Temperaturen gezeigt und diskutiert werden. Die beiden Messungen wurden mit einer thermischen Wolke bei Temperaturen von 45 nK und 100 nK durchgeführt. Dabei wurde in der Messung der Elektronenstrahl auf das Zentrum der Falle positioniert, um die größtmögliche Anzahl an Ionen zu erzeugen. In beiden Fällen wurden 1800 Einzelmessungen aufgenommen, über die in der Auswertung eine Mittlung durchgeführt wurde. Das Ergebnis der Berechnung nach dem in den beiden vorherigen Abschnitten gezeigten Schema ist Abb. 5.8 zu entnehmen. Dabei ist die Korrelationsfunktion g (2) (τ ) gegen die Zeitintervalle τ dargestellt. In beiden Messungen ist für kleine Zeitintervalle ein deutlich erhöhtes Korrelationssignal zu erkennen. Der charakteristische Unterschied zwischen beiden Messungen ist durch die unterschiedliche Amplitude sowie die unterschiedlichen Korrelationszeiten gegeben. Letztere ist durch τk = ~/kB T gegeben und nimmt für höhere Temperaturen kleinere Werte an. Für große Zeitintervalle τ fällt die Amplitude für beide Messungen auf den zu erwartenden Wert von g (2) (τ ) = 1 ab, was einem unkorrelierten Signal entspricht. Neben den Messwerten ist zusätzlich eine Fitfunktion in der entsprechenden Farbe angegeben, die sich auf Grundlage der in Abschnitt 5.1 berechneten 72 5.6. Die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung 1,08 g(2)(τ) 1,06 1,04 1,02 1,00 200 400 600 800 1000 τ [µs] Abbildung 5.8: Gemessene Korrelationsfunktion zweiter Ordnung bei einer Temperatur von 45 nK (orange) und 100 nK (grün). Korrelationsfunktion ergibt. Da in den Messungen die zeitliche Korrelation gemessen wurde und sich der Elektronenstrahl an einem festen Ort befindet, lässt sich die Korrelationsfunktion aus Gleichung (5.3) vereinfachen zu g (2) (r = 0, τ ) = 1 + 1 (1 + ττk )2 !3/2 . (5.7) Theoretisch sollte die maximale Korrelationsamplitude in beiden Fällen für g (2) (τ = 0) = 2 betragen. Eine Erklärung, warum die gemessenen Amplituden lediglich einen maximalen Kontrast von 2% und 4% aufweisen, wird im nächsten Abschnitt gegeben. Damit der theoretisch zu erwartende Verlauf aus (5.7) an die Messwerte gefittet werden kann, wird die Amplitude der Korrelationsfunktion als zusätzlicher freier Fitparameter eingeführt. Das Ergebnis der beiden Fitfunktionen ist ebenfalls in Abb. 5.8 abgebildet. Der qualitative Verlauf der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung lässt sich in 73 5. Auswertung beiden Fällen sehr gut bestätigen. Neben den maximalen Korrelationssignalen, die A45nK = 1,043 ± 0,008 und A100nK = 1,019 ± 0,004 betragen, lässt sich die Korrelationszeit τk so zu 348 ± 31 µs und 154 ± 19 µs bestimmen. Ein Vergleich zwischen den theoretisch zu erwartenden Korrelationszeiten und den aus der Messung bestimmten Werten folgt in Abschnitt 5.8. 5.7 Reduziertes Korrelationssignal Für die in Abb. 5.8 gezeigten Korrelationsmessungen beträgt die maximal gemessene Korrelationsamplitude A45nK = 1,043 und A100nK = 1,019. Theoretisch sollte sich in beiden Fällen jedoch eine maximale Amplitude von 2 ergeben. Im folgenden Abschnitt soll eine Erklärung dafür gegeben werden, warum die Korrelationsamplitude so stark reduziert ist und inwiefern dies bei der Auswertung der Daten berücksichtigt werden kann. Dabei sollen zwei verschiedene Aspekte untersucht werden: i) Der Einfluss von räumlichen Korrelationen auf die Messung der zeitlichen Korrelationen. ii) Repulsive Wechselwirkungen im System. 5.7.1 Räumliche Korrelationen Für die theoretische Beschreibung der Korrelationsfunktion aus Gleichung (5.7) wurde angenommen, dass durch die feste Position des Elektronenstrahls innerhalb der Atomwolke die räumliche Komponente des Korrelationssignals g (2) (r = 0) = 1 ist und somit keinen Einfluss auf die Messung der zeitlichen Korrelationen besitzt. Berücksichtigt wurde dies durch die Tatsache, dass der Ort an dem die Atome ionisiert werden für alle Atome der gleiche r = 0 ist. Abb. 5.9 macht jedoch klar, dass diese Aussage so nur in erster Näherung stimmen kann, da neben der endlichen Ausdehnung des Elektronenstrahls in der x-z-Ebene zusätzlich zu beachten ist, dass auch die Ausdehnung der Atomwolke in der Propagationsrichtung des Elektronenstrahls nicht beliebig klein ist. Daher ergeben sich in den Messungen für eine feste Position des Elektronenstrahls immer auch räumliche Korrelationen, die gemessen werden und nicht von den zeitlichen Korrelationen zu unterscheiden sind. Die Ausdehnung in der x-z-Ebene ist durch die Breite des fokussierten Elektronenstrahls vorgegeben. Im Experiment wird die volle Halbwertsbreite möglichst klein gewählt und beträgt etwa ∼ 120 nm. Die Ausdehnung in 74 5.7. Reduziertes Korrelationssignal a) b) Elektronenstrahl Abbildung 5.9: a) In rot ist der fokussierte Strahl des Lightsheet-Lasers dargestellt. Im Zentrum befinden sich die im erzeugten Potential gefangenen Atome. In blau ist der Elektronenstrahl dargestellt, der auf die Mitte der Falle fokussiert ist. Vom Ionendetektor werden die erzeugten Ionen zeitaufgelöst detektiert. b) Vergrößerte Darstellung des durch den Elektronenstrahl und die Ausdehnung der Dipolfalle eingeschlossenen Volumens. der y-Achse ist durch die verwendetete Fallengeometrie des Lightsheets bestimmt. Während der Messung werden so nicht nur Korrelationen von Atomen am gleichen Ort r = 0 gemessen, sondern auch Korrelationen zwischen Atomen, die sich innerhalb dieses Volumens an unterschiedlichen Orten befinden können. Um abschätzen zu können, wie groß der Einfluss der räumlichen Korrelationen auf die messbare Amplitude im Experiment ist, soll ein Modell erarbeitet werden, mit dem diese räumlichen Korrelationen quantitativ berechnet werden können. Dazu wird, statt nur die zeitliche Abhängigkeit zu untersuchen, auch die räumliche Abhängigkeit der Korrelationsfunktion aus Gleichung (5.5) berücksichtigt. Um das durch den Elektronenstrahl und die Ausdehnung der Falle eingeschlossene Volumen zu berechnen, wird 75 5. Auswertung die ortsabhängige Komponente der Korrelationsfunktion als Integral dargestellt, welches das eingeschlossene Volumen darstellt. Der Übersicht halber wird in den nächsten Beispielen nur der Fall für τ = 0 beschrieben. Für alle Werte von τ 6= 0 ergibt sich jedoch das gleiche Prinzip. Das durch den Elektronenstrahl eingeschlossene Volumen lässt sich durch folgendes Integral in der Korrelationsfunktion berücksichtigen: g (2) (r, τ = 0) = 2 Z3σ Z3σ Z3R 1 m(x2 + y 2 + z 2 ) −z x2 + y 2 1 + exp exp dydxdz . − π 3/2 Rσ 2 ~τk 4R2 4σ 2 0 0 0 (5.8) Dabei ist mit σ = 120 nm/2.35 die Ausdehnung des Elektronenstrahls in der x-z-Ebene berücksichtigt und mit R die Ausdehnung der Atomwolke in y-Richtung. Letztere Größe ist experimentell direkt nicht zugänglich. Da die Fallenfrequenzen, die Strahlradien, die Leistung sowie die Wellenlänge des Lightsheet-Lasers bekannt sind, lässt sich das am Ort der Atome erzeugte Potential berechnen (siehe Abschnitt 4.2.3). Aus dem Potential lässt sich mit Hilfe der Atomzahl die Dichte bestimmen und somit die Ausdehnung der thermischen Wolke. Als Integrationsgrenzen wurden jeweils die 3σ und 3R Grenzen gewählt, womit 99.7 % des durch die Gaußstrahlen eingeschlossenen Volumens berücksichtigt sind. Prinzipiell ist auch eine Integration bis ∞ möglich. Diese liefert bis auf wenige Promille die gleichen Ergebnisse, erhöht den Rechenaufwand jedoch enorm. Um die räumlichen Korrelationen im eingeschlossenen Volumen zu berücksichtigen, müssen in x-Richtung alle möglichen Abstände x = x1 − x2 zwischen zwei Atomen betrachtet werden. Mathematisch formuliert bedeutet das, dass zunächst die Faltung aus zwei Gaußstrahlen für die Positionen x1 und x2 berechnet werden müssen, um bei einer Integration in (5.8) alle räumlichen Korrelationen mit Abstand x = x1 − x2 zu berücksichtigen. Die Faltung hat dabei die Form [46] Z∞ f (x) = 0 2 Z∞ (x1 − x)2 −x x21 dx = exp dx . (5.9) exp − 2 exp − 2 2σ 2σ 4σ 2 0 Damit ergibt sich eine Gaußsche Einhüllende f (x), mit der alle möglichen Abstände x = x1 − x2 berücksichtigt werden können. Nach dem gleichen Prinzip ergeben sich die Funktionen f (y) und f (z) für die anderen beiden Raumrichtungen. Der Vorfaktor π 3/2 Rσ 2 in (5.8) stellt die Normierung über das integrierte 76 5.7. Reduziertes Korrelationssignal Messwerte Modell mit räumlichen Korrelationen g(2)(0) - 1 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0 25 50 75 100 125 150 T [nK] Abbildung 5.10: In grün ist der berechnete Verlauf der Korrelationsfunktion in Abhängigkeit der Temperatur unter Berücksichtigung der Volumenintegration dargestellt. Dadurch werden räumliche Korrelationen in der Messung berücksichtigt, die die messbare Korrelationsamplitude reduzieren. In schwarz sind die im Experiment bestimmten Korrelationsamplituden aufgetragen. Volumen dar und ist gegeben durch die Normierungsfaktoren der beteiligten Gaußstrahlen. Neben den Werten für die räumliche Ausdehnung des Kondensates R und des Elektronenstrahls, gegeben durch σ, wird zusätzlich die Korrelationszeit τk benötigt. Diese ergibt sich durch die Beziehung τk = ~/kB T und ist somit durch die Temperatur festgelegt. Da die Temperatur für jede Messung mit Hilfe der Absorptionsabbildung bestimmt werden kann, sind alle Größen zum Lösen des Integrals bekannt. Die Ergebnisse, die sich aus der Berechnung des Integrals ergeben, sind für verschiedene Temperaturen in Abb. 5.10 zu sehen. Dabei ist die durch den Fit bestimmte Korrelationsamplitude g (2) (0) − 1 gegen die Temperatur aufgetragen. Die eingefärbte Fläche entspricht dabei der Berechnung, die sich aus dem Integral (5.8) unter Berücksichtigung der Messungenauigkeiten der Leistung 77 5. Auswertung des Lightsheet-Lasers, Strahlradius des Elektronenstrahls sowie der Ausdehnung der Atomwolke in y-Richtung ergibt. Die Messwerte sind in schwarz dargestellt. Dabei sind die für die Messwerte angegebenen Fehler zum einen auf den Fehler durch den Fit und zum anderen auf die Ungenauigkeit bei der Bestimmung der Temperatur zurückzuführen. Abb. 5.10 lässt sich entnehmen, dass die gemessenen Korrelationsamplituden tendenziell unterhalb des zu erwarteten Signals liegen, wenn die räumlichen Korrelationen wie oben beschrieben berücksichtigt werden. Dies legt nahe, dass das verwendete Modell aus Gleichung (5.7) keine vollständige Beschreibung des gemessenen Systems liefert. Entsprechend wird im nächsten Abschnitt der zweite Mechanismus diskutiert, der ein reduziertes Korrelationssignal zur Folge hat. 5.7.2 Repulsive Wechselwirkungen Die in den vorherigen Abschnitten, wie auch im Theoriekapitel motivierten Modelle für die Korrelationsfunktion sind von einem System nicht wechselwirkender Teilchen ausgegangen. Wechselwirkungen zwischen den Atomen können das Verhalten der Korrelationsfunktion jedoch stark beeinflussen, da sie zu Bunching oder Anti-Bunching im System führen [47]. Der bosonische Charakter sowie die positive Streulänge der 87 Rb-Atome sorgen dafür, dass die im System vorhandenen Wechselwirkungen zu einer repulsiven Interaktion der Atome und so zu einem Anti-Bunching führen. Anschaulich reduziert dies die Wahrscheinlichkeit, zwei Teilchen in einem kurzen Zeitintervall am selben Ort zu detektieren. Um die Korrelationfunktion zweiter Ordnung dahingehend zu erweitern, müssen Wechselwirkungen zwischen den Atomen berücksichtigt werden, insbesondere die starke Abstoßung zwischen den Atomen für sehr kleine Abstände r. Nach [28] ergibt sich die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung durch Berücksichtigung von s-Wellenstreuprozessen zu: 4as 2a2s (2) (1) 2 , (5.10) g (r, τ = 0) = 1 + 2 + |g (r, 0)| 1 − r r wobei as die s-Wellenstreulänge darstellt. Diese ist für 87 Rb gegeben durch as = 99 a0 , mit a0 ∼ 0.53 Å [48]. Für den Fall as = 0 ergibt sich das nicht wechselwirkende Modell aus Gleichung (5.7). Analog zur Berechnung der zu erwartenden Korrelationsamplitude im Falle des nicht wechselwirkenden Systems lässt sich mit dem Integral der Form aus (5.8) die Berechnung auf den wechselwirkenden Fall erweitern. Das Ergebnis dieser Berechnung ist Abb. 5.11 zu entnehmen. Dabei ist das 78 5.7. Reduziertes Korrelationssignal Messwerte Modell mit räumlichen Korrelationen Modell mit räumlichen Korrelationen und Ww g(2)(0) - 1 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0 25 50 75 100 125 150 T [nK] Abbildung 5.11: Berechneter Verlauf der Korrelationsfunktion unter Berücksichtigung von räumlichen Korrelationen (grün) und zusätzlicher Berücksichtigung von Wechselwirkungen zwischen den Atomen. Zusätzlich sind die gemessenen Korrelationsamplituden in schwarz dargestellt. gemessene Korrelationssignal gegen die Temperatur aufgetragen. Der orange eingefärbte Bereich entspricht in diesem Fall dem Modell, bei dem sowohl Wechselwirkungen als auch die räumlichen Korrelationen berücksichtigt sind. Dabei stellt die eingefärbte Fläche wiederum die Fehlergrenzen dar, die sich durch die Unsicherheit der beteiligten Größe wie Ausdehnung der Atomwolke in z-Richtung, Laserleistung und Strahlradius des Elektronenstrahls ergeben. Es ist deutlich zu erkennen, dass durch Berücksichtigung von Wechselwirkungen im System das zu erwartende Korrelationssignal im Vergleich zum Modell, in dem nur die räumlichen Korrelationen berücksichtigt wurden, weiter reduziert wird. Abbildung 5.11 entnimmt man eine gute Übereinstimmung der gemessenen Korrelationsamplituden mit der Vorhersage, die durch das wechselwirkende Modell unter Berücksichtigung der räumlichen Korrelationen gegeben wird. Da die Messwerte tendenziell eine zu niedrige Korrelationsamplitude im Vergleich zur Theorie aufweisen, besteht die Vermutung, dass 79 5. Auswertung der Einfluss sowohl der räumlichen Korrelationen als auch der Wechselwirkungen im System größer ist, als in diesem Kapitel beschrieben. Durch Berücksichtigung der Fehlergrenzen sollte ein Großteil der Unsicherheiten, gerade bei der Bestimmung der Ausdehnung des Elektronenstrahls, als auch der Atomwolke, berücksichtigt werden. Gerade bei der Bestimmung des Strahlradius, des Elektronenstrahls besteht jedoch eine prinzipielle Schwierigkeit [39]. Darüber hinaus ist der Einfluss von Wechselwirkungen in erster Näherung nur durch niedrigenergetische s-Wellenstreuprozesse berücksichtigt. 5.8 Bestimmung der Korrelationszeiten Neben der Korrelationsamplitude stellt die Korrelationszeit die zweite wichtige charakteristische Größe dar, die experimentell bestimmt werden kann. Durch Berücksichtigung der im vorherigen Abschnitt erarbeiteten Modelle, die sowohl die räumlichen Korrelationen als auch Wechselwirkungen im System berücksichtigen, lässt sich die Korrelationszeit aus den gemessenen Korrelationsfunktionen bestimmen. Um herauszufinden, wie sich die Korrelationszeit und somit auch der zeitliche Verlauf von g (2) (τ ) für die drei verschiedenen Modelle für eine vorgegebene Temperatur ändert, ist in Abb. 5.12 die Korrelationsamplitude gegen τ für die drei unterschiedlichen Modelle abgebildet. Es ist deutlich zu erkennen, dass die räumlichen Korrelationen nicht nur die messbare Amplitude beeinflussen, sondern auch eine andere Korrelationszeit im System zur Folge haben. Der Unterschied zwischen dem Modell mit Wechselwirkungen und ohne ist hingegen sehr gering und äußert sich vor allem für kurze Zeitintervalle. Dort sorgt die repulsive Wechselwirkung der Atome für eine verringerte Amplitude. Da der Rechenaufwand für die Auswertung durch Berücksichtigung der Wechselwirkungen enorm hoch und der Unterschied bei der Bestimmung der Korrelationszeiten minimal ist, wird auf die Berücksichtigung der Wechselwirkungen in diesem speziellen Fall verzichtet. Um aus den gemessenen g (2) (τ )-Funktionen die Korrelationszeiten zu bestimmen, wird mit Hilfe von Mathematica2 ein analytischer Ausdruck für das Integral 2 80 MathematicaTM , http://www.wolfram.com 5.8. Bestimmung der Korrelationszeiten nur zeitliche Korrelationen Modell mit räumlichen Korrelationen Modell mit räumlichen Korrelationen und WW 0,06 g(2)(τ) - 1 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 0,00 25 75 50 100 125 150 τ [µs] Abbildung 5.12: Zeitlicher Verlauf der Korrelationsamplitude bei einer festen Temperatur für die drei verschiedenen Modelle i) nur zeitliche Korrelationen ii) Berücksichtigung der räumlichen Korrelationen durch Integration über das eingeschlossene Volumen und iii) räumliche Korrelationen und Einfluss von Wechselwirkungen im System. 1 g (2) (r, 0) = 3/2 2 π Rσ Z3σ Z3σ Z3R 0 0 0 1+ 3/2 1 2 τ 1+ τk (5.11) 2 m(x2 + y 2 + z 2 ) −z x2 + y 2 exp dydxdz 2 ! exp 4R2 − 4σ 2 τ ~τk 1 + τk berechnet und damit die Messwerte gefittet. Die Ergebnisse dieser Berechnung finden sich in Abb. 5.13. Dort ist die mit Hilfe des nicht wechsel81 5. Auswertung Messwerte τk = ħ/kBT 1200 τk [µs] 1000 800 600 400 200 0 0 20 40 60 80 100 120 T [nK] Abbildung 5.13: Dargestellt sind die mit Hilfe des nicht wechselwirkenden Modells bestimmten Korrelationszeiten in Abhängigkeit der Temperatur. Zusätzlich sind die zu erwartenden Korrelationszeiten, gegeben durch τk = ~/kB T abgebildet. wirkenden Modells bestimmte Korrelationszeit gegen die mit der Absorptionsabbildung aufgenommene Temperatur aufgetragen. Zusätzlich ist als durchgezogene Kurve die Beziehung τk = ~/kB T dargestellt. Die Fehler ergeben sich im Falle der Korrelationszeiten aus dem Fit selbst und für die Temperatur aus der Unsicherheit der Temperaturbestimmung mit Hilfe der Absorptionsabbildung. Abb. 5.13 zeigt eine gute Übereinstimmung der gemessenen Korrelationszeiten mit der durch die Theorie zu erwartenden Werte. Daraus ergibt sich, dass durch Messung der Korrelationsamplituden direkt eine lokale Temperaturbestimmung im System möglich ist. Gerade in Fällen, bei denen Standardverfahren, wie die Absorptionsabbildung zur Bestimmung der Temperatur, nicht eingesetzt werden können, bietet sich so durch Messung der Korrelationsamplituden eine mögliche Alternative. 82 5.9. Unkorrelierte Messungen 5.9 Unkorrelierte Messungen Neben der bereits angesprochenen Messung, bei der der Elektronenstrahl so stark aufgeweitet ist, dass keine räumlichen Korrelationen im System mehr aufgelöst werden können und entsprechend keine Korrelationen zu erwarten sind, lässt sich darüber hinaus eine Messung an einem BoseEinstein-Kondensat durchführen. Das Kondensat entspricht im Idealfall einem perfekten Zustand von kohärenten Atomen im Grundzustand, die im klassischen Sinne vergleichbar sind mit einer Lichtquelle, die für alle Zeiten kohärentes Licht emittiert. Für g (2) (τ ) sollte sich somit für alle Zeitintervalle von τ ein Wert von g (2) (τ ) = 1 ergeben. Zunächst soll noch einmal auf die in Abschnitt 5.5 besprochene unkorrelierte Messung eingegangen werden, anschließend dann die Messung mit einem Bose-Einstein-Kondensat. 5.9.1 A priori unkorrelierte Messung Um sicherzustellen, dass bei den Messungen der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung auch wirklich Bunching der Atome gemessen wird und nicht etwa nur Artefakte aus der Signalverarbeitung oder Ionenzahlschwankungen, wurde eine Messung durchgeführt, bei der a priori keine Korrelationen zu erwarten sind und das Korrelationssignal so für alle Zeitintervalle g (2) (τ ) = 1 betragen sollte. Dazu wird eine thermische Wolke im Lightsheet bei einer Temperatur von 240 nK mit Hilfe des Elektronenstrahls vermessen. Im Gegensatz zu den anderen Messungen wird der Elektronenstrahl für diese Messungen nicht möglichst scharf gestellt, sondern stark aufgeweitet. Dabei wird die Halbwertsbreite deutlich größer gewählt als die zu erwartende Korrelationslänge im System. Diese liegt bei einer Temperatur von 240 nK bei λt = 380 nm. Somit ist sichergestellt, dass Bunching-Effekte im System nicht mehr aufgelöst werden können und ein nicht verschwindendes Korrelationssignal auf einen systematischen Fehler in der Experimentdurchführung beziehungsweise in der Auswertung hinweist. Das Ergebnis dieser Messung ist in Abb. 5.14 dargestellt. Wie zu erwarten, beträgt die Korrelationsamplitude für das gemessene Zeitintervall für alle Zeiten 1. Die ersten beiden Datenpunkte werden, wie im Abschnitt 5.5 erläutert, zur Auswertung nicht herangezogen. Auch hier ist noch einmal deutlich zu erkennen, dass sich die Problematik der doppelt gezählten Ionen nur auf die ersten beiden Messpunkte auswirkt und sonst keinen Einfluss auf die gemessenen Amplituden hat. Mit dem Ergebnis dieser Messung ist sichergestellt, dass die gemessenen 83 g(2)(τ) 5. Auswertung 0 500 1000 1500 2000 τ [µs] Abbildung 5.14: Gemessene Korrelationsamplitude mit stark aufgeweitetem Elektronenstrahl bei einer Temperatur von T = 240 nK. Korrelationsamplituden auf ein Bunching zwischen den Atomen zurückzuführen sind. 5.9.2 BEC-Messung Bei der Messung mit einem Bose-Einstein-Kondensat ist unabhängig von den verwendeten Strahlparametern kein Korrelationssignal zu erwarten. Für diese Messung wird statt der thermischen Wolke ein möglichst reines Kondensat aus der CO2 -Dipolfalle in die Lightsheet-Dipolfalle umgeladen und anschließend vermessen. Das Ergebnis dieser Messung ist Abb. 5.15 zu entnehmen. Dabei ist die gemessene Korrelationsamplitude gegen die Zeitintervalle τ aufgetragen. Im Vergleich zu Abbildung 5.14 zeigt sich für die Messung im Kondensat für kurze Zeitintervalle τ ein nicht verschwindendes Korrelationssignal. Erst für größere Intervalle von τ fällt die Amplitude auf den zu erwartenden Wert von g (2) = 1. Zusätzlich fällt auf, dass der charakteristische Abfall der Korrelationsfunktion im Vergleich zu den Messungen an thermischen Wolken deutlich länger ist. Er beträgt τk ≈ 670 µs und deutet damit daraufhin, dass die gemessenen Korrelationen bei sehr niedrigen Temperaturen gemes84 g(2)(τ) 5.9. Unkorrelierte Messungen 0 500 1000 1500 2000 τ [µs] Abbildung 5.15: Gemessene Korrelationsfunktion g (2) (τ ) in einem BoseEinstein-Kondensat sen worden sind. Im Vergleich dazu beträgt die gemessene Korrelationszeit bei einer Messung in einer thermischen Wolke von T = 50 nK lediglich 250 µs. Da in den vorherigen Abschnitten ausgeschlossen werden konnte, dass das Korrelationssignal zum Beispiel ein Artefakt der Signalverarbeitung ist, stellt sich die Frage, warum bei der Messung im Kondensat ein Korrelationssignal gemessen wurde. Eine Erklärung hierfür ist, dass noch ein geringer Teil thermischer Atome im System vorhanden ist. Dieser Anteil von sehr kalten, thermischen Atomen sorgt so für ein messbares Korrelationssignal. Mit der Beziehung τk = ~/kB T ergibt sich für tiefe Temperaturen eine deutlich größere Korrelationszeit, die in Abb. 5.15 deutlich zu erkennen ist. Da durch Berücksichtigung der räumlichen Korrelationen das Korrelationssignal maßgeblich von der Temperatur abhängig ist (siehe Abb. 5.8), reicht bereits ein kleiner Anteil von sehr kalten thermischen Atomen, um ein messbares Korrelationssignal zu erzeugen. 85 5. Auswertung 5.10 Zeitlich veränderliches Korrelationssignal Im Abschnitt 5.3 wurde in Abb. 5.5 eine Messung gezeigt, bei der sich das System während der 600 ms Messzeit so verändert hat, dass das berechnete Korrelationssignal g (2) (t, t + 20 µs) für gleiche Zeitintervalle, aber unterschiedliche Zeitpunkte t unterschiedliche Werte geliefert hat. Die Analyse aus Abb. 5.5 hat gezeigt, dass für die Zeitintervalle zu Beginn der Messung ein deutlich größerer Wert der Korrelationsfunktion gemessen wurde. In diesem Abschnitt sollen zwei mögliche Ursachen für dieses Verhalten diskutiert werden: Schwankende mittlere Ionenzahl Zum einen ist es möglich, dass die relativen Ionenzahlschwankungen zu Beginn einer Einzelmessung größer sind als zum Ende der Messung. Für die Auswertung bedeutet dies, dass durch den Zusammenhang g (2)∗ = 1 + σ 2 − hn̂i ein Korrelationssignal berechnet wird, was sich in diesem Fall hn̂i2 jedoch nicht durch das Bunching der Atome ergibt, sondern durch die veränderliche Zählstatistik während der Messung selber. Um dies zu überprüfen, lässt sich wie in Abb. 5.6 der zeitliche Verlauf von g (2)∗ = 1 + σ 2 − hn̂i gemittelt über alle Einzelmessungen darstellen. Dies ist in Abb. hn̂i2 5.16 zu sehen. Es lässt sich klar erkennen, dass die mittleren Ionenzahlschwankungen über die Messzeit von 600 ms nicht konstant sind. Darüber hinaus treten sie in einem Zeitintervall von mehreren 100 ms auf, so dass sie nicht auf Bunching der Atome zurückzuführen sind. Damit ist klar, dass sich innerhalb der 600 ms einer Messung über die gesamten 1800 Einzelmessungen das System nicht immer gleich verhalten hat. Aus Abb. 5.16 lässt sich jedoch auch entnehmen, dass für größere Zeiten von t dieses Verhalten nicht mehr so stark ausgeprägt ist und sogar verschwindet. Für die Auswertung der Korrelationsfunktionen zur Bestimmung der Korrelationsamplitudenund zeiten wäre dieser Teil der Messung somit verwendbar. Wenn darüber hinaus nur die mittleren Ionenzahlschwankungen zum erhöhten Korrelationssignal beitragen, lassen sich durch Bestimmung des Offsets für verschiedene Zeitintervalle der Messung alle Daten zur Auswertung verwenden. In Abb. 5.17 ist dies für zwei Zeitintervalle 0 − 300 ms und 300 − 600 ms dargestellt. Dabei ist die berechnete gemittelte Korrelationamplitude gegen τ dargestellt. Durch Aufteilen in diese beiden Zeitintervalle können die Ionenzahlschwankungen und somit der Offset jeweils unabhängig voneinander 86 g(2)* 5.10. Zeitlich veränderliches Korrelationssignal 100 200 300 400 500 t [ms] Abbildung 5.16: Gemittelte Ionenzahlschwankungen über die Zeitspanne einer Einzelmessung von 600 ms. berechnet werden. Für große Werte von τ fällt die Korrelationsamplitude in beiden Fällen auf den zu erwartenden Wert von g (2) = 1. Darüber hinaus ist das Verhalten beider Korrelationsfunktionen sehr ähnlich und unterscheidet sich sowohl in der maximalen Amplitude als auch in der Korrelationszeit nicht mehr so stark, wie dies ausgehend von Abb. 5.16 zu erwarten war. Nichtsdestotrotz unterscheidet sich die Korrelationsamplitude des Systems für verschiedene Zeitpunkte t im System, die sich nicht nur auf die mittleren Ionenzahlschwankungen zurückführen lässt. Eine weitere Möglichkeit, die zu unterschiedlichen Korrelationsamplituden innerhalb einer Messung führt, sind Temperaturschwankungen, die während einer Einzelmessung von 600 ms auftreten. Wird die Korrelationsfunktion für ein vorgegebenes Zeitintervall τ ausgewertet, ist die dort gegebene Amplitude theoretisch nur von der Temperatur vorgegeben. Ändert sich die Temperatur während der Einzelmessungen, ergeben sich für gleiche Zeitintervalle unterschiedliche Amplituden. Da die Temperatur genauso wie die Teilchenzahl nur nach jeder Einzelmessung bestimmt werden kann, lässt sich im Nachhinein nicht mehr untersuchen, wie sich die Temperatur während einer Einzelmessung von 600 ms verhalten hat. Das in Abb. 5.17 gezeigte Verhalten, das sowohl die Amplitude als auch die Korrelationszeit für verschiedene Zeitpunkte unterschiedliche Ergebnisse liefern, lässt jedoch den Schluss zu, dass die Temperatur im System nicht zu jedem Zeitpunkt konstant gewesen ist. Zusammenfassend wird ein Zusammenspiel von beiden Faktoren den Ausschlag für das oben gezeigte Verhalten erklären. Durch Ionenzahlschwankungen sowohl in jeder einzelnen Messung als auch über den gesamten Messzyklus sowie der nicht gleichbleibenden Temperatur im System ergibt sich ein Korrelationssignal, das für unterschiedliche Zeitpunkte t unterschiedliche Korrelationsamplituden liefert. Es ist zu beachten, dass diese Problematik in dieser Form nur für die oben diskutierte Messung aufgetreten ist. Alle 87 5. Auswertung g(2)(τ)-1 0-300 ms 300-600 ms 1000 2000 3000 4000 τ [µs] Abbildung 5.17: Gemessene Korrelationsamplitude für zwei verschiedene Zeitintervalle innerhalb der Einzelmessungen. Eines welches die ersten 300 ms einer jeden Einzelmessung berücksichtigt und entsprechend ein Zeitintervall mit den Messwerten aus dem Intervall 300 − 600 ms. anderen durchgeführten Messungen besitzen wie das Beispiel aus Abb. 5.6 eine mittlere Ionenzahl, die nicht vom Zeitpunkt der Auswertung innerhalb der Messzeit von 600 ms abhängt. 5.11 Abschlussbetrachtung Nachdem verschiedene Aspekte zur Berechnung und Auswertung der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung diskutiert und analysiert wurden, soll an dieser Stelle noch ein Überblick über die durchgeführten Messungen unter Berücksichtigung der Vorbemerkungen gegeben werden. Dazu sind in Abb. 5.18 die gemessenen Korrelationsfunktionen für die verschiedenen Temperaturen der Atomwolke dargestellt. Um das Ganze übersichtlich zu halten, ist jeweils die Fitfunktion abgebildet, die im Verlaufe der Auswertung erarbeitet wurde. Aus dieser Abbildung lässt sich noch gut entnehmen, wie unterschiedlich die Korrelationsamplituden sowie Korrelationszeiten je nach Temperatur im System ausfallen. Darüber hinaus ist zusätzlich auch die Messung darge88 5.11. Abschlussbetrachtung 45 nK 65 nK 1.050 g(2)(τ) 100 nK BEC unkorrelierte Messung 1.025 1.000 200 400 600 800 1000 τ [ms] Abbildung 5.18: Übersicht der durchgeführten Messung zur Bestimmung der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung stellt, bei der die Korrelationen im System mit den gewählten Einstellungen nicht mehr aufgelöst werden konnten. Somit ergibt sich eine Korrelationsamplitude von g (2) = 1 für alle Zeiten. Neben den vielen Eigenschaften, die es zu berücksichtigen gilt, um die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung zu messen und anschließend auszuwerten, bleibt es faszinierend zu sehen, dass der qualitative Verlauf der in Abb. 5.18 gezeigten Korrelationsfunktionen genau dem Verlauf entspricht, der lediglich durch einfache Statistik in Abschnitt 2.5.1 und Abb. 2.3 bereits motiviert wurde. 89 Kapitel Ausblick In dieser Arbeit wurden neben der experimentellen Realisierung des Lightsheets und der erfolgreichen Implementierung in das bestehende Experiment Messungen zur Bestimmung der Korrelationsfunktion zweiter Ordnung präsentiert. Durch Messung der Korrelationsamplituden beziehungsweise der Korrelationszeiten konnte gezeigt werden, dass die Möglichkeit besteht eine lokale Temperaturmessung in der Wolke durchzuführen. Mit Hilfe des im Aufbau vorhandenen Elektronenmikroskops steht ein ideales Werkzeug zur Verfügung, um eine hohe räumliche sowie zeitliche Auflösung zu erreichen, die nötig ist, Korrelationen von Atomen in einer Dipolfalle nachzuweisen. Zukünftige interessante Fragestellungen, die speziell die in dieser Arbeit vorgestellten Themen berühren, sind unter anderem die detailliertere Untersuchung des Einflusses von Wechselwirkungen auf die gemessenen Korrelationsamplituden. Wie im letzten Kapitel ausführlich dargestellt, besitzen neben den Wechselwirkungen auch die räumlichen Korrelationen einen Einfluss auf die messbare zeitliche Korrelationsamplitude. Durch Messung der räumlichen Abhängigkeit von g (2) (r, τ ) kann der Einfluss des eingeschlossenen Volumens näher betrachtet und damit auch der Einfluss auf die Korrelationen eingehender untersucht werden. Unabhängig von der genauen räumlichen oder zeitlichen Abhängigkeit lassen sich aus den gemessenen Daten mit ausreichender Statistik auch höhere Ordnungen der Korrelationsfunktionen bestimmen. Für g (3) (r, τ ) wird untersucht, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, drei Atome in einem gewissen Abstand und zeitlicher Differenz zu detektieren. Für höhere Ordnungen werden entsprechend mehr Atome betrachtet. Die Herausforderung zur Bestimmung dieser Funktionen ist eine gute Statistik mit einem ausreichenden Signal-Rausch-Verhältnis. 91 6 6. Ausblick Da die Problematik des eingeschlossenen Volumens durch den Elektronenstrahl und die Ausdehnung der Falle für alle Messungen besteht, bietet sich für zukünftige Experimente eine Reduzierung der Dimensionalität des zu untersuchenden Systems an. Als Ziel sollen eindimensionale Bose-Gase experimentell realisiert werden. Mit Hilfe des Elektronenmikroskops lassen sich dort detaillierte Dichteprofile der eindimensionalen Gase aufnehmen [49]. Zusätzlich lassen sich die Korrelationsfunktionen, wie in dieser Arbeit auch, bestimmen [50]. Durch die Reduzierung der Dimensionalität wird die Besetzung der Atome in zwei Raumrichtungen auf den Grundzustand eingeschränkt. Dies entspricht einer starken Reduzierung des durch den Elektronenstrahl eingeschlossenen Volumens, so dass die zu erwartende, messbare Korrelationsamplitude stark ansteigen sollte. Für das Verhalten eindimensionaler Bose-Gase spielt die Wechselwirkung zwischen den Atomen eine entscheidende Rolle. Charakterisieren lässt sich diese durch den Parameter γ= 2a ωl m Eww ≈ Ekin ~ n1D mit der Fallenfrequenz ωl in longitudinaler Richtung und der eindimensionalen Liniendichte n1D [51]. Durch Variation der Liniendichte sowie der Fallenfrequenz ist es möglich, direkten Einfluss auf das Verhältnis von kinetischerund Wechselwirkungsenergie im System zu nehmen. Da die Korrelationsfunktionen stark von Wechselwirkungen im System beeinflusst werden, liegt eine Möglichkeit vor, diese Abhängigkeit zu untersuchen [52]. Für Werte von γ > 1 ist das System von Wechselwirkungen zwischen den Atomen dominiert. Speziell im Fall für γ → ∞ verhalten sich die Bosonen wie spinlose Fermionen. In diesem Zusammenhang spricht man von Fermionisierung, da die starken repulsiven Wechselwirkungen für kleine Abstände eine dominierende Rolle einnehmen [53]. Für die Korrelationsfunktionen in diesem Regime wird entsprechend starkes Anti-Bunching für kleine Abstände der Atome erwartet. Neben den physikalischen Eigenschaften, die die Korrelationsfunktion von eindimensionalen Bose-Gasen betrifft, bilden diese ein konzeptionell hoch interessantes Modell-System. Im Vergleich zu vielen anderen Systemen, speziell in drei Dimensionen, gibt es für eindimensionale Systeme verschiedene analytische Lösungen, die je nach Größe des Wechselwirkungsparameters γ berechnet werden können [54]. Eindimensionale Bose-Gase bilden somit ein hervorragend geeignetes System, um theoretische Vorhersagen und Modelle zu prüfen. 92 Anhang Anhang A.1 Wichtige physikalische Konstanten Plancksches Wirkungsquantum Boltzmann-Konstante Bohrsches Magneton Vakuum Permittivität Elementarladung Lichtgeschwindigkeit h kB µB 0 e c 6, 626 · 10−34 1, 381 · 10−23 9, 274 · 10−24 8, 854 · 10−12 1, 602 · 10−19 2, 998 · 108 Js J/K J/T As/Vm C m/s Tabelle A.1: Physikalische Konstanten. A.2 Rubidium 87 Daten Masse Kernspin Wellenlänge D1 Wellenlänge D2 Sättigungsintensität Linienbreite D1 Linienbreite D2 1, 443 · 10−25 m I λD1 λD2 Isat ΓD1 ΓD2 kg 3 2 794, 98 780, 25 1, 654 2π · 5, 58 2π · 6, 01 Tabelle A.2: Eigenschaften von 93 87 Rb. nm nm mW/cm2 MHz MHz A A. Anhang Abbildung A.1: Hyperfein-Struktur der A.3 87 Rb-D2-Linie [20]. Herleitung der Korrelationsfunktion erster Ordnung Zur Herleitung der Korrelationsfunktion erster Ordnung, wird der Ansatz aus [28] auf die Zeitabhängigkeit erweitert und berücksichtigt, dass in guter Näherung ein dreidimensionales harmonisches Fallenpotential vorliegt. Ausgangspunkt bildet die Grundzustandswellenfunktion des quantenmechanischen, harmonischen Oszillators mit Energieeigenwerten En [55] −iEn t mω 1/4 −mωx2 1 un (x)exp = exp (A.1) ~ 2n/2 π~ 2~ r mω 1 ×Hn x exp −iω n + t (A.2) ~ 2 94 A.3. Herleitung der Korrelationsfunktion erster Ordnung und dem Propagator r mω 00 0 K(x , t; x , t0 ) = (A.3) 2πi~sin[ω(t − t0 )] imω 002 02 00 0 (x + x )cos[ω(t − t0 )] − 2x x ) . × exp 2~sin[ω(t − t0 )] (A.4) Für die Definition der Korrelationsfunktion erster Ordnung erweitert um die zeitliche Abhängigkeit gilt X −Em 1 0 ∗ 0 (A.5) G (r, r , t) = um (r, 0)um (r , t)exp k T B m X −iEn t Em ∗ 0 = um (r, 0)um (r , 0)exp exp (A.6) ~ k T B m X −iEn t ~ ∗ um (r, 0)exp = (t − i ) um (r0 , 0) (A.7) ~ kB T m ~ 0 = K r, 0, r , τ = t − i . (A.8) kB T Damit ergibt sich durch Verwendung von A.2 3/2 mω 0 K(r, 0; r , τ ) = π~(1 − e−2τ ω ) −mω (r2 + r02 )(coshωt − 1) + (r − r0 )2 × exp ~ 2sinhωt = G(1) (r, r0 , τ ) . (A.9) (A.10) (A.11) Für die normierte Korrelationsfunktion gilt G(1) (r, t) (A.12) G(1) (0, 0) 1 − exp(−2~ω/kB T ) mωr2 cosh(iωt + ωτk ) = exp 1 − exp(−2ω(it + τk ) ~ 2sinh(iωt + ωτk ) (A.13) g (1) (r, t) = mit τk = ~/kB T und den Näherungen ωt 1 und ~ω 1, die im kB T Experiment beide gut erfüllt sind, folgt 3/2 1 −mωr2 ωτk + iωt (1) g (r, t) = exp . 1 + iτ /τk 2~ ω 2 t2 + ω 2 τk2 (A.14) 95 A. Anhang Somit lässt sich die Korrelationsfunktion zweiter Ordnung betimmen g (2) (r, t) = 1 + |g (1) (r, t)|2 3/2 mr2 1 1 =1+ exp − . 1 + (τ /τk )2 ~τk 1 + (τ /τk )2 96 (A.15) (A.16) Literaturverzeichnis [1] M. H. Anderson, J. R. Ensher, M. R. Matthews, C. E. Wieman, and E. A. Cornell. Observation of bose-einstein condensation in a dilute atomic vapor. Science, 269(5221):198–201, 1995. [2] C. C. Bradley, C. A. Sackett, J. J. Tollett, and R. G. Hulet. Evidence of bose-einstein condensation in an atomic gas with attractive interactions. Physical Review Letters, 75:1687–1690, 1995. [3] K. B. 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Ein Spezieller Dank gilt: • Prof. Dr. Herwig Ott für die Möglichkeit in seiner Arbeitsgruppe eine Diplomarbeit, in einem überaus spannenden und hochaktuellem Forschungsgebiet der Physik zu verfassen. • Peter Würtz und Andreas Vogler für die tolle Betreuung während der Diplomarbeit, sowie die vielen spannenden Stunden im und außerhalb des Labors. • dem Rest der Arbeitsgruppe: Ralf Labouvie, Vera Guarrera, Giovanni Barontini, Tobias Weber, Torsten Manthey, Matthias Scholl, Thomas Niederprüm, Julia Grün und Phillip Langer für die fantastische Zeit. • Gabriele Koschmann, für ihre stets freundliche Art und die Erledigung des geliebten Papierkrams. • Peter Bohnert und Richard Walter für die technischen Ratschläge und Herstellung verschiedener Bauteile. • meinen Kommilitonen, die mich durch das Studium begleitet haben, ganz speziell Steffen, Patrick, Dennis, Nicolas, Katrimn, Sven und Benny. • meinen Freunden, die mir eine schöne Zeit außerhalb der Universität ermöglicht haben. • Peter & Jakob. • meinen Eltern, meiner Schwester und meinem Bruder für die jahrelange Unterstützung und das in mich gesetzte Vertrauen. • Christina für die vielen tollen Stunden, die wir gemeinsam verbringen konnten. 103 Erklärung Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel verwendet habe. Arne Ewerbeck