Demonstrationspraktikum Elektronenstrahlröhren Florian Wetzel Elektronenstrahlröhren Lernziele: - Umgang mit Hochspannung - Darstellung von Kennlinien - Helmholtzspulen - Umgang mit Regeltransformatoren - Demonstrationsoszillograph Versuche: • Anschluss verschiedener Elektronenstrahlröhren • Ablenkung des Strahles im E- und B- Feld • Wien‐Filter mit e/m Bestimmung • Elektronenbeugungsröhre • Kennliniendarstellung einer Diode (und Triode) • Unterschied zwischen Vakuum‐ und gasgefüllter Triode (nicht durchgeführt!) Allgemeine Tipps zum Arbeiten mit Elektronenstrahlröhren Kathodentyp direkt beheizt („Haarnadelkathode“) indirekt beheizt - Geräte potenzialfrei halten (nicht an ein definiertes Potenzial, wie z.B. Erde anschließen) Hochspannung! Kabel sind nicht feldfrei – daher Berührung der Kabel mit Geräten und anderen Kabeln vermeiden Geräte in Betriebsreihenfolge einschalten (Heizspule, Kathoden/Anodenspannung, …) Ein Knattern ist ein Indiz dafür, dass sich irgendwelche Bauteile noch berühren und Spannung an falschen Stellen abfällt. Achtung beim Benutzen von Spartrafos! – Leiter/Nullleiterstellung des Netzsteckers überprüfen: Dazu Spannung zwischen einer Gehäuseschraube (Masse) und jeweils einer der zwei Buchsen messen – dabei zunächst den Spartrafo auf 0V einstellen und während dem Messen aufdrehen. Mögliche Messergebnisse: U zwischen Masse und… Material Wolfram Bariumoxid … Buchse 1 konstant 0V konst. max.V … Buchse 2 0 … max.V max. … 0V 1 Netzstecker drehen! Demonstrationspraktikum Elektronenstrahlröhren Florian Wetzel Anschluss verschiedener Elektronenstrahlröhren Aufbau einer Elektronenstrahlröhre: Funktionsweise einer Elektronenstrahlröhre: Elektronen in einem Festkörper befinden sich in verschiedenen Energieniveaus innerhalb eines Potenzialtopfs. Bei 0 K sind die Niveaus von unten an voll besetzt – das oberste Niveau in dem sich noch Elektronen befinden, bezeichnet man als Ferminiveau. Je höher die Temperatur ist, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Vollbesetzung der unteren Niveaus „aufbricht“ und auch obere Niveaus besetzt sind. Daher wird die Kathode direkt oder indirekt beheizt. (in der Regel: UHeizkathode= 6,3 kV) Durch den Potenzialabfall zur Anode hin, entsteht ein Potenzialwall, der ab einer gewissen Energie der an der Kathode austretenden Elektronen überwunden werden oder aber auch von Elektronen auf niedrigeren Niveaus mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit „durchtunnelt“ werden kann. Durch den extremen Potenzialabfall von der Kathode zur Anode hin (ca. 1-3 kV) werden die Elektronen stark in Richtung der Anode beschleunigt. Allerdings treten auch in beliebige Richtungen Elektronen aus der Kathode aus. Um den Elektronenfluss in Richtung der Anode zu maximieren, verwendet man einen Wehneltzylinder, der um die Kathode gestülpt wird und mit einem offenen Ende zur Anode zeigt. Dieser wird auf das Potenzial der Kathode gelegt und hat daher ein starkes negatives elektrisches Feld. Das Innere eines Wehneltzylinders ist wie in einem Faradayschen Käfig feldfrei. Treten die Elektronen am Ende des Zylinders jedoch aus (auf den sie durch den Potenzialabfall zur Anode hingezogen werden), so erfahren sie das elektrische Feld, welches sie bündelt. Um den Elektronenstrahl auf dem Schirm jedoch scharf sehen zu können (z.B. durch Fluoreszenz), benötigt man noch eine Elektronenlinse. Diese lenkt den Strahl, wie auf obiger Skizze zu sehen entsprechend ab, wobei das negative Potenzial an das Kathodenpotenzial und das positive Potenzial an das Anodenpotenzial angelegt wird. Bei evakuierten Elektronenstrahlröhren möchte man die Haltbarkeit durch möglichst geringe Restmengen an Sauerstoff maximieren. Um eine Oxidierung der Bauteile auszuschließen, sieht man an mehreren Stellen am Glaskolben silbrige Flächen aus Titan. Dieses befindet sich während der Evakuierung noch an kleinen Ringen, die man auch später noch erkennen kann. Nach der Evakuierung bestrahlt man diese mit Mikrowellen, die Kreisströme in den Ringen erzeugen, wodurch starke Hitze entsteht, die das Titan verdampfen (bei ca. 1800°C) und anschließend an den Glaswänden wieder erstarren lässt. 2 Demonstrationspraktikum Elektronenstrahlröhren Florian Wetzel Anschluss einer Lumineszenzröhre Die von uns verwendete Lumineszenzröhre1 war eine Fluoreszenzröhre. In ihrem Inneren befindet sich ein Schirm aus verschiedenen Materialien, die in unterschiedlichen Farben fluoreszieren. Da der Schirm dauerhaft mit Elektronen beschossen wird, muss dafür gesorgt werden, dass diese wieder abfließen. Je mehr Elektronen sich noch auf dem Schirm befinden, desto mehr Elektronen-Elektronen-Stöße finden statt, die Fluoreszenz verhindern. Um für einen Abfluss der Elektronen zu sorgen, muss der Schirm mit einem positiveren Potenzial verbunden werden, wie z.B. mit Masse oder der Anode, wobei sich letztere aufgrund des größeren Potenzialabfalls weitaus besser eignet. Bei richtigem Anschluss der von uns verwendeten Lumineszenzröhre leuchtet diese in folgenden Farben (von oben nach unten): blau, rot, golden 1 Lumineszenz ist der Überbegriff für verschiedene Effekte, bei denen aufgrund von Energiesprüngen von Elektronen Licht bestimmter Wellenlängen entsteht. Bei der Fluoreszenz werden Elektronen kurzfristig angeregt und fallen sofort wieder auf ihre ursprünglichen Energieniveaus, wodurch zeitgleich zur Anregung Licht ausgesandt wird. Bei der Phosphoreszenz werden Elektronen angeregt und verweilen über einen gewissen Zeitraum in einem Metazustand, von denen sie nach einer gewissen Zeit auf ihre ursprünglichen Energieniveaus fallen. Somit wird auch nach der Anregung noch Licht ausgesandt. (vgl. Leuchtsterne in Kinderzimmern) Die Biolumineszenz ist eine chemische Reaktion, die nach ähnlichem Schema Licht aussendet. 3 Demonstrationspraktikum Elektronenstrahlröhren Florian Wetzel Ablenkung des Strahles im E‐ und B‐ Feld In Elektronenstrahlröhren können Elektronen mithilfe von Magnetfeldern abgelenkt werden. (vgl. Fernseher) Um einen Zusammenhang zwischen der Beschleunigungsspannung (blauer Stromkreis), der Spannung an einem senkrecht zum Elektronenstrahl angebrachten Kondensator (grüner Stromkreis) und der Ablenkung der Elektronen in diesem Magnetfeld zu bestimmen, variiert man die Spannungen derart, dass die Ablenkung konstant bleibt. / 1,4 2,0 2,6 3,2 / 1,2 1,7 2,2 2,62 / 0,85 0,84 0,84 0,82 Spannungsverhältnis UC /kV 3 UC = 0,79 UB 2 1 UB /kV 0 0 1 2 An diesen Messergebnissen kann man durchaus eine Proportionalität erkennen. 4 3 4 Demonstrationspraktikum Elektronenstrahlröhren Florian Wetzel Wien‐Filter mit e/m Bestimmung Helmholtzspulen sind zwei zueinander parallel aufgestellte Spulen. Durch die Überlagerung der beiden Felder entsteht in einem gewissen Abschnitt zwischen den Spulen ein homogenes Magnetfeld. Beim Anschließen der Spulen muss auf die maximale Stromstärke geachtet werden. Schaltet man die Spulen parallel, so teilt sich die Stromstärke in die beiden Spulen auf, so dass die Stromquelle die doppelte Stromstärke liefern darf wie die angegebene. Stellt man die Helmholtzspulen an eine Elektronenstrahlröhre mit einem lumineszierenden Schirm, auf dem sich der Verlauf des Elektronenstrahls verfolgen lässt, so sieht man, dass die Helmholtzspulen einem anliegenden Magnetfeld entgegenwirken. Bei Aufbau der Helmholtzspulen mit einer weiteren Elektronenstrahlröhre, die in einem bestimmten Winkel eine Markierung hat und sich damit als Wien-Filter2 einsetzen lässt, kann eine e/m-Bestimmung durchgeführt werden. 2 2 2 2 33,8 10 2 1,5 6,2 0,25 1,357 10 0,14 (Literatur: 1,7588 10 4 10 ) 2 Wien Filter: Nach Wilhelm Wien benannter Geschwindigkeitsfilter, der nur Teilchen mit einer bestimmten Geschwindigkeit durchlässt. 5 Demonstrationspraktikum Elektronenstrahlröhren Florian Wetzel Elektronenbeugungsröhre Eine Elektronenbeugungsröhre besteht aus einer Kathode und einer Gitteranode, an der die Elektronen gebeugt werden (Æ Wellencharakter von Elektronen). Bei einer Beschleunigungsspannung von 2,6 kV erhält man ein sehr schönes Beugungsmuster auf dem integrierten Schirm am Glaskolben. 6 Demonstrationspraktikum Elektronenstrahlröhren Florian Wetzel Kennliniendarstellung einer Diode Die Kennlinie einer Diode erhält man indem Stromstärke gegenüber der Spannung aufgetragen wird. Dies lässt sich sehr gut mit einem Oszilloskop erstellen. Da allerdings die an einer Elektronenröhre anliegende Spannung für gewöhnliche Oszilloskope zu hoch ist, muss ein Spannungsteiler eingebaut werden. I Da ein Oszilloskop nur Spannungen messen kann, müssen wir auch anstelle des Stroms K A eine Spannung messen und diese mittels 10 kΩ wieder umwandeln. Da unser Versuch U jedoch nur qualitativ ist, reicht uns die Proportionalität aus. Für quantitative Versuche ist ein 1Ω-Widerstand sehr hilfreich, 1 MΩ 10 MΩ da bei der Umrechnung die Zahlenwerte gleich bleiben und sich lediglich die Einheit ~ ändert. (Achtung! Oszilloskop misst Spannung immer bezüglich der Masse! – Daher muss immer ein Punkt im Stromkreis auf Masse gelegt werden3!) Auf dem Oszilloskop erkennt man eine Kennlinie, die sich einem Sättigungswert annähert. Dieser hängt lediglich von der Heizspannung ab. Ab einem gewissen Punkt können einfach nicht mehr Elektronen aus der Kathode gelöst werden, da die Austrittsarbeit für die angelegte Heizspannung zu groß wird. 3 Ein ungeerdeter Stromkreis kann stets an einem beliebigen Punkt geerdet werden, ohne dass dies den Stromkreis beeinträchtigt! Die Spannung, die über einem Stromkreis abfällt ist lediglich eine Potenzialdifferenz, kein Fixpunkt! Anschaulicher wird dies wohl mit Längenangaben. z.B. der Abstand 1m ist immer nur eine Differenz zwischen zwei Punkten. Diese kann ich zusammen frei im Raum verschieben, 1m bleibt 1m, auch wenn ich einen der Punkte „erde“, bzw. auf den Meeresspiegel lege. 7