RamseySpektroskopieexperimente mit langsamen Atomen Diplomarbeit von Kai Dieckmann Arbeitsgruppe Prof. Dr. G. Rempe Fakultät für Physik Universität Konstanz Februar 1996 Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit beschreibt Experimente mit lasergekühlten Atomen. Dafür stand eine magnetooptische Dampfzellenfalle für Rubidiumatome zur Verfügung, in der ca. 107 Atome eingefangen und auf eine Temperatur von ca. 10 µK gekühlt werden können. Eine gepulste Quelle für langsame Atome (mit einer Geschwindigkeit von wenigen m/s) läßt sich realisieren, indem die Atome aus der Falle heraus fallengelassen werden. Ziel der Arbeit war es, mit den langsamen Atomen ein atomoptisches Experiment zur verzögerten Lokalisation von Atomen in einer optischen Stehwelle zu demonstrieren. Um dieses Experiment vorzubereiten, wurde eine Mikrowellenspektroskopie nach Ramseys Methode der getrennt oszillierenden Felder durchgeführt. Dafür wurde ein für ein Ultrahochvakuum geeigneter Mikrowellenresonator mit einer Resonanzfrequenz von 3 GHz aufgebaut, durch den die Atome fallen. Zur Realisierung der optischen Stehwelle befindet sich im Inneren des Resonators ein dielektrischer Spiegel, an dem die Atome im Abstand von etwa 1 mm vorbeifliegen. Die Resonanzfrequenz des Resonators kann auf die Eigenfrequenz eines atomaren Hyperfeinübergangs abgestimmt werden. Der an die Impedanz des Mikrowellengenerators angepate Mikrowellenresonator besitzt einen Gütefaktor von QL = 530. In ersten Messungen wurde zunächst während des Flugs der Atome durch den Resonator ein kurzer Mikrowellenpuls variabler Dauer erzeugt. Dabei wurden auf dem Hyperfeinstrukturübergang des Rubidiumgrundzustandes Rabioszillationen mit einer Frequenz von 3, 1 kHz beobachtet. Danach wurde mit zwei zeitlich getrennten Mikrowellenpulsen ein Ramsey-Spektroskopieexperiment durchgeführt, bei dem nach 600 s Meßzeit die Frequenz des Überganges mit = 1, 3 · 10−10 bestimmt werden konnte. einer Genauigkeit von δν ν Schließlich wurde noch ein Experiment durchgeführt, bei dem die Bewegung der Atome mit einem optischen Stehwellenfeld manipuliert wurde, das zwischen den beiden Mikrowellenpulsen eingestrahlt wird. Dabei wurde die Beugung der atomaren de Broglie-Welle an einem messungsinduzierten Gitter untersucht. Dieses Gitter entsteht, wenn beim Nachweis des Beugungsmusters nur Atome in einem der beiden Grundzustandsniveaus beobachtet werden. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Theoretische Grundlagen 4 2.1 Das Zwei-Niveau-Atom in einem äußeren elektromagnetischen Wechselfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.1.1 Rabioszillationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.1.2 Ramsey-Resonanzspektroskopie . . . . . . . . . . . . . 9 2.2 Magnetischer Dipolübergang im Rubidium Grundzustand . . . 11 2.3 Das elektromagnetische Feld in einem Hohlraumresonator . . . 13 3 Experimentelle Realisation 21 3.1 Apparatur für Experimente mit frei fallenden Rubidiumatomen 21 3.2 Aufbau einer Wechselwirkungszone für die Ramsey-Spektroskopie 23 3.2.1 Der Mikrowellenresonator . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.2.2 Mechanischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.2.3 Impedanzanpassung und Gütefaktoren bei einem Mikrowellenresonator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Mikrowellenkomponenten für die Durchführung einer Ramsey-Spektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.2.4 i 3.3 Optisches Pumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Messungen 40 43 4.1 Rabioszillationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.2 Ramsey-Spektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 5 Beobachtung messungsinduzierter Beugungsphänomene 48 5.1 Verschränkung zwischen Ort und internem Zustand eines Atoms 48 5.2 Experimentelle Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 5.3 Resultate und Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . 52 A Besetzungswahrscheinlichkeiten beim optischen Pumpen ii 56 Kapitel 1 Einleitung Seit der Verfügbarkeit von Lasern als Lichtquellen hoher spektraler Reinheit und Leistungsdichte sind Lichtkräfte auf Atome basierend auf dem Rückstossimpuls bei der Absorbtion und Emission von Photonen zu einem vielseitig einsetzbaren Werkzeug zur Manipulation von Atomen geworden. So ist es zum Beispiel möglich, mit Hilfe von gegenüber der atomaren Übergangsfrequenz verstimmten Lichtfeldern, unter Ausnutzung des Dopplereffektes, die Bewegung einzelner Atome in Abhängigkeit von ihrer Geschwindigkeit zu verlangsamen. Dabei kann eine Verringerung der Breite der Geschwindigkeitsverteilung eines Ensembles von Atomen und somit eine Erniedrigung der Temperatur des Ensembles erzielt werden. Diese sogenannte Laserkühlung von Atomen wurde experimentell an einem Atomstrahl mit neutralen Atomen zuerst von [And81] nachgewiesen. Bei der Realisation der ersten magnetooptischen Falle [Raa87] für Atome gelang es durch geschickte Ausnutzung des Zeemaneffektes in einem inhomogenen Magnetfeld in Verbindung mit geeignet polarisiertem Laserlicht Atome innerhalb eines bestimmten Raumbereiches festzuhalten. In auf die magnetooptische Falle aufbauenden Experimenten werden heute durch immer weiter verfeinerte Methoden des Laserkühlens Temperaturen erreicht, bei denen der mittlere Impuls der Atome in die Nähe des aus einem Photonenrückstoß resultierenden Impulses gelangt. Die magnetooptische Falle in Verbindung mit den Methoden der Laserkühlung stellt eine Quelle für langsame Atome dar, die in vielen Experimenten die Verwendung eines Atomstrahls ersetzen kann. Zum Beispiel können Atome aus einer magnetooptischen Falle gleich einer Fontäne senkrecht nach oben beschleunigt werden. Die Atome stehen dabei während des Aufstiegs und des Herabfallens innerhalb einer relativ langen Zeit für Experimente zur Verfügung. Dies wird bei modernen, hochpräzisen Frequenzstandards 1 [Kas89],[Cla91] ausgenutzt, bei denen mit Hilfe der Ramseymethode Mikrowellenspektroskopie an atomaren Hyperfeinstrukturübergängen durchgeführt wird. Bei der von Ramsey eingeführten Methode der getrennt oszillierenden Felder [Ram50] treten die Atome in zwei zeitlich voneinander getrennten Bereichen in Wechselwirkung mit zwei elektromagnetischen Hochfrequenzfeldern, zwischen denen eine konstante Phasenbeziehung besteht. Dabei ist die Genauigkeit der Frequenzbestimmung über das Fourierlimit durch den zeitlichen Abstand der beiden Wechselwirkungen gegeben. An Atomen, die aus einer magnetooptischen Falle heraus fallengelassen werden, lassen sich im Rahmen atomoptischer Experimente Phänomene studieren, die die Wellennatur von Materie widerspiegeln. So lassen sich z. B. Beugungserscheinungen einer Materiewelle an einer stehenden Lichtwelle beobachten [Dü95]. In der Arbeitsgruppe von Prof. Rempe wurde ein Experiment durchgeführt, bei dem eine verzögerte Positonsmessung eines Atoms in einer optischen Stehwelle mit einer Auflösung geringer als ein zwanzigstel der Wellenlänge stattfindet. Dabei passiert eine Zwei-Niveau-Atom ein nah resonantes, stehendes Lichtfeld, wobei in den Bäuchen und Knoten die dynamische Starkverschiebung der zwei Energieniveaus in Abhängigkeit von der Position auftritt. Dies führt zu einer positionsabhängigen Phasenmodulation und so zu einer Beugung der atomaren de Broglie-Welle. Mit Hilfe der Ramsey-Spektroskopiemethode, mit der die positionsabhängige Phasenmodulation zwischen den beiden Pulsen ausgelesen werden kann, läßt sich Information über die Position des Atoms innerhalb des stehenden Lichtfeldes gewinnen. Zunächst wird das Zwei-Niveau-Atom mit einem π2 -Puls in eine kohärente Überlagerung der zwei Zustände gebracht. Die Wechselwirkung mit dem stehenden Lichtfeld führt zu einer Phasenverschiebung der Wahrscheinlichkeitsamplituden der beiden Zustände, über die nach einem zweiten π2 -Puls und einem darauffolgenden zustandsselektiven Nachweis die Position des Atoms gemessen werden kann. Findet keine Messung der Position des Atoms statt, indem auf die Messung des internen Zustandes verzichtet wird, so bleibt das Beugungsmuster unverändert. Wird hingegen das Atom nur in einem der beiden Zustände nachgewiesen, so wird das Atom periodisch innerhalb des stehenden Lichtfeldes lokalisiert, was ein verändertes Beugungsmuster zur Folge hat. Dabei ist zu beachten, daß die Entscheidung, ob die Position des Atoms gemessen werden soll, auch nach der Wechselwirkung getroffen werden kann. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Aufbau und der Durchführung der Ramsey-Spektroskopie. Zuerst wird in Kapitel 2 die Theorie zu dieser Spektroskopiemethode und zu den in einem quaderförmigen Mikrowellenresonator möglichen Moden des elektromagnetischen Feldes dargestellt. Danach wird 2 in Kapitel 3 auf die experimentelle Realisierung der Hochfrequenzfelder mit Hilfe eines Mikrowellenresonators eingegangen, wobei die Anforderungen für das Experiment mit der optischen Stehwelle berücksichtigt werden. Im darauffolgenden Kapitel 4 werden die Ergebnisse der Messungen zur RamseySpektroskopie dargestellt und diskutiert. Im abschließenden Kapitel 5 wird das Experiment zur Positionsmessung einzelner Atome in einer optischen Stehwelle in den Grundzügen beschrieben und es werden Ergebnisse präsentiert. 3 Kapitel 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Das Zwei-Niveau-Atom in einem äußeren elektromagnetischen Wechselfeld Im folgenden soll die Wechselwirkung eines Zwei-Niveau-Atoms mit einem äußeren, klassischen, elektromagnetischen Wechselfeld beschrieben werden. Dabei wird das zeitliche Verhalten der Besetzungswahrscheinlichkeiten für die beiden atomaren Zustände betrachtet. Die zeitliche Entwicklung des Systems wird mittels des Blochvektormodells veranschaulicht. 2.1.1 Rabioszillationen Im folgenden soll ein Zwei-Niveau-System bestehend aus angeregtem Zustand |a und Grundzustand |g betrachtet werden, deren Energieeigenwerte Ea und Eg sich um Ea − Eg = h̄ω0 unterscheiden. ω0 wird als ÜbergangsWinkelfrequenz bezeichnet. Der Hamiltonoperator dieses (ungestörten) Systems lautet damit in der Basis {|a, |g}: H0 h̄ = ω0 2 1 0 0 −1 (2.1) Die Kopplung an das elektromagnetische Wechselfeld wird durch einen zeitabhängigen Operator repräsentiert, der durch eine harmonische Oszillation mit der Kreisfrequenz ω und der ‘Amplitude’ V0 beschrieben wird: HS = V0 cos ωt 4 (2.2) Die Verstimmung ∆ = ω0 − ω soll dabei klein gegenüber der Übergangsfrequenz sein (∆ ω0 ). Hier soll lediglich der Fall betrachtet werden, daß die Diagonalelemente a|HS |a bzw. g|HS |g des Störoperators HS verschwinden. Durch die Festlegung einer geeigneten Phase von |g und |a können die Außerdiagonalelemente g|HS |a bzw. a|HS |g des Störoperators HS reell gewählt werden. Als Maß für die Amplitude der Störung wird die sogenannte Rabifrequenz ωR definiert a|V0 |g , (2.3) h̄ deren Bedeutung im folgenden deutlich wird. Für den Störoperator ergibt sich nun die Form: ωR = HS = cos(ωt) 0 h̄ωR h̄ωR 0 (2.4) Der Gesamthamiltonoperator H des gestörten Systems H = H0 + HS (2.5) ist aufgrund der Zeitabhängigkeit des Störpotentials explizit zeitabhängig. Diese Zeitabhängigkeit läßt sich durch eine unitäre Transformation mit der Transformationsmatrix U (t) = e i ω H t h̄ ω0 0 = ω ei 2 t 0 −i ω 0 e 2t (2.6) partiell abseparieren 1 . Daraus ergibt sich der Hamiltonoperator: HW W ω = U H − H0 U −1 ω0 h̄ = ∆ 2 1 0 0 −1 (2.7) h̄ + ωR 2 0 1 + ei 2ωt −i 2ωt 1+e 0 (2.8) Die Terme in HW W mit e±i2ωt bedeuten eine verbleibende Zeitabhängigkeit, mit hoher Frequenz. Bei der Betrachtung des Systems auf Zeitskalen, die langsam im Vergleich zu ω sind, können diese Terme vernachlässigt werden. Diese Näherung wird als ‘Rotating Wave Approximation (RWA)’ bezeichnet [All75]. (Die vollständige Theorie führt zu einer geringen Verschiebung der Übergangsfrequenz ω0 , der sogenannten ‘Bloch-Siegert-Shift’.) Man erhält schließlich den zeitunabhängigen Hamiltonoperator: HW W h̄ = 2 1 ∆ ωR ωR −∆ (2.9) Da die Einführung der Transformation U (t) dem Übergang in ein Wechselwirkungsbild entspricht, wird zur Indizierung von Zuständen und Operatoren, die aus der Transformation hervorgegangen sind, der Index W W benutzt. 5 Für die durch die unitäre Transformation erzeugte Wellenfunktion |ΨW W (t) = U (t)|Ψ(t) (2.10) gilt somit die zeitabhängige Schrödingergleichung: ih̄ d |ΨW W (t) = HW W |ΨW W (t) dt (2.11) Diese kann nun, um zu einer Anschauung für die Zeitentwicklung des ZweiNiveau-Atoms zu gelangen, in eine Bewegungsgleichung für einen Vektor im R3 überführt werden. Zunächst läßt sich |ΨW W (t) mit Hilfe der unitären Transformation in der Basis {|a, |g} darstellen: |ΨW W (t) = g(t)U (t)|g + a(t)U (t)|a (2.12) Mit den komplexen Koeffizienten g(t) und a(t) wird der sogenannte Blochvektor m definiert, dessen Komponenten reel sind: 2Re (g(t)a(t)) g(t)a(t)∗ + g(t)∗ a(t) m(t) = −2Im (g(t)a(t)) = i (g(t)a(t)∗ − g(t)∗ a(t)) (2.13) 2 2 ∗ ∗ g(t)g(t) − a(t)a(t) |g(t)| − |a(t)| Da |ΨW W (t) normiert ist, ergibt sich auch für den Blochvektor eine konstante Länge: 2 = (g(t)g(t)∗ + a(t)a(t)∗ )2 = 1 |m(t)| (2.14) Die Terme g(t)g(t)∗ und a(t)a(t)∗ geben die Wahrscheinlichkeit an, das System im Grund- bzw. angeregten Zustand zu finden. Befand sich das System zur Zeit t = 0 im Grundzustand, also g(0)g(0)∗ = 1, so gilt für die Wahrscheinlichkeit P (t), daß zur Zeit t ein Übergang in den angeregten Zustand stattgefunden hat, mit der Komponente m3 des Blochvektors: P (t) = a(t)a(t)∗ = 1 (1 − m3 (t)) 2 (2.15) Die Interpretation der Komponenten m1 und m2 des Blochvektors hängt von der Art der Wechselwirkung ab. Zum Beispiel sind m1 und m2 bei einem magnetischen Dipolübergang direkt proportional zu dem Anteil des induzierten magnetischen Moments, das sich mit dem magnetischen Wechselfeld in Phase befindet, bzw. um π2 phasenverschoben ist [All75]. Durch Multiplikation der Schrödingergleichung (2.11) von links mit g|U ∗ (t) ergibt sich mit (2.9) und (2.12) aufgrund der Unitarität von U (t) und der Orthonormalität der Basis {|a, |g}: 1 d g(t) = (∆ g(t) + ωR a(t)) dt 2i 6 (2.16) Analog erhält man durch Multiplikation mit a|U ∗ (t): d 1 (2.17) a(t) = (ωR g(t) − ∆ a(t)) dt 2i Mit (2.16),(2.17) und den zugehörigen komplex-konjugierten Gleichungen ergeben sich die die zeitliche Entwicklung des Blochvektors beschreibenden Blochgleichungen [All75] d × m(t) m(t) = Ω (2.18) dt wie folgt definiert ist: in denen der Rabivektor Ω ωR = Ω 0 . ∆ (2.19) Durch (2.18) wird eine Präzessionsbewegung des Blochvektors um die Rich mit der effektiven Rabifrequenz tung des Rabivektors Ω Ω = ωR2 + ∆2 (2.20) beschrieben. Für verschwindende Verstimmung ist die Präzessionsfrequenz gerade die Rabifrequenz ωR . In Abb.2.1 ist die Präzessionsbewegung des Blochvektors für den Fall gezeigt, daß das System sich vor Beginn der Wechselwirkung im Grundzustand befindet, d.h. m(t = 0) = (0, 0, 1). Für den Fall a) ∆ = 0 ist das System nach einer Wechselwirkungszeit τ = ωπR in den angeregten Zustand übergegangen (m(τ ) = (0, 0, −1)). Ein Wechselwirkungspuls dieser Dauer heißt π-Puls, da sich der Blochvektor nach der Zeit τ um π aus seiner Ausgangslage gedreht hat. Im Fall b) ∆ > 0 wird eine Übergangswahrscheinlickeit P (τ ) = 1 nicht erreicht. Die Blochgleichungen stellen ein System gekoppelter linearer Differentialgleichungen 1.Ordnung dar, welches durch die Methode der Laplacetransformation [Tra74] gelöst werden kann. Die Lösung kann in Form einer Matrix, die die zeitliche Entwicklung des Blochvektors beschreibt, angegeben werden [Van89a]: , m(τ ) = R (ωR , ∆, τ ) m(0) (2.21) wobei: R (ωR , ∆, τ ) = cos(Ωτ ) + ∆ Ω 2 ωR Ω2 (1 − cos(Ωτ )) sin(Ωτ ) − ωΩR2∆ (1 − cos(Ωτ )) −∆ sin(Ωτ ) Ω cos(Ωτ ) − ωΩR sin(Ωτ ) 1 − 7 − ωΩR2∆ (1 − cos(Ωτ )) ωR Ω 2 ωR Ω2 sin(Ωτ ) (1 − cos(Ωτ )) (2.22) . Abbildung 2.1: Zeitentwicklung des Zwei-Niveau-Systems für verschiedene Verstimmungen ∆: Oben: Präzession des Blochvektors m um den Rabivek tor Ω für a) verschwindende Verstimmung ∆ und b) nicht verschwindende Verstimmungen ∆ = ωR (ωR Rabifrequenz). Unten: Oszillationen der Übergangswahrscheinlichkeit P (τ ) für ∆ = 0 und ∆ = ωR . Für die Übergangswahrscheinlichkeit P (t = τ ) ergibt sich mit (2.15) und (2.22): 1 ωR2 sin2 Ωτ P (τ ) = 2 Ω 2 (2.23) Abb.2.1c) zeigt für verschiedene Verstimmungen ∆ das oszillatorische Verhalten der Übergangswahrscheinlichkeit, die sogenannten Rabioszillationen, das durch (2.23) beschrieben wird. Die Periode der Rabioszillationen ist durch die effektive Rabifrequenz Ω (2.20) bestimmt, die mit größer werdender Verstimmung zu einer schnelleren Rabioszillation führt. 8 2.1.2 Ramsey-Resonanzspektroskopie Aufbauend auf die Ergebnisse des vorherigen Abschnitts wird nun die Methode der Ramsey-Resonanzspektroskopie beschrieben. Dort tritt ein ZweiNiveau-Atom in zwei zeitlich voneinander getrennten Zonen in Wechselwirkung mit einem äußeren Wechselfeld. Die beiden Wechselwirkungspulse besitzen dieselbe Dauer τ und sind durch die Separationszeit T voneinander getrennt. Die Wechselfelder in beiden Zonen stehen dabei in einer konstanten Phasenbeziehung zueinander, wobei hier eine verschwindende relative Phasenverschiebung angenommen wird. Im Blochvektormodell wird die durch die beiden Wechselwirkungspulse hervorgerufene Bewegung des Blochvektors durch die Matrix (2.22) bestimmt. Die Bewegung des Blochvektors bei Abwesenheit jeder Wechselwirkung ist durch den Spezialfall der Matrix gegeben, bei dem mit ωR = 0 die durch die Rabifrequenz (2.3) repräsentierte Ampli- Abbildung 2.2: Anregung ∆ = 0 bei der Ramsey-Spektroskopie im Blochvektormodell: Durch die beiden π2 -Pulse a),c) erfährt der Blochvektor dieselbe Drehung, wie bei einem π-Puls, da der Blochvektor im resonanten Fall während der Seperationszeit T seine Position beibehält, b). Im Fall kleiner Verstimmungen ∆ ωR dreht sich der Blochvektor in der Zeit zwischen den Pulsen e) um den Winkel Φ = ∆ · T . Für Φ = π wird der Blochvektor in f) in seine Ausgangslage zurückgedreht. 9 Abbildung 2.3: Ramsey-Spektroskopie: Übergangswahrscheinlichkeit P nach (2.26) in Abhängigkeit der Verstimmung ∆ für τ = 2ωπR und T = 4τ . tude des Störpotentials verschwindet. cos(∆ · T ) − sin(∆ · T ) 0 R(ωR = 0, ∆, T ) = sin(∆ · T ) cos(∆ · T ) 0 0 0 1 (2.24) Es ergibt sich eine Rotation des Blochvektors um die dritte Koordinatenachse, deren Winkelfrequenz durch die Verstimmung ∆ gegeben ist. Dieses rührt daher, daß durch die Anwendung der unitären Transformation in (2.12) der Blochvektor in einem mit der Kreisfrequenz ω rotierenden Bezugssystem definiert ist. In Abb.2.2 a)-c) ist das zeitliche Verhalten des Blochvektors für den Spezialfall verschwindender Verstimmung gezeigt. Zur Zeit t = 0 befindet sich das Zwei-Niveau-Atom im Grundzustand. Nach dem ersten resonanten Wechselwirkungspuls der Dauer τ = 2ωπR , einem sogenannten π2 -Puls, hat sich der Blochvektor um π2 in die 1-2-Ebene gedreht. Während der Separationszeit T behält der Blochvektor im resonanten Fall seine Lage bei. Nach dem zweiten π2 -Puls hat sich der Blochvektor π2 weitergedreht, was bedeutet, daß das Zwei-Niveau-Atom in den angeregten Zustand übergegangen ist. In Abb.2.2 d)-f) ist der Fall kleiner Verstimmungen gezeigt. Aufgrund der Verstimmung dreht sich der Blochvektor in der Zeit zwischen den Pulsen um einen Winkel Φ = ∆ · T . Im Falle Φ = π wird der Blochvektor durch den zweiten Puls in seine ursprüngliche Lage zurückgedreht, was bedeutet, daß kein Übergang stattgefunden hat. Allgemein wird der Blochvektor nach den beiden Wechselwirkungspulsen durch start m f inal = R(ωR , ∆, τ )R(0, ∆, T )R(ωR , ∆, τ )m 10 (2.25) beschrieben, wobei wieder τ die Dauer eines Wechselwirkungspulses und T die Zeit zwischen den beiden Pulsen ist. Befindet sich das Zwei-Niveau-Atom zur Zeit t = 0 im Grundzustand (m(t = 0) = (0, 0, 1)), so erhält man analog zu (2.15) mit (2.22) die Wahrscheinlichkeit für einen Übergang in den angeregten Zustand: P = 2 4ωr2 2 1 1 1 1 1 ∆ 2 sin ( 2 Ωτ ) cos( 2 Ωτ ) cos( 2 ∆ · T ) − Ω sin( 2 Ωτ ) sin( 2 ∆ · T ) Ω (2.26) In Abb.2.3 ist die Übergangswahrscheinlichkeit (2.26) in Abhängigkeit von der Verstimmung ∆ für den Fall τ = 2ωπR , d.h. vollständiger Anregung bei ∆ = 0, gegeben. Die Separationszeit beträgt dabei T = 4τ . Unter einer langsam variierenden Einhüllenden erkennt man eine schnelle Oszillation, bei der benachbarte Minima in einen Abstand von T1 auftreten. Mit immer größeren Separationszeiten T kann so die Übergangsfrequenz ω0 immer genauer bestimmt werden. 2.2 Magnetischer Dipolübergang im Rubidium Grundzustand Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde eine Ramsey-Spektroskopie an der Hyperfeinstruktur des Grundzustandes 52 S 1 von 85 Rb durchgeführt. Ein Schema 2 der Energieniveaus ist in Abb. 2.4 für den Fall gezeigt, bei dem die Entartung der Energieniveaus der verschiedenen magnetischen Unterzustände aufgrund des Zeemaneffektes in einem statischen magnetischen Feld aufgehoben ist. Zur Spektroskopie wurde der Hyperfeinübergang des Grundzustandes 52 S 1 , F = 2, mF = 0 → F = 3, mF = 0 benutzt, wobei die Übergangsfre2 quenz in erster Ordnung unabhängig von einem statischen magnetischen Feld ist. Da die Wellenlänge der verwendeten Strahlung groß gegenüber den typischen atomaren Skalen (Bohrsche Radien der beteiligten Zustände) ist, kann die Wechselwirkung des Strahlungsfeldes mit dem Atom in Dipolnäherung durch den Hamiltonoperator r0 , t) − µ · B( r0 , t) HS = −d · E( (2.27) beschrieben werden [Sob92]. Der erste Term in (2.27) führt auf sogenannte elektrischen Dipolübergänge, bei denen eine Kopplung zwischen dem äußeren r0 , t) am Ort r0 des Atoms und dem atomaren elektrielektrischen Feld E( schen Dipolmoment d vorliegt. Der zweite Term beschreibt die Wechselwir r0 , t) mit dem atomaren magnetikung des äußeren magnetischen Feldes B( schen Dipolmoment µ. Da die beiden Zustände gleichen Bahndrehimpuls und 11 Abbildung 2.4: Hyperfeinstruktur des Grundzustandes 52 S 1 von 85 Rb. Der 2 Übergang F = 3, mF = 0 → F = 2, mF = 0 ist in erster Ordnung unabhängig von einem statischen magnetischen Feld. damit dieselbe Parität besitzen, verschwindet das Übergangsmatrixelement 2 S 1 F = 2, mF = 0. Da das Übergangsma52 S 1 F = 3, mF = 0| − d · E|5 2 2 2 S 1 F = 2, mF = 0 von Null trixelement 52 S 1 F = 3, mF = 0| − µ · B|5 2 2 verschieden ist, wie im folgenden gezeigt wird, spricht man von einem ‘magnetischen Dipolübergang’. µ setzt sich aus dem magnetischen Moment des I Atomkerns µK = µB gI h̄ mit dem Operator des Kernspins I und dem magne tischen Moment der Hülle µ J = −µB gJ Jh̄ mit dem Gesamtdrehimpulsoperator der Hülle J zusammen2 , wobei µB das Bohrsche Magneton ist. Die g-Faktoren sind neben anderen atomaren Eigenschaften von 85 Rb in Tab.2.1 angegeben. Tabelle 2.1: Eigenschaften von Eigenschaft Hyperfeinstrukturaufspaltung des Grundzustandes: g-Faktor der Hülle: g-Faktor des Kerns: Kernspin 85 Rb Wert ν = 3, 035732440 GHz gJ = 2, 0023 gI = 0, 293 × 10−3 I = 52 Referenz [Tet76] [Bal75] [Bal75] [Bal75] Legt man ein magnetisches Wechselfeld B(t) = (0, 0, B0 cos(ωt)) , 2 (2.28) Die beiden Zustände, zwischen denen der Übergang stattfindet, unterscheiden sich nur durch die Stellung der beiden magnetischen Dipolmomente µK und µJ zueinander, die entweder parallel oder antiparallel orientiert sind. 12 parallel zur Quantisierungsachse (z-Achse) an, so ergibt sich: HS = gJ µ B gI µ B Jz B0 cos(ωt) − Iz B0 cos(ωt) h̄ h̄ (2.29) Die beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes sind in einer Basis mit den Quantenzahlen {F, mF } gegeben. Da für den Rubidium Grundzustand der Bahndrehimpuls der Hülle veschwindet, lassen sich die Elemente der Matrix des Störhamiltonians (2.29) in einer Basis mit den Quantenzahlen {J, mJ , I, mI } berechnen. Für den Kernspin I = 52 von 85 Rb ergeben sich die beiden Hyperfeinzustände durch [Van89b]: 1 1 1 √ mI = + , mJ = − |F = 3, mF = 0 = 2 2 2 1 1 1 √ + m I = − , m J = + 2 2 2 1 1 1 √ m I = + , m J = − |F = 2, mF = 0 = 2 2 2 1 1 1 − √ m I = − , m J = + 2 2 2 (2.30) (2.31) Während die Diagonalelemente der Matrix von HS verschwinden, ergibt sich für das Übergangsmatrixelement: F = 3, mF = 0|HS |F = 2, mF = 0 = 1 (gJ − gI ) µB B0 cos(ωt) (2.32) 2 Unter Berücksichtigung der g-Faktoren von 85 Rb erhält man näherungsweise für den magnetischen Dipolübergang den Hamiltonoperator der Form (2.4): HS ≈ µB B0 cos(ωt) 0 1 1 0 (2.33) Die Rabifrequenz ωR ist in diesem Fall gegeben durch: ωR = 2.3 µB B0 h̄ (2.34) Das elektromagnetische Feld in einem Hohlraumresonator Für das im Rahmen dieser Diplomarbeit durchgeführte Ramsey-Spektroskopieexperiment wurde ein Mikrowellenresonator aufgebaut, um ein elektromagnetisches Hochfrequenzfeld definierter Polarisation zu erzeugen. Ferner 13 bietet ein Resonator durch die Feldüberhöhung, die das elektrische und magnetische Feld erfahren, den Vorteil auch mit geringen Leistungen eines Funktionsgenerators bei der Anregung des in Abschnitt 2.2 beschriebenen magnetischen Dipolüberganges eine ausreichend hohe Rabifrequenz zu erzielen (vergleiche Kapitel 3.2.3). Gegenstand dieses Abschnitts ist es, die elektromagnetische Feldverteilung innerhalb eines quaderförmigen Hohlraumresonators als Lösung der Maxwellschen Gleichungen abzuleiten. Der Hohlraumresonator bestehe aus einem Stück eines rechteckigen Hohlleiters mit Wänden, die den elektrischen Strom ideal leiten. Die Kopfenden des Hohlleiters seien mit ebensolchen Wänden abgeschlossen. Zunächst soll die Feldverteilung einer Welle betrachtet werden, die in einem Hohlleiter wie in Abb.2.5 entlang der z-Richtung propagiert. Das magnetische Abbildung 2.5: Rechteckhohlleiter mit dem Querschnitt a×b und der Länge c in einem kartesischen Koordinatensystem. und das elektrische Feld sind abhängig von den Ortskoordinaten r = (x, y, z) und der Zeit t. Für das zeitliche Verhalten der Feldstärkevektoren wird ein komplexer Lösungsansatz gewählt, der eine harmonische Schwingung mit der Kreisfrequenz ω beschreibt: E(x, y, z, t) = Re E(x, y, z)eiωt H(x, y, z, t) = Re H(x, y, z)eiωt (2.35) (2.36) Die komplexen Feldstärkevektoren E(x, y, z) und H(x, y, z) beschreiben die Amplitude und Phase der beiden Felder, wobei im folgenden bei der Notation die Abhängigkeit von den kartesischen Koordinaten weggelassen wird. Ein Medium im Inneren des Hohlleiters kann durch die skalare relative Permeabilität µr und die relative Dielektrizitätskonstante *r berücksichtigt werden, d.h. es treten keine freien Ladungen und Ströme im Inneren des Hohlleiters auf. In diesem Fall erhält man mit den Maxwellschen Gleichungen unter Beachtung 14 von (2.35) und (2.36) ·E =0 ∇ ×E = −iµω H ∇ ·H =0 ∇ ×H = i*ω E ∇ (2.37) (2.38) mit µ = µ0 µr und * = *0 *r . Aus (2.37) und (2.38) ergeben sich sechs Wellen und H: gleichungen für die Komponenten von E = 0 + ω 2 µ*E E = 0 + ω 2 µ*H H (2.39) (2.40) Da die Tangentialkomponente des elektrischen Feldes an der Grenzfläche zu den Wänden stetig ist und das elektrische Feld im Inneren des idealen Leiters verschwindet, ergibt sich als Randbedingung das Verschwinden der Tangentialkomponente des elektrischen Feldes. Zunächst wird die Wellengleichung für die z-Komponente des elektrischen Feldes betrachtet. Es wird angenommen, daß Ez durch ein Produkt komplexer Funktionen Ez (x, y, z) = fx (x) · fy (y) · fz (z) der kartesischen Koordinaten darstellbar ist. Dieser Separationsansatz führt mit (2.39) auf drei Gleichungen mit den Separationskonstanten kx , ky und kz . ∂ 2 Ez = −kr2j Ez ∂rj 2 (rj = x, y, z) (2.41) Zwischen den Separationskonstanten gilt die Beziehung kx2 + ky2 + kz2 = k 2 , (2.42) √ wobei k = ω µ* dem Betrag des Wellenvektors einer ebenen, frei propagieentspricht. Mit renden Welle der Kreisfrequenz ω und der Wellenlänge λ = 2π k den Randbedingungen Ez (0, y, z) = Ez (a, y, z) = Ez (x, 0, z) = Ez (x, b, z) = 0 führen die Gleichungen (2.41) und der Ansatz (2.35) auf die Form einer in z-Richtung propagierenden Welle Ez mit der komplexen Amplitude E0 : Ez (x, y, z, t) = Re E0 sin(kx x) sin(ky y)ei(ωt−kz z) (2.43) Dabei können kx und ky nur diskrete Werte annehmen: kx = mπ a ky = nπ b m, n ∈ N (2.44) Später wird gezeigt, daß der Fall kx = ky = 0 ausgeschlossen werden muß. Bei gegebener Kreisfrequenz ω ergibt sich die Wellenlänge im Hohlleiter λz = 2π kz aus (2.42) und (2.44) zu: λz = 2π k 2 − kx2 + ky2 15 (2.45) Für den Fall k 2 − (kx2 + ky2 ) < 0 ist kz imaginär, was in (2.43) nicht zu einer Propagation, sondern zu einem exponentiellen Abklingen des elektrischen Feldes führt. Bei gegebenen kx und ky existiert also eine Grenzfrequenz, unterhalb der keine Wellenausbreitung stattfindet. (Der Hohleiter stellt daher einen Hochpaß für elektromagnetische Wellen dar.) Von Ez kann nun auf die anderen Komponenten des elektrischen und magne∂ → −ikz tischen Feldes geschlossen werden. Durch Ersetzen des Operators ∂z lassen sich aus (2.38) folgende Beziehungen herleiten [Ful79] 3 : Ex = Ey = Hx = Hy = i 2 k − kz2 i 2 k − kz2 i 2 k − kz2 i 2 k − kz2 ∂Ez kz ∂x ∂Ez kz ∂y ∂Hz kz ∂x ∂Hz kz ∂y ∂Hz + ωµ ∂y ∂Hz − ωµ ∂x ∂Ez − ω* ∂y ∂Ez + ω* ∂x (2.46) (2.47) (2.48) (2.49) Aus Ez und Hz lassen sich also die übrigen Feldkomponenten ableiten. Im folgenden werden nur sogenannte ‘Transversal Elektrische Wellen (TE)’ [Ful79] stets senkrecht zur betrachtet, bei denen der elektrische Feldstärkevektor E Ausbreitungsrichtung (z-Richtung) steht, d.h. Ez = 0 ist. Hz erhält man aus der Separation der Wellengleichung (2.40) für die zKomponente des magnetischen Feldstärkevektors, ganz analog zum Separationsansatz für Ez . Eine Randbedingung für das magnetische Feld ist mit Ez ≡ 0 und den Randbedingungen Ey (0, y, z) = Ey (a, y, z) = 0 in (2.47) ablesbar: ∂Hz ∂Hz (0, y, z) = (a, y, z) = 0 ∂x ∂x (2.50) Auf die gleiche Weise ergibt sich mit Ex (x, 0, z) = Ex (x, b, z) = 0 und (2.46) die Randbedingung: ∂Hz ∂Hz (x, 0, z) = (x, b, z) = 0 ∂y ∂y (2.51) Daraus ergibt sich mit der komplexen Amplitude H0 des magnetischen Feldes Hz (x, y, z, t) = Re H0 cos(kx x) cos(ky y)ei(ωt−kz z) 3 (2.52) Mit (2.43) folgt aus (2.38) eine Abhängigkeit ∼ ei(ωt−kz z) für alle Komponenten des ∂ auf beliebige Feldkomelektrischen und magnetischen Feldes, d.h. die Anwendung von ∂z ponenten läßt sich durch Multiplikation mit −ikz ersetzen. 16 mit den kx , ky aus (2.44). Für den Fall kx = ky = 0 kann keine transversal elektrische Welle existieren, da in diesem Fall die Feldkomponenten (2.46)(2.49) verschwinden. Die Feldverteilung in einem Hohlraumresonator, der durch Abschluß des Hohlleiters durch zwei ideal leitende Wände entsteht, entspricht einer Überlagerung aller in positiver z-Richtung ∼ ei(ωt−kz z) und negativer z-Richtung ∼ ei(ωt+kz z) propagierenden Wellen, die an den Stirnwänden des Hohlraumresonators reflektiert werden. Für gewisse Frequenzen, d.h. für gewisse Wellenlängen im Hohlleiter, kommt es dabei zu einer konstruktiven Interferenz der in positiver bzw. negativer z-Richtung propagierenden TE-Wellen, so daß sich eine stehende Welle ergibt, die sogenannte TE-Mode des Hohlraumresonators. Die Feldverteilung der stehenden Welle kann nur dann Lösung der Maxwellschen Gleichungen sein, wenn an den Stirnwänden bei z = 0 und z = c Randbedingungen gelten, die denen an den Seitenwänden entsprechen. An den Stirnwänden muß gelten: Ex (x, y, 0) Ey (x, y, 0) ∂Hx (x, y, 0) ∂z ∂Hy (x, y, 0) ∂z = Ex (x, y, c) = 0 = Ey (x, y, c) = 0 ∂Hx = (a, y, c) = 0 ∂z ∂Hy = (a, y, c) = 0 ∂z (2.53) (2.54) (2.55) (2.56) An (2.53) und (2.54) ist abzulesen, daß die elektrische Feldstärke einer stehenden Welle an den Stirnwänden verschwindet, woraus sich für das elektrische Feld ein Phasensprung von π bei der Reflexion an der Stirnwand ergibt. Aus (2.55) und (2.56) ergibt sich ein Maximum der magnetischen Feldamplitude an den Stirnwänden und kein Phasensprung bei der Reflexion. Daraus ergibt sich für die Feldkomponenten einer stehenden Welle als Überlagerung zweier entgegengesetzt propagierenden Wellen mit gleicher Amplitude aus (2.43), (2.46)-(2.49) und (2.52) 4 : ky H0 ωµ cos(kx x) sin(ky y) sin(kz z) − k2 kx = −2 2 H0 ωµ sin(kx x) cos(ky y) sin(kz z) kz − k 2 = 0 Ex = 2 Ey Ez kz2 4 (2.57) (2.58) (2.59) Die richtige Form der in negativer z-Richtung propagierenden Welle ergibt sich zum einen durch die Beachtung des Phasensprunges für das elektrische Feld und zum anderen durch einen Vorzeichenwechsel der Komponente Hz beim Übergang z → −z. 17 Abbildung 2.6: TE102 -Mode im Hohlraumresonator: durchgezogen: magnetische Feldlinien, gestrichelt: elektrische Feldlinien, gepunktet: Wandströme; ikx kz H0 sin(kx x) cos(ky y) cos(kz z) kz2 − k 2 iky kz = −2 2 H0 cos(kx x) sin(ky y) cos(kz z) kz − k 2 = −2 iH0 cos(kx x) cos(ky y) sin(kz z)eiωt Hx = −2 (2.60) Hy (2.61) Hz (2.62) Wie sich an (2.57)-(2.62) ablesen läßt, sind die Randbedingungen (2.53)(2.56) nur für diskrete Werte von kz erfüllt: kz = lπ c l∈N (2.63) Bei gegebenen Abmessungen a,b und c des Hohlraumresonators ist nur für diskrete Werte von kx ,ky und kz 5 , also nur für diskrete Werte der Frequenz, den sogenannten Resonanzfrequenzen, ein Anschwingen einer stehenden Welle möglich. Mit (2.42) ergeben sich die Resonanzfrequenzen: νmnl 1 m = √ 2 µ* a 5 2 2 2 n + b + l c (2.64) Entsprechend dem Argument nach (2.52) darf nur eine der drei Konstanten kx , ky und kz verschwinden. 18 Abbildung 2.7: Oberfläche eines idealen Leiters: Es soll die zum magne t korrespondierende Oberflächenstromdichte KO berechnet tischen Feld H werden. Dafür wird der Grenzfall verschwindender Höhe h → 0 des Integrationsweges C betrachtet. (2.57)-(2.62) zusammen mit (2.44) und (2.63) beschreiben die TEmnl -Moden eines quaderförmigen Hohlraumresonators mit den Resonanzfrequenzen gemäß (2.64). In Abb.2.6 ist die Feldverteilung der TE102 -Mode gezeigt. Während alle Felder translationsinvariant entlang der y-Achse sind, zeigen die Felder bezüglich der x- bzw. z-Achse eine sinusförmige Abhängigkeit. Bei der praktischen Konstruktion eines Hohlraumresonators (vergleiche Kapitel 3.2.2) ist eine Kenntnis der an den Wänden des Resonators fließenden Ströme (Wandströme) erforderlich. Bei ideal leitenden Wänden verschwindet die Eindringtiefe für elektromagnetische Felder [Jac83]. Das Innere der Wände des Hohlleiters ist deshalb feldfrei und somit auch frei von Strömen. Allerdings treten Ströme an der Oberfläche der Hohlleiterwände auf. Abb.2.7 zeigt die Verhältnisse an einer Hohlleiterwand, mit der Flächennormalen n̂. Aus den Maxwellschen Gleichungen ergibt sich nach Anwendung des Stokesschen Satzes für den Integrationsweg C entlang der Richtung des zur Hohlleiterwand t [Jac83] tangentialen magnetischen Feldes H C l = iω Hd S + *Ed S , jdS (2.65) S wobei j die Stromdichte ist. Im Grenzfall verschwindender Höhe h → 0 des durch Integrationsweges C verschwindet der Beitrag des elektrischen Feldes E die Fläche S. Mit der Oberflächenstromdichte KO (Strom pro Länge) an den Hohlleiterwänden ergibt sich: lim h→0 l = Ht ∆l = lim Hd h→0 C 19 S = K0 ∆l jdS (2.66) In Vektorschreibweise ergibt sich: 0 = n̂ × H t K (2.67) In Abb.2.6 ist der Verlauf der Ströme an den Oberfläche des Hohlleiters senkrecht zur Richtung des magnetischen Feldes an der Hohlleiterwand gezeigt. Bei einem Hohlraumresonator mit nicht ideal leitenden Wänden (zum Beispiel aus Kupfer) treten auch im Inneren der Wände nahe der Oberfläche Ströme auf [Jac83]. Dabei kommt es aufgrund des nicht verschwindenden Ohmschen Widerstandes von Kupfer zu Verlusten in den Hohlleiterwänden, auf die in Kapitel 3.2.3 eingegangen wird. 20 Kapitel 3 Experimentelle Realisation 3.1 Apparatur für Experimente mit frei fallenden Rubidiumatomen Die in der Einleitung angesprochenen Experimente zur Positionsmessung von Atomen in einer optischen Stehwelle werden an frei fallenden Rubidiumatomen durchgeführt. Die dazu verwendete Apparatur wird in [Kun96] detailiert beschrieben. An dieser Stelle soll nur ein kurzer Überblick gegeben werden, soweit er zum Verständnis der Experimente notwendig ist. Abb.3.1 zeigt eine Prinzipskizze des experimentellen Aufbaus. Die Rubidiumatome werden zunächst in einer magnetooptischen Falle gefangen. Nach Abschalten der Laserstrahlen werden sie freigelassen und bewegen sich über eine Strecke von ca. 45 cm im freien Fall. Dabei passieren sie nach ca. 20 cm mit einer Geschwindigkeit von 2 m/s eine Wechselwirkungszone. In dieser Zone können sie in Wechselwirkung mit einer optischen Stehwelle oder mit einem (evtl. gepulsten) Mikrowellenfeld innerhalb eines Mikrowellenresonators treten. Der Mikrowellenresonator, der auch einen Spiegel für die optische Stehwelle enthält, wird innerhalb der nächsten Abschnitte beschrieben. Nach weiteren 25 cm werden die Atome mittels Fluoreszenz nachgewiesen. Aus der gemessenen Ortverteilung der Atome kann die transversale Impulsverteilung der Atome berechnet werden. Die Vakuumkammer ist in zwei übereinanderliegende Teile unterteilt, die durch ein Graphitröhrchen mit einem Innendurchmesser von 1, 5 mm verbunden sind. In der oberen Kammer befindet sich als Quelle für fallende Rubidiumatome eine magnetooptische Dampfzellenfalle in σ + -σ − -Konfiguration 21 Abbildung 3.1: Prinzip der Apparatur für Experimente mit frei fallenden Rubidiumatomen: Die in einer magnetooptischen Falle gespeicherten Rubidiumatome werden durch Abschalten der Laserstrahlen freigelassen und fallen durch eine Experimentierzone. Danach wird die Impulsverteilung der Atome mit Hilfe eines ortsaufgelösten Fluoreszenznachweises gemessen. [Raa87], realisiert mit drei retroreflektierten Laserstrahlen und zwei Magnetfeldspulen in Anti-Helmholtzkonfiguration. Das Prinzip und der Aufbau der magnetooptischen Falle sind ausführlich in [Elb94] beschrieben. Aus dem sich in der Vakuumkammer befindenden Rubidiumdampf mit einem Partialdruck von ca. 3 · 10−8 mbar werden ca. 107 Atome in der Falle eingefangen. Nach σ + σ − -Melassenkühlen [Dal89] wird eine Melassentemperatur von unter 10µK erreicht. Eine Dokumentation des Kühlprozesses und der Methode zur Messung der Temperatur findet sich in [Har95]. Da sich bei dem Melassenkühlen Magnetfelder störend auswirken, ist es notwendig während des Kühlprozesses die Magnetfelder der Falle abzuschalten. Weiterhin wird das Erdmagnetfeld mit Hilfe von sechs zu einem Würfel der Kantenlänge 1 m zusammengesetzten quadratischen Spulen kompensiert. Außerdem wurde die Vakuumapparatur 22 aus nichtferromagnetischen Materialien aufgebaut, um eine Ablenkung der fallenden Atome aufgrund der Kopplung der permanenten magnetischen Momente der Atome an Magnetfeldgradienten zu vemeiden. Im unteren Teil der Vakuumkammer, die mit den Vakuumpumpen verbunden ist, befindet sich die Wechselwirkungszone und der optische Fluoreszensnachweis. Durch die Unterteilung der beiden Vakuumkammern durch das Graphitröhrchen wurde erreicht, daß der Rubidiumpartialdruck in der unteren Kammer etwa drei Größenordnungen kleiner ist, als der Partialdruck in der oberen Kammer. So wird eine störende Fluoreszenz der Rubidiumatome des Restgases beim Nachweis vermieden. Die transversale Impulsverteilung am Ort der Stehwelle wird über die Ortsverteilung der Atome beim Nachweis gemessen. Dort passieren die Atome einen resonanten, horizontal verlaufenden Laserstrahl, der senkrecht zur Richtung der optischen Stehwelle verläuft. Das dabei von den Atomen emittierte Fluoreszenzlicht wird mit Hilfe eines Linsensystems auf einen Photomultiplier abgebildet, von dem es detektiert wird. Durch ein Spiegelgalvanometer kann die Position des Nachweisstrahls verändert und so die Position der Atome beim Durchflug bestimmt werden. Um beim Nachweis geringe, zur Fallrichtung transversale Impulsüberträge auf die Atome in der Wechselwirkungszone beobachten zu können, wird die anfänglich breite Impulsverteilung der Atome aus der magnetooptischen Falle mit Hilfe eines Kollimationsschliztes unmittelbar oberhalb der Wechselwirkungszone eingeengt. Eine genaue Beschreibung der Orts- bzw. Impulsauflösung des Nachweises in Zusammenhang mit den Kollimationsschlitzen und der Nachweiseffizienz befindet sich in [Dü95]. 3.2 3.2.1 Aufbau einer Wechselwirkungszone für die Ramsey-Spektroskopie Der Mikrowellenresonator In der in Abb. 3.1 eingezeichneten Experimentierzone sollen die Atome in Wechselwirkung mit zwei zeitlich getrennten Hochfrequenzfeldern treten, zwischen denen sie in Wechselwirkung mit der optischen Stehwelle treten. Diese Felder dienen jeweils dazu Übergänge zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes von 85 Rb zu induzieren, d.h. sie besitzen eine Frequenz von etwa 3 GHz. Um eine definierte Polarisation, sowie eine möglichst große Feldüberhöhung zu gewährleisten, sollen die Anregungszonen durch das Feld eines Mikrowellenresonators realisiert werden. Eine Realisierung durch 23 Abbildung 3.2: Prinzipskizze des Mikrowellenresonators: Die Atome fallen durch die Mitte des Mikrowellenresonators, wo das magnetische Feld der TE102 -Mode maximal und nahezu homogen ist. Jeweils bevor und nachdem die Atome das stehende Lichtfeld in geringem Abstand des zur Erzeugung der Stehwelle dienenden Spiegels passieren, werden mit Hilfe einer Antenne Mikrowellenpulse eingekoppelt. räumlich getrennte Resonatoren für jede Zone scheidet aus Platzgründen in der Vakuumkammer aus. Stattdessen wird ein größerer Resonator verwendet, durch den die Atome hindurchfallen. Dabei werden die beiden Anregungszonen durch zwei kurze Pulse des Feldes realisiert. Außerdem soll es möglich sein in der Mitte des Resonators eine stehende Lichtwelle zu erzeugen, durch die die Atome in der Zeit zwischen den beiden Mikrowellenpulsen fallen. Um eine optische Stehwelle zu erzeugen, wird ein horizontal verlaufender Laserstrahl von einem Spiegel in sich zurückreflektiert. Die Strahltaille dieses gaußschen Laserstrahls befindet sich auf der Spiegeloberfläche. Mit zunehmenden Abstand vom Spiegel wächst die Krümmung der Wellenfronten des Lichtstrahls. Da bei der Wechselwirkung ebene Wellen erforderlich sind, müssen die Atome diesen Lichtstrahl genügend nahe (ca. 1 mm) vor dem Spiegel passieren [Dü95]. Aus diesem Grund muß sich der Spiegel innerhalb des Mikrowellenresonators befinden. Abb.3.2 zeigt eine Prinzipskizze des Mikrowellenresonators für die TE102 Mode. Die Atome fallen durch die Mitte des Resonators, wo die Amplitude des magnetischen Feldes maximal ist. Die TE102 -Mode zeichnet sich durch die im Vergleich zu anderen Moden größte Homogenität des magnetischen Feldes am Ort des Durchfluges der Atome aus. Sie wird durch eine Einkoppelantenne angeregt, wobei das von der Antenne abgestrahlte magnetische Feld einen geeigneten Überlapp mit dem Magnetfeld der TE102 -Mode besitzt. 24 3.2.2 Mechanischer Aufbau Der mechanische Aufbau des Mikrowellenresonators Auf den Grundlagen von Kapitel 2.3 wurde ein quaderförmiger Hohlraumresonator für eine Verwendung mit der TE102 -Mode (Vergleiche Abb. 2.6) bei der Mikrowellenfrequenz von 3.0357 GHz realisiert. Der Resonator enthält im Abbildung 3.3: Photographie des Mikrowellenresonators mit geöffnetem Deckel. In der Mitte des Resonators ist der Spiegel für die optische Stehwelle auf eine Keramikplatte montiert. Weiter erkennt man vier Schrauben zum Verstellen der Resonanzfrequenz und die kreisförmig gebogene Antenne, durch die das Feld im Resonator erzeugt wird. Inneren einen optischen Spiegel. Es wurden Öffnungen für die optische Stehwelle und den Durchflug der Rubidiumatome durch die Mitte des Resonators geschaffen. Bei der Konstruktion war darauf zu achten, daß die Teile durch einen CF-Flansch mit 100 mm Durchmeser in die Vakuumkammer eingebaut werden können. Ebenso mußte zum Erreichen eines niedrigen Enddruckes im Resonator für ausreichend große Öffnungen zum Evakuieren des Resonators gesorgt werden. Abb. 3.3 zeigt eine Photographie des Mikrowellenresonators mit geöffnetem Deckel. Der Resonator besteht aus einem Hauptteil aus 2 mm starkem Kupfer25 blech, das zu einem U-förmigen Querschnitt gebogen wurde, sowie aus zwei daran angeschraubten Kopfwänden (4 mm stark) und einem aufschraubbaren Deckel (3 mm stark). Durch das Biegen der Kanten wurde der elektrische Kontakt zwischen den Wänden verbessert und die Verwendung von dünnen Kupferblech ermöglicht, was sich gewichts- und platzsparend auswirkt. Die Verwendung von Kupferblech, das an der Oberfläche poliert wurde, gewährleistet geringe Ohmsche Verluste bei den Wandströmen. Die zum Evakuieren des Resonators notwendigen Öffnungen wurden entlang der vier Kanten des Resonators, an denen die Oberflächenströme nahezu verschwinden, (Abb.2.6) plaziert, um eine Störung der Wandströme und damit der Feldverteilung im Resonator zu vermeiden. Die vertikale Ausdehnung der Wolke von Rubidiumatomen beträgt am Ort des Resonators 15 mm (FWHM). Um eine Wechselwirkung aller Atome mit dem Feld im Resonator oberhalb und unterhalb des Spiegels (mit 10 mm Durchmesser) zu ermöglichen, wurde für die Höhe des Resonators b = 40 mm gewählt. Entlang der x-Achse des Resonators sind die Atome über eine Breite von ca. 4 mm verteilt. Aufgrund der Breite von a = 80 mm des Resonators ist das magnetische Feld in diesem Bereich hinreichend homogen. In der Mitte des Resonators befindet sich eine Keramikplatte aus 6 mm starkem Macor. Dieses Material wurde gewählt, da es für UHV-tauglich ist und die Resonatormode nicht zu stark beeinflußt. In diese ist der Spiegel für die optische Stehwelle in eine Passung eingesetzt, und mit Hilfe einer Madenschraube aus Macor befestigt. An einem zunächst aufgebauten Prototyp des Resonators wurde die Verschiebung der Resonanzfrequenz des leeren Resonators gegenüber dem Resonator mit eingesetzter Keramikplatte gemessen. Daraus ergab sich unter der Annahme µr = 1 die Dielektrizitätskonstante von Macor bei 3 GHz zu *r = 2, 5. Bei gegebener Frequenz führt das Einsetzten der Macorplatte zu einer Verkürzung der Länge der TE102 -Mode um 2, 2 mm, was bei der Wahl der Länge des Resonators berücksichtigt werden mußte. Um einen ähnlichen Effekt in den anderen beiden Raumrichtungen auszuschließen füllt die Keramikplatte die gesamte Querschnittsfläche aus. Die Platte wurde so positioniert, daß sich das Maximum der magnetischen Feldamplitude ca. 1 mm vor dem Spiegel befindet. Das elektrische Feld der TE102 -Mode breitet sich geradlinig zwischen dem Boden und dem Deckel des Resonators aus. Im Boden und im Deckel befinden sich vier M3-Schrauben an den Stellen, wo das elektrische Feld maximal ist (Abb.2.6). Durch Hereindrehen der vier Schrauben um 5 mm in den Resonator läßt sich die Resonanzfrequenz um 30 MHz zu kleineren Frequenzen hin verstimmen. Diese Funktion erklärt sich anschaulich mit Hilfe einer Analogie des Resonators zu einem elektrischen Schwingkreis mit einem Verlustwider- 26 stand R, einer Induktivität L und einer Kapazität C. Wird für die Kapazität ein Plattenkondensator benutzt, so kann durch Vekürzen des Plattenabstan1 erniedrigt des die Kapazität erhöht und so die Resonanzfrequenz ω0 = √LC werden. Beim Mikrowellenresonator stellen der Boden und der Deckel einen Plattenkondensator dar, wobei durch die Abstimmschrauben der Plattenabstand verkleinert und so die Resonanzfrequenz erniedrigt werden kann. Schließlich wurde basierend auf Gl.(2.64) unter Berücksichtigung der Verschiebung der Resonanzfrequenz aufgrund der Verwendung der Keramikplatte eine Länge des Resonators von 119, 5 mm gewählt, um eine Resonanzfrequenz von 3, 095 GHz zu erreichen. Die Resonanzfrequenz kann dann mit Hilfe langer Abstimmschrauben auf 3, 035 GHz gestellt werden. Die Mikrowellenleistung wird durch eine 50Ω-koaxial-Vakuumdurchführung und ein für UHV geeignetes Koaxialkabel von außerhalb der Vakuumkammer an den Resonator herangeführt. Der Innenleiter des mittels einer Buchse (Typ A) mit dem Resonator verbundenen Koaxialkabels wird durch eine in den Resonator hineinragende, kreisförmig gebogenen Antenne verlängert, die am Ende mit der Resonatorwand verbunden ist. Die mechanische Halterung Die Rubidiumatome sollen in einem geringen Abstand parallel an der Oberfläche des Spiegels vorbei durch die optische Stehwelle fallen. Die Spiegelfläche soll ebenso parallel zu den oberhalb des Resonators befindlichen Kollimationsschlitzen verlaufen. Der Spiegel muß deshalb in horizontaler und vertikaler Richtung verkippt sowie entlang der Richtung der optischen Stehwelle verschoben werden können. Da der Spiegel mit der Keramikplatte und damit mit dem Resonator starr verbunden ist, mußte für den gesamten Resonator eine Justagemöglichkeit dieser Freiheitgrade vorgesehen werden. Eine Photographie der Halterung mit dem Resonator zeigt Abb.3.4. Die Halterung mit dem Resonator ist auf einen CF-100 Vakuumblindflansch montiert, so daß der gesamte Aufbau dadurch auf einfache Weise in die Vakuumkammer hineingeschoben werden kann. Die genaue Position des Resonators kann danach in der Vakuumkammer von einem gegenüberliegenden Flansch der geöffneten Kammer justiert werden. Auf den CF-100 Flansch sind zwei 29 cm lange Hauptträger montiert. Der Mikrowellenresonator wird von vier starken Federn nach oben gezogen, die an den Oberkanten der beiden Hauptträger befestigt sind und durch Aussparungen in den Trägern zum Resonator reichen. Dem Zug der Federn stehen drei Schrauben entgegen, die den Abstand zwischen den Haupträgern und dem Resonator bestimmen. Eine der Schrau27 ben läßt sich durch zwölf seitliche Bohrungen im Kopf der Schraube drehen, wodurch der Resonator vertikal verkippt werden kann. Mit zwei weiteren Paaren aus je einer Zugfeder und einer Justierschraube, die an der Kopfwand des Resonators angreifen, läßt sich auf ähnliche Weise der Resonator horizontal verkippen und in Richtung des Flansches um bis zu 2 cm verschieben. Zwischen den Hauptträgern kann ein mittels Gleitlagern aus Teflon auf zwei Stahlstangen montierter Schlitten verschoben werden. Zwei in den Schlitten eingesetzte Kollimationsschlitze können so wahlweise in eine vertikale Position über dem Spiegel im Resonator positioniert werden. Ebenso kann der Schlitten vollständig aus dem Bereich durch den die Rubidiumatome fallen entfernt werden, so daß keine Atome ausgeblendet werden. Da die Positionierung der Kollimationsschlitze an jedem Experimentiertag von Neuem geschehen muß, ist für das Verschieben des Schlittens von außerhalb der Vakuumkammer eine Lineardurchführung vorgesehen. Die Kollimationsschlitze mit den Breiten 80 µm und 200 µm werden durch je zwei 0, 2 mm starke Bleche aus einer Kupfer-Beryllium Legierung gebildet. Diese zeichnet sich durch ein Fehlen jeder magnetischen Remanenz aus, wodurch das Auftreten von störenden Magnetfeldgradienten und somit eine Ablenkung der Atome vermieden Abbildung 3.4: Die Position des Mikrowellenresonators ist durch die Aufhängung an sechs Federn in der Richtung von drei Freiheitsgraden verstellbar. Die beiden Hauptträger sind auf einen CF-100 Vakuumflansch montiert. Zwischen den beiden Hauptträgern befindet sich ein verschiebbarer Schlitten mit den Kollimationsschlitzen. 28 wird. Außerdem wurden alle verwendeten magnetisierbaren Teile mit Hilfe eines magnetischen Wechselfeldes (50 Hz) bis auf Restmagnetfelder < 5µT in ca. 1 cm Abstand entmagnetisiert. Nach dem Einbau der Konstruktion und dem Ausheizen bis 150◦ C wurde ein Enddruck von 2, 8 · 10−10 mbar in der unteren Vakuumkammer erreicht, was einer Zunahme des Druckes gegenüber dem Druck in der leeren Kammer um etwa eine Größenordnung entspricht. 3.2.3 Impedanzanpassung und Gütefaktoren bei einem Mikrowellenresonator Für die Durchführung des Ramsey-Spektroskopieexperimentes ist die Kennt0 nis der Rabifrequenz ωR = µB des Überganges und damit die Kenntnis der h̄ magnetischen Induktion B0 der TE102 -Mode am Ort des Durchflugs der Atome durch den Resonator notwendig. Diese kann aus der im Resonator gespeicherten Energie errechnet werden. Die im Resonator gespeicherte Energie WRes wird von der in den Resonator eingekoppelten Leistung P aufrechterhalten, während innerhalb der Dauer einer Schwingungsperiode die Verlustenergie VRes auftritt. Zunächst werden als Verlustmechanismen die Abstrahlung von elektromagnetischer Feldenergie durch die Öffnungen des Resonators sowie die Dissipation von Joulscher Wärme aufgrund der Wandströme in Betracht gezogen. Es wird angenommen, daß der Energieverlust VRes während einer Periode wesentlich kleiner und außerdem proportional zur im Resonator gespeicherten Energie WRes der TE102 -Mode ist. Der dimensionslose Gütefaktor Q0 des Resonators wird dann durch Q0 := 2π · WRes VRes (3.1) definiert. Wird keine weitere Leistung in den Resonator eingekoppelt, klingt die im zeitlichen Mittel im Resonator gespeicherte Energie WRes exponentiell mit der 1e -Zerfallszeit Qω00 ab. Für die Amplitude des elektrischen Feldes Ey (t) ergibt sich daraus mit |Ey (t)|2 ∝ WRes das Verhalten einer gedämpften Schwingung mit der Frequenz ω0 : ω − 2Q0 t iω0 t 0 Ey (t) = Ey (0)e e (3.2) Eine Fouriertransformation führt auf die Verteilung der im zeitlichen Mittel im Resonator gespeicherten Energie in Abhängigkeit von der Erregerfrequenz ω. Die Verteilung entspricht einer Lorentzkurve mit der vollen Halbwertsbreite 29 ∆ωF W HM = ω0 , Q0 [Jac83]: |Ey (ω)|2 ∝ 1 (ω − ω0 )2 + ω0 2Q0 2 (3.3) Um Energie in den Resonator einzuspeisen, wird ein Mikrowellengenerator (mit einem Innnenwiderstand) über ein Kabel an die Antenne des Resonators angeschlossen. Über das Kabel läuft eine Welle zur Antenne hin. Im allgemeinen wird nur ein Teil dieser Welle in den Resonator eingekoppelt. Der Rest der Welle wird in die Leitung zurückreflektiert, und die zugehörige Energie wird am Innenwiderstand des Generators dissipiert. Um die Verhältnisse bei dieser Reflexion zu verstehen, ist es hilfreich, als Analogon einen elektrischen Schwingkreis zu betrachten. Dieser Schwingkreis (vergleiche Abb.3.5) bestehe aus einer Induktivität L, einer Kapazität C und sei durch einen Verlustwiderstand R gedämpft. Mittels eines Transformators mit einem Übertragungsverhältnis von 1 : n werde (analog zur Antenne im Fall des Mikrowellenresonators) Energie aus einem Frequenzgenerator mit reeler Innen-Impedanz Z0 in den Schwingkreis eingespeist. Eine kurze Betrachtung zeigt, daß bei hohen Frequenzen der auf der Abbildung 3.5: Elektrischer Schwingkreis als Analogon zum Mikrowellenresonator: a) Mittels eines Transformators an einen Generator gekoppelter Schwingkreis. b) Der Schwingkreis mit modifizierten Größen nL2 , Cn2 und R besitzt gegenüber dem Generator dieselbe Impedanz wie der Schwingkreis n2 bei a). Im Resonanzfall liegt Impedanzanpassung dann vor, wenn Z0 = nR2 . Sekundärseite mit der Impedanz Zs abgeschlossene Transformator auf der Primärseite die Impedanz Zp = n12 Zs darstellt. Daraus ergibt sich die Impedanz Zp des Schwingkreises auf der Primärseite des Transformators: 1 1 R + iωL + (3.4) 2 n iωC Zp ist ebenso die Impedanz des Schwingkreises in Abb.3.5 b) mit den um den Faktor n2 modifizerten Größen nL2 , C · n2 und nR2 . Abb.3.5 a) und b) stellen deshalb äquivalente Schaltbilder für denselben Schwingkreis dar. Zp = 30 Das Resonanzverhalten des elektrischen Schwingkreises wird ebenfalls durch eine Lorentzkurve beschrieben. Dabei läßt sich der Gütefaktor des nicht ge1 bekanntermakoppelten Schwingkreises mit der Resonanzfrequenz ω0 = √LC ßen durch ω0 L R Q0 = (3.5) ausdrücken 1 . Abb.3.5 b) zeigt, daß aufgrund der Kopplung zusätzlich Energie durch Dissipation von Joulscher Wärme an der reellen Impedanz Z0 des Generators verloren geht. Analog zu (3.5) definiert man den externen Gütefaktor ω0 L , n 2 Z0 Qext = (3.6) durch den die Verlustenergie am Generator außerhalb des Schwingkreises repräsentiert werden. Damit läßt sich der ‘Gütefaktor des gekoppelten Schwingkreises’ QL definieren, bei dem auch die Verlustenergie aufgrund der Kopplung VKoppl berücksichtigt wird: QL := 2π · WRes VRes + VKoppl (3.7) An dieser Definition läßt sich der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Gütefaktoren ablesen: 1 1 1 = + QL Q0 Qext (3.8) Zusätzlich wird der Kopplungsfaktor β := Qext R = 2 Q0 n Z0 (3.9) definiert. Nähert man in (3.4) für ω ≈ ω0 und setzt Q0 und β aus (3.5) und (3.9) ein, so erhält man für die auf Z0 normierte Impedanz des Schwingkreises Zn : Zn := Zp ω − ω0 = β + i 2 Q0 β · Z0 ω0 für |ω − ω0 | ω0 . (3.10) Im Resonanzfall (ω = ω0 ) ist Zn reell und durch den Kopplungsfaktor gegeben. Entspricht die Impedanz des Schwingkreises der Impedanz des Generators, d.h. Zn = 1, so spricht man von ‘Impedanzanpassung’. In diesem Fall 1 Die Verschiebung der Resonanzfrequenz ω0 aufgrund der Dämpfung soll hier vernachlässigt werden. 31 ist die Schwingungsamplitude im Schwingkreis maximal. Um im Resonanzfall die Impedanz des Schwingkreises an die Impedanz des Generators anzupassen, wählt man ein geeignetes Übertragungsverhältnis 1 : n, so daß Z0 = nR2 bzw. β = 1 gilt. Aus (3.8) ergibt sich dann: QL = Q0 Qext = 2 2 (3.11) Die Aussagen über den Schwingkreis für niedrige Frequenzen lassen sich auf den Resonator für Mikrowellenfrequenzen übertragen. Die Funktion des Transformators, der den Schwingkreis an den Generator koppelt, übernimmt hierbei eine Antenne, über die die Leistung in den Resonator eingekoppelt wird. Durch Wahl einer geeigneten Form und Größe dieser Antenne kann auch hier eine Impedanzanpassung erreicht werden. In diesem Fall wird keine Leistung am Mikrowellenresonator zurückreflektiert. Daher wird die gesamte vom Generator in die Leitung eingespeiste Leistung P im Resonator in Form ergibt sich: von Verlustenergie dissipiert. Mit ω0 = 2π T ω0 W P Q0 = (3.12) Zur Berechnung der elektromagnetische Feldenergie W der TE102 -Mode werden erneut die Feldstärkekomponenten (2.57)-(2.52) betrachtet. Zum Zeitpunkt t = 0 verschwindet das magnetische Feld, so daß sich W aus der Energiedichte des elektrischen Feldes wie folgt berechnet: abc W = 0 0 0 * µ2 *H02 ω02 a3 b c |E (t = 0)|2 dx dy dz = 2 2π 2 (3.13) Mit der sich für die TE102 -Mode aus (2.60) ergebenden magnetischen IndukH0 am Ort der Atome ergibt sich mit (3.13) und (3.12) tion B0 = µHx = 4aµ c der Zusammenhang zwischen der in den Resonator eingekoppelten Leistung und der magnetischen Feldstärke am Ort der Atome B0 : B0 = 4π 2P Q0 ω03 * a b c3 (3.14) Die Bestimmung von ω0 , β und Q0 bzw. QL , die sich aus der Messung der normierten Impedanz (3.10) mit Hilfe eines Netzwerkanalysators ergibt, ist Gegenstand des nächsten Abschnitts 2 . 2 In den folgenden Abschnitten soll, wie in der Literatur üblich, auf QL Bezug genommen werden. 32 Grundprinzip eines Netzwerkanalysators Mit einem Netzwerkanalysator ist es möglich, die auf die charakteristische Impedanz der Zuleitung Z0 normierte Impedanz Zn des Mikrowellenresonators gemäß (3.10) zu messen. Abb.3.6 zeigt das Meßprinzip. Das vom Netz- Abbildung 3.6: Impedanzmessung mit einem Netzwerkanalysator: Das vom Mikrowellenresonator reflektierte Signal wird vom Netzwerkanalysator in Amplitude und Phase mit dem ursprünglich zum Mikrowellenresonator gesandten Signal verglichen, woraus die frequenzabhängige Impedanz des Resonators berechnet werden kann. werkanalysator generierte Hochfrequenzsignal wird am Mikrowellenresonator reflektiert. Vom reflektierten Signal wird ein Teil der Leistung (−10 dB) mit Hilfe eines Richtkopplers ausgekoppelt und auf den Meßeingang des Netzwerkanalysators gegeben. Der Netzwerkanalysator vergleicht Amplitude und Phase des reflektierten und des ursprünglichen Signals, und ermittelt so zunächst . Dabei sind A und B die kompleden komplexen Reflexionsfaktor ρ = B A xen Amplituden, durch die jeweils Amplitude und Phase des zum Resonator geführten und des reflektierten Signals beschrieben werden. Beim Vergleich der Phase müssen die Längen, und beim Vergleich der Amplitude die Verluste der Leitungen zwischen dem Netzwerkanalysator, dem Richtkoppler und dem Mikrowellenresonator berücksichtigt werden. Außerdem spricht ein geringer Teil (−35 dB) der Leistung des ursprünglichen Signals auf den Koppelausgang des Richtkopplers über. Ist die vom Mikrowellenresonator reflektierte Leistung sehr gering, was insbesondere nahe der Impedanzanpassung der Fall ist, kommt es zur einer Einschränkung der Genauigkeit der Messung des Amplitudenverhältnisses durch Interferenz zwischen 33 dem reflektierten und dem übersprechenden Signal. Nach einer Eichung des Meßaufbaus durch Messungen mit drei bekannten Impedanzen an der Stelle des Mikrowellenresonators kann der Netzwerkanalysator unabhängig von diesen Einflüssen den Reflexionsfaktor des Mikrowellenresonators berechnen [Hew]. Durch periodisches Verstimmen der Frequenz ω des Signals (sogenanntes ‘Wobbeln’) wird ρ für verschiedene Frequenzen ermittelt. Der komplexe Reflexionsfaktor ρ hängt mit der normierten Impedanz Zn auf folgende Weise zusammen [Ful79]: ρ = 1+ρ Zn − 1 ⇔ Zn = Zn + 1 1−ρ (3.15) Am Netzwerkanalysator stehen verschiedene Möglichkeiten zur Darstellung von ρ(ω) bzw. Zn (ω) zur Verfügung. In einer der Darstellungen gibt der Netzwerkanalysator die Kurve ρ(ω) in der komplexen Ebene Re(ρ)-Im(ρ) wider. Dabei sind in dieser Ebene gemäß (3.15) Koordinatenlinien für konstanten Ohmschen Widerstand R := Re(Zn ) = const. und konstante Reaktanz X := Im(Zn ) = const. eingetragen. Diese Darstellung der Impedanz im sogenannten Smith-Diagramm ist in Abb.3.7 gezeigt. Bestimmung des Kopplungsfaktors und der Gütefaktoren aus dem Smith-Diagramm Für die normierte Impedanz des Mikrowellenresonators Zn (ω) ergibt sich gemäß (3.10) im Smith-Diagramm (Abb.3.7) ein Kreis, der durch Re(Zn ) = β gegeben ist. Für die Resonanzfrequenz nimmt die Impedanz Zn und damit auch der Reflexionsfaktor ρ einen reelen Wert an, d.h. die Resonanzfrequenz ergibt sich aus der Frequenz des Schnittpunktes des Impedanzkreises mit der horizontalen Koordinatenlinie X = 0. Aus der Lage dieses Schnittpunktes auf dieser Koordinatenlinie läßt sich der Kopplungsfaktor β bestimmen. Im Fall der Impedanzanpassung β = 1, d.h. Zn = 1, liegt der Schnittpunkt genau in der Mitte des Smith-Diagramms bei ρ = 0. Aus der Darstellung der Impedanz des Mikrowellenresonators im Smith-Diagramm läßt sich auch der Gütefaktor Q0 des Mikrowellenresonators bestimmen. Dazu werden die Frequenzen ω1 und ω2 an den Schnittpunkten des gemessenen Impedanzkreises mit den Koordinatenlinien X = ±i ermittelt. Mit (3.10) ergibt sich in Abhängigkeit des Kopplungsfaktors β: 2 Q0 β = ω0 |ω1,2 − ω0 | 34 (3.16) Abbildung 3.7: Ein Smith-Diagramm ergibt sich aus der Darstellung des komplexen Reflexionsfaktors ρ(ω) in der komplexen Ebene. In diese sind Koordinatenlinien für die komplexe Impedanz Zn mit R := Re(Zn ) = const., und mit X := Im(Zn ) = const. eingezeichnet. Die Impedanz Zn (ω) des Mikrowellenresonators entspricht einem Kreis mit R = β und 0 . X ∝ ω−ω ω0 Daraus ergibt sich für den impedanzangepaßten Mikrowellenresonator mit (3.11) für die Frequenzen an beiden Schnittpunkten: QL = Q0 ω0 = 2 4|ω1,2 − ω0 | (3.17) Messungen mit dem Netzwerkanalysator Zur Messung der Impedanz des Mikrowellenresonators stand ein Netzwerkanalysator (Hewlett Packard HP 8753 A) zur Verfügung. Damit lassen sich Impedanzen bis zu einer maximalen Frequenz von 3 GHz messen. Es wurde angenommen, daß sich die Impedanz bei der Resonanzfrequenz und die Gütefaktoren des Mikrowellenresonators bei einem geringfügigen Verstellen der Resonanzfrequenz mit Hilfe der Abstimmschrauben nicht ändert. So konnten die Anpassung der Impedanz und die Messung des Gütefaktors mit dem zur Verfügung stehenden Netzwerkanalysator bei einer Resonanzfrequenz unterhalb 3 GHz durchgeführt werden. Durch nachträgliches Verstellen der Resonanzfrequenz kann dann der Resonator bei einer Resonanzfrequenz von 35 3, 0357 GHz impedanzangepaßt betrieben werden. Bei den Messungen zur Eichung des verwendeten Meßaufbaus konnte das UHV-Koaxialkabel nicht berücksichtigt werden. Die Messung mit dem Netzwerkanalysator stellt somit eine Messung der Impedanz des mit dem Mikrowellenresonator abgeschlossenen Koaxialkabels dar. Für verschiedene Formen und Größen der Einkoppelantenne wurde die Impedanz des Mikrowellenresonators gemessen und daraus der Kopplungsfaktor β bestimmt. Die Messung der Impedanz des Mikrowellenresonators mit der schließlich als geeignet befundenen Einkoppelantenne zeigt Abb.3.8. Dort ist die Impedanz des Mikrowellenresonators für Frequenzen zwischen 2.95 GHz und 3, 00 GHz in einem Smith- Diagramm gezeigt. Aufgrund der im UHV- Abbildung 3.8: Messung der Impedanz des Mikrowellenresonators: Aus der Impedanz an der Resonanzstelle (Marker 1) ergibt sich ein Kopplungsfaktor von β = 1, 03. Mit den zu den Meßpunkten Marker 2 (ω1 = 2, 9767 GHz) und Marker 3 (ω2 = 2, 9738 GHz) gehörenden Frequenzen ergibt sich ein Gütefaktor von QL = 530 ± 100. Koaxialkabel auftretenden Verlustleistung ist die vom Netzwerkanalysator gemessene Leistung auch dann nicht gleich der ursprünglich zum Resonator gerichteten Leistung, wenn diese am Mikrowellenresonator vollständig reflektiert wird. Der Betrag des komplexen Reflexionsfaktors bleibt also auch für 36 Frequenzen abseits der Resonanzfrequenz kleiner als eins. Daraus ergibt sich die Abweichung der gemessenen Impedanzkurve von einem Kreis, der durch R = β gegeben wird. Allerdings soll diese Abweichung bei der Auswertung der Messung vernachlässigt werden. Aus der Impedanz des Schnittpunktes (Marker 1) des Impedanzkreises mit der Koordinatenlinie X=0 läßt sich der Kopplungsfaktor β bestimmen. Mit der Impedanz des Mikrowellengenerators und der Zuleitungen von Z0 = 50 Ω = 1, 03, so daß im folgenden ergibt sich ein Kopplungsfaktor von β = 51,557 50 der Fall der Impedanzanpassung angenommen werden kann. Die charakteristische Impedanz des UHV-Koaxialkabels weicht in Abhängigkeit von der Krümmung des Kabels geringfügig von 50 Ω ab. Dies führt zu Reflexionen beim Übergang von der Vakuumdurchführung (50 Ω) zum UHV Koaxialkabel, und so zu einem ungünstigerem Kopplungsfaktor. Im ungünstigsten Fall wurde jedoch ein Kopplungsfaktor von β = 1, 2 gemessen, bei dem nur ein Teil geringer als 1% der Leistung reflektiert wird. Wie im vorigen Abschnitt beschrieben läßt sich mit den Frequenzen ω1 = 2, 9767 GHz (Marker 2) und ω2 = 2, 9738 GHz (Marker 3) an den Schnittpunkten des Impedanzkreises mit den Koordinatenlinien X = ±i gemäß (3.17) jeweils der Gütefaktor des gekoppelten Resonators bestimmen. Aus den beiden stark unterschiedlichen Werten ergibt sich der Mittelwert QL ≈ 530 ± 100. Die Asymmetrie des Impedanzkreises ist wahrscheinlich mit den Einflüssen der Öffnungen in den Resonatorwänden und der Keramikplatte auf das Resonanzverhalten in Verbindung zu bringen. Die genaue Ursache ist aber mit den Messungen im Rahmen dieser Arbeit nicht nachvollziehbar. Einstellen der Resonanzfrequenz Zur Messung der Resonanzfrequenz im Bereich oberhalb von 3 GHz wurde eine Meßanordnung gewählt, die der in Abb.3.6 ähnlich ist. Als Signalquelle dient hier ein Quarzoszillator (Hewlett Packard HP 83752 A). Von der vom Mikrowellenresonator reflektierten Leistung wird wird ein Teil (−10 dB) von einem Richtkoppler ausgekoppelt, und mit Hilfe eines Spektrum-Analysators (Hewlett Packard HP 8563 E) gemessen. Mit Hilfe eines Personal Computers kann die Frequenz des Oszillators gesteuert und gleichzeitig der gemessene Wert der Leistung am Spektrum-Analysator ausgelesen werden. Bei bekannter Leistung des Oszillators kann so der Betrag des komplexen Reflexionsfaktors ρ(ω) für verschiedene Frequenzen automatisch bestimmt werden. Allerdings spricht bei dem verwendeten Richtkoppler ein Teil (−22 dB) der 37 Abbildung 3.9: Messung der vom Mikrowellenresonator reflektierten Leistung in Abhängigkeit der Frequenz. Die Messung wurde mit Hilfe eines Richtkopplers durchgeführt. Hieraus ergibt sich eine Resonanzfrequenz von 3, 0347 GHz. Leistung, die vom Oszillator ausgeht, auf den Koppelausgang des Richtkopplers über. Dort kommt es zu einer konstruktiven oder destruktiven Interferenz mit dem vom Mikrowellenresonator reflektierten Signal, je nach der Länge der verwendeten Kabel. Geht man davon aus, daß sich bei verschiedenen Frequenzen die relative Phase zwischen den beiden Signalen nur geringfügig ändert, so wird am Spektrum-Analysator in jedem Fall bei der Resonanzfrequenz des Mikrowellenresonators die minimale Leistung gemessen. Der Absolutwert der gemessenen Leistung ist jedoch nicht aussagekräftig. Abb.3.9 zeigt die mit dem Spektrum-Analysator gemessene Leistung bei Frequenzen zwischen 3.034 GHz und 3, 0355 GHz. Die Messung wurde an dem mit Luft (Temperatur: 23◦ C, Luftfeuchtigkeit: ca. 54%) gefüllten Resonator durchgeführt. In der Meßkurve ist die Resonanzfrequenz von 3, 0347 GHz ablesbar. Nach dem Evakuieren des Resonators wurde eine Verschiebung der Resonazfrequenz um 800 kHz gemessen, d.h. die Resonanzfrequenz lag ca. 200 kHz unterhalb der Übergangsfrequenz von 3, 0357 GHz. Bei einer Verstimmung von 200 kHz und einer Linienbreite von ca. 5, 7 MHz (FWHM) kann der Verlust an in den Resonator eingekoppelter Leistung aufgrund von Reflexionen beim nichtresonanten Betrieb bei 3, 0357 GHz vernachlässigt werden. Eine Erwärmung des Resonators aufgrund des thermischen Ausdehnungkoeffizienten von Kupfer von 1, 7 · 10−5 /K führt auf eine nderung der Resonanzfrequenz um ca. 30 kHz/K. Um eine konstante Resonanzfrequenz zu gewähr38 leisten, mußte während der Messung die sich in der Nähe des Resonators befindende Heißkathoden-Druckmeßröhre, die die Temperatur des Resonators durch Wärmestrahlung erhöhte, abgeschaltet werden. 3.2.4 Mikrowellenkomponenten für die Durchführung einer Ramsey-Spektroskopie Abb.3.10 zeigt einen Überblick über die zur Erzeugung kurzer Mikrowellenpulse verwendeten Komponenten. Als Mikrowellengenerator dient ein hoch- Abbildung 3.10: Komponenten zur Erzeugung kurzer Mikrowellenpulse: Die Frequenz des vom Quarzoszillator erzeugten Signals wird zunächst verdreifacht. Mit einem Mikrowellenschalter können dann kurze Mikrowellenpulse geformt werden. stabiler Quarzoszillator (HP 8662 A), der ein sinusförmiges Signal bis zu einer maximalen Frequenz von 1, 28 GHz mit einer maximalen Leistung von +13 dBm erzeugen kann. Mit Hilfe eines speziell gefertigten Frequenzverdreifachers (Firma: Semic RF, Modell:TRK-A01) kann aus dem Signal des Quarzoszillators ein Signal mit einer Frequenz oberhalb von 3 GHz erzeugt werden. Dabei tritt ein Konvertierungsverlust der Signalleistung von −22 dB auf. Durch einen mittels TTL-Pulsen schaltbaren Mikrowellenschalter (HP 33144 A) können die für die ein Experiment zur Ramsey-Resonanzspektroskopie benötigten Mikrowellenpulse erzeugt werden. Unter Berücksichtigung der Verlustleistung in den benötigten Koaxialkabeln zwischen den Komponenten steht am Resonator ein Signal mit der Leistung 39 P = −13 dBm bei Frequenzen um 3, 035 GHz zur Verfügung. Bei einem Gütefaktor des gekoppleten Resonators QL = 530 ergibt sich dabei innerhalb des Mikrowellenresonators eine Amplitude der magnetischen Induktion am Ort der Atome gemäß (3.14) von ca. B0 = 220 nT und daraus mit (2.34) eine Rabifrequenz von ca. ωR = 2π · 3, 1 kHz. 3.3 Optisches Pumpen Bei den Experimenten wird, nachdem die Atome die magnetooptische Falle verlassen haben, ein statisches magnetisches Feld parallel zur Richtung der magnetischen Feldstärke des Hochfrequenzfeldes innerhalb des Resonators am Ort der Atome mit Hilfe der Spulen zur Erdmagnetfeldkompensation erzeugt. Dadurch wird eine Quantisierungsachse ausgezeichnet, bezüglich derer die magnetischen Unterzustände der Hyperfeinstrukturniveaus von Rubidium definiert sind und wodurch die zugehörigen Energieeigenwerte aufgrund des Zeemaneffektes verschoben werden. Nachdem die Atome aus der magnetooptischen Falle fallengelassen worden sind, befinden sie sich im Zustand 52 S 1 , F = 3, wobei sie allerdings über 2 die magnetischen Quantenzahlen −3, . . . , +3 verteilt sind. Um bei der Wechselwirkung mit der optischen Stehwelle eine definierte Kopplungsstärke zu erreichen, ist es notwendig, daß sich alle Atome in einem definierten magnetischen Unterzustand befinden. Außerdem soll es möglich sein, ausgehend von diesem magnetischen Unterzustand mit Hilfe des linear polarisierten magnetischen Feldes innerhalb des Mikrowellenresonators einen magnetischen Dipolübergang mit ∆mF = 0 zu induzieren werden. Aus diesem Grund scheidet die einfache Möglichkeit aus mit einem zirkular polarisiertem Laserstrahl die Atome in den Unterzustand mF = +3 bzw. mF = −3 optisch zu pumpen, da so keine Möglichkeit für einen Hyperfeinstrukturübergang mit ∆mF = 0 gegeben wäre. Allerdings ist es möglich die Atome in den Unterzustand mF = 0 zu transferieren, was bedeutet, daß mit Hilfe des Resonators der in Kapitel 2.2 beschriebene magnetische Dipolübergang F = 2, mF = 0 → F = 2, mF = 0 induziert werden kann. Anhand von Abb.3.11 in der ein Ausschnitt aus dem Energieniveauschema von 85 Rb gezeigt ist, soll das hier verwendete Prinzip des optischen Pumpens erklärt werden. Mit parallel zur Quantisierungsrichtung linear polarisiertem Laserlicht, werden die Atome resonant vom Zustand 52 S 1 , F = 3 in dem Zustand 52 P 3 , F = 3 angeregt, wobei ∆mF = 0 gilt. Von 2 2 dort aus können sie durch spontane Emission mit ∆mF = 0, ±1 wieder in den Zustand 52 S 1 , F = 3 übergehen. Da das Übergangsmatrixelement für die 2 Anregung 52 S 1 , F = 3, mF = 0 → 52 P 3 , F = 3, mF = 0 verschwindet, behält 2 2 40 Abbildung 3.11: Energieniveauschema von 85 Rb: Um die Atome in den Zustand 52 S 1 , F = 3, mF = 0 optisch zu pumpen werden die Übergänge 2 52 S 1 , F = 3 → 52 P 3 , F = 3 und 52 S 1 , F = 2 → 52 P 3 , F = 3 mit ∆mF = 0 2 2 2 2 benutzt. ein Atom, das einmal diesen Zustand 52 S 1 , F = 3, mF = 0 angenommen hat, 2 diesen bei. Nach einigen Zyklen mit induzierter Absorbtion und spontaner Emission werden so alle Atome in den mF = 0 Zustand transferiert. Dabei ist zu beachten, daß die Atome vom angeregten Zustand durch spontane Emission auch in den Zustand 52 S 1 , F = 2 übergehen könen. Mit Hilfe 2 eines weiteren Laserstrahles mit linearer Polarisation parallel zur Quantisierungsrichtung, der resonant zum Übergang 52 S 1 , F = 2 → 52 P 3 , F = 3 ist, 2 2 gelangen die Atome wieder in den Zustand 52 S 1 , F = 3. 2 Verschiedene Mechanismen führen dazu, daß Atome, die bereits in den Unterzustand mF = 0 gepumpt wurden, diesen wieder verlassen können. Zum einen finden aus dem Zustand 52 S 1 , F = 3, mF = 0 mit geringer Rate nichtresonan2 te Anregungen in die Zustände 52 P 3 , F = 2 und 52 P 3 , F = 4 statt, von wo 2 2 aus ein spontaner Zerfall in verschiedene magnetische Unterzustände möglich ist. Zum anderen sind die verwendeten Laserstrahlen nicht vollständig linear polarisiert. Anteile von σ + - bzw. σ − -polarisierten Lichtes ermöglichen eine Anregung der Atome aus dem mF = 0 Unterzustand mit ∆mF = ±1. Eine in Anhang A beschriebene, numerische Berechnung gibt Aufschluß über die zeitliche Entwicklung der Population aller beteiligten magnetischen Unterzustände. 41 Die beiden für das optische Pumpen benötigten Laserstrahlen wurden überlagert und mittels eines Polarisationsstrahlteiles linear polarisiert. Die Intensität der beiden Strahlen betrug 3, 4 µW/cm2 für den Übergang 52 S 1 , F = 2 3 → 52 P 3 , F = 3 und 51 µW/cm2 für den Übergang 52 S 1 , F = 2 → 52 P 3 , F = 2 2 2 3. Etwa 30ms nachdem die Atome die magnetooptische Falle verlassen haben wurden die beiden Laserstrahlen für eine Dauer von 10 ms eingeschaltet. Dadurch wurden ca. 75% der Atome in den Zustand 52 S 1 , F = 3, mF = 0 2 transferiert, wie in Kapitel 4.1 ermittelt wird. Die im Anhang A berechnete Transfereffizienz von 91% wurde nicht erreicht. Dies läßt sich mit der schlechten Qualität des Strahlprofils der verwendeten Laserstrahlen erklären. In Bereichen des Strahlprofils mit vergleichsweise geringer Intensität wird nur eine geringe Transfereffizienz erreicht. In Bereichen mit vergleichsweise hoher Intensität finden mehr Zyklen mit spontaner Emission statt, als die im Mittel 13 Emmissionszyklen, die sich aus der Berechnung im Anhang ergaben. Dies führt zu einem erhöhten Teil von Atomen, die durch vermehrte Photonenrückstöße bei der spontanen Emission abgelenkt werden, und so nicht mehr in die Nachweisregion gelangen. Das heißt, daß gerade die Atome, die Bereits in den mF = 0 Unterzustand gepumpt worden sind, zu einer Verringerung der beobachteten Zählrate und damit zu einer verringerten Transfereffizienz beitragen. 42 Kapitel 4 Messungen Die in diesem Abschnitt beschriebenen Messungen wurden ohne den Einsatz einer optischen Stehwelle durchgeführt. Mit einer Wiederholungsrate von 1 Hz wurden Rubidiumatome aus der magnetooptischen Falle freigelassen und wie in Kapitel 3.3 beschrieben in den Zustand 52 S 1 , F = 3, mF = 0 optisch 2 gepumpt. Mit der Verwendung eines zum atomaren Übergang 52 S 1 , F = 3 → 2 52 P 3 , F = 4 (Vergleiche Abb.3.11) resonanten Laserstrahls beim optischen 2 Fluoreszenznachweis werden alle Rubidiumatome nachgewiesen, die sich nach dem Passieren der Wechselwirkungszone im Zustand 52 S 1 , F = 3 befinden, 2 unabhängig vom magnetischen Unterzustand. Um ein möglichst großes Signal zu erhalten, wurde auf die Verwendung eines Kollimationsschlitzes verzichtet, so daß eine maximale Anzahl von Atomen die Wechselwirkungszone und den Nachweisstrahl passiert. 4.1 Rabioszillationen Zur Demonstration der Rabioszillationen wurde nach dem optischen Pumpen beim Flug der Atome durch den Mikrowellenresonator ein Mikrowellenpuls variabler Dauer angewendet. Die Messung wurde mit einem Mikrowellensignal mit der Frequenz des atomaren Überganges und einer Leistung am Mikrowellenresonator von −13 dBm durchgeführt. In Abb.4.1 ist die gemessene Zählrate des Photomultipliers aufgrund des Fluoreszenzlichtes von Atomen im Zustand 52 S 1 , F = 3 gegen verschiedene Pulslängen τ zwischen 10 µs und 2 1, 2 ms aufgetragen. Jeder der 120 Datenpunkte entspricht einer Mittelung über sechs Einzelmessungen. 43 Abbildung 4.1: Rabioszillationen: Das Fluoreszenzsignal der Atome im Zustand 52 S 1 , F = 3 ist gegenüber der Dauer τ eines Mikrowellenpulses auf2 getragen. Aus der Anpassung der theoretisch erwarteten Kurve (durchgezogene Linie) ergibt sich eine Rabifrequenz von 2π · 3, 1 kHz. Anhand der maximalen und minimalen Zählrate läßt sich eine Transfereffizienz für das optische Pumpen von 68% ablesen. Man erkennt das oszillatorische Verhalten der Zahl der im Zustand 52 S 1 , F = 2 3 nachgewiesenen Atome, was den in Kapitel 2.1 beschriebenen Rabioszillationen entspricht. An die Meßpunkte wurde eine theoretische Kurve der Form A sin(ωR τ +φ)+B angepaßt, wobei A,ωR ,φ und B die zu bestimmenden Parameter sind. Daraus ergibt sich eine Rabifrequenz von ωR = 2π · 3, 1 kHz. Diese gemessene Rabifrequenz befindet sich in guter Übereinstimmung mit der aus dem Gütefaktor QL = 530 des Mikrowellenresonators im Zusammenhang mit der Mikrowellenleistung von −13 dBm in Kapitel 3.2.4 vohergesagten Rabifrequenz. Die Dauer eines π-Pulses (vergleiche Kapitel 2.1) beträgt also 161 µs. Allerdings wird auch bei einem π-Puls eine minimale, nicht verschwindende Zählrate von Atomen im Zustand 52 S 1 , F = 3 von B − A = 31 kHz beob2 achtet, die weit über der Untergrundzählrate von ca. 200 Hz liegt. Es folgt daraus, daß offensichtlich nicht alle Atome nach dem Mikrowellenpuls in den Zustand 52 S 1 , F = 2 übergegangen sind. Da sichergestellt ist, daß die ein2 gestellte Frequenz genau der Resonanzfrequenz des Überganges entspricht, kann dieses Verhalten nur dadurch erklärt werden, daß nicht alle Atome in den Zustand 52 S 3 , F = 3, mF = 0 gepumpt wurden. Unter dieser Annahme 2 läßt sich die Transfereffizienz des optischen Pumpens angeben. Mit der maximalen Zählrate von B + A = 97 kHz ergibt sich für diese Messung, daß ca. 68% der Atome durch das optische Pumpen in den Unterzustand mF = 0 44 transferiert wurden. 4.2 Ramsey-Spektroskopie Abbildung 4.2: Ramsey-Spektroskopiesignal: Mit zwei π2 -Mikrowellenpulsen der Dauer 80, 5 µs und dem zeitlichen Abstand von 0, 35 ms wurde der Hyperfeinübergang im Grundzustand von Rubidium angeregt. Im Diagramm ist das Fluoreszenzsignal der Atome im Zustand 52 S 1 , F = 3 gegenüber 2 der Verstimmung der Mikrowellenfrequenz um eine Zentralfrequenz aufgetragen. Zur Durchführung eines Ramsey-Spektroskopieexperiments wurden während des Flugs der Atome durch den Mikrowellenresonator zwei π2 -Mikrowellenpulse angewendet. Die in den Mikrowellenresonator eingekoppelte Leistung betrug wiederum −13 dBm, und es wurde eine Dauer der beiden π2 -Pulse von je 80, 5 µs entsprechend der sich aus der Messung der Rabioszillationen ergebenden halben Dauer für einen π-Puls gewählt. In den nun folgenden drei Messungen wurde bei jeweils konstanter Separationszeit T zwischen den beiden π2 -Pulsen die sich aus dem Fluoreszenzsignal ergebende Zählrate für Atome im Zustand 52 S 1 , F = 3 bei verschiedenen Fre2 quenzen des Mikrowellensignals in einem Frequenzintervall um eine Zentralfrequenz von 3.035734884 GHz gemessen. Jeder der gemessenen Datenpunkte ergab sich aus einer Mittelung über sechs Einzelmessungen. 45 Zunächst wurde die Zählrate für T = 0, 35 ms in einem Frequenzintervall von 60 kHz um die Zentralfrequenz gemessen. Das sich daraus ergebende RamseySpektroskopiesignal gemäß (2.26) ist in Abb.4.2 gezeigt (vergleiche Abb.2.3). Die Periode des Signals nahe der Zentralfrequenz ist durch den Reziprokwert der Separationszeit zwischen den beiden Mikrowellenpulsen gegeben. Um die Resonanzfrequenz genauer bestimmen zu können wurden Messungen mit einer verlängerten Seperationszeit durchgeführt. Dabei ist die Größe der Separationszeit daduch begrenzt, daß die herabfallende ‘Wolke’ von Rubidiumatomen mit einer vertikalen Ausdehnung von ca. 15 mm sich während beider Mikrowellenpulse vollständig innerhalb des Resonators befinden muß. In Abb.4.3 ist ein Ausschnitt aus einem vollständigen Ramsey-Spektroskopiesignal für die maximal mögliche Separationszeit von T = 5 ms gezeigt. Es läßt sich die Abbildung 4.3: Ramsey-Spektroskopiesignal: Es ist das Fluoreszenzsignal der Atome im Zustand 52 S 1 , F = 3 gegenüber der Verstimmung der Fre2 quenz des Mikrowellensignals aufgetragen. Die eingestellte Separationszeit T = 5 ms zwischen den beiden π2 -Pulsen läßt sich anhand der Periode des Signals von T1 = 200 Hz ablesen. erwartete Periode des Signals von 1 T = 200 Hz ablesen. Für eine genaue Bestimmung der Resonanzfrequenz wurden bei gleicher Seperationszeit 100 Datenpunkte in einem Frequenzintervall von 300 Hz um die Zentralfrequenz gemessen, wie in Abb.4.4 gezeigt. An den Verlauf der experimentellen Daten wurde erneut eine Sinusfunktion durch Minimieren des χ2 angepaßt [Pre92]. Daraus ergibt sich ein Schätzwert für die atomare Übergangsfrequenz von 3, 03573488795 GHz. Die Abweichung des gemes46 Abbildung 4.4: Zentraler Peak des Ramsey-Spektroskopiesignals: Jeder der 100 Datenpunkte ergibt sich aus dem Mittelwert von 6 Einzelmessungen, wobei die gesamte Messung ca. 600 s dauerte. Aus der Anpassung einer theoretischen Kurve an die Meßdaten ergibt sich eine Resonanzfrequenz von = 1, 3 · 10−10 3, 0357348795 GHz, die mit einer relativen Genauigkeit von δν ν bestimmt wurde. senen Wertes von dem in Tabelle 2.1 angegebenen Literaturwert rührt von der Verschiebung der Übergangsfrequenz von 1294 Hz/T 2 [Van89c] aufgrund des statischen magnetischen Feldes her (quadratischer Zeemaneffekt). Daraus berechnet sich die Stärke des magnetischen Feldes zu 1, 37 T . Aus der Anpassung der Daten ergibt sich nach der in [Pre92] beschriebenen ‘Bootstrap’-Methode ein Fehler für den Schätzwert der atomaren Übergangsfrequenz von δν = 0.38 Hz, d.h. eine relative Genauigkeit der Messung der = 1, 3 · 10−10 bei einer Meßdauer Tmeß ≈ 600 s. Übergangsfrequenz von δν ν 47 Kapitel 5 Beobachtung messungsinduzierter Beugungsphänomene Mit den im vorherigen Kapitel 4 beschriebenen Messungen wurden für den verwendeten Hyperfeinstrukturübergang des Grundzustandes die Übergangsfrequenz sowie die bei bekannter Leistung des Mikrowellensignals erreichte Rabifrequenz ermittelt. Diese Messung sowie der Aufbau des einen optischen Spiegel beinhaltenden Mikrowellenresonators dienen der Vorbereitung des in der Einleitung bereits erwähnten Experiments mit einer optischen Stehwelle bei der die Methode der Ramsey-Spektroskopie zur Anwendung kommt. Dieses Experiment soll hier in den wesentlichen Zügen beschrieben werden. Eine umfassende Darstellung findet sich in [Kun96]. 5.1 Verschränkung zwischen Ort und internem Zustand eines Atoms Im folgenden wird ein einzelnes Rubidiumatom betrachtet, das während des Flugs durch den Mikrowellenresonator, wie in Abb.5.1 gezeigt, mit zwei π2 Mikrowellenpulsen in Wechselwirkung tritt. In der Zeit zwischen den beiden Pulsen passiert das Atom eine stehende Lichtwelle. Durch die Stehwelle werden die beiden Hyperfeinstrukturzustände des Grundzustandes |g (F = 2) und |a (F = 3) mit dem angeregten Zustand |e (52 P 3 ) gekoppelt. Für 2 gegenüber der Linienbreite der Übergänge |g → |e bzw. |a → |e weit 48 Abbildung 5.1: Das Atom tritt in Wechselwirkung mit zwei Mikrowellenpulsen und einer stehenden Lichtwelle. Durch die optische Stehwelle werden die beiden Hyperfeinniveaus des Grundzustandes je mit gleicher Kopplungsstärke an einen angeregten Zustand gekoppelt. Nach der Wechselwirkung kann der interne und der Impulszustand des Atoms am, Ort der Stehwelle mit dem zustandsselektiven und ortsauflösenden Nachweis gemessen werden. verstimmtes Licht treten dabei Verschiebungen der Anregungsenergien für die beiden Übergänge auf (dynamischer Stark Effekt). Diese sind direkt poportional zur jeweiligen Kopplungsstärke und der Intensität der optischen Stehwelle und somit abhängig von der Position des Atoms in der optischen Stehwelle. Außerdem sind die Energieverschiebungen umgekehrt proportional zur jeweiligen Verstimmung, so daß mit einer geeigneten Verstimmung die Energieverschiebungen dem Betrage nach gleich gewählt werden können. Man gelangt so zu der Darstellung für die Energieverschiebung ∆E = h̄∆ω0 cos2 (kz), wobei cos2 (kz) die Abhängigkeit der Intensität innerhalb der optischen Stehwelle mit dem Wellenvektor k wiedergibt und h̄∆ω0 der Betrag der Energieverschiebung im Intensitätsmaximum ist. Vor der Wechselwirkung mit den beiden Mikrowellenfeldern und dem Lichtfeld befindet sich das Atom im Zustand |a. Unter Zuhilfenahme der Kollimationsschlitze wird die Verteilung des transversalen Impulses des Atoms eingeengt, was zu einer Unschärfe L der Ortsverteilung entlang der optischen Stehwelle führt. Der die Wellennatur des Atoms berücksichtigende quanten- 49 mechanische Zustand des Atoms lautet dann: |Ψinitial = +L/2 −L/2 dz |z ⊗ |a √ L (5.1) Durch den ersten π2 -Mikrowellenpuls wird das Atom in eine kohärente Superposition der Zustände |g und |a überführt. Die im Lichtfeld der optischen Stehwelle auftretende Energieverschiebung führt zu einer unterschiedlichen zeitlichen Entwicklung der Phase für die Zustände |g und |a innerhalb der Wellenfunktion. Die Phasenverschiebung gegenüber der freien Zeitentwicklung der Phase der Wellenfunktion nach der Zeit Topt ergibt sich zu ∆Φ = ∆ω0 Topt cos2 (kz) ≡ ∆Φ0 cos2 (kz). In Abhängigkeit dieser Phasenverschiebung gilt für den quantenmechanischen Zustand nach der Anwendung des zweiten π2 -Mikrowellenpules [Kun94]: |Ψf inal = +L/2 |z ⊗ −L/2 cos(∆Φ0 cos2 (kz))|g dz + cos(∆Φ0 sin2 (kz))|a √ L (5.2) Das Atom befindet sich so in einem verschränkten Zustand, da die Wahrscheinlichkeitsamplituden für die Besetzung der internen Zustände vom Ort des Atoms abhängen. Wird das Atom bei einer Messung des internen Zustandes im Zustand |a beobachtet, so ergibt sich die bedingte Wahrscheinlichkeit, daß sich das Atom gleichzeitig an der Position z innerhalb der optischen Stehwelle befand: P (z | |a) = 1 sin2 (∆Φ0 cos2 (kz)) L (5.3) Das Atom wird also innerhalb periodischer Bereiche in der optischen Stehwelle lokalisiert, die in Abb.5.2 gezeigt sind. Ohne die Messung des internen Zustandes findet keine Lokalisation in der optischen Stehwelle statt, sondern nur eine ortsabhängige Phasenmodulation der Wellenfunktion. Mit Hilfe einer Fouriertranformation von (5.2) ergibt sich der Impulszustand des Atoms am Ort der optischen Stehwelle. Dabei zeigt es sich, daß die atomare de Broglie-Welle aufgrund der Wechselwirkung mit der optischen Stehwelle abgebeugt [Kun96] wird, wobei die nderung des transversalen Impulses von von Photonenrückstößen aus der optischen Stehwelle herrührt. Dabei kann das Atom diskrete Zustände des transversalen Impulses (sogenannte Beugungsordnungen) annehmen, die sich um den doppelten Betrag des Impulses eines Photons der optischen Stehwelle unterscheiden. Abb.5.2,a) zeigt die in [Kun94] errechnete Wahrscheinlichkeit, das Atom in 50 einem Impulszustand zu finden, ein sogenanntes Impulsspektrum. Dabei wird das Atom unabhängig von seinem internen Zustand nachgewiesen. Die Gewichtung der einzelnen Beugungsordnungen hängt von der maximalen Phasenverschiebung ab, die hier zu ∆Φ0 = π gewählt wurde. In Abb.5.2,b) ist der Fall gezeigt, daß das Atom selektiv im Zustand |a nachgewiesen wird, so daß es zu einer Lokalisation des Atoms in der optischen Stehwelle kommt. Ziel des Experimentes ist, es die sich in dem Verschwinden einzelner Beugungsordnungen äußernde Rückwirkung der Lokalisation auf den transversalen Impulszustand durch Vergleich der beiden Impulsspektren zu beobachten. Abbildung 5.2: Theoretisch berechnete Impulsspektren des Atoms nach der Wechselwirkung mit den Mikrowellenfeldern und der optischen Stehwelle: a) Ohne eine Messung des internen Zustandes des Atoms beobachtet man Beugung des Atoms an der stehenden Lichtwelle für den Phasenparameter Φ0 = π. b) Mit einer Messung des internen Zustandes wird das Atom innerhalb eines periodischen Bereiches in der Stehwelle lokalisiert (siehe Einsatz rechts oben). Daraus ergibt sich eine Rückwirkung auf den Impulszutand. 51 5.2 Experimentelle Anforderungen Zur Durchführung des Experimentes ist es notwendig, daß sich die Position des Atomes entlang der optischen Stehwelle während der Wechselwirkungszeit Topt nicht ändert. Bei der Beschreibung der Bewegung des Atoms im Lichtfeld soll deshalb die kinetische Energie des Atoms vernachlässigt werden. Diese sogenannte Raman-Nath-Näherung [Jan93] ist für eine kurze Wechselwirkungszeit Topt erfüllt, die im Experiment mit einem Lichtpuls von kurzer Dauer realisiert wurde. Der transversale Impulszustand läßt sich mit Hilfe des ortsauflösenden Fluoreszenznachweises bestimmen. Mit dem in Abb.3.11 gezeigten, zum Übergang 52 S 1 , F = 3 → 52 P 3 , F = 4 resonanten Nachweisstrahl können die 2 2 Atome, die sich im Zustand 52 S 1 , F = 3 befinden nachgewiesen werden. 2 Um die Atome unabhängig vom Hyperfeinzustand, also auch im Zustand 52 S 1 , F = 2 nachzuweisen, wird dem Nachweisstrahl zusätzlich ein zum Über2 gang 52 S 1 , F = 2 → 52 P 3 , F = 3 resonanter Laserstrahl überlagert. Von die2 2 sem werden die Atome in den Zustand 52 P 3 , F = 3 angeregt, von dem aus 2 sie in den Zustand 52 S 1 , F = 3 zerfallen und ebenso wie die sich ursprünglich 2 in diesem Zustand befindenden Atome nachgewiesen werden. 5.3 Resultate und Zusammenfassung In einer ersten Messung wurden nach der Anwendung zweier π2 -Mikrowellenpulse und der optischen Stehwelle die Atome unabhängig von ihrem internen Zustand nachgewiesen. Für verschiedene Intensitäten des Lichtfeldes wurden bei konstanter Dauer Topt des Lichtpulses Impulsspektren gemessen, bis sich aus der Auswertung der Gewichtung der einzelnen Beugungsordnungen eine Phasenverschiebung von ∆Φ0 = π ergab. Das so gemessene Impulsspektrum ist in Abb.5.3 gezeigt. Die Gewichtung der einzelnen Beugungsordnungen befindet sich in guter Übereinstimmung mit der theoretischen Erwartung. Die Breite der Beugungsordnungen rührt von der nach der Kollimation der Atome verbleibenden verbreiterten Verteilung des transversalen Impulses der Atome vor der Wechselwirkung her. Bei der darauffolgenden Messung wurden die Parameter der Mikrowellenpulse und des Lichtpulses nicht verändert. Lediglich der Strahl des Rückpumplasers wurde aus dem optischen Nachweis entfernt, so daß die Atome zustandsselektiv nachgewiesen wurden, also eine Messung des internen Zustandes stattfand. Das so gemessene Impulsspektrum ist in Abb.5.4 gezeigt. Es ist zu beachten, 52 Abbildung 5.3: Impulsspektrum für ein an der optischen Stehwelle gebeugtes Atom, ohne daß eine Messung des internen Zustandes stattgefunden hat. Die Gewichtung der einzelnen Beugungsordnungen ergibt sich aus der Wahl des Parameters für die Phasenverschiebung ∆Φ0 = π. daß ca. 32% der Atome nicht durch das optische Pumpen in den Zustand 52 S 1 , F = 3, mF = 0 transferiert wurden. Der interne Zustand dieser Ato2 me wird durch die Mikrowellenpulse nicht verändert, so daß für diesen Teil der Atome keine Ortsinformation in interne Zustände des Atoms gespeichert wird. Für diese Atome ergibt sich ein Impulsspektrum wie das in Abb.5.3. Zieht man von den Zählraten des zur zustandsselektiven Messung gehörenden Impulsspektrums 32% der Zählrate des Impulspektrums der nicht zustandsselektiven Messung ab, so erhält man das mit der theoretischen Vorhersage gut übereinstimmende Impulsspektrum in Abb.5.4. Schließlich soll der Ablauf des Experimentes kurz zusammengefaßt werden: Aufgrund der Kollimation kann das einzelne Atom als de Broglie-Welle mit einer Ortsunschärfe, die sich über wenige Wellenzüge der optischen Stehwelle erstreckt, beschrieben werden. Nach der Wechselwirkung mit den beiden Hochfrequenzfeldern und dem stehenden Lichtfeld befindet sich das Atom in einem Superpositionszustand aus verschiedenen Ortszuständen und den beiden internen Zuständen. Der Zustand des Atoms ist dabei in der Weise verschränkt, daß die Wahrscheinlichkeitsamplituden für die beiden Zustände 53 Abbildung 5.4: Messung der Rückwirkung der Lokalisation des Atomes auf den Impulszustand (nicht gefüllte Punkte). Nach Abzug der von ca. 32% der Zählrate der Messung ohne zustandsselektiven Nachweis aufgrund der Atome, die durch das optische Pumpen nicht in den Unterzustand mF = 0 gepumpt wurden, ergibt sich eine sehr gute Übereinstimmung (ausgefüllte Punkte) mit der theoretischen Erwartung. von der Position des Atoms innerhalb der optischen Stehwelle abhängen1 Die Information über die Position des Atoms ist dadurch in den Besetzungswahrscheinlichkeiten für die internen Zustände gespeichert. Nachdem das Atom die Wechselwirkungszone verlassen hat, besitzt man die Freiheit den internen Zustand zu messen, oder die darin enthaltene Ortsinformation zu ignorieren. Im letzteren Fall ergibt sich bei der Messung des transversalen Impulszustandes ein Impulsspektrum resultierend für Stehwellenbeugung im RamanNath-Regime. Im Falle des zustandsselektiven Nachweises des Atoms wird das Atom im Moment der Messung im optischen Nachweis innerhalb einer gewissen Orsverteilung in der optischen Stehwelle verzögert lokalisiert. Die instantane Rückwirkung der Messung des internen Zustandes (und die damit verbundene Lokalisation des Atoms) auf seinen Impulszustand, läßt sich bei der Messung des Impulsspektrums unmittelbar beobachten, weshalb hier von 1 Der experimentelle Beweis dafür, daß ein verschränkter Zustand vorliegt konnte erbracht werden und ist in [Kun96] beschrieben. 54 ‘messungsinduzierten Beugungsphänomenen’ gesprochen wird. 55 Anhang A Besetzungswahrscheinlichkeiten beim optischen Pumpen Für das in Kapitel 3.3 beschriebene optische Pumpen kann die zeitliche Entwicklung der Bestzungswahrscheinlichkeiten aller beteiligten magnetischen Unterzustände mit Hilfe der Einsteinschen Ratengleichungen berechnet werden. Für eine Wechselwirkung in Dipolnäherung der Atome mit schmalbandigem Laserlicht lassen sich die Raten für induzierte Absorbtion Γabs , induzierten Emission Γem und spontane Emission Γspon auf den verschieden Übergängen mit Hilfe der in [Har95] zusammengestellten elektrischen DipolMatrixelementen Übergangsmatrixelemente angeben [Sob92]. Die zeitliche Entwicklung der Besetztung Ni des i-ten magnetischen Unterzustandes aller am optischen Pumpen beteiligten Niveaus ergibt sich dann aus den Ratengleichungen: spon d abs Γij + Γem + Γ Nj Ni = ij ij dt j (A.1) Mit Hilfe eines Computerprogrammes kann durch iteratives Vorgehen die Gleichung ∆Ni = spon i Γij abs + Γem Nj ∆t ij + Γij (A.2) für kleine Zeitschritte ∆t gelöst werden. Dabei wird davon ausgegangen, daß bei t = 0 die Atome über die magnetischen Unterzustände des Zustandes 52 S 1 , F = 3 gleichverteilt sind. 2 Abb.A.1 zeigt die so berechnete Besetzungswahrscheinlichkeit (Population) der magnetischen Unterzustände des Zustandes 52 P 3 , F = 3 als Funktion der 2 56 Zeit. Dabei wurden die in Abschnitt 3.3 angegebenen, während der Experimente benutzten Parameter für die Intensitäten der beiden Laser und die Dauer des optischen Pumens verwendet. Weiterhin wurde die nichtresonante Ankopplung an die Zustände 52 P 3 , F = 2 und 52 P 3 , F = 4 in Betracht 2 2 gezogen, und eine Beimischung von 1% der Gesamtleistung von σ + - bzw. σ − polarisiertem Licht angenommen, die aus einer Abweichung der Polarisationsrichtung von der Quantisierungsrichtung um einen Winkel von 8◦ resultiert. Es ergab sich eine Transfereffizienz in den magnetischen Unterzustand mit mF = 0 von 91%. Die mittlere Anzahl der spontanen Emissionen pro Atom kann durch Aufsummieren der Wahrscheinlichkeiten für spontane Emissionen aus allen angeregten Zustände über alle Zeitschritte ermittelt werden. Nach 10 ms optischen Pumpens hat ein Atom im Mittel 13 spontane Emissionen vollzogen. Abbildung A.1: Berechnug der Besetzung der magnetischen Unterzustände des Zustandes 52 S 1 , F = 3 während des optischen Pumpens. 2 57 Literaturverzeichnis [All75] L. Allan und J. H. Eberly. Optical Resonance and Two Level Atoms, Kapitel 2. Jhon Wiley & Sons, 1975. [And81] S. V. Andeev, V. I. Balykin, V. S. Lethokov und V. G. Minogin. JETP, 34:442, 1981. [Bal75] L. C. Balling. Advances in Quantum Electronics. London: Academic Press, 3 Auflage, 1975. [Cla91] A. Clairon, C. Salomon, S. Guellati und W. D. Phillips. Ramsey resonance in a zacharias fountain. Europhysics Letters, 16:165, 1991. [Dal89] J. Dalibard und C. Cohen-Tannoudji. 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[Van89b] J. Vanier und C. Audoin. The Quantum Physics of Atomic Frequency Standards, Kapitel 1.2. Adam Hilger, Bristol and Philadelphia, 1989. [Van89c] J. Vanier und C. Audoin. The Quantum Physics of Atomic Frequency Standards. Adam Hilger, Bristol and Philadelphia, 1989. 59 Danksagung An dieser Stelle möchte ich all denjenigen danken, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben: • Herrn Prof. Gerhard Rempe für die Aufnahme in seine Gruppe, die interessante Themenstellung sowie das Schaffen hervorragender Arbeitsbedingungen. • Stefan Kunze für die ausführliche Betreuung und das Korrekturlesen dieser Arbeit. Trotz einiger ‘Reibungsverluste’ konnte ich sehr viel von ihm lernen. • Stephan Dürr für die tolle Zusammenarbeit im Laufe des ganzen Jahres und für die Hilfe bei der Vollendung dieser Arbeit. • Den Kollegen der Arbeitsgruppe, die durch Disskussionsbereitschaft, ihren Humor und ihre Hilfe zu einem guten Abeitsatmoshpäre beigetragen haben. • Herrn Schulter für hilfreiche Tips zur Konstruktion des Mikrowellenresonators und der Halterung. • Herrn Vogt, Herrn Bock, Herrn Müller, Herrn Bartmann, Herrn Bäschle, Herrn Kühnel und Stefan Hahn für die rasche und präzise Fertigstellung des Mikrowellenresonators und der Halterung. • All meinen Vorgängern an dieser Apparatur: Alexander, Urban, Steffen, Michael und Bernd, ohne deren Vorarbeit diese Messungen nicht möglich gewesen wären. • Frau Beck für das Anfertigen Zahlreicher Grafiken in dieser Arbeit. • Vor allem gilt mein Dank meiner Mutter und meiner Schwester, die ihr möglichstes getan haben, um mir ein ordentliches Studieren zu ermöglichen.